Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Notice: Undefined variable: goto in /home/www/rechtschreibung.com/html/Forum/showthread.php on line 3 Forum - Von den Reizen der neuen Rechtschreibung
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Walter Wittkopp
09.10.2003 08.09
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Handwerk ggü. Sesselsubkultur


Ursprünglich eingetragen von Margret Popp:

Ursprünglich eingetragen von margel: Die herkömmliche, gewachsene Rechtschreibung
Wozu diese positiv besetzte Metapher? Wieso soll es unbedingt gut sein, wenn eine Gesellschaft die Entwicklung ihrer Rechtschreibung dem Zufall überläßt? Das ist auf englischer Seite passiert und hat hier zu wahren Verheerungen geführt.

Ganz abgesehen davon, daß das mit dem „gewachsen“ für die deutsche Rechtschreibung nicht stimmt. Sie wurde bis ins 19. Jh von wenigen Individuen in den Verlagshäusern schlecht und recht geregelt, davor waren es wenige Individuen in den Schreiberschulen.
Geehrte Frau Dr. Popp,

Ihren Beitrag haben wir in der technischen Redaktion eingehend erörtert; daraufhin schreibe ich hier meine eigene Meinung; Sie schreiben:
„>>Die herkömmliche, gewachsene Rechtschreibung << – Wozu diese positiv besetzte Metapher? Wieso soll es unbedingt gut sein, wenn eine Gesellschaft die Entwicklung ihrer Rechtschreibung dem Zufall überläßt? ... Sie wurde bis ins 19. Jh von wenigen Individuen in den Verlagshäusern schlecht und recht geregelt“.
Ich selbst bin Schriftsetzer und Lektor, und ich weiß, daß die gewachsene, durch Jahrhunderte optimierte Rechtschreibung weder „dem Zufall überlassen“ noch „schlecht und recht geregelt“ war, sondern mit viel Arbeitsernst durch die Handwerkerschaft besorgt wurde.
Buchdruck und Rechtschreibung sind keine Erfindung von Fürsten, Kultusministern oder Doktores! Ohne das Mühen der Handwerker seit Gutenberg hätte es weder gedruckte Bücher noch moderne Rechtschreibung gegeben, und so kann ich Ihre Schmähungen leichten Herzens zurückweisen. Die machtverliebte Theoretikerriege ist weiterhin auf uns Handwerker angewiesen, so lange wir das Fachwissen und die Schlüssel von Kraftwerken und Knotenrechnern haben.

Um Sie, Frau Dr. Popp, davon zu überzeugen, daß Rechtschreibung wirklich nicht von Sesselsitzern gemacht wird, habe ich
a.) Ihren Beitrag handwerklich-rechtschreiblich verbessert (hoffentlich habe ich alle Kommafehler gefunden),
b.) diesen Forumsfaden bei „neueste_Eintraege.php“ herausgenommen; und
c.) behalte ich mir weiterhin vor, Ihre Rechtschreibung auszubessern.

Gott grüße das Handwerk, es lebe die schwarze Kunst einschließlich Internet!

__________________
Walter Wittkopp

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Monika Grunert
08.10.2003 23.28
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Re: Re: Sprache und Logik

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Margret Popp

..., und den hilfesuchenden Schreiber ohne Anhaltspunkt zu lassen ...

Auch bei Ihnen, Frau Dr. Popp, gewinnt manchmal ein gewisses Sprachgefühl die Oberhand , und Sie vergessen, in ihrem zerlesenen Regelwerk zu blättern. (neue RS: „Hilfe suchend“ von „Hilfe suchen“). Was schließen Sie daraus?


__________________
m.g.

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margel
08.10.2003 18.43
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Hübscheli, hübscheli ...

Der Sprachwissenschaftler in diesem Kreis meldet sich kaum noch zu Wort – aus guten Gründen, wie ich annehme. Sicher könnte er manches richtigstellen. – Fau Popp benutzt ihr Arsenal von Versatzstücken und weicht immer dann, wenn es konkret wird, in lockere Sprüche aus. Ihre Einlassung zur Intonation als Interpretationshilfsmittel ist nur ein Beispiel. Very poor! – Das ist mir nun zu langweilig, und so will ich bis auf weiteres mal sehen, wohin die illustre Seilschaft sich noch versteigen wird.

