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Theodor Ickler
18.02.2001 23.00
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Voll daneben

Lieber Herr Jansen,
wie ich – mit einer gewissen Genugtuung um der Sache willen, aber ohne Gehässigkeit – feststelle, haben Sie es nicht im entferntesten getroffen. (Woran ich übrigens erkenne, daß Sie leider meinen berühmten „Kritischen Kommentar“ immer noch nicht besitzen, und dabei habe ich mir so viel Mühe damit gegeben, auch einen Haufen Geld in den Druck investiert!). Also: Bei „es fällt schwer“ handelt es sich um ein sogenanntes „Vorgreifer-es“; das gehört ausweislich der Beispiele in § 77 (5) zu den „hinweisenden“ Wörtern, nach denen ein Komma stehen muß. Mit einem „Nachtrag“ hat das nichts zu tun, technisch gesprochen ist eine „Extraposition“ (normale Herausstellung von Nebensätzen, auch Infinitivsätzen nach rechts). Bei „es gilt“ ist das „es“ aber kein hinweisendes Wort, sondern gehört als „formales Subjekt“ fest zu dem ganzen Ausdruck hinzu. Woher ich das weiß? Nun, das ergibt eine Umstellprobe: Nur das Vorgreifer-es fällt bei Umstellung weg: „Zu schweigen fällt hier schwer.“ Dagegen bleibt das formale Subjekt erhalten: „Den Mund zu halten gilt es hier“. (Kein schöner Satz, aber korrekt.) Es gibt noch viele weitere Probleme bei der Unterscheidung der verschiedenen „es“. Die Schweizer Reformer wußten 1996 noch nichts davon, daß auch „es“ zu den hinweisenden Wörtern gezählt werden    soll, und die ganze Kommission hat § 77 (5) inzwischen schwer bereut und wird demnächst ändern. Die Zeichensetzung, bisher kaum diskutiert, hat den Reformern durch ihre ungeahnten Folgen buchstäblich die Sprache verschlagen. Es hat schon seinen Grund, daß die Nachrichtenagenturen davon nichts wissen wollten.

Eine ähnlich unbeabsichtigte Schwierigkeit ergibt sich übrigens aus der neuen Regel, wonach substantivische Bestandteile von Fremdwörtern groß geschrieben werden müssen. Da muß man also die Wortart in sämtlichen Fremdsprachen bestimmen können. Ist also nun „Chapeau Claque“ (Duden 2000) richtig? Und „Pars pro Toto“? Bei „Herpes Zoster“ haben alle Wörterbücher versagt. Und warum werden adjektivische Bestandteile nicht klein geschrieben? Es hieß bisher „Dolce vita“, nach einer sehr einfachen Regel: erster Teil groß, alles andere klein! Neu „Dolce Vita“, aber konsequent wäre „dolce Vita“ (wenn die Wortart die GKS bestimmen soll!)



Theodor Ickler
91080 Spardorf

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Theodor Ickler
18.02.2001 23.00
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Voll daneben

Lieber Herr Jansen,
wie ich – mit einer gewissen Genugtuung um der Sache willen, aber ohne Gehässigkeit – feststelle, haben Sie es nicht im entferntesten getroffen. (Woran ich übrigens erkenne, daß Sie leider meinen berühmten „Kritischen Kommentar“ immer noch nicht besitzen, und dabei habe ich mir so viel Mühe damit gegeben, auch einen Haufen Geld in den Druck investiert!). Also: Bei „es fällt schwer“ handelt es sich um ein sogenanntes „Vorgreifer-es“; das gehört ausweislich der Beispiele in § 77 (5) zu den „hinweisenden“ Wörtern, nach denen ein Komma stehen muß. Mit einem „Nachtrag“ hat das nichts zu tun, technisch gesprochen ist eine „Extraposition“ (normale Herausstellung von Nebensätzen, auch Infinitivsätzen nach rechts). Bei „es gilt“ ist das „es“ aber kein hinweisendes Wort, sondern gehört als „formales Subjekt“ fest zu dem ganzen Ausdruck hinzu. Woher ich das weiß? Nun, das ergibt eine Umstellprobe: Nur das Vorgreifer-es fällt bei Umstellung weg: „Zu schweigen fällt hier schwer.“ Dagegen bleibt das formale Subjekt erhalten: „Den Mund zu halten gilt es hier“. (Kein schöner Satz, aber korrekt.) Es gibt noch viele weitere Probleme bei der Unterscheidung der verschiedenen „es“. Die Schweizer Reformer wußten 1996 noch nichts davon, daß auch „es“ zu den hinweisenden Wörtern gezählt werden    soll, und die ganze Kommission hat § 77 (5) inzwischen schwer bereut und wird demnächst ändern. Die Zeichensetzung, bisher kaum diskutiert, hat den Reformern durch ihre ungeahnten Folgen buchstäblich die Sprache verschlagen. Es hat schon seinen Grund, daß die Nachrichtenagenturen davon nichts wissen wollten.

