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Sigmar Salzburg
15.01.2008 18.33
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Wiedergefunden: Zum Jubiläumsjahr

DIE PRÄSIDENTIN
DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES
53113 Bonn, 26.06.98
Bundeshaus

- Referentin –

[...]


Sehr geehrter Herr Salzburg,

die Präsidentin des Deutschen Bundestages, Frau Prof. Dr. Rita Süssmuth, hat mich gebeten, Ihnen für Ihr Schreiben vom 25. März dieses Jahres zu danken. Aufgrund der großen Anzahl der hier eingehenden Post ist es mir leider erst heute möglich, Ihnen zu antworten. Ich bitte Sie hierfür um Ihr Verständnis.

Frau Präsidentin hat Ihre kritischen Äußerungen zum Thema Rechtschreibreform aufmerksam und mit Interesse zur Kenntnis genommen. Aus ihrer täglichen politischen Arbeit und der Vielzahl der an sie gerichteten Schreiben ist sie sich der hohen Ablehnung vieler Bürgerinnen und Bürger gegenüber der in der Diskussion befindlichen Neuregelung der deutschen Rechtschreibung sehr wohl bewußt.

Gegen die am 1. Dezember 1995 von der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder beschlossene Rechtschreibreform haben sich überall in der Bundesrepublik zahlreiche Initiativen gebildet. In einigen Bundesländern werden zu diesem Thema Volksbegehren durchgeführt. Außerdem liegen in Sachen Rechtschreibreform inzwischen ca. 30 verwaltungsgerichtliche Entscheidungen vor. Zwei Verfassungsbeschwerden vor dem Bundesverfassungsgericht hatten keinen Erfolg, jedoch urteilten die Karlsruher Richter noch nicht abschließend über die Verfassungskonformität der Reform. Seine Entscheidung will das Bundesverfassungsgericht noch vor Beginn des neuen Schuljahres verkünden.

Angesichts der breiten öffentlichen Ablehnung der von der Kultusminsterkonferenz beschlossenen Neuregelung hat sich der Deutsche Bundestag am 26. März dieses Jahres dafür ausgesprochen, die Rechtschreibreform noch einmal zu überprüfen. Nach ausführlicher Debatte regte das Parlament ein neues Verfahren an. Danach sollen in einem unabhängigen Gremium die Kultusminister der Bundesländer, die anderen deutschsprachigen Staaten und alle jene mitarbeiten, die durch ihre beruflichen und wissenschaftlichen Bezüge der Sprache besonders verpflichtet sind. Hierzu zählen u. a. die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die Verbände der Schriftsteller und Journalisten sowie Vereinigungen der Germanisten und Sprachforscher.

Ziel des Verfahrens ist, die Fortentwicklung der deutschen Sprache behutsam nachzuzeichnen und festzustellen, was in der Sprachgemeinschaft als Konsens gelten kann. Wichtig ist nach Ansicht von Frau Präsidentin in diesem Zusammenhang, weitere Verunsicherungen der betroffenen Schüler, Eltern und Lehrer sowie aller Schreibenden und Sprechenden im deutschen Sprachraum möglichst bald zu beenden. Bei den Bemühungen, unsere Sprache behutsam fortzuentwickeln, indem sprachliche Tendenzen aufgefangen und systematisch stimmig gemacht werden, darf nicht vergessen werden, daß nur ein Vorschlag, der von der Mehrheit der Menschen der deutschen Sprachgemeinschaft angenommen und akzeptiert werden kann, die Aussicht begründet, daß wir die Einheit der deutschen Schriftsprache erhalten können, die wir dank Konrad Duden seit 1902 als selbstverständlich ansehen.

Frau Präsidentin läßt Sie auf diesem Wege sehr herzlich grüßen und wünscht Ihnen für die Zukunft alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen
Sylvia Hartleif


[Aber nicht der gute Wille, nicht der Beschluß des Bundestages „Die Sprache gehört dem Volk“, nicht der erfolgreiche Volksentscheid, nicht Fachwissen, sondern BILD, Döpfner und Aust trieben die Kultusminister zu (halbherzigen) Rückzugsbewegungen.]


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Sigmar Salzburg
08.12.2006 17.45
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Noch ein Brief an die Bildungsministerin

Ministerin
Frau Ute Erdsiek-Rave

Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur
Brunswiker Straße 16 – 22
24105 Kiel


Rechtschreibung

Sehr geehrte Frau Ministerin,

in der Anlage übersende ich Ihnen einen Beschwerdebrief, den ich gerade an das Gymnasium [...] geschrieben habe. Meiner Tochter wurde in ihrer Schule das Wort „jedesmal“ als Fehler angerechnet. Eine Überprüfung anhand der letzten Duden-Ausgabe ergab, daß die graphische Existenz dieses Wortes tatsächlich vernichtet wurde. Dies ist, neben vielem anderen, eine banausische Kulturschurkerei, denn dieses Wort ist mindestens seit der deutschen Klassik fest in Sprache und Kultur verankert (s. die Beschwerde in der Anlage). Wieder drängt sich der Vergleich mit Orwells „Newspeak“ auf.

Weder Sie noch Ihr Ministerium sind fachlich kompetent oder moralisch befugt, über den Hebel der Indoktrination der Schüler verändernde Eingriffe in der Schreibkultur vorzunehmen.

Ihr Versagen ist inzwischen beweisbar daran, daß Sie gegen den demokratischen Volksentscheid solchen grammatischen Schwachsinn wie „er tut mir Leid“ in die Schulen und indirekt in die gesamte abhängige Literatur gepreßt haben und erst nach sieben Jahren hinhaltenden Widerstands in diesem Frühjahr den Rückzug angetreten haben – aber nicht aus demokratischem oder kulturellem Gewissen, sondern weil einzelne Pressekonzernherren wieder „ins Boot“ geholt werden sollten. Der zu diesem Zweck geschaffene „Rat für deutsche Rechtschreibung“ – vorwiegend aus handverlesenen Interessenvertretern der Reform – hat aber auf Ihr Betreiben weitere Reparaturarbeiten eingestellt, nachdem das Ziel der „Heimholung“ der abtrünnigen Zeitungsverlage schon auf halber Strecke erreicht war. Geblieben sind reihenweise völlig willkürliche Festlegungen ohne System oder Rückhalt im traditionellen Schreibgebrauch.

