Deutsches Leidwesen
Kurz nach ihrer Verurteilung zu einer Haftstrafe hat die [russisch-]deutsche Hochstaplerin Anna Sorokin ihre vor einem New Yorker Gericht geäußerte Reue wieder relativiert. Die Sache ist, es tut mir nicht leid", sagte die 28-Jährige der New York Times in einem Interview, das der Zeitung zufolge am Freitag in dem New Yorker Gefängnis Rikers Island geführt wurde.
Ich würde Sie und alle anderen anlügen, wenn ich sagen würde, dass mir irgendetwas leidtun würde. Ich bedaure nur, wie ich bestimmte Sachen angegangen bin, sagte Sorokin weiter.
spiegel.de 11.5.2019
Man stolpert immer wieder über das sprachlich anti-intuitive „leidtun“.
Die Suche bei Duden online nach der vor der „Reform“ selbstverständlichen Schreibweise ergibt:Ihre Suche im Wörterbuch nach leid tun ergab folgende Treffer:
Leid
Substantiv, Neutrum 1. tiefer seelischer Schmerz als Folge … 2. Unrecht, Böses, das jemandem zugefügt …
leid
Adjektiv jemanden, etwas/(gehoben:) jemandes, einer Sache leid sein/werden; jemanden, etwas leid haben Warum wird aber nun nicht verlangt: einer Sache „leidsein“ oder „leidwerden“?
Die „Reformer“ und Politiker wollten nichts falsch gemacht haben, bedauerten nur, wie sie die Sache angegangen sind und bestanden darauf, den Unsinn ihres „Leid tuns“ nicht durch Wiederherstellung der bewährten Schreibweise zugeben zu müssen. Peter Eisenberg konnte als Reparatur nur die Unsinnsminimierung „leidtun“ durchsetzen. Das neuerfundene Verb nimmt sich skurril althochdeutsch aus:
... dat sih urhettun ænon muotin, Hiltibrant enti Hadubrant untar heriun tuem. sunufatarungo iro saro rihtun. garutun se iro gudhamun, gurtun sih iro suert ana ... do sie to dero hiltiu ritun...
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