Eine ähnlich unbeabsichtigte Schwierigkeit ergibt sich übrigens aus der neuen Regel, wonach substantivische Bestandteile von Fremdwörtern groß geschrieben werden müssen. Da muß man also die Wortart in sämtlichen Fremdsprachen bestimmen können. Ist also nun „Chapeau Claque“ (Duden 2000) richtig? Und „Pars pro Toto“? Bei „Herpes Zoster“ haben alle Wörterbücher versagt. Und warum werden adjektivische Bestandteile nicht klein geschrieben? Es hieß bisher „Dolce vita“, nach einer sehr einfachen Regel: erster Teil groß, alles andere klein! Neu „Dolce Vita“, aber konsequent wäre „dolce Vita“ (wenn die Wortart die GKS bestimmen soll!)



Theodor Ickler
91080 Spardorf

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anonymer Gast
18.02.2001 23.00
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Satz zu Ende

(Zeile 1) ...weshalb man das sollte.



d.u.

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Christian Melsa
18.02.2001 23.00
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Diskussionsversuch meinerseits

Entschuldigung, daß ich mich in den Dialog zwischen Herrn Lachenmann und Frau Menges „einmische“, aber nun ja, dies ist eben ein offenes Forum.

1.(L) Weshalb sollte die Rechtschreibung eigentlich überhaupt reformiert werden? Gab es da tatsächlich so gravierende Probleme, erfüllte sie nicht ihren Zweck?

Das ist ja nicht das Problem. Sie wurde eingeführt über Umwege der KMKonferenz. Aber nun haben wir sie, seit 1. August 1998. Ich war nicht glücklich darüber – ich war erstaunt. Aber bitte- man gewöhnt sich daran und nun finde ich, dass die Rechtschreibung ( ich habe mit vielen Leuten darüber diskutiert ) noch mehr vereinfacht werden sollte.
Warum? Weil die jetzige Form nicht optimal ist und weil das Zurück für mich ( uns) nicht in Frage kommt. Ich finde keineswegs, Herr Ickler, dass das die beste Variante ist.


Was ist denn dann das Problem? Wenn man an einem bewährten System etwas ändern möchte, muß man schon einen triftigen Grund angeben können. Etwas einfach nur hinzunehmen, weil es halt eingeführt wurde, halte ich für geradezu fatal. Würden Sie denn auch die Wiedereinführung der Todesstrafe einfach hinnehmen, wenn die Obrigkeit sich nun einmal dafür entschieden hat? Ich bin sicher, auch daran könnte man sich gewöhnen.

Wenn Sie die jetztige Form nicht für optimal halten, warum wählen Sie sie dann als Ausgangspunkt für weitere Bemühungen? Die alte Rechtschreibung ist in praktisch jeder Hinsicht viel näher am Optimum.