Der ganze Ablauf der „Reform“ zeigt, daß es nur noch um Machterhaltung, Rechthaberei und Gesichtswahrung geht. Einen Nachweis, daß die „Reform“ das angeblich leichtere Lernen und die angestrebte größere Einheitlichkeit erreicht hat, können und wollen Sie offensichtlich nicht führen. Es würde sich dann nämlich herausstellen, daß die „Reform“ kein „Gemeinwohlbelang“ nach dem Wortlaut des Urteils des Bundesverfassungsgerichts ist.

Ich nehme dies zum Anlaß – auch im Namen der Bürgerinitiative gegen die „Rechtschreibreform“ – Sie nochmals aufzufordern, die seit hundert Jahren üblichen klassischen Einheitsschreibweisen als anerkannte Möglichkeit an den Schulen lehren zu lassen und ihre Verfolgung einzustellen.


Mit freundlichem Gruß


__________________
Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
16.02.2006 12.16
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Nichts Sagendes vom Vorsitzenden

Dr. h.c. Hans Zehetmair
STAATSMINISTER a.D.
SENATOR E.h.
VORSITZENDER DER H A N N S – S E I D E L – ST I F T U N G

LAZARETTSTRASSE 33
80636 M Ü N C H E N

13. Februar 2006


Sehr geehrter Herr Salzburg,
haben Sie vielen Dank für Ihr Schreiben vom 17. Januar 2006, das ich mit Interesse gelesen habe.
Da mich viele Ratschläge zur Rechtschreibreform erreichen, bitte ich um Verständnis, wenn ich bezüglich Ihrer Vorschläge nur darauf verweisen kann, dass der Rat für deutsche Rechtschreibung nach intensiven Beratungen Änderungsvorschläge in den Bereichen Getrennt- und Zusammenschreibung, Interpunktion, Silbentrennung und Groß- und Kleinschreibung erarbeitet hat, um die evidenten Unebenheiten der bestehenden Reform in diesen Bereichen zu glätten. Bei all seinen Korrekturen war der Rat bemüht, wieder mehr dem Schreib- und Sprachgebrauch Rechnung zu tragen.
Darüber hinaus kommt dem Rat für deutsche Rechtschreibung, dessen Mitglieder auf sechs Jahre berufen wurden, die langfristige Aufgabe zu, den Sprach- und Schreibgebrauch im deutschsprachigen Raum zu beobachten und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthographischen Regelwerks weiterzuentwickeln.
Mit freundlichen Grüßen

Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair
Staatsminister a.D.

__________________
Sigmar Salzburg

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Sigmar Salzburg
30.07.2005 09.09
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So müssen sich die Bürger abspeisen lassen ...

Gerade erhielt ich Post aus der Kieler Staatskanzlei:



Der Ministerpräsident • Staatskanzlei
Postfach 71 22 • 24171 Kiel
Datum 28.Juli 2005


Sehr geehrter Herr Salzburg,
Ministerpräsident Peter Harry Carstensen hat mich gebeten, Ihnen für Ihr Schreiben vom 29. Juli 2005 zu danken und Ihnen kurz zu antworten.
Es dauert nicht lange, dann werden die ersten Schülerinnen und Schüler aus den Schulen entlassen, die vom 1. Schuljahr an die neue Rechtschreibung gelernt haben. Es ist doch nicht vorstellbar, dass wir am Tage der Schulentlassung diesen jungen Menschen sagen müssen: Ihr habt euch zwar ein ganzes Schülerleben um die richtige Schreibung bemüht – die aber gilt nun nicht mehr, ihr habt Pech gehabt. Insofern braucht die Schule Verlässlichkeit, insbesondere die Schülerinnen und Schüler.
Erlauben Sie mir abschließend noch den Hinweis, dass unsere Schülerinnen und Schüler auch Texte älterer deutscher Autoren lesen. Daran erkennen sie, wie sich die deutsche Rechtschreibung entwickelt hat.

Mit freundlichen Grüßen
Joachim Schuldt

_______________________________________
Ich hatte am 19.7.05 unter anderem geschrieben:


Sehr geehrter Herr Carstensen!

Vor einem Jahr, am 22. Juli 04, schrieben Sie mir:
Ihren Standpunkt, dass die traditionelle Rechtschreibung nicht mit Fehlern bewertet werden sollte, teile ich.“

Nun mußte ich mit Unverständnis und Empörung in den Kieler Nachrichten von heute lesen:

„An Schleswig-Holsteins Schulen werden ab 1. August die unstrittigen Teile der neuen Rechtschreibung verbindlich. Die Schülerinnen und Schüler brauchten „Verlässlichkeit beim Erwerb des richtigen Schreibens“, erklärten Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und seine Stellvertreterin, Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave. Deshalb würden hierzulande die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz und der Ministerpräsidentenkonferenz vom Frühjahr dieses Jahres umgesetzt.“

Verlässlichkeit beim Erwerb des richtigen Schreibens“… – welch eine Falschmünzerei!

