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eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.05.2023 um 07.38

[SPIEGEL]
Abzocke durch kriminelle Banden
So funktioniert der Trick mit den Schockanrufen

Der bekannte Kriminologe Christian Pfeiffer war einst [SPD-]Justizminister von Niedersachsen. Doch all sein Wissen über die organisierte Kriminalität schützte ihn nicht davor, selbst zum Opfer zu werden.
spiegel.de 28.5.2023

Pfeiffer, bekannt als Besserwisser und Geißel vieler Talkshows, verkennt 2022 eine schreiende Anruferin als seine Tochter, die soeben ein Kind totgefahren habe und eine sich einschaltende „Frau Mertens“ als Polizistin, die die Suizidgefährdete bei sofortiger Zahlung einer Kaution vor der Haft bewahren will. Dabei sitzt die richtige Tochter ahnungslos im Untergeschoß des Hauses. Die Zentrale dieser Schockbetrugsmasche verortet Pfeiffer in Polen. –

Angstmache ist seit jeher auch ein Mittel der Politik: Die Klimakatastrophe der Welt wird nur verhindert, wenn Deutschland seine Industrie zerstört oder auf Elektrik umstellt. Dazu brauchen wir die Einwanderung von mindestens 200.000 Fachkräften für Solar- und Windanlagen (Faeser, SPD). Bei einer „Fachkraftdichte“ von 2 Prozent wären das also 10 Millionen „Geflüchtete“ pro Jahr. Trotz „erleichternder“ Rechtschreib„reform“ versagt schon jetzt ein Viertel der derzeitigen Grundschüler.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.04.2022 um 07.08

Moskau. Ein Urgestein der russischen Politik-Szene ist nicht mehr: Wladimir Schirinowksi, Gründer, Hauptmatador und langjähriger Vorsitzender der rechten Liberaldemokratischen Partei Rußlands (LDPR), ist im Alter von 75 Jahren verstorben. Russische Medien erwähnen als Todesursache eine Corona-Erkrankung – bundesdeutsche Medien verschweigen diesen Umstand, zumal bekannt ist, daß sich Schirinowski insgesamt achtmal impfen ließ.

zuerst.de 9.4.2022 (unreformiert!)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.03.2021 um 11.05

Rechtschreibung : Die Sieger machen nur sechs Rechtschreibfehler

Trier 40 Teilnehmer von sieben Schulen aus der Region haben am digitalen Diktat-Wettbewerb über die Online-Plattform http://www.deutschland-schreibt.de teil_genommen. Den ersten Platz unter den Schülern belegte Anna Düpre (Gymnasium Hermeskeil, sechs Fehler) ...

Diktat
Appell für den Klimaschutz


Seit ein winzig kleines, aggressives RNA-Fragment in der Welt herumgeistert, steht selbige bekanntermaßen kopf. Vieles Wichtige musste virusbedingt hintanstehen.
Vor nicht allzu langer Zeit zogen freitags des Öfteren zahlreiche Schulpflichtige durch die Citys, um dem Establishment in puncto Klimaschutz die Leviten zu lesen. Sie waren zuletzt weitestgehend ausgebremst.

Nichtsdestoweniger haben sie einen Riesenstein ins Rollen gebracht. Allenthalben wird über Wohl und Wehe des Planeten debattiert. Wird das Thema gut gemanagt? Darf man erst mal/erstmal den Status quo ante herstellen und klimaschonendes Verhalten auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben? Tun Flug- und Autoverkehr not, oder sollten wir vielmehr viel mehr Rad fahren?

Auch im Privaten liegen Jung und Alt bei solch abendfüllenden Fragen gelegentlich über Kreuz. Das ist im Übrigen nichts Neues! Wiewohl alle nur das Beste wollen, ist es hier am besten, sich aus dem Entweder-oder und dem Für und Wider herauszuhalten.

Man darf aber prophezeien, dass die Schülerscharen über kurz oder lang mit Vehemenz auf die verwaisten Straßen zurückkommen werden. Nach einem Jahr wie dem vergangenen mit seinen gravierenden Maßnahmen lässt sich schwer wegdiskutieren, dass seitens der Politik einiges mehr möglich ist, als man gemeinhin denkt.

Und noch ein Ass haben die aufsässigen unter Achtzehnjährigen im Ärmel: „Nun mussten wir so oft der Schule fernbleiben, dass ihr wegen ein paar Freitagen mehr kein Tamtam zu machen braucht!“

volksfreund.de 18.3.2021

Manche „Erleichterungen“ haben in der finsteren Zeit von 1996 bis 2006 mehrfache Änderungen erfahren (kopfstehen, nottun), so daß kaum noch jemand sicher weiß, was richtig sein soll – richtige englische „Cities“ aber falsch. Besondere Albernheiten sind „des Öfteren“, „im Übrigen“ – „Ass“ (wurde seit 2500 Jahren ohne Doppel-s geschrieben). Das „Entweder-oder“ ist unlogisch.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.02.2021 um 13.44

... der deutschen Rechtschreibung durch die dreisten Kultusminister. Standhafte verweigern sich seither der erpreßten Stussschreibung:

Martin Mosebachs feiert in seinem Bestseller „Krass“ den Individualismus

... Büchnerpreis-Träger Mosebach hält sich in seinem Hohelied des Individualismus nicht mit irgendwelchen Ressentiments auf. Zwar ist der geborene Bestimmer Krass – von außen betrachtet – nicht mehr Herr über sein Schicksal: „Und doch war er sicher, daß alles auf seinen Befehl hin geschah.“ Einmal Sieger, immer Sieger.

Es passt zum opulent-noblen Erzählgestus, dass der Autor an der alten Rechtschreibung festhält...

westfalen-blatt.de 23.2.2021

Näheres siehe auch hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.10.2020 um 07.17

Louise Glück, die US-amerikanische Lyrikerin, erhielt den diesjährigen Literatur-Nobelpreis. In Deutschland ist sie kaum bekannt, ihre beiden einzigen ins Deutsche übersetzten Gedichtbände sind vergriffen.

Als erstes fällt die unangepaßte Orthographie ihres Namens auf: Ihre Großeltern waren jüdische Einwanderer aus Ungarn. Ansonsten scheint Jüdisches in ihrem Werk keine besondere Rolle zu spielen, sondern eher die altgriechische Mythologie. Einigermaßen sachlich berichtet die Tagesschau über die Preisträgerin:

Literatur-Nobelpreis für Louise Glück
"Man kann immer etwas aus Schmerz machen"

Stand: 09.10.2020 09:39 Uhr
Für ihre "unverkennbare poetische Stimme" ist Louise Glück mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet worden. Aber wer ist die Frau hinter den Gedichten, die häufig von Schmerz, Tod und gescheiterten Beziehungen handeln?

Von Jan Ehlert, NDR
Ehlert zitiert sogar im Original:
You see, they have no judgment
So it is natural that they should drown
First the ice taking them in
And then, all winter, their wool scarves
Floating behind them as they sink
Until at last they are quiet
And the pond lifts them in its manifold dark arms
Schmerz und Leid gehören zum Leben dazu, man muss aber lernen, mit ihnen umzugehen. Das ist eine der Kernbotschaften im Werk von Louise Glück. Denn wenn wir uns nicht mehr vom Schicksal anderer berühren lassen, hören wir auf, Menschen zu sein...

tagesschau.de 9.10.2020
„Judgment” ohne „e“ gilt als amerikanische Schreibung, ist aber auch in England seit dem 16. Jahrhundert bezeugt.– Die anderen einschlägig bekannten Publikationen nehmen die Preisvergabe zwiespältig auf. Während die „taz“ bei aller bemühten Anerkennung des Werks doch barmt:
Unter ästhetischen Gesichtspunkten lässt sich an der Vergabe des Preises wenig kritisieren. Mit Louise Glück wird eine Lyrikerin ausgezeichnet, an deren Rang als Autorin von Weltliteratur nicht zu zweifeln ist. Woran sich sehr wohl zweifeln lässt, ist der Zeitpunkt ihrer Wahl. Auch wenn man den Impuls verstehen kann, sich aus der surrealen, absurden Gegenwart von 2020 in die „strenge Schönheit“ universeller Werte zurückzuziehen, ist diese Gegenwelt schon wieder weiß, westlich, englischsprachig. Ein Konzept, dessen Weiß-Sein die Poetin als Problem deutlich benennt...

Warum den[/die] Mitglieder[n] der Akademie auf der Suche nach Literatur mit universellem Anspruch dann doch wieder nur [auf] Autor*innen [r]einfallen, die ihnen selbst so ähnlich sehen, bleibt ein Ärgernis – bei aller Freude über die Auszeichnung für Louise Glück.

taz.de 8.10.2020
In eckigen Klammern: unser Zusatz, wie man es vielleicht verstanden haben wollte. Heribert Prantls oft als „Alpen-Prawda” geschmähte „Süddeutsche“ verreißt die Wahl fast gänzlich:
Die literarischen Werte, das muss man wieder einmal so sehen, wurden mit dieser Preisentscheidung mit Füßen getreten. Denn blättert man in "Wilde Iris", herrscht allerorten höchster Kitschalarm: "depressiv ja, aber doch leidenschaftlich/ dem lebendigen Baum zugetan, mein Körper/ sogar in den gespaltenen Stamm geschmiegt, beinah friedvoll, im Abendregen/ beinah fähig zu fühlen,/ wie Saft schäumt und steigt." Manch einem steigt da die Galle hoch.

sueddeutsche.de 9.10.2020
Da kann der unbefangene Beobachter nur dem Kritiker des Kritikers im Wiener „Standard“ zustimmen:
Man darf die Nachfahrin von Sylvia Plath und Anne Sexton gedankenlos schmähen. Der Clou dabei: Ihrem Werk wird die Ignoranz, die ihm die Kommentatoren ungeniert entgegenbringen, noch selbst zur Last gelegt. (Ronald Pohl, 9.10.2020)

derstandard.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.08.2020 um 10.17

Damals hat das kein Schwein interessiert:
Die außergewöhnlich starke Grippewelle 2017/2018 hat nach Schätzungen rund 25.100 Menschen in Deutschland das Leben gekostet. Das sei die höchste Zahl an Todesfällen in den vergangenen 30 Jahren, wie der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, kürzlich mit Blick auf eine eigene aktuelle Auswertung erklärte...
Deutsches Ärzteblatt 41/2019

Heute:
Coronavirus in Deutschland
Infektionen 212.328
Davon Genesene 194.008
Todesfälle 9.161
Quelle: Johns-Hopkins-Universität, RKI | Stand: 04.08.2020 10:34 Uhr
https://www.t-online.de/?top#


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.08.2019 um 04.23

... zur Reformschreibung durch Nachrichtenagenturen und Presse – trotz des repräsentativen Volksentscheids gegen die Rechtschreib„reform“ am 27. September 1998 in Schleswig-Holstein. Die Buchverlage folgten zögernd.

Der (ehemalige?) Postbeamte Christian Stang, hier als „Linguist“ bezeichnet, von BILD & Co. beflissen als „Rechtschreibpapst“ inthronisiert, hat mit seinem Rechtschreibhobby angeblich sogar schon den Papst bei der Umstellung seiner traditionell geschriebenen Werke auf die häßliche, teilweise furzdumme „neue“ Rechtschreibung beraten. Zum jetzigen Jubiläum der von den nichtsnutzigen Kultusministern über die Schulen erpreßten „Reform“ schreibt Stang in der Mittelbayerischen Zeitung:


Rechtschreibung
Seit 20 Jahren heißt es Delfin

Seit dem 1. August 1999 erscheint die MZ in neuer deutscher Rechtschreibung. Der Grund ist ein Beschluss der Presseagenturen.

Christian Stang, Linguist

Vor 20 Jahren – am 1. August 1999 – erschien diese Zeitung erstmals in neuer deutscher Rechtschreibung. Damit zählte die MZ zu mehr als 90 Prozent aller Printmedien, die zu diesem Zeitpunkt die neue „Orthografie“ – man beachte die fakultative Schreibung mit „f“ – einführten. Dieser Umstellung ging ein Beschluss der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen vom 12. Dezember 1998 voraus.

Die Presseagenturen folgen dem amtlichen Regelwerk der deutschen Rechtschreibung, das für Schulen, die Verwaltung und Rechtspflege als verbindlich gilt. Bei Schreibvarianten haben sich die Nachrichtenagenturen – gemäß dem Grundsatz „Ein Wort – eine Schreibung“ – für jeweils eine der zur Wahl stehenden Schreibungen entschieden. Dies führt beispielsweise dazu, dass Sie auch in dieser Zeitung über den „Delfin“ ausschließlich in der hier wiedergegebenen Form mit „f“ lesen oder das Wort „aufwendig“ ausschließlich mit „e“ antreffen werden.

Das amtliche Wörterverzeichnis beinhaltet dagegen auch die traditionelle, weiterhin gültige Schreibung „Delphin“ und die reformierte Schreibung „aufwändig“. Als besonders lese(r)freundlich wird von vielen wohl die Handhabung der Interpunktion – konkret gesagt: der Kommasetzung – der „Agentur-Orthografie“ betrachtet. Diese sieht den generellen Gebrauch des Kommas bei erweiterten Infinitivgruppen vor, während das amtliche Regelwerk den obligatorischen Gebrauch des Satzzeichens von bestimmten Bedingungen abhängig macht.

Allerdings steht auch hier die „Agentur-Orthografie“ mit dem amtlichen Regelwerk im Einklang, da dieses in einer Ergänzungsregel darauf verweist, dass bei Infinitivgruppen „ein Komma gesetzt werden [kann], um die Gliederung deutlich zu machen“. – Ein Beispiel aus dieser Zeitung: „Der Jugendliche hatte in Regensburg versucht, die Drogen vor Polizisten zu verstecken.“

Welchen hohen Stellenwert „[d]ie Umsetzung der amtlichen Rechtschreibregelung in Pressetexten“ genießt, mag vielleicht auch dadurch deutlich werden, dass selbst die aktuelle Auflage des Dudens aus dem vorletzten Jahr noch auf einer Seite dieses Thema abhandelt, und dies mit einem Verweis auf die Wortlisten, die über http://www.die-nachrichtenagenturen.de zugänglich sind. Dort findet man unter dem ersten Buchstaben das „Aha-Erlebnis“, das diese Wortliste selbst für Kenner noch bietet.

Christian Stang, der Autor dieser Außenansicht, ist Orthografieberater der Universität Regensburg.

mittelbayerische.de 31.7.2019 [Absätze hinzugefügt]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.05.2019 um 07.46

[faz.net] Viele Influencer erreichen auf Plattformen wie Youtube mehr Menschen als journalistische Formate. Problematisch wird das, wenn sie finanzielle Interessen verfolgen, aber wie authentische Nachbarsjungen von nebenan wirken...

Bei Rezo und anderen bekannten Youtubern hat diese Unterstellung freilich wenig mit der Wirklichkeit zu tun. Nicht nur ist Rezo kein Nachbarsjunge, sondern ein 26 Jahre alter Mann. Und er ist ein Unternehmer, der nicht tagelang allein über Armutsstatistiken und Klimaberichten brütete, um CDU, CSU und SPD der „Inkompetenz“ zu überführen, sondern seine Mitarbeiter damit beauftragte und dafür bezahlte... Rezo hat einen Produktionsleiter, einen Manager und einen Fanshop. Das haben Nachbarsjungen üblicherweise nicht, ebensowenig haben sie eine Regulierungsbehörde, die sich mit ihnen beschäftigt...

faz.net 25.5.2019

„Zerstörung der CDU“ von YouTuber Rezo als verdeckte Wahlwerbung der Grünen?

[epochtimes.de] Das Politikberatungs-Blog „Tertium Datur“ bezeichnet Rezo als „Fake-Vlogger“ und weist darauf hin, dass als Verantwortlicher im Sinne des Presserechts für die Produktion die „TUBE ONE Networks GmbH“ in Köln aufscheint. Dieses ist das Social Video Netzwerk der Ströer Content Group... Belastbare Beweise für eine grüne Auftragsarbeit gibt es bis dato nicht.

epochtimes.de 24.5.2018

„Ströer“, das ist das Stichwort: Der Werbe-Multi betreibt auch T-Online. Dort darf die nach Henryk M. Brodergenuin dummeLamya Kaddor jeden Freitag ihren Beitrag zur „liberalen“ Islamisierung leisten, nachdem sich fünf ihrer Schüler dem IS angeschlossen hatten. Ströer geht es darum, sich mit der aufstrebenden Umvolkungsmacht Islam gutzustellen.

Deswegen fehlt im Spon-Faktencheck auch jeder Hinweis, daß Rezo *) irgendwie Kritik an der deutschenfeindlichen „Flüchtlings“-Politik der Altparteien geäußert habe. In seinem („fucking“-reichen) Redeschwall kommen nur zukünftige Klimaflüchtlinge vor.

Gemäß grünlinker Cannabis-Ideologie ist ihm wichtiger, den Anstieg des Meeresspiegels um 3 mm pro Jahr zu verhindern (jährliche Folgekosten nicht erkennbar), als den jährlichen Zustrom von Hunderttausenden „Flüchtlingen“ nach Deutschland zu stoppen (Kosten pro Jahr bis 100 Milliarden Euro).


PS: Auch Ramin Peymani sieht im Hintergrund den Ströer-Konzern:
Chefredakteur ist dort übrigens ein gewisser Florian Harms. Der ehemalige Redaktionsleiter von Spiegel-Online trimmt t-online.de seit 2017 konsequent auf links-grünen Kurs. Leser sollten dies im Hinterkopf haben, wenn sie auf „Meldungen“ des Portals stoßen. Millionen von Bürgern hat die Ströer-Kampagne mit dem Komparsen Rezo täuschen können...

PS2: Aktuell dazu auch: https://youtu.be/APXDn6UH7l4 Corinna Miazga MdB


*) Klarname: Yannick Frickenschmidt lt. NOZ 28.5.2019


eingetragen von Walser am 08.02.2019 um 15.22

Dazu schreibt man auch hier

http://



aikb.

net


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.09.2018 um 07.00

Vom Privatblättchen des Salon-Bolschewisten und Spiegel-Millionenerben Jakob Augstein, „Freitag“, ist natürlich nichts Kulturbewahrendes zu erwarten:

1998: Krieg dem Tollpatsch

Zeitgeschichte
Die Rechtschreibreform sorgt für Streit und lässt Sprachkonservative schlottern. Besonders bei der „FAZ“ fürchten und bekämpfen sie den Untergang des Abendlandes

Rudolf Walther | Ausgabe 35/2018

Schriftsteller wie Monika Maron und Reiner Kunze fühlten sich an DDR und Diktatur erinnert, Hans Magnus Enzensberger an die „Mafia“ und an „Metternich“, Matthias Politycki an „Umerziehungsmaßnahmen“. Und welcher Feind stand 1998 ante portas? Die Rechtschreibreform. Der Krieg um sie geht jetzt ins 20. Jahr, weil es echten Kriegern immer schon egal war, ob sie verloren oder gewonnen hatten. So wird uns die FAZ in zehn Jahren an den Dreißigjährigen Krieg um die Rechtschreibung erinnern ...

Um Normen für die Rechtschreibung zu gewinnen, gab es immer zwei Wege: Man ernennt eine Behörde und die verordnet, was gilt. So hielt man es in Frankreich und gründete 1635 die Académie française, die nur 58 Jahre brauchte, bis sie 1694 ihr erstes Normenkonvolut in Form des Dictionnaire de l’Académie française herausbrachte...

Die deutschen Veteraninnen und Veteranen des Feldzugs gegen die Rechtschreibreform ficht derlei nicht an, sie verbuchen flexible, dem Sprachgebrauch und sozialer Entwicklung folgende Änderungen der Schreibpraxis (der zweite und vernünftigere Weg für die Gewinnung von Rechtschreibnormen) als „Sprachmoden“, „Genderismus“ und Abweichung vom „Bewährten“. „Sprachwandel“ ist den Konservativen ein Ärgernis. 1976 war „generieren“ noch ein „bildungssprachliches“ Wort...

Heute sind von Talkshow-Gästen über Gebrauchtwagenhändler bis zu Friseurinnen alle am Generieren. Ähnlich verhält es sich mit dem Wort „fokussieren“. Das bedeutete vor 30 Jahren noch schlicht „optische Linsen ausrichten“. Heute „fokussieren“ Abiturienten, Soziologen und Fußballer, von denen sich einer unsterblich machte, als er die Niederlage seiner Mannschaft damit erklärte, dass der Gegner halt „fokussierter“ gewesen sei.
Auf derlei Bläh- und Blendwörter könnte die deutsche Sprache vorteilhaft verzichten!
Die Recken der „bewährten Schreibweise“ interessierte derlei 1998 nicht. Sie predigten lieber mit priesterlichem Eifer den Untergang des Abendlandes, falls sich die Reform der Klein- und Großschreibung durchsetze. Keine Lappalie war ihnen zu trivial und kein Schwachpunkt der Reform zu mickrig, um nicht verbale Granaten abzufeuern. Hinter den FAZ-Redakteuren Heike Schmoll und Hubert Spiegel bliesen die „Sprachkämpfer“ Theodor Ickler, Peter Eisenberg und Horst Haider Munske, unterstützt von fanatisierten Gymnasiallehrern wie Friedrich Denk und Stefan Stirnemann, zum heiligen Krieg gegen die Reformen und gegen die Ketzer, die diese nicht verdammten. ...

Dann plötzlich kam nach neun Jahren Kampf die Kapitulation, von der die Veteraninnen und Veteranen aber lieber nicht reden. Zum 1. Januar 2007 zog sich das bewährte Schlachtross FAZ aus dem (fast) ewigen Krieg (fast) zurück mit der Erklärung, die Reform größtenteils doch übernehmen zu wollen. Geschlagen aber gab und gibt sich das wild gewordene Häuflein der Aufrechten nicht, denn ihrem Slogan „bewährte Schreibweise“ blieben sie treu ...

Wer außer den Veteraninnen und Veteranen will noch bestreiten, dass es Zeit war, mit der grammatisch sinnfreien, kinderquälenden Marotte der ss- bzw. ß-Regeln aufzuräumen? Den Schweizern jedenfalls hat es nicht geschadet, dass sie den ß-Firlefanz schon vor über 50 Jahren abschafften, wie den Italienern, dass sie das Griechische „ph“ / „φ“ vor etwa 700 Jahren durch ein „f“ ersetzten: „filosofia“...

Wo Argumente fehlen, wird die Freigabe der Schreibweise in alter Theologenmanier als Rückfall in den „vorsintflutlichen Zustand“ (Theodor Ickler) beklagt. Für Nicht-Kombattanten erscheint die Rechtschreibreform als Hanswurstiade mit obligater Drehorgel unter dem Titel „Ohne Igel an den Orgeln keine Orgie in Georgien“. Eine veritable FDP-Staatsministerin machte ernsthaft den Vorschlag, eine Volksabstimmung zu veranstalten darüber, ob „daß“ oder „dass“, „3-fach“ oder „3fach“ gelten solle.

freitag.de 6.9.2018
Dagegen steht der KMK-präsidiale Unsinn:
„So wenig wie man über Erkenntnisse von Wissenschaft eine Volksabstimmung herbeiführen kann, so wenig kann man … in Volksabstimmungen darüber entscheiden, ob Thron mit th oder nur mit t geschrieben werden soll.“
(Gabriele Behler, KMK-Präsidentin, SHZ 25.9.1998)

Rudolf Walther vertritt eben in kultureller und orthographischer Hinsicht die stalinistische Planwirtschaft – unter Kalaschnikow-Bewachung durch die Schulmeister und mit Beihilfe der staatsgefälligen Zeitungsverleger:

Mit keinem Wort erwähnt er, daß sich die überwältigende Mehrheit der Deutschen gegen diese Verstaatlichung der Rechtschreibung ausgesprochen hat, und daß diese nur durch schmutzige Tricks der Altparteien, Schreibheilsideologen und Bertelsmann-Kapitalisten möglich wurde.

Zur Geschichtsauslöschung von Palmyra siehe hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.08.2018 um 05.10

Zehetmair: Bilanz der Rechtschreibreform ist gut

Der frühere Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair (CSU), zieht 20 Jahre nach der Rechtschreibreform eine positive Bilanz. Der ehemalige bayerische Kultus- und Wissenschaftsminister sieht die jahrelange Debatte um die Reform heute als "aufregende Zeit". Es sei "über die Wichtigkeit der Sprache diskutiert" worden, sagte Zehetmair der Deutschen Presse-Agentur. "Das begrüße ich." Eine korrekte Rechtschreibung sei auch in Zeiten des Internets noch wichtig. Zwar habe ihre Bedeutung abgenommen. "Umso wichtiger ist es, dass es noch Rufer in der Wüste gibt." Der heute 81 Jahre alte Politiker war von 2004 bis 2016 Gründungs-Vorsitzender des Rates für Deutsche Rechtschreibung. Die neue Rechtschreibung war zum 1. August 1998 an Schulen und Behörden offiziell eingeführt worden. Die Reform hatte zu heftigen Debatten und gerichtlichen Auseinandersetzungen geführt.

rtl.de 31.7.2018

Zehetmair weiß natürlich, daß die alte Rechtschreibung besser ist, und er gibt es inzwischen auch offen zu. Er hat jetzt wieder vernebelnd nichts anderes gesagt als vor 15 Jahren in der F.A.Z. v. 1.8.2003:

„Etwas sehr Erfreuliches und aus meiner Sicht auch ziemlich Unverhofftes hat die Rechtschreibreform ganz sicher mit sich gebracht: die intensive, ja bisweilen leidenschaftlich geführte Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache und ihrer Orthographie. Wer hätte das den Deutschen zugetraut?...
Dazu bemerkte Dr. Gerhard Eber in einem Leserbrief in der F.A.Z. v. 6.8.03:
„Die Freude darüber, daß die Rechtschreibreform zu einer intensiveren Beschäftigung mit der deutschen Sprache geführt habe, gleicht der Freude eines Museumswärters darüber, daß ein Verrückter Salzsäure über ein Rubens-Bild geschüttet hat, weil man sich nun doch immerhin intensiver mit Rubens beschäftige.“
Tatsächlich wurde das Bild „Höllensturz der Verdammten" 1959 in der Münchener Pinakothek von einem Psychopathen schwer beschädigt. Ich habe es zwei Jahre vorher noch im Originalzustand besichtigen können.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.07.2018 um 11.04

Rechtschreibreform:
"Zerstörungsakt" oder Vereinfachung?


Millionen Menschen im deutschsprachigen Raum lernten um - oder versuchten es: Als die Rechtschreibreform 1998 eingeführt wurde, war das aber noch lange nicht das Ende der Debatte über deren Nutzen. Wie fällt die Bilanz nach 20 Jahren aus?

Berlin (dpa) - "Grislibär" oder "Majonäse": Der Anblick so mancher Neuerung war zunächst irritierend. Oder wirkte - um es mit den Worten eines Boulevardblatts zu sagen - wie eine "Netzhautpeitsche".

Eher als gewöhnungsbedürftig dürften da noch Fälle wie etwa das dreifache "f" in "Schifffahrt" und das Doppel-"s" in "Kuss" gelten. 20 Jahre nach der offiziellen Einführung der Rechtschreibreform an Behörden und Schulen zum 1. August 1998 hat das Thema zwar nicht mehr die ganz große öffentliche Präsenz in Deutschland, Österreich und der Schweiz, viele Gemüter erhitzt es aber doch bis heute.

"Das riesige Regelwerk versteht kein Mensch, es hat nur Verwirrung gestiftet", sagt der Linguist Peter Eisenberg der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Der emeritierte Professor der Uni Potsdam, der 2013 aus dem Rat für deutsche Rechtschreibung ausgetreten ist, hat die Reform von Beginn an vehement kritisiert. Das Thema ist für ihn bis heute nicht vom Tisch. Eisenberg sorgt sich insbesondere um eine sprunghafte Zunahme der Rechtschreibfehler - nach mehreren Untersuchungen um 30 Prozent bei Schülern, wie er sagt.

Bei Fachkollegen und Deutschlehrern beobachtet er eine große Unsicherheit beim Beurteilen von Fehlern, die Verwirrung werde an Kinder weitergegeben. "Der gesellschaftliche Konsens über das, was in der Rechtschreibung richtig oder nicht richtig ist, ist zerstört worden", sagt Eisenberg. Er lehnt das staatliche Eingreifen in die natürliche und kontinuierliche Entwicklung der Schrift ab. "Aber jetzt kriegen wir es wieder - beim Gendern." Eisenberg spricht von einem "zweiten Zerstörungsakt".

Schon die Idee einer Reform sei unnötig gewesen, das Argument von der angestrebten Vereinfachung der Rechtschreibung sei vorgeschoben, sagt Eisenberg. Politiker hätten die Idee dieses gemeinsamen Vorhabens im Zuge des sogenannten Wandels durch Annäherung in der Ostpolitik der 60er und 70er Jahre gehabt. "Der Grund war jedenfalls nicht, dass die deutsche Orthografie schlechter war als andere Orthografien in Europa, sie war schon vorher eine der besten."

Ob die höhere Fehlerquote bei Schülern tatsächlich auf die neue Rechtschreibung zurückgeht, das ist für den Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, fraglich. Er verweist auf eine "geringe Eingriffstiefe" der Reform, die nur etwa zwei Prozent des Wortschatzes betroffen habe. Probleme beim Rechtschreiben hingen zum Beispiel auch damit zusammen, dass weniger gelesen werde und Orthografie in der Schule keinen so hohen Stellenwert mehr habe. Benotete Diktate etwa gebe es in mehreren Bundesländern nicht mehr.

Meidinger sagt aber auch ganz klar über die Reform: "Wir hätten das ganze Unternehmen nicht gebraucht." Angesichts der Prinzipien des Deutschen werde es nie eine widerspruchsfreie Rechtschreibung geben, man müsse immer mit Ausnahmen arbeiten. Heute glaube niemand mehr an die Vision, die Rechtschreibung vereinfachen zu können, und auch die Lust darauf fehle nach der langjährigen Auseinandersetzung. "Ich bin mir sicher: Die Politik hat ihre Lektion gelernt", sagte Meidinger.

Bei aller Kritik gibt es auch positive Stimmen: Kinder müssten die Rechtschreibung nun nicht mehr als Bündel von Einzelfällen erlernen, die Anzahl der Regeln für Rechtschreibung und Zeichensetzung habe sich deutlich verringert, erklärte Andrea Watermeyer, Verlagsleiterin in der Westermann-Gruppe. Schulbuchverlage hatten nach dem Beschluss der Reform 1996 ihre Titel überarbeiten oder neu produzieren müssen - obwohl einige prominente Literaten sich weigerten, dass ihre Texte in neuer Rechtschreibung erscheinen.

Für Menschen, die noch mit der alten Schreibung aufwuchsen und im Laufe ihres Lebens umlernen mussten, halten Schwierigkeiten teils an. Wie Duden-Sprachberater auf Anfrage berichten, bezieht sich das zum Beispiel häufig auf die Getrennt- und Zusammenschreibung (etwa: "Dank sagen"/"danksagen") und die Groß- und Kleinschreibung ("goldene Hochzeit"/"Goldene Hochzeit"). Eine der Mitarbeiterinnen erläutert, auch die Kommasetzung sei für den Großteil der Kunden nicht leichter geworden. Letztlich bleibt es in der Beratung aber teils unklar, ob Fragen tatsächlich noch auf die Reform zurückzuführen sind.

Im privaten Bereich sind die Regeln nicht verbindlich. Auch Peter Eisenberg hat - wie wohl viele Menschen und Institutionen in Deutschland - seinen eigenen Kurs gewählt: "Ich mache nur das, was ich muss." Gänzlich am alten Regelwerk hält er nicht fest. Auch deshalb, weil es nach anhaltender Kritik in den Nullerjahren schrittweise eine Reform der Reform gab. Die Schreibungen "Grislibär" und "Majonäse" etwa sind wieder passé, korrekt sind "Grizzlybär" und "Mayonnaise". Eine Duden-Sprachberaterin hingegen berichtet von einem Kunden, der nur in alter Rechtschreibung schreibt. [Nur ein „Unbelehrbarer?]

Anderswo höhlte offenbar steter Tropfen den Stein. Im Mai dieses Jahres gab das Deutsche Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven bekannt, das dritte "f" in den eigenen Namen einzufügen. Bis dahin hatte sich das Museum hartnäckig nur mit zwei "f" geschrieben. Es scheint, als habe der Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger recht, wenn er auf ein "böses Bonmot" verweist: Es besage, dass man die deutsche Sprache nicht erlernen, sondern sich nur daran gewöhnen könne.

kreisbote.de 31.7.2018

Prof. Gerhard Augst, Oberreformer, lt. Spiegel 30/2005: „Heute kann man sich nur noch wundern, dass die Kultusminister 1996 das Regelwerk überhaupt noch beschlossen haben." – Da nach 1989 die Strategie „Wandel durch Annäherung“ hinfällig war, müssen andere Interessen im Spiel gewesen sein. Mir schickte jemand etwas später ein Zeitungsbild zu: Zehetmair auf einem Empfang bei Bertelsmann. Sein Pressesprecher, Bertelsmann-Schmid, hatte da wohl schon eigenmächtig die volle Zufriedenheit seines Chefs mit der „Reform“ verkündet.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.07.2018 um 07.21

DIE REFORM DER RECHTSCHREIBREFORM:
REGELN SEIT ZEHN JAHREN IN KRAFT

26. Juli 2018 - 11:23

Biografie oder Biographie? Seit zehn Jahren sind beide Varianten offiziell erlaubt. Das und eine Reihe weiterer Änderungen hat der Rat für deutsche Rechtschreibung 2006 in einer neuerlichen Reform der ursprünglichen Rechtschreibreform beschlossen. Im August 2006 begann in Österreich eine zweijährige Übergangsfrist für die Neuerungen, am 31. Juli jährt sich deren Ende zum zehnten Mal.

Die neue Rechtschreibung wird seit zehn Jahren an den Schulen unterrichtet

Anlass für die Reform des amtlichen Regelwerks am 1. August 2006 war die Kritik an der Rechtschreibreform von 1996 gewesen. Einige damals eingeführte, besonders umstrittene Änderungen wurden 2006 wieder zugelassen - teilweise zusätzlich zu der neuen Schreibweise. So wurde beispielsweise neben "kennen lernen" auch die alte Schreibweise "kennenlernen" wieder erlaubt. Die Reform regelte neben Getrennt- und Zusammenschreibung, Groß- und Kleinschreibung auch die Zeichensetzung. Bei der Kommasetzung wurden aber auch einige Schreibweisen verboten, die nach der Reform 1996 erlaubt waren: Der Beistrich ist seit 2008 vorgeschrieben bei Sätzen wie "Sie öffnete das Fenster, um frische Luft hereinzulassen".

Während der Übergangsfrist wurde an den Schulen in Österreich die alte Schreibweise zwar angestrichen, aber nicht als Fehler gewertet. Seit deren Ende werden die Schularbeiten nach den neuen Regeln korrigiert.

Nicht alles umgesetzt

Auch wenn die Reform sehr umfassend war, konnten aber nicht alle geplanten Vorhaben umgesetzt werden, zieht Peter Ernst, österreichisches Mitglied des Rates für deutsche Rechtschreibung, Bilanz. "Vor allem sind sie am Widerstand der Bevölkerung* und der zuständigen Politiker, die die Maßnahmen ratifizieren müssen, gescheitert. Etwa bei der Schreibung einzelner Wörter." Trotzdem zeigte Ernst sich überzeugt von der Reform. Sie sei schon lange notwendig gewesen und "sicherlich ein wichtiger Schritt in Richtung größere Systematik der Rechtschreibung und leichteren* Erlernbarkeit*", so der Germanist gegenüber der APA...
[... und weitere 436 Wörter]

studium.at 26.7.2018

Was für ein Narr! (... oder Scharlatan!)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.07.2018 um 10.33

Sub conditione Jacobaea …
In Erinnerung an Gernot Nussbächer


Von: Ralf Sudrigian

Wenn Gernot Nussbächer einen Beitrag für die „Karpatenrundschau“ in Aussicht stellte (und das machte er oft und gerne, wobei ihn unsere Anregungen als Zeichen des Interesses für die Heimatkunde sichtlich erfreuten) oder auch bei anderen Vorhaben, fügte er in der Regel die lateinische Redewendung „Sub conditione Jacobaea“ bei der Verabschiedung hinzu. Für ihn war es mehr als ein Klischee oder eine gebräuchliche Formel: Diese Worte standen für seinen tiefen, festen Glauben, für die Überzeugung, dass nichts ohne Gottes Mitwirkung Früchte trägt...

... Gernot war offen für technische Neuerungen, freundete sich mit dem Computer gut an und wusste sehr wohl Bescheid, wie man on-line in den großen Bibliotheken und Archiven der Welt recherchieren kann. Klar, dabei lagen ihm Honterus und die diversen Auflagen der Werke des Kronstädter Humanisten in den Städten Europas besonders nah am Herzen.

Zur Rechtschreibreform ging er aber auf Distanz. Er sei dafür nun zu alt und halte es mit den Regeln, die er in der Schule gelernt hatte. Fehler, auch in Sachen Grammatik, wollte der stadtbekannte Archivar mit seiner Gründlichkeit und Genauigkeit unbedingt vermeiden...

Nun ist Gernot aus dieser Welt gegangen im guten Wissen, dass das so kommen musste und dass für ihn gesorgt wird. Sein Werk vertiefen und fortzusetzen wäre die beste Würdigung für ihn und würde ihn, nicht laut aufjubeln, sondern leise und mild lächeln, vielleicht sogar schelmisch kichern lassen.

adz.ro 7.7.2018


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.09.2017 um 07.04



WORMS - Unbekannte haben an mehreren Stellen im Stadtgebiet Aufkleber mit arabischen Schriftzeichen auf Ortsschilder geklebt, die für einigen Wirbel gesorgt haben. Die Polizei hatte zunächst im Polizeipräsidium in Mainz die Fachdienststelle Terrorismus/Extremismus damit befasst, weil erste Übersetzungen den Schriftzug als „Stadt der Toten“ oder „Tote Stadt“ interpretierten. Allerdings bestätigte die Polizei am Dienstagnachmittag, dass die Worte wohl „unsere Stadt“ bedeuten. Die Ermittlungen seien deshalb eingestellt worden...

wormser-zeitung.de 12.9.2017

Medina(t) „Stadt“ (des Propheten, eigentlich Yathrib in Arabien) + Suffix -na „unsere“.

Worms = „Bormetomagus“, vor 5000 Jahren begonnen als keltisches Siedlungsgebiet, „Quellenfeld“; Lautwandel b zu w noch bis ins Mittelalter, z.B. Wethlehem.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.08.2017 um 07.26

"Keiser“ statt "Kaiser“: Wie kam es eigentlich zum deutschen Sprachkrieg?

Im Gegensatz zur diesjährigen Minireform [großes ß] löste jene vor 21 Jahren einen veritablen Kulturkampf aus. Es sollte die größte Rechtschreibreform der Geschichte werden, doch schon die ersten Vorschläge des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim führten zu wütenden Protesten: "Bot“ statt "Boot“, "Keiser“ statt "Kaiser“? Was für eine Vergewaltigung der deutschen Sprache! Auch moderatere Ideen fanden wenig Anklang: "Delfin“ statt "Delphin“? "Schifffahrt“ statt "Schiffahrt“? "Wohl bekannt“ statt "wohlbekannt“? Die meisten Deutschen sträubten sich hartnäckig gegen die 1996 eingeführte neue Orthografie. Lehrer weigerten sich, sie zu unterrichten, Verlage und Medienhäuser, die bereits umgestellt hatten, ruderten zurück, allen voran die "Frankfurter Allgemeine Zeitung“, fortan das Flaggschiff der orthografischen Gegenreformation.

Wie schafft man Sprachfrieden?

Der Konflikt um Groß- und Kleinschreibung, scharfes ß und Zusammenschreibung schwelte vor sich hin, bis er im Sommer 2004 erneut voll entbrannte: Ein Jahr vor Ende der Übergangsfrist verkündeten der Springer-Verlag, "Der Spiegel“ und die "Süddeutsche Zeitung“, zur alten Rechtschreibung zurückkehren zu wollen. Literaten wie Günter Grass und Hans Magnus Enzensberger reagierten panisch, Kritikerlegende Marcel Reich-Ranicki befürchtete eine "nationale Katastrophe“.

"Der Sprachfrieden“ sei eiligst "wiederherzustellen“, befand daraufhin die deutsche Kultusministerkonferenz und gründete den Rat für deutsche Rechtschreibung. 39 ehrenamtliche Linguisten, Lehrer und Autoren aus sechs Staaten sollten die umstrittensten Regeln entschärfen. Das Ergebnis: "Kennenlernen“ darf seit 2006 wieder zusammengeschrieben werden, "heiligsprechen“ ebenfalls, das "Du“ in Briefen wieder groß. Am 1. Jänner 2007 bekannte sich sogar die "FAZ“ zur neuen Rechtschreibung. Damit war der Sprachfrieden besiegelt.

profil.at 27.7.2017

Der letzte Satz ist, wie üblich, eine Lüge. Von Frieden kann keine Rede sein, eher von einer Medien- und Kultusminister-Diktatur. Die großen Medien haben sich aus Eigeninteresse, nicht aus Einsicht, den Intrigen des Rats der kulturkriminellen Kultusminister unterworfen. Zuletzt haben die „junge Welt“, „Konkret“ und „Ossietzky“ etwa ab 2015 nur die (fehlerträchtige) ss/ß-Regel übernommen. Konservative Medien sind auch dem nicht gefolgt. Millionen Deutsche schreiben weiter traditionell. Ein ungeheurer Schaden für die deutsche Kultur ist entstanden. Das Volk ist (nicht nur dadurch) gespalten. Die verantwortlichen Alt-Parteien gehören (nicht nur deswegen) abgewählt!

Prof. Peter Eisenberg: „Innerlich gab es überhaupt keinen Grund, die deutsche Orthographie zu reformieren ...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.06.2017 um 17.31

Großeinsatz für Retter
Abi-Streich verletzt 78 Schüler

30.06.2017, 18:52 Uhr | dpa
[...]
MEHR AUS DER REDAKTION
Suche nach Leiche von fünffacher Mutter bislang erfolglos
29.06.2017,
Caroline Beil mit 50 wieder Mama geworden
29.06.2017
[... und auch nach vier Monaten immer noch gaaanz wichtig und aktuell:]
Donald Trumps Krieg mit der Rechtschreibung
16.02.2017, 15:20 Uhr | AP

Beim schnellen Twittern macht Trump vereinzelt Fehler. Da soll sich die Affen-Presse mal das deutsche „reformierte“ Twittern ansehen!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.05.2017 um 15.32

Der Bericht in der Frankfurter Neuen Presse über den Wettbewerb im Frankfurter Goethe-Gymnasium beginnt mit einer faustdicken Lüge:

Autorin Nele Neuhaus erarbeitet Text für Wettbewerb
Mit Duden am Diktat gedoktert


12.05.2017 Der gute, alte Duden war Schriftstellerin Nele Neuhaus beim Verfassen des Diktats für den Wettbewerb, der gestern in der Aula des Goethe-Gymnasiums über die Bühne ging, eine große Hilfe.
Mitnichten war der „gute, alte Duden“, d.h. die seit 1901 bis zur 20. Auflage fortgeschriebene Darstellung unserer traditionellen Rechtschreibung die Grundlage des Prüfungsdiktats, sondern das vielfach geänderte Machwerk, das eine obskure Rechtschreibkommission und die unfähige Kultusminister-Ansammlung in vielfachen Irrläufen von 1995 bis 2006 zusammengeschustert haben.
Sie hatte den Text zwar selbst in stundenlanger Arbeit ausgearbeitet, aber gestern unterliefen der Krimi-Bestsellerautorin Nele Neuhaus beim überregionalen Finale des großen Diktatwettbewerbs dann doch fünf Fehler. „In Deutsch war ich in der Schule sehr gut, weil wir von Haus aus immer schon viel gelesen und geschrieben hatten“... Sie war nicht die Einzige, die beim Wettbewerb im Goethe-Gymnasium ins Schwitzen geriet bei der Kurzgeschichte mit dem Titel „Im Taunus ist gut morden“. Auch Monika Grütters , Bundesministerin für Kultur und Medien, fand das Diktat „ganz schön fies“. Das soll sie der Schriftstellerin zugeflüstert haben ...
fnp.de 12.5.2017
In der Frankfurter Allgemeinen wird auf das Probediktat noch genauer eingegangen. Dabei fällt auf, daß die Errungenschaften und die Erleichterungen der Rechtschreib„reform“ kaum zur Geltung gebracht werden, sondern daß man darauf abstellt, die Verhunzungen, die von den Reformern ins Volk und vor allem in die Schülerschaft gepreßt worden waren, die aber 2006 wieder zurückgenommen werden mußten und nun verboten sind, als Falle für die Delinquenten einzubauen:
Großer Diktatwettbewerb in Frankfurt
Veröffentlicht: 12.05.2017, 12:02 Uhr
Kärrnerarbeit in der orthographischen Beletage

... Wie schon in früheren Runden des Wettbewerbs erweisen sich die Zweifelsfälle der Groß- und Kleinschreibung sowie der Zusammen- und Getrenntschreibung als besonders knifflig. Als Beispiel wird die Leiterin der Dudenredaktion und Juryvorsitzende Kathrin Kunkel-Razum bei der anschließenden Korrektur den Satz „Sie konnte das Löcher-in-den-Bauch-Fragen bis zum Gehtnichtmehr fortsetzen“ anführen.

Die vorgeschaltete Steigerung schweißt zusammen

...Etwas für Kenner der Zusammen- und Getrenntschreibung ist die „äußerst gänsehauterregende Atmosphäre“, bei der es auf das Wörtchen „äußerst“ ankommt. Ohne es könnte man auch „Gänsehaut erregende“ schreiben, doch die vorgeschaltete Steigerung bezieht sich auf die gesamte Verbindung, die damit sozusagen zusammengeschweißt wird. Ähnlich liegt der Fall beim etwas früher vorkommenden „sehr verdachterregend“ – getrennt wird dagegen, wie Kunkel-Razum zur Verwunderung der meisten Teilnehmer erläutert, die Wendung „in Null Komma nichts“ geschrieben. Und als ob das nicht schwer genug zu verstehen wäre: In der Dativform mit einem „im“ am Anfang wird die Aneinanderreihung dann wieder zu einem einzigen Nomen zusammengezogen.

Keiner behält eine makellose Weste

... Eine makellose Weste behält in der Aula des Goethe-Gymnasiums keiner, aber einige sind nahe dran. Den drei Siegern unterlaufen nur je zwei Fehler, und auch die beiden Erstplazierten [verbotene FAZ-Schreibung] der Schülerkategorie schlagen sich mit sieben Fehlern wacker...