Ausgerechnet Beschlüsse der KMK derart devot zu akzeptieren, ist besonders schwer für mich nachzuvollziehen, da diese Institution überhaupt keine rechtlichen Kompetenzen hat. An sich handelt es sich nur um einen unverbindlichen Club von Kultusministerbeamten. Daß dieser Club, irgendwo im Niemandsland zwischen Bund und Ländern, bürgerfern und undemokratisch wie nur irgend möglich, dennoch eine so große faktische Macht ausübt, ist eines der großen Mängel unserer Verfassungswirklichkeit.

Eine radikale Lösung- die Großschreibung nur bei Namen und Satzanfang anzuwenden, ist für die deutsche Schrift mehr als ungewöhnlich.

Eine „gemäßigte“ Lösung – die Kleinschreibung von allem außer Namen und am Satzanfang – ist für die deutsche Schrift genauso ungewöhnlich. Als Vereinfachungsschritt würde sie aber unerfindlicherweise einen Schritt vor der totalen Abschaffung der Großschreibung verharren. Sie sind doch für „weitere Vereinfachung“. Die wäre in der „gemäßigten“ Lösung also immer noch möglich.

Aber diese Regeln der Getrenntschreibung müssen erst nocheinmal überarbeitet werden.

Damit auch „nocheinmal“ richtig ist? Verzeihung, das drängte sich gerade auf...

Die momentante Reformregelung zur Getrenntschreibung ist schon deshalb völlig unbrauchbar, weil sie der Zusammenschreibung keinen wahren Bedeutungsgehalt mehr zumißt. Wenn dieser doch vorhanden ist, handelt es sich um Zufall. Warum soll man so eine Zusammenschreibung dann eigentlich noch praktizieren, wo ist dann ihr Sinn? Die bisherige Zusammenschreibung hatte Sinn, deswegen existierte sie auch überhaupt in der hergebrachten Form.

2. (L) Weshalb sollte sie auf eine Weise neu konstruiert werden, auf die von alleine kein Mensch, auch kein Kind oder gar ein legasthenisches jemals gekommen wäre?


Warum haben Sie sich, Herr Ickler und weitere Professoren nicht vorher zusammengesetzt und etwas gegen die Reform unternommen. Jeder wusste, dass sie kontrovers diskutiert wurde.


Ist für Sie eigentlich immer schon alles zu spät, wenn Ereignisse eintreffen? Mit dieser Mentalität kann man jeden Mißstand widerstandslos hinnehmen, denn man hätte ja vorher lauter meckern können. Die Atomkraftgegner hätten demnach auch mit ihrem Protest aufhören müssen, nachdem das erste Atomkraftwerk in Betrieb genommen wurde.

Bedenken Sie dabei auch, daß Ablehnung sehr wohl auch schon im Vorfeld vorhanden war, doch wurde sie von den meisten nur nicht laut ausgesprochen, weil dem Reformvorhaben sowieso keine großen Durchsetzungschancen beigemessen wurde. Als die Reform dann doch da war, kam sie für die breite Öffentlichkeit völlig unverhofft.

Bevor die Reform in die Tat umgesetzt wurde, war auch gar nicht klar, was denn nun wirklich ihr Inhalt sein würde. Worauf hätte sich die Kritik richten sollen? Reformgegner konnten in dieser Situation leicht als stockkonservative Totalverweigerer aus Prinzip, ihr Protest als unsachlich diffamiert werden.

Also nicht einer »natürlichen« Tendenz entgegenkommend, sondern im Gegenteil völlig unverständliche, inkonsequente und nicht lernbare Formen erfindend?

Das müssen Sie das Gremium fragen. Meine Absicht ist jetzt einfach daran weiterzuarbeiten und nicht dabei zu bleiben um zu sagen: Die alte Orthographie war gut. Wir nehmen sie wieder.


Frau Menges, wie wollen Sie an einer Sache weiterarbeiten, deren gegenwärtigen Stand sie noch nicht einmal selbst erklären können?

Ist das vernünftig, zu sagen: Ich weiß zwar nicht, ob das wirklich so gut ist, was wir da gerade machen (Orthographieschusterei abseits der natürlichen Sprachentwicklung), aber wir sollten auf jeden Fall weitermachen?