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J.-M. Wagner
08.10.2003 18.09
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Einspruch, ,,margel“!

m.: Ist nicht vielleicht jeder Versuch einer bewußten Einflußnahme auf die Rechtschreibung schon im Ansatz verfehlt?

Nein, jeden Versuch einer bewußten Einflußnahme auf die Rechtschreibung als im Ansatz verfehlt zu bezeichnen, geht viel zu weit. Man muß, bitteschön, berücksichtigen, von wem und in welchem Umfang bewußt Einfluß genommen wurde. Ich habe den Eindruck, daß der Aspekt der Geschichte der Orthographie, welche Entwicklungsschritte auf ganz kleinteilige, aber bewußte und gezielte Einflußnahmen zurückgehen, hier noch nicht genug beleuchtet wurde.

Es geht nicht um ein vollständiges Nachzeichnen der gesamten Entwicklung, sondern um einzelne Beispiele, die einen davon abhalten, zu weitgehende Behauptungen aufzustellen, solche, die also nur deshalb unzutreffend sind, weil sie unberechtigterweise Allgemeingültigkeit beanspruchen.


m.: Herr W. gibt einen Abriß der Aussagen- und formalen Logik, wobei diese Perlen vermutlich verschwendet wurden.

Mag sein, daß das, was ich geschrieben habe, nicht von allen in voller Tiefe und Breite aufgenommen werden wird. Aber erst beim Schreiben ist mir der Unfug aufgefallen, den ich zuvor verzapft hatte. So sind diese Perlen an mir selber nicht verschwendet; und wer weiß, wie oft sich noch auf diese formalen Dinge wird hinweisen lassen.


m.: Frau P. hält sich am Strukturalismus fest, der ja nun auch nicht mehr so taufrisch ist. [...] Vielleicht sollten wir doch zum Thema zurückfinden, das da lautet; Was ist an der reformierten Rechtschreibung schlechter als an der herkömmlichen? Dies läßt sich zeigen (Evidenz heißt das, glaube ich) – ganz konkret, an Beispielen aus der Schreibwirklichkeit. Am fruchtbarsten scheint mir dabei weiterhin, auf den Werkzeugcharakter der Sprache, speziell der geschriebenen, abzuheben.

Ganz egal, ob Frau P.s Argumentation taufrisch ist oder nicht – wenn da etwas Wahres dran ist, muß es berücksichtigt werden. Konkrete Beispiele, die die Kommunikationsfunktion der Schriftsprache hervorheben, sind gewiß sehr gute Kandidaten, um daran die Defizite der Reformschreibung aufzuzeigen. Das heißt aber, daß man sagen muß, was an den Beispielen nun genau schlecht ist.

Damit diese Kritik etwas taugt, müssen die dabei verwendeten Begriffe und Aussagen klar, unmißverständlich, sachbezogen und also „wasserdicht“ sein. Genau um diese Randbedingung geht es ja in den Beiträgen von Frau Popp und mir: Klarheit in Begriffen und Aussagen. Dann wird sich zeigen, was genau »an der reformierten Rechtschreibung schlechter [ist] als an der herkömmlichen«. Sind wir damit nicht doch auch bei dem Thema, um das es gehen soll?
__________________
Jan-Martin Wagner

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Margret Popp
08.10.2003 18.02
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(Zitiertes wurde ursprünglich eingetragen von margel: )

>>„Im Wesentlichen herumstochern“ und „Im wesentlichen herumstochern“ sind in der bewährten Rechtschreibung so eindeutig unterschieden, wie man es sich nur wünschen kann. <<

Das ändert nichts daran, daß auch die herkömmliche Schreibung Homographien enthielt. Ich protestiere gegen die Katastrophenstimmung, die angesichts einer jeden neuen Homographie heraufbeschworen wird, und gebrauche dann in diesen Fällen Ausdrücke wie „Unsinn“, weil das unter dem Niveau einer einläßlichen Diskussion ist.