Den Schülern werden seit sieben Jahren traditionelle Schreibungen markiert. Jeder kann die Reformschreibung lernen. Jetzt soll aber auf belesene Schüler, die Wörter absichtlich oder unabsichtlich wie Thomas Mann, Günter Grass oder Siegfried Lenz schreiben, die Fehlerkeule niedersausen. Welch ein kultureller Tiefstand – und das im Lande dieser großen Schriftsteller! …

__________________
Sigmar Salzburg

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Karin Pfeiffer-Stolz
11.01.2005 15.07
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Antwort vom Bundespräsidenten

Nein, ich habe keine Antwort bekommen.
Von den vielen Briefen, die ich an Politiker geschrieben habe, ist nur ein sehr geringer Prozentsatz beantwortet worden. Unter 1 Prozent.
__________________
Karin Pfeiffer-Stolz

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Ruth Salber-Buchmüller
11.01.2005 12.47
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Der Graus mit Tauss

Hat dieser „Tauss“ nicht auch kürzlich mal von „Göte“
gesprochen?
Wie dem auch sei -
eine Kopie dieses Schreibens an Herrn Tauss sollten Sie
Horst Köhler, dem Sprachretter H. Zehetmair und anderen
einschlägigen Politikern zukommen lassen.
Zwar muß damit gerechnet werden, daß solche Briefe in den
Vorzimmern im Papierkorb landen.
Frau Karin Pfeiffer-Stolz hat in dem turbulenten Monat
des vergangenen Jahres unserem neuen Bundespräsidenten
geschrieben. Ich weiß nicht, ob sie je Antwort bekommen
hat.

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Ruth Salber-Buchmueller

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Fritz Koch
10.01.2005 21.28
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Das Verhalten des Abgeordneten Tauss

ist höchstens mit den Meinungsäußerungen und Verhaltensanweisungen seiner Parteiführung, vor allem von Fraktionsdiktator Müntefering, erklärbar, der die größten lebenden Dichter als „Hochwohlgeborene“ beschimpft. Sach-Unkenntnis scheint ein Profilierungsmerkmal und Sachkenntnis ein Profilierungshindernis in dieser Regierung zu sein. Anscheinend gehört es sich für eine (jetzt nur noch angebliche) Arbeiterpartei, Bildung derartig herabzuwürdigen. Leute wie Fritz Erler scheinen längst vergessen zu sein.

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Agrescha
10.01.2005 20.43
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Re: Tauss

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Theodor Ickler
Der Bundestagsabgeordnete Tauss schreibt mir eine Mail (übrigens in alter Rechtschreibung: „Sie haben recht“), die seine ganze Unkenntnis der Rechtschreibdiskussion bezeugt. Gleichwohl fühlt er sich berechtigt, folgendermaßen zu schließen: „Da sich die RS-Reform m. E. bewährt hat und Sie den KMK-Beschluss falsch interpretieren, wird es keine Rückkehr zur alten Rechtschreibung geben. Ich bin froh, dass dieses unnuetze Sommertheater damit nun auch sein Ende gefunden hat.“

Das sind unsere Volksvertreter. Hat jemand Lust, zur nächsten Wahl zu gehen? Schämen sich wenigstens die SPD-Wähler, wenn sie so etwas lesen (und den Spiegel-Bericht über Tauss' Auftreten dazu)?



Harte Worte, jedoch berechtigt – wenigstens zu meiner persönlichen Ehrenrettung kann ich sagen, daß ich Herrn MdB Tauss gleich nach der Debatte im Dezember folgende Mail geschickt habe:

„Sehr geehrter Herr Bundestagsabgeordneter Tauss!

Es ist dies das erste Mal, daß ich einem Abgeordneten schreibe. Anlaß dazu ist das Protokoll des Deutschen Bundestages über die Debatte zur Rechtschreibreform vom 2. 12. 2004, das ich soeben im Internet nachgelesen habe. Ich konnte dabei feststellen, daß Sie als Mitglied der Partei, die ich seit 25 Jahren wähle, quasi für „die SPD“ gesprochen haben.

Ich muß Ihnen leider mitteilen, daß ich entsetzt und empört bin über die Art und Weise, in der Sie sich bei dieser Debatte aufgeführt haben. Daß Sie Mitglied des Bildungsausschusses sind, habe ich Ihrer Vita entnommen (die allerdings keinerlei besondere Qualifikation für diese Aufgabe erkennen läßt); angesichts Ihrer Wortbeiträge allein wäre ich nicht auf diesen Gedanken verfallen: Sie waren von ebenso erschreckender Unsachlichkeit wie Niveaulosigkeit.

Es ist nicht nur Ihre eklatante Kenntnislosigkeit der Materie, die mich erschüttert hat, sondern insbesondere der aus dem Protokoll entnehmbare destruktive Gestus, mit dem Sie sich – als Mitglied des Bildungsausschusses! – grundsätzlich gegen diese Bundestagsdebatte gestellt haben. Ich bitte Sie – welches Thema, wenn nicht das der Behandlung der deutschen Sprache und Schrift, gehört zur Grundlage der Bildung? Und darüber zu debattieren lassen Sie sich nur mit Hohn, Spott und Arroganz herab? Ist das die bildungspolitische Haltung der SPD? Verstehen Sie so Ihre verantwortliche Aufgabe als Parlamentarier?

Ich zitiere nur zwei Beispiele:

Zwischenruf Jörg Tauss [SPD]: „Wir beerdigen dort die Anträge!“ (d.h., in den Ausschüssen)
Zwischenruf Jörg Tauss [SPD]: „Am liebsten würde ich es ablehnen!“ ( d. h., die Vorlagen an die entsprechenden Ausschüsse zu überweisen)

Von einem verantwortungsbewußten Mitglied des Bildungsausschusses einer Partei erwarte ich seriöse Wahrnehmung der Probleme und konstruktive Beiträge zu ihrer Lösung; was ich nicht hinnehmen kann, ist ein pöbelhaftes Benehmen und pauschales Abmeiern der Thematik, wie Sie es betrieben haben.