Was ist daran so falsch, zu sagen: „Die alte Orthographie war gut, wir nehmen sie wieder“? Warum ist der Rückzug aus dem Sortiment der Optionen so unerbittlich gestrichen, wenn er doch aufgrund Bestandsaufnahme naheliegt?


Selbst Schreibbewußte und Reformwillige wie Frau Menges machen Fehler, die sie bisher nicht hätten machen können

Aber das ist ja nicht das Problem, dass die Reform noch mehr Fehler verursacht. Wir sollten wirklich daran arbeiten, mit der Getrenntschreibung weiterzukommen.


Wieso ist das kein Problem? Sind mehr Fehler etwa wünschenswert? Wie gesagt, ein erheblicher Fortschritt der Getrenntschreibung wäre die Rückkehr zum Bewährten; nicht einfach nur, weil sie die Wärme des Vertrauten hat, sondern weil sie tadellos nachweisbar die bessere Funktionalität hat, ohne effektiv schwieriger lernbar zu sein.

Wenn Sie dagegen nur die größtmögliche Schreibvereinfachung erzielen wollen, müßten Sie die Getrenntschreibung einfach ganz abschaffen und alle Wörter ohne Zwischenraum schreiben. So braucht der Schreiber sich nicht mehr mit der Frage abzuplagen, ob ein Leerzeichen gesetzt werden müßte oder nicht. Zulesenistdaszwarnichtmehrganzsoeinfach,vorallemwenndannauchnochdiegroßkleinschreibungabgeschafftist,aberdieperspektivedeslesendenfindetjainderreformohnehinschonkeineberücksichtigung.

3. (L) Wer hätte gar Vorteile von einer noch radikaleren »Vereinfachung«, also die konsequente Kleinschreibung oder derartiges?

Das kann ich nur mit einer Gegenfrage beantworten: Was spricht wirklich dagegen?


Dagegen spricht, daß dann Sätze (vor allem bei der flexiblen Syntax der deutschen Sprache) nicht mehr so einfach für den Lesenden zu durchschauen sind, weil z.B. Verben nicht mehr auf Anhieb von deren Substantivierungen zu unterscheiden sind. Die übliche Großschreibung ist eine wichtige Lesehilfe. Daß der Leser das Geschriebene durchschaut, ist doch auch im Interesse des Schreibers. Wozu sollte er sonst etwas schreiben? Warum sollte man die Verständigung unnötig erschweren? Orthographie soll der bestmöglichen Vermittlung von sprachlichem Sinngehalt dienen. Eine anderes Ideal zu propagieren, kann nur Pervertierung entspringen.

Wer nur klein schreiben will, weil er aus irgendwelchen Gründen Probleme mit der Großschreibung hat, kann das doch gerne tun. Es wäre allerdings ein Schaden, das zur allgemeinen Norm zu machen, so daß man auch in Büchern, Zeitungen, Zeitschriften nichts anderes mehr erblicken würde.



Christian Melsa
22149 Hamburg

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Gast
18.02.2001 23.00
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Icklers Denkaufgabe Teil 2

Zu der Frage „Warum muß in dem Satz Hier fällt es schwer, zu schweigen neuerdings ein Komma stehen, und warum kann es in dem Satz Hier gilt es den Mund zu halten wegfallen?“

Wie das bei Ickler geregelt ist, weiß ich nicht. In der aktuellen amtlichen Rechtschreibung zumindest entspricht das erste Komma dem §77 (5); es handelt sich also demnach um einen Nachtrag: ‚Es fällt schwer‚ ist der Hauptsatz, das andere der Nachtrag. Das trifft auf den zweiten Satz nicht zu (‚Hier gilt es‚ [z.B. das Gesetz] ist ein möglicher Hauptsatz; dieser ist aber ein anderer). Nach § 76 kann ein Komma gesetzt werden. Doch ein Gliederung muss hier nicht verdeutlicht werden und auch kein Missverständnis ausgeschlossen werden. Das Komma ist also schlichtweg überflüssig. Im ersten Satz ist es in diesem Beispiel auch nur die Norm; das Verständnis des Satzes wäre auch ohne Komma völlig gegeben. Wie hier das noch? „Rechtschreibung ist für die Leser da“. Nun ja; oft geht es einfach nur um die Konformität mit der Norm, das gilt nach wie vor. Dieser Satz ist nur ein Beispiel, dass weitere fakultative Kommasetzung durchaus eine sinnvolle Weiterentwicklung sein könnte. Ob es nämlich in dem Beispiel der Redeabsicht entspricht, einen Nachtrag zu machen, darf bestritten werden.