Das Diktat im Original

Im Taunus ist gut morden

Kommissarin Sander wandte sich vom Leichnam ab. Er musste schon tagelang mausetot daliegen. Der Anblick war der schlaksigen Spürnase zuwider. „Ich frage geradeheraus: Kennen Sie den Toten?“ Sie hakte zum x-ten Mal nach und würde nicht lockerlassen. Sie konnte das Löcher-in-den-Bauch-Fragen bis zum Gehtnichtmehr fortsetzen. „Nö“ war aber alles, was der bärbeißige Kraftmeier erwiderte. Er war derjenige, der die Leiche samstagmorgens auf der Terrasse entdeckt hatte. Die kryptischen Tätowierungen, der Fünftagebart und sein fahriges Gebaren verliehen ihm etwas Zwielichtiges.

Alles in allem war er sehr verdachterregend. Sander war sich todsicher, dass er nicht alles preisgab. Währenddessen war Professor Kirchhoff damit zugange, alle DNA-Spuren sicherzustellen. Er war der Beste der Besten in der forensischen Anthropologie. Hauptkommissar von Bodenstein, ein weltgewandter Mittfünfziger in einem dreiviertellangen Trenchcoat, hatte sich wiederum darangesetzt, die piekfeine Beletage des Dahingeschiedenen zu inspizieren. Eine echte Kärrnerarbeit! Ein Juchhuruf ließ die zwei auf einmal herumfahren. „Wir haben etwas von Interesse!“

Infolgedessen hasteten beide hinein, ohne zurückzublicken. Sogleich war die äußerst gänsehauterregende Atmosphäre spürbar. Auf dem Sekretär lag ein blutbefleckter DIN-A4-Umschlag, der mit Fingerabdrücken übersät war. Kirchhoff griff verdrießlich mit der behandschuhten Rechten nach dem Beweisstück. „Fast enttäuschend, dass es dieserart Dilettanten gibt“, mokierte sich Bodenstein mit einem Anflug von Melancholie. „Damit ist der Täter in null Komma nichts dingfest gemacht.“

faz.net 12.5.2017
Die möglichen Fallen, die infolge der versaubeutelten „Reform “ auch jetzt noch häufig falsch geschrieben werden, sind blau gekennzeichnet. „Erleichterungen“ sind weithin nicht zu erkennen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.04.2017 um 19.35

... schreibt bisweilen noch traditionell, wer's kann. Der deutsche Laien-Außenminister Sigmar Gabriel wollte den Besuch beim israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu mit einem gleichrangigen Besuch von gegnerischen bis feindlichen NGOs verbinden und wurde deshalb nicht empfangen:

Es ist deshalb ein weiterer Affront, versucht Sigmar Gabriel im Gespräch mit dem deutschen TV den Eindruck zu erwecken, er werde durch die Regierung in Jerusalem erpreßt. Nichts müßte abgesagt werden, beharrte der deutsche Minister nicht darauf, Benjamin Netanjahu öffentlich herabzuwürdigen, den er offenbar nicht als Repräsentanten der israelischen Zivilgesellschaft sieht...

Noch ist nicht ausgemacht, wie dieser Dienstag endet. Deutlich aber ist schon geworden, daß es in der deutschen Regierung Kräfte gibt, die kein Interesse an einem guten Verhältnis zu Israel haben. Und Vizekanzler Sigmar Gabriel gehört zu ihnen. Es wäre besser gewesen, hätte die Regierung in Jerusalem sich die Zumutung seines Besuchs verbeten. Daß sie es nicht tat, spricht für sie.

haolam.de 25.4.2017


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.01.2017 um 06.27

Fehlende Übung
Erstellt: 4. Januar 2017, 00:00 Uhr

Zu: „Kein Recht auf pädagogische Freiheit“ vom 28. Dezember

Ja, gibt’s denn das noch? Im Kultusministerium sitzt ein Mensch, der nach der Ursache schlechter Rechtschreibung sucht. Frau Eisenmann hat recht, wenn sie dieses lange brachliegende Gebiet zu beackern versucht. Die Ursachen sind multifaktoriell.

Zum einen begann das Übel mit der „Rechtschreibreform“, die in der Tat, wie der ehemalige Kultusminister Roman Herzog sagte, „so unnötig wie ein Kropf“ ist. Seither gibt es unterschiedliche Schreibweisen – sogar offiziell zugelassene wie auch von Institutionen selbst erfundene. Dazu gibt es Zeitungsredaktionen, die sie gar nicht erst mitmachen, aber für Kinder und besonders für Lese- und Rechtschreibschwache ist die babylonische Schriftverwirrung nachteilig. Ein Legastheniker muss ein Wort mindestens 300 Mal gesehen haben, bis er sich die Wortgestalt einprägen kann. Nun sieht er die Wörter im Schulbuch anders als in der Freizeitlektüre, selbst darf er nach Gehör schreiben. So schreiben zwar alle Kinder zuerst, aber das sollte nicht im Unterricht gefördert werden, denn das Umlernen ist schwieriger, als gleich das später Geforderte zu üben. Das ist beim Erlernen eines Instruments bekannt, und das ist bei den Kulturtechniken nicht anders. Dass die Rechtschreibreform die Rechtschreibung der Schüler nicht verbessert hat, braucht nicht erwähnt zu werden.

Der zweite Punkt ist, dass die Übung fehlt. Früher schrieben die Kinder Texte von der Tafel oder Abschnitte aus dem Lesebuch ab, was nicht nur die Schreibfertigkeit erhöht, sondern auch die Wortbilder einprägt. Heute bekommen sie Arbeitsblätter mit Lückentexten, die schnell ausgefüllt sind und in denen allenfalls das einzutragende Wort eine gewisse Aufmerksamkeit erhält.

Zum Dritten sollte mehr gelesen werden. Lesen fordert auf zwanglose Weise die Rechtschreibung. Es gibt so viele spannende Bücher. Handy, Fernsehen und Computerspiele sind in diesem Zusammenhang keine guten Lehrmeister.

Nach Maßgaben einer früheren Probearbeit, wie sie in den 80er Jahren zur Aufnahme ins Gymnasium gefordert war, wurde ein Diktat mit zwölf Fehlern mit der Note sechs bewertet. Das war in der Tat zu hart, zumal auch noch ein Zeichenfehler als halber Fehler zählte. Aber nach diesen Kriterien würde heute kaum noch ein Kind ins Gymnasium kommen. Es wird zuweilen vergessen, dass man Rechtschreibung lernen kann.

Dr. Rosemarie Klotz-Burr, Ötisheim

muehlacker-tagblatt.de 4.1.2017

Übrigens: Susanne Eisenmann (52) ist 2017 KMK-Präsidentin:
tagesspiegel.de 28.12.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.11.2016 um 17.41

Ilse Aichinger gestorben

Die Schriftstellerin starb kurz nach ihrem 95. Geburtstag. Ihr Roman "Die größere Hoffnung" zählt zu den großen Werken der Nachkriegsliteratur.
11.11.2016 | 16:49 | (DiePresse.com)
Die österreichische Schriftstellerin Ilse Aichinger ist gestorben. Das sagte ihre Tochter Mirjam Eich der Deutschen Presse-Agentur in Berlin, nähere Informationen lagen vorerst nicht vor. Die Autorin hat sich vor Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Am 1. November war sie 95 Jahre alt geworden.
diepresse.com 11.11.2016

Reformgegnerin
Aichingers Werk (neben Erzählungen Hörspiele, Gedichte und im letzten Jahrzehnt Essays und kurze Erinnerungsstücke im "Standard" und "Presse") ist geprägt durch eine Verknappung auf das Wesentliche. Ihrem sezierenden Blick entgeht gar nichts und Geschwätzigkeit ist ihr völlig fremd. Das Schreiben "hat mir ermöglicht auf der Welt zu bleiben", sagte sie 1993 in einem Interview mit der ORF-Journalistin Brita Steinwendtner... Ihr Schaffen wurde mit vielen Preisen gewürdigt. Gegen die vor 15 Jahren eingeleitete Rechtschreibreform protestierte sie scharf.
kleinezeitung.at 31.10.2011

Zeitgenössische deutschsprachige SchriftstellerInnen haben sie [die Rechtschreib„reform“] jedenfalls nie erbeten, wie wahrscheinlich schon hinlänglich die Latte von Namen unter der "Frankfurter Erklärung" von 1996 beweist. Aber gerade diese Fachleute wurden nun nicht etwa in die maßgeblichen Gremien der ReformerInnen gebeten. Vielleicht war die AkademikerInnenquote unter den SchriftstellerInnen noch zu niedrig. Übrigens wird die Liste der UnterzeichnerInnen, aus alphabetischen Gründen, von Ilse Aichinger angeführt, die es allen (Schulbuch-)Verlagen ausdrücklich untersagte, ihre Texte für den Abdruck umzufrisieren.
Henner Reitmeier 02.02.2016 (heise.de)

Ihre Gegnerschaft zur „Reform“ ist Maßstab für die Überlieferung ihres Werkes. In den Nachrufen hat das bis jetzt noch keine Zeitung erwähnt – schlechtes Gewissen?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.10.2016 um 06.20

Preisverleihungen am laufenden Band

Buchmesse, das bedeutet auch Preisverleihungen. So wird der "Frankfurter Orthographie-Preis" für die erfolgreichsten Beiträge zum Thema Rechtschreibreform verliehen (13 Uhr, Lesezelt Agora). Um 13.15 Uhr wird der "Kindle-Storyteller-Award" für Self-Publishing verliehen (Open Stage Agora). Am späten Nachmittag und Abend werden außerdem der Preis für die schönsten deutschsprachigen eBooks (16 Uhr, Halle 4.1, N91) und der Paul-Celan-Preis für herausragende Literaturübersetzungen vergeben (18 Uhr, Lesezelt Agora). Ab 17 Uhr wird zum ersten Mal der Global Illustration Award vergeben. (Halle 4.1, P53).
hessenschau.de 20.10.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.09.2016 um 19.12

Kind fremdenfeindlich beleidigt und geschlagen
Polizeimeldung vom 27.09.2016
Tempelhof – Schöneberg

Nr. 2422
... Gegen 14.50 Uhr gingen ein neunjähriges Kind und seine Mutter die Dominicusstraße entlang, als eine unbekannte Frau von hinten an die beiden herantrat und dem Jungen mit der Hand in den Nacken schlug. Anschließend beleidigte die Frau das Kind fremdenfeindlich und lief in Richtung Hauptstraße weiter... Durch den Schlag erlitt das Kind eine Rötung im Halsbereich. Eine ärztliche Behandlung am Ort lehnte die Mutter des Kindes ab. Die Ermittlungen führt der polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes

berlin.de/polizei/ 27.9.2016

Tagesspiegel
In Schöneberg ist am Dienstagnachmittag ein Neunjähriger im Beisein seiner Mutter fremdenfeindlich beleidigt und geschlagen worden. Laut Polizei trat eine unbekannte Frau gegen 14.50 Uhr in der Dominicusstraße von hinten an die beiden heran, schlug dem serbisch-montenegrinischen Jungen mit der Hand in den Nacken, beschimpfte ihn als „Scheiß Ausländer“ und lief weiter Richtung Hauptstraße. Das Kind erlitt eine Rötung am Hals...
tagesspiegel.de 27.09.2016

Spiegel Online
In Berlin ist ein Neunjähriger von einer Frau angegriffen und rassistisch beleidigt worden. Das berichtete die Polizei... Der "Tagesspiegel" berichtete, die Verdächtige habe "scheiß Ausländer" gerufen. Laut der Zeitung soll der Junge serbisch-montenegrinischer Herkunft sein... Der polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts führt die Ermittlungen.
spiegel.de 27.9.2016

Warum wurde nur der Junge „rassistisch” beleidigt. Hat er Anlaß gegeben oder gehörte die Mutter einer anderen als der serbisch-montenegrinischen „Rasse“ an?

1948 wurden einem ebenfalls Neunjährigen mit einem schwarzen Rohrstock drei Schläge auf das Hinterteil verabreicht. Niemand dachte daran, die tagelang blutunterlaufenen Striemen ärztlich begutachten zu lassen oder gar zu behandeln. Der polizeiliche Staatsschutz in Gestalt des Dorfpolizisten, wenn es ihn überhaupt gab, hätte auch niemals daran gedacht, für das Landeskriminalamt Ermittlungen durchzuführen. Allerdings hatte der Lehrer auch nicht „scheiß Flüchtlinge“ gerufen.


Nachtrag: Michael Klonovsky
29. September 2016, Geburtstag von Pompeius, Horatio Nelson und Jutta Ditfurth
In Dresden ist am hellichten Spätnachmittag eine 63-Jährige Frau von drei – angeblich – syrischen Jugendlichen angegriffen worden... Die 63-Jährige musste ärztlich behandelt werden. Der Fall verhallte, wie jeder Einzelfall, in den lokalen Medien. Malen wir uns jetzt nicht aus, was passiert wäre, wenn Dresdner Herkunftsnazis eine 63jährige syrische Schutzsuchende umgeworfen und gedemütigt hätten.
acta-diurna


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.08.2016 um 09.40

Studie

20 Jahre Rechtschreibreform: Was hat's gebracht?

Von Anfang an hagelte es Kritik an der Rechtschreibreform. Viele sind der Meinung, sie habe verunsichert und nicht vereinfacht. Was den Schülern besonders Probleme bereitet.
Von Rüdiger Heinze

[Symbolbild] Die neuen Rechtschreibregeln sind bis heute umstritten. Foto: Jens Büttner (dpa)

Die Internet-Zeitung Der Postillon ist eine hübsche Satire-Publikation. Regelmäßig widmet sie sich auch den Medien, der Kommunikation und der Schrift. Neulich postete sie: „Wissenschaftliche Sensation: Schimpanse kann Bild-Zeitung lesen“. Und: „online-Nachrichten immer hysterischer!“

Dass aber eine weitere mehr oder weniger sarkastische Nachricht zur Sprache derart hohe Wellen schlagen würde wie jene vom 31. Mai, konnte sie nicht ahnen. Damals verbreitete Der Postillon, dass das deutsche Bildungsministerium die Rechtschreibreform fortsetze und die Wörter „seid“ und „seit“ wegen ihrer Verwechslungsgefahr zu „seidt“ verschmelze. – Nett.

Indes wurde die hanebüchene Idee voller Ironie begierig – und natürlich in Verkennung der tatsächlichen Lage – vom Mitteldeutschen Rundfunk aufgegriffen und als offizielle Meldung hinausposaunt. Hinterher freilich, da herrschte Zerknirschung und Prüfungseifer darob, wie das hatte passieren können – ausgerechnet in einer Fachsendung zu „20 Jahre Rechtschreibreform“. Ein symptomatischer Fall?

Vielleicht. Doch wie auch immer: Tatsächlich ist die deutsche Rechtschreibreform bereits 20 Jahre alt – eingeführt im Sommer 1996 mit der Maßgabe einer vereinfachten Rechtschreibung, fortgeschrieben im Sommer 2006 in dritter überarbeiteter Fassung.

Über viele Jahre hinweg war sie begleitet von Widerspruch, Streit, Rebellion. Erinnert sei nur an die Frankfurter Protest-Erklärung mit hundertfachen Unterschriften von Schriftstellern (1996) und an den Volksentscheid Schleswig-Holsteins von 1998, der die dortige Wiedereinführung der alten Rechtschreibung beschloss, aber ein knappes Jahr später vom Landtag aufgehoben wurde.

Fehler in den Bereichen, die vereinfacht werden sollten

Und es sei daran erinnert, dass heute, gleichsam zum „Jubiläum“ der Rechtschreibreform, mehrere Rechtschreibungsregelwerke nebeneinander existieren: parallel zum Duden zahlreiche inoffizielle Verordnungen in Verlagshäusern. Das trägt weniger zur Vereinfachung bei – wie wünschenswert diese im Übrigen tatsächlich war/ist! – als zu Verunsicherung, Aufweichung, ja Auflösung des offiziellen Regelwerks, das mittlerweile sowieso vermehrt Alternativ-Formen zulässt (feuerspeiend, Feuer speiend).

Genau diese Aufweichung und Auflösung einer ehedem weit verbindlicheren Regelung war der Rechtschreibreform von Anfang an vorausgesagt worden – und sie scheint auch eingetreten zu sein im Zusammenspiel mit weiteren, kaum konstruktiven Kräften – wie verkürzte Einübungszeiten an den Schulen, Lese-Unlust, privates „Regelwerk“ im alltäglichen Mail-Schnellaustausch.

Jedenfalls gibt – unabhängig der Klagen von Universitäten und Lehrherren – eine neue Schüler-Studie zu denken, nach der ausgerechnet in jenen Bereichen der Rechtschreibreform verstärkt Fehler auftreten, die ursprünglich gerade durch die Reform vereinfacht werden sollten: ss- und ß-Schreibung, Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung. Erstellt hat die Studie („Orthographische Regelwerke im Praxistest. Schulische Rechtschreibleistungen vor und nach der Rechtschreibreform“) der ehemalige Deutschlehrer und Pädagogenausbilder Uwe Grund mit Unterstützung der „Forschungsgruppe Deutsche Sprache e.V.“.

Fehlerzahl von vier auf sieben Fehler gestiegen

Ein wesentlicher Befund daraus lautet: Bei Gymnasiasten der Klassen 5 bis 7 ist die durchschnittliche Fehlerzahl in Vergleichsdiktaten aus den 70er Jahren und aus den Jahren nach 2000 von vier Fehlern auf sieben Fehler gestiegen. Ein Anlass für Uwe Grund, die Rechtschreibreform als „Flop“ zu betrachten: „Sie hat in das historische, gewachsene orthographische Regelwerk eingegriffen, ohne den damit verknüpften Anspruch [der Vereinfachung] einzulösen.“ Und auch Josef Kraus, der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, befindet: „Ein gescheitertes Projekt – gehen wir zurück zur bewährten Schreibung, wie wir sie noch bis 1995/96 hatten.“ Nicht nur die Schreib- und Lesbarkeit von Texten habe gelitten, sondern auch das semantische Differenzierungsvermögen.

Und noch von dritter Seite hagelt es zum 20. Geburtstag der Rechtschreibreform Kritik – vom Vorsitzenden des Deutschen Philologenverbands, Heinz-Peter Meidinger. Er geht in der Diskussion allerdings ins Grundsätzliche und bemängelt, dass der Rechtschreibunterricht seit den 90er Jahren von der Bildungspolitik deshalb systematisch vernachlässigt worden sei, weil er als „Bildungsbarriere“ galt. Wenn Meidinger recht (Recht) hat, wenn dem tatsächlich so ist, dann wäre mit dem Einreißen besagter „Bildungsbarriere“ eine neue Hürde für all jene Schüler aufgebaut worden, die nach Schulabschluss orthographisch unzulängliche Bewerbungsschreiben verschickten...

Was aber sagt der „Rat für deutsche Rechtschreibung“, dem noch bis 31. Dezember Hans Zehetmair vorsitzt, zu diesem Thema? Auch er sieht ganz klar die Notwendigkeit, die Leistungen der Schüler in der Rechtschreibung zu steigern. In einer aktuellen Stellungnahme zu „Rechtschreiben – eine Grundkompetenz in Schule und Gesellschaft“ fordert der Rat unter anderem: „genügend Lern- und Übungszeit für den Erwerb der Orthographie in der Schule“, dazu „die Formulierung von Mindeststandards für die Orthographie“ sowie „Lehreraus-, -fort- und -weiterbildung (sic!), in der die deutsche Orthographie fachwissenschaftlich, fachdidaktisch und lerntheoretisch angemessen berücksichtigt ist“.

Es scheint etwas im Argen zu liegen in Deutschland. Bildungspolitiker aller Parteien: Übernehmen Sie!

augsburger-allgemeine.de 27.8.2016

Die Augsburger Allgemeine schreibt hier „th“ für das griechische ϑ und „ph“ für φ, während sonst die halbreformierte „Orthografie“ aufgedrängt wird – allein wegen der verbreiteten Bequemlichkeitsschreibung Fotograf und Telefon. Das war eine der Schwachstellen, an denen die Reformklempner (Reform Plumbers) wieder ihre Einbruchswerkzeuge angesetzt haben, um mit der Taktik der „gezielten Variantenführung“ bisher ungebräuchliche f-Schreibungen durchzudrücken. Nur bei der „Filosofie“ wagte man es nicht.

(Da hier viel Bekanntes wiederholt wird, sollte der Artikel gekürzt werden. Aus Zeitmangel habe ich es bisher unterlassen.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.08.2016 um 08.05

Studie: Zahl der Orthografie-Fehler von Schülern hat sich verdoppelt – „Rechtschreibreform ist ein Flop“

BERLIN. Der Mitteldeutsche Rundfunk berichtete vor einigen Tagen allen Ernstes, dass die Rechtschreibreform eine neue Blüte hervorgebracht habe: Zwecks Vereinfachung der Schreibweise würden die beiden Wörter „seid“ und „seit“ künftig nicht mehr unterschieden. „Ab Beginn des neuen Schuljahres im Herbst ersetzt ein einheitliches ‚seidt‘ die beiden Formen“, hieß es. Natürlich eine Falschmeldung: Die Redakteure waren auf einen Satire-Beitrag der Webseite „Der Postillion“ hereingefallen. Der Fall zeigt allerdings, dass in puncto Rechtschreibung seit Beginn der Reform vor 20 Jahren fast alles für möglich gehalten wird. Ist die deutsche Orthografie (oder: Orthographie?) auf den Hund gekommen? Eine Studie des Germanisten Uwe Grund, die Schriftstücke von Schülern der Unterstufe (5. bis 7. Klasse) seit den 1970er-Jahren untersucht hat, scheint ein Scheitern der Reform nahezulegen.

Vor 20 Jahren beschlossen die deutschsprachigen Staaten eine Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Schließlich wurde der „Rat für deutsche Rechtschreibung“ unter der Leitung des ehemaligen bayerischen Kultusministers Hans Zehetmair (CSU) damit beauftragt, die Fassung von 1996 noch einmal zu bearbeiten. Das daraus entstandene Regelwerk wurde dann am 1. August 2006 auch mit dem Segen des Bundesverfassungsgerichts, das empörte Kläger angerufen hatten, zur verbindlichen Grundlage des Unterrichts an Schulen erklärt.

Hälfte aller Schüler schreibt schlecht

Schon 2008 hatte der heute emeritierte Professor Grund (Saarbrücken, heute Hannover) in einer umfangreichen Studie nachgewiesen, dass sich die Fehlerquote in Schülerdiktaten und -aufsätzen gegenüber der Zeit vor der Reform erhöht hat. Jetzt hat er nochmal die Datenbasis seiner Untersuchung erweitert – und kommt zum gleichen Ergebnis: Die durchschnittliche Fehlerzahl in Vergleichsdiktaten ist von vier Fehlern in den 1970er-Jahren auf sieben Fehler in den 2000er-Jahren gestiegen. Grund meint laut Medienberichten, dass heute bei rund der Hälfte aller Schüler der 9. Klasse von „nicht ausreichenden“ Rechtschreibkenntnissen die Rede sein müsse.

Die Rechtschreibreform sei „ein Flop“, schlussfolgert Grund, der für seine Untersuchung auch weitere Studien zur Rechtschreibreform ausgewertet hat. Gerade beim „Herzstück der Reform“ – den Änderungen bei der Verwendung von „ß“ und „ss“ – hätten sich die Erwartungen „offensichtlich nicht erfüllt“, kritisiert der Experte. Bei der Unterscheidung der Wörter „das“ und „dass“ hätten „die Schüler, und nicht nur sie, mehr Probleme als früher“. Dabei habe hier überhaupt kein Änderungsbedarf bestanden.

Grund sagt einem Bericht der „Welt“ zufolge: „Auf dem Gymnasium musste eine Lehrerin sechs Klassenarbeiten mit einer durchschnittlichen Länge von 220 Wörtern durchsehen, um auf einen Fehler in Wortformen wie Naß, Nässe (jetzt Nass, Nässe), wußten (jetzt wussten) und ähnlich zu stoßen.“ Das habe sich mit der Reform geändert. Die neue s-Schreibung erweise sich als Fehlerfalle und treibe die Fehlerzahl um durchschnittlich 20 bis 30 Prozent in die Höhe. Verwirrung und eine „völlig neue Fehlerkategorie“ gebe es vor allem bei Wörtern mit einfachem Silbenschluss-“s”. So komme es vermehrt zu Wortschöpfungen wie “Sarkassmus”, “Kommunissmus”, “Nazissmus” (in Anlehnung an “Narzissmus”), und zwar umso mehr, je weniger die alten “ß”-Schreibweisen (“Narzißmus”) noch in Erinnerung seien.[*]

Ist also die Rechtschreibreform gescheitert? Der Rat für deutsche Rechtschreibung beantwortet die Frage anders als Kritiker Grund. „Die Ergebnisse der Schreibbeobachtung zeigen“, so heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung, „dass zehn Jahre nach Inkrafttreten des Regelwerks – einschließlich der vom Rat erarbeiteten Änderungen – der beobachtete Gebrauch und die kodifizierte Norm im hohen Maße übereinstimmen. Dies gilt auch für Regelungen, die durchaus umstritten waren, so beispielsweise für die mit der Reform eingeführte, an formalen Kriterien orientierte Großschreibung, zu der Fälle wie ‚im Folgenden‘ oder ‚des Öfteren‘ zählen.“ Im Klartext: Die Rechtschreibreform ist im Alltag und in den Schulen [mit all seinen Albernheiten] angekommen.

Meidinger: Jungen lesen zu wenig ...

[Die bekannte Meidinger-Meinung lassen wir hier weg. Es ist ja politisch gewollt, die Jugend von der bewährten Literatur fernzuhalten, um nicht die Reform-Indoktrination zu gefährden.]

news4teachers.de 17.8.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.08.2016 um 06.35

Die Rechtschreibreform hat ihr Ziel verfehlt

[Bild] Rund die Hälfte aller Schüler der 9. Klasse verfügen bundesweit über nicht ausreichende Rechtschreibkenntnisse. (Quelle: dpa)

Ein ausgesprochen schlechtes Zeugnis stellen Forscher der 1996 eingeführten Rechtschreibreform aus. Zwanzig Jahre danach stellen sie fest, dass die Rechtschreibschwäche an deutschen Schulen zunimmt. Die Reform war einst angetreten, um das Problem zu verbessern.

Die "Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996" wurde eingeführt, um die Rechtschreibung zu vereinfachen. Doch der Saarbrücker Bildungsforscher Uwe Grund weist mit einer Studie nach, dass Schüler heute mehr Probleme mit der Rechtschreibung haben, als früher.

Fehlerquote ist gestiegen

Bei den Schülern der Unterstufe (5. bis 7. Klasse) sei die durchschnittliche Fehlerzahl in Vergleichsdiktaten von vier Fehlern in den 1970er Jahren auf sieben Fehler in den 2000er Jahren gestiegen, wie die Studie von Uwe Grund zeigt. Rund die Hälfte aller Schüler der 9. Klasse verfügten bundesweit über "nicht ausreichende" Rechtschreibkenntnisse.

Rechtschreibreform sei "ein Flop"

Der Studie zufolge entfallen in Vergleichsarbeiten 75 Prozent der gemachten Fehler "auf die drei wichtigsten Reformbereiche: Getrennt-/Zusammenschreibung, Groß-/Kleinschreibung und die s-Schreibung". Die Rechtschreibreform sei "ein Flop", resümierte Grund, der für seine Untersuchung zahlreiche Studien zur Rechtschreibreform auswertete.

Gerade beim "Herzstück der Reform" – den Änderungen bei der Verwendung von "ß" und "ss" – hätten sich die Erwartungen "offensichtlich nicht erfüllt", sagte Grund. Bei der Unterscheidung der Wörter "das" und "dass" hätten "die Schüler, und nicht nur sie, mehr Probleme als früher".

t-online.de 8.8.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.08.2016 um 14.46

[Die milliardenteure „Reform“ hat ihr Ziel nicht erreicht! Stattdessen hat sie einen Bruch in der Überlieferung erzwungen, ein Volk zu Rechtschreibstümpern gemacht, das Schriftbild häßlicher werden lassen, Albernheiten für amtlich erklärt und dafür Millionen Bücher geschreddert – aber der Herr Professor findet noch Sinnvolles. Die tödliche Giftwirkung der „Reform“ auf die 600 Jahre lang geachtete ß-Tradition wird dabei auffällig verschwiegen.]

Gespräch
Professor: Regelwerk ist klarer geworden
Aktualisiert: 06.08.16 14:17

Vor 20 Jahren gab es die Rechtschreibreform. Christian Efing von der Bergischen Uni, erklärt, was sie gebracht hat.
Von Jeanette Nicole Wölling

Dr. Christian Efing ist Professor für Didaktik der Deutschen Sprache an der Bergischen Universität und bewertet die Rechtschreibreform auf wissenschaftlicher Basis.

Dr. Efing, was hat die Rechtschreibreform vor 20 Jahren gebracht?

Christian Efing:
Zuerst einmal muss man sagen, dass die heute gültige Form der Rechtschreibung erst 2006 mit der dritten Reform der Reform eingeführt wurde. Zwischen 1996 und 2006 gab es zahlreiche Petitionen gegen die neue deutsche Rechtschreibung, beispielsweise von Schriftstellern, darunter Günter Grass. Aber auch Verlage waren gegen die Reform und haben sie nicht umgesetzt.

Und was haben sie stattdessen gemacht?

Efing:
Zeitungen haben teilweise ihren eigenen Regelmix entwickelt und hatten somit eigene Hausschreibungen. Das war ein Tohuwabohu. Da war die konservative Rechtschreibung noch die beste, die einfach systematisch die alten Regeln weiter angewendet hat. Für die Schüler zu dieser Zeit war die Situation sehr schwierig, denn überall lasen sie etwas anderes als in den Schulbüchern, die 1998 in der überarbeiteten Version herausgekommen sind.

Was sollte die Reform denn eigentlich bringen?

Efing:
Sie sollte die Rechtschreibung vereinfachen und es damit den Schreibern einfacher machen. Dadurch sollte es weniger Fehler geben. Dabei ist die Rechtschreibung eigentlich für den Leser gedacht, nicht primär für den Schreiber.

Und, hat das geklappt?

Efing:
Nein. Größere Studien zeigen, dass die Fehler in den vergangenen Jahrzehnten zunehmen. Das hängt aber weniger mit der Rechtschreibreform zusammen als damit, dass der Wortschatz in schulischen Aufsätzen schon bei den Jugendlichen immer größer wird. Allerdings zeigt sich in einer anderen Studie auch, dass Schüler beim selben Text heutzutage mehr Fehler machen als vor 40 Jahren.

Wie sieht es denn bei Erwachsenen aus?

Efing:
Die Reform hat Verunsicherung ausgelöst, vor allem durch die Nachbesserungen, wie Rücknahmen von Regeln und Zulassung von Varianten. Beispielsweise die Komma-Regeln sind für Erwachsene zum Teil nicht nachzuvollziehen. So war vor der Reform klar geregelt, dass erweiterte Infinitivsätze mit „um zu“ immer ein Komma vor dem „um“ haben mussten. Das wurde 1996 dann aufgehoben und das Komma verboten. Später aber wurde das Komma wieder verpflichtend eingeführt. Wenn man die Entwicklung der Rechtschreibung nicht die ganze Zeit verfolgt hat, macht man automatisch Fehler - da sie zeitweise die korrekte Rechtschreibung waren.

Was hat sich verbessert?

Efing:
Die Groß- und Kleinschreibung ist für die Schreibenden tatsächlich einfacher, da systematischer und damit nachvollziehbarer geworden: Was formal wie ein Substantiv behandelt wird, wird groß geschrieben. [Klippschul-Pedanterie vor Bedeutung!] So gab es vor der Reform eine Unterscheidung zwischen wörtlichen und übertragenen Bedeutungen. So schrieb man „im dunkeln tappen“ klein, wenn es bedeuten sollte, dass jemand die Lösung nicht sieht. Tappte er aber „im Dunkeln“, dann gab es kein Licht. Heute schreibt man beides groß. [Dazu dies.]

Haben Sie ein weiteres Beispiel für die Verbesserung?

Efing:
Die Reform hat vor allem das so_genannte Stammprinzip gestärkt und ausgeweitet. Das bedeutet, dass Wörter so geschrieben werden wie andere, von denen sie abstammen. Also Bäume von Baum mit „äu“ [und schnäuzen (ahd. snuzen), weil die Nase eine Schnauze ist?]. Außerdem werden seit der Reform konsequent bei Wortzusammensetzungen alle Konsonantenbuchstaben erhalten, zum Beispiel die drei „fff“ in Schifffahrt.

Was war denn nach 1996 umstritten, was dann doch wieder geändert wurde?

Efing:
Beispielsweise die Anrede „Du“ in Briefen, die ab 1996 nur noch klein geschrieben werden durfte. Seit 2006 darf sie wieder groß geschrieben werden. Beide Schreibweisen sind erlaubt.[Der Staat hat hier nicht einzugreifen, sondern die gewachsene Höflichkeitskultur zu respektieren!]

Wird die Rechtschreibung heutzutage liberaler gehandhabt?

Efing:
Eigentlich ist die Rechtschreibung der einzige Bereich der deutschen Sprache, der komplett durchgeregelt ist. Der Rat für Rechtschreibung ist eine politisch legitimierte Institution, die festlegt, was richtig und was falsch ist. Generell hat die Re-Reform 2006, wie gesagt, in strittigen Fällen mehr Varianten zugelassen.

In der Grundschule lernen die Kinder heute zu schreiben, wie sie sprechen. Wird das die Rechtschreibung im Allgemeinen verändern?

Efing:
Wir bringen unseren Studenten bei, nicht nach diesem Prinzip zu unterrichten und auch die meisten Schulen sind von der Reinform wieder abgerückt. Denn so zu schreiben, wie man spricht, würde zum Beispiel bedeuten, dass man umgangssprachlich oder mit Dialekt schreibt. Von daher ist dieser Ansatz problematisch, wird aber die Rechtschreibung nicht verändern.

Erwarten Sie denn mittelfristig noch eine Reform?

Efing:
Nein. Der Rat der Rechtschreibung behält die Entwicklung der Sprache und die sprachliche Realität im Blick. Regelmäßig werden Anpassungen vorgenommen [... Nichtigkeiten zur Rechtfertigung der eigenen Existenz]. Heutzutage weiß keiner mehr, dass unser Wort Keks vom englischen Wort cakes, also Kuchen, kommt.

ZUR PERSON
Professor Dr. Christian Efing (39), zuvor Professor in Erfurt, ist seit 1. April 2014 Universitätsprofessor für „Didaktik der deutschen Sprache und Literatur (Sprachdidaktik)“ an der Bergischen Universität Wuppertal.


Remscheider Generalanzeiger 6.8.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.07.2016 um 05.04

20.000 Euro für einen Schreibwettbewerb zur Rechtschreibreform
Zürich (ots) -

- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist abrufbar unter http://www.presseportal.de/bilder -

Zum 20. Jahrestag der Rechtschreibreform, die am 1. Juli 1996 durch die "Wiener Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung" in Gang gesetzt wurde, schreibt der Arbeitskreis "Lesen und Rechtschreiben heute" einen mit 20.000 Euro dotierten Schreibwettbewerb aus. Bis zum 1. September können kurze Beiträge (mit bis zu 2500 Zeichen) zum Thema Rechtschreibreform eingereicht werden. Die 25 besten Beiträge werden Anfang Oktober publiziert, fünf werden am 20. Oktober 2016 auf der Buchmesse mit dem Frankfurter Orthographie-Preis ausgezeichnet (7000, 4000 und 3 x 3000 Euro).

Näheres unter http://www.rechtschreibreform.de

OTS: Arbeitskreis Lesen und Rechtschreiben heute newsroom: http://www.presseportal.de/nr/121063 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_121063.rss2

Pressekontakt: Friedrich Denk, f.denk@bluewin.ch, T. 0041 43 2224711, Heliosstr. 21, CH 8032 Zürich

und: Matthias Dräger, draeger5@hotmail.com, Auf der Schanz 2, D 56329 St. Goar

© 2016 news aktuell


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.06.2016 um 12.00

Am 1. Juli 1996 setzte der heute vergessene Kultusminister Karl-Heinz Reck in Wien seine Unterschrift unter die „Wiener Absichtserklärung“ – zusammen mit dem Staatssekretär Lintner vom Bundesinnenministerium, da Reck als Landespolitiker nicht unterschriftsberechtigt war. Es war ein Erfolg der Reformlobby, die nach ihrem Scheitern 1973 weiter intrigiert und 1988 die Kultusminister zu einem Auftrag übertölpelt hatte.

Die Nichtsnutzigkeit der mühsam zusammengesuchten Reformkinkerlitzchen ist noch heute erkennbar und lästig, obwohl nach zehnjähriger Weigerung die Kultusminister 2006 Änderungen zugestehen mußten. Der zu diesem Zweck gegründete „Rat für deutsche Rechtschreibung“ diente aber nur dazu, die ausgestiegenen Zeitungsverlage FAZ und Springer wieder einzufangen. Allein der „Geßlerhut“ der „Reform“, die neue ss-Regelung, die anstelle der zurückgestellten Kleinschreibung die Unterwerfung der Texte und ihrer Schreiber auf Anhieb erkennbar macht und die jetzt wie Giftgas in alle alten und neuen Texte dringt, durfte auf keinen Fall angetastet werden. Die ss-Regel ist die Hauptursache für die millionenfache Büchervernichtung, die Milliardenkosten und die Schaffung von Millionen Rechtschreibstümpern. Auch dafür wirkte der „Rat“ der Interessenvertreter.

Daß nun der „Rechtschreibfriede“ eingekehrt sei, ist eine selbstgefällige Täuschung des ehemaligen Kultusministers Zehetmair. In Wirklichkeit ist der Widerstand der Bevölkerung durch die Geiselnahme der Schulkinder und mit Hilfe der flächendeckenden Zwangsmissionierung durch die staatsgefällige Presse ausgehebelt worden. Jetzt macht sich Zehetmair schnell aus dem Staub, bevor man sich des unheilvollen 1. Julis 1996 erinnert. Die Mittelbayerische Zeitung meldet:


Sprache
Sprachfrieden nach Rechtschreibreform

Hans Zehetmair sieht als Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung langjährigen Streit um „Fuss oder Fuß“ beigelegt


23. Juni 2016 06:10 Uhr

München.Der langjährige Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair (79), sieht den Sprachfrieden zum Ende seiner Amtszeit wiederhergestellt. „Ich wurde in die Fluten gestürzt bei hoher See und rauem Gewässer“, sagte Zehetmair, dessen Amt als Ratsvorsitzender an diesem Wochenende an Josef Lange übergeht, in München. „Ich bin dankbar und rechne es – bescheiden gesagt – zu meinem Erfolg mit dem Gremium, dass wir aus diesen wirren und schwierigen Situationen jetzt doch in ruhige Gewässer gekommen sind.“

Der ehemalige CSU-Politiker Zehetmair stand dem Rechtschreibrat seit der Gründung des Gremiums im Jahr 2004 vor und gilt als „Mister Rechtschreibung“. Zum zehnjährigen Bestehen des Rates 2014 hatte er seinen Rückzug für Ende 2016 angekündigt.
Die Rechtschreibreform von 1996 hatte zu leidenschaftlichen Debatten geführt. Jahrelang tobte ein Streit um die richtige Schreibweise von Delfin oder Delphin, Fuss oder Fuß, Dampfschifffahrt oder Dampfschiffahrt. Der Rechtschreibrat sollte den „Sprachfrieden“ wiederherstellen. Am 24. Juni will der Rat Lange in Vaduz (Liechtenstein) zum neuen Vorsitzenden wählen.

mittelbayerische.de 23.6.2016

Zehetmair war sich sicher bewußt, daß mit seinem Satz „... bei hoher See und rau(h)em Gewässer“ die Presse die kulturbanausische Amputation des „h“ im Wortstamm „rauh/rauch“ demonstrativ vorführen wird. Die wird jedoch noch längst nicht von allen befolgt, steht aber im ebenso kulturlosen Duden als „amtlich“. Man wird sehen, welche Zeitungen das „h“ wieder einfügen. Die FAZ hatte es versprochen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.05.2016 um 13.57

Wer liest, hört die Stimme des Autors
Auftakt der Lesewoche in der Schillerschule mit Friedrich Denk vor Achtklässlern
Von Gerlinde Knoller

Er ist beseelt von seiner Mission: Das ist spürbar, wenn Friedrich Denk (73) vor Schülern von seiner Leidenschaft, dem Lesen, spricht. Der Besuch Denks vor zwei achten Klassen des M-Zweigs bildete den Auftakt der Lesewoche an der Lechhauser Schillerschule. Auf Initiative der Lehrerin und Kinderbuch-Autorin Heidemarie Brosche sollte den Schülern auf verschiedene Weise Geschmack auf das Lesen gemacht werden. Der ehemalige Gymnasiallehrer Friedrich Denk, manchen vielleicht noch in Erinnerung als federführender Kritiker der Rechtschreibreform, ist auch selbst Autor. „Wer liest, kommt weiter“, heißt eines seiner jüngsten Bücher.

Täglich neue Akzente

„Die Lesekultur unter jungen Leuten ist nicht sehr ausgeprägt“, weiß Heidemarie Brosche. Auch die Klassleiter der beiden achten Klassen, Kathrin Mecklinger-Schmid und Heinrich Greiner, gehen davon aus, dass nur 10 bis 15 Prozent ihrer Schüler Zeitungen, Zeitschriften oder Bücher lesen. Genau dafür sollte die Lesewoche an der Schillerschule mit täglich neuen Akzenten sensibilisieren.

Friedrich Denk kann es mit den Schülern – sie sind konzentriert, aufmerksam und machen lebhaft mit. Denk lässt sie aufhorchen, als er ihnen „die reichsten Männer der Welt“ vorstellt, Bill Gates, Mark Zuckerberg und den Apple-Gründer Steve Jobs. Sie hätten zwar ihr Vermögen mit der vernetzten Welt und der dafür nötigen Technologie gemacht, selbst hätten sie jedoch größten Wert aufs Lesen gelegt. Und dies auch ihren eigenen Kindern vermittelt. „Steve Jobs wusste, dass seine Geräte verführerisch sind“, meinte Friedrich Denk. Nicht umsonst habe er den „angebissenen Apfel“, das Symbol für die Verführbarkeit des Menschen seit dem Sündenfall, als Markenzeichen gewählt. Wer nur seine Informationen aus dem Netz beziehe, so Denk, werde verführbar durch diejenigen, die an den Nutzern, sprich auch den jungen Leuten und ihrem Geld, verdienen wollen.

All die Vorteile aufgezählt

Beim Bücherlesen sei das anders, meinte Denk und zählte den jungen Leuten all die Vorteile des Lesens auf: Wer lese, übe das genauere Sehen ein. Schreiben lerne man nur, wenn man die Worte vorher gelesen habe. So lassen sich beispielsweise schwierige Namen leichter merken. „Ihr könnt besser sprechen und zuhören, wenn ihr lest“, versicherte Denk den Schülern. Beim Lesen eines Buches sei man automatisch aufmerksamer. „Du hörst die Stimme des Autors.“ All das, dazu Wissen und Erkenntnis, werde einem durch das Lesen mitgegeben.

Dass unter den Schülern durchaus aufmerksame Leser zu finden sind, zeigte sich, als Friedrich Denk auf den Lesestoff zu sprechen kam...

Weiter in augsburger-allgemeine.de 8.5.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.02.2016 um 12.08

Wer wird Millionär
Stefan Krumme wird ein "H" zum Verhängnis

Es war definitiv nicht der Abend von Stefan Krumme. Beim Zocker-Spezial von "Wer wird Millionär?" erwischte ihn eine Rechtschreibfrage auf dem falschen Fuß und kegelte ihn aus dem Rennen, bevor es in die heiße Phase ging. Ein "H" wurde ihm zum Verhängnis...


Als Stefan Krumme bei der 4.000-Euro-Frage angekommen war, wollte Moderator Günther Jauch wissen: "Florian Silbereisen spielt gerne auf seiner...?" - A) Ziehamonika, B) Zieharmonika, C) Ziehharmonika, oder D) Ziehhaarmonika?" "Uff, ich bin mit der alten Rechtschreibung aufgewachsen", konstatierte der IT-Spezialist. A) und D) konnte er immerhin sofort ausschließen. Zwar war er nicht sicher, ob in das Wort nun ein oder zwei "h" gehören, tendierte aber zu B).

Um nicht schon so früh alle Joker einzubüßen, ging Krumme volles Risiko und folgte seinem Bauchgefühl. Das trog allerdings: Ziehharmonika schreibt man tatsächlich, egal ob alte oder neue Rechtschreibung, mit Doppel-"H". Antwort C) wäre richtig gewesen. Ohne einen einzigen Joker genutzt zu haben, fiel der frühere Investment-Banker auf die zuvor erreichte Sicherheitsstufe zurück und musste sich mit 1.000 Euro begnügen...

t-online.de 24.2.2016

„Erleichterung“: Seit der „Reform“ werden Rauhhaardackel und Ziehharmonika unterschiedlich behandelt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.12.2015 um 06.20

„Anzeigenblätter“ hetzen schlimmer als BILD:

Wann wird der Adolf Hitler 2.0 (Björn Höcke) endlich aus der AfD geschmissen?
...
Ein Klares NEIN gegen diese braune Erfurter Kakerlake.

lokalkompass.de 13.12.2015

[Wikipedia „Anzeigenblätter“] Mit „Lokalkompass.de“ haben die WVW-Anzeigenblätter im April 2010 eine eigene Bürger-Community gestartet. Auf der Plattform berichten Bürger aus dem Kerngebiet von NRW... Entstanden ist die Plattform als White-Label Lösung des Bürgerreporter-Portals "myheimat.de“ mit Unterstützung von WAZ NewMedia[5]. WAZ NewMedia ist als Tochter der WAZ-Mediengruppe für deren Online- und Mobil-Aktivitäten verantwortlich.
wikipedia


Zur Erinnerung:
Hitler – Initiator WKII, 60 Millionen Tote, 6 Millionen Zivilmorde
Höcke – harmlose Spekulation zur afrikanischen Vermehrung


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.12.2015 um 13.43

FOCUS:
Mit Wasserwerfern und Reizgas gegen Vermummte
"Offener Straßenterror" bei Neonazi-Demo in Leipzig: 40 Polizisten verletzt

In Leipzig demonstrieren an diesem Samstag Rechtsextremisten und zahlreiche Gegendemonstranten. Linke warfen Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper - und attackierten die Polizei. 40 Beamte wurden verletzt. "Das ist Straßenterror", sagt der Oberbürgermeister.
focus.de 12.12.2015

WELT:
Krawalle in Leipzig: "Das ist offener Straßenterror"
Rechte und Linke demonstrieren in Leipzig, es fliegen Steine und Böller. Vermummte attackieren die Polizei, 69 Beamte werden verletzt. Oberbürgermeister Jung äußert sich entsetzt
welt.de 12.12.2015


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.12.2015 um 17.51

Kolumne
Rechtschreibreform: Das faule Ei der Bildungspolitiker

Vor 20 Jahren wurde die Neuregelung beschlossen / Widerstand und Entsetzen bei den Sprachprofis

01. Dezember 2015

Gut gemeint und voll daneben. Eigentlich sollte die Sprache im Land von Heine, Hölderlin und Herder ein heiliges Gut sein. Terra incognita gewissermaßen, ein für unsensible Obrigkeit und simplifizierende Politbürokraten vollkommen ungeeignetes Terrain. Doch die Allmachtsphantasien vom Primat der Politik verführen offenbar immer wieder zu einem Reformeifer, der mitunter mehr Schaden als Nutzen verursacht.

