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Forum > Beispielsammlung über Sinn und Unsinn
Bei „aufwändig“ könnte ich die Wand hochgehen
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J.-M. Wagner
20.01.2005 20.51
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Re: Ich bin das Volk

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von margel
Der Chefetymologe der Kommission heißt Gerhard Augst. Wenn Sie mehr über sein Verständnis von „Volksetymologie“ erfahren wollen, lesen sie am besten die Besprechung seines Wortfamilienwörterbuches von Prof. Ickler. („Der Laie“, zu finden auch bei google.de).
Oder eben hier – neben anderen interessanten Texten älteren Datums: http://rechtschreibreform.de/Forum/showthread.php?threadid=655
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Jan-Martin Wagner

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J.-M. Wagner
20.01.2005 20.21
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Volksetymologie – was ist das?

Um diesen Einzelpunkt näher zu beleuchten, scheint mir die folgende eine wesentliche Frage zu sein: Wie sind die Wörter entstanden, die gemeinhin als „Volksetymologie“ bezeichnet werden? Ich kenne mich da zu wenig aus, vermute aber, daß der Entstehungsprozeß Teil der Definition des Begriffs „Volksetymologie“ ist. (Ein typisches Beispiel einer echten Volksetymologie sind für mich die Schattenmorellen. – Hoffentlich irre ich mich darin nicht!)

Ein anderes Kriterium, das mit zur Definition gehört, ist Frau Kerns zufolge, daß es sich bei einer Volksetymologie um eine »etymologisch eigentlich „falsche“ Herleitung« handelt. Wie steht es aber damit im Fall des aufwändig? Nach dem, was Frau Kerns dargelegt hat, dürfte es sich dabei ja – entgegen ihrer expliziten Aussage – gerade nicht um eine Volksetymologie handeln, denn ihrer Ansicht nach wäre die Ableitung von Aufwand inhaltlich und auch etymologisch nicht zu beanstanden (zumindest habe ich ihre Ausführungen so verstanden). –

Am Beispiel von aufwändig wird eine Perfidität der Rechtschreibreform deutlich: Man wird dazu gebracht, eine reformierte Schreibweise für etwas zu halten, das sich aus dem normalen Spach- und Schreibgebrauch heraus entwickelt hat, d. h. für eine Volksetymologie – und sie entsprechend zu verteidigen.

– geändert durch J.-M. Wagner am 24.01.2005, 17.14 –
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Jan-Martin Wagner

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Elke Philburn
20.01.2005 14.03
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Es gibt in der englischsprachigen Germanistik recht unwissenschaftliche – aber über das Netz leicht zugängliche – Veröffentlichungen, die die Reformkritik ohne Bezug auf ihre Inhalte als 'Sprachpurismus' abtun. Das Resultat sind so einseitige Meinungsäußerungen wie die von Katja Kerns.

Auch die Gleichsetzung von sprachlichem Wandel mit von oben verordneten Eingriffen ist ein beliebter Versuch von seiten der Reformer, die Fakten zu verdrehen. Aber ich unterstelle mal, daß Frau Kerns bislang wenig Zugang zu ausgewogeneren Informationsquellen hatte und sie nur deshalb zu der unten geäußerten Meinung gelangt ist.


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http://www.vrs-ev.de/

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margel
20.01.2005 05.28
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Ich bin das Volk

Der Chefetymologe der Kommission heißt Gerhard Augst. Wenn Sie mehr über sein Verständnis von „Volksetymologie“ erfahren wollen, lesen sie am besten die Besprechung seines Wortfamilienwörterbuches von Prof. Ickler.(„Der Laie“, zu finden auch bei google.de).

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Ursula Morin
19.01.2005 21.30
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Die Reformer - das Volk?

Ich kann mich gerade nicht erinnern, welcher der Herren Reformer das Steckenpferd „Volksetymologie“ reitet, obwohl hier schon oft darüber diskutiert wurde (mein Lang- oder Kurzzeitgedächtnis versagt hier gerade), aber um eine Volksetymologie handelt es sich bei „aufwändig“ ganz gewiß nicht. Oder kann hier jemand einen Beleg dafür beibringen, daß dieses Wort vor seiner Erfindung im Rahmen der RSR vom „Volk“ so geschrieben wurde?

Man sollte doch nicht vergessen, daß die Merkwürdigkeiten des „Neudeutschen“ keiner Fortentwicklung des Urgermanischen und auch ansonsten keiner natürlichen Sprachentwicklung, sondern einzig und allein den Reformern zu verdanken sind.