Ich zitiere:

[MdB NOOKE: Unser Antrag fordert daher genau das, was der Titel verspricht: Klarheit für eine einheitliche Rechtschreibung; nicht mehr, aber auch nicht weniger. ]
Zwischenruf Jörg Tauss [SPD]: „Das haben wir doch!“

Sie behaupten, „Klarheit haben wir doch“: Offensichtlich haben Sie nicht die leiseste Ahnung vom inhaltlichen Stand der Rechtschreibreform. Falls es Ihnen entgangen sein sollte: Es hat inzwischen bereits die dritte oder vierte Revision der Reform stattgefunden, die die ursprüngliche Regelung z.B. im Bereich der Getrennt- und Zusammenschreibung radikal umkrempelt; falls Sie es nicht bemerkt haben sollten: Ein großer Teil der Bevölkerung lehnt die Reformschreibung ihrer konfusen, widersprüchlichen und unverständlichen Regeln wegen strikt ab; falls Sie es nicht wahrgenommen haben sollten: Inzwischen hat jede Zeitung, die der Reform folgt, aus dem unbrauchbaren Wust der Neuregelung nach eigenem Gutdünken ihre je eigene Orthographie mehr schlecht als recht herausdestilliert; damit ist die Einheitlichkeit der Rechtschreibung in einer Weise zerstört, wie sie nur mit der Zeit vor Duden im 19. Jahrhundert zu vergleichen ist. Die „Neue Rechtschreibung“, die von der von Ihnen unterstützten Politik durchgedrückt wird, existiert nurmehr als zerfledderter und chaotischer Torso.
Haben Sie als Bildungspolitiker nichts von all dem mitbekommen? Nur dann wäre dieser vollkommen irreale Zwischenruf zu verstehen. Leben Sie im Irrealis? Nehmen Sie nicht mehr wahr, was um Sie herum vorgeht? Oder befolgen Sie plump Anweisungen ohne eigene Sachkenntnis? Ist das die Haltung der SPD?

Zwichenruf Jörg Tauss [SPD]: „Sommertheater!“

Ich darf nach diesem Zwischenruf davon ausgehen, daß ein Thema, das die Bevölkerung in allen Schichten, in der Schule, in den Familien, in den Medien, in den Universitäten und Akademien bewegt, für Sie als Mitglied des Bildungsausschusses und Mitglied der SPD nichts weiter ist als „Sommertheater“?


[MdB OTTO: Sie folgten bewusst oder unbewusst der Ideologie eines Initiators der Reform, des SED- und PDS-Mitglieds Dieter Nerius, der die Rechtschreibreform wörtlich bezeichnete als „eine Maßnahme der Sprachlenkung, die nur vom Staat durchgesetzt werden kann.]

Zwischenruf Jörg Tauss [SPD]: „Quark!“

Was, bitte, ist daran „Quark“? Professor Dieter Nerius war Reisekader der SED, also offenbar eng mit dem damaligen totalitären Regime verbunden, und war allzeit strammer Vertreter einer linguistischen Theorie, die die Lenkung von Schrift und Sprache als Aufgabe des Staates ansieht. Ich bin strikter Gegner jeder staatlichen, ideologischen und parteipolitischen Einmischung in diesen sensiblen Bereich – George Orwell hat nicht umsonst vorgeführt, was aus solch einer ideologischen Position entstehen kann. Da Sie den Debattenbeitrag des Abgeordneten Otto, der auf diese Tatsachen hinwies, als „Quark“ bezeichnen, darf ich annehmen, daß Sie eine ähnliche Haltung wie Professor Nerius von der PDS vertreten – Sprache und Schreibung muß autoritär vom Staat kontrolliert werden?


[MdB OTTO: Nun zum Hinweis auf die Schüler, die die neuen Regeln bereits gelernt haben. ]
Zwischenruf Jörg Tauss [SPD]: „Sehr gut sogar!“

Ist Ihnen entgangen, daß bereits mehrere Jahrgänge von Schülern mit völlig falschen Kenntnissen entlassen wurden? Falsch deswegen, weil ihnen objektive Irrtümer und Irrwege in zentralen Bereichen der Reform eingetrichtert wurden, die jetzt endlich zäh zurückgenommen werden. Diese bereits entlassenen Schüler müßten nun eigentlich umlernen – was aber sicher nicht geschehen wird; d.h., sehr viele junge Menschen werden mit konfusen, unsinnigen und fehlerhaften Rechtschreibkenntnissen ihren Weg machen müssen – das Verschulden einer Politik, die Sie offenbar massiv vertreten.

Erste und grundlegende Aufgabe der Schule hat ja wohl zu sein, nachwachsenden Generationen zumindest die Fertigkeiten des Lesens und Schreibens ordentlich zu vermitteln. Die Politik, die Sie vertreten, hat zu verantworten, daß unverantwortliche Experimente mit diesen Schülern veranstaltet wurden; sie hat zu verantworten, daß Kindern Unfug beigebracht wurde – gegen alle Einsprüche und Warnungen. Und da reden Sie als Parlamentarier und Bildungspolitiker davon, daß die Schüler die neuen Regeln „Sehr gut sogar!“ gelernt haben? Was verstehen Sie eigentlich von der Materie?

[MdB OTTO: Antje Vollmer hat völlig Recht: Wir müssten uns bei den Schülern entschuldigen]
Zwischenruf Jörg Tauss [SPD]: „Warum?“

Dieser Zwischenruf demonstriert exakt Ihre fundamentale Ahnungslosigkeit, die ich oben dargestellt haben: Die Politik hat den Schülern etwas aufgezwungen, was nicht im Konsens mit der Mehrheit der Bevölkerung steht und nicht übereinstimmt mit einer bewährten Rechtschreibung der deutschen Sprachgemeinschaft, die problemlos funktioniert hat, auch wenn sie nicht ganz einfach ist. Was aufgezwungen wurde, wurde inzwischen in zentralen Bereichen von der Reformkommission selbst als fehlerhaft und falsch erkannt und wird zögerlich und inkonsequent zurückgenommen.