So auch am 30. November 1995 bei der 274. Kultusministerkonferenz in Mainz. Unter dem Vorsitz der damaligen Präsidentin der Kultusministerkonferenz, der Hamburger SPD-Senatorin Rosemarie Raab, wurde ein fataler »Beschluss zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung« auf den Weg gebracht. Gegen diese Neuregelung der deutschen Rechtschreibung waren Sprachwissenschaftler, Rechtschreibkritiker und auch große Leitmedien Sturm gelaufen. Vergeblich.

Was hatte man da auch für ein faules Ei ausgebrütet. Die Delfine und die Fantasie verloren ihr »ph« und die ständige Schreibhürde beim »dass« und dem Relativpronomen »das« konnte auch durch die Entsorgung des »ß« nicht behoben werden. Was sich weitgehend sinnfrei Berufspolitiker ausdachten, führte nachweislich zu noch mehr Chaos und blankem Entsetzen bei den Sprachprofis, die nun das Elend nur noch beobachten, aber nicht mehr verhindern konnten.

Die wohl bitterste Bilanz kommt von Heike Schmoll, Bildungsexpertin und politische Korrespondentin in Berlin: »Ausgerechnet die Kultusminister haben Schülern gegenüber mit langfristigem Erfolg den Eindruck vermittelt, Orthografie sei weniger wichtig, Zeichensetzung weitgehend dem eigenen Stilempfinden überlassen. Inzwischen werden sie die Geister nicht mehr los und müssen feststellen, dass Kinder am Ende der Grundschulzeit nicht einmal die kulturellen Standardtechniken beherrschen.« So isses.

Auf Facebook kann man heute bestaunen, was die Obrigkeit ihren Untertanen für ein Sprachverständnis vermittelt hat. Zeichensetzung mit dem Salzstreuer, Schreibweisen à la Lautschrift, Gossenjargon bei Kommentaren und den im Netz weit verbreiteten Pöbeleien. Voll krass, ey!

Für bildungsferne Schichten war die Reform ohnehin so sinnvoll wie eine dreisprachige Ikea-Anleitung zum Aufbau eines Regals. Nix capito. Hans Zehetmair (CSU) stellte sich und der verantwortlichen politischen Klasse schon vor Jahren ein denkbar schlechtes Zeugnis aus: »Ich muss mir vorwerfen, dass ich als Kultusminister nicht frühzeitig die Reform in geordnete Bahnen gelenkt habe. Sprache ist nicht statisch, sondern ein lebendiger Prozess, ob man Friseur mir ö oder mit eu schreibt, wen soll das aufregen?«Zu spät. Durch die Wucht der Einwanderung wird die deutsche Sprache jetzt ohnehin die Reform der Straße zu spüren bekommen. Punkt und Komma können dann wohl in Rente gehen. Hauptsache, es bleibt noch Zeit für einen Kuss – mit Doppel-S.

Autor: Jürgen Stark

Jürgen Stark ist Autor, Musiker und Dozent und lebt in Ortenberg. Er schreibt regelmäßig Kulturkolumnen für die Mittelbadische Presse und gründete das Institut für kulturelle Kommunikation an der Hochschule Offenburg.

bo.de 1.12.2015


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.11.2015 um 08.28

AfD demonstriert in Berlin gegen die Flüchtlingspolitik
Etwa 5.000 Anhänger der Partei folgten dem Aufruf, unter ihnen auch erkennbare Neonazis

[meistgenannt 40 in fast allen Zeitungen (=0,8 Prozent)]
zeit.de 7.11.2015

Ein Leserkommentar:
DerZeesener - #19 — vor 12 Stunden
ich komme gerade von der demo. die eindeutig rechtsradikalen unter den demonstranten der afd habe ich nicht gesehen... ein spruch ist bei mir hängengeblieben: in anlehnung an lenin war zu lesen:
'merkelismus ist willkommenkultur plus betreutes denken'.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.08.2015 um 07.49

Eine Reform mit Fehlern

Prof. Ickler zu zehn Jahren neue Rechtschreibung


Seit zehn Jahren gilt die neue Rechtschreibung. Nur Nordrhein-Westfalen und Bayern ließen sich mit der Einführung bis 2006 Zeit. Der Erlanger Germanist Prof. Theodor Ickler, einer der schärfsten Kritiker der Reform, sprach sich in seinen Veröffentlichungen wiederholt gegen die neue Rechtschreibung aus. Doch wie denkt er heute darüber? (Professor Ickler hat übrigens nach den alten Rechtschreibregeln geantwortet.)

Zehn Jahre neue Rechtschreibung – ist das Chaos noch größer als von Ihnen befürchtet?

Theodor Ickler: Von „Chaos“ habe ich nie gesprochen, auch nicht von „Weltuntergang“, wie uns unterstellt wird. Aber wir Kritiker haben vorausgesagt, daß die Reformschreibung, die von den bayerischen Schülern übrigens nicht seit zehn, sondern seit 19 Jahren befolgt werden muß, wegen ihrer Fehlerhaftigkeit nie funktionieren, sondern zu einer großen Verwirrung führen wird. Das ist eingetroffen.

Die neue Rechtschreibung wird nicht konsequent durchgeführt. Die Zeitung schreibt anders als die Schule und im Internet schreibt jeder wie er will. Wird die Sprache beliebig?

Theodor Ickler: Zeitungen und Verlage haben eigene Hausorthographien entwickelt – wie im 19. Jahrhundert, als es noch keinen Duden gab. Man kann der Neuregelung gar nicht konsequent folgen, ohne sich lächerlich zu machen. Die Reformer haben bis heute auch kein Wörterbuch vorgelegt, nur eine lückenhafte Wortliste, die noch zweimal verändert werden mußte. Im Internet gibt es durchaus sorgfältige Schreiber, so daß ich von dieser Seite keine Gefahr für die deutsche Sprache sehe.

Wie halten Sie es persönlich? Verwenden Sie die alte oder die neue Rechtschreibung?

Theodor Ickler: Natürlich die „alte“ (die aber eigentlich moderner ist als die reformierte). Fast alle deutschen Schriftsteller von Rang halten es ebenso und deshalb fordern wir jetzt auch, daß den Schülern keine Schreibweisen als Fehler angestrichen werden, die vor der Reform üblich waren und noch immer von allen guten Schriftstellern gepflegt werden. Warum sollen die Schüler ausbaden, was selbst Ex-Minister Zehetmair heute als großen Fehler der Politik brandmarkt?

RICARDA BARF

EN vom 5. August 2015, Seite 25

Anmerkung: Das Faksimile habe ich von Sprachforschung.org „entwendet“.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.08.2015 um 14.28

Rechtschreibrebell tritt wieder auf den Plan

RECHTSCHREIBUNG ⋅ Zehn Jahre nach Inkrafttreten der neuen Rechtschreibung an Schulen fordern Reformkritiker, die alte Rechtschreibung wieder durchgehen zu lassen. Der frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair hatte die Reform kürzlich in der "Zeit" für überflüssig erklärt.

Behutsame Änderungen der Schriftsprache seien zwar nötig, sagte Zehetmair dem Blatt. "Aber ob man Friseur mit 'ö' schreibt oder mit "eu" - wen sollte das aufregen?"

Nun schlagen drei Reformgegner vor, "auch diejenige Rechtschreibung nicht als Fehler anzustreichen, wie sie vor der Rechtschreibreform 1996 in den Büchern allgemein verwendet wurde". Das erklärten der Erlanger Germanist Theodor Ickler, Verleger Matthias Dräger und der als "Rechtschreibrebell" bekannte Friedrich Denk aus Bayern am Freitag in einer gemeinsamen Mitteilung.

Die drei Gegner argumentieren auch mit alten Schreibweisen in Schullektüren von Werken etwa von Bertold Brecht oder Max Frisch, in denen noch alte Schreibweisen vorkämen. (sda/dpa)

luzernerzeitung.ch 31.7.2015 und ähnlich vaterland.li 31.7.2015

Bis auf rp-online wird diese Meldung von den bundesdeutschen Medien verschwiegen. Sie waren ja neben den Schülergeiseln nehmenden Kultusministern die wirkungsmächtigsten Mittäter bei der Erpressung des Volkes zur „überflüssigen Rechtschreibreform“ gegen seinen Willen.

Theodor Ickler gibt die nirgendwo vollständig abgedruckten Texte hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.08.2015 um 06.05

Zur Meldung des Elternvereins S-H:

Die Medien verschweigen fast ausnahmslos den Aufruf der Reformkritiker Ickler, Denk und Dräger, die klassische Rechtschreibung in den Schulen nicht als Fehler zu werten.

Dabei haben am 30.8.2015 bis 14 Uhr beim Bayerischen Rundfunk 89 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage der Antwort zugestimmt:


War die Rechtschreibreform nötig?

Nein, der immense Aufwand für alle Beteiligten ist nicht gerechtfertigt. Außerdem wird ein Stück Kulturgut vernichtet.


Die Kultusminister zerstören weithinwirkend Kulturgut, wenn sie vorbildhaft mit der Fehlerkeule auf Schüler einschlagen lassen, die „Quentchen“, „Tolpatsch“ oder „behende“ schreiben, weil sie es so in der guten Literatur gelesen haben oder weil interessierte Lehrer etwas über die Wortherkunft und Bedeutung erzählt haben.

Die Schriftsteller Günter Grass, Walter Kempowski und Harry Rowohlt hatten sich schon vor zehn Jahren einem gleichartigen Aufruf angeschlossen:


Klassisch schreiben heißt richtig schreiben,
das muß auch an unseren Schulen so bleiben.


Günter GrassWalter KempowskiHarry Rowohlt

Klassisch schreiben heißt richtig schreiben.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.07.2015 um 12.31

Rechtschreibung

Duden-Chef erklärt die häufigsten Rechtschreibfehler der Deutschen

Die Rechtschreibreform wurde 1996 eingeführt und 2005 überarbeitet. Welche Fehler die Deutschen machen, erklärt der Leiter der «Duden»-Redaktion, Werner Scholze-Stubenrecht.


Die Rechtschreibreform trat 1996 in Kraft. Vor zehn Jahren wurden noch einmal überarbeitete Regeln an Schulen eingeführt. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Scholze-Stubenrecht: Der Rat für deutsche Rechtschreibung hat eine Arbeitsgruppe «Schulen». Die berichtet, dass es Lehrer im einen oder anderen Fall noch schwierig haben, mit den neuen Regeln klarzukommen. Im Großen und Ganzen scheint das aber gut zu funktionieren. Die Diskussion ist ziemlich eingeschlafen¹.

Haben sich die Deutschen also weitgehend umgewöhnt?

Scholze-Stubenrecht: Die Jüngeren haben überhaupt kein Problem mehr damit*. Man muss bedenken, dass es keine Schuljahrgänge mehr gibt, die noch nach alten Regeln unterrichtet werden. Die meisten wissen, dass man Mikrofon mit «ph» oder mit «f» schreiben kann - und es ist ihnen ziemlich egal, dass das früher nur mit «ph» erlaubt war.

Seit der Rechtschreibreform sind in vielen Fällen mehrere Varianten erlaubt. Ist das wirklich hilfreich?

Scholze-Stubenrecht: Wir Wörterbuchmacher hätten es lieber, wenn möglichst viel Einheitlichkeit herrscht. Wir haben auch den Eindruck, dass diejenigen, die den Duden kaufen, lieber nur eine Möglichkeit haben wollen. Je eindeutiger, desto besser.

Ein Beispiel ist «dir» oder «Dir» (alt). Wie halten Sie es da?

Scholze-Stubenrecht: Ich halte mich an die alte Regelung. Es sieht ein bisschen höflicher aus. Aber es ist in der Tat so: Vor der Reform musste es groß geschrieben werden. 1996 hat man gesagt, das muss klein. Inzwischen ist beides erlaubt.

Welche Fehler werden noch häufig gemacht?

Scholze-Stubenrecht: Ein Beispiel ist der Ausdruck «kopfstehen». Der wurde vor der Reform in einem Wort geschrieben. Danach hat man es in zwei Wörtern geschrieben, also «Kopf stehen». 2006 hat man das aber wieder zurückgedreht. Das hat nach unserer Beobachtung aber keine große Wirkung gehabt. Die meisten schreiben es weiter in getrennter Form.²

Was sind denn generell gängige Fehler?

Scholze-Stubenrecht: Ein Beispiel ist das Wort «brillant». Das wird gerne mit einem «i» nach dem «ll» geschrieben.³ Bei «Gratwanderung» sind sich nicht alle der Tatsache bewusst, dass der Grat auf einem Berg gemeint ist - also mit «t» geschrieben wird.

Wenn man sich Kommunikation bei WhatsApp und Co anschaut, hat man den Eindruck, Rechtschreibung verliert an Bedeutung. Ist das so?

Scholze-Stubenrecht: Es ist so, dass man bei bestimmten Textsorten gerade in der digitalen Welt den Eindruck hat, manchen ist es nicht mehr besonders wichtig. Insgesamt ist diese Kommunikation eher der M[!]ündlichen angenähert. Daher spielt die Orthografie eine untergeordnete Rolle. Im geschäftlichen Rahmen wird darauf aber durchaus noch Wert gelegt.

Hat uns die Rechtschreibreform das Leben nun leichter gemacht?

Scholze-Stubenrecht: Ich persönlich habe es in bestimmten Bereichen als Erleichterung empfunden. Früher hat man zum Beispiel «Auto fahren» getrennt und «Rad fahren» in einem Wort geschrieben. Jetzt wird das gleich behandelt und beides getrennt. Ich persönlich hätte aber mit etwas weniger Aufwand und etwas weniger Änderungen gut leben können.

Werner Scholze-Stubenrecht wurde am 30. August 1948 geboren. In Frankfurt am Main studierte er Germanistik und Anglistik. Die «Duden»-Redaktion leitet er seit 2010. Seine thematischen Schwerpunkte sind unter anderem Orthografie und Sprachberatung. dpa

augsburger-allgemeine.de 30.7.2015

¹) nicht „eingeschlafen“, sondern verpönt, weil ineffektives Schimpfen nervt.
²) Blödsinn ist eben einprägsamer.
³) diese Volksetümologie hatte Augst übersehen.


Nachtrag: Theodor Ickler, Sprachforschung.org, trifft es zielgenau:

Scholze-Stubenrecht hält die Rechtschreibreform für einen schädlichen Unsinn, darf es aber nicht sagen...

Freilich haben die Jüngeren "kein Problem" mit der Rechtschreibreform, sie haben ein Problem mit der Rechtschreibung, hinter dem die Reform einfach verschwindet. Es kann eigentlich nur die s-Schreibung gemeint sein, und da werden, auch und gerade von Erwachsenen, unvergleichlich mehr Fehler gemacht als vor der Reform.



eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.06.2015 um 10.04

Harry Rowohlt ist tot.

Der Schriftsteller und Übersetzer starb am Montag im Alter von 70 Jahren in Hamburg.

aargauerzeitung.ch 16.6.2015

Mit Harry Rowohlt ist nicht nur ein begnadeter Rezitator und Geschichtenerzähler, sondern auch ein Verbündeter im Kampf gegen die Rechtschreib„reform“ von uns gegangen,

Harry Rowohlt:

„Die Seelchen, die diese Rechtschreibreform erfunden haben, sind graue Gesellen, die noch nie mit Genuß ein Buch gelesen und noch nie einen wohlklingenden Satz gesprochen haben.“


zeit.de/1997



Briefwechsel Marx/EngelsLesung H.R. als Marx

Nachtrag: Die „Lügenpresse“ lügt vor allem durch Weglassen. Nachdem nun die meisten Nachrufe erschienen sind, kann man feststellen: Kein einziger erwähnt Harry Rowohlts Gegnerschaft zur Rechtschreib„reform“, nicht einmal die Spiegel-FotostreckeHarry Rowohlt: Der Behüter der Sprache“.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.06.2015 um 21.41

Laschets verlorene Klausuren mit Top-Benotung
03. Juni 2015 von Redaktion (josch)

CDU-Vize Laschet beendet seine Lehrtätigkeit an einer Aachener Hochschule. Nachdem von ihm korrigierte Klausuren verschwanden, rekonstruierte er recht dubios die Noten im Spektrum von 1,0 bis 2,3. Auch welche, die gar nicht mitschrieben, bekamen Prädikat »Gut«.
... Laschet nahm dazu jetzt Stellung, daß in seiner Lehrtätigkeit n der RWTH Aachen es bisher nie derartige Probleme mit dem Postversand gegeben habe. Er hoffte, daß diese schon wieder auftauchen werden ... Die Uni hat ihrerseits nach dem »ersten Vorfall in der 135-jährigen Geschichte der Hochschule« erlassen, daß Prüfer künftig nur noch Kopien mit nach Hause nehmen, die Originale an der Hochschule zu bleiben haben...

Der Generalsekretär der NRW-SPD, André Stinka, hält Laschet vor, die Noten gewürfelt zu haben...

Weiterhin verweigert der Oppositionsführer im Düsseldorfer Landtag die vollständige Herausgabe einer E-Mail-Kommunikation mit Uni-Geschäftsführerin Johanna Holst, welche das Einverständnis zu den Ersatz-Noten belegen solle. Holst erklärte ihrerseits, nicht gewußt zu haben, daß die Benotung lediglich auf eine[r] derartige[n] Rekonstruktion beruhe.
freiewelt.net 3.6.2015

Würfeln muß ja nicht schlecht sein. Der jetzige Dalai Lama hat zugegeben, zum Finden seines wiedergeborenen Nachfolgers gewürfelt zu haben. Auch unsere Schreiberleichterungsreform wurde großenteils erwürfelt. Dem Ausnahme-Redakteur „josch“ gelingt es aber immer wieder, sie zu vermeiden. – Erfundene Noten kenne ich. Im Gymnasium habe ich, obwohl nie im Religionsunterricht gewesen, doch einmal dafür im Zeugnis eine schwache Drei bekommen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.05.2015 um 05.58

Wie man die deutsche Sprache hassen lernt

Unser Autor hat beim Journalistenteam des Diktatwettbewerbs mitgemacht - neben vielen Hundert Schülern. Nun ist er schlauer - und weiß, "warum Rechtschreibung keine Schlüsselkompetenz sein sollte."


Zunächst mal wird es jetzt gefährlich: Bei einem Text über Rechtschreibung MUSS die Rechtschreibung stimmen bis ins letzte Detail. Wird nicht klappen, sage ich Ihnen gleich. 16 Fehler hatte ich am Dienstagabend beim großen Diktatwettbewerb gemacht. Herr D'Inka* von der FAZ* hatte nur sieben, wie ich gerade in der Zeitung lesen musste. Sieben! Wie ist das überhaupt möglich? Die Schüler, um die es ja eigentlich ging, kamen von verschiedenen Schulen aus Hessen und traten gegen Schüler aus Frankfurt, aus Osnabrück und aus Hamburg an. Das Projekt, das die Stiftung Polytechnische Gesellschaft ersonnen hat, ist auf einem guten Weg zu einer bundesweiten Veranstaltung.

Beim Diktat in der Aula des Goethe-Gymnasiums kommen jedenfalls unter anderem folgende Wörter vor: Chihuahua, Thuja-Hecken, Horsd'oeuvre. Letzteres Wort zeigt ganz schön den Irrsinn der deutschen Rechtschreibung oder dem, was Sprachexperten daraus gemacht haben. Die kalte Vorspeise wird in seinem Herkunftsland Frankreich nämlich so geschrieben: hors-d'oeuvre. Gut, keine ganz so schlimme Veränderung wie beim Büfett [buffet], aber es bleibt offen, warum so kleine Veränderungen ein ohnehin nicht einfaches Wort einfacher machen sollen. Anderes Feld, ähnlich schön: pleitegehen, aber: Bankrott machen. Nun ja. Die Schüler um mich herum haben übrigens fast alle so 30 bis 40 Fehler [trotz „Reform“]. Dabei sind sie des Deutschen durchaus mächtig, haben schon bei den Vorentscheiden zum großen Diktatwettbewerb mitgemacht.

Als Journalist tut es mir zwar weh, das zu schreiben, aber: Die Rechtschreibung wird überbewertet. Sofern man nicht in einem Beruf arbeitet, der viel mit Sprache zu tun hat, wird man auch ohne die hundertprozentig richtige Schreibweise durchkommen. All die Rechtschreibreformen haben die Unsicherheit gegenüber der Sprache nur erhöht...
Web: www.dergrossediktatwettbewerb.de
Nils Bremer

Nils Bremer
Jahrgang 1978, Politologe, seit 2004 beim Journal Frankfurt, seit 2010 Chefredakteur.


journal-frankfurt.de 6.5.2015

Korrektur: Irgendein Programm machte aus dem Titel „GROSSE“ das häßliche „GROßE“ zur Fehllesung „DER GROBE DIKTATWETTBEWERB“.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.01.2015 um 10.07

Zum vierten Mal veranstaltet die Stiftung Polytechnische Gesellschaft "Frankfurt schreibt - Der große Diktatwettbewerb". Neben 37 Schulen aus Hessen nehmen auch Schulen aus Hamburg, Osnabrück und Bayern teil...

Für Karin Hechler, Leiterin der Schillerschule, ist Orthografie nicht nur für Bewerbungsschreiben wichtig, sondern drücke auch eine Brillanz und Lieber zur Sprache aus. Die zweimalige Rechtschreibreform habe für eine schlechte Laune gesorgt, die es zu überwinden gelte. "Für uns steht die Schönheit und Logik der Sprache im Vordergrund", so Heckler...
journal-frankfurt.de 21.1.2015

… aber wohl nicht mehr lange. Nachdem „Kiez-Deutsch“ in Berlin zum Abitur zugelassen ist, wird neben der alten schönen Orthographie auch die Schönheit der deutschen Sprache im Abgrund versenkt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.08.2014 um 13.27

[Noch einer der großen Alten dahingeschieden]

Wolfgang Leonhard war ein wichtiger Zeitzeuge der deutschen Geschichte. Bei Kriegsende sollte er im sowjetisch besetzten Deutschland einen neuen Staat mit aufbauen. Doch dann brach er mit dem Kommunismus und wurde dessen Gegner. Er starb im Alter von 93 Jahren...

Als Sowjet- und DDR-Experte war er publizistisch stets aktiv - und mit der eigenen Lebensgeschichte "Die Revolution entlässt [ß] ihre Kinder" (1955) auch Bestsellerautor...

Die deutschen Kommunisten seien "die einzige politische Bewegung, in der ungefähr gleich viele Menschen von den Nazis und von den Stalin-Leuten in der Sowjetunion umgebracht wurden"...

Leonhards Hoffnung, nach dem Ende des Nationalsozialismus werde es in Deutschland eine "antifaschistisch-demokratische Republik" und in der UdSSR ein freieres, toleranteres System geben, wurde enttäuscht. Stattdessen erlebte er aus allernächster Nähe, wie in der sowjetischen Besatzungszone (Ulbricht: "Es muss alles demokratisch aussehen"¹) tatsächlich ein stalinistisches System errichtet und die SPD mit der KPD zwangsvereinigt wurde ...

focus.de 17.8.2014

¹) Aktuell dazu hier


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.08.2014 um 14.10

Im Alter von 90 Jahren ist der bekannte Journalist und Autor Peter Scholl-Latour nach langer Krankheit in seinem Haus in Rhöndorf gestorben. Mit seinen Warnungen an die Mächtigen hat er meistens recht behalten, am auffälligsten vor dem Irakkrieg, wie wir heute sehen können. Bis zuletzt hat Peter Scholl-Latour seine Bücher in der traditionellen Rechtschreibung erscheinen lassen und allem Druck zur Anpassung an die neue Correctness widerstanden.

Scholl-Latour an seinem Neunzigsten:
„Wir leben in einer Zeit der Massenverblödung“
heise.de 9.3.2014

Nachtrag: Lesenswerte Nachrufe gibt es in Junge Freiheit und von Udo Ulfkotte,
daneben eine hörenswerte Dankesrede zur Preisverleihung 2008
.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.07.2014 um 13.41

Augsburg
Warum diese Straßennamen eigentlich falsch sind

Warum die Philippine-Welser-Straße eigentlich gar nicht so heißen dürfte. Die „Alte Gasse“ und die „Bärenhorststraße“ haben ebenfalls einen Makel. Von Stefan Krog

[Bild]
Zwei Straßen, zwei Fehler: Die Bärenhorststraße ist nach einem preußischen Militärschriftsteller benannt – er heißt aber Georg Heinrich von Berenhorst. Foto: Anne Wall

„Kennedy-Platz“ heißt es auf den Straßenschildern vor dem Theater und genauso in den Drucksachen des Theaters. Viele haben sich schon über die getrennte Schreibweise dieses Straßennamens gewundert. Was sagt dazu Wilfried Matzke, der Leiter des zuständigen Geodatenamtes?

Der Diplom-Ingenieur muss nicht bei seinen Mitarbeitern nachfragen, denn Straßenbenennung gilt als Chefsache in der städtischen Vermessungsbehörde. „Der Kennedy-Platz ist rechtschreiblich falsch, aber amtlich richtig“, erklärt Matzke und erzählt die Geschichte.

Der damalige Stadtbaurat wünschte die getrennte Schreibweise. Deshalb beschloss der Stadtrat im Jahr 1963 nach dem Mord an John F. Kennedy, dass der „Theaterplatz“ zum „Kennedy-Platz“ wird. Eine Korrektur stand später nicht mehr zur Debatte.

[Das ist keine Rechtschreibfrage, sondern eine Frage des Geschmacks. Den vermißte man damals allerdings bei der inflationären Benennung von Straßen und Plätzen nach dem nicht unumstrittenen ausländischen Politiker.]

Es gibt rund drei Dutzend solcher Augsburger Straßenbenennungen, die inhaltlich oder rechtschreiblich falsch sind, schätzt Wilfried Matzke. [...]

Die Gässchen dürfen weiter Gäßchen heißen

[ Aber nur dort, wo keine Reformdjihadisten das Sagen haben.]

Ebenfalls korrekt sind die 66 „Gäßchen“-Bezeichnungen der Altstadt. Die Straßennamen dürfen als Eigenname die alte ß-Schreibung trotz der Rechtschreibreform beibehalten, was gelegentlich auch Redakteure und sogar Korrektoren übersehen. Immer wieder kommen auch Anfragen zur „Frölichstraße“. „Hier fehlt kein H“, weiß Wilfried Matzke. Namensgeber ist eine wohltätige Unternehmer- und Bankiersfamilie des 18. und 19. Jahrhunderts, wobei „Froelich“ die geläufige Schreibweise des Familiennamens war. Aber solche Nuancen gelten bei historischen Straßennamen nicht als Fehler.

augsburger-allgemeine.de 4.7.2014


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.04.2014 um 12.21

Möbelhauskette in NRW ruft Hitler-Tasse zurück
Fehler eines Zulieferers aus China

Herford/Bielefeld. Folgenschwere Panne bei einem chinesischen Zulieferer: Eine große Möbelhauskette in NRW ruft deshalb 175 Tassen mit einem versehentlich aufgedruckten Hitler-Konterfei zurück... Insgesamt 175 Exemplare waren laut Unternehmenschef schon verkauft, als der Fehler auffiel – 30 davon in Bielefeld. Zurbrüggen will die Tassen wieder "aus dem Verkehr ziehen". Betroffene Kunden erhalten einen Warengutschein über 20 Euro[!], wenn sie die Tassen (Stückpreis rund drei Euro) zurückbringen.
nw-news.de 10.4.14

Eine Wertsteigerung wie bei Briefmarkenfehldrucken!

So mißverstehen sich die Kulturen. Vor Jahren hörte man, daß eine Porzellansammlerin eine chinesische Terrine erworben hatte und ihren Gästen darin Suppe servierte. Als dann einmal ein chinesischer Gast kam und die Zeichen darauf las, mußte er schallend lachen: Es war eine Pinkelvase für alte Männer!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.03.2014 um 09.43

Proteste G8
Breites Bündnis macht bundesweit Front gegen Turbo-Abi


Berlin. Nach der Rechtschreibreform ist das Turbo-Abi nach acht Gymnasial-Jahren die umstrittenste [= bescheuertste] Entscheidung der Kultusminister. In vielen Ländern können Eltern nach heftigen Protesten bereits heute zwischen G8 und G9 wählen. Niedersachsen will das Turbo-Abi wieder ganz abschaffen.

Ein breites Bündnis von Eltern, Schülern, Lehrern, Ärzten und Psychotherapeuten macht sich nun bundesweit für die Rückkehr zu einer 13-jährigen Schulzeit bis zum Abitur stark. Es gebe "kein einziges pädagogisches Argument" für das "Turbo-Abi" nach nur acht Jahren am Gymnasium (G8), sagte die Sprecherin der Initiative, die Psychologin Anja Nostadt. Die verkürzte Schulzeit führe zu mehr Stress, mache mehr Schüler krank. Zugleich litten sportliche und kulturelle Aktivitäten...

general-anzeiger-bonn.de 13.3.2014
... und Hunderte ähnlicher Meldungen


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.03.2014 um 15.58

Das Betreuungsgeld boomt
Spiegel Online-vor 34 Minuten
Nun belegt die erste offizielle Statistik zum Betreuungsgeld:
Die staatliche Leistung wird von mehr Eltern beantragt als angenommen.

Kindererziehung:
Betreuungsgeld wird kaum in Anspruch genommen
ZEIT ONLINE-vor 5 Stunden
Soziales
Wenig Interesse am Betreuungsgeld

[Untereinander in Google News]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.02.2014 um 11.54

Neurowissenschaftler schlagen Alarm: Sie warnen vor einer globalen, stillen Pandemie der schleichenden Vergiftung von Kindern durch Umweltchemikalien. Denn die Folgen seien bereits messbar: Eine fortschreitende Verdummung und stetige Zunahme von Verhaltens- und Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. In ihrer Studie belegen die Forscher eine hirnschädigende Wirkung für elf Chemikalien, darunter Blei, Mangan, Quecksilber, Fluor- und Chlorverbindungen, sowie mehrere Pestizide und Lösungsmittel...

Mehr als jedes zehnte Kind hat heute bereits von Geburt an eine Entwicklungs- und Verhaltensstörung, wie Philippe Grandjean von der Universität von Süddänemark in Odense und Philip Landrigan von der Harvard University berichten. Dazu gehören Autismus, geistige Defizite und Hyperaktivität, aber auch eine später auftretende erhöhte Aggression und andere Verhaltensauffälligkeiten...

Ist die Mutter Umweltgiften ausgesetzt, bekommt auch ihr Kind diese über das mütterliche Blut nahezu ungefiltert ab. "Mehr als 200 Chemikalien wurden bereits in Nabelschnurblut nachgewiesen", erklären die Forscher. Sie hatten bereits im Jahr 2006 in einer Überblicksstudie aufgezeigt, dass fünf Umweltgifte, darunter Blei, Quecksilber, Arsen, polychorierte Biphenyle und das Lösungsmittel Toluol, messbare Auswirkungen auf die Hirnentwicklung von Kindern haben. Dies äußert sich in einem verringerten Hirnvolumen, Defiziten in der geistigen Leistung aber auch in Problemen im Sozialverhalten und motorischen Störungen...

"Wir müssen weg von der irrigen Annahme, nach der neue Chemikalien und Technologien solange als ungefährlich gelten, bis das Gegenteil nachgewiesen wird", warnen die Forscher. Um die Kinder und auch die gesamte Gesellschaft gegen die stille Pandemie der schleichenden Vergiftung zu schützen, müsse man umdenken und entschlossener handeln.

wissenschaft.de 18.2.2014


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.11.2013 um 08.41

Nachdem die „StuSSreform“ eine Spaltung der Rechtschreibung bei etlichen Fach- und Eigenbezeichnungen bewirkt hat ...

Wikipedia: „... die Bezeichnung im Standardwerk Bauentwurfslehre ist Pißstand, umgangssprachlich wird sie oft als Pissrinne bezeichnet.“

... arbeiten bürokratische Ameisen und Urinsekten in Brüssel an einer weiteren Regelung drängender Bedürfnisse:

Keine Satire!

Nach Urin-Studien: EU will Klo-Spülungen regulieren

Die EU hat zwei Jahre lang das Urinier-Verhalten der Europäer studiert. Nun liegt ein 60seitiger Bericht vor. Das Fazit der EU-Kommission: Die Klo-Spülungen müssen reguliert werden. Künftig dürfen die Bürger nicht mehr als 6 Liter pro Spülung verwenden. Kontrollen sind zunächst nicht vorgesehen...

Die EU ist bei ihrer Feldforschung mit der gewohnten Akribie vorgegangen: Für Urinier-Vorgänge reichen 0,5 Liter, für größere Geschäfte sollten die Bürger mit weniger als 5 Litern auskommen. Die radikale Vorlage der EU wurde jedoch von anderen Experten verwässert – sie sagen, es sei akzeptabel, den Bürgern generell 6 Liter pro Spülung zu genehmigen.

deutsche-wirtschafts-nachrichten.de 29.10.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.09.2013 um 18.45

Schavan führt weiter ihren Doktortitel
Neuer Wirbel um den aberkannten Doktor-Titel der ehemaligen Bundesministerin Annette Schavan (CDU): Ihr "Dr." prangt auf jedem Stimmzettel für die Bundestagswahl in Baden-Württemberg, da Schavan auf Listenplatz 2 der CDU steht.
Auch auf dem Stimmzettel in ihrem Wahlkreis 291 Ulm steht der umstrittene Titel trotz der Plagiats-Affäre um Schavan. Das ist rechtens, hieß es am Mittwoch bei der Landeswahlleiterin in Stuttgart...

Doch was passiert, wenn ein Wähler das "Dr." einfach streicht? Ist dann die ganze Stimme ungültig? Nach Auffassung der Landeswahlleiterin nicht. "Nach meiner Einschätzung führt die Streichung des Doktortitels nicht zur Unwirksamkeit der Wahl" ...
t-online.de 18.9.2013

Wie es gerade nützt. Bei der Unterschriftensammlung 1998 zum Volksbegehren gegen die Rechtschreibreform in Niedersachsen waren Tausende Unterschriften nach Einschätzung des Wahlleiters Strelen ungültig, obwohl der Wille der Unterschriftleistenden klar erkennbar war – weil auf dem Zettel in einer Ecke ein V.i.S.d.P. stand, auf Kopien wegen des Mangels an Unterschriftenlisten.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.09.2013 um 06.36

Schreiben nach Regeln
Von Josef Karg

Die Grundidee ist interessant. Seit Jahren lernen manche Schüler in Bayern Schreiben nicht mehr, wie Opa und Oma das taten – also nach strengen Regeln. Sondern sie dürfen in den ersten Grundschuljahren formulieren, wie sie sprechen. Praktisch angewandt liest sich das dann so: Schraip widu schbrichsd.
Im Fachjargon spricht man vom phonetischen, vom lauttreuen Schreiben – einer Lernmethode, die Kindern im Vor- und Grundschulalter die Angst vor Fehlern nehmen soll. Richtig durchgesetzt hat sie sich im Freistaat nicht, weil viele Lehrer Vorbehalte dagegen haben. Offenbar zu Recht. Denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Hat sich eine falsche Rechtschreibung erst einmal eingeschliffen, dann haben Schüler später Probleme, sich auf Regeln umzustellen. Wobei, dieser Seitenhieb muss sein, es nach der letzten Rechtschreibreform, einer schlimmen Kopfgeburt, in Deutschland sowieso einen undurchschaubaren Rechtschreibdschungel gibt.
...
Ansonsten ist man in Bayern beim Entschlacken des Grundschullehrplans auf gutem Weg. Weniger auswendig lernen, mehr Kompetenz und Werte – das klingt endlich einmal vernünftig.
»Lesen Sie dazu „Libe Lerer“
...
Schreiben nach Regeln - weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: 11.9.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.09.2013 um 23.03

Schriftsteller Erich Loest gestorben
FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
In Werken wie „Durch die Erde ein Riss“ oder „Nikolaikirche“ habe Loest vielen Menschen in ganz Deutschland ein realistisches Bild der DDR als menschenfeindliche Diktatur vermittelt.
faz.net 13.9.13



Schrifststeller Erich Loest ist in Leipzig gestorben
Döbelner Allgemeine Zeitung
[Bild] Loest bei einer Lesung seines Buches „Durch die Erde ein Riß“ 1990.
doebelner-allgemeine.de 13.9.13


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.09.2013 um 04.38

So politisch unkorrekt hat man selten jemanden schimpfen hören in Deutschland. Von der „großen Hure Duden“ ist da die Rede.

Zu einem „billigen Handlanger von Modefuzzis“ sei das „einstmals respektierte Nachschlagewerk“ verkommen, ätzt der Verein Deutsche Sprache. Das ist starker Tobak – aber es stimmt ja, zum Teil zumindest. Der Duden, das muss man klar sagen, ist auf dem besten Weg, sein über Jahrzehnte erlangtes Ansehen als quasi amtliche Instanz für die deutsche Sprache vollends zu verlieren.

Einerseits tatsächlich durch die viel zu unkritische Übernahme englischer Begriffe, womit die Auszeichnung „Sprachpanscher 2013“ begründet wird. Es ist Käse, dass jedes Wort, das irgendein Spacko mal auf einem Schulhof aufgeschnappt und in einem Social Network gepostet hat, ein Jahr später im Duden steht.

Dazu kommt das wild um sich greifende Sowohl-als-auch-Getue. Anders als früher gibt es im Duden oft kein Richtig oder Falsch mehr, sondern nur noch ein beherztes Auch-nicht-Falsch. Natürlich vor allem seit der 1996 begonnenen und grandios in den Sand gesetzten Rechtschreibreform ist unsere Sprache ein Flickenteppich voller Sonderregeln.

Mit einer einheitlichen Rechtschreibung, von der Konrad Duden einst träumte, hat das nicht mehr viel zu tun. Der Duden muss dringend mehr achtgeben (empfohlene Schreibung) oder zumindest mehr Acht geben (alternative Schreibung) auf die deutsche Sprache. Dass die Instanz a. D. den legendären Deppen-Apostroph legalisiert hat und deshalb jetzt Willi's Würstchenbude als echtes Deutsch im Duden steht – das darf uns einfach nicht wurscht sein.

saarbruecker-zeitung.de 3.5.2013

(Nicht deutlich wird hier, daß der VDS selbst nur gegen Anglizismen zu Felde zieht.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.08.2013 um 06.09

Oberkirch (bb). Am 14. September ist der “Tag der deutschen Sprache”. Aus diesem Grund ist ein Info-Stand am Samstag, 14. September, auf dem Marktplatz Oberkirch von 9 Uhr bis 13 Uhr. Ab 11 Uhr werden am Info-Stand als Autoren der Region Karin Jäckel, Klaus Huber Achern-Oberachern, sowie Raimund Müller Texte und Gedichte zum Thema “Sprache” lesen.

Nach Ansicht von zwei Dritteln der Bundesbürger droht die deutsche Sprache mehr und mehr zu verkommen. Das hat eine im vergangenen Jahr durchgeführte Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach ergeben. Interessant auch hier die Besorgnis der Befragten, dass immer mehr deutsche Wörter von englischen Begriffen verdrängt werden...

Leider gibt es immer weniger Vorbilder. Selbst Politiker geben immer häufiger Sprechblasen von sich, die eigentlich nichts aussagen. Verstärkt wird dieser Trend durch immer kürzer werdende Nachrichten-Schnipsel im Fernsehen, wild wuchernde SMS-Botschaften, eine comicartige Chat-Sprache im Internet, den Rückgang des Bücherlesens und die verwirrende Rechtschreibreform. Fast 80 Prozent aller Deutschen wissen heute nicht, wie sie bestimmte Wörter schreiben müssen. Mehr als die Hälfte ignoriert die Reform einfach [was bei Beibehaltung der traditionellen Schreibweisen natürlich begrüßenswert ist!] . Mit dem Verlust des Anspruchs, Sprache als sicheres und variables Ausdrucksmittel einzusetzen, wächst zugleich die Sprach-Naivität, meinen Kritiker. Und dies führe langfristig zu Denk-Naivität...

Der „Tag der deutschen Sprache“
Soll ein Sprachbewusstsein schaffen und festigen, das den unkritischen Gebrauch von Fremdwörtern eindämmt oder verhindert und außerdem allen Bürgern Deutschlands den Sinn für die Schönheit und Ausdruckskraft der deutschen Sprache wecken.

Weitere Informationen zum Aktionstag sowie den Aktivitäten des Vereins Deutsche Sprache (VDS) e.V. erhalten Sie über die Netzseite http://www.vds-ev.de.

boulevard-baden.de 28.8.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.08.2013 um 20.35

Gysi: ... alle glauben, die Merkel bleibt sowieso Kanzlerin, der Steinbrück hat keine Chance. Aber so langsam tut sich was. Es kommen mehr Leute. Und den sage ich dann immer, warum es wichtig ist, die Linke zu wählen.

Freie Presse: Und warum?

Gysi: Wir sind ein unglaublicher demokratischer Gewinn, weil wir in zahlreichen Themen vom Afghanistankrieg über Rentenkürzung bis zu Hartz IV die einzigen im Bundestag sind, die mit der Mehrheit der Bevölkerung dagegen sind ...

Das haben wir in Gysis Partei aber nicht erkennen können, als am 2. Dezember 2004 eine kleine Minderheit von Parlamentariern die übergroße Mehrheit der Deutschen zu vertreten suchte, die eine „Rechtschreibreform“ ablehnte. Maritta Böttcher von der damals PDS genannten Partei wünschte im Gegenteil noch mehr „Reform“ – gegen jede praktische Vernunft.

Gysi: Die anderen sagen, wir sollten vernünftig werden. Was sie damit meinen ist, dass wir etwa dem Afghanistankrieg zustimmen oder ihrer Art der Eurorettung. Wenn wir das täten, wären wir überflüssig. Gerade in den Fragen, in denen sich die anderen Fraktionen einig sind, aber eine Mehrheit der Bevölkerung eine andere Auffassung hat, müssen wir den Widerspruch artikulieren.

Wenn's nicht gerade gegen die linke Lehrerklientel geht. Die Zeitung zeigt nun ungewollt die durch die „Reform“ entstandenen Wirrnisse:

Freie Presse: Sie hätten Griechenland pleite gehen¹ lassen?

Gysi: Nein, wenn wir Griechenland und den Süden Europas aufbauten und dafür Kredite gäben, hätte ich nichts gegen die Hilfen. [...] Es tut mir leid: Wer eine Aktie einer Bank kauft, hat eben Pech gehabt, wenn die Bank Pleite geht².

Bemerkenswert ist aber auch der Schluß des Interviews:

Freie Presse: Der US-Geheimdienst NSA genießt in Deutschland offenbar große Sonderrechte. Für wie souverän halten Sie die Bundesrepublik?

Gysi: Formal ist das Besatzungsstatut zwar schon unter Konrad Adenauer aufgehoben worden, aber den USA wurden in Geheimverträgen weiterhin umfangreiche Sonderrechte gewährt. Deshalb ist Deutschland nach wie vor nicht ganz souverän. Das kann man nicht akzeptieren. Diese Verträge müssen gekündigt werden, damit wir hier die alleinige Entscheidung haben, was geht und was nicht.

Freie Presse: Haben diese Geheimverträge bei den Zwei-plus-Vier-Verträgen vor der Wiedervereinigung eine Rolle gespielt?

Gysi: Nein. Aber ich weiß nicht, hat man nur nicht daran gedacht oder bewusst geschwiegen...

freiepresse.de 26.8.2013

¹) traditionell richtig, aber für falsch erklärt
²) falsch reformiert, 10 Jahre lang für richtig erklärt, jetzt wieder falsch
– Hier nicht zu finden: Richtig soll jetzt „pleitegehen“ sein, eine Krampflösung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.08.2013 um 05.36

FAZ, WELT, Süddeutsche, HNA, Mitteldeutsche Zeitung, ZEIT ONLINE, Stuttgarter Zeitung, sz-online, n-tv.de, Oschatzer Allgemeine Zeitung ... alle schreiben korrekt den Eigennamen „Waldschlößchenbrücke“, lt. Google News nur ein Viertel (tatsächlich noch weniger) in Unkulturminister-Schreibung „Waldschlösschen ...“, darunter natürlich Spiegel und taz. Letztere weist wenigstens auf die Begleitumstände hin:

... ein auch für den Insider kaum noch zu durchschauendes Dickicht von Täuschungen, Intrigen, gebrochenen Versprechen, kosmetischen Änderungsversuchen, gescheiterten Bürgerbegehren, Klagen, Auflagen des Regierungspräsidiums und vollendeten Tatsachen.

taz.de 23.8.2013

Der Ablauf ähnelt auffällig dem bei der „Rechtschreibreform“, nur daß es hier einmal gelang, die Bürger zu einer 68prozentigen Zustimmung zu übertölpeln. Darauf pochen nun die Verantwortlichen, während bei der „Reform“ die bis zu 90prozentige Ablehnung eisern beschwiegen wird.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.08.2013 um 15.41

15 Jahre Rechtschreibreform: Friedrich Denk mag sie immer noch nicht

An der nicht mehr ganz so "neuen" Rechtschreibung scheiden sich immer noch die Geister. 15 Jahre wird sie jetzt alt. Seinerzeit rollte eine Welle des Widerstands durch den deutschsprachigen Raum - und mittendrin war Rechtschreib-Rebell Friedrich Denk.

Von WEB.DE Redakteur Christian Flier

[...]

Wie haben Sie das erste Mal von der Rechtschreibreform erfahren?

Friedrich Denk:
Im Juli 1996 hat uns Lehrern der Rektor unserer Schule bei einer Lehrerkonferenz ein etwa 200-seitiges Werk vorgestellt - mit der Aufforderung die neuen Regeln ab dem Herbst zu unterrichten, weil sie ohnehin ab dem 1. August 1998 verbindlich würden. Kurze Zeit später war ich mit meiner Familie auf einer Bergtour in Oberbayern und habe mich dabei geärgert, warum man das schöne und scheue Tier Gämse jetzt plötzlich mit "ä" schreiben soll, obwohl für unsere Schüler diese Tiere außerhalb ihrer Erfahrungswelt liegen und sie mit der Veränderung gar nichts anfangen können.