>>Die herkömmliche, gewachsene Rechtschreibung <<

Wozu diese positiv besetzte Metapher? Wieso soll es unbedingt gut sein, wenn eine Gesellschaft die Entwicklung ihrer Rechtschreibung dem Zufall überläßt? Das ist auf englischer Seite passiert und hat hier zu wahren Verheerungen geführt.

Ganz abgesehen davon, daß das mit dem „gewachsen“ für die deutsche Rechtschreibung nicht stimmt. Sie wurde bis ins 19. Jh von wenigen Individuen in den Verlagshäusern schlecht und recht geregelt, davor waren es wenige Individuen in den Schreiberschulen.

>>funktioniert eben wirklich, <<

Gott erhalte Ihnen Ihren Optimismus.

>>Verraten Sie mir bitte, wie die Intonation bei gleicher Schreibung weiterhelfen könnte. <<

Indem man sich die Stelle im Kontext vorspricht. Irgendeine Intonation wird dem Schreiber ja vorgeschwebt haben. Entweder wird der Satz dann durch den Kontext disambiguiert oder nicht. Wo nicht, ist die Ambiguität entweder gewollt (was ja z.T. witzig sein kann) oder ein Zeichen von Ausdrucksschwäche des Schreibers. Der möchte hier heute eine kleine Schwierigkeit haben, die er früher nicht hatte; dafür hat er’s dann wieder an andern Stellen leichter als früher.

>>Außerdem vermisse ich noch immer Ihre Antwort auf „Leid“ vs. „weh“. <<

Ich folge dem Wörterverzeichnis der Richtlinie. Daß da dieselbe Wort-Kategorie mal groß und mal klein geschrieben wird, regt mich nicht auf, da die deutsche Großschreibung der Substantive noch ganz andere Probleme mit sich bringt (und schon immer mit sich brachte: denn es gibt viele Formen, über deren Zugehörigkeit zur Klasse der Substantive man streiten kann). Die Reformer haben nicht auf die Großschreibung überhaupt verzichten wollen; na gut. Ich hab aus den angegebenen Gründen nur keine Lust, eine von der Norm abweichende Schreibweise zur Schau zu stellen.

>>Die Schreibexperten früherer Zeiten haben kein System der Orthographie konstruiert, sondern alles war sich entwickelnde Praxis mit fortschreitender Verbesserung und Differenzierung. <<

Die Lektoren in den Verlagen haben bestimmte Schreibweisen einfach verhängt, sogar dann, wenn sie damit von ihren Autoren abwichen; und wenn die Autoren auch Goethe oder Schiller hießen. Dazu hatten sie eigene Hausregeln, und Goethe und Schiller waren’s zufrieden. (Gut, Luther wollte, daß „statt“ und „stad“ unterschieden würden und noch so ein paar Fälle, wo er auf eine bestimmte Rechtschreibung Wert legte, aber im großen und ganzen ist auch die Bibel-Schreibung 1545 noch sehr schwankend, und wie weit das Luthers Schreibungen sind oder vielmehr da auch nur die Hausregeln seiner Drucker durchschlagen, das erscheint fraglich.) Auch diese Hausregeln bildeten rudimentäre Systeme. Das sollte die Germanisten heute, nach so viel historischer und systematischer Sprachbetrachtung, die sie mittlerweile betrieben haben, ja VIELLEICHT etwas besser hinkriegen.

>>Die Parallelität zur Herausbildung der abendländischen Musik ist vielleicht doch nicht ganz von der Hand zu weisen.<<

Keine Ahnung, worin die Analogie ggf. bestünde. Daß aber all das mit der freien, von der Gesamtheit der Sprachverkehrsgemeinschaft kollektiv und unbewußt vorangetriebenen Entwicklung der natürlichen deutschen Sprache keine Ähnlichkeit hat, das sollte auf der Hand liegen.