Die Schüler wurden aber von der Politik gezwungen, diesen Unfug zu erlernen; die Schreib- und damit verbunden auch die Sprachkompetenz dieser Schülerjahrgänge wurde durch die Reform eindeutig beschädigt; all das haben die Schülern der von Ihnen vertretenen Politik zu verdanken. Eine Entschuldigung wäre das mindeste – haben Sie eigentlich schon über die Kosten für die Nachschulung nachgedacht, die diese Schülerjahrgänge einfordern dürften, da ihr Gelerntes in zentralen Bereichen obsolet geworden ist?


[MdB RONSÖHR: Letztlich sehen doch auch diejenigen, die die Rechtschreibreform eingeführt haben, Reformbedarf, weil sie manches für nicht plausibel halten. ]

Zwischenruf Jörg Tauss [SPD]: „Das ist ein Prozess!“

Eine groteske Verdrehung Ihrerseits: Sie können nicht einerseits präskriptiv-obrigkeitsstaatlich Fehlerhaftes verordnen und zugleich dazwischenschreien, daß das alles ein langer Prozeß sei, wie er immer in der Sprache vorkäme – so etwas wie die Rechtschreibreform kommt eben nicht prozeßhaft in der natürlichen Sprachentwicklung vor, sondern ist ein willkürlicher, autoritärer Staatseingriff mit unvorhersehbaren Folgen. Sie als Unterstützer dieser Politik haben ihn mitzuverantworten.


Redebeitrag Jörg Tauss (SPD):

“Lieber Herr Präsident! Frau Landesvorsitzende! Heute beenden wir das Sommertheater, das hier begonnen worden ist. Es ist interessant, einmal aufzurollen, wie das Sommertheater begonnen hat. Ausgangspunkt waren zwei Unionsleute: ein Ministerpräsident, ein Möchtegern-Ministerpräsident. Beide sind mit ihrem Anliegen als Bettvorleger gelandet. “

Ich – und ich sage dies ausdrücklich als SPD-Wählerin – erachte es als unerträgliche Arroganz, wie Sie dieses die Bevölkerung bewegende Thema diffamieren, als ginge es dabei nur um die politische Selbstdarstellung Einzelner im öden Parteiengezänk. Es ist genau dieser Tunnelblick, es ist diese fürchterliche Verengung von Sachfragen auf kindische, parteipolitische Wadlbeißereien, welche Politik und Politiker zunehmend abstoßend macht und in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit desavouiert. Sie beteiligen sich daran offenbar nach Kräften – gleich das erste Argument Ihrer Rede ist eine solche plumpe Parteien-Schienbeintreterei.

“Wir reden hier übrigens über 0,5 Prozent des Wortschatzes, um einmal die Dimension klar zu machen.“

Ihre Unkenntnis der Materie ist erschreckend: Bislang wurde offiziell (vor dem Bundesverfassungsgericht) immer von 2 % des Wortschatzes geredet, also vom Vierfachen dessen, was Sie hier angeben. (In Wahrheit ist es wesentlich mehr, aber das nur nebenbei.) Wenn es denn aber, wie Sie behaupten, nur 0,5% betrifft – wie kann bei einer so minimalen Änderung überhaupt ein positiver zu vermerkender Vereinfachungseffekt in der Rechtschreibung für die Schüler auftreten? Mit dem Argument der „Vereinfachung“ wurde die Reform ja legitimiert. Warum mußte eine so minimale Änderung dann überhaupt mit solchen Kosten durchgesetzt werden?
Wie verantworten Sie den unendlichen (offenbar Milliarden -) Aufwand für den minimalen Effekt von 0,5 % Änderungen eigentlich vor dem Haushaltsausschuß? Wie verantworten Sie die Folgekosten für neue Schulbücher, die jetzt ja schon wieder neu gedruckt werden müssen, da Irrtümer und Irrwege der von Ihnen durchgesetzten Reform revidiert werden müssen?


„Liebe Kolleginnen und Kollegen, die dritte Gruppe nehme ich ernst: Die Schriftsteller äußern sich in großer Sorge um die deutsche Sprache. Aber diese Schriftstellerinnen und Schriftsteller sind überhaupt nicht betroffen; denn sie haben die künstlerische Freiheit, zu schreiben, wie sie wollen. Wenn sie wollen, können sie Schifffahrt und den Pfiff des Schiffes oder eines Zuges mit fünf „f“ schreiben.“

Verzeihen Sie, wenn ich diesen Debattenbeitrag als gelebtes Banausentum bezeichne: Daß Schriftsteller von einer Veränderung ihres Arbeitsmittels – der Form und Verschriftungsregeln ihrer Sprache – nicht „betroffen“ sein sollen, ist eine unglaublich absurde und hanebüchene Aussage. Ihre entweder unentschuldbar spöttische oder intellektuell vollkommen unbedarfte Bemerkung über die „fünf f“ in Verbindung mit der Phrase der „künstlerischen Freiheit“ grenzt an Zynismus. Sie stellen die Schriftsteller als eine Art nicht ganz zurechnungsfähiger Hofnarren hin, die hinsichtlich Rechtschreibung sowieso nicht ganz gesellschaftsfähig seien und irrelevant für die Schreibung der deutschen Sprache. Ich stelle diese indiskutable, für mich flegelhafte Bemerkung in den großen Zusammenhang der Intellektuellen-Schelte und Intellektuellen-Mißachtung, die in Deutschland eine unrühmliche Tradition hat. Die Stimmen der Schriftsteller so primitiv zu diffamieren wäre z.B. in einer Kulturnation wie Frankreich undenkbar: Dort gibt man etwas auf diejenigen, die schreibend und kommentierend ihrem Land und ihrer Zeit den Spiegel vorhalten. Sie lächerlich zu machen und als belanglos an den Rand zu stellen, ist offenbar kleingeistige deutsche Schrebergarten- (SPD?-) Art. Ich erlaube mir, als degoutant zu bezeichnen, was Sie hier betreiben: Die Schriftsteller als irrelevant auszugrenzen aus dem Sprachzusammenhang der deutschen Bevölkerung.