Am schlimmsten ist wohl, daß die natürliche Fortentwicklung der deutschen Sprache aufgrund der durch die RSR eingeführten falschen Wortbildungsmuster nunmehr schwer gehemmt ist. Und noch schlimmer womöglich, daß man nach einiger Zeit wirklich nicht mehr verstanden wird, wenn man versucht grammatisch korrektes Deutsch zu schreiben. Mit Purismus hat das nun aber wirklich nichts zu tun – sondern eher damit, daß man die grammatischen Konventionen verlassen hat, deren sich auch die anderen Sprachen bedienen.

Um nochmals auf „aufwändig“ zurückzukommen ... natürlich könnte man auch im Englischen solche Wörter erfinden – erwarte einige Vorschläge zu englischen Volksetymologien von den hier schreibenden Anglisten (und AnglistInnen) ...


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Monika Chinwuba
19.01.2005 17.16
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Re: wenden - wandte - gewandt/ gewendet

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Katja Kerns
Zur Frage der Ableitung der Wörter „Aufwand“ und „wenden“ voneinander:
als Anglistin möchte ich nochmals auf das aufmerksam machen, ...je nach Tempusform ihre Stammvokale variieren (ich wende, ich wandte, ich habe gewandt...; I drive, drove, have driven).


Als Anglistin können Sie vielleicht nicht wissen, daß es heißen soll: Ich wende, ich wendete, ich habe gewendet, und zwar jeweils einen Gegenstand oder eine Sache, wohingegen die Sprecher dann von ich wandte (mich an), ich habe (mich an) gewandt ausgehen, wenn es um die Hinwendung der eigenen Person zu etwas geht.

Die Sprecher unterscheiden also ganz klar zwischen einer Handlung und einer Tätigkeit. Mir ist unbegreiflich, daß insbesondere Anglisten diesen Unterschied nicht sehen.

Anglisten können durch die Übersetzung des Wortes Aufwand als consumption, viel Aufwand machen als live in grand style, sogar Aufwandsteuer als luxury tax und die Übersetzung aufwenden als expend upon, devote to, und Aufwendung als expenditure, auch employment die Bedeutungsunterschiede vielleicht erahnen.

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Katja Kerns
Das heißt, Spekulationen darüber, ob ... mit dem Kontrast zwischen „Aufwendung“ vs. „Aufwand“ bestimmte semantische ... Unterschiede verbunden sind, sind hier wohl zweitrangig oder fehl am Platz.

Sprache hat sich von den Urworten gerade deshalb so hochkomplex entwickelt, weil die Sprecher Bedeutungsunterschiede transportieren wollten. Ich finde es deshalb unüberlegt, zu behaupten, daß bei der Diskussion der Begriffe Aufwendung / Aufwand und der Schreibweise ihrer Ableitungen Bedeutungsunterschiede fehl am Platz sind.

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Katja Kerns
Dass Nomina aus ganz unterschiedlichen verbalen Stammformen (wend-, wand-) abgeleitet werden, ist in den germanischen Sprachen zumindest normal. Somit dürfte kein großes Geheimnis dahinter stecken, dass es einmal „Aufwand“ und einmal „Aufwendung“ heißt.

Da Sie jedoch hier wieder auf die Sprachentwicklung zurück kommen, bin ich etwas getröstet. Letztendlich ist es tatsächlich kein Geheimnis, insbesondere, wenn man die Sprachgeschichte ein wenig kennt, daß aus einem Stamm zwei Begriffe unterschiedlicher Bedeutung hervorgingen. So hatten Sie es doch gemeint, nicht wahr?

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Katja Kerns
Fazit: Sprachpurismus mag ein schöner Zeitvertreib sein, aber ist am Ende (spätestens mit Untergang der jeweiligen puristischen Sprechergeneration) immer nutzlos. Wandel ist natürlich, gut und unaufhaltsam.

Hier möchte ich mit Ihnen vollkommen übereinstimmen. Ein Begriff, der in der Gesellschaft keine Erscheinung mehr hat, stirbt aus. Dafür werden neue, der Gemeinschaft verständlichere Begriffe gebildet – wie z. B. Aufwand. Das bedeutet aber nicht, daß der alte Begriff Aufwendung dem neuen Begriff Aufwand per Dekret überstülpt werden darf.

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Katja Kerns
... Volksetymologien (d.h. etymologisch eigentlich „falsche“ Herleitungen) wie die von „aufwändig“ sind in allen Sprachen an der Tagesordnung, ... selbst wenn das Ergebnis oft logischer Unsinn ist. Eselsbrücken wie diese bedürfen keiner strengen Logik.

