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Zehetmair
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Sigmar Salzburg
12.06.2008 13.28
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Recht-Gläubigkeit

Pressemeldung
Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
[…]
Bayerns Kultusminister Siegfried Schneider weist Beschluss der Grünen zu religiösen Symbolen scharf zurück – Minister Schneider wertet Kreuz und Ordenstracht als wichtige Symbole christlich-abendländischer Werte und Tradition
München, 09.06.2008
[…]
In seinem Votum weiß sich Kultusminister Siegfried Schneider vom Bayerischen Verfassungsgerichtshof bestätigt. Dieser hatte in einem Urteil in der Popularklage einer islamischen Religionsgemeinschaft aus Berlin gegen den Freistaat Bayern nämlich im Januar 2007 dem Freistaat Recht gegeben und die Regelung des Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes für rechtmäßig erklärt.
[…]
pressekm@stmuk.bayern.de
bildungsklicke

[Landesbischof] Friedrich und Deneke-Stoll halten den Grünen-Beschluss zudem für „unvereinbar mit den obersten Bildungszielen der Bayerischen Verfassung, zu denen die Ehrfurcht vor Gott und die Achtung vor religiöser Überzeugung zählen.“

BILD.de 12.06.08
BILD

Selbstverständlich sind Glaubensfragen kein Diskussionsgegenstand für Rechtschreibseiten.
Allerdings sei der Hinweis erlaubt, daß die bayrische Verfassung selbst schon verfassungswidrig ist, denn ein weltanschaulich neutraler Staat darf niemals die „Ehrfurcht vor Gott“ als allgemeines Bildungsziel, also auch für Atheisten, Buddhisten oder sonstige Andersdenkende, vorschreiben.

Exponent solcher Anmaßung der staatstragenden Parteien war 1995 der bayrische Kultusminister Zehetmair. Im damaligen Kruzifix-Streit äußerte er triumphierend, der Sohn des Klägers gegen das Kruzifix bete inzwischen bei den Morgenandachten mit und schäme sich seines Vaters, der dieses alles angerichtet habe – ohne Sinn dafür, daß solche Entfremdung der Kinder von ihren Eltern niemals Aufgabe des Staates sein darf. Dasselbe trifft auch auf die im Windschatten des Kruzifix-Streits angebahnte „Rechtschreibreform“ zu. Erst, als der „Heilige Vater“ kleingeschrieben werden sollte, dämmerte Zehetmair, daß etwas mit der „Reform“ nicht stimmte, ohne jedoch die Geiselnahme der Schüler als Unrecht zu erkennen.



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Sigmar Salzburg

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Detlef Lindenthal
30.07.2007 22.35
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Die Alltagsgewohnheiten der Bürger die Zukunft der Rechtschreibung

http://www.dolomiten.it/nachrichten/artikel.asp?KatID=bf&p=5&ArtID=97452

>>Kultur – Bildung
Rat für Rechtschreibung: „Alltag wird Rechtschreibung beeinflussen“

Die Alltagsgewohnheiten der Bürger werden die Rechtschreibung in Zukunft entscheidend beeinflussen. „Wir gehen davon aus, dass die Sprache und die Schreibgewohnheiten eine Antwort darauf geben werden, welche Schreibweise sich durchsetzt“, sagte der Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in München.

Am 1. August gelten die neuen Rechtschreibregeln, die in vielen Fällen Varianten zulassen, verbindlich; die Übergangsfrist in den Schulen läuft dann ab. Politische Beschlüsse zu neuen Schreibweisen seien nicht unbedingt notwendig, meinte Zehetmair. Er glaube vielmehr, dass die Wörterbuchverlage im Dialog mit dem Rat Empfehlungen geben werden. „Da wird jede Auflage Neuerungen haben, weil man dem Volk aufs Maul schaut!“

Der bis 2010 bestellte Rat wird künftig Veränderungen in der Alltagssprache genau beobachten. „Sprache bewegt sich immer, weil sie lebendig ist“, sagte Zehetmair. Besonderes Augenmerk wird der Rat auf Worte wie „Gämse“ (alt: „Gemse“) und behände (alt: „behende“) richten sowie auf Bezeichnungen fremdsprachigen Ursprungs wie „Frisör“ (alt: „Friseur“).

„Es wird sich herausstellen, was sich durchsetzt“, meinte Zehetmair. „Als ich in die Schule ging, habe ich mir ein Paar Skier geleistet; heute schreibe ich natürlich auch Schi.“ Eine Vereinheitlichung der Rechtschreibung im gesamten deutschen Sprachraum hält er für verfehlt: „Das wäre eine Verarmung, wenn es nicht mehr Wörter gäbe, die Sie nur in der Schweiz kennenlernen.“

Zum Abschluss wird der Rat der Kultusministerkonferenz einen Bericht vorlegen. Die Zeit der großen Umwälzungen ist jedoch vorbei: „Nach den turbulenten ersten zwei Jahren gehen wir jetzt in ruhigeres Fahrwasser“, erklärte der Ratsvorsitzende. Jetzt müssten Ruhe und Beständigkeit einkehren.

Dem Rat gehören 40 Mitglieder aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Südtirol und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens an.

Gespräch: Cordula Dieckmann (dpa) – Montag, 30. Juli 2007<<

_________

„... weil man dem Volk aufs Maul schaut“ – was hat denn der mündliche Sprachgebrauch mit Rechtschreibung zu tun?
„Die Alltagsgewohnheiten der Bürger werden die Rechtschreibung in in Zukunft entscheidend beeinflussen ...“ Welch lobenswerte Ernstnahme der Bürger. Wie wird er wohl die Alltagsgewohnheiten der Bürger ermitteln wollen? Die Schreibweisen werden zu 90 v.H. von Bill Gates und M$ festgelegt. Oder meint er den Bürgerwillen? Schleswig-Holsteins Wählervolk hat am 27.8.1998 von Verfassungs wegen eindeutig und verbindlich mitgeteilt, welche Rechtschreibung es will: Die „Reform“ hat es mit über 70 % der Wählerstimmen abgelehnt.

