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Forum > Ickler-Wörterbuch
Orthographieforschung à la Googlehupf
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Theodor Ickler
24.09.2002 14.26
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Kein Problem

Ich möchte auf Google nicht mehr verzichten und habe damit keine Probleme, auch und gerade nicht im Hinblick auf meinen deskriptiven Ansatz, der ja niemals auf stures Auszählen beliebiger Textkorpora abzielte. Für viele sprachwissenschaftliche Fragen liefert Google unvergleichlich reiches Material, das man natürlich genauer betrachten muß, bevor man daraus Schlußfolgerungen zieht.

Zum Beispiel habe ich mich gerade eben darüber gewundert, daß das neue dtv-Wörterbuch als Plural von Lager nur Lager angibt. Wie wir alle wissen, gebrauchen vor allem die Kaufleute usw. gern auch Läger. Google hat eine Fülle von Belegen, die zum größten Teil gut verwendbar sind.

Das Gute daran ist, daß man nicht mehr ausschließlich auf andere Wörterbücher und auf die eigene, doch immer sehr beschränkte Sprachkenntnis angewiesen ist, sondern hinaus ins Offene tritt, die weite Welt des Sprachgebrauchs. Wer täglich damit arbeitet, kann wohl kaum nachvollziehen, was daran so problematisch sein soll.

Nachtrag: Zum Stichwort „Orthographieforschung“ (Lachenmann). Im Vorwort meines Rechtschreibwörterbuchs sage ich: „Ein orthographisches Wörterbuch ist keine wissenschaftliche Dokumentation, sondern ein Vorschlag zum sprachgerechten und leserfreundlichen Schreiben.“ In diesem Sinne ist Google eine Orientierungshilfe, aber keine Forschungsgrundlage. Als Korpus läßt es sich nicht einmal definieren, außer eben nach der Fundstelle, dem äußerlichsten Kriterium überhaupt.
– geändert durch Theodor Ickler am 01.10.2002, 10.12 –
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Th. Ickler

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Walter Lachenmann
24.09.2002 09.11
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Erstens kommt es anders, ...

zweitens, als man denkt.

Der noch vor kurzem hier von – ansonsten mit wissenschaftlichem Ernst argumentierenden – Experten mit dem Epitheton »der scheidende« apostrophierte Finanzminister bleibt uns nun doch erhalten. Daß wir nach der Wahl einen anderen bekommen würden, sei wahrscheinlicher, so war die Rede, als daß eine hier im Forum kritisierte Schreibweise eines SZ-Journalisten durch die Reform bedingt sei. In dem einen Fall wissen wir jetzt Bescheid, im anderen müssen wir uns nach wie vor mit unserer Intuition begnügen.

Wer sich nicht allein auf »objektive Daten« stützt in seiner Beurteilung der Verhältnisse, sei es im Bereich der Politik oder in dem der Sprache, sondern zuallererst auf Erfahrung, vorsichtige Nachdenklichkeit und eben doch Intuition, hat gar nicht so selten am Ende recht.

Merke: Statistiken sind trügerisch, man kennt die Fakten selten wirklich, schon gar nicht im vorhinein. Drum wird ein kluger Sprachmensch statistische Aussagen über mehrheitlichen Schreibusus, schon gar von einer sprachlichen Müllkippe wie dem Internet bzw. Google, wo sich nichts anderes widerspiegelt als die immer größer werdende Uneinheitlichkeit und Verwahrlosung der Orthographie, vielleicht zwar mit Aufmerksamkeit zur Kenntnis nehmen, sich aber davor hüten, diese als die normstiftende Ursuppe deutscher Sprachpraxis oder gar Sprachkultur zu betrachten. Sonst ginge es nämlich mit der Abwärtsorientierung, die wir im Werteverständnis in vielen gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen derzeit erleben und die auch unsere Bildungspolitik kennzeichnet, ungebremst weiter.

Auch kann man, wenn man bei Google dieselben Begriffe in Zeitabständen wiederholt eingibt, feststellen, daß die Treffer bei reformbedingten Schreibweisen stärker ansteigen als bei den herkömmlichen, die vielfach sogar sinken. Das ist ja auch bei dem Textmaterial, das sich dort ansammelt, gar nicht anders zu erwarten.

Damit wird der deskriptive Ansatz nicht kritisiert, sondern befragt. Die Frage ist zum einen, ob Google dabei tatsächlich so eine primäre Rolle spielen sollte, und zum andern, wie man sich angesichts der sich dort, aber auch in Büchern und Zeitungen breitmachenden Orthographieverschlechterung verhält. Registriert man diese getreulich, in der Hoffnung, daß sich schließlich alles wieder zu einem stimmigen Gesamtgebilde hin entwickelt? Was sucht ein Wort wie Tip noch in einem deskriptiven Wörterbuch, wo bei Google das Verhältnis zu Tipp 164.000 : 713.000 steht? (Das Internet wimmelt eben von »Tipps«.)