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Margret Popp
08.10.2003 17.19
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Re: Schreibung von Satzintonation und Wortintonation

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von guest
Eine Schreibung der Wortbetonung und der Satzbetonung wäre wirklich hilfreich. Aber sie könnten miteinander kollidieren.

Eigentlich nicht. Der Hauptton in einem Wort ist meines Wissens im Deutschen (wie im Englischen) stets potenzieller Träger des Haupttons im Satz, zumindest würde (normalerweise) der satzphonetische Hauptton nicht auf einer unbetonten Silbe zu stehen kommen.

Kursivschrift hilft z.B. beim handschriftlichen Schreiben nicht weiter.

Im Handschriftlichen wird Kursivierung durch Unterstreichen simuliert.

Gibt es in anderen Sprachen Beispiele für die schriftliche Markierung der Satzintonation?

Es gibt sie im Bibelhebräischen, wo ein großer Aufwand mit Intonationszeichen getrieben wird (Wort-, Phrasen- und Satzakzent können hier besonders markiert sein).

Ich vermute, daß im Deutschen eine Schreibung der Wortbetonung und der Satzbetonung an den Umlauten scheitert und in Sprachen mit Wortbetonungsschreibung eine Schreibung der Satzbetonung an den Wortbetonungszeichen.

Diese technischen Problemchen ließen sich schon irgendwie lösen.

Aber Sie haben doch mit Recht Vorbehalte. Gute Stilisten versuchen, ohne solche Hilfszeichen auszukommen und ihren Stil so einzurichten, dass die Satzintonation auch ohne diese klar wird. Aber wenn nun einmal unbedingt eine Homographie überwunden werden muss, wird einem ein gelegentlicher Gebrauch von Hilfszeichen wahrscheinlich verziehen werden. :-)

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margel
08.10.2003 17.17
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Für Maggie

Es ist kein Pfäfflein so klein,
es steckt ein Päpstlein drein.
(Luther)

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margel
08.10.2003 17.05
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Verehrte Frau Dr. Popp, mir fällt auf , wie schnell Sie mit abwertenden Urteilen über andere Meinungen und deren Vertreter bei der Hand sind. „Unsinn“, „dummes Zeug“ usw. – das geben Sie recht gern und reichlich von sich. Sollte es Ihnen an Argumenten gebrechen? – Zur Sache: „Im Wesentlichen herumstochern“ und „Im wesentlichen herumstochern“ sind in der bewährten Rechtschreibung so eindeutig unterschieden, wie man es sich nur wünschen kann. Da braucht es keinen Akzent und keine Kursivschrift. Die herkömmliche, gewachsene Rechtschreibung funktioniert eben wirklich, im Gegensatz zu der erfundenen der Reformer. Verraten Sie mir bitte, wie die Intonation bei gleicher Schreibung weiterhelfen könnte. Außerdem vermisse ich noch immer Ihre Antwort auf „Leid“ vs. „weh“. Hic Rhodus... Die Schreibexperten früherer Zeiten haben kein System der Orthographie konstruiert, sondern alles war sich entwickelnde Praxis mit fotschreitender Verbesserung und Differenzierung. Die Parallelität zur Herausbildung der abendländischen Musik ist vielleicht doch nicht ganz von der Hand zu weisen.

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Margret Popp
08.10.2003 17.00
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Re: Adverbien und Präfixe vor Verben

Zitat:
Leider sind generalisierende Vorschläge dieser Art stets an der auf die Schreibung der Mehrheit ausgerichteten Betrachtungsweise... gescheitert. Aber diskussionswert ist das Thema. Es wäre schön, wenn die bisherige Rechtschreibung nicht nur als die Schreibweise der Mehrheit wiederhergestellt, sondern auch in Richtung auf größere linguistische und semantische Logik und dadurch leichtere Erlernbarkeit verbessert werden könnte. Es scheint aber in diesem Kreis dafür keine Mitstreiter zu geben. Schade.