Duden _23 verzeichnet: „Schi usw.: vgl Ski usw.“ Darf ein Schüler daraus schließen, daß „Schi“ erlaubt ist, oder darf er es nicht?

Herr Zehetmair sieht es als Verarmung an, wenn Schweizer Wörter außerhalb der Schweiz einheitlich geschrieben würden (wenn ich seinen Falschdeutschsatz richtig deute).
In diesem Zusammenhang würde ich gerne wissen, ob Herr Zehetmair es als Verarmung sieht, wenn die Wörter bekanntgeben, kennenlernen, offenlegen, wieviel, lahmlegen bei Rotstift- und Sitzenbleibenstrafe nicht mehr benutzt werden dürfen. Vielleicht hat bisher noch niemand Herrn Zehetmair von den Wörterverboten berichtet?
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Detlef Lindenthal

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Sigmar Salzburg
31.12.2006 20.15
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Ein Täter will Ruhe

«Die Sprache hat ihren Sinn wieder»
Sonntag 31. Dezember 2006, 11:41 Uhr

München (ddp). Seit 1. August gelten bundeseinheitliche Regeln für die deutsche Rechtschreibung. Um das eigentlich schon 1996 beschlossene Regelwerk war jahrelang gerungen wurden. Zur Schlichtung wurde der Rat für deutsche Rechtschreibung eingesetzt. Mit dessen Vorsitzenden, dem früheren bayerischen Kultus- und Wissenschaftsminister Hans Zehetmair, sprach ddp-Korrespondentin Nadine Emmerich.

ddp: Wie macht sich die neue Rechtschreibung in den Schulen?

Zehetmair: Das Wichtigste ist, es ist endlich Ruhe eingekehrt. Ach wenn über das eine oder andere weiter in den Gelehrtenkreisen diskutiert wird, müssen die jungen Menschen Sicherheit haben. Ich hörte in den Schulen, dass es kein nennenswertes Problem gibt. Es ist endlich die Ungewissheit weg, wie man denn nun schreibt und die daraus resultierende Gefahr, dass man schreibt, wie man will.

ddp: Ist schon klar, ob die Fehler weniger geworden sind?

Zehetmair: Das kann man noch nicht sagen. Außerdem will ich als Vorsitzender des Rechtschreibrates deutlich sagen: Mir kommt es nicht darauf an, dass die Lehrer möglichst viel oder möglichst wenig anstreichen. Mir kommt es darauf an, dass die Sprache ihre Sinnhaftigkeit wieder erhält. Das Kernthema war daher die Getrennt- und Zusammenschreibung.

ddp: Könnten die von Ihnen erwähnten Diskussionen der Gelehrtenkreise noch mal zu einer Reform der Reform führen?

Zehetmair: Ich glaube es nicht, und ich werde mich daran nicht beteiligen. Wir haben die deutschschreibende Bevölkerung über eine Dekade in der Hängepartie gelassen. Es ist nicht zu verantworten, noch mal Unsicherheit zu verbreiten. Unser eigentlicher Feldzug muss der mangelnden Schreibfähigkeit und Schreibbereitschaft gelten. Wer schreibt noch einen Brief?

ddp: Es gibt ja auch Forderungen, die Groß- und Kleinschreibung wie im Englischen abzuschaffen. Was halten Sie davon?

Zehetmair: Das habe ich von Anfang an abgelehnt. Das war ja schon Mitte der 80er Jahre aufgekommen. Der Vergleich mit dem Englischen trägt nicht, dort hat man auch Sonderregelungen, was man groß schreibt. Ich sage klar: Das ist vom Tisch und wird auch kein neues Thema werden.

ddp: Der Rechtschreibrat arbeitet ja weiter. Was steht demnächst auf der Tagesordnung?

Zehetmair: Die nächste Sitzung wird Mitte 2007 sein. Hauptthema wird die Frage der Fremdwörter sein, der Anglizismen und deren Handhabung im orthographischen Bereich.

ddp: Welche Konsequenzen haben die Beschlüsse des Rechtschreibrates noch, nachdem die neue Rechtschreibung steht?

Zehetmair: Es sind im Grunde beratende und Orientierungshilfe gebende Tendenzen, die vor allem für die Wörterbuchverlage bei der nächsten Auflage von Interesse sind. Aber es wird nicht mehr zu einer Verordnung durch den Staat kommen dürfen, der muss sich da zurückziehen. Es war nicht gut, dass sich die Politik der Thematik angenommen hatte.

ddp: Wie oft müssen Sie selbst jetzt nachgucken, wie etwas nach den neuen Regeln geschrieben wird?

Zehetmair: Ich habe alle neuen Wörterbuchauflagen da, die hat man mir geschenkt. Ich schaue trotzdem sehr selten nach. Manchmal will ich schauen, mit welcher Präferenz etwas bei Wahrig und mit welcher im österreichischen und im Schweizer Wörterbuch abgedruckt wird.

ddp: Welche Note würden Sie sich selbst in Rechtschreibung geben?

Zehetmair: Eine Zwei plus. Klingt eitel, aber ich will mir keine Eins geben. Ich bin ja notgedrungen firm geworden.
ddp: Gibt es Schreibweisen, die Ihnen in den Augen weh tun würden?

Zehetmair: Wenn man Dinge wie die Philosophie mit «F» eindeutschen wollte, dann standen bei mir die Haare zu Berge. Auch der Apotheke wollte ich das «H» lassen.
(ddp)

http://de.news.yahoo.com/31122006/336/laquo-sprache-ihren-sinn-raquo.html

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Detlef Lindenthal
20.07.2005 20.18
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RfdR, Ortsgruppe Mannheim

>>Rechtschreibreform korrigieren
Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber hat die Verschiebung der umstrittenen Rechtschreibreform damit begründet, er wolle warten, bis der Rat für Rechtschreibung in den nächsten Monaten Korrekturen empfehle. Es sei nicht sinnvoll, die Reform Anfang August verbindlich einzuführen und bereits im nächsten Jahr wieder Änderungen anzubringen.