„Sowohl der Minnesang, über den ich vorhin sprechen wollte, als auch die Stücke von Goethe – denken Sie beispielsweise an den Urfaust – sind selbstverständlich in der damaligen Rechtschreibung abgedruckt.“

Ihre Kenntnislosigkeit ist erschreckend. Texte von Autoren, die nicht in Reformschreibung gedruckt werden wollen, werden von den Schulbüchern nicht mehr aufgenommen – wissen Sie das nicht? Ich darf aus einem Brief von Günter Grass an seinen Verleger schon aus dem Jahr 1996 zitieren (veröffentlicht in der SZ):

„Lieber Gerhard Steidl, mir liegt ein Brief vor, den der Verlag Ferdinand Schöningh mit einem Mustervertrag der Verwertungsgesellschaft Wort geschickt hat. Es geht um ein Gedicht („Der Ball“), das in einem Schulbuch unter dem Titel Blickfeld Deutsch, Jahrgangsstufe 6, abgedruckt werden soll. Der Vertrag ist mit Schreibmaschine um einen Zusatz verlängert worden: „Der Text wird vor Druck der neuen Rechtschreibung angepaßt.“ Hierzu möchte ich Dir als meinem Verleger, der das Copyright meiner gesamten literarischen Produktion betreut, folgendes sagen: Ich lehne den widersprüchlichen und zum Teil widersinnigen Eingriff in die deutsche Sprache, der sich „Rechtschreibreform“ nennt, grundsätzlich ab. Schon jetzt wird deutlich, daß meine Romane, Erzählungen und Gedichte, sollten sie weiterhin für den Schulgebrauch benutzt werden, erheblichen Eingriffen und Entstellungen ausgesetzt wären. Gleiches trifft natürlich auf eine Vielzahl deutscher Autoren zu [...]“ .

Thomas Mann, der sich nicht mehr wehren kann, wird derzeit in den entsprechenden Deutschbüchern umgemodelt. Meinen Sie, der „Urfaust“ sei der einzig wichtige literarische Text in deutscher Sprache? Wie kommen Sie zu Ihrer absurden, von keiner Sachkenntnis getrübten Behauptung?

Sie sagten:
„Eine Hauptschullehrerin aus meinem Wahlkreis sagte mir heute – ich musste wegen einer Beerdigung heute Mittag dorthin fahren –, dass die Schülerinnen und Schüler mit der neuen Rechtschreibung bestens zurechtkommen.“

Es ist ganz selbstverständlich, daß die Schüler „bestens zurechtkommen“ – die Schüler kommen mangels Alternative zwangsläufig mit jedem ihnen anbefohlenen Unfug irgendwie zurecht, selbst wenn Sie die Von-rechts-nach-links-Schreibung einführen wollten.

Abgesehen davon, daß der analphabetische Sechsjährige kaum der Maßstab für die Schreibung einer über Jahrhunderte gewachsenen, komplexen Kultursprache sein kann, gibt es in der Tat offenbar auch (wohl parteipolitisch gebundene?) weisungsgebundene Lehrer aus gewissen Verbänden, die wider alle alltägliche Schulerfahrung der Reform den Rücken stärken. Ich darf Ihnen aber sagen: Von ca. 20 Lehrern aus meinem Bekanntenkreis ächzen alle unter der Reform, sind sich alle einig, daß die Regeln der Getrennt- und Zusammenschreibung unbegreiflich sind, und bestätigen unisono, daß inzwischen mehr Fehler gemacht werden als zuvor – dies auch, weil sie sich selber nicht in der Lage sehen, die undurchschaubaren neuen Regeln zu unterrichten. Sobald die Rechtschreibfehler ab August 2005 gewertet werden müssen, würde das ganze Desaster der durch die Reform produzierten Fehlervermehrung erst so richtig deutlich werden, das sich in den ersten Untersuchungen bereits abzeichnet.

Sie sagten:
„Ich bleibe dabei – mit meinem Zwischenruf habe ich es vorhin schon zum Ausdruck gebracht –, dass die Verunsicherung allein durch diejenigen verursacht wird, die seit dem Sommer diese Debatte über die Rechtschreibreform führen.“

Sie meinen offenbar: Hauptsache, keine Verunsicherung. Würden nur alle mitmachen, gäbe es kein Problem. Es machen aber nicht alle mit – es mag Sie erstaunen, aber große Teile der Bevölkerung verhalten sich hierin unbotmäßig gegenüber der „Obrigkeit“; und dies aus guten Gründen, die Sie als gewählter Volksvertreter aber nicht ernstzunehmen geruhen.

Schuld an der allgemein grassierenden Rechtschreibunsicherheit sind also Ihrer Ansicht nach die Verweigerer – eine Variante des Sprichworts, daß der Überbringer schlechter Botschaften für die Botschaft zu büßen hat. Es ist niederschmetternd, wie sachfremd und dumpf politische Argumentation sein kann.

Die schlechte Botschaft, die die Verweigerer bringen, lautet einfach, daß die Reform inhaltlich-sprachlich-linguistisch-pädagogisch-orthographisch nichts taugt. Daß der Widerspruch und der Ruf zur Rückkehr zur alter Schreibung aus Verantwortung, besserem Wissen, schlimmen Reformerfahrungen und Gewissensentscheidung entspringen könnte, ziehen Sie offenbar überhaupt nicht in Betracht – ebensowenig wie die massive Kritik, die von wissenschaftlicher und schriftstellerischer Seite in breiter Front am Reformwerk geäußert wurde. Daß Sie und Ihre Partei sich hierzu aus unerfindlichen Gründen blind und taub stellen und sich an Formalien festhalten, statt über Inhalte auch nur nachzudenken, ist ein Skandal.