Danach haben Sie eine Widerstandbewegung gegen die neuen Regeln ins Leben gerufen. Was ist damals genau passiert?

Friedrich Denk:
Ich habe ein Flugblatt entworfen, das ich im Sommer 1996 an einige Schriftsteller verschickt habe. Mit dem Flugblatt "Stoppt die überflüssige, aber milliardenteure Rechtschreibreform!" bin ich zur Frankfurter Buchmesse gefahren, habe es mit Erlaubnis der Veranstalter verteilt und zwei Pressekonferenzen abgehalten. Einige Tage später hat ein Radiosender dieses Thema aufgegriffen und darüber berichtet, dass in unserer Frankfurter Erklärung mehr als 100 Autoren und Professoren eine Rücknahme fordern.

Es ist Ihnen also gelungen.

Friedrich Denk:
Im Oktober 1996 haben wird dann die Organisation "Wir gegen die Rechtschreibreform" gegründet. Wir haben Volksbegehren in Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein angeregt. Im hohen Norden haben wir so viele Unterschriften gesammelt, dass es zu einem Volksentscheid kam, der in Schleswig-Holstein die Reform ein Jahr gestoppt hat. Bei Umfragen waren mehr als 70 Prozent der Bevölkerung gegen die neuen Rechtschreibregeln.

Auch wenn Sie und Ihre Bewegung die Reform nicht stoppen konnten, hatte Ihr Protest Einfluss auf die Neuregelung. Was ist durch Ihren Widerstand an den Plänen geändert worden?

Friedrich Denk:
Wir haben uns vor allem gegen die Getrenntschreibung gewehrt, wie etwa bei "wohl bekannt", "hoch begabt" oder "so genannt". Wir haben uns auch gegen die Großschreibung von Adverbien wie etwa bei "Du hast Recht" oder "tut mir Leid" gewandt. Diese unsinnigen Veränderungen sind klammheimlich zurückgenommen worden.

Damit kommen wir zu Ihrer Kritik an der Rechtschreibreform. Wie lautet die?

Friedrich Denk:
Zum Ersten war es ein Eingriff von oben in eine gewachsene Schreibung, die sich fast 100 Jahre bewährt hatte. Hunderttausende Schüler, Behördenangestellte und Sekretärinnen mussten umlernen. Mein Sohn hat für seine Magisterarbeit errechnet, dass dadurch Kosten von mehreren Milliarden Euro entstanden sind. Außerdem sind die Regeln inhaltlich unbrauchbar, wie ich es bei "Du hast Recht" schon angesprochen habe. Zudem stimmt die Behauptung überhaupt nicht, dass es für die Schüler leichter wird. Heute schreiben sie wesentlich schlechter als vor 20 Jahren, was aber nicht nur mit der Rechtschreibreform zusammenhängt.

Trotzdem gibt es auch positive Aspekte der Reform. Die Regeln zu "ss" und "ß" sind doch sinnvoll. Was sagen Sie dazu?

Friedrich Denk:
Es erscheint logisch, dass nach kurzer Silbe das Doppel-"S" kommt und nach langer Silbe ein scharfes "S". Früher gab es die Regel "Doppel-S am Schluß macht Verdruß". Die war für die Schüler einfacher. Im 19. Jahrhundert gab es in Österreich nach der heyseschen Regel das Doppel-"S" ja schon einmal. Sie wurde aber wieder aufgegeben, weil sie zu kompliziert war. "Muss" ist auch schwieriger zu lesen, weil das scharfe "S" den Vorteil hat, das es eine Unter- und eine Oberlänge hat. Zudem ist der Unterschied von "das" und "dass" schwerer zu erkennen.

Sprache ist etwas sehr Lebendiges und verändert sich ständig. Daraus ergibt sich immer wieder die Notwendigkeit von Reformen. Welche neue Regeln würden Sie einführen?

Friedrich Denk:
Rechtschreibung muss klar sein und darf keine Schwierigkeiten machen. Die beste Rechtschreibung ist die, die nicht auffällt. Wenn also "so genannt" auseinander geschrieben wird oder "tut mir Leid" groß, dann bleibt man daran beim Lesen hängen. Ich habe nichts dagegen, etwas zu ändern, aber ich würde eben nicht solche unsinnigen Veränderungen machen. Mit einer Ausnahme: Es ist gut, dass das Trennungsverbot bei "st" aufgehoben wurde. Es wird also nicht mehr "be-ste", sondern "bes-te" getrennt.

Friedrich Denk ist 70 Jahre alt und wohnt in Zürich (Schweiz). Als Deutschlehrer unterrichtete er bis zu seiner Pensionierung an Schulen in München, dem oberbayerischen Weilheim und London. Der gebürtige Schlesier ist außerdem Schriftsteller und Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.

weiter lesen: web.de 1.8.13

Anmerkungen von Rechtschreibung.com:
• Die „Reform“ wurde gegen den hundertfach dokumentierten Willen der Bevölkerung durchgesetzt.
• Man kann mindestens 30 Gründe gegen die „neue“ ss-Regel finden.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.08.2013 um 07.03

Ein Schriftsteller und Wortpolizist

Vor zehn Jahren starb der Greizer Autor Hansgeorg Stengel. Vor allem die Sachsen nahm der Kabarettist in seinen humoristischen Betrachtungen gern aufs Korn.

... 50 Bücher hat Stengel veröffentlicht, darunter Klassiker wie "So ein Struwwelpeter".

Im Fernsehen der DDR vermisste man ihn allerdings, da er darauf bestand, sich nicht in sein Manuskript hineinreden zu lassen. Stengel galt als eigenwillig und auch mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein ausgestattet: "Ich bin mir sehr sympathisch" oder "Ich hänge sehr an mir" - solche Sätze gehörten zu den Lieblingszitaten des Autors. Bereits 1950 hatte er Greiz den Rücken zugewandt, um beim Magazin "Eulenspiegel" zu arbeiten.

Seit 1959 war Hansgeorg Stengel dann als freier Redakteur und Kabarettist tätig. 150 Auftritte und 30.000 gefahrene Kilometer konnte der "Schriftsteller im besonderen Einsatz" in einem Jahr nachweisen. "Er teilte gern aus, konnte aber auch damit umgehen, wenn man ihm einen einschenkte", urteilte der Schriftsteller Peter Ensikat.

Besonders die Sachsen hätten oft im Fokus seiner humoristischen Betrachtungen gestanden. "Sie haben keine Sprache, lediglich ein Signalsystem", wie es Stengel formulierte. Ein einziges "Signal", das einem "Klingeln" ähnlich sei, könne vier Bedeutungen haben. Beispielsweise "Lähm". Es könne "Lehm, Leim, Leben oder Löwen" bedeuten.

In den letzten Lebensjahren hatte der Wortpolizist der Rechtschreibreform den Krieg angesagt; schließlich betraf sie ihn selbst: "Ich lasse mich nicht verumlauten". So wurde Hansgeorg Stengel nicht zum Stängel...

Die Stadt Greiz hatte Hansgeorg Stengel anlässlich seines 75. Geburtstages 1997 die Bürgermedaille in Silber verliehen; für die Ehrenbürgerschaft reichte es allerdings weder in Greiz noch in Berlin.

freiepresse.de 30.7.2013

Mehr auch hier, da und dort.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.07.2013 um 07.02

Mehrheit der Deutschen hält Medien für korrupt

... Mehr als die Hälfte der Deutschen hält die Medien für korrupt. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung von Transparency International hervor. Demnach gaben 54 Prozent der Befragten an, dass Medien von Korruption betroffen seien. Schlechter schnitten nur politische Parteien (65 Prozent) und die Wirtschaft (61 Prozent) ab.
...
Dass die Deutschen die Medien für korrupt halten, ist nichts Neues. Neu ist allerdings, dass sie die Medien für noch korrupter halten, als die öffentliche Verwaltung und das Parlament.

zeit.de 9.7.2013

Der größte Korruptionfall in den Medien war bekanntlich die Übernahme der „Rechtschreibreform“ – gegen den Willen der Bevölkerung und gegen die meist vorhandene eigene Überzeugung, um vager wirtschaftlicher Vorteile willen:
Am 11. September 1996 schrieb der Chef der Deutschen Presseagentur, Wilm Herlyn, an die Zeitungsverlage, seine Kunden:


Wie zu erkennen ist, betrachtet die Deutsche Presse-Agentur die Reform als unabwendbar und legt ihren Kunden nahe, die Lage ebenso einzuschätzen. Daß die Schulen kaum bei einer Neuschreibung bleiben könnten, wenn sich die Presse verweigerte, kommt nicht in den Blick. Die Warnung vor dem Verlust der nachwachsenden Leserschaft tut ein Übriges...

Die besondere Perfidie der Medien lag auch darin, besondere Gesetzestreue und Rücksichtnahme auf die „Kinder“ zu heucheln, um die nicht notwendige Anpassung an den irren Einfall der Kultusminister zu rechtfertigen. Der folgende Niedergang der Presse und das Aufkommen neuer Medien verstärkten ihre Korrumpierbarkeit, so daß die Meldungen und Meinungen oft genug im Sinne der politischen und wirtschaftlichen Einflußgruppen frisiert werden.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.05.2013 um 16.55

* 23. Mai 1924 in Bamberg;
Schriftsteller, Religions- und Kirchenkritiker.
hpd.de

Sein Bonmot
Der Glaube versetzt Zwerge
paßt ausnehmend gut auch auf die „Rechtschreibreform“. Ihre Abwehr hatte der frühere bayerische Kultusminister Zehetmair versäumt, weil er mit der Rettung des Kruzifixes in den Schulklassen beschäftigt war.

Deschners Hauptwerk ist in der klassischen Rechtschreibung verfaßt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.05.2013 um 18.51

Extrem rechter französischer Historiker, 78-jähriges Dominique Venner, LEGT Selbstmord in Notre Dame im Protest gegen homosexuelle Ehe fest

admin May 21st, 2013 0 Comment

rechtsextremen Französisch Historiker schoss sich in den Kopf neben dem Altar der Kathedrale Notre Dame in Paris heute offenbar aus Protest gegen die Legalisierung der Homosexuell Ehe in Frankreich.

Dominique Venner, 78, ein ehemaliges Mitglied der nationalistischen terroristischen Bewegung, OAS, legte eine Pistole in den Mund und erschoss sich tot vor Dutzende von Touristen innerhalb der meistbesuchten Gebäude in Frankreich.

Herr Venner , Moderator einer katholisch-traditionalust Radiosender und umstrittene Historiker und Essayist, veröffentlicht einen Aufsatz über seine Website früher in den Tag fordert “neue, spektakuläre und symbolische Handlungen uns schütteln aus unserem Schlaf, zu betäubt Geist aufrütteln und zu wecken Erinnerung an unsere Herkunft “.

nachrichtenheutedeutschland.com 21.5.2013

Dies Deutsch und die „Rechtschreibreform“ sind auch schon fast ein Grund, sich zu erschießen!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.04.2013 um 08.41

FRANKFURTER DIKTATWETTBEWERB
Deutsche Sprache, schwere Sprache

Der Diktatwettbewerb "Frankfurt schreibt" geht am Mittwochabend in eine neue Runde. Schulteams aus 22 hessischen Städten treten an, um die Sieger der Vorentscheidung vom Februar herauszufordern.
Nein, fehlerlos kommt niemand bei diesen Diktaten heraus. Außer vielleicht Werner Scholze-Stubenrecht, der Leiter der Duden-Redaktion und maßgebend in allen Zweifelsfällen. Von denen gibt es freilich nicht gerade wenige, die Regeln und Ausnahmen sind ja auch nicht weniger geworden durch gewisse Rechtschreibreformen. [Ach nee!]

Als im Februar gut zweihundert Frankfurter Schüler und einige ihrer Lehrer in der Musterschule über Zettel gebeugt der Stimme von Moderatorin Constanze Angermann (Foto) lauschten, die Worte wie "Zierrat", "Schlafittchen" oder "bänglich" formte, da war mehr als ein Schwitzen und Stöhnen zu hören. Ein gemurmeltes "Ey, Scheiße" oder auch nur leicht dahingehauchte "Fucks" waren allerorten zu hören…

journal-frankfurt.de 17.4.2013

Muß nicht das letzte nicht „Fuchs” geschrieben werden?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.03.2013 um 08.29

Die etwas andere Schatzsuche – literarische Osterüberraschung in der Stadtbücherei

Frankenthal / Metropolregion Rheinneckar - Bereit für eine literarische Osterüberraschung? In der Woche vom 25. bis 30. März 2013 heißt es Überraschungsbuch statt Überraschungsei. In der Kinder- und Jugendabteilung der Stadtbücherei Frankenthal werden ausgesuchte Bücher in buntes Geschenkpapier verpackt und in den Regalen zwischen den anderen Medien versteckt. Dort warten sie auf neugierige Finder. Wer solch einen Schatz entdeckt, kann das verpackte Buch an der Theke ausleihen und am Ostersonntag öffnen.

Fernab von altbekannten Autoren und Bestsellerlisten soll den lesefreudigen Kids eher unbekannte und klassische Literatur nähergebracht werden. Es verbergen sich wahre Schätze in den Regalen, die es von den kleinen Lesern zu entdecken gibt…

mrn-news.de 15.3.2013

Natürlich wird die klassische Literatur nur in der kümmerlichen Auswahl geboten, die schon in die „leichter lesbare“ Reformschreibung übersetzt ist – wenn nicht gar ins „einfach klassische“. Alles Übrige ist sicher schon entsorgt worden.

Vorgestern noch hatte ich mit meiner Nichte telefoniert. Sie hat gerade, alleinerziehend, ihren Sohn durch die Schule gebracht. Auch sie klagte, daß in der Schule die klassische deutsche Literatur nicht mehr gelesen werde. Es wäre wichtig, diese alten Schätze zu bewahren. Dazu sei aber ein gewisses Nationalgefühl notwendig, meint sie – trotz ihrer afro-indianischen Abstammung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.02.2013 um 02.29

Region Dillenburg
Aufatmen: Johanneum geht zu G 9 zurück

Herborn (w). Seit Freitag ist es amtlich: Das Johanneum-Gymnasium in Herborn kehrt zum Abitur nach neun Jahren, zu sogenannten G 9 zurück

Die Leitung und die Schulgemeinde seien hocherfreut über ein entsprechendes Schreiben des Staatlichen Schulamts in Weilburg, teilte Schulleiterin Jutta Waschke erleichtert mit…

Aus einem Leserkommentar:

Es kommt nicht häufig vor, dass Politiker einmal getroffene und als
falsch erkannte Entscheidungen zurücknehmen…

Immer noch besser als gar nichts, auch wenn dieses Zugeständnis der kommenden Wahl geschuldet ist. Das Dogma der Unfehlbarkeit unserer Kultusbürokraten bleibt so weiterhin im Wanken, fällt aber noch nicht.

Immer noch unerträglich, sich daran zu erinnern, mit welcher Hybris diese Politikerkaste - durch keinerlei Kompetenzen dazu berechtigt - sich erstmals in der langen Geschichte Deutschlands mit der Rechtschreibreform die Oberhoheit über die deutsche Sprache angeeignet hat.

Martin Luther war gewiss ein von sich selbst überzeugter, hochgebildeter Mann, hatte es jedoch noch demütig vorgezogen, dem "Volke auf's Maul" zu schauen, anstatt ihm seine eigenen Vorstellungen überzustülpen. Das Ergebnis des Kulturputsches ist, dass heutzutage eine Vielzahl von Rechtschreibungen existiert, bei denen sich jeder die ihm genehme heraussucht. Insbesondere die Groß-/Kleinschreibung und die Getrennt-/Zusammenschreibung weichen in den meisten Texten von der "amtlich" verordneten Weise deutlich ab. Wenn Sie mal jemanden obszön lachen hören wollen, so können Sie mal einen älteren Deutschlehrer fragen, wie sich die Rechtschreibleistungen der Schüler seit der Reform verbessert haben…

von ginfizz53 17.02.2013, 17:13 Uhr

mittelhessen.de 15.2.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.01.2013 um 08.50

Lernstift vibriert bei Rechtschreibfehlern

Rechtschreibung ist für Viele ein großes und vor allem schwieriges Thema - selbst in den Ferien. Deutsche Schreibung, schwere Schreibung ... [trotz „Reform“?]

Eine Hilfe könnte da der Lernstift sein, der von einem österreichischen Start-up-Unternehmen entwickelt wurde und bei Rechtschreib- und Grammatikfehlern vibriert. Damit könnte man sich nicht nur selbst überprüfen, sondern auch systematisch eine richtige Rechtschreibung beigebracht werden…

spickmich.de 3.12.2012

… für notorische Altschreiber aufzurüsten als Elektroschocker?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.12.2012 um 15.44

Mittelalter-Spezialist Wapnewski gestorben

spiegel.de 23.12.2012

De mortuis nil nisi bene – aber leider war er uns im Kampf gegen den Reformunfug der Kultusminister trotz besserer Einsicht keine Hilfe.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.12.2012 um 13.30

Helga Weyhe ist Deutschlands älteste aktive Buchhändlerin

Deutschlands älteste aktive Buchhändlerin wird am nächsten Dienstag 90 Jahre alt…

Menschen, die sich mit Worten wichtig tun, mag die betagte Dame überhaupt nicht. Und weil Deutschlands älteste aktive Buchhändlerin die deutsche Sprache so mag, gefällt ihr der Ausspruch eines unbekannten Auto[r]s auch besonders gut:

„Es gibt keine Wahrheit, außerhalb der Sprache. Wer die Sprache missachtet, missachtet gewöhnlich auch die Wahrheit.“ Man könne mit vielen Worten nichts sagen oder mit wenigen die Wahrheit, ist die lebenserfahrene Salzwedelerin, die nächsten Dienstag 90 Jahre alt wird, überzeugt. Seit eh und je steht sie Tag für Tag in ihrer Buchhandlung an der Altperverstraße 11 – in jenem Haus, in dem sie am 11. Dezember 1922 geboren wurde.

Weimarer Republik, Drittes Reich, Sozialismus, soziale Marktwirtschaft – eine „richtig schlimme Zeit“, so sagt sie, habe sie aber nicht erlebt. Und schränkt ein: „Doch. Der Arbeitsdienst in Oberschlesien war hart, wenn man als so behütete Tochter plötzlich dorthin kommt ...“
Und die DDR-Zeit, die „war schlimm – dieses Eingesperrtsein“.

1941 legte Helga Weyhe das Abitur ab. Am damaligen Salzwedeler Lyzeum, das gerade zum Kunsthaus umgebaut wird. Es folgte der Arbeitsdienst, danach das Studium. Drei Semester war die junge Helga Weyhe in Breslau an der Universität, danach je ein Semester in Königsberg und Wien. „Das war damals so, da guckte man sich um in der Welt.“ Der Zweite Weltkrieg zerstörte ihre Studienpläne, die Salzwedelerin musste aufhören…

Im Krieg arbeitete sie in der Buchhandlung ihrer Eltern. Johann Dietrich Schmidt aus Gorleben hatte das Geschäft 1840 gegründet – „Gorleben im Königreich Hannover“, fügt Helga Weyhe schmunzelnd hinzu. Ihr Großvater kaufte die Buchhandlung 1871, seither ist sie in Familienbesitz…

Eine 90-jährige Buchhändlerin im Jahr 2012 – da geht es ohne Internet nicht. „Ja“, sagt Helga Weyhe, das stimme wohl. Für sie sei es selbstverständlich, die Kundenwünsche online umzusetzen: „Am nächsten Tag ist das gewünschte Buch da.“

Woran es liegt, dass sie sich so guter Gesundheit erfreut, das weiß Helga Weyhe nicht. „Ich lese viel. Wenn man nicht liest, kann man so einen Laden nicht machen.“ Biografien „von vernünftigen Leuten“ mag sie besonders, Geschichte interessiert sie, vor allem das Mittelalter. „Da gibt es hervorragende Sachen“, weiß Helga Weyhe. Historische Romane lese sie „nur quer, damit ich weiß, was drin steht“.

Mit der Rechtschreibreform hadert sie, damit habe sie sich „überhaupt nicht“ befasst. Aus Prinzip.
Ansonsten gehe sie viel an die frische Luft, „das ist gesund und gut“.

az-online.de 6.12.2012

PS. 9.12.: Jetzt berichten auch Spiegel/dpa, natürlich ohne die Rechtschreibreform zu erwähnen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.12.2012 um 09.34

Auf gut Deutsch

Von Berufs wegen wusste der französische Pantomime Marcel Marceau: “Sprache ist im ersten Moment immer ein Hindernis für die Verständigung.” Der Bayreuther Philologieprofessor Gerhard Wolf würde möglicherweise zustimmen. Mitten ins vergangene Sommerloch platzten die “bestürzenden” Ergebnisse einer von ihm initiierten Umfrage unter 135 geisteswissenschaftlichen Fakultäten, der zufolge es um die Studierfähigkeit der Erst- und Zweitsemester alles andere als gut bestellt ist. Moniert werden insbesondere massive Mängel bei den Lese- und Schreibkompetenzen. Doch wird die Situation zurecht in düsteren Farben gemalt?...

Der Linguist Stein fordert, den Zusammenhang zwischen der grammatikalischen Form und ihrer Funktion deutlicher hervorzuheben. Es sei spannend zu sehen, “welche sprachlichen Effekte sich mit der Grammatik erzielen lassen.” Darüber hinaus könne man die Affinität zur Sprache mithilfe von Phänomenen des Sprachwandels stärken. Die Studierenden würden dadurch sehen, “dass es sich lohnt darüber nachzudenken, was mit der Sprache geschieht.” Sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Stumpf hat indes einen viel direkteren Vorschlag dazu: “Mittlerweile vertrete ich die Ansicht, dass die Substantivgroßschreibung ruhig abgeschafft werden kann.” Der nördliche Nachbar Dänemark sei 1949 diesen Weg gegangen, einfach so. Stumpf ist begeistert und verweist auf diverse Studien: “Seitdem ist in den Schulen viel mehr Zeit für andere Aspekte.”

Wem das alles nicht taugt, um das “Hindernis Sprache” zu überwinden: Ende der 70er Jahre hat Marceau in Paris eine Schauspielschule gegründet. Die hohe Kunst der Pantomimik lässt sich dort noch immer erlernen.

16vor.de 3.12.2012

Prof. Peter Eisenberg hält die Substantivgroßschreibung aber immer noch für eine „ganz gute Sache.“

Nebenbei – Goethe lesen genügt, um das einzusehen:

Die kirch allein, meine lieben frauen, kann ungerechtes gut verdauen.

„… kann Ungerechtes gut verdauen“ oder „… ungerechtes Gut verdauen,“ ?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.11.2012 um 07.28

Sprache im Dauerstress

Rolf Waldvogel, Journalist im Unruhestand, hat sich auf eine Art Expedition begeben, um Merkwürdigkeiten der Sprache nachzuspüren...

Da sei zum einen das Dilemma mit den Fremdwörtern. „Die Heilkraft chinesischer Interpunktion“, statt „Akupunktur“?, „die Schwiegertochter lasse sich nicht intrigieren“, „integrieren?“, amüsieren das Publikum sehr. Zum anderen gehörten in dieses Minenfeld sprachlicher Unsicherheiten auch, inzwischen eingedeutschte, Anglizismen. „Public Viewing“ bedeute in Amerika „öffentliches Aufbahren“, in Deutschland bezeichne dieser Begriff die öffentliche Mitschau von Großereignissen auf dem Bildschirm.

Rolf Waldvogels Route durch sprachliches Dickicht streift viel „Sprachgestrüpp“, zum Beispiel die Rechtschreibreform. Euphorisch begrüßt [?], habe sie allerdings verlässliche Wegzeichen vermissen lassen …

suedkurier.de 19.11.2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.07.2012 um 07.58

Mit der Rechtschreibung hapert's

In den geisteswissenschaftlichen Fakultäten der Universitäten sitzen die Experten für den richtigen Gebrauch der Sprache. Und den fordern die Professoren auch von ihren Studenten. Doch diese Fähigkeit habe extrem nachgelassen, klagen Professoren…
Bayerischer Rundfunk 25.7.2012

Ähnliche Meldungen zur gleichen Feststellung wurden hier schon wiedergegeben. Ein Leser hat unter derselben Adresse zutreffend kommentiert:

Robert, Mittwoch, 25.Juli, 15:46 Uhr

1. Rechtschreibreform wohl gescheitert
Meines Erachtens belegen diese Erkenntnisse, daß die Rechtschreibreform gescheitert ist. Die Weichspülung der Regeln verringerte nicht die Fehlerquote, sondern erhöhte die Geringschätzung der Orthographie. Die Einsicht, es richtig lernen zu sollen, wurde noch geringer.

Wer schon vor der Reform nicht wußte, wann man "das" mit s oder ß schreibt, der weiß auch heute nicht, wann er es mit ss schreiben muß. Allerdings hat er jetzt verinnerlicht, daß er eigentlich schreiben kann, wie er will, da inzwischen jeder sich seine Regeln selber auslegt.
Solange die Rechtschreibung nicht wirklich streng gelehrt und geprüft wird, wird sich an dieser Misere nichts mehr ändern.

Und in der Tat, wer heute die Sprache von Jugendlichen unter sich wahrnimmt, der muß tatsächlich feststellen, daß dort ein gravierender geistiger Verkümmerungsprozeß stattfindet hin zum einfältigen, wortschatzarmen Konsumenten "schneller Medien".

Die ss-Katastrophe ist allerdings schlimmer als hier dargestellt. Nie zuvor hat es solch ein Chaos in der ß/ss-Schreibung gegeben. Daß es nicht noch schlimmer ist, verdankt die „Reform“ nur der Automatik-Korrektur der Computer.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.07.2012 um 19.14

Die folgenden Berichte von COMPACT-Korrespondent Andrea Ricci wurden gestern und heute per Email durchgegeben.
Mittlerweile ist Ricci wieder gesund und sicher in seinem Wohnort Beirut angekommen.


In Beirut, nach dem zweiten Arak, kamen wir zwei ins Philosophieren. Da waren also in dieser heißen Woche drei deutsche Journalisten in Damaskus, ganze drei! Ochsenreiter von der rechten Zuerst, Ricci von "Nicht links, nichts rechts, sondern vorn"-COMPACT, und Karin Leukefeld von der linken Tageszeitung junge Welt. Drei völlig unterschiedliche Ideologien, aber alle drei als Personen der Wahrheit verpflichtet. Die Kommentatoren vom Mainstream sitzen dagegen im fernen Kairo und schwadronieren über Syrien vom hohen Ross herunter... Nun muss ich erst Mal ausschlafen, meine Liebsten herzen. Ausführlicher Bericht dann in der September-Ausgabe von COMPACT.
http://www.compact-magazin.com/


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.07.2012 um 11.58

[Bild]
Zeitungsfrühstück im Globus Gera. Globus-Geschäftsleiter Heiko Weigert (von links) im Gespräch mit Rosemarie Herbst und Karin Treffkorn aus Berga.

… Die beiden 63-Jährigen lesen ihre Tageszeitung "schon ewig". "Aber Sie müssen sich was einfallen lassen, dass sie nicht teurer wird", meint Frau Treffkorn …

"Ich wünsche mir eine Zeitung, in der nur Lokales steht, alles andere hört man doch im Radio oder sieht es im Fernsehen", erzählt sie. Ein Frühstück ohne ihre Zeitung kann sich Ursula Hoffman nicht vorstellen. Seit über 40 Jahren ist sie Abonnentin und vermisst nichts "außer einer guten Rechtschreibung", wie sie sagt.

OTZ 12.6.2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.06.2012 um 16.03

Gefühle und Sorgen von der Seele geschrieben

Mittelschullehrer und „Löwenfan“ Uli Niedermair ist leidenschaftlicher Buchautor

Pfaffenhausen. Seit 28 Jahren unterrichtet Ulrich Niedermair als Hauptschul- und Mittelschullehrer an der Mittelschule in Pfaffenhausen…

Niedermair gilt als gradliniger Pädagoge, aber auch als ein unverbesserlicher Fußballfan. Er selbst bezeichnet sich als „Löwen-Fan seit 1970“, der „exakt 100 Jahre nach 1860 München geboren ist“… vor zwei Jahren [schrieb er] einen Fanroman über die 1860er. Er nannte ihn „Leo – ein Leben im Löwenblues“…

Nun hat Uli Niedermair im Selbstverlag eine weitere Schrift veröffentlicht. Dabei hat er sich mit viel Herzblut ein Stück seiner Lebenserfahrung von der Seele geschrieben. Der Titel: „Ein Fach im Leben“. Hier öffnet der gläubige und heimatverwurzelte Lehrer etliche Fächer zum Schmunzeln, Sinnieren und Meditieren…

Bei seinen Blicken in die Fächer des Lebens schenkt Niedermair Mut und Hoffnung, wie zum Beispiel: „Hauptschüler tragt hoch euer Haupt, Häuptlinge seid ihr eines aussterbenden Schulstammes.“ Er macht sich Gedanken über die „Verwahrlosung der Gegenwart“. Er verurteilt die Rechtschreibreform: „Nun schreibt halt jeder, wie es ihm so passt, Sprache braucht Beständigkeit, keine Hast.“ Er beklagt den Umgang mit der Natur … Er verurteilt die Verhunzung der deutschen Sprache durch die vielen Anglizismen. Er spricht offen von seiner eigenen Krise in schwerer Krankheit, von der Beruhigung durch einen guten Arzt und von der Geborgenheit in Gott: „Heilung beginnt innen, es heißt, sich auf seine göttlichen Wurzeln zu besinnen.“ Letztlich empfiehlt er – trotz aller Zweifel und Fragen: „Liebe es, dein Leben. Jede Sekunde. Sammle die schönen Momente. Speichere sie in deinem Herzen.“…

Bestellt werden können die Bücher auch im Internet unter http://www.loewenblues.de oder per E-Mail bei Ulrich.Niedermair@t-online.de.

augsburger-allgemeine.de 18.6.2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.06.2012 um 09.07

Würdigung in KONKRET (in traditioneller Rechtschreibung):

Judith Butler, Israelkritikerin und Aktivistin einer Kampagne, die zum Boykott und zu Sanktionen gegenüber Israels aufruft, wird am 11. September der Adorno-Preis 2012 verliehen. Was Butler mit dem Namensgeber dieser Auszeichnung eigentlich zu tun hat, erklärte Magnus Klaue in KONKRET 12/03.

von Magnus Klaue
Obwohl von Feinden und Anhängern gleichermaßen zum intellektuellen Über-Ich stilisiert, hat Adorno hierzulande nur wenige geistesgeschichtliche Spuren hinterlassen. Die als seine Schüler gelten – Habermas und der Kreis der sogenannten zweiten Frankfurter Schule – verdanken der Sprachphilosophie Wittgensteins, Austins und Searles sowie der von Adorno gehaßten analytischen Philosophie weit mehr als ihrem angeblichen Ziehvater…

Ein Gebiet freilich gibt es, auf dem Adornos Wirkung immens, wenn auch so untergründig gewesen ist, daß sich ihr bis heute keine rezeptionsgeschichtliche Studie gewidmet hat: die historische und literaturwissenschaftliche Frauenforschung. Das Odysseus-Kapitel der Dialektik der Aufklärung, worin anhand der Sirenen-Episode die Aufspaltung des Bildes der »Frau« in die Imagines der verführerisch-tödlichen Dämonin und der behütend-bergenden Mutter analysiert und auf die Dialektik von Emanzipation und Selbstdisziplinierung des bürgerlichen Subjekts bezogen wird, ist gleichsam die Urszene kritischer Geschlechterforschung…

Seit einigen Jahren jedoch läßt sich in Butlers Arbeiten eine Akzentverschiebung beobachten, weg von spezifisch gendertheoretischen Themen hin zur Auseinandersetzung mit moralphilosophischen Fragestellungen, die um die Hegelsche Dialektik von Selbstbehauptung und Anerkennung kreisen und damit zumindest potentiell auf dem Terrain Kritischer Theorie angesiedelt sind. Bisher deutlichstes Zeugnis dieser Wandlung war Haß spricht (Berlin 1998), eine Untersuchung der Frage, wie diskriminierendes Sprechen (»hate speech«) Verwundungen erzeugt und mittels welcher Strategien rassistischen und sexistischen Sprechakten jenseits gesetzlicher Maßnahmen begegnet werden kann. In ihren 2002 gehaltenen Frankfurter Adorno-Vorlesungen, die nun als Buch vorliegen, knüpft Butler hier an und prüft, welche Affinitäten zwischen ihren Reflexionen und Adornos posthum herausgegebenen Problemen der Moralphilosophie (Frankfurt a. M. 1996) bestehen…

konkret 6.6.2012

Die angeführten Bücher wohl noch in Kulturrechtschreibung:

Judith Butler
Kritik der ethischen Gewalt
Adorno-Vorlesungen 2002
Suhrkamp 2003

Judith Butler
Haß spricht
Berlin-Verlag 1998
Edition Suhrkamp 2006


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.05.2012 um 05.24

Karlsruhe (mda) - Frank Mentrup ist Staatssekretär im Kultusministerium und SPD-Kandidat für die Oberbürgermeisterwahl in Karlsruhe. Am Montag kam er anlässlich des bundesweiten EU-Projekttags in die Europäische Schule in Karlsruhe (ESK) und diskutierte mit Schülern…

"Was waren Ihre Eltern von Beruf?", fragte ein Schüler. "Meine Mutter hat als Ärztin gearbeitet. Mein Vater ist Germanist". Und der wollte einmal sogar die Großschreibung abschaffen, erfuhren die Schüler. Doch der Vorschlag der Kommission zur Rechtschreibreform für eine sogenannte gemäßigte Rechtschreibung (nur der erste Buchstabe das Satzes wird groß geschrieben) scheiterte damals am Willen der Politik. Daher habe sein Vater wenig von Politkern gehalten, so Mentrup. "Viel anstrengendes Gerede und das meist ergebnislos", habe der gesagt...
ka-news.de 14.5.2012

Dann hat Mentrup sen. vom Volk gewiß noch weniger gehalten – das die ganze „Reform“ zum Scheitern gebracht hätte, wenn von ihm wirklich alle Staatsgewalt ausgegangen wäre.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.04.2012 um 12.58

... mit gefälschter Überschrift.

Günter Grass: "Was gesagt werden muss"
Was gesagt werden muss - ein Gedicht von Günter Grass
04.04.2012, 13:46 Uhr
[...]
t-online 4.4.2012

Text ersetzt nach Südkurier:

"Was gesagt werden muß":
Das Grass-Gedicht im Wortlaut


„Warum schweige ich, verschweige zu lange,
was offensichtlich ist und in Planspielen
geübt wurde, an deren Ende als Überlebende
wir allenfalls Fußnoten sind.

Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag,
der das von einem Maulhelden unterjochte
und zum organisierten Jubel gelenkte
iranische Volk auslöschen könnte,
weil in dessen Machtbereich der Bau
einer Atombombe vermutet wird.

Doch warum untersage ich mir,
jenes andere Land beim Namen zu nennen,
in dem seit Jahren – wenn auch geheimgehalten –
ein wachsend nukleares Potential verfügbar
aber außer Kontrolle, weil keiner Prüfung
zugänglich ist?

Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes,
dem sich mein Schweigen untergeordnet hat,
empfinde ich als belastende Lüge
und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt,
sobald er mißachtet wird;
das Verdikt „Antisemitismus“ ist geläufig.

Jetzt aber, weil aus meinem Land,
das von ureigenen Verbrechen,
die ohne Vergleich sind,
Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird,
wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch
mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert,
ein weiteres U-Boot nach Israel
geliefert werden soll, dessen Spezialität
darin besteht, allesvernichtende Sprengköpfe
dorthin lenken zu können, wo die Existenz
einer einzigen Atombombe unbewiesen ist,
doch als Befürchtung von Beweiskraft sein will,
sage ich, was gesagt werden muß.

Warum aber schwieg ich bislang?
Weil ich meinte, meine Herkunft,
die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist,
verbiete, diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit
dem Land Israel, dem ich verbunden bin
und bleiben will, zuzumuten.

Warum sage ich jetzt erst,
gealtert und mit letzter Tinte:
Die Atommacht Israel gefährdet
den ohnehin brüchigen Weltfrieden?
Weil gesagt werden muß,
was schon morgen zu spät sein könnte;
auch weil wir – als Deutsche belastet genug –
Zulieferer eines Verbrechens werden könnten,
das voraussehbar ist, weshalb unsere Mitschuld
durch keine der üblichen Ausreden
zu tilgen wäre.
Und zugegeben: ich schweige nicht mehr,
weil ich der Heuchelei des Westens
überdrüssig bin; zudem ist zu hoffen,
es mögen sich viele vom Schweigen befreien,
den Verursacher der erkennbaren Gefahr
zum Verzicht auf Gewalt auffordern und
gleichfalls darauf bestehen,
daß eine unbehinderte und permanente Kontrolle
des israelischen atomaren Potentials
und der iranischen Atomanlagen
durch eine internationale Instanz
von den Regierungen beider Länder zugelassen wird.
Nur so ist allen, den Israelis und Palästinensern,
mehr noch, allen Menschen, die in dieser
vom Wahn okkupierten Region
dicht bei dicht verfeindet leben
und letztlich auch uns zu helfen.“

suedkurier.de 5.4.2012

Grass begibt sich auf ein vermintes Gelände, obwohl er etwas Richtiges anspricht. Es kann aber hier nicht die Aufgabe eines Forums für deutsche Rechtschreibung und Bürgerrechte sein, ferne verfahrene Konflikte durchdringen zu wollen – es sei denn, ein direktes gewaltsames Mittun wird uns aufgedrängt.

PS: Michael Wolffsohn nennt den Grass-Text „ein in Scheinlyrik gepresstes, antisemitisches Pamphlet“. – Damit wird wieder, wie in zahllosen anderen Wortmeldungen, auf unredliche Weise Kritik an Israel mit Antisemitismus gleichgesetzt – das aber zugleich geleugnet.

Wohltuend rational tagesschau.de
Dagegen die Meinungsmafia von Spiegel und Bild:
… verstrickt sich Günter Grass noch tiefer in seinen selbstverzapften Unsinn … weltweite Bestürzung über sein Gedicht … spiegel 6.4.12
Iraner feiern das irre Gedicht …bild 5.4.12

Dennoch: „Mittlerweile kann man konstatieren, daß – was den Iran angeht – selbst in Bild mehr journalistische Sorgfalt und Ausgewogenheit praktiziert wird als in der Welt“. junge Welt 7.4.12 (in Kulturrechtschreibung)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.02.2012 um 16.31

Mit seiner Firma DCTP (an der auch der SPIEGEL-Verlag beteiligt ist) hat er dieses geheimnisvolle Sendefenster im Blöd-TV freigestemmt, durch das wir auf Méliès' Mondmenschen schauen, auf den Geschütz-Donner des Ersten Weltkriegs, auf ein Zirkuspferd, das rechnen kann, und kurz darauf hören wir Tristans Liebesleid - und alles greift nach uns in diesem merkwürdigen Zwischenzustand aus Überwachheit und Träumerei. Kluge ist ein Biograf und Sammler und Geschichtenerzähler insofern, als diese immer persönliche Geschichte und Erfahrung ist. [Matussek]

spiegel.de 14.2.2012

Kluges literarisches Werk liegt in fünf Bänden (des Suhrkamp Verlages) vor: Chronik der Gefühle (2 Bd., je 1000 S., enthält auch die in den 60er und 70er Jahren publizierten Erzählungen), 2000; Die Lücke, die der Teufel läßt (950 S.), 2003; Tür an Tür mit einem anderen Leben (650 S.), 2006; Geschichten vom Kino (350 S.), 2007.

Auf jeder dieser mehr als 4000 Seiten ist, was zu sagen ist, auf die kürzeste Weise gesagt. Kluge ist ein lakonischer Erzähler. Das ermöglicht ihm eine Extensität der Stoffe, für die sich kaum etwas Vergleichbares findet.

kluge-alexander.de

Siehe auch hier


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.01.2012 um 14.41

Der deutsche Bassbariton Thomas Quasthoff nimmt als Sänger Abschied von der Bühne. Der 52-Jährige beende seine beispiellose Karriere aus gesundheitlichen Gründen … Im vergangenen Jahr hatte der bekannte Liedinterpret, der mit einer Contergan-Schädigung geboren wurde, viele Auftritte wegen einer Kehlkopfentzündung absagen müssen…
Der Musiker will sich den Angaben zufolge künftig intensiv dem Sängernachwuchs widmen … Quasthoff hat sich schon vor Jahren intensiv dem Liedgesang verschrieben und 2009 den internationalen Wettbewerb "Das Lied" ins Leben gerufen, dem er auch in Zukunft als künstlerischer Leiter vorstehen will… Des Weiteren wird er als Sprecher bei Lesungen und im Rahmen der neuen Reihe "Thomas Quasthoffs Nachtgespräche" am Konzerthaus Berlin auf der Bühne zu sehen sein…

t-online.de 11.1.2012

Zu Quasthoff siehe auch hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.01.2012 um 18.11

Spiegel.de 8.1.2012

Der Kosmologe und Urknall-Forscher Stephen Hawking wird heute 70:

Einer der klügsten Männer der Welt, behindertes Physik-Genie …
Spiegel.de 31.12.2011

„Bild” hat damit angefangen:

"Der klügste Mann der Welt läßt sich scheiden", titelte Bild, "weil seine Frau an Gott glaubt."
Spiegel.de 22.2.1993

Wie man sieht, stammt die Bild-Notiz noch aus der Zeit vor dem Urknall der Kultusminister-Versager, denen „Bild“ nun wieder untertänig folgt:

Der klügste Mensch der Welt glaubt nicht an ein Leben nach dem Tod! Er lebe seit Langem mit der Erwartung, bald zu sterben, so der fast vollständig gelähmte Hawking. „Ich habe keine Angst vor dem Tod. Aber ich habe es auch nicht eilig.“
Bild.de 17.5.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.12.2011 um 10.09

RAZ gibt „Widerstand“ gegen die neue Rechtschreibung auf

Widerstand ist sinnlos. Trotz fehlender Überzeugung wird der Radeburger Anzeiger ab Januar 2012 in der Rechtschreibung der Reform-Version von 2006 folgen. Es gibt kaum noch Medien, die der alten Rechtschreibung treu geblieben sind. Der Kampf um gutes Deutsch ist auf anderen Feldern wichtiger.
Ab Januar 2012 wird der Radeburger Anzeiger in der Rechtschreibung "Version 2006" erscheinen. Eine ausführliche Stellungnahme des Herausgebers finden Sie im Bereich "Service" unter "Rechtschreibung V.
radeburger-anzeiger.de 16.12.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.11.2011 um 21.29

Analphabetisimus: Jeder fünfte 15-Jährige hat Problene beim Lesen und Schreiben.

Wie ist die hohe Zahl der Analphabeten in Deutschland zu erklären? Wann gilt jemand als Analphabet - und welche Ausprägungen gibt es? Darüber haben wir mit Jakob Ossner gesprochen. Er ist Professor für Sprachdidaktik und Mitglied des Rates für deutsche Rechtschreibung.

Interview anhören (mp3)

detektor.fm 30.11.2011

Ossner erklärt die angegebene Zahl und gibt am Ende zu, daß die „Reform“ ein Problem sei, meint aber, das mit einer verbesserten Formulierung der Regeln beheben zu können (was offensichtlich seit 15 Jahren nicht gelungen ist).


eingetragen von Norbert Lindenthal am 28.11.2011 um 10.14

Im Vorfeld hieß es, die S21-Initiative werde aller Wahrscheinlichkeit nach das Quorum nicht erreichen (auch wenn sie die Mehrheit der Abstimmenden erreichen könnte).

Nun haben also die Befürworter des 4,1 Milliarden Euro teuren Durchgangsbahnhofs die Mehrheit der Schwaben hinter sich bringen können. Aber über das Quorum wird nicht gesprochen.

Ein gültiger Volksentscheid muß doch wohl so oder so das Quorum erreichen. Wie steht es damit?

__________________
Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.11.2011 um 08.29

Die Niederlage der Bürgerbewegung gegen den Stuttgarter Bahnhof zeigt, wie bedeutend der Sieg der Bürgerinitiative gegen die Rechtschreibreform bei der Volksabstimmung 1998 in Schleswig-Holstein war.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 27.11.2011 um 21.53

stern.de 27.11.2011

Stuttgart 21 wird gebaut
Der Filz siegt
Bei der Volksabstimmung über Stuttgart 21 haben die Gegner des Projekts eine herbe Niederlage eingesteckt. Das war die Rache der CDU, sie mobilisierte alle Seilschaften.

Ein Kommentar von Arno Luik

[Bild]
Die Bahnhofsfreunde feiern den Sieg
© Michele Danze/DPA
Kurz vor der Volksabstimmung zu Stuttgart 21 war ich in Königsbronn, meinem Heimatdorf, auf der Schwäbischen Alb. In einer großen Anzeige des "Käsbläddles", also des örtlichen Gemeindblattes, hatten viele Gewerbetreibende einen Aufruf für S21 unterzeichnet, der Gemeinderat hatte eine Resolution für S21 verabschiedet, und mein Metzger sagte zu mir: "Was soll ich machen, wenn der Bürgermeister des will? Ich hab des auch unterschrieben. Vielleicht war's ein Fehler."