Der Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair sagte, bis zum Beginn des neuen Schuljahres sei es dem Rat unmöglich, die nötigen Korrekturen zu erarbeiten. Bis zum Jahresende sei dies aber möglich. Einen gleichzeitigen Start der neuen Rechtschreibung in allen Bundesländern würde er begrüßen.

Die Rechtschreibreform soll vom kommenden Schuljahr an für den Unterricht in Deutschland in Teilen verbindlich werden.<<
 
http://www.csu.de/home/Display/Artikel/050719_stoiber

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>>Der Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair, sagte, ... einen gleichzeitigen Start der neuen Rechtschreibung in allen Bundesländern würde er begrüßen.<<

Aha. Hoffentlich öffnet dieses offenherzige Bekenntnis mitten auf der CSU-Seite vielen Rechtschreibschützern die Augen.

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Detlef Lindenthal

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J.-M. Wagner
19.02.2005 00.06
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Übersicht: Zehetmair und der „Rat“

Aufgabenstellung für den „Rat“ seitens der KMK:

Aufgabe des Rates ist es, insbesondere die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthographischen Regelwerks von 1996 in der Fassung von 2004 im unerlässlichen Umfang weiterzuentwickeln. Dazu zählt insbesondere die ständige Beobachtung der Entwicklung der Schriftsprache, die Klärung von Zweifelsfällen der Rechtschreibung sowie die Erarbeitung und wissenschaftliche Begründung von Vorschlägen zur Anpassung des Regelwerks an den allgemeinen Wandel der Sprache.
(KMK-Pressemitteilung, 17. Dezember 2004; http://www.kmk.org/aktuell/pm041217.htm)

Die Kultusministerkonferenz erwartet entsprechend der Beschlussfassung der Ministerpräsidentenkonferenz, dass der Rat ggf. Änderungen in den Bereichen Getrennt- und Zusammenschreibung, Fremdwörter, Interpunktion und Trennung so rechtzeitig vorschlägt, dass sie zum 01.08.2005 in Kraft treten könnten.
(KMK-Pressemitteilung,15.10.2004; http://www.kmk.org/aktuell/pm041015b.htm; siehe auch Beschlußdokument, Punkt 4; http://www.kmk.org/doc/beschl/307-KMK-TOP3.pdf)

Zehetmairs selbstgesetzte Ziele im Rat:
Der Vorsitzende des Rates Dr. h.c. Hans Zehetmair unterstrich, dass es vorrangige Aufgabe des Rates sein wird, zunächst einmal die Hauptkritik an der bestehenden Reform zu diskutieren. „Wir müssen uns inhaltlich umgehend darum bemühen, Schwachstellen der Reform zu beseitigen, um die Gesellschaft mit der Rechtschreibreform zu versöhnen. Diskussionsbedarf sehe ich vor allem bei der Zusammen- und Getrenntschreibung sowie bei der Groß- und Kleinschreibung, bei der Eindeutschung von Fremdwörtern, der Interpunktion und der Silbentrennung.“
(KMK-Pressemitteilung, 17. Dezember 2004; http://www.kmk.org/aktuell/pm041217.htm)

Inhaltlich sollten wir uns unverzüglich darum bemühen, einige der größten Schwachstellen der Reform zu beseitigen. [...] Bei der letzten Reform wurde viel aus der Perspektive des Schreibenden geändert, aber viel zuwenig berücksichtigt, daß Rechtschreibung auch eine Hilfe für den Leser ist. Wir brauchen mehr und nicht weniger Interpunktion, weil Satzzeichen den Sprachfluß und den Sinnzusammenhang strukturieren.
[...]
Aber auch die neue Getrennt- und Zusammenschreibung führt zum Verlust der semantischen Differenzierungsmöglichkeit und der Ausdrucksvielfalt der Sprache. [...] Die weitgehend beliebige Trennung von Wörtern führt ebenfalls zu geringerer Genauigkeit im Schreiben, im Lesen und beim Denken.
[...]
Bei aller berechtigten Kritik an der bestehenden Reform wird es eine völlige Rückkehr zur alten Rechtschreibung nicht geben. Es darf nicht übersehen werden: Die derzeit praktizierte Reform enthält durchaus sinnvolle Korrekturen, wie beispielsweise die neue s-Schreibung. Daher ist es notwendig, zweifellos vorhandene Ungereimtheiten, wie ich sie angeführt habe, zu beseitigen, um der Unsicherheit in der Bevölkerung ein Ende zu setzen und sie schließlich doch noch für eine sinnvolle Reform zu gewinnen.
[...]
Zusammen mit den Mitgliedern des Rates wird es daher mein vorrangiges Ziel sein, in der knappen Zeit bis zum 1. August 2005 zunächst die evidenten Unebenheiten der bestehenden Reform zu glätten. Um diesen Konsens sollten sich alle Mitglieder des Rates bemühen. [...]
(Zehetmair in der FAZ vom 3.12.2004; http://nb.rechtschreibreform.de/v/Eintrag.php?threadid=3826&boardid=1)

Großes hat Hans Zehetmair sich vorgenommen als designierter Vorsitzender des Rates für deutsche Rechtschreibung, der in der kommenden Woche konstituiert werden soll. Er will der im Volk und noch mehr bei den Intellektuellen verhaßten Rechtschreibreform „die schlimmsten Zähne ziehen“, wie er in einem Zeitungsinterview sagte, und damit „die Gesellschaft mit der Reform versöhnen“. Und er will die Aufgabe in zügigem Tempo angehen, damit bis August 2005, wenn die Übergangsfrist endet und die Reformschreibung verbindlich wird, eine „konsensfähige Lösung“ auf dem Tisch liegt.
(Bayerische Staatszeitung, Ausgabe 50, 10. Dezember 2004; http://nb.rechtschreibreform.de/v/Eintrag.php?threadid=3841&boardid=1
http://www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?p=2958#2958
Das Original der zitierten Aussage „die schlimmsten Zähne ziehen“ ist nicht zu finden; Hinweise darauf finden sich aber auch hier:
http://nb.rechtschreibreform.de/v/Eintrag.php?threadid=3833&boardid=1
http://nb.rechtschreibreform.de/v/Eintrag.php?threadid=3859&boardid=1)