Sie sagten:
„Wenn Sie, Herr Kollege Otto, sagen, dass Sie sich von Bürokraten nicht vorschreiben lassen, wie Sie zu schreiben haben, dann kann ich nur sagen: Dieses Argument hätte mir früher als Schüler einfallen müssen. Was wäre wohl passiert, wenn ich das meiner Lehrerin entgegengeschmettert hätte?“

Ihre Argumentation ist derart erschreckend unverständig, daß es sich wohl kaum lohnt, Ihnen zu widersprechen: Es sind selbstverständlich zwei paar Schuh, ob man von einer Lehrerin die üblichen Regeln des Schreibens vermittelt bekommt, wie sie sich in der Sprachgemeinschaft entwickelt haben, oder ob man künstliche Konstrukte anbefohlen bekommt, die sich eine Handvoll „Experten“ am grünen Tisch ad hoc auf staatlich-bürokratische Order hin aus den Fingern gesogen haben. Ich bin erschüttert über die Trivialität Ihres Denkens – oder die bewußte Perfidie Ihrer Argumentation.

Sie sagten:
„Das heißt, selbst die Gegner der Reform haben die Reform schon so verinnerlicht, dass sie auf die bewährten neuen Reformvorschriften zugreifen. Das tröstet mich.“

Es ist primitivste Rabulistik, von „bewährten neuen Reformvorschriften“ zu reden, wenn genau diese Vorschriften Anlaß heftigen öffentlichen Streits und eben deshalb keineswegs „bewährt“ zu nennen sind – ist das SPD-Newspeak? Die Realität wird sich schon ändern, wenn man sie dreist ins Gegenteil umbenennt? Ihr Beitrag ist insgesamt nichts anderes als eine zynische Verweigerung der sachlichen und inhaltlichen Debatte.

Ich habe jetzt genug. Ich begreife weder Sie noch Ihre Partei noch Ihre Fraktionsspitze – Ihre Fraktions-Kollegen haben sich ersichtlich gleichgeschaltet geäußert. Ich bin entsetzt über das beschämende intellektuelle „Basta“-Niveau, auf dem „Bildungspolitiker“ wie Sie zusammen mit Kultusministern und Vorständen der SPD ein Thema arrogant abhandeln, das einen empfindlichen Nerv der Öffentlichkeit getroffen hat.

Seit 25 Jahren bin ich, wie erwähnt, SPD-Wählerin. Ich muß Ihnen mitteilen, daß ich bei der nächsten Wahl derjenigen Partei meine Stimme geben werde, deren frei gewählte Abgeordnete und „Bildungspolitiker“ nicht durch Fraktionszwang gehindert werden, hierzu ihre Meinung zu sagen; ich werde diejenigen wählen, die sich seriös mit der Problematik der Rechschreibreform auseinandersetzen. Es wird wohl nicht mehr die SPD sein.

Mit besten Grüßen“


Selbstverständlich habe ich keine Antwort bekommen.

Gemailt habe ich auch der Abgeordneten der GRÜNEN, die sich bei der Debatte durch ganz besondere Unkenntnis und Phrasendrescherei ausgezeichnet hatte – ebenfalls ohne Antwort.

Quod erat expectandum.

Agrescha

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Fritz Koch
11.12.2004 16.37
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Das Grundgesetz muß in Artikel 38 (1) geändert werden:

Jetzt:
"(1) Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.“

Der Teilsatz „Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden“ muß gestrichen werden und wahrheitsgemäß entsprechend den Tatsachen ersetzt werden durch:

„Sie sind Vertreter ihrer Partei und an Aufträge und Weisungen ihres Parteivorsitzenden gebunden“

Begründung: Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, die den Regierungsparteien angehören, haben den Willen der großen Mehrheit des Volkes für nicht durchsetzbar und für unwichtig erklärt.
Weil sie den Willen der Mehrheit des Volkes derartig mißachten, dürfen sich nicht mehr „Volksvertreter“ nennen, sondern nur noch „Parteivertreter“.

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Detlef Lindenthal
11.12.2004 09.54
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Der Allparteien-Gesetzentwurf


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Detlef Lindenthal

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Detlef Lindenthal
11.12.2004 09.26
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Ein erschütterndes Dokument

Fundstelle: http://www.lvn.ltsh.de/infothek/wahl14/plenum/plenprot/1999/14-095%5f09-99.pdf
Schleswig-Holsteinischer Landtag Plenarprotokoll 14/95 14. Wahlperiode 99-09-17
Plenarprotokoll
95. Sitzung
Kiel, Freitag, 17. September 1999

Vizepräsident Dr. Eberhard Dall’Asta:
...
Meine Damen und Herren, ich rufe Tagesordnungspunkt 8 auf:

Zweite Lesung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung des Schulgesetzes
Gesetzentwurf der Fraktionen von SPD, CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, F.D.P. und der Abgeordneten des SSW
Drucksache 14/2368
Bericht und Beschlußempfehlung des Bildungsausschusses
Drucksache 14/2398

Das Wort hat zunächst der Berichterstatter des Bildungsausschusses, Herr Abgeordneter Dr. von Hielmcrone.

Dr. Ulf von Hielmcrone [SPD]:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Bildungausschuß hat sich in seiner gestrigen Sitzung mit dem Gesetzentwurf beschäftigt. Er empfiehlt dem Haus einstimmig, den Gesetzentwurf anzunehmen.

Vizepräsident Dr. Eberhard Dall’Asta:
Ich danke dem Herrn Berichterstatter. Gibt es Wortmeldungen zum Bericht? – Das ist nicht der Fall. Da eine Aussprache nicht vorgesehen ist, lasse ich jetzt über den Gesetzentwurf in der vom Ausschuß empfohlenen Fassung abstimmen. Wer zustimmen will, den bitte ich um das Handzeichen. – Die Gegenprobe! – Enthaltungen? – Das ist einstimmig so beschlossen.

Ich rufe Tagesordnungspunkt 13 auf ...