Die CDU war im März in Baden-Württemberg abgewählt worden – nach 58 Jahren eine historische Wahlschlappe. Jetzt, mit der Abstimmung zu Stuttgart 21, war für sie die Stunde der Rache gekommen. Und die CDU hat sie genutzt.
58 Jahre Macht sind auch 58 Jahre eingefahrene Strukturen, sind 58 Jahre Filz, man kennt sich, die Landräte kennen sich, die Bürgermeister auf dem Land kennen sich, alle kennen sich, die Vereinsvorsitzenden und die Regierungspräsidenten, und in der Stunde der Not hält man zusammen.
Krachende Niederlage
Für die Gegner von S21 war diese Volksabstimmung eine Niederlage, eine krachende Niederlage. Selbst in Stuttgart, das ist wahrhaft überraschend, errangen die Gegner des Bauprojekts keine Mehrheit, sieht man von den Innenstadtbezirken ab, von jenen Gegenden also, die am meisten unter dem jahrelangen Bau des Bahnhofs leiden werden.
Der geplante Stuttgarter Tiefbahnhof – er kann nun also gebaut werden. Das ist auch ein ganz besonderer Sieg auch von Angela Merkel. An diesen Tiefbahnhof entscheide sich die Zukunftsfähigkeit Deutschlands, hatte die Kanzlerin erklärt. Mit diesem Sieg kann sie die Grünen jahrelang quälen. S21 war und ist ein besonderes Lieblingsobjekt der Elite Deutschlands. Und in den letzten Tagen lief die Propagandamaschine für S21 auf Hochtouren, überall, in allen Medien waren plötzlich Anzeigen, Geld spielte keine Rolle. Aber der massive Einsatz zeigte auch: Die S21-Befürworter hatten sichtlich Angst, dass ihnen das Volk aus dem Ruder laufen könnte.
Vielleicht bekommt die schwäbische Landeshauptstadt jetzt ihr unfassbar teures und überaus unpraktisches ICE-U-Bahnhöfle. Denn die Volksabstimmung ging aus, wie es jeder vernünftige und informierte Bürger erwartet hatte. Jeder? Nein, da war noch grüne und fromm-katholische Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Der hatte auf ein "Wunder" gehofft.
Das Wunder gab es nicht. Das für diese Volksabstimmung nötige Quorum wurde nicht erreicht. Um Stuttgart 21 zu verhindern, hätte ein Drittel der Wahlberechtigten (und nicht etwa der Wähler!) für den Ausstieg aus dem Bahn-, das in Wahrheit ein gigantisches Immobilienprojekt ist, stimmen müssen.
Es kam bitter
Nun kam es aber richtig, wirklich verblüffend bitter für die S21-Gegner: Quorum nicht erreicht, nicht mal die einfache Mehrheit für den Ausstieg erreicht. Zwar hatten die außerparlamentarischen S21-Gegner die Volksabstimmung – anders als die regierenden Grünen, die merkwürdigerweise auf diese Abstimmung gesetzt hatten – schon immer als Farce eingeschätzt, weil sie keine realistische Siegchance hatten. Aber dass sie so verlieren würden, das hatten auch sie nicht erwartet.
Sie sind nun frustriert. Sie fühlen sich durch die Volksabstimmung gedemütigt – wie in der gesamten Geschichte von Stuttgart 21. Am Anfang hat die Politik ihren Protest erst ignoriert, dann belächelt und verhöhnt, schließlich diffamiert, als Nörgler, Blockierer, Freizeitanarchisten, Altersegoisten, Wohlstandsverwahrlsote wurden die Bürger am Ende entwürdigt. Und in der von den meisten Medien bejubelten Geißlerschen Schlichtungsrunde wurden sie nochmals vorgeführt. Dieser runde Tisch im Scheinwerferlicht der TV-Kameras war eine Seifenoper, die Mitbestimmung simulierte und die Bürger einseifte. Heiner Geißler verdrehte im November 2010 charmant-lächelnd im Sinne von Bahn und Politik die Befunde der Anhörung, befand: "Ich halte die Entscheidung, S21 fortzuführen, für richtig".

Niederlage der Galionsfiguren
Die großen Verlierer an diesem historischen Wahlabend sind nun: Winfried Kretschmann und Winfried Hermann.

Zuerst zum grünen Ministerpräsidenten: Drollig ist seine Einschätzung, dass man durch den Volksentscheid sehr viel gewonnen habe. Weil er ein Schritt hin zur Bürgergesellschaft sei, ein "Mehr" an direkter Demokratie. Wie bitte? Die engagierten Bürger haben eben bitter gelernt, dass ihr Engagement nichts bringt, weil sie mit allen Mitteln der politischen Kunst vorgeführt wurden.
Kretschmann gilt ja als ehrliche Haut. Das ist sein Ruf. Vor allem wohl deshalb, weil er so langsam, so bedächtig, so ungelenk schwäbelnd spricht. Kretschmann ist aber auch der einzige Ministerpräsident in Deutschland mit einer doppelten Spezialausbildung in Sachen Strategie und Taktik: jesuitisch-schlau erzogen im katholischen Internat, politisch-dialektisch geschult im Grabenkampf maoistisch-stalinistischer Kaderparteien. Er wusste, dass diese Volksbefragung so ausgehen wird. Sie lässt ihn an der Macht. So gesehen ist der schlaue Fuchs der Sieger.
Und doch ist er ein Verlierer. Innerhalb von nur wenigen Monaten hat er sich vom strahlenden Wahlhelden zum Maulhelden entzaubert. Das ist keine Polemik. Sein wichtiges Wahlversprechen, die Zahlungen des Landes an die Bahn einzustellen, weil sie "verfassungswdrig" seien, hat er kurz nach Amtsantritt gebrochen mit den Worten: "Da habe ich den Mund zu voll genommen". Politisch und moralisch entzaubert steht er jetzt da.
Winfried Hermann, der zweite Verlierer: Kurz nach Amtsantritt fiel der Verkehrsminister auf durch ein Interview, das er nicht gegeben haben wollte, er fiel auf durch einige markige Sprüche, die er zurückholen musste – und dann hörte man nichts mehr von ihm. Sein Versprechen, einen Stresstest für den alten Kopfbahnhof zu machen – und das wäre der essentielle, objektive Vergleich zum geplanten Tiefbahnof gewesen – hielt er nicht ein.
Diesen Stresstest veranlassten dann engagierte Stuttgarter Bürger. Sie zahlten ihn aus eigener Tasche. Er zeigte, was man seit der Schlichtungsrunde wusste: Der alte Bahnhof ist zukunftsfähiger als der Tiefbahnhof. Er leistet mühelos mehr als der Tiefbahnhof nach der Investition von vielen Milliarden Euros jemals schaffen kann.
Falls S21 kommt, hatte Hermann versprochen, trete er als Verkehrsminister zurück. Ob er sich an dieses Versprechen halten wird? Er ist ein tragische Figur.
Winfried Hermann und Winfried Kretschmann: Als politische Leichtgewichte stehen sie nun beide da. Ihre Regierungspartei ist nun der Juniorpartner in der grün-roten Koalition. Ob sie das Ende der Leislaturperiode erleben? Vermutlich nicht – wenn die Bagger und Bohrer der Bahn und die Polizisten auf ihre Bürger treffen.
Die Rache der Besiegten
Und die Sieger? Bahn und CDU. Die CDU hat sich gerächt für die historische Wahlschlappe vom März. Die Bahn darf nun bauen. Aber es ist ein bitterer Sieg.
Dieser 27. November 2011 ist für niemanden ein Tag der Freude. Er bringt der Stadt keinen Frieden. Die S21-Gegner fühlen sich betrogen, vorgeführt, entmündigt, ausgetrickst, sie fühlen sich weiterhin im Recht. Für sie bleibt der geplante Kellerbahnhof der größtmögliche Unfug.
Die S21-Befürworter können auch nicht wirklich triumphieren – zwar werden sie in den kommenden Tagen und Wochen mit Häme über die Grünen und die S21-Gegner herziehen. Aber auch ihnen ist bewusst, dass die Kosten des Bahnhofs explodieren werden, dass Betrugsvorwürfe in Sachen Stresstest für den Bahnhof da sind, dass es für den für S21 notwendigen Bahnhof unter der Messe noch keine Planfeststellung gibt, dass vieles ungeklärt ist – und dass da weiterhin die Bürger sind, die vor dem Bahnhof stehen. Keine schöne Perspektive, einen Bahnhof abzureißen und in der Tiefe neu zu bauen unter massivem Polizeischutz mitten in einer Großstadt.
Die geplante Privatisierung der Bahn scheiterte 2008 an der Finanzkrise. Wahrscheinlich scheitert der wahrhaft babylonische S21-Bau an der aktuellen Euro-Krise. Man sieht ja an Griechenland, Italien und Spanien, und vielleicht müssen das die Schwaben noch lernen: Es ist nicht wirklich gut, über seine Verhältnisse zu leben.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.11.2011 um 21.36

Stuttgart 21 wird gebaut: Der Filz siegt

Bei der Volksabstimmung über Stuttgart 21 haben die Gegner des Projekts eine herbe Niederlage eingesteckt. Das war die Rache der CDU, sie mobilisierte alle Seilschaften.

stern.de 27.11.2011

Volksentscheid Klare Mehrheit für Stuttgart 21

Bei der Volksabstimmung haben sich 58,8 Prozent der Wähler für den Bau des Bahnhofsprojekts ausgesprochen. Die grün-rote Landesregierung kündigt an, „Stuttgart 21“ so zu beenden, „wie es das Volk gewünscht hat.“

faz.net 27.11.2011

Solch klaren Worte hätte man auch 1998 nach der Volksabstimmung in Schleswig-Holstein erwartet:

Die rot-grüne Landesregierung kündigt an, „die Rechtschreibreform“ so zu beenden, „wie es das Volk gewünscht hat.“


eingetragen von Norbert Lindenthal am 27.11.2011 um 17.23

n-tv 27.11.2011

Sonntag, 27. November 2011
Volksentscheid zu Stuttgart 21
Quorum wahrscheinlich verfehlt
Die Wahllokale in Baden-Württemberg haben geschlossen, jetzt wird ausgezählt. Hochrechnungen liegen bislang nicht vor. Allerdings deutet einiges darauf hin, dass das hohe Quorum von einem Drittel der Stimmen nicht erreicht wurde. Unklar ist, ob der Volksentscheid den Streit beendet.

Die Beteiligung an der Volksabstimmung über das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 hat nach einer ersten offiziellen Stichprobenerhebung mit 20,8 Prozent noch weit unter dem Quorum von einem Drittel der Wahlberechtigten gelegen.
Die Wahllokale schlossen um 18.00 Uhr. Anders als bei Landtagswahlen gibt es keine Prognosen oder Hochrechnungen. Landesabstimmungsleiterin Christiane Friedrich will gegen 21 Uhr das Ergebnis bekanntgeben.

[Bild: dapd]
Kretschmann auf dem Weg zur Wahl in Sigmaringen.

Nach einer Umfrage in 15 großen und kleinen, städtischen und ländlichen Gemeinden am frühen Sonntagnachmittag machten 20,8 Prozent aller Wahlberechtigten (inklusive Briefwähler) ihr Kreuzchen. Das seien 9,9 Prozentpunkte weniger als im gleichen Zeitraum bei der Landtagswahl im März, hatte Friedrich bereits vor Schließung der Wahllokale mitgeteilt.
7,6 Millionen Baden-Württemberger waren aufgerufen, über einen Ausstieg des Landes aus den Finanzierungsverträgen mit der Deutschen Bahn zu entscheiden. Das Abstimmungsquorum liegt bei einem Drittel der Wahlberechtigten und damit sehr viel höher als in anderen Bundesländern. Demnach müssten 2,5 Millionen Menschen für den Ausstieg aus dem Projekt stimmen. Es gilt als äußerst unwahrscheinlich, dass dieses Quorum erreicht wurde: Bei einer Wahlbeteiligung von 40 Prozent etwa müssten 83 Prozent aller Teilnehmer gegen Stuttgart 21 stimmen.
Kretschmann hoffte auf hohe Wahlbeteiligung
An dem Untergrundbahnhof ist das Land mit 824 Millionen Euro beteiligt. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) gab seine Stimme nach dem Gottesdienst ab. Der S21-Gegner hatte am Samstag auf dem Bundesparteitag der Grünen in Kiel noch einmal für ein Nein zu Stuttgart 21 geworben. Es bestehe die Gefahr, dass die Kosten für den unterirdischen Bahnhof völlig aus dem Ruder laufen.
Der eingefleischte Stuttgart-21-Gegner und Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sagte bei der Stimmabgabe: "Ich hoffe auf eine hohe Wahlbeteiligung."
"Ja" oder "Nein" - beziehungsweise umgekehrt
Die Fragestellung auf dem Stimmzettel konnte für uninformierte Zeitgenossen verwirrend sein: Wer gegen S21 ist, musste mit "Ja" stimmen, wer dafür ist, mit "Nein". Das lag daran, dass nicht nach dem Bahnhof gefragt wurde, sondern nach der Zustimmung zum Ausstiegsgesetz.
Eine Umfrage zum ersten Volksentscheid im Südwesten seit 40 Jahren ergab zuletzt, dass das Ergebnis knapp ausfallen könnte: 55 Prozent der Baden-Württemberger waren gegen den Ausstieg, 45 Prozent dafür.
Die Bahn gibt die S21-Kosten mit 4,1 Milliarden Euro an. Bezahlt wird der Bau von der Bahn, dem Bund, dem Land, der Region und Stadt Stuttgart sowie dem Stuttgarter Flughafen. Baubeginn war im Februar 2010. Die Gegner rechnen mit Kosten von bis zu sechs Milliarden Euro. Sie favorisieren einen modernisierten Kopfbahnhof (K 21).
Ende offen
Sollte die Abstimmung scheitern, gilt der Kostendeckel in Höhe von 4,5 Milliarden Euro als letzte Chance, den Bahnhof zu Fall zu bringen. Allerdings müsste dann die Bahn früh genug einräumen, den Kostenrahmen nicht einhalten zu können.
Schwierig wäre ein Ergebnis, bei dem eine große Mehrheit gegen Stuttgart 21 stimmt, das Quorum jedoch nicht erreicht würde. Kretschmann hat zwar dazu aufgerufen, das Votum in jedem Fall zu akzeptieren. Es gibt jedoch auch andere Stimmen: Die Regierung könne nicht darüber hinweggehen, wenn eine große Mehrheit für einen Ausstieg sei, aber gleichzeitig das Quorum knapp verfehlt werde, sagte Kretschmanns Parteifreund, der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer am Donnerstagabend.
hvo/dpa/rts

So lassen wir uns immer noch unsere Volksentscheide aushebeln.
Und diese Nachricht schreibt von oben herab! Kein Gedanke über das große Schwabenland, in dem viele Menschen nicht oft in Stuttgart sind. 20% Beteiligung finde ich beachtlich. Das sind immerhin 4mal so viel wie die Mindeststimmen, an der eine Partei scheitern würde. Boris Palmer scheint Umdenken einzuläuten.
Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.11.2011 um 06.18

Stuttgart 21: Demonstration vor der Volksabstimmung

17 Jahre nach den ersten Planungen für Stuttgart 21 entscheidet Baden-Württemberg an diesem Sonntag über das Schicksal des umstrittenen Milliardenbahnprojekts…

Am Sonnabend demonstrierten Tausende Gegner des Bahnhofsprojekts - aber auch Befürworter…

Für Unmut sorgt die komplizierte Fragestellung der Abstimmung: "Stimmen Sie der Gesetzesvorlage ,Gesetz über die Ausübung von Kündigungsrechten bei den vertraglichen Vereinbarungen für das Bahnprojekt Stuttgart 21' (S21-Kündigungsgesetz) zu?" Demnach muss mit Ja stimmen, wer gegen Stuttgart 21 ist, und mit Nein, wer für das Projekt ist…

morgenpost.de 27.11.2011

Wieder der Stimmzettel! Und der Wille, sich nicht an den Volkswillen zu halten:

Als Kretschmann kurz vorm Parteitag ankündigte, bei einer Niederlage in der Volksabstimmung über Stuttgart 21 das Ergebnis selbstverständlich zu akzeptieren und das Baurecht der Bahn als Regierungschef nötigenfalls durchzusetzen, verstörte er damit seine eigene Partei.

stern.de 27.11.2011

Siehe auch: Hans Krieger in Ossietzky (in traditioneller Rechtschreibung).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.11.2011 um 15.50

Azubi ohne Schulabschluss

Verkürzte Gymnasialzeiten und die ausgesetzte Wehrpflicht sorgen dafür, dass sich derzeit mehr junge Leute als üblich für einen Ausbildungsplatz interessieren. Mert Polat hat es dennoch geschafft, auch ohne Schulabschluss einen Ausbildungsplatz zu ergattern...

Okan Sönmez, der Chef des kleinen Getränkevertriebes in Bremen, steht in der Lagerhalle und weist den Lehrling ein. Mert Polat ist seit dem 1. September diesen Jahres im Betrieb und schon mittendrin in allen Arbeitsabläufen …
Ayran, erklärt Okan Sönmez, ist eine Art Buttermilch und auf allen türkischen Märkten, in Gaststätten und Imbissständen zu finden. Außerdem vertreibt er türkischen Joghurt und Fruchtgetränke, die er aus der Türkei importiert…

Mert Polat, seinen zweiten Lehrling, kennt er bereits von klein auf…

Die fünf in Deutsch, weswegen Mert Polat den Hauptschulabschluss nicht schaffte, hängt ihm nach. Mitunter hapert es in der Rechtschreibung. Die Geschäftskorrespondenz, soweit der Lehrling sie verfasst, muss der Chef gegenlesen.

Deuzschlandfunk 4.11.2011

Die Reform-ss und der „Jogurt“ ohne „h“ haben offensichtlich nichts erleichtert.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.11.2011 um 21.22

Neue Rheinische Zeitung in traditioneller Rechtschreibung

Druckversion

Aktuelles
Amtsgericht Berlin-Tiergarten sieht keinen Verstoß gegen Presserecht
Freispruch für junge Welt-Chefredakteur
Von Peter Tralau

Mit einem Freispruch zu Lasten der Staatskasse endete heute, am 2.11., eine Hauptverhandlung gegen jW-Chefredakteur Arnold Schölzel vor dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm vorgeworfen, am 4. Januar 2011 in der linken Zeitung junge Welt einen Text veröffentlicht zu haben, in dem Straftaten gebilligt wurden, insbesondere Brandanschläge auf Bundeswehrfahrzeuge in Berlin und Brandenburg. …

Autorin des Beitrages war die Publizistin Inge Viett, die zur Podiumsdiskussion auf der XVI. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am 8. Januar eingeladen war. Viett hatte ebenso wie die Vorsitzende der Partei Die Linke, Gesine Lötzsch, auf Bitten von jW vorab einen umfangreichen Text zur Verfügung gestellt. Sie befaßte sich darin unter dem Titel „Notwendiger Aufbauprozeß“ mit Konzepten zur Organisierung der politischen Linken. …

Für die Verteidigung wies Rechtsanwalt Johannes Eisenberg darauf hin, daß sich die Bundesrepublik an völkerrechtswidrigen Kriegen beteilige und ein Bundeswehroberst ohne Anklage blieb, der in Afghanisten mehr als hundert Zivilisten habe „wegbombardieren“ lassen. …

Online-Flyer Nr. 326 vom 02.11.2011

Neue Rheinische Zeitung


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.09.2011 um 10.49

Österreich
Techniker, Postler, Berufssoldaten: mit Rechtschreibung auf Kriegsfuß!

Die „Mobilitätsoffensive“ der Regierung zeigt Wirkung. Von rund 1500 überflüssigen, aber unkündbaren Beamten haben bislang knapp 600 eine neue Aufgabe gefunden. So konnten etwa unbeschäftigte Postler zur Polizei wechseln. Allerdings scheiterte jeder zweite Anwärter am Aufnahmetest. Größter Stolperstein: die Rechtschreibung.

Beim Heer heißen sie „weiße Elefanten“, bei der Post sitzen sie in „Karrierecentern“ – pragmatisierte Beamte ohne Funktion. Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SP) hat vor zwei Jahren eine „Mobilitätsoffensive“ gestartet: Überflüssige Beamte können freiwillig und mit 10.000 Euro Umstiegsprämie in andere Ressorts wechseln…

Das Einsparungspotenzial liegt laut Heinisch-Hosek bei 30 Millionen Euro jährlich. Der Personalpool wäre viel größer. Doch nur jeder zweite unbeschäftigte Beamte schafft den Umstieg. Vor allem Postler scheitern an einfachsten Rechtschreib-Übungen. „Es gab Probleme beim Wechsel ins Innenressort“, sagt Heinisch-Hoseks Sprecherin. „Dort waren die Tests auch sehr anspruchsvoll.“ Die „Hürden“ der Prüfung: Verfassen eines Word-Textes und einer E-Mail, die auf Rechtschreibung und Grammatik überprüft werden.

heute.at 12.9.2011

In der Bundesrepublik hätte man durch rechtzeitiges Abschieben überflüssiger Beamter, die mit der überflüssigen Rechtschreibreform befaßt waren, nicht nur Millionen für Beamtengehälter, sondern auch Milliarden für die „Reform“ selbst einsparen können. Als einer der wenigen einsichtigen Politiker bemerkte Guido Westerwelle zur Kultusministerkonferenz (ohne Konsequenzen):

Das «schnarchnasige» Gremium habe sich mit Hunderten von Beamten zehn Jahre lang «mit der intellektuell erhebenden Frage beschäftigt, ob man Flanelllappen mit zwei oder drei l schreiben soll; aber gleichzeitig bekommt sie weder die Verkürzung der Ausbildungszeiten noch den gravierenden Unterrichtsausfall in den Griff»…n-tv.de 14.8.2004


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.08.2011 um 10.26

Deutsche Sprache, schwere Sprache

[Bild: Duden-Schleichwerbung]
Die neue Rechtschreibung kann man nur schwer (er)tragen. Hier sieht man Josefine Wendt mit verschiedenen Wörterbüchern aus der Duden-Reihe
.

Nordsachsen (TZ). Vor sechs Jahren wurde die Rechtschreibung das letzte Mal geändert. Jetzt beginnt das neue Schuljahr und die reformierte Rechtschreibung sorgt noch immer für Probleme. Von Politikern als leicht erlernbar gelobt, doch nicht alle Regeländerungen werden von den Torgauern als nachvollziehbar empfunden. Man stellt sich sogar die Frage nach dem Sinn der Rechtschreibreform. [Kaum zu glauben!]

Im Kultusministerium scheint der Rechtschreibsegen noch gerade zu hängen. Prof. Dr. Roland Wöller, sächsischer Staatsminister für Kultus und Sport, benutzt die momentan gültige Rechtschreibung und schreibt nicht „nach Gefühl“. Auch Susann Mende weiß als stellvertredende Pressesprecherin im sächsischen Ministerium für Kultus und Sport nur Positives über die Rechtschreibreform zu berichten. „In den sächsischen Schulen wurde die neue deutsche Rechtschreibung positiv umgesetzt. Natürlich liegt das auch an der umfangreichen Weiterbildung der sächsischen Lehrer“, erklärt sie. [Aber auch mit nachgewiesenen Erleichterungen? Sicher nicht!]

Für Korrekturleserin Brigitte Herzog hingegen bedeutete die erste Reform der deutschen Rechtschreibung nicht nur eine plötzliche Umstellung, sondern war auch mit viel Arbeit verbunden.„Ich habe mir 1996 die Regeländerungen mühselig angeeignet. Nicht alles erschien mir logisch, trotzdem habe ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt und versucht, mein Wissen weiterzugeben.“ Viele Stunden verbrachten sie und ihre Kollegen mit dem neuen Regelwerk und dem Duden, der ein Rettungsanker zu sein schien. Doch dann wurde das Regelwerk 2004 in besonders strittigen Punkten erneut geändert und auch der Duden schien weniger hilfreich als zuvor. „Als die Rückänderung kam, haben wir zu fünft versucht, die Änderungen zu verstehen. Der Duden war für mich nicht mehr so verständlich wie zuvor. Es gab auf einmal zwei richtige Schreibweisen für ein und das selbe Wort“, so die 61-Jährige. Fragt man Brigitte Herzog, welcher Fehler denn am häufigsten vorkommt, weiß sie sofort Bescheid. „Viele Nutzen das ß nicht mehr, weil sie glauben, der Buchstabe wäre nicht mehr existent. Dann schreiben sie Spass statt Spaß. Dieser Irrglaube ist wirklich furchtbar. Sogar das Fernsehen übernimmt solche Rechtschreibfehler, da ist es kein Wunder, wenn die Bevölkerung nicht mehr weiß, wie sie etwas richtig schreiben soll.“

Auch Steffen Bärtl hadert mit der Rechtschreibreform „Es kann eigentlich nicht sein, dass das Alte plötzlich gänzlich falsch ist, nur weil etwas Neues in Kraft getreten ist“, erklärt der Torgauer. „Ich bin nicht allwissend. Allgemein gesagt: Nur weil jemand eine Eins in Deutsch auf seinem Zeugnis vorweisen kann, ist er nicht zwangsläufig ein Meister der deutschen Sprache“, so der Torgauer. Wenn er in Sachen Rechtschreibung unsicher ist, greift er genau wie Brigitte Herzog auf den Duden zurück. „Der Duden ist immernoch die verlässlichste Quelle, um herauszufinden, wie ein Wort richtig geschrieben wird“, erklärt der 33-Jährige. Privat und als Autor nutzt er allerdings die alte Rechtschreibung, die vor der Reform 1996 gültig war. „Ich weiß, wer mit der Rechtschreibung vor 1996 schreibt, wird zwangsläufig vor [staatlich sogenannten] Fehlern strotzen. Aber ich stehe dazu: Ich schreibe so, wie ich es in der Schule gelernt habe“, sagt Steffen Bärtl. „Mir stellt sich die Frage, ob die erneute Reform von 2004 wirklich notwendig war. Sicherlich loben die Politiker und auch das Kultusministerium die neue Rechtschreibung, ich frage mich aber, ob die ganzen Regeländerungen sinnvoll waren und sind. Die Menschen kamen gut mit der Reform von 1996 [?] aus, eine weitere Änderung hat die Bevölkerung nur noch mehr verunsichert und trotzdem keine sinnvolle Lösung gebracht“, ergänzt der Torgauer Autor.

Im Buchhandel sind die Regeländerungen rund um die Rechtschreibung auch nach so vielen Jahren noch immer ein aktuelles Thema „Unsere Kunden klagen, dass sie die oft geänderte deutsche Rechtschreibung als schwierig empfinden. Viele wissen gar nicht mehr, wie ein Wort richtig geschrieben wird, und sind verunsichert“, so Josefine Wendt, Buchhändlerin am Torgauer Markt. Auch sie hat die Rechtschreibung vor 1996 erlernt und empfindet die mehrfachen Änderungen als kompliziert „Für mich ist das Thema Rechtschreibreform ziemlich verwirrend. Ich habe viele Sachen in der Schule ganz anders gelernt. Schreibe ich so, wie ich es gelernt habe, heißt es plötzlich, das sei falsch“, erklärt die 22-Jährige. Eines steht für sie als Buchhändlerin aber fest: Ohne Duden kommen viele nicht zurecht. „Vor allem in der Schule wird der Duden benötigt, um die Rechtschreibung zu überprüfen. Er ist seit Jahren eines unserer bestverkauften Bücher“, sagt Josefine Wendt.

Torgauer Zeitung 22.8.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.08.2011 um 17.04

Wer das Abc nicht kennt, sucht umsonst

Als "Urmutter" der deutschen Rechtschreibung und Grammatik gilt bei mehreren Lehrer- und Schüler-Generationen in Templin Ursula Gase, die heute als 82-Jährige ihren Ruhestand genießt. Sigrid Werner sprach mit ihr über Konrad Duden und die Rechtschreibung.

Hand aufs Herz, haben Sie noch einen aktuellen Duden, die 25. Auflage, im Haus?

Bei mir steht eine der aktuelleren Auflagen im Regal: die [reformfreie] 20. Auflage. Irgendwann habe ich aufgehört, den Neuerungen hinterher zu eilen. Ich schreibe, wenn ich überhaupt noch schreibe, nach alter Rechtschreibung.

Sie schreiben keine Briefe mehr?

Wozu? Es gibt doch heute das Telefon, mit dem kann ich mit Tochter und Enkel Verbindung halten.

Trauern sie der alten Rechtschreibung nach?

In meinem Alter muss ich mich damit nicht mehr herumschlagen. Aber ich bin der Meinung, die Reform hat uns nicht viel genützt. Sie hat nicht vereinfacht, sondern höchstens verwirrt. Es hätte gereicht, einzelne Veränderungen vorzunehmen. Die Kleinschreibung, zum Beispiel …

Templiner Zeitung 1.8.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.07.2011 um 05.26

Theodor-Frank-Realschule verabschiedet 130 Schülerinnen und Schüler …

TENINGEN … Elternbeiratsvorsitzende Britta Endres … Manchmal komme noch etwas hinzu, was es noch etwas komplizierter mache: beispielsweise die Rechtschreibreform, die der Abschlussjahrgang über sich ergehen lassen musste.

Badische Zeitung 19.7.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.07.2011 um 11.11

Reutlinger General-Anzeiger
Kinder

Wie schreibt man was? Neue Rechtschreibung

Manche Bücher haben einen Aufkleber, auf dem steht: neue Rechtschreibung. Aber was bedeutet das eigentlich? Ziemlich lange hat jeder die Wörter so geschrieben, wie er sie für richtig hielt - es gab keine festen Vorgaben.
Vor mehr als 100 Jahren wurden dann zum ersten Mal Regeln eingeführt. Die sollten überall gelten, wo in deutscher Sprache geschrieben wurde.

Doch eine Sprache entwickelt sich immer weiter.

[ … aber seit hundert Jahren nicht so, daß die Rechtschreibung geändert werden mußte.]

So kommen zum Beispiel neue Wörter dazu. Die kannte man früher noch gar nicht oder man hatte sie noch nicht eingeordnet - Jeans zum Beispiel, Computer oder Ketchup. Und man musste sich einigen, wie man was schreibt: Ketchup oder Ketschup, Jogurt oder Joghurt?

[Vor der „Reform“ waren sich die meisten Leute einig.]

Immer wieder wurde auch über neue Regeln geredet, die die Rechtschreibung einfacher machen sollten: An welcher Stelle machen Kommas Sinn? [Schlechtes Deutsch!] Wann schreibt man ein Wort groß oder klein? Lehrer, Politiker, Schriftsteller und andere diskutierten viele Jahre darüber und einigten sich am Ende - auf eine Rechtschreibreform.

[Nein, entgegen dem Willen der Mehrheit des Volkes, der meisten Schriftsteller, vieler Lehrer und etlicher Politiker befahl man wie in einer Diktatur und nahm die Schulkinder als Geiseln.]

Seit einigen Jahren gilt nun eine neue Rechtschreibung. Zu Rechtschreibung kann man auch Orthografie sagen.

Dass veränderte Schreibweisen eingeführt wurden, hieß auch: Schulbücher, Wörterbücher und so weiter mussten neu gedruckt werden - in neuer Rechtschreibung.

[Deswegen haben Schulen und Familien auch weniger Geld für mehr wichtige Bücher.]

Reutlinger Generalanzeiger 13.7.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.07.2011 um 07.10

Der Herr über alle Rechner der KU

Eichstätt (DK) Wolfgang Slaby, Leiter des Rechenzentrums der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), weiß für jedes Problem eine Lösung – so gewinnt man den Eindruck.
… Slaby hat Mathematik studiert, aber in Sprachwissenschaften promoviert. Als sich sein damaliger Professor an der Uni Münster damit beschäftigte, die Blindenschrift platzsparender zu gestalten, packte Slaby als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Ehrgeiz: „Ich wollte meinem Chef zeigen , dass ich das besser kann.“… Wolfgang Slaby hat aus seiner wissenschaftlichen Arbeit kein Geschäft gemacht, sondern die Idee an Verlage verschenkt. „Die wissenschaftliche Arbeit ist erfüllt, das Modell wurde zur Produktionsreife gebracht – das genügt mir.“ Gefordert wurde er noch einmal, als die neue Rechtschreibreform eingeführt wurde. Da musste alles noch einmal überarbeitet werden
donaukurier.de 5.7.2011

„Am Platz sparendsten“ ist die neue ss- und Lückenschreibung auch nicht gerade.
(Bild aus Wikipedia hinzugefügt)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.05.2011 um 05.44

Heute erhält er den Nannen-Preis fürs Lebenswerk

Wolf Schneider: der liebe, böse Sprach-Onkel

Mit "Speak Schneider!" schaffte er es sogar ins Internet, und allein der Titel der Videokolumne zeigt, wie sich die Zeiten für Wolf Schneider geändert haben: Dem Mann, der heute Abend bei der Henri Nannen Preis-Gala in seinen 86. Geburtstag hineinfeiert, hätte es bei solchem Denglisch früher gegraust. Nun kann er weise zu den, sorry!, Standing Ovations [1.Reform: Standingovations!] lächeln, die er bei der Überreichung der Lebenswerk-Büste einheimsen wird. Laudatio, Trophäe und Applaus hat er verdient - ebenso eine ungehaltene Gegenrede.

Etlichen Journalisten ist Schneider als Zuchtmeister mit Stil- und Grammatik-Knute bekannt. Man musste ihn nicht getroffen haben, um ihm doch nicht entgehen zu können. Sein Bestseller "Deutsch für Profis" war über Jahrzehnte Standardfibel für Generationen von angehenden Schreibtischtätern. Die Journalistenschule von Gruner + Jahr, die er aufbaute und prägte wie bis heute kein Anderer, führte er im Stile einer eltitären Kaderschmiede. …

So wundert es nicht, dass Wolf Schneider noch heute besessen scheint von allem, was sich ums Formulierte dreht. Dass er sich festbeißt in der Kritik an der Rechtschreibreform, der Abrechnung mit Anglizismen oder Feminismen im Deutschen, dass er einzelne Ausdrucksweisen anklagend seziert, während der Journalismus doch so viele große und oft ungelöste Fragen aufwirft. Seine Themen wirken bisweilen so antiquiert [?] wie die mit Brockhaus-Bänden vollgepackten Bücherwände im Büro des Altmeisters, vor denen er derzeit hochbetagt seine Video-Vorlesungen hält.

In seinem aktuellen Beitrag mokiert sich Schneider über die Redewendung, dass Steuerzahler "zur Kasse gebeten" werden. Tatsächlich handele es sich, so Schneider, doch keineswegs um eine freundliche Aufforderung, sondern um Befehl, Zwang oder Nötigung. Damit hat er recht und ahnt vielleicht nicht, wie sehr diese Diskrepanz auch das eigene Spracherziehungssystem beschreibt. Autor kommt nicht von autoritär und, nein, Herr Schneider, Qualität nicht von Qual: Nur wer dies begriffen hat, kann von Wolf Schneider lernen. Aber dann auch heute noch.

meedia.de 6.5.2011

Wenn genügend Kompetente und Mächtige die Rechtschreibreform verbissen hätten, dann wäre dieser Unfug kein Thema mehr!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.05.2011 um 11.48

Lehrer kämpfen mit neuer Rechtschreibung
Von: Bernward Loheide, dpa

"Leerer prauchen wier nicht!" So steht es ironisch auf einer Wortliste, die ein Deutschlehrer vor kurzem in der 7. Klasse eines Gymnasiums in Baden-Württemberg ausgeteilt hat. Was er nicht bemerkt hat: Die Liste strotzt auch sonst vor Fehlern. Ein Einzelfall?

Wer 36 Rechtschreibfehler auf 2 Seiten macht, bekommt im Diktat eine Sechs. Doch was, wenn nicht ein Schüler, sondern ein Lehrer so viel falsch schreibt? Noch dazu ein Deutschlehrer, der seine Schüler mit einer Wortliste auf ein Diktat vorbereitet? Führende Experten wie der Potsdamer Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg und der Deutschdidaktiker Jakob Ossner kennen solche Fälle und sie schlagen Alarm.

"Es ist kein Geheimnis, dass die neue Rechtschreibung und erst recht die seit 2006 gültige nicht in der Schule ankommt und der Rechtschreibunterricht noch immer an vielen Orten vernachlässigt wird", beklagt Eisenberg. "Wir brauchen dringend eine Diskussion um eine Reform der Lehreraus- und -weiterbildung", fordert Ossner. Auch die Leiterin der Wörterbuch-Redaktion Wahrig, Sabine Krome, sieht in der fehlerhaften Wortliste "keinen Einzelfall".

Die missglückte Reform von 1996

Schuld an der Misere ist die Rechtschreibreform von 1996. Sie missglückte und musste zum Teil wieder zurückgenommen werden. Die Kultusministerkonferenz setzte daher den Rat für deutsche Rechtschreibung in Mannheim ein. Dieser sorgte dafür, dass 2006 eine Reform der Reform in Kraft trat. Ein Anliegen war es, bei der Getrennt- und Zusammenschreibung je nach Bedeutung unterscheiden zu können: "Sitzen bleiben" schreibt man auseinander, wenn jemand im wörtlichen Sinne auf einem Stuhl sitzen bleibt. Bei übertragener Bedeutung ("in der Schule sitzenbleiben") ist dagegen Zusammenschreibung möglich.

Bei manchen Lehrern scheinen diese Feinheiten nicht angekommen zu sein. Ossner fordert daher: "In der Lehrerausbildung muss sprachliche Bildung - insbesondere in den Bereichen Grammatik und Orthografie - dringend verstärkt werden." Bei Pisa-Studien und Vergleichsarbeiten werde fast nur über Schülerleistungen und Schulsysteme diskutiert, "so als würden die Lehrkräfte für die Ergebnisse ganz unbedeutend sein. (...) Dabei haben viele Untersuchungen bestätigt, dass auch in der Schule Organisationsfragen nachrangig und die Kriterien für guten Unterricht bei den Lehrern zu suchen sind."

Ossner war Rektor der Pädagogischen Hochschule Weingarten und lehrt jetzt an der PH Rorschach am Bodensee (Schweiz). Er fordert: Wer auf Lehramt studieren will, muss auf seine Eignung getestet werden. "Lehrer, die sich in ihrer Hilflosigkeit nur noch selbst karikieren können ("Leerer prauchen wier nicht!" steht am rechten oberen Seitenrand der Wortliste) brauchen wir nicht."

inFranken.de 2.5.2011

Theodor Ickler ergänzt bei FDS:

„Loheide ist Mitglied des Rates für deutsche Rechtschreibung. Die Geschichte des Rates und der Reform ist sehr verkürzt wiedergegeben. Kraß ungerecht ist es, nun den Lehrern die Schuld in die Schuhe zu schieben...“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.04.2011 um 08.08

Rechtschreibung ein Ärgernis

Furtwangen – Zu Gast bei der Firma Reiner waren die Schulleiter des oberen Bregtals. Neben einer Information über Firma und Produkte ging es um die Ausbildung und damit um das Zusammenspiel zwischen Schule und Betrieb.


Eine zentrale Forderung von Betriebsleitung und Ausbildern an die Schulen war, mehr Wert auf Deutsch und Rechtschreibung zu legen…

Beim Thema Ausbildung der Kaufleute wurde deutlich, dass die Schulabgänger immer wieder Probleme mit der deutschen Sprache haben. Vor allem die Rechtschreibung weise große Mängel auf. Hier wies Rektor Oehler darauf hin, dass in den Bildungsplänen für die Schulen auf die Rechtschreibung nicht mehr so viel Wert gelegt werde…

suedkurier.de 2.4.2011

… nicht unbegründet von denjenigen, die die Illusion aufrechterhalten wollen, die Rechtschreibreform habe das regelrechte Schreiben irgendwie erleichtert.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.03.2011 um 11.04

Pester Lloyd

Am vergangenen Mittwoch stattete der ungarische Präsident, Pál Schmitt, Deutschland einen medial sehr leisen Besuch ab, übrigens der erste Besuch beim wichtigsten ungarischen Handelspartner seit seinem Amtsantritt im August 2010. Sein Amtskollege Christian Wulff (CDU) empfing ihn auf Schloss Bellevue mit militärischen Ehren.

[Bild]

Präsident Schmitt trägt sich ins Gästebuch des Schlosses Bellevue ein. Wulff sollte die Orthographie kontrollieren lassen. Wie die ewig sudernde, linksradikale Presse in Schmitts Heimat kolportierte und es die höhnische Westpresse diesmal übernahm, hatten sich kürzlich in einen Gästebucheintrag Schmitts in einem Wirtshaus in Hegyeshalom zwei peinliche Rechtschreibfehler eingeschlichen. Schmitt, seit Beginn seiner präsidialen Amtszeit Zielscheibe oppositioneller Spötter (im Regierungslager ist der Humor derzeit enden wollend), machte den “Schutz der ungarischen Sprache” zu seinem Steckenpferd. Bereits zum Thema Verfassung hat er viele Landsleute in orthographisch-semantisches Entsetzen gestürzt.

pesterlloyd.net 21.3.2011

Der ungarische deutschsprachige Pester Lloyd profitiert dagegen von den Segnungen der deutschen „Rechtschreibreform“, und zwar besonders häufig bei „Kenntnis“-reichen Texten:

Ungarn: ein Land wird umgeschmückt
Pester Lloyd - ‎03.03.2011‎
… freundlicherweise setzte der heutige Premier schon damals auch die Nachbarn von seinen Plänen und Visionen persönlich in Kenntniss. ...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.01.2011 um 09.29

Deutsche Sprache, schwierige Sprache?

„Deutsche Sprache, schwierige Sprache?“ Im Zuge der Rechtschreibreformen stellen sich viele Menschen diese Frage neu. „Die deutsche Orthographie ist im Grundsatz als System beschreibbar“, sagt Professor Dr.


Jakob Ossner. Der ausgewiesene Deutsch-Didaktiker lebt in Tettnang, war 2003 bis 2008 Rektor der Pädagogischen Hochschule (PH) Weingarten und hat sich unter anderem als Herausgeber und Autor von Veröffentlichungen zur Didaktik des Deutschen in der Reihe StandardWissenLehramt des Verlages Ferdinand Schöningh einen Namen gemacht. Im Herbst 2010 erschien Ossners Werk „Orthographie“, ein Studienbuch für die Praxis. Bereits in zweiter Auflage gibt es seine „Sprachdidaktik Deutsch“.

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Professor Dr. Jakob Ossner hat mit seinem 2010 erschienenen Werk „Orthographie“ für Lehramtsstudierende das Regelwerk Rechtschreibung näher gebracht

Ein Jahr intensiver Arbeit hat Ossner, der an der Pädagogischen Hochschule des Kantons St. Gallen tätig ist, in das Buch „Orthographie“ investiert. „Ich habe zwar jeden Tag konsequent drei bis fünf Seiten geschrieben“, berichtet er. Immer wieder aber habe er Tipps und Rückmeldungen aus der Praxis erhalten, Fehler entdeckt, Kapitel umgeschrieben. Die deutsche Orthographie könne nicht von heute auf morgen oder gar nebenbei erlernt werden, betont Ossner und gibt zu bedenken, dass die Interessen des Schreibers andere seien als die des Lesers. Die Beherrschung der Orthographie – richtig gelehrt und verstanden – führe aber zu einer tiefen Form von Sprachbewusstheit.

Ossner liefert in seinem neuen Werk auch eine kurze Geschichte der Orthographie. Es sei interessant zu verfolgen, was in der Rechtschreibung angenommen werde und was nicht. Der Vorschlag „ai“ künftig nur noch als „ei“ zu schreiben (also „Keiser“ statt „Kaiser“ oder „Mei“ statt „Mai“) habe sich beispielsweise nicht durchsetzen können. Vor allem die Medien hätten in solchen Diskussionen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss, so Ossner.

Für den Rat der deutschen Rechtschreibung führt der Deutsch-Didaktiker derzeit in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Belgien in neunten Klassen aller Schularten eine Untersuchung durch, wie Schreibweisen angenommen beziehungsweise verstanden werden. Und auch ein neues Studienlehrbuch ist in Arbeit: „Mein nächstes Werk wird eine Literaturgeschichte“, so Ossner.

suedkurier.de 13.1.2011

„… habe sich nicht durchsetzen können“ … Eine Falschdarstellung: „der hei vorm bot des keisers“ wurde durch einen einzigen beherzten Kultusminister, Wilhelm Hahn 1973, verhindert. Sonst hätten gewiß die Schulen und vor allem die Presse gewohnt devot ihren „nicht zu unterschätzenden Einfluss“ ausgeübt, um auch den gröbsten Unfug zwangsmissionierend dem Volk einzuhämmern.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.01.2011 um 12.39

"Hoppala, das hat ja eine Bedeutung"

Schrobenhausen (SZ) Eine waschechte Schrobenhausenerin ist seit knapp einem Jahr Kultusministerin in Baden-Württemberg: Marion Schick, geborene Pilnei. SZ-Redaktionsleiter Mathias Petry sprach mit ihr.
[…]

Wie schaffen Sie für sich Glaubwürdigkeit?

Schick: Ich rede sehr viel mit den Menschen und bekomme sehr stark als Rückmeldung, dass es als wohltuende Abwechslung empfunden wird, dass ich diesen Politikersprech nicht drauf habe. Als Quereinsteiger tu ich mich da vielleicht etwas leichter.

Stichwort: Quereinsteiger. Da gibt es auch Ressentiments Seitens der Berufspolitiker, siehe Kirchhoff, Köhler . . .

Schick: Ja, das birgt immer ein Risiko. Das politische Geschäft funktioniert nach bestimmten Spielregeln. Wenn man als Wissenschaftler daher kommt und meint, man kann seine gewohnten Spielregeln mitbringen . . . Man muss da schon aufpassen, dass man nicht als Besserwisser von außen kommt, oder gar zeigt, wie man’s sozusagen richtig macht.

Sie müssen jetzt skandalfrei leben, Sie sollten nicht mal mehr im Halteverbot stehen bleiben . . .

Schick: Oh ja, ich bin jetzt auch ein bisserl herumgekurvt, bis ich einen Parkplatz gefunden hatte (lacht). Natürlich, man wird auch als Vorbild gesehen.

Glaubwürdigkeit, ist das auch ein Grund, warum Sie kein Landtagsmandat anstreben oder haben Sie eine Lehre daraus gezogen, was Ihre Vorvorgängerin Schavan erlebte, die ihrem Wahlkreis quasi übergestülpt wurde?

Schick: Das ist in der Tat für mich ein Glaubwürdigkeitsthema. Ich bin jetzt elf Monate in Baden-Württemberg, wie sollte ich da die Menschen eines Wahlkreises vertreten können? Ich bin ja selbst noch dabei mich mit der neuen Umgebung vertraut zu machen.
[…]

Wenn Sie die pädagogischen Inhalte im Kindergarten aufstocken, sagen womöglich Eltern aus bildungsnahen Haushalten: Unsere Kinder werden zu sehr voll gepackt mit Wissen, sie dürfen nicht mehr Kind sein . . .

Schick: Ja, wir haben eine Polarisierung in der Elternschaft. Die einen sagen: Hier habt Ihr mein Kind, macht was draus und belästigt mich nicht weiter. Am anderen Pol sind Eltern, die kommen mit ihrem dreijährigen Kind und einem Fragebogen in den Kindergarten: Machen Sie eine Fremdsprache? Machen Sie dies, machen Sie das? Mir ist bei beiden Polen Angst um die Kinder. Dazwischen gibt es viele Eltern, die das auch mit Sorge sehen, die sagen "Mein Kind soll Kind sein dürfen", die aber auch erwarten, dass ihr Kind später in der Schule erfolgreich ist. In der Politik sitzen wir beherzt zwischen allen Stühlen.

Sie sagen: Sprache sei die Basis des schulischen Erfolgs. Warum gehen wir Deutschen dann so schlecht mit ihr um, wir haben ja nicht einmal mehr eine einheitliche Schreibe, die neue Rechtschreibung setzt sich nicht durch, die alte ist verwässert . . .

Schick: Mir fällt das auch auf, wenn ich Texte auf den Tisch bekomme. Neulich habe ich das Wort "Standard" in einem Text wiederholt mit "t" gesehen, Standart. Ich habe dann glatt meine Sekretärin im Duden nachschauen lassen, ob sich da mit der neuen Rechtschreibung etwas verändert hat. Der Duden schreibt’s nach wie vor mit "d". Das sind Fehler, die sich Bahn brechen, der eine schreibt’s vom andern ab.

Es schleicht sich der Eindruck ein, dass manchen Menschen durch die Rechtschreibreformen gute Orthografie egal geworden ist.