Zustimmung. Einen Mitstreiter hätten Sie sofort in mir. Es ist nicht einzusehen, dass man den nicht übermäßig komplexen grafischen Kode für die Verschriftung der Rede nicht auch sollte verbessern können, wenn man allen dazu gehörigen sprachlichen und sonstigen Zusammenhängen Rechnung trägt. Vielleicht ließe sich ja doch noch was Besseres für die Getrenntschreibung finden als was wir bisher, ob vor oder nach der RR, hatten.

Eine Reform in dieser Richtung würde ich begrüßen, denn sie würde nicht wie die jetzige die Sprachentwicklung gewaltsam zurückdrehen, sondern in der bisherigen Richtung vorsichtig weiterentwickeln.

Normativ in die natürliche SPRACHE einzugreifen, wäre extrem schwierig, ja fast aussichtslos. Die Geschichte aller Sprachnormierungsversuche zeigt es. Aber die bloßen Verschriftungstechniken werden sich ja wohl noch etwas optimieren lassen (was ja heute auch all die deutschen Rückmarsch-Initiativen stillschweigend voraussetzen, die davon ausgehen, dass auch alle, die mittlerweile auf die heutige Rechtschreibung umgestellt haben, ihnen auf dem Rückmarsch in den Zustand vor 1996 folgen).

Solche Ideen müssen den Schreibern natürlich zunächst nur als Vorschläge angeboten, aber auch zugelassen werden.

Wenn Sie einen Moment nachdenken, erkennen Sie vielleicht, dass das bei den Regeln der Verschriftung von Texten ein zaghaftes Vorgehen gar nicht sehr sinnvoll sein könnte. Einer der Hauptvorzüge einer modernen Orthografie besteht ja gerade in ihrer Unauffälligkeit, die durch ihre Einheitlichkeit bedingt ist. Wer will schon durch abweichende Schreibweise vom Inhalt seiner Rede ablenken!

Nein, wenn eine bestimmte Schreibweise nachweislich zweckmäßiger ist als eine andere, dann muss man sie entweder generell und auf einen Schlag durchsetzen (durchzusetzen trachten) oder man muss überhaupt die Finger davon lassen. Andernfalls produziert man nur Formen, die den nächsten Leser ALS SOLCHE anspringen, statt dass er unsern genialen Gedankengängen störungsfrei folgen kann! :-)

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guest
08.10.2003 16.53
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Schreibung von Satzintonation und Wortintonation

Eine Schreibung der Wortbetonung und der Satzbetonung wäre wirklich hilfreich. Aber sie könnten miteinander kollidieren.

Gibt es in anderen Sprachen Beispiele für die schriftliche Markierung der Satzintonation (Betonung innerhalb des Satzes, nicht innerhalb des Wortes)?
Kursivschrift hilft z.B. beim handschriftlichen Schreiben nicht weiter.

Ich vermute, daß im Deutschen eine Schreibung der Wortbetonung und der Satzbetonung an den Umlauten scheitert und in Sprachen mit Wortbetonungsschreibung eine Schreibung der Satzbetonung an den Wortbetonungszeichen.

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Margret Popp
08.10.2003 16.30
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Re: im wesentlichen - im Wesentlichen

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von guest
Seit der R.R. ist nur noch „im Wesentlichen“ zugelassen, und der Leser muß raten, welche Form und Bedeutung der Schreiber wohl meint. Ein weiteres Beispiel für die staatlich verordnete Ausdrucksverarmung der deutschen Sprache.

Es ist lediglich ein Beispiel für eine Homographie, von denen es in allen Alphabetschriften Beispiele gibt wie Sand am Meer. Übrigens wird der gemeinte Sinnunterschied von der Satzintonation getragen.

(1) „Ich habe im Wesentlichen herúmgestochert“ ist ungleich


(2) „Ich habe im Wésentlichen herumgestochert“;

Wer das im Schriftlichen durchaus disambiguieren will, kann es immer noch, indem er Akzente verwendet oder die Tonstelle kursiv setzt.

Was daran die Ausdrucksmöglichkeiten vermindern, auch noch die deutsche Sprache verarmen sollte, bleibt unerfindlich. (In der natürlichen Aussprache ist ja an dem Satz sowieso nichts ambig.)

