Warum nicht liberal?
Ich verstehe nicht, was Sie unter ''liberal'' verstehen. Dieser Begriff scheint ein Schlagwort zu sein, das im
konkreten Fall sonstwas bedeuten kann. Die Reformer versuchten ja, die Rechtschreibung zu liberalisieren. Was dabei
rausgekommen ist, erleben wir ja tagtäglich in den Medien. Liberalität ist etwas, was nicht zur Rechtschreibung paßt.
Wenn man schon in Randbereiche der Grammatik eingreift, dann steht zu befürchten, daß, sollte die Reform akzeptiert
werden, bzw. sollte man der Bevölkerung die Reform aufzwingen können, diese Eingriffe im Rahmen der immerwährenden
Reform fortgeführt werden, im Sinne von Sprachplanung. Daher ist es gefährlich, davon auszugehen, daß die Grammatik
im wesentlichen durch Reformen nicht betroffen ist, bzw. daß das, was grundsätzlich immer noch für die Grammatik gilt,
nicht ebenso auch für Wörterbücher gelten soll. Es könnte sein, daß es irgendwann auch nicht mehr für die Grammatik
gilt. Vermutlich wird man dann in kleinen Häppchen auch die Grammatik reformieren! Das erste davon erleben wir schon
bei der ersten Reform.
Ich bezog mich nicht auf die Schule, sondern auf die Rolle des Duden vor der Reform.
Die von Ihnen vorgeschlagene Prüfungsstelle setzt aber eine verbindliche Wortliste voraus, und diese muß erstellt
werden! Wer tut das? Privatleute, Sprachwissenschaftler (Die Reformer sind auch Sprachwissenschaftler), Firmen?
Wenn mehrere Verlage berechtigt sind, verbindliche Wörterbücher herauszugeben, wie sichert man langfristig die
Einheitlichkeit der Orthographie, d. h. die Konsistenz der Wörterbücher untereinander?
Aus meiner Sicht sind die dabei auftretenden Fragen so komplex und die Folgen so weitreichend, daß wir bei dem bleiben
sollten, mit dem wir in den letzten Jahrzehnten gut gefahren sind: Dem Dudenmonopol! Es gibt keine Garantie, wonach die
Rechtschreibreform nicht stattgefunden hätte, wenn es kein Dudenmonopol gegeben hätte.
Gast ***
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