Schick: Ja, und ich habe auch ein bisschen Verständnis dafür, wenn sie sagen: Ich stecke meine Energie lieber in den Inhalt als auf die Frage, ob man "so genannte" auseinander oder zusammen schreibt. Dazu kommt, dass wir im E-Mail-Verkehr neue Gepflogenheiten annehmen; ich schreibe auch manchmal E-Mails, in denen ich nur Kleinschreibung verwende. Und wenn ich eine SMS tippe, habe ich auch einen anderen Sprachcode. Wichtig finde ich aber, dass ich Interpunktion und Orthografie noch kann, wenn ich einen Brief schreibe.

Also unterscheiden Sie heute die Qualität der geschriebenen und der gesprochenen Sprache?

Schick: Absolut. Die verstandene Sprache ist das eine. Wenn ich etwas lese, erkenne ich womöglich bei anderen einen Schreibfehler, den ich beim nächsten Mal selbst mache. Orthografie ist so eine Sache. Gott sei Dank liegen Baden-Württemberg und Bayern beim letzten Ländervergleichstest sehr, sehr gut. Sachsen übrigens auch.

Ausgerechnet Länder, in denen Dialekte noch sehr gepflegt werden, die Baden-Württemberger können also nicht nur "alles außer Hochdeutsch".

Schick: Da wird halt noch mehr drauf geachtet.
[…]

donaukurier.de 7.1.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.12.2010 um 12.45

Experten des deutschen Rechtschreibrats wollen Stilblüten der großen Rechtschreibreform rückgängig machen.

Kommt eine Frau mit einem Kupee vor eine Butike gefahren ...

Der Rechtschreibrat schlägt ... die Abschaffung der eingedeutschten Varianten vor. Das letzte Wort haben in dieser Angelegenheit die Bundesländer.

Die orthografischen Stilblüten gibt es seit 1996, als in Deutschland die Rechtschreibreform eingeführt wurde. Das Regelwerk wurde bereits im Jahr 2004 das erste Mal überarbeitet. Damals wurde auch der Rechtschreibrat gegründet. Rund 40 Mitglieder aus dem deutschsprachigen Raum treffen sich dann, um den Duden zu transchieren, äh, tranchieren, ach, Sie wissen schon, zu zerlegen.

augsburger-allgemeine.de 14.12.2010

Der Spott ist richtig, aber 1996 ist falsch. Die aufgegriffenen Eindeutschungen sind noch alte, kaum verwendete Restbestände. Die neuen Umfälschungen der „Reform“ wollte der Rat bewußt nicht antasten (um „Verlässlichkeit“ zu suggerieren), obwohl Peter Eisenberg, fast einziges kompetentes Ratsmitglied, seit langem neben anderem die Aufhebung des „Quentchen“-Verbots fordert.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.11.2010 um 08.46

Das Gedächtnis fährt Achterbahn

Trainer Gregor Staub trainierte mit mehreren hundert Zuhörern die Merkfähigkeit


Auf Einladung des Schulfördervereins des Hans-Baldung-Gymnasiums gastierte der bekannte Gedächtnistrainer in Gmünd … Auswendiglernen – mit seiner Methode das Einfachste der Welt. Warum die Mnemotechniken nicht fester Bestandteil des Schulkanons sind, versteht der Schweizer überhaupt nicht, ein Tausendstel der Rechtschreibreform hätte dies gekostet.

Gmünder Tagespost 14.11.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.11.2010 um 16.36

KONKRET-Redaktion

Stellenmarkt

KONKRET sucht eine/n professionelle/n Schlußredakteur/in / Korrekturleser/in (alte Rechtschreibung). Das Korrektorat muß vor Ort, an vier bis fünf Tagen im Monat, ausgeübt werden. Bewerbungen mit Angabe von Referenzen/Zeugnissen bitte an den Verlag


konkret-verlage.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.09.2010 um 00.54

Die fast ausnahmslose Darstellung:

… in Deutschland eine Welle der Empörung
Deutsche Welle 26.08.2010

....

Die Welle der Empörung … wird immer größer…
handelsblatt.com 31.08.2010

… und die Wirklichkeit:

Letzte Umfrageergebnisse bei Focus:
Welche Konsequenzen finden Sie richtig für Thilo Sarrazin?

1 Die SPD muss ihn aus der Partei ausschließen. 2%
2 Die Bundesbank soll ihn aus dem Vorstand abberufen. 2,4%
3 Er soll sich komplett aus der Öffentlichkeit zurückziehen. 3,4%
4 Seine Äußerungen sollten keine Konsequenzen nach sich ziehen. 92,2%

focus.de 31.08.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.08.2010 um 15.36

Urteil gegen Tauss ist rechtskräftig
… Es gehöre … nicht zu den Pflichten von Parlamentariern, Vertriebswege von Kinderpornografie zu recherchieren, hieß es in dem Urteil, das der BGH nun bestätigte. …
zeit.de 31.8.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.08.2010 um 09.01

Bayerischer Rundfunk 18.8.2010

Google News:

Postler als Sprachexperte Nach Dienstschluss Duden-Autor
Bayerischer Rundfunk. - ‎Vor 14 Stunden‎
... Zwei Stunden sitzt er täglich vor dem Computer, um alle Orthografie-Fragen zu beantworten, die bei ihm per E-Mail von Autoren und Verlagen eingehen.

Unglaublich – jetzt sogar der Bayerische Rundfunk!
Ziel ist wohl auch die Schleichwerbung für den Duden.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.07.2010 um 04.19

Impressum & Copyright
DER GLÖCKEL, (vorm. muenchnernotizen), ist ein unabhängiges Nachrichtenmagazin, ohne thematische Einschränkung. Entsprechend internationalem Standard, ist DER GLÖCKEL als Magazin mit der ISSN (International Standard Serial Number) 1992-0318 registriert. Für die Nutzung gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Hinweis: Wir publizieren nicht nach der “Neuen Rechtschreibreform”.
...
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eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.07.2010 um 21.56

Ein Triumph nicht nur für die Hamburger

Es ist ein Triumph der Freiheitsliebe gegen staatlichen Zwang - Ein Kommentar von Dr. Andreas Unterberger zur Abstimmung über die Pflicht-Gesamtschule in Hamburg

[Ehem. Redakteur der „Presse“ und „Wiener Zeitung“]

Hamburg (kath.net/andreas-unterberger.at)
Es ist ein gewaltiger Triumph. Mit einer satten Mehrheit – 276.000 gegen 218.000 Stimmen – haben die Hamburger die von praktisch allen Parteien gewünschte Einführung einer Pflicht-Gesamtschule bis zum 12. Lebensjahr abgelehnt. Und damit auch die vom schwarz-grünen Senat geplante Zerstörung des achtjährigen Gymnasiums.

Es ist ein Triumph der direkten Demokratie. Es ist ein Triumph der Freiheitsliebe gegen staatlichen Zwang. Es ist ein Triumph für die sich zunehmend selbst um ihre eigenen Anliegen kümmernden Bürger über eine politische Klasse, die jeden Kontakt zu den Menschen verloren hat. …

Es ist zugleich eine schwere Niederlage für die sogenannten pädagogischen Reformer, die seit Jahr und Tag an den Schulen herumdoktern, und diese dabei immer weiter verschlechtert haben. Es ist eine Niederlage für den linken Zeitgeist und die vielen in seinem Sog schwimmenden Politiker und Journalisten. Von denen es in Österreich noch mehr gibt als in Deutschland.

Die werden den Deutschen wie den Österreichern sicher in den nächsten Tagen (so wie nach dem Schweizer Minarett-Referendum) wieder einreden, dass die Bürger geirrt haben, dass man künftig halt noch besser aufklären (=indoktrinieren) müsse. …
Dieser Hamburger Paukenschlag soll und muss auch in Österreich allen die Ohren dröhnen lassen. …

Hamburg sollte aber auch ein aufrüttelndes Signal für all diese Gruppen in Österreich sein. … Aber auf die ÖVP ist leider kein Verlass mehr. Und eine Gewerkschaft kann gar nicht glaubwürdig sein.

Es ist Zeit für eine Bildungs-Bürgerinitiative „SOS Schule“ oder „SOS Bildung“.

kath.net 20.7.2010

Die „Presse“ hatte ja auch anfangs tapferen Widerstand gegen die Rechtschreibreform geleistet, u.a. weil die Leser darüber abstimmen durften. Warum die Zeitung dann doch bald wieder einknickte, ist ungeklärt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.05.2010 um 17.11

Innsbruck
Wenn sich Kleine groß über Kleinschreibung wundern
Die durchgehende Kleinschreibung lässt Schüler die Stirn runzeln. Die IVB rüsten langsam wieder um.

Von Isolde Zwerger

Innsbruck – Langsam und mühevoll entziffert die kleine Lisa im Bus die Hinweise. „notausstieg“ und „ohne ticket wird’s teuer !“. Auch „bitte benutzen sie den sicherheitsgurt“ kann sie da lesen. Stirnrunzeln bei der Erstklässlerin. Warum „da alles falsch“ steht, will sie von ihrer Mama wissen. Doch die hat Erklärungsnotstand. Wie auch die Eltern eines Zehnjährigen, der kürzlich einen Aufsatz durchgehend in Kleinschreibung verfasste, „weil der Papa es in seinen E-mails auch so macht“ […]

Von einer Zeiterscheinung spricht auch IVB-Geschäftsführer Martin Baltes, was die Kleinschreibung in den Öffis (siehe oben) betrifft. „Von 1998 bis 2003 wurde Amerikanisches und Englisches gerne nachgeahmt“, meint er. So waren damals auch Info- oder Fahrplantexte in Kleinschreibung gehalten. Bis stark sehbeeinträchtigte Fahrgäste dazu „um Gottes Willen“ gesagt hätten. Denn: Diese Schreibweise widerspricht der Lesegewohnheit. „Ab da begannen wir, wieder umzustellen, nach und nach“, erklärt Baltes. Die Haltestellen-Schilder würden gerade jetzt getauscht und „die Piktogramme werden wir auch anpacken.“ Dies wird schleichend passieren. Bei der Neuanschaffung von Bussen etwa. Baltes‘ Botschaft an kopfschüttelnde Erstklässler: „Ihr habt ja so Recht.“
tt.com 25.05.2010

Schon bei der Planung von Olympia 72 lehnte der Chefdesigner Otl Aicher bei der Beschilderung die modische Kleinschrebung wie auch die Schreibung in Versalien ab – wegen der schlechteren Lesbarkeit.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.04.2010 um 06.06

NOTIZEN vom 27. April
...
Über Rechtschreibung
Weidach - Die Rechtschreibreform von 2006 sorgt immer noch für Verunsicherung - vor allem bei Eltern, die ihren Kindern bei den Hausaufgaben helfen wollen, mit den neuen Regeln aber nicht vertraut sind. Um diese Regeln geht es morgen von 20 Uhr an in der alten Schule in Weidach. Der örtliche Landfrauenverein bittet unter Tel. (07304) 427 00 um Anmeldung zu dem Informationsabend.
Südewest-Presse


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.03.2010 um 05.42

APENRADE/AABENRAA - 16. März 2010 - von Ruth Candussi

»Aabenraa« bleibt vor Aarhus

Nun will auch Århus das »Å« im Namen zwecks internationaler Vermarktung loswerden

Was die Apenrader von Anfang an verstanden hatten, hat nun auch in Århus zu der Erkenntnis geführt, dass das »Å« im Städtenamen über kurz oder lang im Zuge der Globalisierung für dänische Gewerbetreibende zum Problem werden könnte. Ein weiser Schachzug also einst von Seiten der Apenrader »Aabenraa« nicht zugunsten von »Åbenrå« aufzugeben. Wie berichtet möchte sich nun auch Århus fortan Aarhus nennen dürfen. Das »Å« sei im Ausland nicht bekannt und störe in der internationalen Vermarktung der Stadt, so das Argument des Århuser Bürgermeisterns Nicolai Wammen.

[Bild:]
Rund 250 Apenrader zogen 1997 mit Musik und Transparenten durch Kopenhagen für »Aabenraa« an erster Stelle im Alphabet.
Foto: Archiv-Iselt Segert

Mit Einführung der neuen Rechtschreibreform 1948 durch Unterrichtsminister Hartvig Marcus Frisch (Soz.) wurde u. a. die Schreibweise »Aa« abgeschafft und durch das »Å« ersetzt. Damit sollte u. a. der nordischen Zusammengehörigkeit Nachdruck verliehen werden, indem das »Å« sowohl in Schweden als auch in Norwegen bereits angewandt wurde. Nur in einzelnen Fällen, wie etwa bei Namen, sollten hierzulande künftig Ausnahmen gemacht und vom »Å« abgesehen werden dürfen. Die Stadt Apenrade bestand von Anfang an darauf, von dieser Ausnahmeregelung Gebrauch machen und sich nach wie vor »Aabenraa« schreiben zu dürfen. Damit sicherte man sich den ersten Platz im Alphabet.
»Unter anderem Bürgermeisterin Camma Larsen-Ledet bestand ausdrücklich auf das doppelte A in Aabenraa und damit auf den ersten Platz im Städteregister«, erinnert sich Stadtratsmitglied Jørgen Witte (Soz.). Gleiches tat auch er in seiner Zeit als Apenrader Bürgermeister und führte sogar die Demonstration »@@benr@@ – verdens første by« in Kopenhagen an, an der Bürger und Politiker aus Apenrade teilnahmen, um gegen die Entscheidung der Behörde zur Pflege der dänischen Sprache (Dansk Sprognævn) zu protestieren, »Aabenraa« im dänischen Alphabet unter »Å« anzusiedeln. »Sollen sie doch hier in Kopenhagen ihr Bolle-Å behalten, aber Aabenraa gehört auf den richtigen Platz, nämlich auf den ersten«, wetterte Witte 1997 vor dem Folketing in Kopenhagen und auch heute noch lässt er es sich nicht nehmen, auf das Recht Apenrades auf den ersten Platz im Alphabet aufmerksam zu machen. »Das ist für die Vermarktung von großer Bedeutung, denn Ausländer kennen das ‘Å’ nicht und würden nie auf die Idee kommen, nach Aabenraa ganz hinten im Alphabet zu suchen«, so Jørgen Witte.

nordschleswiger.dk 16.03.2010

Mein Ururgroßvater aus Aabenraa hatte diese Probleme nicht. Er schrieb "Apenrade", wie die deutschsprachige Mehrheit dort. Die "Reform" konnte in Dänemark nur eingeführt werden, weil die Dänen kurz nach dem Kriege andere Sorgen hatten und daher leicht überrumpelt werden konnten – mit Beihilfe der Presse.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.02.2010 um 11.03

Rechtschreibung: Auseinander oder zusammen?

Die gesetzlich verordnete Rechtschreibreform [Falsch: Die RSR wurde gerade dadurch ermöglicht, daß das BVerfGer die Einführung ohne Gesetz erlaubte], die durch viele Diskussionen zu einem Reförmchen mutierte, ist inzwischen zu einer Art Selbstbedienungsladen geworden: Mehr oder minder schreibt jeder, wie es ihm gerade vor die Finger kommt. Höchst ärgerlich bei der amtlich verordneten Form des Schreibens war – und da hatte der Erlanger Germanist Theodor Ickler völlig recht –, dass zusammengesetzte Wörter ausnahmslos auseinander geschrieben werden sollten.

Dass dies zu Bedeutungsverwirrungen führte, lässt sich mit ein paar Beispielen mühelos belegen. Wenn jemand in einem Lager die Paletten hoch stapelt, ist er noch lange nicht unter die Hochstapler geraten. Wenn jemand aus vielen kleinen Bausteinen eine Figur ohne Vorlage frei legt, dann hat er noch lange nicht das getan, was Archäologen mit verbuddelten Ruinen tun: freilegen. Und mancher Politiker gibt sich zwar viel versprechend, doch ist er deswegen noch lange nicht vielversprechend....
Nürnberger Zeitung

War es nicht die Nürnberger Zeitung (oder ... Nachrichten?), die sich gleich zu Beginn der Schreibumstellung weigerte, selbst Todesanzeigen in herkömmlicher Rechtschreibung zu drucken?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.02.2010 um 10.11

Wegweisendes Urteil
Verfassungsrichter verlangen Hartz-IV-Revision

Die größte Sozialreform der Bundesrepublik muss drastisch korrigiert werden: Das Bundesverfassungsgericht hat die Hartz-IV-Leistungssätze für völlig falsch berechnet erklärt. …
spiegel.de 9.2.10

Daß auch die Regelsätze der „Rechtschreibreform“ völlig falsch waren und unter Mißbrauch der Schulkinder durchgesetzt werden sollten, hatte die Verfassungsrichter aber nicht gestört. Das entsprechende Urteil war sogar so verschwommen formuliert, daß bei devoten Verwaltungsgerichten nicht einmal eine Richtigstellung eingeklagt werden konnte.

P.S.: Nach der ss-Reform wäre die gg-Reform fällig: Schüler könnten „wegweisend“ und „weggweisend“ verwechseln.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.01.2010 um 08.44

Übrigens …
[Dr. Alois Grichting]
...wurde am 1. August 2009 die konfuse neue Rechtschreibung, die 13 Jahre lang immer wieder verändert worden war, für die schweizerischen Schulen als bindend erklärt. Unsere Bundeskanzlei hat 2008 in dritter Auflage dazu einen «Leitfaden zur deutschen Rechtschreibung» herausgebracht. Nennen wir ihn «Leitfaden 3». Diese dritte Auflage wurde nötig, weil der «Rat für Rechtschreibung» 2006 vieles von dem rückgängig machte, was in den Jahren zuvor als «Neue Rechtschreibung» gepriesen worden war. So läuft das Possenspiel «Reform der Reformen»: Tat uns einst, reformbedingt, etwas «Leid», so tut es uns nun wieder «leid» – wie es vor der Reform war; was «so genannt» hiess, darf nun wieder «sogenannt» sein usw. Da die Autoren von «Leitfaden 3» nicht erläutern, warum etliche Jahre lang «Leid tun», «so genannt» usw. zu schreiben war, wird die Sache immer dubioser. Die Autoren stellen damit – auf die Vergesslichkeit der Leute hoffend – unehrlich als Neuregelungen vor, was eigentlich Rücknahmen der Reform sind. ...

Die Autoren des «Leitfadens 3» erfüllen leider auch einen Auftrag des Bundesrates nicht, der auf ein Postulat von Nationalrätin Riklin vom 27. September 2004 zurückgeht. Frau Riklin forderte darin, dass «die bisher möglichen Bedeutungsdifferenzierungen durch Zusammen- und Getrenntschreibung erhalten bleiben». Es geschah nichts. Nach dem reformversessenen Schweizer Schülerduden ist ein «wohlbekannter» Schriftsteller dasselbe «wie ein wohl bekannter», «vielversprechend» auch «viel versprechend» usw. Die Autoren von «Leitfaden 3» hätten die Pflicht gehabt, solche falschen Varianten auszuschliessen.

Bemerkenswert ist, dass auch in Österreich 700 Autorinnen und Autoren Eingriffe in die Textgestalt und «orthographische Anpassungen» untersagen. Und auf deutscher Seite kündigt die «Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung», die vor Folgeschäden der Neuregelung warnt, Verbesserungsvorschläge an ...

Walliser Bote 15.12001
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Vollständig bei FDS:
Walliser Bote (n. FDS)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.12.2009 um 13.07

Das Tüpfelchen
Es gibt einen Buchstaben, mit dem haben viele ihre liebe Not: Es ist der Strich mit dem Tüpfelchen drauf, also das „i“.

Sollte man eigentlich nicht meinen, dass dieses kleine Tüpfelchen so seine Schwierigkeiten mit sich bringt, ist aber so - zumindest in den Worten „ihre“ und „ihnen“.
Die kann man nämlich auf zweierlei Weise schreiben: mal groß, mal klein. Groß in der Anrede (Ihre Majestät), so haben wir es gelernt, und klein als „Besitzanzeige“ (Sie kam mit ihrem Hund...).
Der Mensch mag zwar an sich Alternativen. Nur in der Sprache mag er sie nicht. So kommt es immer öfter vor, dass bei Verwendung von „ihr“ und „ihnen“ das Tüpfelchen weg bleibt und sich immer mehr die grundsätzliche Großschreibung durchsetzt.
Gegen eine Vereinheitlichung ist nichts zu sagen, wenn es denn die richtige wäre. Der Duden gibt uns da die Marschroute vor: wenn schon, dann immer klein geschrieben. Dies ist auch bei der Anrede möglich - nach der neuen deutschen Rechtschreibung.
Doch wer kennt sich bei der schon aus, denn die war wahrlich nicht das Tüpfelchen auf dem „i“...
augsburger-allgemeine.de 17.12.09

Wieder ein Reformverwirrter. Wen wundert dann noch, daß häufig als Dativ zu „Sie“ auch in den Zeitungen „ihnen“ geschrieben wird.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.12.2009 um 07.03

Ein Irrtum wie die Rechtschreibreform
Ein Kommentar von Thomas Steinfeld

Die Studenten werden auch in Zukunft gegen die Bologna-Reform protestieren. Die Beschlüsse der Kultusminister können daran nichts ändern ...

Für das Verhalten der Bildungspolitiker gibt es ein Muster: die Rechtschreibreform. Auch sie ging auf eine bürokratische Phantasie zurück, auch sie löste heftigen Widerstand aus, und als endlich überdeutlich wurde, dass sie ein Irrtum war, begann ein zähes Zurückweichen, das, in mehreren Etappen, zur weitgehenden Auflösung der Reform führte. In den meisten Veröffentlichungen deutscher Sprache wird heute, abgesehen vom "ss", wieder so geschrieben, wie das vor fünfzehn Jahren der Fall war. Die Kosten dieses Scheiterns aber waren immens - weil die Politik über diese Reform immer nur politisch verhandeln wollte, also in den Kategorien von Interesse und Durchsetzung, nie aber sachlich, in Form einer Auseinandersetzung über Sprache und Schrift.
sueddeutsche.de - ‎11.12.09‎


Bologna und die Bachelorisierung
So geistvoll wie die Rechtschreibreform
Von Rüdiger Görner

Diese „Vereinfachungen“ in den Studienstrukturen waren so geistvoll wie sonst nur die Rechtschreibreform, die bekanntlich zu einer „Ortogravieh“ geführt hat. Eine Reform der Reform bleibt in beiden Fällen die einzige Lösung, sofern sie nicht zu Verschlimmbesserungen führt. …
faz.net 10.12.09


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.11.2009 um 18.57

"Der Mensch ist schief"

Der Dichter Reiner Kunze über Wunder, Bildung, Fische und Poesie


Ruhig, nachdenklich, so wirkt Reiner Kunze. Er wählt jedes Wort bewusst, seine Lippen formen die Laute genau. In der DDR galt der Dichter als politisch, gerade weil er sich auf das Individuelle konzentrierte. 1977 ließ er sich mit seiner Familie ausbürgern und zog nach Passau. Als am Montagabend im Salzstadel ein Film über ihn gezeigt wurde, hat er mit der LZ gesprochen. Dabei erzählte er unter anderem, warum er die Rechtschreibreform ablehnt und was Kois und Poesie gemeinsam haben.

LZ: Herr Kunze, der 9. November ist der Tag des Mauerfalls. Was empfinden Sie?

Reiner Kunze: Dass ich in meinem Leben ein Wunder erlebt habe: Ich habe zwar immer angenommen, dass sich Deutschland wiedervereinigen wird. Aber ich habe nicht geglaubt, es zu erleben.

Die Wiedervereinigung enthält immer noch viel Zündstoff; die Vorurteile scheinen nicht zu schwinden. Was ist da schief gelaufen?

Wenn etwas schief gelaufen ist, dann ist es der Mensch. Die Menschen sind schief. Bis es Gesamtdeutsche gibt, werden noch zwei Generationen vergehen müssen.

Deutschland wird kritisiert, weil sein Bildungssystem angeblich die sozialen Unterschiede zementiert. Sie wurden in der DDR gefördert, gerade weil sie ein Arbeiterkind waren. Wie bewerten Sie die aktuelle Diskussion?

Man kann die Probleme in der Bundesrepublik nicht in Beziehung setzen mit der Förderung von Arbeiterkindern in Ostdeutschland unmittelbar nach dem Krieg. Wir wurden gefördert, um ein riesiges politisches Lügengebäude zu stützen und dem Stalinismus zur Weltherrschaft zu verhelfen. Kinder, deren Väter zur Intelligenz gehörten, wurde die Weiterbildung sehr erschwert oder unmöglich gemacht. Die Schüler und Studenten, die sich jetzt gegen das Bachelor- und Master-System wehren, wehren sich zu Recht. Sie dürfen sicher sein, dass ich nicht der Zementierung sozialer Hürden das Wort rede.

Sie sind ein entschiedener Gegner der Rechtschreibreform. Warum?

Weil sie eine Katastrophe ist! Die Reform ist teilweise eine Rückentwicklung um 200 Jahre. Beispielsweise die Getrennt- und Zusammenschreibung: Ich kann einen Stuhl "richtig stellen", aber doch kein Missverständnis. Das muss ich "richtigstellen". "Vor Kurzem" bedeutet "kürzlich", nicht "vor dem Kurzen", also gehört es kleingeschrieben.

Im Rathausfoyer sind Ihre Fotografie japanischer Farbkarpfen ausgestellt. Wie kamen Sie dazu, sich mit ihnen zu beschäftigen?

Ich habe die Koi bei Lesungen in Japan kennengelernt. Da dachte ich noch nicht daran, selbst welche zu haben. Dann wollte meine Frau einen Teich, also habe ich angefangen zu graben. Der Teich wurde immer größer, und dann kamen die Fische.

Was fasziniert Sie so an den Kois?

Dass sie schön sind. Nicht nur der Fisch selbst: Es ist das Zusammenspiel von klarem Wasser, Sonne, Schilf und den Bewegungen der farbigen Fische. Sie leben seit Jahrhunderten mit den Menschen zusammen und kommunizieren mit ihnen. Ich hatte einen Fisch, den konnte ich rufen. Nebenbei: Koi wie die meinigen sind nicht teuer.

Wo wir gerade beim Thema sind: Muss Poesie zuerst schön sein oder etwas aussagen?

Inhalt und Form kann man bei Poesie nicht trennen. Mit Poesie muss man der Welt Welt hinzufügen, sie um Vorstellungen erweitern, die es bisher nicht gegeben hat. Das erfordert ein Maximum an Ausdruck bei einem Minimum an Mitteln.

Das Interview führte Kathrin Geltinger.

Landshuter-Zeitung 11.11.09


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.09.2009 um 08.05

Die Sprache gehört dem Volk
Wir laden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum Dialog ein. Sagen Sie uns Ihre Meinung! Das Motto: Leser fragen - die Chefredaktion antwortet.

Klauspeter Bungert aus Trier weist auf einige Rechtschreib-Probleme hin: Die neue Schreibung scheint bei den Korrektoren im TV immer noch zu Verwechslungen zu führen. Besonders aus der Groß- und Klein-, Zusammen- und Getrenntschreibung entstehen zuweilen Kombinationen, die unter sprachlogischen und grammatikalischen Gesichtspunkten fehlerhaft erscheinen.
So setzen Wortpaare wie "Haus gemacht", "Gott gewollt", die als Zusammenziehung Eingang ins Sprachbewusstsein gefunden haben, getrennt geschrieben den im Deutschen nicht vorgesehenen lateinischen Kasus des Ablativus absolutus voraus. (Richtig wäre: "von zu Hause gemacht", "von Gott gewollt".) Fälschlicherweise groß geschrieben finde ich häufig Adjektive nach der Präposition "am". Etwa in der Ausgabe vom 5. / 6. September, Seite 23, linke Spalte, dritter Absatz, zweite Zeile: "am Schamlosesten". Immer wieder anzuführen wäre "am Besten". Die Großschreibung suggeriert eine Personifizierung: (gehen oder schauen) an einem Menschen entlang, der schamlos ist, (sich messen oder verzweifeln) an einem Menschen, der großartig ist. Bei der Komparation (Steigerung) von Adjektiven (Eigenschaftswörtern) bleibt die Kleinschreibung erhalten: schamlos - schamloser - am schamlosesten.



Lieber Herr Bungert,

vielen Dank für Ihre sachdienlichen Hinweise. Wohl wahr: Das Elend mürbt, die Häufung von Rechtschreib-Fehlern und grammatikalischen Irrtümern in Druck-Erzeugnissen aller Art ist Besorgnis erregend, ähh, besorgniserregend. Schluderei? Mangelnde Kenntnisse? Wenig Sprachgefühl? Mag sein. Eines ist gewiss: Nicht unerheblich zur Fehlerquote trägt die von Amts wegen verordnete allgemeine Verunsicherung bei - getarnt als Rechtschreib-Reform. Und ein Musterbeispiel ist die ewige Frage: getrennt oder zusammen?

Ob wir jemals fertig werden mit der Diskussion? Offiziell gilt die Reform ja als fertiggestellt. Das immerhin haben die Sprachwächter in jahrelanger Bosselei fertigbekommen. Alles sollte einfacher, konsequenter, logischer werden. Nach dem vermeintlich großen Wurf, mit gewaltigem Tamtam im Jahr 1996 vorgestellt, hagelte es Kritik an der Orthografie-Orgie, die sich als irreführend oder, wie einige glaubten, als Irre führend entpuppte. Es folgte die Reform der Reform der Reform - 2004 und 2006 nahm der "Rat für Deutsche Rechtschreibung" manch lächerliche Änderung von 1996 zurück, packte dafür einige Verschlimmbesserungen hinzu. Mit dem Resultat, dass viele Deutsche nun gar nicht mehr wissen (und es auch gar nicht wissen wollen!), was richtig ist und was falsch, und fertiggemacht werden, nur weil sie es nicht fertigbringen, das fertig gemachte Machwerk korrekt anzuwenden. Die Rechtschreibung sei endgültig unbeherrschbar geworden, meinen Reform-Kritiker. Will sagen: (Fast) niemand kennt sich mehr aus. Nicht Lehrer, nicht Schüler, nicht Journalisten, nicht Lektoren. Die meisten Bürger haben die angeblich Bahn brechende (was ein Unfug!), Grund legende (Quatsch!) Reform ohnehin nie gutgeheißen. Sie schreiben, wie sie es gelernt haben: vor der Reform, nach der Reform. Sich das Neue einzubleuen, hmm, einzubläuen, ist schweißtreibend, meinetwegen auch Schweiß treibend, dann wieder umzukehren, aber nur ein bisschen - fast unmöglich. Erst hüh, dann hott.

Fehler bewusst machen, also absichtlich? Nein, das will niemand. Aber man muss sich bewusstmachen: Für viele Menschen hierzulande (hier zu Lande, igitt) ist die Rechtschreibung ein Greuel, ähh, Gräuel. Zumal wenn dank aufwendiger, mitunter aufwändiger reformerischer Großtaten der Sinn der Wörter, die Bedeutung verloren geht. Sitzenbleiben (in der Schule) oder sitzen bleiben (auf dem Stuhl)? Ein Unterschied, der glücklicherweise seit drei Jahren wieder benannt werden darf!

Der Hickhack wirkt auf manche Furcht einflößend, womöglich auch furchteinflößend. Rat suchend, meist aber ratsuchend wenden sich die Verunsicherten an Sprach-Gurus. Die Regeln müssen genaugenommen werden, sicher. Aber genau genommen gilt in der Praxis: Ob es Staub saugen heißt oder staubsaugen, ob es Bier kalt stellen heißt oder kaltstellen, ist den meisten völlig schnuppe.

Im "Duden" steht zum Thema "Getrennt- und Zusammenschreibung": Es kann Fälle geben, die mithilfe der Regelungen nicht eindeutig zu klären sind. Den Schreibenden stehen "gewisse Freiräume für eigene Entscheidungen offen". Aha.

"Die Sprache gehört dem Volk", hat der Bundestag im März 1998 beschlossen. Kein Gesetz schreibt den Bürgern vor, wie sie zu schreiben und zu sprechen haben. Erlaubt ist, was gefällt - eigentlich. Damit kein babylonisches Sprachgewirr ausbricht, haben Bund und Länder Vorschriften erlassen, in denen die Rechtschreib-Regeln für Verwaltungen und Schulen verankert sind. Doch was die lieben Kleinen morgens pauken, verdrängen sie nachmittags oft wieder - beim Simsen, Mailen, Chatten, Bloggen, Gruscheln, Twittern. Das Internet? Eine rechtschreibfreie Zone!

P.S.: Wir Volksfreunde orientieren uns an der reformierten Schreibung, bei Variantenwörtern sagt unsere Haus-Orthografie: "klassisch". Eine Dokumentation finden Sie auf http://www.die-nachrichtenagenturen.de im Netz. - Schönes Wochenende!

Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur

Lob, Kritik, Anregungen?

http://www.volksfreund.de/nachrichten/meinung/leserbriefe/Leserbriefe;art8042,2203453


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.09.2009 um 13.36

Von Silvia Seimetz RECKLINGHAUSEN/OE. Diese Frau hält mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Und wenn es um Kinder geht, redet sie sich schnell "in Rage". Darum ist Regine Schwarzhoff, Vorsitzende des Elternvereins NRW, oft Gast in Talkshows. Am Donnerstag, 17. September, spricht die Recklinghäuserin im Willy-Brandt-Haus über ihre Ideen von "richtiger" Erziehung.

Auf Einladung der Buchhandlung Winkelmann und der Volkshochschule RE stellt sie ihr erstes Buch vor. Der Titel: "Kinder brauchen starke Eltern. Das Mutmach-Buch für eine selbstbewußte Erziehung". "Für die alte Schreibweise auf dem Titel habe ich hart gekämpft", sagt Regine Schwarzhoff. Denn die Rechtschreibreform ist für die dreifache Mutter barer Unsinn: "Deswegen machen Schüler mehr Fehler." …

Recklinghäuser Zeitung 11.9.09


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.06.2009 um 18.24

Nachrichten: Reutlingen

Weil out sein in sein kann

Kurzweiliger Abend über richtiges Schreiben und provozierendes Sprechen
Die Rechtschreibreform erregt die Gemüter. Der Linguist Ludwig Eichinger ist gegen mehr Normierung und für gelassene Beobachtung. Beim 79. Zeitgespräch am Donnerstag im Spitalhof erläuterte er kurzweilig, wie alles kam. Und wie wird‘s? Schlechter nicht, aber anders.


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Ludwig Maximilian Eichinger, der entspannte Sprachbeobachter. Bild: Haas

Reutlingen. Ein Spaziergang durch die Sprache sollte es werden, sagte Ulla Heinemann zur Einleitung. Die Rektorin der Tübinger Albert-Schweitzer-Realschule befragte zusammen mit dem Pädagogik-Professor Norbert Vogel den Gast der katholischen Erwachsenenbildung.

„Die Leute meinen ja, sie hätten früher alles richtig geschrieben.“ Nach der halben Zurücknahme der Rechtschreibreform ist die Verunsicherung groß, weil Varianten zugelassen sind. Auch wenn eine IT-Firma in Seattle verlange, eine bevorzugte Variante zu definieren, beschränke man sich hauptsächlich darauf, die Sprachentwicklung zu dokumentieren.

Der Bayer Ludwig M. (für Maximilian) Eichinger ist erst seit 2002 Direktor des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim. …

Schwäbisches Tagblatt 27.6.09

Ergänzt sei hier eine noch aufschlußreichere Darstellung aus dem Reutlinger General-Anzeiger:

Sprache - Das Dialekt sprechende Kind vom Lande als Direktor des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim. Ludwig Eichinger Gast der »Zeitgespräche«

»Ganz schlecht ist schlecht«

VON HOLGER DAHLHELM

REUTLINGEN. »Wir sind ja auch zuständig für die Rechtschreibreform. Ich gestehe es.« Das Geständnis kommt ihm leicht über die Lippen, und Ludwig Eichinger schmunzelt dabei. Doch der Direktor des Instituts für deutsche Sprache (Mannheim) verteidigt die neuen Regeln trotzdem vehement: Was Duden und andere dem Volk vor hundert Jahren verordnet hätten, das sei einfach nicht mehr tragbar gewesen. [Unglaubliche Narretei!] Ist das heute gültige Regelwerk tragbar?


[Bild]
Ist die Sprache noch zu retten? Ludwig Eichinger, Ulla Heinemann.
GEA-FOTO: HD

Na ja: Es ist erträglich, erfuhren die fünfzig Zuhörer des jüngsten »Zeitgespräches«, zu dem Katholische Erwachsenen-Bildung und Stadt den Sprach- und Dialektforscher in den Spitalhof eingeladen hatten, wo ihn Ulla Heinemann (Realschulrektorin) und Nobert Vogel (Professor der Erziehungswissenschaften, beide Tübingen) nach allen Regeln der Fragekunst verhörten: Ist Deutsch noch zu retten? Oder bringen Denglisch, Jugendslang, SMS & Co. die Sprache vollends um?

Die Antwort des Niederbayern, der sich als »Dialekt sprechendes Kind vom Lande« unter Jugendlichen aus anderen Regionen einst fühlte »wie ein Tier im Zoo«: Keine Bange, die Sprache wird überleben, auch wenn sie sich verändert. Aber zur internationalen Verständigung ist Englisch unumgänglich, und »dagegen sollte man vernünftigerweise nicht kämpfen«. Und die englischen Brocken, von Meeting bis »Coffee to go«? »Was es gibt, das braucht es«, bleibt Eichinger gelassen, findet allerdings die Ausdrucksweise (vor allem der Werbeleute) »manchmal schrecklich albern«.

Tut mir Leid? Tut ihm leid, »das war ein echter Fehler« bei der Rechtschreibreform. Aber Gämse oder Gemse, Stängel oder Stengel? Für Ludwig Eichinger ist, was viele - auch Reutlinger - nervt, offenbar gar nicht so wichtig: »Bären oder Beeren, die meisten hören den Unterschied doch gar nicht«, aber die Deutschen müssten sich eben auf die eine oder andere Schreibweise einigen.

Und die muss halt lernen, wer Deutsch schreiben will. Ein paar Fehler lasse man ja jedem durchgehen, aber »ganz schlechte Rechtschreibung ist auch schlecht«. (GEA)

Reutlinger General-Anzeiger 27.6.09


Eichinger ist im Norden nicht unbekannt. In der heißen Zeit des Volksentscheids war er an der Kieler Uni tätig, ohne besonders aufzufallen. Er wird dort als inkonsequent und anpassungsbereit beschrieben, also wohl als der richtige Mann, die „Reform“ am IDS zu fördern.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.06.2009 um 19.55

Institut für Deutsche Sprache und Universität Mannheim präsentieren Studie über Einstellungen zur Sprache

Man spricht deutsch - und das gerne

Die große Mehrheit der Deutschen schätzt die deutsche Sprache. Dieses Ergebnis einer repräsentativen Umfrage lässt sich klar benennen ...

[Kein Wunder: Die meisten haben gar keine andere Wahl.]

Steigendes Interesse

Ein signifikant gestiegenes Interesse an Fragen der Sprache ist zu registrieren. Sagten vor zehn Jahren nur 13 Prozent der Befragten, sie interessierten sich stark oder sehr stark für Fragen der Sprache, so sind es jetzt 35 Prozent. IDS-Direktor Ludwig Eichinger erklärt den Zuwachs mit den öffentlichen Diskussionen über Rechtschreibreform ...
Morgenweb.de 18.6.09

[ Das hatten wir schon mal:
Hans Zehetmair in der F.A.Z. v. 1.8.2003:
„Etwas sehr Erfreuliches und aus meiner Sicht auch ziemlich Unverhofftes hat die Rechtschreibreform ganz sicher mit sich gebracht: die intensive, ja bisweilen leidenschaftlich geführte Auseinandersetzung mit der deutschen Sprache und ihrer Orthographie. Wer hätte das den Deutschen zugetraut?...

Dazu bemerkte Dr. Gerhard Eber in einem Leserbrief in der F.A.Z. v. 6.8.03:
„Die Freude darüber, daß die Rechtschreibreform zu einer intensiveren Beschäftigung mit der deutschen Sprache geführt habe, gleicht der Freude eines Museumswärters darüber, daß ein Verrückter Salzsäure über ein Rubens-Bild geschüttet hat, weil man sich nun doch immerhin intensiver mit Rubens beschäftige.“

Tatsächlich wurde das Rubens-Bild „Höllensturz der Verdammten" 1959 in der Münchener Pinakothek von einem Psychopathen schwer beschädigt. Die Spuren sind noch heute sichtbar.
]

Übrigens:
Mannheimer Morgen Großdruckerei und Verlag GmbH
Dudenstraße 12-26, 68167 Mannheim


eingetragen von Detlef Lindenthal am 22.05.2009 um 07.42


Marcel Urech schrieb:
Am 1. August wird die Rechtschreibreform 2006 an Schweizer Schulen verbindlich. Der orthografische Freistil endet, zwingende Rechtschreibregeln halten wieder Einzug.
Was geschieht eigentlich, wenn ein Schweizer Schüler, oder gar eine Schülerin – stellen wir uns vor: die Klassenbeste –, die Wörter Fuß, Maß, Maße und Buße mit ß schreibt?
Will dann der Schweizer Lehrer (mit statistischer Wahrscheinlichkeit ein Einfaltspinsel, sonst wäre er nicht Lehrer geworden) im Dreieck springen und ganz viel rote Tinte fließen lassen??
Klar, kein Schülerlein wird das machen, wird die schützende, unauffällige, dumpf und streng riechende Herdenmitte verlassen und den Lehrer dessen persönliches wie auch kollektives Rechtschreib-Stalingrad spüren lassen.

Aber wenn?
__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.05.2009 um 06.49

Akt. 19.05.09; 23:18 Pub. 19.05.09; 23:01

RECHTSCHREIBREFORM

«Die Schüler sind völlig verunsichert»
von Marcel Urech

Am 31. Juli endet die Übergangsfrist für die Einführung der Rechtschreibreform an den Schulen. Doch diese seien darauf nicht vorbereitet, so Kritiker. Es drohen Klagen und Rekurse.

Vollspritzen statt voll spritzen, Gräuel statt Greuel und Schifffahrt statt Schiffahrt: Am 1. August wird die Rechtschreibreform 2006 an Schweizer Schulen verbindlich. Der orthografische Freistil endet, zwingende Rechtschreibregeln halten wieder Einzug. «Die Lehrer müssen die neue Rechtschreibung umsetzen», bestätigt Beat W. Zemp, oberster Lehrer der Schweiz. «Das ist völlig illusorisch», entgegnet Robert Nef, Mitbegründer der Schweizer Orthographischen Konferenz – die Schulen seien dafür nicht bereit und die Lehrmittel nicht aktuell. Bei den Schülern herrsche Konfusion. «Ich kann ja verstehen, dass die Lehrer nicht mit Herzblut dabei sind – nicht mal die Fachleute sind sich einig», so Nef. Peter Müller, Rechtschreibexperte und Direktor der Schweizerischen Depeschenagentur, befürchtet sogar Gerichtsklagen gegen Schulen, wenn die neue Rechtschreibung notenrelevant wird: «Die Schüler sind durch die Übergangsfrist ohne klare Regeln völlig verunsichert.»

Sprachwissenschafter Rudolf Wachter von der Universität Basel stimmt zu: «Wenn der Staat weiterhin gewisse Schreibvarianten bevorzugt und andere, populärere als Fehler anstreicht, drohen Rekurse.» In der Übergangsphase habe sich die Haltung entwickelt, alles sei erlaubt, und nun drohe das totale Chaos, so Wachter.

http://www.20min.ch/news/schweiz/story/12205753


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.03.2009 um 08.00

Nachrichten: Kultur
21.03.2009

Cornelsen holt sich den Duden

Der Schulbuchverlag Cornelsen hat die Mehrheitsanteile am Verlag Bibliographisches Institut von der Langenscheidt KG und der Familie Brockhaus erworben. "Mit der Marke Duden erschließen wir neue Wachstumspotenziale ", sagte Cornelsen-Geschäftsführer Alexander Bob. Die Verlagsgruppe erweitere ihr Portfolio damit um namhafte Marken im Bereich Nachschlagewerke, Schulbuch, Kinderbuch und Kalender.

Die Cornelsen-Verlagsgruppe erstellt und vertreibt Bildungsangebote von der schulischen Ausbildung bis zur berufsbegleitenden Weiterbildung. Zum Bibliographischen Institut gehören unter anderem die Verlage Duden und Meyers sowie die Kalenderverlage Harenberg, Heye und Weingarten. ddp

Schwäbisches Tagblatt
http://tagblatt.de/35703792/Nachrichten/Kultur


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.01.2009 um 11.25

Der Kabarettist Han’s Klaffl gastiert mit seinem aktuellen Programm im Nördlinger Stadtsaal Klösterle….

RN: Guten Tag, Herr Klaffl. Ihr Programm lautet „40 Jahre Ferien - ein Lehrer packt ein!“ Wie kamen Sie gerade auf diesen Titel?

Klaffl: Nun, ich bin hauptberuflich Musiklehrer an einem bayerischen Gymnasium. Zwar noch keine 40 Jahre, aber doch mehr als 30. Eigentlich habe ich nichts getan, als all die Absurditäten, mit denen ich im Laufe meiner Lehrtätigkeit konfrontiert wurde, zusammenzutragen und daraus ein Kabarettprogramm zu komponieren. […]

RN: Herr Klaffl, Sie heißen mit Vornamen Han’s? Ist das ein Schreibfehler?

Klaffl: Nein, das ist mein persönlicher Vorgriff auf die kommende Rechtschreibreform, in der vermutlich der bestehende Wildwuchs in der Rechtschreibung noch weiter gefördert wird. Außerdem betrachte ich diese Schreibweise als kleinstmögliche Form eines Künstlernamens.

Augsburger Allgemeine /Rieser Nachrichten 13.01.09


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.08.2008 um 10.42

… Deutschland diskutierte im Sommer 2000 aufgeregt über ein Verbot von Kampfhunden … Angela Merkel war trotz allem gut drauf: Ja, sie fühle sich mittlerweile wohl in Berlin, sagte sie. Und nein, sie schwinge nicht gern vor Berliner Diskotheken-Besuchern das Tanzbein. Sie feiere lieber in privater Runde. Noch mehr Grund zur Freude hatte sie, als die Verwirrung um die Rechtschreibreform größer wurde. Die „Zwischenstaatliche Kommission für deutsche Rechtschreibung“ gab bekannt, dass die Reform nicht reformiert werde, woraufhin die Frankfurter Allgemeine Zeitung bekanntgab, wieder nach den alten Regeln schreiben zu wollen. Frau Merkel bemerkte damals, ihr sei die Debatte recht, ihre Orthographie habe schon seit längerem eine eigene Note. …
Südthüringer Zeitung 26.08.2008
stz-online

Die eigene Note – eine Reformfolge: Merkel-Schreibe.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.08.2008 um 08.59

Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Rechtschreibreform

Bielefeld (ots) - Die Rechtschreibreform ist zehn Jahre alt.
Ein Anlass, »Herzlichen Glückwunsch!« zu rufen, ist das nicht. Für den Buchhandel war und ist die Schreibverwirrung ein Geschäft, weil die Verlage millionenfach Ratgeber verkaufen.
Viele Deutsche halten die Korrekturen für ein Ärgernis, für so überflüssig wie einen Kropf. Die Gesundheitsreform der deutschen Sprache ist gescheitert, an ihr wird auch nach zehn Jahren noch herumgedoktert. Die Schweizer Orthographische Konferenz hält weitere Nachbesserungen für unerlässlich. Gehen also die Reparaturarbeiten weiter?