Ich halte viel vom „Volk“, zumindest von der Intelligenz der Sprachgemeinschaft. Vielleicht revidieren Sie Ihre Bemerkung über einen anderen Betrachtungswinkel: Soziologisch ist es ein interessantes Phänomen, daß im gesellschaftlichen Wandel neue Silbenverbindungen oder Wortableitungen erfunden werden, die eine neue gesellschaftliche Erscheinung begrifflich besser fassen können. Mich fasziniert gerade die 'Logik' der Wortveränderungen aus Bedeutungsbruchstücken. Diese Ansicht kann man natürlich nur beweisen, wenn die gesellschaftliche und sprachliche Entwicklung gleichzeitig untersucht und wissenschaftlich festgestellt wird. Leider sind wir heute noch nicht soweit.

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Monika Chinwuba

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Katja Kerns
19.01.2005 14.44
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wenden - wandte - gewandt/ gewendet

Zur Frage der Ableitung der Wörter „Aufwand“ und „wenden“ voneinander:
Ich bin zwar keine Germanistin, aber als Anglistin möchte ich nochmals auf das aufmerksam machen, was weiter unten schon bemerkt wurde. Tatsächlich entspricht die Alternationen hier zwischen „a“ und „e“ in der Wortwurzel den ererbten urgermanischen (eigentlich indogermanischen) Ablautwechseln der sogenannten „starken“ Verben, die – grob gesagt – je nach Tempusform ihre Stammvokale variieren (ich wende, ich wandte, ich habe gewandt...; I drive, drove, have driven).
Das heißt, Spekulationen darüber, ob die Sprecher „Aufwand“ als schöner klingend empfanden oder ob mit dem Kontrast zwischen „Aufwendung“ vs. „Aufwand“ bestimmte semantische (= Bedeutungs-) Unterschiede verbunden sind, sind hier wohl zweitrangig oder fehl am Platz. Dass Nomina aus ganz unterschiedlichen verbalen Stammformen (wend-, wand-) abgeleitet werden, ist in den germanischen Sprachen zumindest normal. Somit dürfte kein großes Geheimnis dahinter stecken, dass es einmal „Aufwand“ und einmal „Aufwendung“ heißt.

Des weiteren muss ich gerade von diesem Standpunkt aus sagen: Mit ein bisschen Sinn für Geschichte relativieren sich viele Streits um „alt“ und „neu“, und man bekommt Respekt vor dem ständigen Wandel, dem alles unterworfen ist. Das Neuhochdeutsche müsste sonst ja geradezu als „schreckliche“ Verunstaltung des guten, alten („puren“) althochdeutschen Sprachgebrauchs erscheinen. Viele deutsche „Provinzdialekte“ erhalten das Althochdeutsche teils originalgetreuer als unser Duden-Neuhochdeutsch. So gesehen ist überhaupt das Deutsche eine schreckliche Verunstaltung des Urgemanischen und so fort.

Fazit: Sprachpurismus mag ein schöner Zeitvertreib sein, aber ist am Ende (spätestens mit Untergang der jeweiligen puristischen Sprechergeneration) immer nutzlos. Wandel ist natürlich, gut und unaufhaltsam. Volksetymologien (d.h. etymologisch eigentlich „falsche“ Herleitungen) wie die von „aufwändig“ sind in allen Sprachen an der Tagesordnung, und zwar genau aus dem Grunde, weil sie dem Sprecher helfen, das nicht mehr Transparente durchschaubar zu machen – selbst wenn das Ergebnis oft logischer Unsinn ist. Eselsbrücken wie diese bedürfen keiner strengen Logik.
Wenn das deutsche Volk „aufwändig“ nun akzeptieren sollte (nicht im Regelwerk, sondern im praktischen Gebrauch), dann wird es so auch heißen, ob etymologisch stimmig oder nicht. In ein paar Jahrzehnten kräht kein Hahn mehr danach. Und solange es Verfechter der alten Rechtschreibung gibt, wird die Schreibung „aufwendig“ auch immer einen hohen Rang in der allgemeinen Wertschätzung genießen, so dass daraus keine sozialen Nachteile für diejenigen entstehen, die weiterhin „aufwendig“ vor „aufwändig“ präferieren.

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Günter Vieth
08.10.2004 08.43
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Aufwändig?

Danke für den Hinweis. Aber das sagt nichts über die Schreibweise. Es ging mir darum, festzustellen, daß die neue Schreibweise falsch ist – was auf die ganze Rächtschreipverordnung ein entsprechendes Licht wirft.
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Güvi

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Günter Vieth
08.10.2004 08.24
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Aufwändig?