Zehetmair zur Rolle des Rates allgemein:
„Nicht mehr die Politik, sondern der Rat wird die Reform begleiten.“
(FAZ.NET mit Material von dpa, 30.11.2004; http://nb.rechtschreibreform.de/v/Eintrag.php?threadid=3819&boardid=1)

Zehetmair über sein Wirken in der Vergangenheit:
SPIEGEL: Wissen denn die Deutschen in etwa, was auf sie zukommt?
Zehetmair: Nein, überhaupt nicht. Die breite Öffentlichkeit ist so gut wie gar nicht informiert. Deshalb werden viele erschrecken, wenn es nun zu einer Reform kommt, und zwar auch dann, wenn noch einiges geändert wird. Viele haben gar nicht mehr an eine Reform geglaubt, nachdem seit fast hundert Jahren alle Vorschläge gescheitert sind. Man wird uns, die Kultusminister, fragen: Was habt ihr denn da angestellt? Es wird große Aufregung und viel Streit, sogar erbitterten Streit geben, und es würde mich nicht wundern, wenn er mit der Schärfe von Glaubenskämpfen ausgetragen würde.
(Der Spiegel, Ausgabe 37/1995 vom 11.9.1995; http://rechtschreibreform.de/php/einzelner_Datensatz.php?BeitragNr=23936)

„Wir hätten die Rechtschreibreform nicht machen dürfen.“ Sprache sei ein dynamischer Prozeß, und niemals dürfe die Politik sich anmaßen, hier mit Dekreten einzugreifen.
(Bayerische Staatszeitung Nr. 28 vom 11. Juli 2003; http://www.vrs-ev.de/forum/viewtopic.php?p=2505#2505)

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Fritz Koch
01.10.2004 17.41
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Prof. Zehetmairs neueste Stellungnahme:

Kann die jemand im Originaltext beschaffen und hier einstellen? Sie scheint sehr lesenswert zu sein.

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Theodor Ickler
14.03.2004 04.06
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Zehetmair im Bayerischen Landtag 27.10.1995