Michael Jansen

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anonymer Gast
18.02.2001 23.00
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wie hier das noch

wie war das noch



Fehlerteufel

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Walter Lachenmann
18.02.2001 23.00
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Wer soll das begreifen?

Lieber Herr Jansen,

ich weiß nicht, wie man dies irgendjemandem begreiflich machen kann und auch nicht weshalb.
Ohne von irgendwelchen Paragraphen eine Ahnung zu haben, erscheint es mir völlig plausibel, in beiden Fällen das Komma zu setzen.
Es ist in beiden Fällen eine Zäsur, die sowohl dem Sprechen als auch dem Leseverständnis entspricht.
Im ersten Falle lese ich sonst »schwer zu schweigen« als eine Art Gesamtheit, die keinen Sinn ergibt.
Im zweiten Falle ist es ähnlich. Ich lese einfach weiter »Hier gilt es den Mund...« – ach so, zu halten.
Wenn Sie den ersten Fall abwandeln, etwa: »Hier fällt es schwer die Übersicht zu behalten« müssen Sie den Satz zweimal lesen, bis Sie den Sinn erfaßt haben.
Denn sonst lesen Sie ihn etwa so, wie wenn der Satz heißen würde: »Hier ist schwer die Hölle los«.

Das war doch alles einmal klar und für jeden nachvollziehbar geregelt. Man mußte sich die Sätze doch nur einmal selbst im Stillen ruhig vorsprechen.

Diese Differenzierungen und »Regeln«, die Sie hier erklären wollen, würde ich niemals begreifen. Das heißt, die Regeln würden in meinem Falle einen routinierten Schreibmenschen zum orthographischen Ignoranten machen.

Je tiefer man in das neue Regelwerk einzudringen versucht, um so mehr wird die Überzeugung bestätigt, daß eine willkürliche Unordnung eingetreten ist, wo man vorher mit ein bißchen Intuition mit großer Sicherheit wenig falsch machen konnte. Jetzt weiß der Routinier gar nichts mehr, und wie Sie diese Paragraphen den Schreibanfängern dauerhaft begreiflich machen wollen, ist mir ein Rätsel.

Hätte man alles gelassen, wie es war, hätte nichts schiefgehen können.

(Verkneife ich mir mal den GZS-Gag mit »schief gehen«).



Walter Lachenmann
Krottenthal 9

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Theodor Ickler
18.02.2001 23.00
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Alb

So knapp nun auch wieder nicht, Herr Lachenmann. Bei mir finden Sie natürlich auch „Alb, die (Landschaft); die Schwäbische – usw.“ – Was wollen Sie mehr? Bei Alb/Alp finden Sie eben unterschiedslos beide Schreibweisen. „Alfanzerei“ kommt noch gelegentlich vor, „alfanzen“ kenne ich nur aus der älteren Literatur. Irgendwo kommt die Auswahl der Einträge an ein Ende, nicht wahr?



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Walter Lachenmann
18.02.2001 23.00
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Kopfnuß

Thema verfehlt, Ickler, setzen!
Darum ging es ja gar nicht.