Dies Protokoll zeigt, daß Herr Hentschel nicht nur ein Lügner ist, sondern, schlimmer noch, ein Rabulist, ein Wortverdreher. Er behauptet:
>>Die Aufhebung des Volksentscheids ist von der CDU beantragt worden, der[ ]selben Partei, die den Volksentscheid betrieben und unterstützt hat.<<
Nie hat Schleswig-Holsteins CDU einen Volksentscheid betrieben. Die Aufhebung des Volksentscheids ist von den Grünen, den Dänen, den „Freien“ „Demokraten“, den „Sozial-“„Demokraten“ und von Volker Rühes C„D“U gemeinsam betrieben worden; nur eine Partei zu nennen und derer viere zu verschweigen bezeichne ich als argen Täuschungsversuch.
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Detlef Lindenthal

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Theodor Ickler
11.12.2004 09.12
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Bespitzelung

Auch mein PC wird von den Reformbetreibern ausgeforscht. Dasselbe berichtet eine meiner Mitarbeiterinnen, die sich kritisch mit der Rechtschreibreform auseinandersetzt. Wir wissen auch schon seit langem, wohin die Spur führt, begnügen uns aber mit dem Spruch „Der Lauscher an der Wand...“ Irgendeinen Nutzen hat es den Spitzeln bisher nicht gebracht.
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Th. Ickler

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Theodor Ickler
11.12.2004 09.06
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Tauss

Der Bundestagsabgeordnete Tauss schreibt mir eine Mail (übrigens in alter Rechtschreibung: „Sie haben recht“), die seine ganze Unkenntnis der Rechtschreibdiskussion bezeugt. Gleichwohl fühlt er sich berechtigt, folgendermaßen zu schließen: „Da sich die RS-Reform m. E. bewährt hat und Sie den KMK-Beschluss falsch interpretieren, wird es keine Rückkehr zur alten Rechtschreibung geben. Ich bin froh, dass dieses unnuetze Sommertheater damit nun auch sein Ende gefunden hat.“

Das sind unsere Volksvertreter. Hat jemand Lust, zur nächsten Wahl zu gehen? Schämen sich wenigstens die SPD-Wähler, wenn sie so etwas lesen (und den Spiegel-Bericht über Tauss' Auftreten dazu)?

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Th. Ickler

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Klaus Kolbe
10.12.2004 22.17
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Ein wichtiger Mensch, der Herr Hentschel

Daß Herr Dräger zur damaligen Zeit des Volksbegehrens vom Verfassungsschutz bespitzelt wurde, wie er im nachhinein vom damaligen, heute leider schon verstorbenen Oppositionsführer Ottfried Hennig (wenn ich nicht irre) schriftlich in Kenntnis gesetzt wurde, sollte dem Herrn Hentschel bekannt sein, auch, daß die CDU erst mit der Entsendung des früheren Verteidigungsministers Rühe als Spitzenkandidat für die CDU SH eine Kehrtwendung par excellence an den Tag legte!
Von den anderen Schlechtigkeiten, die dort passierten, kann Herr Dräger sicher mehr erzählen.
Aber – wir haben ja wirklich wichtigere Probleme. Muß schon ein wichtiger Mensch sein, dieser Herr Hentschel.
Ach ja, und dann war da noch die Sache mit den erheblich weniger Fehlern – bis zum Stichtag im August nächsten Jahres gebe ich ihm (aus den ihm wohl bekannten? Gründen) recht.
Wenn man diese beiden Antworten des Herrn Hentschel an Herrn Salzburg liest (mein „Korrektoren-Auge“ muß ich dabei krampfhaft zuhalten) und gleichzeitig erfährt, daß solche Leute über eine Sache, von der sie so offensichtlich nichts verstehen, mitreden wollen, dann fällt einem wirklich nichts mehr ein. Es kann ja nicht jeder Professor sein – mit diesem Niveau meiner Deutschkenntnisse aber würde ich mich in der Öffentlichkeit sehr zurückhalten.
Um es mit Loriots Worten zu sagen: Für Leute, die weder ..., ist die Rechtschreibreform schon völlig in Ordnung.
Ich habe heute am frühen Abend in einer Fernsehsendung mit Frau Maischberger die Herren Cohn-Bendit und Tietjen (ehem. Bild-Chefredakteur) in einer Diskussion gesehen. Es ging, glaube ich (ich habe die Sendung nicht von Beginn an und leider auch nicht bis zum Ende gesehen), um die politische Meinungsmache oder Einflußnahme der BILD. Ganz kurz wurde auch das Thema Rechtschreibreform und Springer-Verlag angesprochen. Herr Cohn-Bendit ist doch tatsächlich immer noch der Auffassung, daß man mit der Rechtschreibreform allen Schülern etwas Gutes getan hat. Die wenigen wie z.B. Schirrmacher, Diekmann, Enzensberger und Aust würden sich anmaßen, über die Köpfe von unzähligen Schülern und Lehrern hinweg beurteilen zu können, ob diese Reform für die Schüler nun gut oder schlecht sei! Da kann man nur sagen: „Träum weiter, Herr Cohn-Bendit!“

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David
10.12.2004 20.28
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Wer ist denn dieser Hentschel?

Entweder versucht der Typ (nein, ich nehme das nicht zurück! Anders kann man so jemanden einfach nicht anreden. Er kann sich gerne darüber bei mir beschweren.), fast schon bemitleidenswert verzweifelt, sarkastisch zu sein, oder er ist einfach nur dumm. (Auch das nehme ich nicht zurück.)
Zumindest ist er eines: rotzfrech.

Interessant wieder einmal, wie verbohrt doch die vermeintlich freiheitlich Denkenden sind, wenn es gegen den „Klassenfeind“, also gegen andere Parteien geht. Da bleibt aber auch alles auf der Strecke, so habe ich den Eindruck.

Es gibt eben Leute... nun ja.

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