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Walter Lachenmann

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Wolfgang Wrase
21.08.2002 17.45
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Google ist sehr nützlich

Mit Google kann man nicht alles prüfen, aber vieles. Oft sind die Ergebnisse trotz der schlechten Qualität vieler Texte und trotz mancher systematischer Probleme sehr aussagekräftig. Ein gewisses Vorwissen gehört dazu, daß man mit Google vernünftig umgeht. Die Abfragen von Herrn Lachenmann zeigen zum Beispiel sehr gut, daß die Rechtschreibreform bei der Drei-Konsonanten-Regel dazu geführt hat, daß die Schreibgemeinschaft, gemessen an den im Internet zirkulierenden Texten, in diesem Feld gegenwärtig ziemlich genau halbe-halbe zwischen alt und neu aufgeteilt ist. Das ist interessant, und diese Erkenntnis kann man mit Texten aus dem 19. Jahrhundert nicht gewinnen.

Die einen richten sich heute nach der alten Schreibweise, die anderen nach der neuen Schreibweise. Was von der neuen Rechtschreibung bei denjenigen, die sie anwenden wollen, verstanden wurde und angewendet wird, ist je nach Regelbereich völlig unterschiedlich. Daher sind solche Abfragen zu reformrelevanten Fällen interessant für die Frage, wie weit sich die Rechtschreibreform in welchen Regelungsbereichen tatsächlich durchsetzt. Für den Bereich (alt) energiesparend -> (neu) Energie sparend erhält man zum Beispiel völlig andere Ergebnisse, die es erlauben, ein Scheitern der betreffenden neuen Regel vorherzusagen.

Man muß zunächst einmal verstanden haben, daß sich alte und neue Rechtschreibung gegenüberstehen und jede für sich Gültigkeit beanspruchen. Dann wird man nicht solche Schlußfolgerungen ziehen, wie sie Herr Lachenmann hier präsentiert. Der Beitrag ist offensichtlich nicht ernst gemeint. Die Arbeit mit Google soll mutwillig ins Lächerliche gezogen werden, damit eine andere Methode vorteilhaft erscheint. Herr Lachenmann sollte sich fragen, ob er auf solche Beiträge künftig verzichten kann. Das würde den Aufwand der Richtigstellung ersparen.

PS: Vor einiger Zeit wurde ich gefragt, ob ich eine kurze, charakterisierende Zeile zu meinem Namen dazuschreiben will, der im Impressum einer Zeitschrift („Schlussredaktion“) stehen sollte. Gedacht war an eine Adresse und Telefonnummer, damit ich mehr Kunden bzw. Interessenten für meine Arbeit gewinnen würde. Ich sagte spontan zu und gab folgendes an: „Wolfgang Wrase – empfiehlt Google.“ Übrigens war es Professor Ickler, der mir seinerseits Google empfahl, als ich es noch nicht kannte. Seither nutze ich diese Suchmaschine täglich und bin äußerst dankbar für die Erkenntnisse, die ich ihr verdanke. Deshalb habe ich Professor Ickler nach einiger Erfahrung damit herzlich gedankt.
– geändert durch Wolfgang Wrase am 23.08.2002, 20.56 –

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Walter Lachenmann
21.08.2002 16.15
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Deutsche Rechtschreibung – keine Kunst. Einfach bei Google nachgucken:

Programmusik = 1.040 Googles
Programmmusik = 709 Googles
Richtig (bis auf weiteres): Programmusik

Kontrolleuchte = 3.080 Googles
Kontrollleuchte = 2.450 Googles
Richtig (bis auf weiteres): Kontrolleuchte

Stallaterne = 265 Googles
Stalllaterne = 129 Googles
Richtig (bis auf weiteres): Stallaterne

Schiffahrt = 48.500 Googles
Schifffahrt = 56.700 Googles
Richtig: Schifffahrt

Schlammassen = 248 Googles
Schlammmassen = 357 Googles
Richtig: Schlammmassen

Klemmappe = 263 Googles
Klemmmappe = 474 Googles
Richtig: Klemmmappe

Stoffetzen = 921 Googles
Stofffetzen = 1.190 Googles
Richtig: Stofffetzen

Kreppapier = 586 Googles
Krepppapier = 950 Googles
Richtig: Krepppapier

Nullösung = 330 Googles
Nulllösung = 349 Googles
Richtig: Nulllösung

Noch ein Fund aus dem – auch wenn es jedem einigermaßen in der deutschen Sprache heimischen Menschen gelegentlich den Magen umdreht – gnadenlos immer die wissenschaftlich richtigen Antworten bereithaltenden Wunderhorn des deutschen Sprachschatzes:

Bitte Schön! Mach besten Korrektur nun! Wir warten auf deinem Antwort
http://www.yezidi.org/messageboard/messages/3083.html

Meine Pippifaxquellen von anno dunnemals können da allerdings nicht mithalten, klar, die geben ja ordentliches Deutsch wieder – wie unwissenschaftlich!


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Walter Lachenmann

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