Danke für den Hinweis. Aber das sagt nichts über die Schreibweise. Es ging mir darum, festzustellen, daß die neue Schreibweise falsch ist – was auf die ganze Rächtschreipverordnung ein entsprechendes Licht wirft.
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Güvi

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Monika Chinwuba
07.10.2004 11.25
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Aufwand / aufwändig

In diesem Fall hat sich das Wort „Aufwand“ vom Wort „aufwenden“ abgeleitet, weil das wohl als besser klingend empfunden wurde. Diese ansich nicht richtige Schreibweise wird aber erst dann wirklich falsch, wenn man daraus irrtümlich jetzt zu „aufwändig“ übergeht.



Schon ziemlich lange wird das Wort „Aufwand“ auch in Rechtstexten gebraucht, z. B. Urteilen oder juristischen Artikeln. Gemeint sind damit Kosten, die vom Auftraggeber nicht ersetzt werden müssen.

In einem Urteil des Landgerichtes Mainz finde ich: "...als Ersatz des konkreten, materiellen Aufwands geschuldet wird. Wird dieser Bereich überschritten, stellt sich der Aufwendungsersatz als eine erfolgsunabhängige Provision dar...“.

Der Begriff „Aufwand“ umfaßt wahrscheinlich diejenigen Kosten, für deren Einsatz es keine Notwendigkeit gibt, also die zur Ausführung eines Geschäfts nicht erforderlich sind. Demgemäß kann man auf sie auch keine „Wendung“ von Umständen zurückführen. Das oben zitierte Gericht läßt dennoch freundlicherweise den „konkreten, materiellen Aufwand“ zu.

Meines Erachtens ist das Wort Aufwand von der Sprechergemeinschaft gebildet worden. Es wird damit der Unterschied zwischen für die Ausführung erforderlichen Kosten und ohne Erfolg verausgabten Kosten deutlich gemacht.
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Monika Chinwuba

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Günter Vieth
07.10.2004 09.30
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Die Folgerung von Geschmack zu schmäcken ist zwar ansich richtig, aber das rechtfertigt noch lange nicht die Schreibweise „aufwändig“, denn das kommt ja nicht von Wand, sondern von wenden, muß also ansich richtig wie früher als „aufwendig“ geschrieben werden. Die Sprachentwicklung ist nämlich – anders als es die „Reformer“ annehmen – nicht zwangsläufig linear abgelaufen, in dem Sinn, daß sich immer die Verben von den Substantiven abgeleitet haben, sondern es kann auch umgekehrt gewesen sein. In diesem Fall hat sich das Wort „Aufwand“ vom Wort „aufwenden“ abgeleitet, weil das wohl als besser klingend empfunden wurde. Diese ansich nicht richtige Schreibweise wird aber erst dann wirklich falsch, wenn man daraus irrtümlich jetzt zu „aufwändig“ übergeht.
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Güvi

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Christoph Kukulies
24.09.2004 06.47
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Endlich ein schönes Beispiel gegen das ach so logische ...

„aufwändig“

Gerade aus dem Gästebuch gefischt:

Ilona Stölken schrieb im Gästebuch:

Hey, wenn die Gemse Gämse ist und wendig wändig ist, dann müßte doch auch schmecken schmäcken sein, von Geschmack, oder? (hat mein Sohn, 3. Klasse, richtig erkannt). Wenn schon Reform, dann bitte schön konsequent und nicht nur da, wo es richtig verwirrt.




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Christoph Kukulies

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J.-M. Wagner
31.05.2004 17.48
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Anwendbarkeit von Regeln

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Florian Agreiter
Das Ziel muss doch sein, eine leicht verständliche Orthographie zu schaffen. Ziel ist nicht, Regeln aufzustellen, die hinterher nur von Fachkräften angewandt werden können.
Wenn man sich auf die Verhältnisse und die Anforderungen in der Schule beschränkt, ist das ein sehr gutes Argument gegen die reformierte Rechtschreibung und ein entscheidendes Argument für die von Herrn Ickler vorgeschlagene Modifikation der herkömmlichen Rechtschreibung.

(Weil es zu dieser Gegenüberstellung paßt, empfehle ich in diesem Zusammenhang einen Blick auf http://www.vrs-ev.de/regelwerkvergleich.php und http://www.vrs-ev.de/welches_regelwerk.pdf.)