Walter Lachenmann
Krottenthal 9, 83666 Waakirchen

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Theodor Ickler
18.02.2001 23.00
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Erinnerung an die Tatsachen

Frau Menges möchte nicht, daß die Reform zurückgenommen wird. Mit diesem Wunsch sollte sie sich an die Reformkommission wenden. Diese war es, die in den letzten zwei Jahren – gegen das ausdrückliche Verbot durch die Kultusminister und den Bundesinnenminister – umfassende Änderungen, fast durchweg im Sinne der Wiederherstellung früherer Schreibweisen, beschlossen und den beiden privilegierten Wörterbuchverlagen mitgeteilt hat. Das ist beweisbar. Die partielle Rücknahme der Reform an schwer vorhersehbaren Stellen ist in besonderem Maße für die gegenwärtige Verwirrung verantwortlich. Daß zehn Millionen umgestellte Wörterbücher und ein Vielfaches an anderen Büchern schon wieder nicht mehr die gültige Rechtschreibung enthalten, ist in der Tat sehr ärgerlich. Hinzu kommt, daß dieser Prozeß immer weitergeht; noch für das laufende Jahr ist angekündigt, daß kritisierte Regeln überprüft werden.

Die Deutsche (!) Bank („Leading to results“ – Sie wissen schon!) wirb mit einem „viel versprechenden“ Angebot. Man denkt unwillkürlich: „Verspricht viel, hält es aber nicht ...“ Diese kontraproduktive Deutung hätte sogar nach der neuesten Neuschreibung vermieden werden können, denn die Zusammenschreibung ist auch wieder möglich, aber das weiß die Deutsche (!) Bank natürlich noch nicht. So gibt sie einen Teil ihres bzw. unseres Geldes für eine Sympathiewerbung aus, die in jeder Hinsicht unsympathisch wirkt.

Übrigens habe ich für die Anhänger der Reformorthographie eine hübsche Denksportaufgabe:

Warum muß in dem Satz „Hier fällt es schwer, zu schweigen“ neuerdings ein Komma stehen, und warum kann es in dem Satz „Hier gilt es den Mund zu halten“ wegfallen?
Und warum ist die Neuregelung der Kommasetzung (bei gleichem Umfang, nämlich zehn DIN-A4-Seiten) besser als die bisherige? Frau Menges, bitte erklären Sie uns das einmal! (Dazu benötigen Sie das Originalregelwerk, nicht nur eine Broschüre, die Ihnen das Staatsministerium wahrscheinlich zugesandt hat.)



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Gast
18.02.2001 23.00
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Icklers Denkaufgabe

Es ist eine Wissensaufgabe...

Zunächst zur Kommaregelung im Allgemeinen:

Mir ist nicht bekannt, wie man die Duden- oder die Ickler-Kommaregelung in vergleichbarer Weise so übersichtlich einführen kann: „Es gibt vier Regeln, wann man das Komma setzen muss und vier wann man es setzen kann (eine sagt aus Abgrenzungsgründen zu einer anderen Regel, wann man es nicht setzt)“. Das ist eine Formel, die die Chance besitzt, in der Schule und damit in den Köpfen generell vermittelbar zu sein.

„So, und jetzt bist du dran!“

Das andere hat mit dem unterschiedlichen ‚es‘ zu tun; Ickler hat natürlich Recht, dass das ziemlich kniffelig ist. Ich werde versuchen es heute Abend richtig zu beschreiben).



Michael Jansen

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Theodor Ickler
18.02.2001 23.00
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Bin gespannt

Und wie Recht ich habe! (Sieht hübsch aus, nicht wahr?)
Daß es vier solche und vier solche Regeln gibt, ist selbst noch keine Regel, sondern bestenfalls eine Vorrede. Nun sind wir gespannt, wie es weitergeht. Übrigen ist es doch überwiegend was zum Denken, wie jede Regelanwendung. Nach Kant gehört dazu Urteilskraft. Man muß nicht nur etwas wissen, sondern auch etwas tun.
Zusatzaufgabe: Warum wenden die Nachrichtenagenturen und damit die Zeitungen die neuen Kommaregeln ausdrücklich nicht an? Warum wenden die Reformer ihre eigenen Regeln nicht an? Zum Beispiel Nerius und sein Kollektiv in ihrer neuen „Deutschen Orthographie“ (Duden 2000) – bis auf zwei oder drei Fälle ist in dem ganzen dicken Buch kein einziges Komma weggelassen, das jetzt fehlen kann. Man nimmt wohl eine Zeichensetzung (und Silbentrennung) erster Klasse für sich in Anspruch; die Erleichterung ist was für Kinder. Einige Schulbücher sind schon zum zweiten Mal umgestellt, alle weggelassenen Kommas wiedereingesetzt ...