Korrekt zu schreiben sollte einfacher werden: Mit diesem Ziel gingen Germanisten und die Kultusminister damals daran, die deutsche Sprache von Ungereimtheiten zu befreien. Es begann ein Kahlschlag. Dafür, dass Betttuch mit drei »t« und dass mit zwei »s« geschrieben werden sollen, haben die meisten Deutschen Verständnis. Aber für das willkürliche Auseinanderreißen von Wortverbindungen gilt das nicht. Beispiel »zusammen tragen«: Es ist ein Unterschied, ob zusammen tragen meint, dass jemand Informationen oder Modellautos sammelt, oder ob es bedeuten soll, dass mehrere Menschen einen Schrank gemeinsam schleppen. Die alte Zusammenschreibung war die bessere Lösung.

Nach dem Kahlschlag folgte die Neuanpflanzung des alten Saatguts. Der Rechtschreibrat um den früheren bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair brachte durch die Rückbesinnung auf Altbewährtes wieder mehr Vernunft in den Rechtschreibwahnsinn. Dennoch ist die Verunsicherung weiter groß. Wie die Forschungsgruppe Deutsche Sprache herausfand, stieg die Fehlerquote in Aufsätzen von Viertklässlern und in Diktaten von Gymnasiasten deutlich an.

Damit haben die Rechtschreibreformer ihr Ziel verfehlt. Wenn es ums Schreiben geht, müssen die Deutschen heute öfter im Duden nachsehen als früher. Das Flickwerk leistete der Beliebigkeit Vorschub. »Ich schreibe so, wie ich will«: So denken immer mehr Deutsche. Wenn Personalchefs über haarsträubende Schnitzer in den Bewerbungen um Lehrstellen klagen, dann ist das auch auf die zersetzende Wirkung der Rechtschreibreform zurückzuführen.

Während Ältere, die Sprache als hohen Wert ansehen, auf Korrektheit bei Rechtschreibung und Formulierungen achten, bekommen sie im Gegenzug Briefe von ihren Enkeln, die von großer sprachlicher Gleichgültigkeit zeugen. Ohnehin möchten viele Jugendliche am liebsten nur noch SMS schreiben, auf dem Handy regiert der Abkürzungswahn.

Mehr als zehn Jahre lang streiten die Deutschen schon über die Rechtschreibung, die am 1. August 2007 endgültig in Kraft trat. Nach der langen Zeit ist sie immer noch unausgegoren. Aber wir müssen wohl die Mängel akzeptieren, denn eine neuerliche Reform der Reform wäre für die Schüler und auch ihre Lehrer unzumutbar. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 – 585261

Presseportal Westfalenblatt
01.08.2008 | 19:50 Uhr
http://www.presseportal.de/pm/66306/1239495/westfalen_blatt

(Fett durch rs.com)

Wieso müssen wir die Mängel akzeptieren? Wieso ist eine weitere Beseitigung von Unsinn für Schüler und Lehrer unzumutbar? Die seit 2006 verbliebene Restreform dient doch nur der Gesichtwahrung der Kultusminister! Auch die hätte man problemlos abschaffen können (gemeint ist die Restreform, aber die Kultuspolitiker am besten gleich mit). Nur die „ss“ würden noch geraume Zeit durch die Texte geistern. Alles andere haben die Schüler sowieso eher fehlerhaft kapiert.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.08.2008 um 04.20

„Spaghetti“ oder „Spagetti“ – Rechtschreibreform ein Jahr in Kraft
Wer im Alltag viel schreibt, muss noch häufig zum Wörterbuch greifen

Von Esteban Engel
BERLIN (BLK) – Sie ist bei vielen Menschen unbeliebt und wird es wohl noch länger bleiben: Die Rechtschreibreform löst auch ein Jahr nach ihrem offiziellen Start Unbehagen und Unsicherheit aus. Dabei war am 1. August 2007 ein abgespecktes Regelwerk verbindlich in Kraft getreten. Ursprünglich hatten die mit dem Vorhaben betrauten Experten viel stärker in die Schreibweise der deutschen Sprache eingreifen wollen.

Ob „kennenlernen“ oder „kennen lernen“, „Schiffahrt“, „Schifffahrt“ oder „Schiff-Fahrt“, „überschwänglich“ oder „überschwänglich“ – wer im Alltag viel schreibt, muss noch heute häufig zum Wörterbuch greifen. Nach einer Untersuchung der Forschungsgruppe Deutsche Sprache, der einige Reformgegner angehören, haben die neuen Regeln das korrekte Schreiben an Schulen nicht erleichtert – im Gegenteil. Die Fehlerquote sei etwa in freien Aufsätzen von Viertklässlern um 80 Prozent, bei Diktaten in der gymnasialen Oberstufe gar um 110 Prozent gestiegen. Vor allem die Verwendung von Doppel-S und Eszett löse bei vielen Schülern noch Kopfzerbrechen aus.

Die Gegner blicken hoffnungsvoll in die Schweiz, wo die Orthographische (oder Orthografische) Konferenz eine Reform der Reform anstrebt. „Der Weg, den sie einschlägt, wird insbesondere den Schulen helfen, mehr Sicherheit im aktuellen Durcheinander zu gewinnen“, sagt etwa Schulbuchverleger Michael Klett.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) sieht dagegen keinen „akuten“ Handlungsbedarf. „Die Unzufriedenheit hält sich so in Grenzen, dass sie kaum bemerkbar ist“, sagt KMK-Generalsekretär Erich Thies. Die Reform habe sich bewährt. Der Vorsitzende des Rechtschreibrates, der frühere bayerische Kultusminister Hans Zehetmair, schließt allerdings kleine Änderungen nicht aus. Man wird sich nun mit den Wörterbuchverlagen unterhalten, ob nicht etwa „Spaghetti“ ohne „h“ geschrieben werden kann, sagte der CSU-Politiker dem „Münchner Merkur“.

Die wohl größte Reform im Schriftdeutsch hatte in der Bundesrepublik, Österreich und der Schweiz Verwirrung und Ablehnung ausgelöst. Bereits am 1. Juli 1966 hatten sich Fachleute aus den drei Ländern, sowie aus Liechtenstein und den Staaten mit deutschsprachigen Minderheiten grundsätzlich auf das Projekt geeinigt. Kurz danach erhoben sich die ersten Stimmen des Protests gegen die Kommission.
Vor allem Schriftsteller aber auch Institutionen wie die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung kritisierten die ihrer Ansicht nach willkürlichen Änderungen. „Mein erstes Prosamanuskript zur ‚Blechtrommel’ ist voller Rechtschreibfehler. Ich habe die deutsche Rechtschreibung im Laufe meines langen Schreibprozesses gelernt und bin deshalb auch so wütend, dass sie wieder geändert wird“, sagte etwa Literaturnobelpreisträger Günter Grass.

Das Bundesverfassungsgericht erklärte die Reform dennoch für rechtmäßig, in Umfragen lehnte eine Mehrheit der Deutschen die neuen Regeln ab. Am 1. August 2005 wurden die weitgehend unstrittigen Teile an Schulen und Behörden verbindlich eingeführt.

Vor dem Hintergrund des anhaltenden Widerstandes beschloss der von den Kultusministern eingesetzte Rat für deutsche Rechtschreibung im Februar 2006 Änderungsvorschläge bei der Getrennt- und Zusammenschreibung, der Silbentrennung sowie der Zeichensetzung. So durften fortan Wortverbindungen wie „allein erziehend“ oder „so genannt“ auch zusammen-, das „Du“ in Briefen wieder großgeschrieben werden.

Einige Medien, allen voran die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, das Magazin „Der Spiegel“ und das Medienhaus Axel Springer („Bild“, „Die Welt“) gaben ihren Widerstand auf und schwenkten auf die veränderte Rechtschreibung um. Auch die Nachrichtenagenturen einigten sich auf das neue Regelwerk, damit sie nicht nur korrekt, sondern auch in einheitlicher Schreibweise ihre Meldungen verbreiten.

Im Rückblick räumt KMK-Generalsekretär Thies Fehler bei der öffentlichen Vermittlung des Projekts ein. So habe die Reformkommission zu lange für sich gearbeitet, die Politik sich zu spät eingeschaltet. Die Proteste sieht Thies gelassen. „Keine Themen erhitzten die Gemüter so wie die Rechtschreibreform und die Terminregelung für die Sommerferien – das ist unlösbar.“

Berlinier Literaturkritik
31.7.2008

http://www.berlinerliteraturkritik.de/index.cfm?id=18920


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.07.2008 um 06.30

NDR TALK SHOW MIT RALF ZACHERL & PETER DöLKER
NDR, Freitag, 01.08.,22:00 - 00:00 Uhr

[Einer der Teilnehmer]

Wolf Schneider - Autor, Sprachkritiker

Wolf Schneider hat eine Mission: der Journalist, Autor und langjährige Moderator der NDR Talk Show will die deutsche Sprache beleben und den Deutschen die Anglizismen austreiben. Nicht alle, aber die unnötigen, die unverständlichen und die lächerlichen. Im Frühjahr ist im Rowohlt Verlag sein aktuelles Buch 'Speak German! - Warum Deutsch manchmal besser ist' erschienen. Schneider fordert darin zu mehr Mut auf, Anglizismen, die unverständlich, überflüssig oder einfach albern sind, aus dem Sprachgebrauch zu verbannen und deutsche Worte einzuführen.

Aus diesem Grund hat der 83-jährige Sprachkritiker bereits im Herbst 2005 die Aktion 'Lebendiges Deutsch' im Verbund mit der 'Stiftung Deutsche Sprache' initiiert. Mit dieser Aktion ruft Schneider die Menschen auf, Vorschläge für Übersetzungen von Anglizismen zu machen. Jeden Monat veröffentlicht die Stiftung eine neue Empfehlung: 'Auskunft' statt 'Service Point', 'Straßenfeger' statt 'blockbuster', 'Schnellkost' statt 'Fast Food'.

Wolf Schneider war lange Jahre Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Washington, Verlagsleiter des Stern, Chefredakteur der Welt und 16 Jahre lang Leiter der Henri-Nannen-Schule. Seit vielen Jahren bildet er junge Leute an sechs Journalistenschulen aus und hat 26 Sachbücher geschrieben.

Der streitbare Journalist und Autor ist ein erklärter Gegner der Rechtschreibreform. Seit dem 1. August 2007 ist die dritte Reform per Gesetz verbindlich. Doch Zeitungsverlage haben Wege gefunden, die Reform auszuhöhlen. Und noch immer sorgt die Reform bei der Bevölkerung für Unsicherheit und Unmut.

In der NDR Talk Show erzählt Wolf Schneider, warum ihn die Rechtschreibreform noch immer wütend macht, was er mit der Aktion 'Lebendiges Deutsch' bezwecken will und warum 'Geh-Kaffee' besser klingt als 'Coffee to go'.

Gourmet-Report 31.07.2008
gourmet-Report

Immer wieder überrascht die Unwissenheit der Zeitungsschreiber:
Die „Rechtschreibreform“ ist kein Gesetz!
Niemand braucht sich daran zu halten!
Nur an den Schulen wirkt das Wort der Kultusminister wie ein Gesetz, da sie dank des Bundesverfassungsgerichtes „Narrenfreiheit“ für jeden schreiblichen Unfug in Anspruch nehmen können – gegen den Rest der Welt.

Es wirft ein bezeichnendes Licht auf den vom Verfassungsgericht zum „vorbildhaften Hineinwirken der Schulen in die Gesellschaft“ verklärten Repressionscharakter der „Reform“, daß die Bücher eines erklärten Reformgegners in Reformschreibung erscheinen. Schon vor vier Jahren hatte Schneider bemerkt: „Ich bin nicht in der Lage von Günter Grass. Ich habe mein Manuskript in der guten alten Rechtschreibung abgeliefert, und der Verlag wird schon irgendeinen Computer daransetzen, um den Text zu versaubeuteln.“


Nachtrag am 2.8.08: Rolf Schneider ist der einzige, der im Fernsehen öfters wirksam vor der Kamera gegen die Rechtschreibreform zu Felde ziehen darf. Diesmal tat er es wieder unter großem Beifall. Leider tröstete er sich darüber hinweg, daß in seinem neuen von Rowohlt verhunzten Buch immerhin die ss-Regelung doch ganz vernünftig sei.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.07.2008 um 16.11

Erschöpfte Ruhe nach jahrelangem Streit

Frankfurt/Main (AFP) — Der Rat für deutsche Rechtschreibung arbeitet noch - nur nimmt davon kaum noch jemand Notiz. Denn die Zeiten des erbitterten Streits um die Rechtschreibreform scheinen vorbei zu sein. Vor zehn Jahren, am 1. August 1998, wurde das Regelwerk an Deutschlands Schulen eingeführt - begleitet von heftigen Kontroversen und großem Unmut.

Ersehnte Friedhofsruhe
Schlichtend wirkte erst die Arbeit des Rechtschreibrates, dessen Empfehlungen vor zwei Jahren zu erneuten Änderungen an der Reform führten. Heute herrscht an den Schulen eine erschöpfte Ruhe. Zwar ist kaum jemand wirklich glücklich mit der Reform, aber eine erneute Auseinandersetzung wünscht sich auch niemand.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung wurde als Konsequenz aus der anhaltenden Kritik an der Reform eingerichtet. Die Expertenrunde um ihren Vorsitzenden Hans Zehetmair erarbeitete Nachbesserungsvorschläge, die schließlich am 1. August 2006 an den Schulen eingeführt wurden. Zwei Jahre später ist der Rechtschreibrat zwar nicht abgeschafft, erfüllt seine Aufgaben aber ohne großes öffentliches Interesse. Dabei sollen Schreibweisen nun keineswegs ewig in Stein gemeißelt bleiben. „Änderungen sind möglich", sagte Zehetmair dem "Münchner Merkur". Das sei allerdings ein ganz normaler Prozess. Denkbar sind unter anderem Eindeutschungen von Fremdwörtern. Er denke da etwa an Spaghetti ohne h, nennt der frühere bayerische Kultusminister ein Beispiel.

In der Öffentlichkeit und an den Schulen wird das vermutlich nicht mehr für große Aufregung sorgen. "Das Thema ist an den Schulen vollständig durch, da kräht kein Hahn mehr nach", sagt die Schulexpertin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marianne Demmer. Auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, meint, dass sich die große Aufregung um die Reform längst gelegt habe.

Diese Gelassenheit liegt aber nicht in der Überzeugungskraft der Reform begründet, sondern vor allem in der Wirkung der jahrelangen Auseinandersetzung. An den Schulen sei man des Streits müde, sagt der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger. Lehrer und Schüler seien des Themas überdrüssig, pflichtet die stellvertretende GEW-Vorsitzende Demmer bei.

Eine rundum positive Bilanz zieht nach zehn Jahren Rechtschreibreform niemand. Auch Zehetmair blickt kritisch zurück: "Insgesamt ist die Rechtschreibreform sicher nicht verfehlt. Wenn, dann kann man die Frage stellen, ob die Reform überhaupt hätte gemacht werden sollen. Das ist aber Schnee von gestern." Meidinger kritisiert, dass nach wie vor einige Dinge unbefriedigend geregelt seien und es noch eine Menge Widersprüche gebe.

Unabhängig von der Kritik an einzelnen Änderungen sind die Lehrer aber vor allem über das jahrelange Wirrwarr und die lähmende Wirkung der Auseinandersetzung verärgert. In dieser Zeit wären an den Schulen wichtigere Dinge zu tun gewesen, erzürnt sich Lehrerverbandspräsident Kraus. So werde etwa in keinem Industrieland der Muttersprache im Unterricht so wenig Gewicht beigemessen wie in Deutschland.

Die Debatte darum und um andere Probleme an Deutschlands Schulen wird weitergehen. Ein erneuter Streit um die Rechtschreibung ist dagegen nicht in Sicht. Niemand werde Energie und Mut aufbringen, diese Reform noch einmal anzupacken, sagt Kraus. Wer dies dennoch wagt, wird nach Ansicht Demmers nur auf "ungläubiges Staunen" stoßen. Das Thema habe sich "wahrscheinlich für eine ganze Generation erledigt."

AFP 30.7.2008

http://afp.google.com/article/ALeqM5g3UpPaCLTLe9hA-vvCln2zVD_Dpw


eingetragen von glasreiniger am 30.07.2008 um 13.23

Zitat:
Aktuell geistern Befunde durch den Blätterwald (BILD, FOCUS, Börsenblatt usw.), die belegen sollen ...

Aktuell = wenn das Sommerloch vorbei ist, ist auch das vorbei

geistern = man kann nicht alles unter Kontrolle haben

Befunde = zweifelhaftes Material

Blätterwald = unseriös

BILD = noch unseriöser

FOCUS = da hat der Chef nicht aufgepaßt

Börsenblatt = es geht ans Geld

die belegen sollen = die arbeiten wie anständige Forscher, nämlich ergebnisorientiert, und das Ergebnis ist so, wie der Auftraggeber es wünscht


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.07.2008 um 11.20

http://www.teachersnews.net/artikel/nachrichten/forschung/007438.php
>>Verschlechterung der Schreibleistungen durch die Rechtschreibreform: Trägt die empirische Grundlage?

Aktuell geistern Befunde durch den Blätterwald (BILD, FOCUS, Börsenblatt usw.), die belegen sollen, dass sich die Schülerleistungen als Folge der Rechtschreib-Reform deutlich verschlechtert haben. Die Medien beziehen sich auf einen Vortrag des Germanisten Uwe Grund vor der Forschungsgruppe Deutsche Sprache, die der Rechtschreibreform generell kritisch gegenübersteht.

Auch wenn die in seinem Bericht publizierten Daten (z. B. zur s-/ss-/ß-Schreibung) Anlass für ernsthaftes Nachdenken und weitere Analysen sein müssen, rechtfertigen sie das harsche Urteil nicht. Die berichteten Urteile sind mit großer Vorsicht zu interpretieren:

• Der Autor selbst vergleicht Klassen einer (!) norddeutschen Schule 1970/72 mit Klassen einer (!) südwestdeutschen Schule 2004/06, wobei es sich um vier Diktate in maximal 6 Klassen der Jahrgänge 5-7 handelt, die Anzahl der in den Vergleich jeweils einbezogenen Lerngruppen und SchülerInnen aber unklar bleibt.

• Die von ihm ergänzend zitierte Abiturstudie zeigt bereits vor der Rechtschreibreform deutliche Anstiege der Fehlerquoten, so dass es auch andere Gründe für den beobachteten Fehleranstieg unter den Abiturienten geben kann (z. B. die erheblichen Veränderungen der Population in dieser Schulform).

• Grund zitiert drittens eine Untersuchung von uns, deren Ergebnisse wir selbst sehr viel zurückhaltender gedeutet haben (Brügelmann 2003b) und nach weiteren Analysen später sogar korrigieren mussten (Brügelmann 2004m).

• Er verwendet dramatische Prozentwerte („330%“), die sich zum Teil auf marginale Größenordnungen beziehen (z. B. Zuwachs einer Fehlerkategorie von 0,2 auf 0,6 Fehler pro 100 Wörter).

• Er bezieht wesentliche Daten und Erklärungsversuche nicht ein, die zu einem differenzierteren Bild führen würden, wenn z. B. als Ursache neben den orthographischen Regelungen auch die Lernsituation (langes Nebeneinander von alter und neuer RS) und gesellschaftliche Veränderungen der Schreib- und Medienkultur einbezogen würden.

Betrachtet man die immer noch karge empirische Grundlage insgesamt, so sind die Daten zu widersprüchlich, ihre möglichen Deutungen zu vielfältig (vgl. Marx 1999; 2004; Brügelmann 2003b; 2004m+n; Grund 2006; 2008), als dass man daraus klare Folgerungen für den „Erfolg“ der Rechtschreibreform ableiten könnte.

Es stellen sich interessante Fragen, z. B. zum Einfluss des Umfeldes vs. der Rolle der neuen Schreibungen selbst, aber Antworten geben die Daten auf diese Fragen noch nicht.

Brügelmann, H. (2003b): Rechtschreibleistungen am Ende der Grundschulzeit: 1991-2001. NRW-Kids 2001 und der Schreibvergleich Bundesrepublik-DDR. In: Panagiotopoulou/ Brügelmann (2003, 173-178).
In: Panagiotopoulou, A./ Brügelmann H. (Hrsg.) (2003): Grundschulpädagogik meets Kindheitsforschung: Zum Wechselverhältnis von schulischem Lernen und außerschulischen Erfahrungen im Grundschulalter. Leske+Budrich: Opladen, 173-178.

Brügelmann, H. (2004m): Textmenge und Rechtschreibfehler in freien Texten (Klasse 4 bis 12). Eine Sekundärauswertung der Studie NRW-KIDS. Vervielf. Ms. FB 2 der Universität: Siegen. http://www.agprim.uni-siegen.de/nrwkids

Brügelmann, H. (2004n): Die Rechtschreibleistung in Kurztexten von SchülerInnen der achten Klasse in der internationalen IEA-Lesestudie 1991. Vervielf. Ms. FB 2 der Universität: Siegen. http://www.agprim.uni-siegen.de/iea

Grund, U. (2006): Nahaufnahme: Rechtschreibleistungen in Abituraufsätzen.
http://forschungsgruppe.free.fr/grund.pdf [30.7.2008]

Grund, U. (2008): Vergleichende Studien zu Rechtschreibleistungen in Schülertexten vor und nach der Rechtschreibreform. Erste Ergebnisse und Desiderate der Forschung
http://www.sprachforschung.org/Pdf/Grund_Vortragstext_FDS.pdf [29.7.2008]

Marx, H (1999): Rechtschreibleistung vor und nach der Rechtschreibreform: Was ändert sich bei Grundschulkindern? In: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und pädagogische Psychologie, 31. Jg. H. 4, 180–189.

Marx, H. (2004): Rechtschreibung wurde erschwert. Interview in: Neue Osnabrücker Zeitung v. 21. 8. 2004
http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=86 [30.7.2008]
<<

„Teachernews“ 30.702008
http://www.teachersnews.net/artikel/nachrichten/forschung/007438.php


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.05.2008 um 17.28

STADTBIBLIOTHEK: Quicklebendig, doch viel zu klein

FALKENSEE - Rein rechnerisch gesehen zieht die Falkenseer Stadtbibliothek den Kürzeren, vergleicht man sie mit denen in anderen Städten ihrer Größenordnung. Eisenhüttenstadt, Schwedt, Eberswalde – was haben die für Kulturhäuser und Stadtbüchereien vorzuweisen! Gar nicht zu reden von den Heimatorten der Neu-Falkenseer, die aus der alten Bundesrepublik zugezogen sind. …
Von 1997 bis 2007 schrumpfte der Bestand an Medien (Bücher, CDs, Videos, DVDs, Spiele, Periodika) ziemlich drastisch, und zwar von 30 189 auf 25 857 – umkehrt proportional der Bevölkerungsentwicklung, denn die Bürgerschaft wuchs in diesen zehn Jahren von 27 505 auf 38 376.
Christiane Radon, die Leiterin des Hauses, erklärte, warum das so ist: Einerseits mussten viele Kinderbücher aussortiert werden, da sie nicht mehr der neuen Rechtschreibung entsprachen. Andererseits unterliegen die Medien bei der hohen Umschlagzahl (im Vorjahr wurden 117 800 Entleihungen registriert) einem hohen Verschleiß. Für Ersatz reicht das Geld kaum aus, denn obwohl die Stadt ihren Etat für neue Medien sanft, aber kontinuierlich anhob (auf 18 000 Euro 2008), bekommt sie immer weniger für ihr Geld. Die Buchpreise stiegen nämlich auch, wenngleich weniger moderat….
(Von Hiltrud Müller)
Märkische Alggemeine online 23.5.2008
aussortiert

Gleiche Zeitung:
„Es ist fair“
Strassenfussball 34 Teams spielten beim LBS-Cup auf dem Neuruppiner Schulplatz
NEURUPPIN - Dass beim Fußball nicht nur das Toreschießen das Maß aller Dinge ist, erlebten gestern die Teilnehmer des LBS-Straßenfußball-Cups.
Reformerfolge


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.04.2008 um 11.26

Buchausleihe mittels Scanner
Schulbücherei in Ober-Olm mit neuem Konzept und besserer Ausstattung
[…]
Alle 160 Schüler, dazu viele Lehrer und Eltern hatten sich in dem großen Raum im Erdgeschoss eingefunden, um bei der feierlichen Eröffnung dabei zu sein. "Eine Bibliothek haben wir zwar schon seit 1997", sagte Schulleiter Dieter Kowollik. Aber dank des Engagements von Lehrern und Eltern präsentiert sich die kleine, aber feine Bücherei nun so attraktiv wie nie zuvor.
[…] Ganz klar, dass auch die Geschichten von Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga oder Wickie aus Flake dabei sind. "Für Spenden von gebrauchten, aber gut erhaltenen Büchern sind wir nach wie vor dankbar", erläuterte Ullmann. "Aber es müssen Bücher mit der neuen Rechtschreibung sein. Sonst führt das zu Verwirrung bei den Kindern." […]
Allgemeine Zeitung Mainz 19.04.2008

http://www.allgemeine-zeitung.de/region/objekt.php3?artikel_id=3247736


Lt. Urteil des Bundesverfassungsgerichts v. 20.7.1999 hat „das Nebeneinander von Alt- und Neuschreibung ... für die Kinder kein nennenswertes Gewicht.“

Wichtiger wäre das Aussortieren der Bücher mit Reformschreibung aus der Zeit zwischen 1996 bis 2006 und später: („heute Früh“, „tut mir Leid“, „Tollpatsch“ oder „14-Jährige“).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.04.2008 um 20.45

[...]
Für die grösste Verärgerung beim Thema Deutsch in den letzten Jahrzehnten hat sicher die Rechtschreibreform gesorgt. Was halten Sie von ihr?
Letztlich nicht viel. Sie war sicherlich gut gemeint und hatte im Ansatz gute Ideen, wie jede Reform. In Gang gesetzt wurde der Prozess ja bereits in den 70er-Jahren. Manche der damaligen Vorschläge waren noch viel radikaler, es ging zum Beispiel um die Abschaffung der Grossschreibung.
Wäre das ein Fehler?
Das weiss ich nicht. Andere Sprachen wie Englisch oder Französisch kommen auch ohne Grossschreibung aus. Das hätte man im Deutschen genau so machen können, aber das wäre ein sehr radikaler Eingriff gewesen. Einer, den man vielleicht schon vor 100 Jahren hätte machen müssen.
Gegen die Rechtschreibreform, die dann effektiv eingeführt wurde, haben sich vor allem Schriftsteller gewehrt.
Zu Recht. Gerade weil im Bereich der Zusammen- und Getrenntschreibung Dinge beschlossen worden sind, die der Logik der Sprache widersprachen.
Jetzt wurde diese Reform teilweise rückgängig gemacht.
Man hat fünf oder sechs Punkte, die wirklich auch sinnvoll waren, bestehen lassen. Zum Beispiel die Unterscheidung zwischen scharfem S und Doppel-S. In der Schweiz ist das ohnehin irrelevant, bei Ihnen wurde das scharfe S schon vor geraumer Zeit abgeschafft. Ferner ist es jetzt zulässig, st zu trennen. Bis zur Reform galt die Regel: «Trenne nie st, denn es tut ihm weh.» Das hatten wir den Schriftsetzern zu verdanken. Die Buchstaben S und T waren durch eine Ligatur verbunden, und für die Setzer galt es als unschön, diese Ligatur aufzulösen. So wurde daraus die Regel, dass man S und T nie trennen dürfe. Und diese Regel ist nun abgeschafft worden.
Gibt es andere sinnvolle Reformen?
Dass man substantivierte Adverbien grossschreibt, zum Beispiel «im Allgemeinen» oder «in Bezug auf».
Alles in allem: Hätte man die Rechtschreibreform auch bleiben lassen können?
Letztlich schon. Die tatsächlichen Veränderungen sind so minimal, dass sie vielen gar nicht auffallen. Viele Leute schreiben auch nach wie vor so, wie sie das gelernt haben, ohne dass der Unterschied gross auffiele.
[...]

13.04.2008

http://www.espace.ch/artikel_507439.html
espace.ch ist die Internet-Plattform der Berner Zeitung und ein Unternehmen der Espace Media Groupe.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.04.2008 um 12.27

Presseschau vom 7. April 2008

[…] In seinem neuen Lyrikband „lindennacht“ versammle Reiner Kunze neben zahlreichen „Totengedichten“ – welche vor allem Schriftstellern und bildenden Künstlern gewidmet seien – und „Spottversen“ auf die Rechtschreibreform auch einige japanische Haikus sowie koreanische Sidchos, teilt die „FAZ“ mit. Der Experimentierfreude des Dichters könne man getrost die Intention, eine „Globalisierungspoetik“ betreiben zu wollen, zugestehen, meint Rezensent Wulf Segebrecht. Das Leitmotiv der Gedichte sei, wie der Titel schon nahe lege, die Linde, an welcher Kunze beispielhaft exerziere, dass „die bloße Widergabe“ von Naturphänomenen seinem „Anspruch auf Autonomie“ nicht gerecht werde. […]

http://www.berlinerliteraturkritik.de/index.cfm?id=17663


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.04.2008 um 06.41

Zehntausende haben Stress mit den Buchstaben

Staatssekretär lobte Arbeit der Volkshochschulen gegen Analphabetismus

Kiel - Rätsel bietet Ingrid Hemmerich-Nagel an ihrem Stand, mit dem sie immer mal wieder auf Wochenmärkte geht. Manche würden die zwar gern lösen, können aber den Text nicht lesen. Ihnen empfiehlt sie dann einen Alphabetisierungskurs. Nur mit solchen Tricks erreichen die Volkshochschulen manchmal jene deutschsprachigen Erwachsenen, die einen solchen Kurs dringend benötigen. „Wir müssen davon ausgehen, dass in Schleswig-Holstein mehrere zehntausend deutschsprachige Erwachsene nicht in der Lage sind zu lesen und zu schreiben", erklärte Staatssekretär Heinz Maurus gestern beim Landesverband der Volkshochschulen in Kiel. „Wir sind sehr froh und dankbar, dass Sie diese Arbeit machen", sagte der Chef der Staatskanzlei und überreichte dem Landesvorsitzenden Wolfgang Domeyer einen Bewilligungsbescheid über 200 000 Euro. Im Rahmen des Landesprogramms „Zukunft Arbeit" fördert das Land die Alphabetisierungskurse bis zum Jahr 2013 mit insgesamt knapp 1,2 Millionen Euro aus Mitteln des Landes sowie des Europäischen Sozialfonds.
[…]
Zumindest jene, die an die Volkshochschulen kommen, sind zum großen Teil berufstätig und überwiegend zwischen 35 und 44 Jahre alt. Erst seit zwei Jahren kommen zunehmend auch jüngere Menschen in die Kurse, erklärte Mundt. Sie rechnet mit einem weiteren Anstieg der Zahl der Analphabeten. Schließlich hätten die PISA-Studien gezeigt, dass etwa ein Viertel der 15-Jährigen das niedrigste Niveau beim Lesen und Schreiben nicht erreicht. […]

Kieler Nachrichten v. 29.3.2008

„Durch die Rechtschreibreform sind wir 90 Prozent unserer Rechtschreibfehler los."(KMK-Präsident Wernstedt, im Rundfunk-Interview gehört, fast wörtlich zitiert, die Zahl hat er auf jeden Fall genannt!)
(Mitteilung von Theodor Ickler am 05.12.2002 hier)

Die „Rechtschreibreform“ hat die Volkswirtschaft (nur rein materiell) mindestens 5 Mrd. Euro gekostet.


eingetragen von Christoph Kukulies am 27.03.2008 um 10.12

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Das war ein überraschender Auftritt! Rapstar Bushido (29), berühmt-berüchtigt für sein Image als „Bösewicht“, ließ bei „Kerner“ (ZDF) den Spießer raushängen.

Der Berliner Musiker, der nebenbei als Makler arbeitet, erzählte, dass er etwa SMS mit Rechtschreibfehlern prinzipiell nicht beantworte und auch „kein Freund der Rechtschreibreform“ sei. …

express.de 26.3.2008
http://www.express.de


Hierzu fand ich noch diesen http://www.iaas.uni-bremen.de/sprachblog/2008/03/25/norgler-bei-kerner/Beitragsfaden.
__________________
Christoph Kukulies


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.03.2008 um 09.51

Das war ein überraschender Auftritt! Rapstar Bushido (29), berühmt-berüchtigt für sein Image als „Bösewicht“, ließ bei „Kerner“ (ZDF) den Spießer raushängen.

Der Berliner Musiker, der nebenbei als Makler arbeitet, erzählte, dass er etwa SMS mit Rechtschreibfehlern prinzipiell nicht beantworte und auch „kein Freund der Rechtschreibreform“ sei. …

express.de 26.3.2008
http://www.express.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.02.2008 um 13.45

JERXHEIM. Bereits im Dezember erhielt die Bibliothek der Grundschule Heeseberg neue Bücher. Der Förderverein der Grundschule konnte 70 aktuelle Bücher anschaffen.
In den Regalen stehen mittlerweile etwa 1200 Bücher, von denen gut die Hälfte noch aussortiert werden könnte. Die Rechtschreibreform und die aktuellen Lesewünsche der Kinder zwingen zum Handeln, meinen Förderverein und Schule….

newsclick.de 2.Februar 2008
http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2161/artid/7914679


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.01.2008 um 09.31

Haspa spendiert 100 neue Mathe-Bücher

WEDEL - Der Dank kam musikalisch. Im Kanon - und das sogar auf englisch - sagten Kinder der Wedeler Altstadtschule "Dankeschön" bei Rene Penz, dem Filialleiter der Hamburger Sparkasse in der Stadt. Der Grund: Aus der Stiftung eines ehemaligen Haspa-Vorstandes flossen 1700 Euro an die Grundschule, damit gleich vier Klassensätze von Mathe-Büchern auf einen Schlag beschafft werden konnten.
Üblicherweise kann dieses Lehrmaterial nach Angaben der Rektorin Andrea Kühne aus dem normalen Schuletat angeschafft werden, doch der war in jüngster Zeit durch viele Neu-Auflagen reichlich strapaziert worden. "Wegen der neuen Rechtschreibung mussten viele Deutsch-Bücher auf einen Schlag gekauft werden. Ähnlich sah die Sache wegen der Euro-Umstellung bei den Mathematik-Büchern aus", so die Pädagogin…

fr

erschienen am 25. Januar 2008

Hamburger Abendblatt
http://www.abendblatt.de/daten/2008/01/25/840627.html


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.01.2008 um 07.47

KOMMENTAR: Verkehrte Schulwelt
Von Michael Ahlers

Wenn es darum geht, Schülern, Lehrern und Eltern mit halbgaren Reformen das Leben zu versauern, macht Deutschlands Kultusministern und ihrer Konferenz niemand etwas vor.
Nach dem Chaos um die Rechtschreibreform hat auch das Projekt G-8 beste Chancen auf einen Spitzenplatz in der Pleiten-Pannen-Peinlichkeiten-Liste deutscher Bildungspolitik.
[…]
Newsclick, 23.01.2008

http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/472071/artid/7867996


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.01.2008 um 13.24

Nagelneues zum Nulltarif

Förderverein der Johann-Heinrich-Schwalm-Schule sammelte 800 Euro für Bücher

Obergrenzebach. Madita, Pipi und Karlsson können sich die Schüler der Johann-Heinrich-Schwalm-Schule künftig mit nach Hause nehmen: Insgesamt 100 neue Bücher hat der Förderverein der Grundschule für die beiden Standorte Leimsfeld und Obergrenzebach angeschafft.

Den Wert schätzt die Vorsitzende Marion Blasius auf 800 Euro. Symbolisch überreicht wurde die Spende am Mittwochabend im Dorfgemeinschaftshaus Obergrenzebach.
Um eine kleine Bücherei aufzubauen, gingen die Mitglieder mit ihrer Idee >buchstäblich hausieren: Brief um Brief verfasste Schriftführerin Barbara Scharf und verschickte die Anfragen an Verlage, den örtlichen Buchhandel, an Institutionen und die Gemeinde. Während es von großen Verlagen Absagen hagelte, wuchs die Bereitschaft in der Region, der Schule zu helfen. Viele kleine Spenden machten schließlich den Kohl doch fett …

Altes wurde aussortiert

... Bei der Auswahl der Bücher verließ sich der Förderverein auf die Lehrer und auf Listen örtlicher Büchereien. Schulleiter Michael Seim, der vor kurzem die Literatur mit alter Rechtschreibung aussortierte, ist froh über die Idee des Fördervereins: "Ohne ihn könnte sich das unsere kleine Schule niemals leisten." ...


http://www.hna.de/schwalmstadtstart/00_20080117171148_Nagelneues_zum_Nulltarif.html

Hess/Nieders. Allgemeine online
18.1.08

>>> Wertevernichtung, obwohl das Bundesverfassungsgericht am 20.7.1999 im Hinblick auf die Schüler urteilte:

Die Unterschiede zwischen herkömmlicher und neuer Schreibung sind geringfügig und beeinträchtigen die Lesbarkeit und Verwendbarkeit geschriebener Texte praktisch nicht.
(Pressemitteilung v. 29.7.1999)



– geändert durch Sigmar Salzburg am 18.01.2008, 19.15 –


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.11.2007 um 10.07

ARTIKEL VOM 09. NOVEMBER 2007

SKURRILES / VIELE STRAßENSCHILDER ENTHALTEN RECHTSCHREIBFEHLER
Verfahren im Grammatikchaos
Von Stuttgarterstraße über Kronenbergstrasse bis Löchgauer-Straße


Der Teufel sitzt im Detail, der Fehlerteufel offensichtlich auf Straßenschildern. Was darauf zu lesen ist, entbehrt oft jeder Logik. Die Gefahr, sich im Buchstaben-Dschungel zu verfahren, ist zwar eher gering, das Risiko, vom rechten Grammatik-Pfad abzukommen, jedoch enorm.
"Hallo, wie komme ich denn von der Mühlwiesenbrücke in Bietigheim zum Behinderteneingang des Finanzamtes?" "Sie biegen von der Stuttgarterstraße rechts ab, werden in die Kronenbergstrasse geleitet, und oben auf dem Berg angekommen biegen Sie in die zweite rechts, die Löchgauer-Straße, ab." Richtig? Gut erklärt auf jeden Fall, und grammatikalisch korrekt ist diese Route auch - wenn man den entsprechenden Straßenschildern glauben möchte. Diese kleinen Deutschsünden sind nicht erfunden, sondern lachen tagtäglich Autofahrern und Fußgängern von Hauswänden und Pfosten frech entgegen. Ins Orthografie-Nirwana, bitte hier entlang.

Zuständig ist für die Beschilderung die Stadt. Wird eine neue Straße nach einem Beschluss im Gemeinderat getauft, wird der Bauhof betrauftragt, die Bestellung an eine Schilder-Firma weiterzugeben. Bleibt die Frage, was das denn für eine Firma ist. Ein Wegweiser-Discounter nach dem Motto: Kaufe mehr Schilder, erhalte drei Zeichen umsonst? Auf den Buchstabensalat angesprochen, ist Anette Hochmuth, Sprecherin der Stadt Bietigheim-Bissingen, jedenfalls verdutzt: "Das dürfte es nicht geben. Irgendeiner hat da gepennt."

Verunsicherung herrscht offenbar auch nach der Rechtschreibreform. Vordere und Hintere Schloßstraße in Untermberg sowie Freßäcker in Bissingen jedenfalls wehren sich bislang vehement gegen das schnöde -ss. "Wir haben schon versucht, im Laufe der Zeit alles nach und nach auszutauschen. Einige Schilder sind uns wohl durch die Lappen gegangen. Ich mache keine Markungsbegehung", sagt Hochmuth hierzu.

Auch bei zusammengesetzten Namen aus Ort, dem Anhängsler -er und Straße herrscht Verwirrung. Zusammen, getrennt oder gekoppelt, was denn nun? Im Angebot gibt es jede Schreibweise, wenns ganz hart kommt - wie bei der Löchgauer Straße mit allen Straßen- und Bushaltestellenschildern - sogar alle drei auf einmal. Mit ähnlichen Schicksalen müssen auch Bewohner der Metterzimmererstraße und Geisinger-Straße leben. Vielleicht ist Verwirrung im Grammatikchaos ja die beste Verteidigung. Doch bei der Kronenbergstrasse muss Hochmuth zugeben: "Das war noch nie richtig." Außer... es handelt sich um die Kronenbergs-Trasse, was jedoch zu bezweifeln wäre.

Trotzdem führt Hochmuth im Bezug auf Schilder weiter Gutes im Schilde: "Wir legen schon Wert drauf, dass sie richtig sind." Man sei angewiesen auf Tipps aus der Bevölkerung. Allerdings müssen die Bietigheimer noch eine Weile auf einwandfreie Wegweiser warten. Derzeit ist man bei der Stadtverwaltung mit anderen Infotafeln beschäftigt. "Aktuell sind wir dran, die Deutsche Fachwerkstraße für Touristen auszuschildern. Das ist was Größeres, weil es ganz Baden-Württemberg betrifft", erklärt Hochmuth. Und da die Schwaben bekanntlich alles können außer Hochdeutsch, sei ein kleiner Seitenhieb erlaubt. Gut merken: F-a-c-h-w-e-r-k-s-t-r-a-ß-e.
VON CAROLINE HOLOWIECKI
http://www.bietigheimerzeitung.de/bz/html/news/artikel_stadt.php4?artikel=3212600

( ... außerdem sind Eigen- und Ortsnamen bekanntlich von der „Reform“ nicht berührt. Hier verursacht subalterner Diensteifer sinnlose Kosten.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.08.2007 um 06.51

Da mir die Zeitung nicht vorliegt, zitiere ich vorerst nach Theodor Ickler von der FDS-Seite:

Die schleswig-holsteinische Kultusministerin Erdsiek-Rave im Nordfriesland-Tageblatt:

- Seit heute gilt an den Schulen nur noch die neue Rechtschreibung. Gibt es noch Proteste?
- Aus den Schulen habe ich in den letzten zwei Jahren keinen einzigen Protestbrief erhalten. Wenn ich Protestbriefe bekomme, dann von den alten Reformgegnern. Unter Schülern und Eltern sind die eher nicht zu finden.
- Unterm Strich hat die Reform also funktioniert?
- Ja. Es wird vielleicht noch ein paar Jahre dauern, aber dann wird kein Mensch mehr merken, dass wir eine Reform hatten.
- Erleichtert die Reform das Schreiben für die Schülerinnen und Schüler?
- Ich bin davon überzeugt. Rechtschreibung war im Deutschen schon immer schwierig. Sie ist jetzt leichter geworden. Aber leicht ist sie immer noch nicht. Man hätte sich eine noch größere Erleichterung vorstellen können.


http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=886

Dagegen eine weitere Agenturmeldung:
>>30. Juli 2007 | 12:10 Uhr
Philologenverband: Fehlerquote durch Rechtschreibreform nicht gesenkt

Berlin (ddp). Ein Jahr nach ihrer Einführung hat die Rechtschreibreform nach Ansicht des Vorsitzenden des Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, nicht zu weniger Fehlern der Schüler geführt. 95 Prozent der Fehler würden gar nicht in den Bereichen gemacht, in denen es Änderungen gegeben habe, sagte Meidinger der Nachrichtenagentur ddp.


Das Kieler Ministerium meidet seit zehn Jahren wissenschaftliche Erfolgskontrollen wie der Teufel das Weihwasser. Die Ministerin weiß, daß sie lügt. Deshalb gibt sie sich nur „überzeugt“, stellt dann aber dennoch das „leichtere“ Schreiben im übernächsten Satz als uneingeschränkte Tatsache fest.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 01.08.2007 um 04.46

Klicken Sie hier für die heutigen Zeitungsmeldungen über Volksentscheid. Damit Sie erkennen können, daß über den Volksentscheid zur Rechtschreibreform nicht berichtet wird.
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Norbert Lindenthal am 31.07.2007 um 14.52

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.07.2007 um 19.39

„Rat für Rechtschreibung: Alltag wird Rechtschreibung beeinflussen“

Die Alltagsgewohnheiten der Bürger werden die Rechtschreibung in Zukunft entscheidend beeinflussen. „Wir gehen davon aus, dass die Sprache und die Schreibgewohnheiten eine Antwort darauf geben werden, welche Schreibweise sich durchsetzt“, sagte der Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in München.

Am 1. August gelten die neuen Rechtschreibregeln, die in vielen Fällen Varianten zulassen, verbindlich; die Übergangsfrist in den Schulen läuft dann ab. Politische Beschlüsse zu neuen Schreibweisen seien nicht unbedingt notwendig, meinte Zehetmair. Er glaube vielmehr, dass die Wörterbuchverlage im Dialog mit dem Rat Empfehlungen geben werden. „Da wird jede Auflage Neuerungen haben, weil man dem Volk aufs Maul schaut!“

Der bis 2010 bestellte Rat wird künftig Veränderungen in der Alltagssprache genau beobachten. „Sprache bewegt sich immer, weil sie lebendig ist“, sagte Zehetmair. Besonderes Augenmerk wird der Rat auf Worte wie „Gämse“ (alt: „Gemse“) und behände (alt: „behende“) richten sowie auf Bezeichnungen fremdsprachigen Ursprungs wie „Frisör“ (alt: „Friseur“).

„Es wird sich herausstellen, was sich durchsetzt“, meinte Zehetmair. „Als ich in die Schule ging, habe ich mir ein Paar Skier geleistet; heute schreibe ich natürlich auch Schi.“ Eine Vereinheitlichung der Rechtschreibung im gesamten deutschen Sprachraum hält er für verfehlt: „Das wäre eine Verarmung, wenn es nicht mehr Wörter gäbe, die Sie nur in der Schweiz kennenlernen.“

Zum Abschluss wird der Rat der Kultusministerkonferenz einen Bericht vorlegen. Die Zeit der großen Umwälzungen ist jedoch vorbei: „Nach den turbulenten ersten zwei Jahren gehen wir jetzt in ruhigeres Fahrwasser“, erklärte der Ratsvorsitzende. Jetzt müssten Ruhe und Beständigkeit einkehren.

Dem Rat gehören 40 Mitglieder aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Südtirol und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens an.

