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GZS
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Wolfgang Wrase
12.03.2004 02.37
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Re: mit

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von gestur
Im Gegensatz zum Duden von 1996 steht im Duden von 1955 eine sehr einfache Erklärung, ausführlicher als im Duden von 1967:
„II.) In Verbindung mit einfachen Zeitwörtern:
1.) ... vorübergehende Beteiligung oder den Gedanken des Anschlusses ...
2.) Zusammenschreibung,
a) ... dauernde Vereinigung oder Teilnahme ...
b) ... neuer Begriff entsteht ...
III.) In Verbindung mit zusammengesetzten Zeitwörtern:
a) Getrenntschreibung, z. B. mit ansehen;
b) Zusammenschreibung, wenn ein neuer Begriff entsteht.

Das Kriterium der Entstehung eines neuen Begriffes wurde im Duden von 1996 weggelassen.

Im Gegensatz zu gestur bin ich der Ansicht, daß diese Passagen keineswegs einfach, sondern außerordentlich kompliziert und kaum nachvollziehbar sind, außer für Höchstleistungsgrammatiker. Unter anderem deshalb ist es aus Sicht der Regelformulierung natürlich „einfacher“, wenn ein Kriterium wie „neuer Begriff“ aufgegeben wird. Dazu kommt, daß „neuer Begriff“ ein schwammiges Kriterium ist: Was heißt „neu“? Für wen „neu“, inwiefern „neu“? Die Schwammigkeit hat zur Folge, daß bei der ersten Verwendung in dem Zitat mit einem Beispiel gearbeitet wird („mitteilen“).

Wer – wie die Reformer – unbedingt Regeln vereinfachen will, hat gerade bei der GZS natürlich ein großes Betätigungsfeld. Der Haken bei der Sache ist nur, daß die Schreiber immer nach ihrem Sprachgefühl schreiben werden – und im Sinne der automatischen Rechtschreibung, indem sie die GZS voneinander abschauen und aus Parallelfällen ableiten, sei es als Analogie, sei es als gegensätzlicher Fall zum Zweck der Differenzierung. Dabei kommen dann, wenn man das in der Regel formuliert, allein schon bei dem relativ übersichtlichen Einzelfall „mit + Verb“ sehr komplexe Kriterien zutage, die überdies nicht klar abgrenzbar sind. Die Regelformulierung suggeriert hier die eindeutige Zuordnung jeweils von Getrennt- und Zusammenschreibung. In Wirklichkeit schwankt der Gebrauch. Und die GZS insgesamt ist noch um einige Größenordnungen komplizierter.

Die Schlußfolgerung daraus kann aber nicht sein, daß man – wie die Reformer – nun willkürlich irgendwelche Kriterien streicht, nur damit die Regeln etwas verschlankt aussehen. Denn danach werden sich die Schreiber nie richten, jedenfalls die allermeisten. Somit führt eine solche Manipulation der GZS auf Regelebene nur zu einer tiefen Entfremdung von Regel und Schreibwirklichkeit und zu viel mehr „Fehlern“ als zuvor.

Die richtige Schlußfolgerung muß sein, solche Betrachtungen wie die hier zitierten als Aufbereitung für theorieverliebte Feinschmecker einzustufen, die der Schreiber in Wirklichkeit nicht brauchen kann. Und vor allem muß man früher oder später einsehen, daß es unmöglich ist, die GZS erschöpfend in Regeln zu fassen, jedenfalls wenn man nicht die Sprachgemeinschaft vergewaltigen will, was sowieso nicht funktioniert. Man muß bei der GZS mit einigen relativ pauschalen Angaben arbeiten, man muß diese als Hinweise und Empfehlungen anbieten und hinzufügen, daß im Zweifelsfall (also fast immer) das Sprachgefühl entscheiden sollte. Denn so ist es auch: In Wirklichkeit entscheidet fast immer das Sprachgefühl. Da kann man Regeln formulieren oder ändern, so viel man will. Am besten ist, man läßt es bleiben.

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Stephan Fleischhauer
12.03.2004 00.31
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Warum sollte es sich dann z.B. bei „mit nach Hause gehen“ um eine unterbrochene Verbzusatz-Konstruktion handeln?

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gestur
11.03.2004 17.43
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mit

Im Gegensatz zum Duden von 1996 steht im Duden von 1955 eine sehr einfache Erklärung, ausführlicher als im Duden von 1967:
„II.) In Verbindung mit einfachen Zeitwörtern:
1.) Getrenntschreibung, wenn 'mit' die vorübergehende Beteiligung oder den Gedanken des Anschlusses ausdrückt.
2.) Zusammenschreibung,
a) wenn 'mit' eine dauernde Vereinigung oderTeilnahme ausdrückt;
b) wenn durch die Verbindung ein neuer Begriff entsteht, z. B. mitteilen.
III.) In Verbindung mit zusammengesetzten Zeitwörtern:
a) Getrenntschreibung, z. B. mit ansehen;
b) Zusammenschreibung, wenn ein neuer Begriff entsteht.