Theodor Ickler
Ringstr. 46, D-91080 Spardorf

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Wolfgang Wrase
18.02.2001 23.00
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Das arme Renntier

... wurde von Gerhard Augst & den besorgten Vätern unserer hilflosen Kinder (bzw. der neuen Regeln) vergessen. Das Renntier wurde einfach nicht anerkannt, obwohl es doch wirklich in Skandinavien herumrennt. Und wenn schon Spagetti (noch nie auf einer Packung gelesen), wieso dann nicht auch Mackaroni als Option? Wieso nicht gleich Budda und Gandi? (-dh- ist ja wohl schwieriger als -gh-!) Immer wieder muß ich „brilliant“ und „rethorisch“ korrigieren oder auch mal „antrazith“: Da wäre doch noch einiges zu tun, nachdem man nun dem Geheimnis auf die Spur kam, warum der Bundespräsident Rau heißt. Wie groß wird der Jubel derer sein, die sich schon jetzt an den „Vereinfachungen“ mit Bekennermut erfreuen, wenn noch tausend Wörter, die im Gegensatz zu „Stengel“ deutlich schwieriger waren, endlich geändert worden sind? Diese naiven Gläubigen übersehen, was ganz offensichtlich ist: Die deutschen (und ausländischen) Eigennamen, die man im Laufe seines Lebens zu schreiben hat, sind nicht reformierbar – und insgesamt um Größenordnungen schwieriger als der Pipifax à la Stengel, der bisher geändert wurde. Wer für so etwas wie „Stängel“ schwärmt, ist meiner Meinung nach ganz einfach nicht in der Lage, kompetent mitzudiskutieren. Ich sage weiterhin voraus, daß sich Frau Menges nicht für ein einziges der weit überlegenen Argumente gegen die Reform wird erwärmen können.

PS: Geht es den anderen auch so, daß man immer noch nicht ins neue Forum kann? Falls so eine Situation länger als einen Tag anhält, wäre doch eine orientierende Benachrichtigung durch das Mädchenfüralles eine schöne Idee, oder? Sonst probiert man es die ganze Zeit umsonst.



Wolfgang Wrase
München

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Reinhard Markner
18.02.2001 23.00
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Mackaroni

war in den achtziger Jahren als Reformschreibung vorgesehen, desgleichen Pitza. (Kanelloni und Lasanje waren vermutlich auch schon „angedacht“.) Irgendwann sind dann nur noch die Spagetti und der dazugehörige Ketschup übriggeblieben.



Reinhard Markner

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Dominik Schumacher
18.02.2001 23.00
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Zum 10. Mal nur Hoffnung auf das neue Forum; es läuft noch nicht!

Hintergrund: Auf den Knotenrechner wurde wie auch auf andere Rechner im Rechenzentrum ein Hackerangriff unternommen. Eine Instandsetzung versuchte man zunächst durch ein neues Betriebssystem. Inzwischen läuft ein anderer neuer Rechner, auf den die Daten umgeschaufelt werden. Andere Anschriften laufen bereits. Bei unserem Rechtschreibforum sind immer noch Fehler, so daß es nicht läuft. Die Arbeiten wurden heute beendet, so daß für morgen vormittag neue Hoffnung besteht. (Di., 20.2.2000, 19.24 Uhr)
Der Angriff galt keiner der Anschriften, die auf diesem Knotenrechner zu Hause sind.

Gibt es eine Bereitschaft unter den Gästen der Rechtschreibseiten, höheren Aufwand für Datensicherheit finanziell mitzutragen? Ja? Nein?

Über Ihre Gedanken freut sich Ihr »Mädchenfüralles«



Dominik Schumacher
Bad Ems

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