Eher könnte man bei diesem Beispiel gerade dafür plädieren, dass die ambige Homographie heute im Schriftlichen eine witzige Doppeldeutigkeit ermöglicht, die bei Verwendung von Kleinschreibung in Satz (1) nicht möglich war.

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Margret Popp
08.10.2003 16.09
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Re: Sprache und Logik

Zitat:
Ich will gegen diesen Ihren Satz keinen Einwand erheben, möchte aber darauf hinweisen, dass die Sprache nicht so säuberlich gebaut ist, wie Sie möglicherweise annehmen.

Meine weitere Argumentation beruhte aber auf der Äquivalenz der beiden Aussagen »Wörter werden zusammengeschrieben« und »Was getrennt geschrieben wird, ist eine Wortgruppe«, daher ändert sich daran nichts... Was Sie sagen, Frau Popp, stimmt genau: daß die Sprache eben nicht so säuberlich und klar gebaut ist wie die mathematische Logik... Sobald man die Ebene der Sprache an sich, d. h. der konkreten Beispiele, verläßt und seine Beobachtungen systematisiert, trifft man Aussagen über die Sprache, die sich anhand der vorgefundenen Beispiele als zutreffend oder unzutreffend erweisen. Mithin gelten für diese Metaebene die Prinzipien der Aussagenlogik. Also: Nicht die Sprache selbst ist es, die säuberlich gebaut ist, sondern ihre Beschreibung muß es sein! Logisch inkonsistente Aussagen sind unbrauchbar.

(Anfettung von mir.) Volle Zustimmung.

Nur muss man aufpassen, dass man sich von den Apparaturen der Logik nicht ins irrelevante Umfeld bzw vom sprachlichen Gegenstand der Betrachtungen abdrängen lässt.

Und ich befürchte, dass Ihre Verallgemeinerung „Was getrennt geschrieben wird, ist eine Wortgruppe“ an dem eigentlich streitigen Punkt vorbeigeht. Dieser liegt in der Sprache selber, insofern wir in vielen Fällen gern genauer wüssten, was nach sprachlichen Gesichtspunkten auf keinen Fall ein Kompositum sondern eine Wortgruppe SEIN MUSS und die Kriterien dazu anscheinend noch nicht endgültig erkannt sind.

Und da stehen wir wieder auf Los: Es nutzt nichts, die Reformer anzubrüllen, sie hätten Getrenntschreibung nur bei eindeutigen Wortgruppen erlauben sollen. Die Frage ist ja, welche das sind.

Besser wäre es, die in der deutschen Sprache vorhandenen Regeln zu ermitteln, was als Wortgruppe empfunden wird und was nicht und dementsprechend andere Schreibungsregeln vorzuschlagen.

Oder eine meinetwegen auch äußerlichere Regelung für die Getrenntschreibung zu entwickeln, die einleuchtender als die augenblickliche wäre.

Nur der Marschbefehl „Zurück in die alte Schreibweise“ bringt keinen Fortschritt, und den hilfesuchenden Schreiber ohne Anhaltspunkt zu lassen und ihm die Entscheidung (bzw die damit verbundenen Schwierigkeiten der folgerichtigen Verwendung) zuzuschieben, wäre ebenfalls ein Rückschritt.

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Margret Popp
08.10.2003 15.49
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Re: Re: Zitate von ???

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Die deutsche Orthographie hat einen ans Wunderbare grenzenden Verlauf genommen, ohne daß die Menschen, die sie entwickelten, sich eine klare Vorstellung von dem Ergebnis als Ganzes gemacht hätten.


Dumm Tüüch. Die wirkliche Geschichte der deutschen Orthografie zeigt lediglich, dass sie erst relativ spät kodifiziert worden ist und dadurch einen relativ hohen Passungsgrad an die deutsche Aussprache hat. Der späte Zeitpunkt ist möglicherweise auf den Kulturbruch des 30jährigen Kriegs zurückzuführen und damit so ungefähr der einzige Vorteil, den die Deutschen von diesem Krieg hatten.