Zehetmair im Bayerischen Landtag 27.10.1995
(Am 18.10.1995 hatte die Amtschefkommission der Kultusministerkonferenz in M?nchen
getagt und 35 W?rter der vorgesehenen Neuschreibung – Liste: http://rechtschreibung.ids-mannheim.de/amtliche_dokumente_kmk30111995_beschluss.html- abgelehnt.)
Hohes Haus!
Mit der Neuregelung der deutschen Rechtschreibung ber?hren wir ein Thema, das in seiner
Bedeutung nicht untersch?tzt werden darf. Regelungen in diesem Bereich greifen nicht nur
in die Schreibgebr?uche der Schule, sondern der ganzen Sprachgemeinschaft regulierend –
und an bestimmten Stellen auch ver?ndernd – ein. Es ist daher n?tig, sie sorgf?ltig
vorzubereiten.
Der Kultusministerkonferenz liegt – nach achtj?hriger Vorlaufszeit und vielen intensiven
Beratungen in nationalen wie in internationalen Gremien – nunmehr der Entwurf f?r eine
solche Neuregelung vor, und ich benutze gerne die Gelegenheit, Sie, meine Kolleginnen und
Kollegen, hier?ber zu informieren.
1. Hintergrund und Ziele des Vorhabens
Was ist der Hintergrund f?r dieses Vorhaben, das in der Presse nun schon seit mehreren
Jahren immer wieder diskutiert wird?
Die gegenw?rtig g?ltigen Rechtschreibregeln sind in die Jahre gekommen. Sie waren das
Resultat der 2. Orthographischen Konferenz in Berlin 1901, und sie galten schon damals als
verbesserungsbed?rftig. Sie umfa?ten urspr?nglich 26 Paragraphen und eine W?rterliste, die
in dreispaltigem Druck 36 Seiten dick war. Allerdings war eine Reihe von Fragen ungel?st
geblieben: Regeln f?r die Interpunktion und f?r die Getrennt- und Zusammenschreibung
wurden z.B. nicht aufgestellt. Die Erg?nzung und Fortschreibung des Regelkanons erfolgte
nicht durch staatliche Stellen, sondern von Fall zu Fall durch den „Duden“, der auf diese
Weise eigentlich erst f?r eine einheitliche deutsche Rechtschreibung sorgte. Die im „Duden“
ver?ffentlichten Schreibweisen und Regeln hat die Kultusministerkonferenz 1955 f?r alle
Schulen in Zweifelsf?llen f?r verbindlich erkl?rt. Sie r?umte damit einem
privatwirtschaftlich gef?hrten Verlag ein sehr weitgehendes, auch rechtlich nicht
umstrittenes Gestaltungsrecht ein.
Auf dem Hintergrund der Entscheidung von Einzelf?llen und durch die bereits 1915 erfolgte
Integration des „Druk-ker-Dudens“ in die f?r die ?ffentlichkeit bestimmte Ausgabe entstand
im Lauf der Jahrzehnte ein Geflecht von teilweise recht spitzfindigen Regelungen, das im
Interesse der Schreibenden der Vereinfachung bedarf. Die Redaktion des „Duden“ sieht
diesen Bedarf ebenfalls. In ihrer Informationsschrift „Duden. Informationen zur neuen
deutschen Rechtschreibung“ (Mannheim 1994) hei?t es „Diese Einheitlichkeit (der
deutschen Rechtschreibung) (...) ist 1901 ?ber Kompromisse unter konkurrierenden
Regelungen und Schreibvarianten zustande gekommen – oft auf Kosten von Systematik und
Einfachheit. Und manches, was an Entscheidungen in der Zeit danach (vor allem durch
Einzelfallregelungen) hinzugekommen ist, hat die Erlernbarkeit der Rechtschreibung eher
erschwert als erleichtert.“
Der Entscheidungsspielraum verengte sich auf die Weise; Rechtschreibung und
Zeichensetzung wurden un?bersichtlich. So stehen etwa im Bereich der Kommasetzung vor
Infinitiv und vor mit „und“ eingeleiteten nebengeordneten selbst?ndigen S?tzen 3 Regeln 14
Ausnahmen gegen?ber, die wohl nur wenige Schreiber vollst?ndig beherrschen.
Ein Beispiel mag gen?gen:
Die S?tze „Setzen Sie sich dort dr?ben hin, und verhalten Sie sich ganz ruhig!“ werden
durch ein Komma getrennt, die S?tze „Seien Sie bitte so nett und geben Sie mir das Buch!“
aber nicht.
Auch in anderen Bereichen kam es zu nicht ganz leicht nachvollziehbaren und erlernbaren
Festlegungen:
Man schreibt als Ganzes gesehen, aber im ganzen gesehen; beim Bisherigen bleiben, aber
beim alten bleiben; im Freien ?bernachten, aber im dunkeln tappen; Auto fahren, aber
radfahren. Und man trennt Psych-ago-ge, aber Psy-cho-lo-ge, p?d-ago-gisch aber p?-do-phil,
Wes-pe, aber We-ste.
Eine Systematisierung der Regeln, die Beseitigung von Ausnahmen und die Angabe von
leicht handhabbaren Begr?ndungen f?r bestimmte Schreibungen sind daher an der Zeit.
Der zur Zeit der Amtschefkonferenz der KMK vorliegende Vorschlag geht auf einen
Auftrag zur?ck, den die Kultusministerkonferenz und das Bundesinnenministerium dem
Institut f?r deutsche Sprache in Mannheim im Jahre 1987 erteilt und nach der heftigen
Diskussion des ersten Entwurfs von 1988 im Jahre 1991 erneuert haben.
Das von Sprachwissenschaftlern aus Deutschland, ?sterreich und der Schweiz erarbeitete
Regelwerk wurde im Rahmen einer ?ffentlichen Anh?rung im Mai 1993 in Bonn, an der
eine Vielzahl von Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur teilnahm, zur
Diskussion gestellt. Es bildete die Beratungsgrundlage f?r die „3. Wiener Gespr?che zur
Neuregelung der deutschen Rechtschreibung“ vom 22. – 24.11.1994.
Der Entwurf beruht auf folgenden Grunds?tzen:
– Er bem?ht sich um eine behutsame inhaltliche Vereinfachung der Rechtschreibung mit
dem Ziel, eine Reihe von Ausnahmen und Besonderheiten abzuschaffen.
– Er weitet den Geltungsbereich der Grundregeln aus und verst?rkt das im Deutschen
grunds?tzlich geltende Prinzip, nach dem ein Wortstamm auch in Zusammensetzungen und
Ableitungen seine Schreibung nicht oder kaum ver?ndert wird.
– Er bietet eine Neuformulierung der Regeln nach einem einheitlichen Konzept und macht
die jeweiligen Schreibungen durch die Angabe von Begr?ndungen handhabbarer.
Die im Anschlu? an die Wiener Gespr?che ?berarbeitete Fassung liegt nunmehr zur
abschlie?enden Beratung und Beschlu?fassung vor. Mit Schreiben vom 06.09.1995 habe ich
jedoch darum gebeten, angesichts der weitreichenden Konsequenzen der zu treffenden
Entscheidung im Interesse einer nochmaligen sorgf?ltigen ?berpr?fung von einer
Beschlu?fassung der KMK bei der Plenarsitzung in Halle Ende September abzusehen.
Einige Fragen mu?ten nach meiner festen ?berzeugung nochmals er?rtert werden.
Vor allem hatte ich Bedenken bez?glich der Eindeutschung von Fremdw?rtern, die etwa zu
Schreibungen wie Alfabet, Apoteke, Bibliotek, und Restorant gef?hrt h?tte. In einem
zusammenwachsenden Europa sehe ich bei alle Loyalit?t gegen?ber der eigenen
Muttersprache keinen Sinn in einem so forcierten Vorgehen. Weder d?rfen wir unser
humanistisches Erbe vergessen, das sich auch in den aus den alten Sprachen entlehnten
Schreibungen widerspiegelt, noch wollen wir Kinder, welche Fremdsprachen lernen, unn?tig
irritieren. Meine Vorstellung war also, die Integration von Schreibweisen weitestgehend auf
Wortst?mme zu beschr?nken, bei denen die Eindeutschung bereits im Gange ist, das sind
z.B. W?rter, in denen die St?mme phon/fon und graph/graf vorkommen. Fotografie,
Dikatafon und Grafik werden ja auch heute schon h?ufig mir f geschrieben.
Vorbehalten hatte ich auch gegen?ber Ver?nderungen im historisch ?berlieferten Schriftbild
von W?rtern wie Frevel, Thron und Fehde. Sie zu ver?ndern erzeugt mehr Vorbehalte als
gewonnen wird. Dabei ?bersehe ich nicht, da? auch im Bereich der Schreibungen gewisse
Systematisierungen im Sinne des f?r das Deutsche auch sonst geltenden Stammprinzips f?r
den Lerner wie den versierten Anwender hilfreich sein werden. Wenn rauh k?nftig wie blau,
grau und schlau ohne h geschrieben werden soll, und so wie bisher bei „Hand“ – „H?nde“ –
„m?kel“ k?nftig auch: bei „Band“ – „B?ndel“; Hand – „beh?nde“ und "?berschwang“ –
"?berschw?nglich“ verfahren werden soll, halte ich das f?r eine Erleichterung. Aber man
darf das Kind nicht mit dem Bade aussch?tten.
Eine Amtschefkommission der KMK hat sich letzte Woche auf meine Inititative hin
nochmals mit der Materie befa?t und Einvernehmen dar?ber erzielt, da? besonders bei den
Fremdw?rtern und den anderen von mir angesprochenen F?llen nunmehr mit der gebotenen
Behutsamkeit vorgegangen wird. Ich habe mich dar?ber gefreut, denn damit wurde die
bayerische Linie best?tigt. Und nach dem, was ich Woche f?r Woche an Briefen erhalte,