Gespräch: Cordula Dieckmann (dpa)


http://www.dolomiten.it/nachrichten/artikel.asp?KatID=bf&p=5&ArtID=97452

Wie soll die „Beobachtung“ gehen, wenn alle Schreibprogramme in die politisch beschlossene Dummschreibung korrigieren (z.B. „behände“) und die junge Generation darauf dressiert wird? Die seltene Eindeutschung „Frisör“ war nie Bestandteil der „Reform“...

Wer Zehetmairs Pressekonferenzen in den letzten Jahren verfolgt hat, muß zu dem Schluß kommen, daß mit ihm einst (nicht zum ersten Mal) die geballte Inkompetenz Kultusminister geworden war.



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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.07.2007 um 19.05

Deutschlandradio
KULTURNACHRICHTEN

Montag, 30. Juli 2007 15:30 Uhr

Philologenverband: Rechtschreibreform hat Fehlerquote nicht gesenkt

Die Ergebnisse der überarbeiteten Rechtschreibreform könnte man auch als ernüchternd bezeichnen. Die Fehlerquote sei nicht gesenkt worden, sagte der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger. 95 Prozent würden gar nicht in den Bereichen gemacht, in denen es Änderungen gegeben habe. Hauptfehlerquellen seien dagegen weiter die Groß- und Kleinschreibung sowie die Schreibung von lang und kurz gesprochenen Vokalen. In einigen Bereichen hat die Reform aber offenbar doch etwas gebracht. So soll es mehr Sicherheit bei der so genannten S-Schreibung und bei der Kommata-Setzung geben. Neun Jahre nach ihrer Einführung und diversen Änderungen tritt die Rechtschreibreform am Mittwoch endgültig in Kraft.


Auch das Mehr an Sicherheit bei der ss-Schreibung ist reiner Schwindel. Gerade erhielt ich einen E-Brief von einem Geschäftsmann:

... tut mir leid, dass da was schief gelaufen ist. … Muss ich besser machen! … Ich rechne täglich damit, das die Lieferung ankommt… Aber das ist ja eben auch die Crux, daß man ... immer wieder ... erst herausfinden muß, was das Beste für das Instrument ist, und man verschiedenen Stärken einfach testen muß.

Die Deutschen wurden durch die „Reform“ in ein Volk von Schreibstümpern verwandelt!







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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.05.2007 um 09.10

Kauft mehr Bücher!
von Martin Kahl (Hamburg)

Wechselnde Vorgaben der Kultusminister und knappe Staatsbudgets erschweren den Schulbuchverlagen das Geschäft. Jetzt werben sie um Eltern als zahlungskräftige Kunden.
[…]

Hoffen auf steigende Umsätze durch Bildungsreformen

Die deutschen Schulbuchverlage kämpfen zwar mit dem Bildungsföderalismus, sie registrieren sinkende Schülerzahlen und verkürzte Schulzeiten, dennoch hoffen sie auf steigende Umsätze. Immer neue Bildungsreformen, die Einführung des achtjährigen Gymnasiums, Ganztagsschulen und Rechtschreibreform könnten die Zahl der Aufträge steigern.
[…]

In den meisten Bundesländern zahlen die Eltern inzwischen für Schulbücher

In den meisten Bundesländern müssen sich inzwischen Eltern an den Kosten für Schulbücher beteiligen. Die Lernmittelfreiheit, die garantiert, dass der Staat Bücher und Übungshefte bezahlt, um Bildung unabhängig vom Einkommen der Eltern zu ermöglichen, gibt es nur noch in sechs Bundesländern. In Hamburg beispielsweise zahlt eine Familie mit zwei schulpflichtigen Kindern bis zu 200 Euro im Jahr.

http://www.ftd.de/forschung_bildung/bildung/:Kauft%20B%FCcher/197176.html

Financial Times Deutschland, 08.05.2007


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.05.2007 um 09.29

Greuliche Zeiten

Von Stefan Stirnemann

Die neue Rechtschreibung stammt aus dem tiefsten 19. Jahrhundert.
Dritte Folge der Ermittlungen zur neusten Rechtschreibung

Wie schafft man eine missratene Rechtschreibreform vom Tisch? Indem man über sie berichtet. Die Weltwoche berichtete am 25. Juni 1954 über Pläne, welche mit der Kleinschreibung der Substantive und weiteren Eingriffen zu folgenden Erscheinungen geführt hätten: sensazion, wase, zilinder, si hat in der tat ser vil erzält. Unter dem treffenden Titel «Die neue ‹ortografi›» liess die Weltwoche einen Reformer auftreten, den Sprachwissenschaftler Hans Glinz. Dazu kam eine Umfrage unter Schriftstellern. Hermann Hesse schrieb wortkarg: «Die vorgeschlagene neue Orthographie lehne ich, wie jede Verarmung der Sprache und des Sprachbildes, vollkommen ab.» Thomas Mann antwortete: «Mich stösst die Brutalität ab, die darin liegt, über die etymologische Geschichte der Worte rücksichtslos hinwegzugehen.» Friedrich Dürrenmatt: «Ändert man die Orthographie, ändert man die Sprache. Gegen Sintfluten kann man nicht kämpfen, nur Archen bauen: Nicht mitmachen.» Das wurde im ganzen deutschen Sprachraum gelesen, und die Sintflut musste zurückgezogen werden.

Hatten die Reformer des Jahres 1954 etwas Neues versucht? Nein, 1869 hatte der Lehrer Jakob Bucher in der Schweizerischen Lehrer-Zeitung geschrieben: «Ich möchte meine ermanung zu rüstigem und unferzagtem forwertsschreiten hir widerholen. Bereits hat sich di lererkonferenz des kantons Luzern dafür ausgesprochen, es sei eine fereinfachung der ortografi anzustreben.»

So treten immer wieder die spintisierenden Veränderer auf, die sich nicht um die Sprache und die Sprechenden scheren. Erlitten sie 1869 und 1954 Schlappen, so hatten sie 1996 zu unser aller Pech Glück. Die neuen Reformer entstammen der Familie; Hans Glinz gab den Stafettenstab des 19. Jahrhunderts seinem akademischen Schüler Horst Sitta weiter, und Sitta versucht nun, unterstützt von eigenen Schülern, die neue Rechtschreibung durchzusetzen. 1996 wurde freilich nicht eingeführt, was die Reformer eigentlich wollten (ungefähr Lehrer Buchers Programm), sondern das, was die Politiker für vertretbar hielten. Weil man nichts erprobte, musste man laufend verbessern. Heute wird behauptet, der Rat für Rechtschreibung habe die Sache abgeschlossen – in Wahrheit hoffen die Beteiligten, dass nur ja keiner merkt, was alles noch geändert und zurückgenommen werden muss.

Ein Beispiel: Wollte Glinz tz durch z ersetzen (ersezen), so will sein Schüler Sitta die Unterscheidung der Wörter gräulich (ein wenig grau) und greulich (schrecklich) aufheben; es soll nur gräulich geben. «Es war ihm unmöglich», prophezeite der Aphoristiker Lichtenberg 1773, «die Wörter nicht in dem Besitz ihrer Bedeutungen zu stören.»

In der Grauzone

Wenn wir schreiben, um möglichst deutlich einen Sinn zu vermitteln, so ist Undeutlichkeit oder Zweideutigkeit die Katastrophe, die uns bedroht. Heute ist die Katastrophe amtliche Vorschrift. Tun wir, was die Reformer nicht tun: schlagen wir Bücher auf und prüfen die Sprachwirklichkeit. Thomas Hürlimann erzählt in seiner Novelle «Fräulein Stark», wie der St. Galler Stiftsbibliothekar und sein Stab nach der Arbeit ausschauen: «Der Onkel, gewandet wie ein Tropenmissionar, stürmte aus dem Saal, im Gefolge Vize Storchenbein und sämtliche Hilfsbibliothekare, alle verschwitzt, gräulich verstaubt.» Was meint Hürlimann? Ein wenig grau verstaubt oder schrecklich verstaubt? Nach dem Willen der Reformer bleibt das ein ewiges Geheimnis. Es sei gelüftet: Hürlimann schrieb gräulich im eigentlichen Sinn, er meint die Farbe.

Der Kabarettist Heinz Erhardt reimt reformiert so: «Eine gräulich schwarze Fliege / sitzt dort rechts auf der Tapete, / putzt die Flügel und das linke / Mittelbein. – Ich lese Goethe.» Man vergleiche eine Strophe Heinrich Heines, in der ein gräulich schwarzer Koboldhauf rumort. Auflösung: Erhardts Fliege ist gräulichschwarz, Heines Koboldhauf greulich schwarz. Friedrich Rückert dichtete: «Grau macht die Zeit, die greuliche; / Trau nicht auf die untreuliche! / Sie lacht dir einen Augenblick, / Und grinst dann, die abscheuliche.» Gräulich ist etwas anderes als greulich. Was vor der Reform auf den ersten Blick klar war, ist jetzt noch nach dem fünften unklar.

Die Reformer, die ihre Lesepflicht mit dem Räuber Hotzenplotz für erfüllt halten, regeln, was sie nicht kennen. Sie werden mit ihrem ruchlosen Unsinn noch so lange Erfolg haben, als die Öffentlichkeit nicht Bescheid weiss.

[Die WELTWOCHE, Schweiz, 02.05.2007 ]
http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=16405&CategoryID=66


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.04.2007 um 10.52

Kleine Leseratten erhalten reichlich Futter

Grundschule Hude-Süd eröffnet eine eigene Bücherei / Förderverein hilft mit Geld und Handarbeit

Mit über 600 Büchern startet das Angebot zunächst. Schulleitung und Eltern denken aber schon weiter.

Von Marco Julius

hude. 15 lange Jahre hat die Grundschule Hude-Süd gewartet. 15 Jahre ohne eigene Bücherei. Damals hatte die gut bestückte Leihbibliothek aus Platzgründen weichen müssen. Ab sofort aber gibt es wieder Lesefutter für junge Leseratten. Großen Anteil daran hat der Förderverein der Schule an der Glatzer Straße. Er hat mit verschiedenen Aktionen Geld gesammelt, einen Großteil der zum Start rund 625 Bücher finanziert und auch sonst Hand angelegt: „In über 100 Arbeitsstunden haben wir die Bücher mit Schutzfolie überzogen, mit einer Signatur versehen und gestempelt, damit die Ausleihe funktuionieren kann“, sagt Annette Krüger, zweite Vorsitzende des Fördervereins.

Mechthild Walk, Rektorin der Schule, freut sich über soviel Elternengagement. Bis zu zwölf Mütter haben geholfen, dass die rund 300 Kinder der Grundschule ans Lesen herangeführt werden können. Das sei eine besondere Motivation, sagt etwa Anke Janzen, die als Mutter mit angepackt hat. „Viele Kinder haben noch nie eine Bücherei von innen gesehen. Unser Projekt ist eine tolle Werbung für das Lesen.“

Das sieht auch der Vorsitzende des Fördervereins, Frank Otte, so. „Das Etappenziel des Vereins ist es, 1000 Bücher im Bestand zu haben.“ Rektorin Walk denkt noch weiter. Sie will bei 1000 nicht Halt machen und alle Regale füllen. Etwas betrübt sind die Bücherei-Macher, dass die Gemeinde „nur“ den Raum und die Regale stellt, sonst aber keine finanzielle Hilfe gibt. Deswegen will man weiter mit eigenen Aktionen die Werbetrommel rühren und Spenden sammeln. Am 23. Juni etwa ist ein Sponsorenlauf geplant, der Geld für weitere Bücher bringen soll.

Elke Janzen, Mutter zweier Kinder an der Schule, weiß, wie sehr sich die Grundschüler auf „ihre“ Bücherei freuen. Schon vor der ersten offiziellen Ausleihe, die in den Unterricht eingebunden wird, sind die Kinder heiß auf Bücher.

Und der Bestand kann sich schon jetzt sehen lassen. „Wir haben eine Mischung aus Sachbüchern und bunten Geschichten. Dabei haben wir darauf geachtet, dass für Kinder jeder Jahrgangsstufe etwas dabei ist“, sagt Annette Krüger. Eine umgangreiche Lexikothek ist ebenso dabei wie die beliebten Bücher aus der Reihe „Die wilden Hühner“. Auch Kinderbuchklassiker wie Pippi Langstrumpf und Kalle Blomquist fehlen nicht.

Bücher aus der ehemaligen Schulbücherei sind allerdings nicht zu finden. „Alle Bücher hier sind neu angeschafft. Das liegt an der Rechtschreibreform. Wir können den Kindern ja nicht zumuten, heute falsche Schreibweisen zu lesen“, erläutert Rektorin Walk.

Eine Konkurrenz zur Gemeindebibliothek am Huder Bach soll die Bücherei auch nicht sein, eher eine Ergänzung auf dem Weg von der kleinen Leseratte zum großen Bücherwurm.


Delmenhorster Kreisblatt 12.04.2007

http://www.dk-online.de/index.php?artikel=1345072


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.03.2007 um 07.00

Unverhoffte Flirts
Noch in diesem Jahr soll Thüringen nach den Plänen der Landesregierung ein Nichtrauchergesetz bekommen. Einzelheiten stehen noch nicht fest. Zumindest im Gespräch ist für Gaststätten aber ein absolutes Rauchverbot. […] Früher hatte der "Alte Kaiser" 30 Stammgäste. "Heute sind es vielleicht noch zwölf." Kommt das Gesetz, könnte das das Ende für die Gastronomie in vielen Dörfern sein, steht für Bellstedt fest. Für ihn ist die Verordnung "überflüssig". Wie das Dosenpfand und die Rechtschreibreform. Matthias SCHENKE

Thüringer Allgemeine
02.03.2007


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.02.2007 um 07.36

Warum die CDU einen Sprachkurs braucht - Der politische Kampf um die Diskurshoheit ist nichts für Weicheier

Verfasser: Ansgar Lange

Bonn, den 2. Februar 2007 - Die Linken sind einfach cleverer. Diese Aussage bezieht sich nicht auf ihre Politik, denn da haben Konservative und Liberale meist die Nase vorn. Grüne und Sozis sind aber in jedem Fall die besseren Verpackungskünstler. Nach Ansicht junger Leute aus dem Umfeld der CDU muss sich dies ändern. […]

Jörg Hackeschmidt hält der Linken zugute, dass sie den Diskurs für wichtig nimmt. Daher behauptet sie häufig auch die Diskurshoheit. Warum können die Sozen das so gut? Weil sie gelernt haben, sehr grundsätzlich zu argumentieren, aggressiv zu polemisieren und weil sie keine Angst vor politischem „hardball“ haben. Das Thema Rechtschreibreform sei ein schönes Lehrstück, so der Autor. „Schon mal versucht, ‚bürgerliche Dichter’ wie Thomas Mann in der GEW-Rechtschreibung zu lesen?“ fragt Hackeschmidt. Die FAZ, die Welt und einige Dichter, Denker und Wissenschaftler mobilisierten den Widerstand. Von der Union kam nichts. Schlimmer, sie reichte der Gegenseite sogar noch die Hand zur gemeinschaftlichen Verhunzung der deutschen Sprache.

Sehr lesenswert ist auch der Aufsatz von Tim Peters unter dem Titel „Was ist Antifaschismus?“. Peters macht deutlich, dass dieser Begriff vornehmlich im linksextremistischen Spektrum Anklang und Verwendung findet. „Viele Antifaschisten neigen dazu, bereits bestimmte Positionen der bürgerlichen Mitte als rechtsradikal zu diffamieren, wie etwa Forderungen nach einer konsequenten Politik der Inneren Sicherheit, nach einem kompromisslosen Vorgehen gegen militante Islamisten oder nach einem marktwirtschaftlichen Umbau der Sozialsysteme.“ Gern rufen die selbst ernannten „Antifaschisten“ zum „Kampf gegen rechts“ auf. Würde sich zum Beispiel die SPD an einer Demonstration „gegen links“ beteiligen, könnte man ketzerisch fragen. Peters empfiehlt dagegen das Engagement „für Demokratie und gegen Extremismus“. Der historisch belastete Begriff des „Antifaschismus“ hat ausgedient, da nicht zuletzt Kommunisten millionenfache Verbrechen im Namen des „Antifaschismus“ verübt haben.[…]

Philipp Missfelder (Hg.): Wort-Wahl. Politische Begriffe in der Diskussion. Weiss-Verlag 2006, 152 Seiten, ISBN 978-3-923632-03-9

http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2007-02/artikel-7689157.asp


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.12.2006 um 13.01

"Wort des Jahres" gekürt
Fanmeile auch sprachlich top

Wiesbaden - "Fanmeile" ist das Wort des Jahres 2006. Mit der Wahl hat die Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden am Freitag den prägenden Charakter der Weltmeisterschaft auf die Stimmung in Deutschland gewürdigt. Fanmeilen hatten als Orte öffentlicher Fußball-Übertragungen Hunderttausende angelockt. Unter die "Top Ten" der Wörter des Jahres schafften es noch zwei Begriffe rund um die WM: "Klinsmänner" und "Schwarz-Rot-Geil".


Wörter des Jahres 2006
1. Fanmeile
2. Generation Praktikum
3. Karikaturenstreit
4. Rechtschreibfrieden
5. Prekariat
6. Bezahlstudium
7. Problembär
8. Poloniumspuren
9. Klinsmänner
10. Schwarz-Rot-Geil


"Wir bemühen uns, Wörter zu finden, die für das Jahr repräsentativ sind", sagte der GfdS-Vorsitzende Prof. Rudolf Hoberg bei der Präsentation der Liste. An die zweite Stelle setzten die Sprachwissenschaftler die "Generation Praktikum". Der Begriff stehe für ein weniger positives Lebensgefühl der jüngeren Generation, die oft unbezahlte Arbeit leisten muss. Auf Platz drei kam der "Karikaturenstreit". Karikaturen des Propheten Mohammed hatten für heftige Proteste aus der islamischen Welt gesorgt.

Der "Rechtschreibfrieden" auf Platz vier greift das Ende der jahrelangen Auseinandersetzungen über die Rechtschreibreform auf. Das "Prekariat" als Sprach-Alternative für "Unterschicht" kam auf Platz fünf. Seit 1970 kürt die GfdS Wörter des Jahres. 2005 stand "Bundeskanzlerin"an der Spitze vor "Wir sind Papst". Frühere Wörter des Jahres waren etwa "Hartz IV" (2004), "Teuro" (2002) und "Der 11. September" (2001). dpa


http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/panorama/panorama/?em_cnt=1032996



eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.11.2006 um 07.53

Die Stunde der unbequemen Wahrheiten
Einen Referenten der Spitzenklasse erlebten die Studenten des Instituts für Industriebetriebslehre gestern an der Uni Hamburg. Auf Einladung von Professor Karl-Werner Hansmann sprach der Aufsichtsratsvorsitzende der Siemens AG, Heinrich von Pierer (65), im völlig überfüllten Hörsaal A des "WiWi-Bunkers".

Mit freundlicher Lässigkeit referierte Pierer, der lange auch Siemens-Vorstandschef war, mehr als eine Stunde lang über die Herausforderungen der Globalisierung. Dabei präsentierte er den Zuhörern eine Stunde lang auch unbequeme Wahrheiten, die in der Universität noch vor wenigen Jahren für Tumulte gesorgt hätten. [...]

Qualitätsprobleme sieht von Pierer in Deutschland immer noch bei den Kindertagesstätten und Schulen. "Das sind Themen, über die eine Kultusministerkonferenz nächtelang diskutieren müsste", so von Pierer, "nicht über eine völlig überflüssige Rechtschreibreform." [...] schmoo

erschienen am 15. November 2006

http://www.abendblatt.de/daten/2006/11/15/639634.html


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.11.2006 um 07.43

KABARETT
Sein Spott setzt kleine Nadelstiche in die Seele
Dynamisch präsentierte Bernd Regenauer sein neues Programm in der Haßfurter Stadthalle.

Es ist der Alltagswahnsinn aus Gesellschaft und Politik, dem sich der mit Preisen überhäufte Kabarettist in seinem neuen Programm „Selten so gedacht“ widmet. Er zeigt, dass wir Deutsche zwar „Gedenkmeister“, aber nicht auf die Gegenwart und schon gar nicht auf die Zukunft vorbereitet sind.

Trotz oder gerade wegen Rechtschreibreform, Steuerreform und Gesundheitsreform. „Die Ärzte sind fertig“, erzählt Bernd Regenauer mit mitleidiger Miene dem Publikum. Seinen Internisten habe er unlängst in der Fußgängerzone getroffen. „Blockflöte spielend. Und obwohl er das nicht kann, hat er mir erzählt, dass er hier in ein paar Stunden mehr verdient als im ganzen Monat in seiner Praxis.“ Für einen Gynäkologen habe der Begriff „Abstriche machen“ schon längst eine ganz andere Bedeutung bekommen.

Freimütig gibt er zu, Teile des Programms in Südostasien habe fertigen zu lassen. In der Branche sei das längst gang und gäbe. „Aus Kostengründen ist es doch gar nicht mehr anders möglich! Aber immerhin verwenden wir Künstler keine Kinderautoren!“ Stattdessen belieferten moldawische Autoren im Akkord doch schon längst die ganze österreichische Kabarettszene. Und polnische Gelegenheitsarbeiter verdienten sich mit Bundestagsreden etwas dazu. „Selbst unsere Politiker könnten sich den Quatsch, den sie erzählen, nicht selbst ausdenken.“


http://www.fraenkischer-tag.de/cms/index.php?id=80&MappeCID=$1ieui93i3-wlpudzgf4pd8&Hierarchie=$41dqo-kk$330x8p8zpyxcf&Seite=Lokales&SeiteSub=Hassberge&Ank=artikel_1_4


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.11.2006 um 07.38

Fun mit Weicheiern und anderen Exemplaren der Spezies Mann
RUNDSCHAU-Redakteur Peter Blochwitz las auf Gut Geisendorf

Vorwiegend heiter war der Abschluss des 9. Geisendorfer Literaturforums am Donnerstagabend mit der inszenierten Lesung des RUNDSCHAU-Redakteurs Peter Blochwitz. Auf der Gitarre wurde er von Nils Contius begleitet.

[…]

Eine Studie besagt, so der Referent B., dass die Lesefähigkeit von Kindern und Jugendlichen immer mehr nachlässt. Betroffen sind vor allem Jungen. Da sie ohnehin mehr Entwicklungsschwierigkeiten wie Mädchen haben, ist bei ihnen auch die Lese- und Rechtschreibschwäche besonders ausgeprägt. Wenn man nun betrachtet, wer in unserer Gesellschaft das Sagen hat, kann die Schlussfolgerung daraus nur lauten: Wir werden regiert von legastenischen, entwicklungsgestörten Männern. Die Frage, «Wo liegt das Neandertal»» ergänzt das Bild.

Gemeine Satire
Böse, böse. Aber Satire darf das ja, soll das sogar. Wo wären wir ohne den Til Ulenspiegel, der uns von Zeit zu Zeit den Spiegel vorhält.
Eine Eulenspiegelei ganz besonderer Art ist die Reform der Reform der Rechtschreibreform. Nur ist die dummerweise ernst gemeint. Falls überhaupt noch jemand geneigt ist, sich daran zu halten. Ein paar Kostproben kurioser Neuregelungen der Regeln gab es an diesem Abend ebenso wie Beispiele für die Überfrachtung unserer Sprache mit Anglizismen. Peter Blochwitz, Autor mehrerer Büchlein, die sich u. a. mit der Verhunzung unserer Sprache befassen, sorgte jedenfalls für viel Fun mit seinen Geschichten. Früher hätte man Spass gesagt. Noch früher Spaß. Potenziert wurde der noch durch die frechen Gitarrenkommentare von Nils Contius.
Weihnachten kriegt sein Teil weg, weil, da geht Herr Blochwitz nicht hin. Und die guten Vorsätze werden ihrer Glaubwürdigkeit entkleidet. So mancher Spießer oder Spinner steht jetzt nackt da. Aber kein Problem: Waren alles Männer!
Wie hieß das Programm? «Mit den Männern heulen.» Da kann Frau nur lachen.

von renate marschall

Lausitzer Rundschau online 11.11.06

http://www.lr-online.de/nachrichten/kulturwelt/regional/art1073,1437389.html?fCMS=c9c8795c538ca582f3e5753dd7f9a7f5


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.11.2006 um 07.35

Interviews 11.11.2006

„Ich würde gerne einen Vamp spielen“

Von Susanne Fetter

Düsseldorf.

Die Tür geht auf und der Blick nach unten: 132 Zentimeter ChrisTine Urspruch stehen mit einem Taschentuch in der Hand am Eingang. Die 36-jährige Schauspielerin dreht gerade an einer neuen Folge des Münster-Tatorts […]

Fantasievoll ist auch die Schreibart Ihres Names. ChrisTine – weil Sie das Wechselspiel mit Groß und Klein mögen. Woher kam die Idee dazu?

Ich habe mich furchtbar über die Rechtschreibreform aufgeregt. Sprache wächst doch natürlich. Man kann sie nicht einfach reglementieren. Dabei habe ich festgestellt, Sprache ist auch etwas Persönliches. Das hat etwas mit Selbstbestimmung zu tun. Die Schreibart meines Namens symbolisiert, sich über Regeln hinwegzusetzen.

Neue Osnabrücker Zeitung
http://www.neue-oz.de/information/noz_print/interviews/christine_urspruch.html?SID=4be6e5f879058663791f98c1bcc2be28


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.08.2006 um 15.51

Lukaschenko will Rechtschreibreform in zwei Wochen

Minsk/Moskau (dpa) - In Deutschland schleppt sich die Reform der Rechtschreibung seit Jahren hin, in Weißrussland will der autoritäre Präsident Alexander Lukaschenko das Problem in zwei Wochen regeln.

14 Tage habe Bildungsminister Alexander Radkow Zeit, um neue Regeln für Orthographie und Zeichensetzung einzuführen, ordnete Lukaschenko nach russischen Medienberichten an.

Die Normen der weißrussischen Sprache seien zuletzt 1957 angepasst worden und bedürften der Überarbeitung, erklärte der Staatschef in Minsk.

Die weißrussische Opposition vermutete dahinter einen Versuch des Präsidenten, sie weiter ins Abseits zu drängen. Die Sprachenfrage ist in Weißrussland politisch. Weißrussisch und Russisch sind beides Staatssprachen, doch die meisten Weißrussen einschließlich des Präsidenten sprechen im Alltag Russisch. «Weißrussisch ist eine arme Sprache», wurde Lukaschenko in der Moskauer Zeitung «Gaseta» zitiert. Es gebe überhaupt nur «zwei große Sprachen in der Welt - Russisch und Englisch».

Weißrussisch gilt als Sprache der Opposition. Der Russland-Freund Lukaschenko wolle die Landessprache dem Russischen noch ähnlicher machen, sagten Regimegegner aus dem Umfeld des Oppositionsführers Alexander Milinkewitsch der Zeitung «Nesawissimaja Gaseta». Viele Nationalisten lehnen sogar die ihrer Ansicht nach sowjetisch geprägte Sprachform von 1957 ab und halten sich an das vorrevolutionäre Weißrussisch.

Der Linguist Alexander Lukaschenez vom Institut für Sprachwissenschaft in Minsk dämpfte indes die Befürchtungen, dass dem Weißrussischen eine Revolution bevorstehe. Wissenschaftler hätten seit zehn Jahren an dem Projekt gearbeitet, die Rechtschreibung zu modernisieren und die Regeln zu vereinfachen.

Lausitzer Rundschau 31.08.2006 16:18
http://www.lr-online.de/nachrichten/kulturwelt/art1028,1368345.html?fCMS=508bf8c96ed1c67163ff83bb6ca98a49


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.07.2006 um 09.05

Aus der Homepage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (sicher schon seit einem Jahr):

Um Probleme mit Leseschwächen möglichst frühzeitig zu erkennen, hat ein Forscherteam der Freien Universität Berlin ein mobiles Labor - das Guckomobil - entwickelt, dass auf der Basis neurowissenschaftlicher Ergebnisse Kinder und Jugendliche auf Leseschwächen untersucht.

http://www.bmbf.de/de/4435.php

Vom Ergebnis der Untersuchungen des Teams zur „Rechtschreibreform" hört man auch nichts mehr. Nach den damaligen Zeitungsmeldungen sollen sich die Dreifachbuchstaben als störend erwiesen haben.
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Christoph Kukulies am 12.07.2006 um 08.21

http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,426266,00.html

Auch Millionen Fußballfans hatten gehofft, der Wahlkalifornier werde das Team weiter führen, dass in den vier Wochen der WM einen kollektiven Begeisterungssturm in der Bundesrepublik ausgelöst hatte. Auf Plakaten hatten sie gefordert: "Klinsi, bitte bleibe!"

Mal sehen, wie lange es dauert, bis es die Redaktion von Spiegel-Online merkt.


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Christoph Kukulies


eingetragen von Detlef Lindenthal am 04.07.2006 um 07.13

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
Mehr als 120 Menschen erlitten in Villingen-Schwennigen durch aprikosen- bis tennisballgroße Hagelkörner und Glassplitter Schnittwunden am Kopf.
(KN n. dpa 30.06.06)
Dazu nun aber meine Frage: Sollte man (nachdem hier die Kieler Nachrichten möglicherweise alle Richtigkeitsrekorde gebrochen haben), bedenkend, daß die RS„R“, von fast allen unbemerkt (Prof. Ickler eingeschlossen), vor allem die zentrale Wortbildungs- und -schreibungsregel („Was ein Wort ist, wird zusammengeschrieben; mehrere Wörter werden auseinander geschrieben“) sabotiert hat und die KN sich dabei an strategischer Stelle auf die Seite der sabotierenden Kieler Allparteienkoalition geschlagen haben (was vielleicht bei einer Richtigkeits-Meisterschaft doch zu einer lebenslangen Sperre führen müßte), den KN wieder verzeihen?
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.07.2006 um 13.40

Mehrere hundert Menschen erlitten durch Aprikosen bis Tennisball große Hagelkörner Schnittwunden am Kopf.
(ZDFtext, dpa 28.06.06)

Innerhalb von 20 Minuten gingen "Aprikosen- bis Tennisballgroße Hagelkörner" nieder
(Trossinger Zeitung, 28.06.06)

Durch die Aprikosen bis tennisballgroßen Hagelkörner ...
(ARDtext 29.06.06)

… durch aprikosen- bis tennisballgrosse Hagelkörner ...
(Bieler Tagblatt, Schweiz 29.06.06)

Mehr als 120 Menschen erlitten in Villingen-Schwennigen durch aprikosen- bis tennisballgroße Hagelkörner und Glassplitter Schnittwunden am Kopf.
(KN n. dpa 30.06.06)
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.05.2006 um 06.22

Spagetti sind nichts für die Zeitung

Die meisten Verlage werden im August darüber entscheiden, ob sie die korrigierte Reform übernehmen

Von Andreas Berger

Wie hält es die Zeitung mit der korrigierten Rechtschreibreform? Die Presseagenturen werden sich erst im August entscheiden, ob sie den Korrekturen folgen wollen. Da Tageszeitungen viel mit Agenturtexten arbeiten, werden sie sich größtenteils dieser Entscheidung anschließen. Auch diese Zeitung wird vermutlich der Entscheidung der Agenturen folgen. Verlage wie Springer und Süddeutsche Zeitung haben schon angekündigt, die korrigierte Reform umzusetzen.

Wie schon bei der Einführung der Rechtschreibreform wird diese Zeitung aber möglichst nahe an der vertrauten Schreibung bleiben, das heißt überall da, wo alternative Schreibweisen erlaubt sind, die herkömmliche wählen. Wir bleiben also bei "aufwendig", obwohl auch "aufwändig" erlaubt ist, da die Ableitung vom Grundwort "aufwenden" sinnvoller ist als die von dem Substantiv "Aufwand". Und allseits gebräuchliche Wörter wie "Spaghetti" werden wir nicht zwangseindeutschen zu "Spagetti", auch wenn es erlaubt ist.

Unser Ziel ist, möglichst nahe am Sprachgebrauch der Menschen zu sein, gleichzeitig aber korrekt nach den Regeln zu schreiben. Alle unabdingbaren Korrekturen auch an der bisher gültigen Rechtschreibreform werden also umgesetzt. So wird man in Zukunft "auseinandergehen" wieder zusammenschreiben und unterscheiden müssen, ob man etwas vom Essen übrig hat oder im übertragenen Sinn etwas für jemanden übrighat, also ihn mag.

Besonders bei der Zeichensetzung werden wir nicht nur die verpflichtenden Kommas, sondern auch die möglichen setzen, da sie die Satzstruktur verdeutlichen und so das Verständnis erleichtern.

http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2184/artid/5426309


[Braunschweiger Zeitung, Salzgitter Zeitung, Wolfsburger Nachrichten]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.05.2006 um 04.32

Alte Rechtschreibung wird weiter toleriert


"Ich fand die Art und Weise, wie die Rechtschreibreform durch die Kultusministerkonferenz durchgedrückt wurde, skandalös. Ich habe mich vor einem Jahr für die Beibehaltung der alten Rechtschreibung ausgesprochen – wie zahlreiche Zeitungen und Schriftsteller. Leider haben die Ministerpräsidenten nicht den Mut gehabt, die Reform ganz zu stoppen.
Viele der jetzt beschlossenen Änderungen gehen aber immerhin in die richtige Richtung. Ich habe meine Mitarbeiter nun angewiesen, die korrigierte Reform im dienstlichen Schriftverkehr umzusetzen. Soweit Mitarbeiter noch mit der alten, bewährten Rechtschreibung vertraut sind, können sie unbeanstandet darin fortfahren. Auch ich selbst schreibe weiterhin ,ß’ auch nach kurzem Vokal.
Diese Vielfalt wird eine Sprache schon aushalten. Und der Prozess ist ja nicht abgeschlossen. Auch der Rat für Rechtschreibung soll ja weiterarbeiten. Wer weiß, wohin sich unsere Sprache und damit die Rechtschreibung noch entwickelt."

© Braunschweiger Zeitungsverlag 2006

Donnerstag, 18.05.2006

http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2184/artid/5426307

[Leider vergaß die Redaktion hinzuzufügen, wer dies gesagt hat. Der Bürgermeister in Braunschweig?]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.03.2006 um 13.57

Forderung nach der klassischen Rechtschreibung

ELSFLETH/ERI - Der Rechtschreibfrieden ist noch nicht eingekehrt: In einem gemeinsamen Aufruf fordern mehr als 20 Bürgerinitiativen aus ganz Deutschland die Ministerpräsidenten und Kultusminister der Länder dazu auf, die „klassische" Rechtschreibung an den Schulen und Hochschulen wieder zu lehren. Die Rechtschreibreform sei gescheitert und habe das Ziel des vereinfachten Schreibens verfehlt, heißt es in einer Pressemitteilung. Mitunterzeichner des Aufrufs sind Gabriele und Carsten Ahrens von der Initiative „WIR gegen die Rechtschreibreform Niedersachsen" in Elsfleth (Wesermarsch). Darüber hinaus fordert die Bürgerinitiative in Schleswig-Holstein von ihrem Landesparlament die Rücknahme des Gesetzes, „mit dem der erfolgreiche Volksentscheid gegen die Rechtschreibreform von 1998 vom Landtag annulliert wurde".

[Nordwest-Zeitung, 24. März 2006]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.03.2006 um 04.29

PNP (Waldkirchen) vom Donnerstag, 23. März 2006

Enttäuschung über die Reform der Reform

Erneute Änderungen der Rechtschreibung - Regeln verwirren und verärgern Lehrer, Schüler und Eltern

von Elisabeth Salwiczek.

Waldkirchen. 18 Jahre ist Veronika alt und so hat sie in ihrer Schullaufbahn schon einiges mitgemacht in Sachen Rechtschreibreform. »Über Trennungen wie Tee-nager und Julia-bend haben wir uns eigentlich nur lustig gemacht«, sagt die Waldkirchner Abiturientin. »Wirklich mitbekommen haben wir die vielen Änderungen allerdings nicht, ich schreibe mehr nach Gefühl. «

So einfach können es sich die Lehrer allerdings nicht machen und so ist nach der jüngsten Reform der Reform in den Lehrerzimmern der Frust groß. »Wer nicht weiß, wohin er will, braucht sich nicht wundern, wenn er ganz woanders ankommt«, sagt zum Beispiel der Waldkirchner Grundschulleiter Heinz Pollak. »Man hat sich mit Nebensächlichkeiten wie die Schreibweise von Stengel, bzw. Stängel oder Gemse bzw. Gämse verzettelt. «

Schlicht als Blamage bezeichnet Pollak die Entwicklung der Reform der letzten zehn Jahre: »Unterm Strich ist nichts Vernünftiges übrig geblieben und das rechtfertigt den riesengroßen Aufwand und die erheblichen Kosten in keinster Weise. « Der Schulleiter sah ohnehin von Anfang an keine Notwendigkeit, überhaupt etwas bei der Rechtschreibung zu ändern und ihm fehlte bei vielen Dingen der Reform die Logik.

Das Hin und Her um die richtige Rechtschreibung ärgert Heinz Pollak aus mehreren Gründen: »Nicht nur die Schüler sind dadurch äußerst unsicher, auch wir Lehrer und viele Eltern wissen in manchen Fällen nicht mehr, wie jetzt korrekt geschrieben wird. Außerdem gibt es an Schulen viel größere Probleme - wie etwa die hohen Klassenzahlen, mit denen man sich auseinandersetzen muss. «

Für den Leiter der Maria-Ward-Grundschule müssen Reformen Verbesserungen bringen und wenn das Ergebnis im Wesentlichen der Stand von vor der Reform ist, dann sei am Ziel vorbei gearbeitet worden. »Manche Änderungen wurden auch unzureichend erklärt. Es hieß, aus ,ß‘ wird ,ss‘. Dass jedoch nicht jedes ,ß‘ ein ,ss‘ wird, hat keiner gesagt. Da wurde dann der Fuß mit Doppel-s geschrieben. «

Auch Hanns Morhard, Schulleiter der Hauptschule Waldkirchen, ist mit der Entwicklung in Sachen Rechtschreibreform alles andere als zufrieden: »Das ist so überflüssig wie ein Kropf. Die Reform hat keine Vereinfachung gebracht, sondern alles nur schwieriger gemacht. « Er beklagt vor allem die entstandene Unsicherheit: »Mit welcher Version sollen wir nun an der Schule den Unterricht gestalten?« Bei den Schülern sei das nicht so schlimm, da in Bayern Übergangsregeln gelten. Sie dürfen im Prinzip so schreiben, wie sie wollen. »Aber wir Lehrer müssen uns ja an die korrekte Schreibweise halten. Und welche Version ist denn nun die richtige Version?«
Einzig sinnvolle Änderung wäre laut Morhard die Regelung der Groß- und Kleinschreibung gewesen: »In anderen Ländern wie England oder Frankreich gibt es so etwas nicht, da schreibt man bis auf Namen alles klein. Mit einer solchen Änderung hätte man sehr vereinfachen können. «

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»Als ob wir nicht andere
Probleme hätten«

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Beklagenswert seien auch die immensen finanziellen Ausgaben für aktualisierte Lehrmittel. »Ob ich DM oder Euro zusammenzähle, ist egal - es geht um den richtigen Rechenweg. Aber Lehrbücher für Deutsch müssen in der korrekten Rechtschreibung verfasst sein«, sagt der Hauptschulleiter. Nach der erneuten Änderung müssten folglich die Bücher auch geändert werden. »Als ob wir in Deutschland nicht genug andere Probleme hätten,« kritisiert Morhard. »Sprache ist etwas Lebendiges - sie entwickelt sich von selber weiter. Man braucht hier nicht künstlich reformieren.«

Gedanken gemacht haben sich zu dem leidigen Thema Rechtschreibreform auch Anita Fischbacher und Maria Fürst von der Förderschule in Waldkirchen: »Wir würden uns freuen, wenn wenigsten wir Lehrer bald wüssten, wie wir was zu schreiben haben. Gegen eine sinnvolle Vereinfachung ist überhaupt nichts einzuwenden. « Wichtig erscheint ihnen allerdings, dass die Schreibweise in allen Bereichen der Öffentlichkeit einheitlich angewandt wird.

Problematisch sehen sie die oft absurde Eindeutschung gängiger Fremdwörter. Ein Beispiel: Aus Ketchup wurde Ketschup. Sollte es dann nicht sinnvollerweise und dem Gedankenweg folgend Ketschap heißen?

Dr. Gerlinde Wucherpfennig, Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule in Waldkirchen, begrüßt indes die jüngste Änderung: »Viele Dinge waren nach der Rechtschreibreform nicht logischer als vorher. Solche Trennungen wie I-gel, E-cho, U-fer, a-ber und O-zon verhindern bei Kindern das flüssige Lesen. « Allerdings glaubt sie nicht, dass die Änderungen dazu führen, dass neue Schulbücher gedruckt werden müssen - so wie damals, als die Rechtschreibreform das erste Mal zugeschlagen hat. Ein neuer, abermals geänderter Duden kommt aber - und zwar im Sommer.

Lokalteil Waldkirchen: http://www.pnp.de/waldkirchen

[Nach Passauer Neue Presse v. 23.3.2006 (Online)]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.03.2006 um 10.05

Günter Grass unterstützt Elternverein

Kiel
- Der Nobelpreisträger und Schriftsteller Günter Grass hat als erster einen bundesweiten Aufruf des Deutschen Elternvereins mit Sitz in Kiel unterzeichnet. Mit der Aktion werden Unterschriften für den Erhalt der klassischen Rechtschreibung gesammelt. „Der Gebrauch klassischer Schreibweisen darf an den Schulen nicht länger als fehlerhaft diskriminiert werden", forderte Vereinsvorsitzender Ulrich G. Kliegis. Ziel der Aktion sei es, der klassischen Rechtschreibung wieder den ihr gebührenden Platz an unseren Schulen zu verschaffen. Kliegis verglich die Rechtschreibreform mit dem Bau des Brutreaktors in Kalkar, der von der Politik beendet worden sei, als klar war, daß das Projekt nicht mehr zu realisieren sei. „Wir warten darauf, daß die Bildungspolitiker einfach nur zugeben, daß sie sich geirrt haben - und dann entsprechend handeln", sagte Kliegis. esh

[DIE WELT 15.03.2006 S.40 Norddeutschland]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.03.2006 um 20.39

Lübecker Nachrichten online

ln-online/lokales vom 08.03.2006 01:00

Neue Rechtschreibung: Die Revorm ist fölich uhnsinnig

Bad Oldesloe - Wie schreibt Deutschland es nun richtig? "Stengel" oder "Stängel", "Tip" oder "Tipp"? Die Reform der Reform sorgt jetzt für neue Unsicherheit.


Begeistert waren die meisten der befragten Oldesloer Lehrer und Schüler nicht gerade über die neuerliche Reform der Rechtschreibreform, die zum 1. August auf Deutschlands Schülerinnen und Schüler zukommt. Nach der heftigen Kritik entschärften die Kulturminister der Länder die Reform der deutschen Rechtschreibung von 1998 wieder, die voriges Jahr erst verbindlich geworden war.

Die neuerlichen Änderungen betreffen die Groß- und Kleinschreibung, die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Zeichensetzung und die Worttrennung am Zeilenende. Bei den Noten der Schüler werden die Änderungen dieses Jahr noch nicht berücksichtigt. Die Reform der Reform muss erst nach einer Übergangszeit von einem Jahr bei den Schülern sitzen.

Am Theodor-Mommsen-Gymnasium überwiegt unter den Deutschlehrern die kritische Betrachtung der Neuregelung. Hans-Joachim Vierhaus: "Inhaltlich ist die Reform der Reform unwesentlich. Sie ist wohl eine Reaktion auf die bisher abwehrende Haltung bestimmter Bundesländer und Verlage gegenüber der bisherigen Regelung. Man hätte eine gut durchdachte Reform machen und dabei bleiben sollen. Es ist etwas unglücklich, es jetzt wieder ein bisschen anders zu machen, und allgemein sehr schade, dass einige Verlage und Zeitungen sich der neuen Rechtschreibung verweigern. Aber auch bei der alten Schreibweise gab es wohl praktisch niemanden, der fehlerfrei Deutsch schreiben konnte."

Christiane Behrens sagte zur erneuten Reform: "Ich habe den Eindruck, die Schüler empfinden das alles undramatisch. Die Schüler werden bis zur Oberstufe die neue Rechtschreibung gelernt haben." Schwierigkeiten hätten Schüler nur bei Getrennt- und Zusammenschreibung. Diese Problematik galt aber auch für die alte Rechtschreibung. Eher die Ausnahme bildet Stephanie Wrede mit ihrer positiven Einstellung: "Die Reform ist allgemein sehr gut. Die Schüler kommen mit der neuen Schreibweise besser zurecht, weil die Sprache jetzt regelgeleiteter ist."

Seit 40 Jahren gibt Barbara Mertens Deutschunterricht, derzeit an der Grundschule im Westen von Bad Oldesloe. Sie ist gar nicht glücklich mit der Entwicklung in der Rechtschreibung und sagt: "Die Verunsicherung ist vor allem bei den Kindern groß, die es bereits anders gelernt haben. Selbst ich muss immer mehr im Duden nachsehen."

Auch Renate Korth, Schulleiterin der Grundschule West, kann über die Reform zur Reform nur noch den Kopf schütteln: "Es ist schwierig, das den Kindern überhaupt noch zu vermitteln. Ein großes Problem sind die Unsicherheiten, weil zum Teil mehrere Schreibweisen möglich sind".

Jutta Kortsch, Fachleitung Deutsch an der Oldesloer Schule am Masurenweg, sagt: "Die Reform wird reformiert, und für Lehrkräfte und Schüler gibt es kein verbindliches Nachschlagewerk - fast unzumutbar." Schulleiter Matthias Welz ergänzt: "Wichtig ist doch, dass Lehrkräfte und Schüler eine Orientierung erhalten, an der sie erkennen können, dass sie richtig geschrieben haben."

Und was sagen Oldesloer Schüler zur Rechtschreibreform? Die LN fragten Schülerinnen und Schüler der Theodor-Mommsen-Schule in Bad Oldesloe. Abiturientin Lisa Ströh (19) sagte zur neue Entwicklung in Sachen Rechtschreibung: "Solange man nicht wieder alles neu lernen muss, ist das schon okay. Ich finde aber nicht, dass man das unbedingt hätte ändern müssen. Ich bin bisher gut zurechtgekommen." Torge Olufs (19) und Dominique Kottke (18) sind sich einig: "Die Reform der Reform ist unsinnig und schwachsinnig. Sie macht die Rechtschreibung unnötig kompliziert."

Ob dies nun der endgültige Schlussstrich unter die seit Jahren anhaltende Reformdebatte bedeutet, ist jedoch nicht sicher. Allerdings wollen jetzt auch die Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen, die die Umsetzung der Rechtschreibreform bisher ausgesetzt hatten, wieder mitmachen.

Von Claas Meinheit, Susanna Fofana und Petra Dreu,


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