Der Passungsgrad an die Aussprache ist in Sprachen, deren Rechtschreibung noch später erfolgte (zB die lateinische Schreibung des Rumänischen) noch besser

Von „wunderbar“ kann bzw konnte bei der deutschen Schreibung noch nie die Rede sein.

Es gibt nicht mal eindeutige unwiderlegliche Hinweise, dass die Rechtschreibung vor 1996 wirkliche Vorzüge gegenüber der heutigen hatte.

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Margret Popp
08.10.2003 15.36
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Re: Errare Poppi est

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Frau Popp begeht den Irrtum, zu glauben,

Im Gegenteil, ich glaube, wenn überhaupt, dann nur in der Religion. Ansonsten will ich Beweise sehen.


weil die schriftlich niedergelegte Sprache immer auf die gesprochene verweist,

Diese Aussage ist entweder dumm oder falsch. Entweder möchten Sie bestreiten, dass die eigentliche Sprache aus Inhaltsseite und Ausdrucksseite (Aussprache) besteht, was dumm wäre, oder Sie wollen behaupten, ich nähme an, jegliche Verschriftung eines Texts sei ausschließlich auf die Ausdrucksseite der Sprache bezogen, wovon keine Rede sein kann.

Wie gesagt gibt es ganz unterschiedliche Verschriftungstechniken für die menschliche Rede, entweder durch Morphographie, wie im Chinesischen (hat prinzipiell mit der Aussprache nichts zu tun) oder durch mehr oder weniger aussprachebezogene Alphabetschreibungen, oder auch durch haargenaue elektronische Abbildung der akustischen Seite der menschlichen Rede.

sei die Schreibung ganz untergeordnet

Das stimmt. Die Prinzipien der Verschriftung sind grundsätzlich nicht „sprachlicher“ als die der Tonbandtechnik.

und allenfalls eine Wiedergabe der Lautung.

Das hab ich nie gesagt und es wäre auch Unsinn.

Darum kann sie auch mit bedeutungsunterscheidenden Schreibweisen begrifflich nichts anfangen.

Wie kommen Sie auf diesen seltsamen Einfall? Sogar auch die Alphabetschreibungen, die immer PRINZIPIELL auf Aussprachliches bezogen sind, geben ab und an Bedeutungsunterschiede wieder, die in der Aussprache nicht zum Ausdruck kommen. (Viel in den Sprachen mit viel Homophonie wie im Französischen; vgl si/scie 'ob, Säge'.)

Das ist aber nur ein schwacher bzw überhaupt kein Ausgleich für die beim Schreiben fehlende Intonation und nichts, was der Schreibung die Ausdruckskraft, den Status oder das geschichtliche Eigenleben der natürlichen Aussprache verleihen könnte.

Die Leute könnten zumindest prinzipiell auch ohne Schreibung sprachlich kommunizieren. Wir könnten unsere Diskussion, wenn wir wollten, auch in Ton-Dateien miteinander führen. Die Aussprache ist eben ein autonomes sprachliches Ausdruckssystem. In der Alphabet-Schreibung könnte man nicht mal die einzelnen Buchstaben definieren, ohne sich auf Einheiten der Lautung (Phoneme) zu beziehen. Die Schreibung kann die Intentionen des Schreibers gelegentlich unterstützen, sie ist schärfer umrissen als die Aussprache; aber das ändert an ihrem künstlichen, sekundären Status im Prinzip nichts.

Daß bereits die Orthographie den Leser zum richtigen Verständnis (im Sinne des Schreibers) führen kann und soll – vor jeder Umsetzung in gesprochene Sprache – will ihr nicht einleuchten.

Mir leuchtet stattdessen ein, dass Sie den mickrigen Status der Schreibung als eines bloßen Zusatzcodes nicht raffen.

In Wirklichkeit liest natürlich auch Frau Popp genau so wie wir alle und nicht wie ein Erstkläßler, der sich den Sinn des Geschriebenen noch über das laute Lesen erschließen muß.

Und woraus schließen Sie, dass ich DIES irgendwo gemeint hätte?