glaube ich nicht ganz verkehrt zu liegen, wenn ich erwarte, da? sich mit gr??erer
Behutsamkeit auch die Akzeptanz des neuen Regelwerks verbessern wird.
Ich rechne daher mit einem einvernehmlichen Beschlu? bei der n?chsten Plenarsitzung der
Kultusministerkonferenz in Mainz am 30.11./1.12.1995 und glaube, Bayern hat das Seine
dazu beigetragen, da? dieser Beschlu? dann auch der ?ffentlichkeit vermittelt werden kann,
selbst wenn – wie in solchen F?llen nicht anders zu erwarten – kein ungeteilter Jubel
ausbrechen wird. Denn Rechtschreibung kann allein schon vom Gegenstand, der lebendigen
und ?beraus differenzierten Sprache her, nicht „einfach“ werden. ?bergangszonen und
Zweifelsf?lle wird es – wenn auch in deutlich vermindertem Ma?e – auch weiterhin geben.
2. Einrichtung einer zwischenstaatlichen Kommission f?r die deutsche Rechtschreibung
Mit der Neuregelung soll auch die Aufhebung des Beschlusses der Kultusministerkonferenz
vom 18./19.11.1955 „Regeln f?r die deutsche Rechtschreibung“ verbunden sein.
Im Sinne einer kontinuierlichen Sprachpflege ist auf Vorschlag der Teilnehmer an den 3.
Wiener Gespr?chen die Einrichtung einer zwischenstaatlichen Kommission f?r die deutsche
Rechtschreibung beim Institut f?r deutsche Sprache in Mannheim beabsichtigt. Sie soll die
praktische Umsetzung des Regelwerks beratend begleiten, die Sprachentwicklung
beobachten und den staatlichen Stellen Vorschl?ge zur Anpassung von Schreibungen und
Regeln machen. Ich habe diesen Vorschlag von Anfang an mit Sympathie begleitet.
Wir haben in Deutschland ja keine der „Acad?mie Francaise“ vergleichbare Einrichtung.
Das bedaure ich manchmal, denn im Bereich der Sprachpflege w?re es nicht schlecht, wenn
ein Korrektiv vorhanden w?re, das mit der Autorit?t – und dem Augenma?! – der Acad?mie
dem bisweilen feststellbaren Wildwuchs entgegenwirken k?nnte. Die bedenkenlose
?bernahme von weder korrekt sprech- noch deklinierbaren Wortunget?men wie „stylen“,
„designen“ oder „recyceln“ ins unsere Sprache und unsere W?rterb?cher halte ich f?r
bedenklich. Zum Teil gibt es f?r diese W?rter im Deutschen weder eine korrekte Aussprache
noch lassen sie sich, wie die beiden letztgenannten Beispiele zeigen korrekt konjugieren
(„gerecycelt“? „gedesignt“?).
Auch hier soll die Kommission f?r die deutsche Rechtschreibung etwas bewirken. Ein
blo?es Zur-Kenntnis-Nehmen des Sprachm?lls, der in den letzten Jahren bei uns abgeladen
wurde, scheint mir jedenfalls nicht der richtige Weg zu sein.
Vorstellungen zum weiteren Verfahren
Da? die Umstellung in den Schulen mit Behutsamkeit erfolgen mu? und da? wir dabei in
langen Fristen denken m?ssen, bedarf, so glaube ich, keiner ausf?hrlichen Erl?uterungen.
Mit Schreiben vom August 1995 wurden daher die Schulen auf die voraussichtlichen
?nderungen aufmerksam gemacht und um Vorinformation der Sch?ler, Eltern und Lehrer
gebeten. Der Information der ?ffentlichkeit insgesamt kommt nat?rlich eine ebenso gro?e
Bedeutung zu, auch die Erkl?rung der Staatsregierung ist in diesem Zusammenhang zu
sehen. Die B?rgerinnen und B?rger d?rfen nicht den Eindruck erhalten, hier werde im
Kabinettsstil der 18. und 19. Jahrhunderts hinter ihrem R?cken entschieden.
Das weitere Verfahren stelle ich mir wie folgt vor:
– Wir werden noch pr?fen, ob als Termin des Inkrafttretens der Neuregelung in Schule und
?ffentlicher Verwaltung nicht doch erst der 01.08.1998 vorgesehen werden soll. Von diesem
Zeitpunkt an w?ren dann die neuen Regelen dem Unterricht ausnahmslos zu Grunde zu
legen.
– Bis zum Ablauf einer angemessenen ?bergangszeit – gedacht ist an 5 – 7 Jahre – sollen die
bisherigen Schreibweisen in den Schulen nicht als falsch gewertet, sondern als ?berholt
gekennzeichnet und durch die neuen Schreibweisen erg?nzt werden. Ein allzulanges
Zuwarten erscheint mir im Hinblick auf den eher geringen Umfang der ?nderungen nicht als
erforderlich und im Sinne einer m?glichst einheitlichen Schreibung in Schule und
?ffentlichkeit auch nicht als zweckm??ig.
– Es wird angestrebt und von den Verlagen f?r durchf?hrbar gehalten, da? Fibeln f?r den
Unterricht in den Grundschulen und Sprachb?cher f?r die Anfangsklassen der anderen
Schularten sp?testens zum Termin der Inkrafttretens in der neuen Schreibung zur Verf?gung
stehen. F?r eine rasche Zulassung schon im Vorgriff auf die Neuregelung wird Sorge
getragen. Auch andere Schulb?cher, die auf den neuen Regeln basieren, sollen ab der
Unterzeichnung des Abkommens in der neuen Schreibung genehmigt und in den Schulen
benutzt werden k?nnen.
– Im Interesse einer m?glichst kostenneutralen Umsetzung ist – auch im Hinblick auf den
eher geringen Umfang der ?nderungen – nicht daran gedacht, die Zulassung f?r Lernmittel
nur aufgrund der neuen Schreibung aufzuheben. Das hei?t, Erdkunde- oder Physikb?cher
werden nicht allein deshalb ausgesondert, weil z.B. „da?“ k?nftig „dass“ geschrieben wird.
4. Zur Frage der Kosten
Ver?nderungen der Rechtschreibung lassen sich nicht ganz kostenneutral durchf?hren. In
der Presse wurde seit 1993 mehrfach eine Zahl von 5 Milliarden f?r den Austausch der
Schulb?cher genannt. Der Verband der Schulbuchverleger hat diese im Mai 1993 im
Rahmen der Bonner Anh?rung von seinem Repr?sentanten genannte Zahl in einem
Schreiben mittlerweile deutlich relativiert: Kosten dieser Gr??enordnung w?ren nach seiner
Mitteilung nur zu erwarten, wenn die in allen Schulen der Bundesrepublik vorhandenen
Schulbuchbest?nde binnen einem Jahr gegen neue Werke ausgetauscht werden m??ten. Ein
Austausch von B?chern au?erhalb des Sprachbuchbereichs allein aufgrund der Neuregelung
ist jedoch gar nicht beabsichtigt, und Neubeschaffungen m?ssen ohnehin regelm??ig
durchgef?hrt werden.
F?r den Fall einer angemessenen ?bergangszeit rechnen die Schulbuchverleger nach einer
k?rzlich erschienenen Pressemitteilung mit einem Gesamtaufwand von 300 Mio. DM f?r die
inhaltliche ?berarbeitung und technische Herstellung aller Schulb?cher in Deutschland.
5. Rechtliche Fragen
Diskutiert wurde in den letzten Wochen, ob die Rechtschreibreform durch einen Beschlu?
der Kultusministerkonferenz umgesetzt werden kann oder ob hierf?r eine gesetzliche
Regelung zu erfolgen hat. Ausl?ser war eine juristische Dissertation, die zu der Auffassung
gelangte, eine Neuregelung der Rechtschreibung tangiere letztlich Grundrechte und bed?rfe
daher der Gesetzesform. Ich habe den Sachverhalt pr?fen lassen und meine, da? diese
Auffassung doch etwas zu weit geht. Das Erlernen einer bestimmten Schreibweise unterliegt
nicht dem Erziehungsrecht der Eltern, denn die Eigenheiten der Sprache entwickeln sich
unabh?ngig davon und folgen auch nicht bestimmten Erziehungsvorstellungen. Mit andern
Worten: Es geht um Schreibkonventionen, die angepa?t werden sollen, nicht um Erziehungs-
und Bildungsziele. Es ist daher wohl doch nicht erforderlich, 16 L?ndergesetze und auch
noch ein Bundesgesetz zu erlassen.
Aufgeworfen wurde auch die Frage, in welcher Form die gleichm??ige Umsetzung der
Neuregelung zwischen Deutschland, ?sterreich und der Schweiz verabredet werden soll.
Angestrebt wird nicht ein v?lkerrechtlicher Vertrag im Sinn des Art. 32 GG, sondern eine
gemeinsame Erkl?rung der Bundesrepublik Deutschland und der ?brigen deutschsprachigen
L?nder.
6. Gesamtbewertung
Ein Kompromi? beinhaltet immer auch Elemente, mit denen nicht alle Beteiligten
vollst?ndig konform gehen. Dies gilt auch im vorliegenden Fall. Da die von mir gew?nschte
?berpr?fung im Rahmen der KMK zu weiteren Verbesserungen gef?hrt hat, zeichnet sich
eine vern?nftige L?sung ab.
Oberstes Ziel mu? es sein, da? im deutschen Sprachraum einheitlich verfahren und der
Kompromi? zwischen Deutschland, der Schweiz und ?sterreich umgesetzt wird.
Die bayerische Staatsregierung beabsichtigt daher, den Neuregelungsvorschl?gen f?r die
deutsche Rechtschreibung nach der nunmehr erfolgten Kl?rung der angemahnten
Problempunkte zuzustimmen.


