Zum Eintrag vom 26.03.2004, 17:21
Da hat also jemand die Schulkinder untersucht, kurz vor und nach der Reform
''und 2001, als keines der Kinder mehr mit der alten Rechtschreibung groß
geworden war.''
Wie lange braucht ein Kind, um groß zu werden? Offenbar nur drei Jahre, von
1998 bis 2001. Und in dieser Zeit sollen die Kinder garantiert nur die
Deformschreibung mitgekriegt haben?
''Sie (die Kinder) werden mit verschiedenen Schreibweisen in Elternhaus und
Schule, in alten und in neuen Büchern konfrontiert.''
Fehler nennt man heute also ''Eigenschreibungen''?
Woher will Herr Marx denn wissen, wie wir Wörter im Gedächtnis aufbewahren
und wie und was wir lernen?
Wenn Erwachsene die Reform ignorieren, dann spielt für sie die Rechtschreibung
noch genau dieselbe Rolle wie vor 20 Jahren, man sollte die Rechtschreibung
nicht mit der Deformschreibung gleichsetzen. Bei den Unmassen an
deformschriftlichen Unsinn, mit dem die Medien uns täglich überfluten, ist es
wohl nicht angebracht, zu behaupten, daß die Reform nur einen kleinen Teil der
Schreibung betrifft. So, die Erwachsenen, die die Reform ignorieren, mißtrauen
also ''ihrer beherrschten Schreibweise'' in reformerischer Absicht. Und deshalb
übergeneralisieren sie, wenn sie sie anwenden sollen oder müssen, im Widerspruch
dazu, daß sie die Reform ignorieren.
Dann hätte man aus ''lernpsychologischen'' Gründen die Reform also überhaupt
nicht machen sollen! Damit bestätigt sich die Tatsache, daß die Reform ein
Mißbrauch von Schülern, von Menschen ist.
Die Reform ist es, die die Verwirrung erst gestiftet hat. Sie abzuschaffen
ist die Grundvoraussetzung für die Beendigung der Verwirrung auf dem Gebiet
der Orthographie.
Man könnte auch, wie bisher, das scharfe S nutzen, um Silben- und Wortenden
anzuzeigen. Wörter sind so besser lesbar als im reformbedingt plattgemachten
Zustand.
Wer die Vokallängen nicht hört, der ist offensichtlich taub! Dem hilft auch
das Visualisieren nicht. Glücklicherweise sind das relativ wenige Leute.
Es hatten sich schon Schreibweisen in der Groß- und Kleinschreibung sowie
in der Getrennt- und Zusammenschreibung durchgesetzt, bis die Reform von oben
durchgesetzt wurde. Das nennen wir in Deutschland Demokratie!
Vor der Reform lernten wir die Rechtschreibung durch vieles Lesen. Wer aber
heute viel reformiert liest, der versteht reformbedingt nur noch bedingt, was
und der Autor sagen wollte. Aber das ist die Schuld des Autors!
Natürlich kann man keine Bilder auswendiglernen, so daß man das Bild
rezitieren könnte. Ein geübter Leser erkennt aber das Wortbild, denn es ist
zum Symbol geworden.
Von den Regeln gibt es Ausnahmen! Die Regeln helfen uns, Sachverhalte zu
verstehen, Ausnahmen ergeben sich, wenn mehrere Konzepte zusammenspielen.
Die Reformer sind Experten, da erwartet man schon, daß sie nicht wichtige
Sachverhalte einfach vergessen. Außerdem hatten sie Jahrzehnte Zeit gehabt,
um ihr Vorhaben vorzubereiten und Qualitätskontrollen und Selbstkritik zu
unterziehen. Es gibt auch sowas wie Psycholinguistik! Schon für das Vordiplom
im Nebenfach Linguistik wird man laut Studienordnung der Universität Frankfurt
mit den Beziehungen zwischen Linguistik, Psychologie, Neurowissenschaften
und computergesteuerter Sprachverarbeitung konfrontiert.
Im Vorfeld der Reform gab es genug Warner, die aber ignoriert wurden.
Die Reform wurde den Leuten aber in Überrumpelungstaktik aufgenötigt.
Im wesentlichen haben die Reformer die Reform gemacht, ohne die Leute
zu fragen, ob sie eine Reform überhaupt wollen und ohne einen demokratisch
legitimierten Auftrag dafür erhalten zu haben.
Die Reformer wußten genau, was sie taten.
Nach dem Artikel ''Erfahren statt regeln'' aus dem Rheinischen Merkur
sollte man den empirischen Untersuchungen des Herrn Marx und seiner
Interpretation der Ergebnisse besser größtes Mißtrauen entgegenbringen.
Es mag sein, daß für den Dekan einer Erziehungswissenschaftlichen Fakultät
Regeln eher hinderlich sind, besonders, wenn er nur Schwachsinn von sich gibt.
Gast xxx
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