Übrigens bestätigen Sie mit Ihrem Hinweis auf den Sieg des stillen Lesens (eine kulturgeschichtlich späte Errungenschaft) die Notwendigkeit einer einheitlichen Rechtschreibung, denn das stille Lesen ist anscheinend parallel mit dem Buchdruck und der damit einhergehenden Vereinheitlichung der Orthografie
aufgekommen. (Zuvor riefen sich die Leser durch lautes Lesen die ihnen lautlich bekannten Wortkörper ins Gedächtnis, die sich durch die bloßen Schriftbilder oft nicht einstellten. Vgl die frühneuenglische Schreibung coquadrille 'crocodile', Frau Rat Goethes Manusprickte.)

Geschriebene Sprache ist Sprache „eigenen Rechts“ und unterliegt eigenen Gesetzen.

Unprofessioneller Gebrauch des Ausdrucks Sprache und Schwellstil, da die großartigen „eigenen Gesetze“ bei näherem Hinsehen nur ein paar Einzelheiten des grafischen Code betreffen und allenfalls ein paar Einzelheiten des geschriebenen Stils.

Die Orthographie als ein Hilfsmittel (Werkzeug) zum richtigen Verständnis des Gelesenen,

Das SOLLTE sie sein; das WAR sie in der Geschichte der deutschen Rechtschreibung im vollen Umfang noch nie; und bei den tatsächlichen Grauzonen in der natürlichen Sprache würde man sie auch überfordern, wenn man das von ihr in jedem Punkt verlangte.

Ergebnis eines langen, immer fortschreitenden Optimierungsprozesses, kann nicht beliebig manipuliert werden, ohne Schaden zu nehmen.

Kappes. Die Geschichte der Rechtschreibungen der europäischen Länder sind voll von historischen Zufällen und Wildwuchs. Die Geschichte der englischen Rechtschreibung ist eine Geschichte der fortschreitenden Pessimierung; und da hat nie einer regulierend eingegriffen. Wir hatten in Deutschland bloß insoweit Glück, als die deutsche Rechtschreibung erst relativ spät kodifiziert worden ist, wodurch sie einen besseren Passungsgrad zur Aussprache behalten hat als das Französische oder das Englische. Deswegen hat sie trotzdem (und hatte sie vor der 1996er Reform) genug Elemente der Unzweckmäßigkeit.

Sie IST die meiste Zeit beliebig geordnet worden; die Schreibregeln waren eigentlich immer in der Hand einiger weniger Experten (im Mittelalter zB in der Hand der Leiter der Schreiberschulen); ihre Entwicklung zeigt eine Willkürlichkeit, die sich bei der Entwicklung der natürlichen Sprache nirgends findet; und es ist nicht einzusehen, warum die moderne Gesellschaft den Regelungs- und Vereinheitlichungsbedarf nicht in die Hand einiger Experten hätte legen sollen, die immerhin besser ausgewiesen sind als die mittelalterlichen Leiter von Schreibschulen oder die Verlagslektoren des 18. Jh.

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guest
08.10.2003 14.30
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Nicht jeder muß die Rechtschreibung perfekt beherrschen

Natürlich werden geniale Feinmechaniker und ähnliche Könner für die präzise Ausführung von Konstruktionen unbedingt gebraucht. Deswegen kann ja auch nicht alles in Billiglohnländer verlagert werden. Aber ich behaupte: Nur durch genaue Ausdrucksmöglichkeiten sind genaue Gedanken möglich, die den Entwurf einer genauen Konstruktion ermöglichen, welche besser ist als schon vorhandene.
Man kann das schon an kleinen Kindern beobachten, wenn sie anfangen, aus ihrem Wörtervorrat eigene Gedanken zu entwickeln und Sätze zu konstruieren: Sie sprechen zunächst besseres Deutsch als wir Erwachsene mit unserer schlampigen Alltagssprache. Später muß man ihnen helfen, ihre mündliche Sprache auch so genau aufschreiben zu können, wie sie es meinen. Dann sind sie zufrieden. Und sie sind enntäuscht, wenn die schriftlichen Wörter das nicht zulassen.

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