Die Debatte ist dokumentiert unter http://www.bayern.landtag.de/ElanTextAblage_WP13/Protokolle/13%20Wahlperiode%20Kopie/13%20WP%20Plenum%20LT%20Kopie/13031.pdf
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
14.03.2004 03.51
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Die "bayerische Linie" der Vulgarität

Minister Hans Zehetmair im Bayerischen Landtag am 27. 10. 1995. Als besonders absurdes Beispiel der bisherigen Rechtschreibung führt Zehetmair vor: „Man trennt Psych-ago-ge, aber Psy-cho-lo-ge, päd-ago-gisch, aber pä-do-phil.“ Und dies liest ein Altphilologe aus einem Papier vor, das ihm seine ungebildeteren Ministerialbeamten mitgegeben haben! Ein paar Minuten später rühmt er sich, Schreibweisen wie Apoteke verhindert zu haben: Wir dürften nicht „unser humanistisches Erbe vergessen, das sich auch in den aus den alten Sprachen entlehnten Schreibungen widerspiegelt“. Außerdem scheint Zehetmair die morphologische Trennung der Fremdwörter zu jenen „nicht ganz leicht nachvollziehbaren und erlernbaren“ Festlegungen zu zählen, die der Duden seit 1901 eigenmächtig eingeführt hat.
Für die Kommasetzung: „Die Sätze 'Setzen Sie sich dort drüben hin, und verhalten Sie sich ganz ruhig!' werden durch ein Komma getrennt, die Sätze 'Seien Sie bitte so nett und geben Sie mir das Buch!' aber nicht.“ – Sollte der Minister den Grund dieser unterschiedlichen Kommasetzung wirklich nicht erkannt haben?