Denkt man über die Schule hinaus, ist es nicht weiter verwunderlich, daß es auch Regeln gibt, die nur etwas für Fachleute sind. Schließlich ist es bei jedem anderen Schulfach auch so, daß das in der Schule erworbene Wissen nicht der Weisheit letzter Schluß ist. H.-Ch. Weißker schreibt dazu:
Auf allen anderen Gebieten vermittelt die Schule Grundwissen und -fertigkeiten, nie aber den Gesamtumfang der einzelnen Fächer. Wieso das plötzlich für die Beherrschung der Verschriftung der Sprache der Fall sein soll, ist nicht nachvollziehbar. Die Lernbarkeit in zehn Schuljahren zu postulieren, um die eigenen Ziele zu rechtfertigen, sich noch positiv als Sozialreformer zu positionieren und darüber hinaus auch noch die inhaltliche Kritik pauschal abzuweisen, ist schlechterdings unredlich.
(Quelle: http://www.ifto.uni-jena.de/~hcw/Sprache/essay_ak.html)
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Jan-Martin Wagner

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Florian Agreiter
31.05.2004 16.22
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Wir sollten hier nicht in Rabulistik verfallen. Dass „die ganzen (Schüler)“ nicht der Standardsprache entspricht, ist mir bekannt – ebenso der Bedeutungsunterschied von „scheinbar“ und „anscheinend“ sowie „dasselbe“ und „das Gleiche“. Ich bezweifele aber, dass es sinnvoll ist, jede Futilität (und jeden sprachlichen Idiotismus) zu evaluieren.

Das Ziel muss doch sein, eine leicht verständliche Orthographie zu schaffen. Ziel ist nicht, Regeln aufzustellen, die hinterher nur von Fachkräften angewandt werden können.

Lieber Herr Ickler, mir ist bewusst, dass Sie in Fragen der Sprache und der Anwendung ein sehr kompetenter Mann sind. Im Gegensatz zu Ihnen befasse ich mich nicht ex professo mit der deutschen Sprache und bin mir bewusst, dass Sie in der Sache das größere Wissen und die größere Kompetenz haben. Die Frage muss aber trotzdem sein, was für die breite Masse sinnvoll ist.

Ein Mann wie Sie, der die Regeln kennt und sie anzuwenden weiß, hat mit der alten Rechtschreibung keine Probleme. Es hat sich aber gezeigt, dass der durchschnittliche Bürger sehr viele Probleme in der Anwendung hat. – Und da auch in der neuen Rechtschreibung Fallstricke bestehen, wird es natürlich zu einer Modifikation der aktuellen Orthographie kommen.

Es gibt bereits die Überlegungen (und Beschlüsse?), Schreibungen wie „bei Weitem“ zuzulassen. Es gibt auch noch einige andere Vorschläge, die ich zwar nicht en détail kenne, aber in genere befürworte (nicht alle, aber die meisten).

Ich finde es vernünftig, wenn eine Person gegen die neue Rechtschreibung war, das Retablissement der alten jedoch ebenfalls ablehnt. (Ihr professoraler Kollege Walter Jens ist z. B. eine solche Person.)
Fast zehn Jahrgänge von Schülern und Exschülern müssten plötzlich eine „neue“ alte Rechtschreibung lernen, die in der Anwendung schwieriger ist. Das halte ich für unzumutbar, und dazu wird es auch sicherlich nicht kommen.

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Theodor Ickler
31.05.2004 15.14
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Die neuen Regeln

Man kann die neuen Regeln als Duden-Taschenbuch erwerben oder noch billiger als Sonderheft des Amtsblattes der Kultusministerien oder sich das Ganze bei der Kommission kostenlos herunterladen. Wer dieses Werk nicht im Original durchgearbeitet hat, kann leider hier nicht mitreden. Eine Beschäftigung mit dem amtlichen Wörterverzeichnis wäre auch zu empfehlen.
Herr Agreiter weiß auch noch nichts von den vielen Änderungen, die unterderhand vorgenommen worden sind (aufgrund zahlreicher geheimer Beratungsrunden zwischen Kommission und den beiden privilegierten Wörterbuchverlagen, bei denen die meisten Reformer unter Vertrag stehen). Demnächst kommen ganz offiziell weitere Änderungen. In meinem Buch „Regelungsgewalt“ ist die Misere ziemlich vollständig dargestellt, aber die nähere Zukunft ist natürlich noch nicht aufgenommen.
Konfusion? Wie kann eine milliardenfach bewährte Rechtschreibung, in der weiterhin alle bedeutenden Texte erscheinen, zu größerer Konfusion führen als das reformerische Durcheinander?
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Th. Ickler

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