Das Kriterium der Entstehung eines neuen Begriffes wurde im Duden von 1996 weggelassen.

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gestur
11.03.2004 17.13
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wieder

Literaturverweise:
Theodor Ickler, Die sogenannte Rechtschreibreform, Ein Schildbürgerstreich, Getrennt- und Zusammenschreibung, Vorzügliche Arbeit;
Theodor Ickler, Kritischer Kommentar, § 34, Das Beispiel wieder

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Stephan Fleischhauer
11.03.2004 17.09
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Nach meinem Gefühl ist im gesprochenen Deutschen möglich: „Wir müssen das mit berücksichtigen“, „Kannst du mit aufstehen?“ – mit Betonung auf „berücksichtigen“, „aufstehen“. Hier kann „mit“ kein Verbzusatz sein! Stimmt etwas mit meinem Sprachgefühl nicht?

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gestur
11.03.2004 16.08
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Das italienische Adverbialisierungssuffix

-mente war vorher das Substantiv mente = Geist, Sinn.

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Stephan Fleischhauer
11.03.2004 15.56
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Kurze Nachfrage:
Was meinen Sie mit: „Für Verbindungen mit wieder kann man eine Erklärung geben“?

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Theodor Ickler
11.03.2004 15.35
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Berechtigte Bedenken

Da ich gerade wieder mal in Pauls Prinzipien der Sprachgeschichte lese, staune ich aufs neue, wieviel noch 1920 getrennt bzw. schwankend geschrieben wurde. Und man kann ja nicht strikt beweisen, daß „vernünftigerweise/vernünftiger Weise“ ein Wort ist. Das Übliche und damit Unauffällige sollte wohl den Vorrang vor dem (gerade noch) Konstruierbaren (und damit grammatisch Korrekten) haben.
Für Verbindungen mit „wieder“ kann man eine Erklärung geben, anderes muß einfach auf Beobachtung beruhen. Und da es sich um ein Buch mit Empfehlungen handelt, muß nicht alles, was denkbar ist, eigens verzeichnet sein. Der Lehrer muß aufgrund seiner Ausbildung beurteilen können, was er – als möglicherweise unüblich, aber möglich – durchgehen läßt. Wenn er seine Aufgabe nicht darin sieht, Schüler auszusieben, sondern darin, ihnen die sinnvolle Textgestaltung beizubringen, dürfte das die beste Lösung sein.
__________________
Th. Ickler

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Stephan Fleischhauer
11.03.2004 14.53
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GZS

Mir schwirren schon einige Jahre Fragen zu Herrn Icklers sehr liberaler Auffassung der Getrennt- und Zusammenschreibung im Kopf herum. Ich will einmal ein paar davon loslassen.

Wie kann man die Häufigkeit von Zusammenschreibungen im Bereich der Verbzusatzkonstruktionen ermitteln? Der Satz „Wann werden wir uns wieder sehen?“, fände man ihn in einem Text, wäre kein Beleg für die Getrenntschreibung, denn man könnte die adverbiale Konstruktion (mit Betonung auf „sehen“) nicht ausschliessen.
Meistens dürfte der Kontext solche Zweifel ausräumen: „Du wirst dich hier bald wohl fühlen“ – das wäre ein klarer Beleg. Nur was ist, wenn das keiner so schreibt? Muss man es dann trotzdem zulassen?
In der Einleitung einer sehr frühen Fassung des Icklerschen Wörterbuchs (von Anfang 1999) stehen in direkter Folge zwei möglicherweise unvereinbare Maximen:
„ ...
3. Keine Schreibweise, die der deutschen Grammatik gerecht wird, kann orthographisch als falsch gelten.
Aus diesen Grundsätzen folgt, daß niemand, der korrekt schreiben, d.h. einen orthographisch unauffälligen Text erzeugen will, ...“


Kann es nicht auch grammatisch korrekte Schreibungen geben, die dennoch orthographisch auffallen?
Ist weiter gehend (bei Ickler mit Bogen) orthographisch unauffällig? (Es mag bei attributiven Gebrauch grammatisch korrekt sein.)

(Im Schildbürger-Buch lässt Herr Ickler übrigens die Schreibung zum Besten geben zu, wegen der grammatischen Korrektheit. S. 178.)

§ 9 in Icklers Wörterbuch, der die obligatorisch zusammengeschriebenen Verbzusätze aufführt, enthält zwei offene Listen. Die erste („einzelne, zum Teil reihenbildende Verbindungen“) sollte besser geschlossen werden (d.h. den gesamten Wörterbuchbestand enthalten).
Was spricht dagegen, z.B. die Zusätze los, wieder, wohl hinzuzufügen?

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