Minister müssen oft Texte vorlesen, deren Inhalt sie nicht verstehen und nicht beurteilen können. „Man darf niemals (...) Argumente gebrauchen und Ausfälle machen, die nur publikumswirksam sind, aber in der Nacht und der Einsamkeit uns in Schande und Elend stürzen.“ Asfa-Wossen Asserate, der Paul Valérys Definition des Ordinären zitiert, fährt fort: „Der Gipfel der Vulgarität wird nicht schon beim Aussprechen von der eigenen Überzeugung nicht entsprechenden rgumenten betreten, sondern beim Ausbleiben jener Schande und jenes Elends in der darauffolgenden einsamen Nacht, wenn es also gelungen ist, das Gewissen endgültig zum Schweigen zu bringen. Und so meine ich fortfahren zu können, daß eine wichtige Voraussetzung der Vulgarität die Unfähigkeit ist, sich schuldig zu fühlen.“ (Manieren S. 133f.)
Manche späteren Äußerungen Zehetmairs deuten darauf hin, daß er diesen Gipfel nicht erreicht hat. Es gibt ein paar zaghafte Schuldgeständnisse. Aber zu tätiger Reue, wie versprochen, reicht es bei ihm nicht.


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Th. Ickler

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Reinhard Markner
19.11.2003 18.12
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7. August 1997

Kultusminister Zehetmair fordert mehr Sachlichkeit bei der Debatte um die Rechtschreibreform: Der Untergang des Abendlandes findet nicht statt

Mehr Sachlichkeit bei der Debatte um die Rechtschreibreform hat Kultusminister Zehetmair am Donnerstag in München gefordert. Entgegen allen Unkenrufen aufgeregter Reformgegner finde durch die Neuregelung der Untergang des Abendlandes nach den vorliegenden Erfahrungen nämlich nicht statt. Bayerns Schüler seien bereits im abgelaufenen Schuljahr mit der Neuregelung der deutschen Rechtschreibung vertraut gemacht worden. Das Ergebnis einer bayernweiten Umfrage durch die Regierungen und die Ministerialbeauftragten belege jetzt, daß die überwältigende Mehrheit der bayerischen Schulen keine nennenswerten Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Neuregelung der deutschen Rechtschreibung haben. Auch die dem Ministerium vorgelegten gedruckten Jahresberichte der Schulen, die bezeichnenderweise fast alle in neuer Schreibung über das Geschehen an den Schulen berichten, seien ein weiterer deutlicher Beweis dafür, daß von „Chaos“ und „Kulturbruch“ keine Rede sein könne. Meist müsse man ohnehin zweimal hinschauen, um zu erkennen, ob der jeweilige Text nach den alten oder den neuen Regeln verfaßt sei. Vor allem werde deutlich, daß die Beteiligten nicht das Gefühl hätten, einem „menschenverachtenden Massenversuch“ ausgesetzt zu sein, wie eine maßlos gewordene Anti-Reform-Polemik in Anspielung auf historische Verbrechen behaupte. Katastrophenszenarien dieser Art nähmen von der Realität offensichtlich keine Notiz mehr. Der unaufgeregte Umgang mit der Neuregelung an den bayerischen Schulen bestätige auch die Erfahrungen in anderen Ländern. Zehetmair: „Die Neuregelung ist von den Deutschlehrern mit Engagement und Ideenreichtum auf den Weg gebracht worden und die Schüler haben längst bemerkt, daß die Systematisierung der Regeln und die Beseitigung einer Vielzahl von Ausnahmen das Schreiben insgesamt leichter macht.“

Zur Versachlichung der Diskussion könne auch eine neue wissenschaftliche Untersuchung beitragen, die belege, daß einander widersprechende Angaben von Wörterbuch zu Wörterbuch keineswegs so zahlreich sind, daß diese Nachschlagewerke, wie vielfach behauptet, unbrauchbar und die Einheitlichkeit der deutschen Rechtschreibung gefährdet wären. Die Studie von Kerstin Güthert und Klaus Heller vom Institut für deutsche Sprache in Mannheim („Das Märchen von tausendundeiner Differenz“ ) kommt zum Ergebnis, daß ein großer Teil der divergierenden Angaben in den Nachschlagewerken bereits vor der Umsetzung der Neuregelung vorhanden war. Durch die Neuregelung sei die Zahl dieser Fälle sogar merklich zurückgegangen. Seit der Neuregelung gebe es in den marktführenden Wörterbüchern zwar noch Darstellungsunterschiede, sich widersprechende Aussagen seien jedoch sehr selten.

I. A. Josef Parsch, Pressereferat

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Theodor Ickler
12.11.2003 16.14
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Nicht wundern!

Es ist kaum möglich, in der Verachtung der Politik zu weit zu gehen. (Arthur Schnitzler: Tagebücher)
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Th. Ickler

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Matthias Dräger
12.11.2003 09.47
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Zu spät?

Anfang Oktober 1995 hatte ich mit einem mehrseitigen Schreiben alle Kultusminister auf die Mängel der Rechtschreibreibreform aufmerksam gemacht. Von Zehetmairs Sekretärin weiß ich durch telefonische Nachfrage, daß mein Schreiben auch wirklich auf seinem Schreibtisch gelandet ist.

Zehetmair ist also gewarnt worden, und sicher nicht nur von mir. Daß er dennoch mitansah, daß sein Pressesprecher – Spitzname damals: Bertelsman-Schmid – im Alleingang, ohne Rücksprache mit seinem Chef verkündete, Bayern schließe sich (als erstes Bundesland!!) der Rechtschreibreform an, war der Fehler seines Lebens.

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Reinhard Markner
12.11.2003 00.41
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Danke für den Hinweis. Ich erinnere mich dunkel, daß er diese witzig gemeinte Bemerkung schon vor Jahren gemacht hat. Dürftige Scherze können sehr aussagekräftig sein.

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Christian Stang
11.11.2003 18.17
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Zehetmair

Während der Vorstellung der Sendereihe „Dialekte in Bayern“ sagte Wissenschaftsminister a.D. Zehetmair heute in Regensburg, daß ihm die Schreibweise des Wortes „Ketchup“ egal sei, da er dies nicht esse. Nicht egal sei ihm dagegen – damals wie heute – die Schreibung des Wortes „Philosophie“.

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