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Norbert Lindenthal
06.08.2004 18.44
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Merkur online

06.08.2004 16:58 / Sprache Rechtschreibung Medien

Analyse: «Schwarzer Freitag» für die Rechtschreibreform?


Wie schreibt sich das noch? Die Rechtschreibreform scheint eine unendliche Geschichte zu sein.
Hubert Link (dpa/dpaweb)

Berlin (dpa) – Hat Deutschland ein neues Sommerloch-Thema oder ist der Ausstieg von «Spiegel» und Springer-Zeitungen bei der Rechtschreibreform der Anfang vom Ende der neuen Schreibweisen?

Die Kultusminister wie die Ministerpräsidenten traf die Mitteilung der beiden großen Verlage am Freitag nicht unvorbereitet. Nicht nur intern hatte es reichlich Vorwarnungen gegeben. Zumindest zwei der Länder-Regierungschefs – Christian Wulff (CDU/Niedersachsen) und Peter Müller (CDU/Saarland) waren nach dpa-Informationen seit langem auch in Details der Aktion eingeweiht.

Als treibende politische Kraft gilt dabei Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner. Mehrfach hatte Döpfner in den vergangenen Monaten Vertreter anderer Verlage nach Hamburg geladen, um ein möglichst breites Medien-Bündnis gegen die seit 1998 an den Schulen eingeführten neuen Schreibregeln zu schmieden. Ursprünglich – so ist aus mehrerer Verlagen zu hören – sollte die «Bombe» pünktlich zur Frankfurter Buchmesse am 5. Oktober platzen. Das hätte dann Druck auf die zwei Tage später tagenden Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin (7./8. Oktober) und auch auf die Kultusminister ausüben sollen, die sich anschließend im Saarland treffen (14./15. Oktober).

Doch bis Freitag blieb es nur beim Schulterschluss von Springer und Spiegel. «Focus»-Chefredakteur Helmut Markwort – dem bei der Aktion die weitere Schlüsselrolle zugedacht war – gab Döpfner einen klaren Korb: «Deutschland hat derzeit wichtigere Probleme als neuen Streit um die Rechtschreibreform». Die «Süddeutsche Zeitung» will zwar auch mitmachen, debattiert jedoch intern noch über Details. Als einzige deutsche Tageszeitung hatte sich die «FAZ» kurz nach dem Start der Reform den neuen Schreibweisen verschlossen.

Vor allem Springers «Bild» hatte in den vergangenen Wochen den beiden Rechtschreib-Reformrebellen Wulff und Müller breiten Raum eingeräumt. Nachdem die Kultusministerkonferenz das Thema auf Wunsch von Saarlands Kultusmister Jürgen Schreier (CDU) für die Oktober- Sitzung wieder auf die Tagesordnung nahm, sah «Bild» die Reform schon als so gut wie gescheitert an.

Markwort verweist dabei kritisch auf das «Zusammenspiel» von Journalismus und Politik, mit dem hier eine «Kampagne» vorangetrieben wurde: «Wer sich über Chaos beschwert, sollte nicht das Chaos vergrößern. Wir wollen auch nicht den Kampf um die Rechtschreibreform auf dem Rücken unserer jungen Leser austragen, die in den Schulen die neuen Schreibweisen lernen.»

Die Rückkehr der großen Verlage zu den alten Schreibregeln setzt ohne Zweifel die Länder-Regierungschefs politisch massiv unter Druck. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) plädiert zwar auch dafür, das Thema beim nächsten Treffen «am Kamin» mit seinen Länderkollegen zu erörtern. Indes ließ er bisher offen, ob er für eine Rücknahme der Reform ist. Schließlich gehörte er im März 1996 mit zu den 16 Ministerpräsidenten, die einstimmig das Reformwerk gebilligt hatten.

Für die Rücknahme wäre erneut ein einstimmiger Beschluss nötig. Die SPD-Länderchefs haben sich auf einer Telefon-Schaltkonferenz bereits gegen ein Einschwenken ausgesprochen. Man würde sich in der aktuellen Föderalismusdebatte «der Lächerlichkeit Preis geben», wenn die Länder zum einen mehr politischen Einfluss verlangten, sich gleichzeitig aber dem Druck großer Medien beugten, wurde aus der Runde kolportiert. Auch die Bundesregierung denkt nicht an Rückzug.

Aber selbst wenn es zu einem gemeinsamen innerdeutschen Votum gegen die Reform käme – auch die Schweiz, Österreich und Liechtenstein hätten noch ein Wörtchen mitzureden. Und dort ist die Bereitschaft nicht besonders groß, die bereits seit den 60er Jahren geführten Reformdebatten um Kommaregeln, «ss-Schreibung» und Groß- und Kleinschreibung wieder aufleben zu lassen.

Doch der Streit um die Rechtschreibreform war in Deutschland stets eine Überraschung wert. Um die Jahrhundertwende stoppte Kaiser Wilhelm einmal höchstpersönlich ein Reformwerk, über das Germanisten und Kultusbeamte jahrelang gestritten hatten. Zum Ärger des Kaisers sollte nämlich der «Thron» sein «h» verlieren. Erst als die Reformer einschwenkten und dem «Thron» weiter das «h» zubilligten, willigte er ein.
Von Karl-Heinz Reith, dpa

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