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eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.07.2023 um 00.52

Die Debatte um die Quantentheorie (Facetten der Physik, Bd.10) Taschenbuch – Illustriert, 1. Januar 1983
von Franco Selleri (Autor), Roman U. Sexl (Mitarbeiter)
1 Gebraucht ab 60,00 € - 4 Neu ab 69,99 €

Die Debatte tiber die Grundlagen der Quantentheorie, die auf eine mehr als fiinfzigjiihrige Tradition zurtickblickt, war in zwei Perioden besonders intensiv, niimlich unmittelbar nach der Begrtindung der Quantentheorie und wiederum in den letzten Jahren. An die Frtihzeit der Quantenphysik erinnerte Max Born in seiner Rede, die er anliiBlich der Verleihung des Nobelpreises im Jahre 1954 hielt. Er beschrieb die tiefgreifende Meinungsverschiedenheit, die die bertihmtesten Quantentheoretiker in 1 zwei Lager schied : "Wenn ich sagte, die Physiker hiitten die damals von uns entwickelte Denkweise angenommen, so war ich nicht ganz korrekt: es gibt ein paar sehr bemerkenswerte Ausnahmen, und zwar gerade unter den Miinnern, die am meisten zum Aufbau der Quantentheorie beigetragen haben. Planck selbst gehorte zu den Skeptikern bis zu seinem Tode. Einstein, de Broglie und Schrodinger haben nicht aufgehort, das Unbefriedigende der statistischen Interpretation der Quanten mechanik zu betonen. "
amazon.de

Trotz allen Fortschritts sind die Amazon-Scanner offensichtlich nicht imstande, anständige deutsche Rechtschreibung zu erkennen. Zum Glück habe ich das Buch seit 40 Jahren.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.06.2023 um 18.03

Der Schlaf in den Uhren
Roman

Erscheinungstermin: 16.05.2022
904 Seiten 32,00 Euro
978-3-518-43100-9

Der lang erwartete neue Roman von Uwe Tellkamp

Inhaltsangabe des Verlags:
August 2015: Fabian Hoffmann, der einstige Dissident, steht als Chronist in Diensten der »Tausendundeinenachtabteilung« von Treva. Hier, in den Labyrinthen eines unterirdischen Reichs, arbeitet die »Sicherheit« an Aktivitäten, zu denen einst auch die Wiedervereinigung zweier geteilter Staaten gehörte. In diese Welt ist Fabian einem ihrer Kapitäne, Deckname »Nemo«, gefolgt, um herauszufinden, wer seine Schwester und seine Eltern verraten hat. Zugleich ist Fabian mit einer Chronik befasst, die zum 25. Jahrestag der Wiedervereinigung erscheinen soll. Doch es kommt anders. ...

Leseprobe:

I . Vigilie: Nemo
[unleserlich] ... ist die Ordnung. Wir von der Sicherheit
haben nie daran gezweifelt. Er ist das Wort, und das Wort
ist bei Ihm, der alles sieht und hört, nichts bleibt Ihm ver-
borgen. Wie uns. Wir sind die Mitarbeiter des Systems,
das Ihm auf Erden am nächsten kommt, wir, die Sicher-
heit. Es wäre falsch, uns zu den Ungläubigen zu rechnen.
Die besten Köpfe unserer Behörde und der Kirche, die uns
für Feinde hält, haben das immer gewußt...

Dazu ein Interview mit Ralf Schuler:
https://youtu.be/VXdrCWXNRLQ
(für Eilige: ab ca. Minute 35 „Gendern“)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.06.2022 um 10.20

Wer noch kein Grau gedacht hat
Eine Farbenlehre


Suhrkamp Verlag,
Ersterscheinungstermin: 11.04.2022
2. Auflage: 5.6.2022
Fester Einband mit Schutzumschlag, 286 Seiten
28,00 € (D), 28,80 € (A), 38,50 Fr. (CH)

Verlagstext:
Solange man kein Grau gemalt habe, sagte Paul Cézanne einmal, sei man kein Maler. Wenn Peter Sloterdijk diesen Satz auf die Philosophie überträgt, mag dies als unerläutertes Behauptungsereignis wie eine maßlose Provokation klingen. Warum sollten Philosophen eine einzelne Farbe denken, anstatt sich mit Ethik, Metaphysik oder Logik zu beschäftigen? ...

Peter Sloterdijk folgt dem grauen Faden durch die Philosophie-, Kunst- und Mentalitätsgeschichte. Er befasst sich mit der Rotvergrauung der Deutschen Demokratischen Republik, mit Graustufenphotographie und lebensfeindlichen Landschaften in der Literatur. Indem er das Grau als Metapher, als Stimmungsindikator und als Anzeige politisch-moralischer Zweideutigkeit erkundet, liefert er eine Vielzahl bestechender Belege für die titelgebende These.

Bestseller in FOCUS, SPIEGEL, stern und Börsenblatt, Sachbuch-Bestenliste

Leseprobe

Prolog:
Unter fahlem Segel über die Gewässer der Gewöhnlichkeit


...Was Cézanne im Sinn hatte, als er ein Grau forderte, das den Maler ausweise, soll sich an späterer Stelle verdeutlichen. Daß bei dem Wort »grau« etwas zu denken sei, das mehr bedeute als nur einen quasi neutralen, zwischen Schwarz und Weiß liegenden Farbwert oder einen Hinweis auf Unbuntes und Unentschiedenes – für diese These sollen die folgenden Ausführungen eine Reihe von Indizien zusammentragen. ...

Die Urdifferenz von Hellem und Dunklem geht mit der Unausweichlichkeit einer Elementarwahrnehmung aller Erfahrung mit Buntem oder farblich Dezidiertem voraus – wir werden dies später mehrfach kommentieren: einmal im Zusammenhang mit Anmerkungen zu Goethes Farbenlehre, die zu den Problemen der Dunkelheit im Verhältnis zum Hellen, der farbigen Schatten und des Grau bedeutende Erkenntnisse bietet; dann anläßlich einer Erörterung des Phänomens Farbenblindheit, bei welchem die angeborene Grausichtigkeit als Basisqualität des menschlichen Aufenthalts in einem Hell-Dunkel-Raum ohne Farben dramatisch hervortritt, und schließlich bei Gelegenheit der Ausführungen zur Revolution des Sehens durch die Schwarzweißphotographie im mittleren 19. Jahrhundert...

Das Farbensehen weiß gewöhnlich nicht, daß es eine Geschichte hat. Modernes Design und seine postmodernen Nachspiele geben sich daran zu erkennen, daß Farben und Bedeutungen weit auseinandertreten. Niemand besteht mehr darauf, die Hoffnung müsse grün codiert sein, während die Ferne, die Weite, die Umhüllung vom Unendlichen nach Blau verlange; wer immer noch meint, Rot sei die deklarierte Liebe, dem wird zu einem besseren Geschmack kaum noch zu verhelfen sein. ...

Fußnote
Wenn in Robert Gernhardts populärem Gedicht »Deutung eines allegorischen Gemäldes« der fünfte Mann, der stumm den Wein hereinbringt, vermutlich der »Weinreinbringer« ist, färbt die nicht-allegorische Pointe des Schlußverses auf die vorangehenden vier Figuren ab: »Blutigrot« ist nichtnotwendigerweise der Tod, die Geißel meint nicht nur die Pest, die naßgiftigen Tropfen bedeuten vielleicht nicht nur den Haß. Auch die dritte Figur wäre nicht mehr eindeutig festgelegt: »Der dritte sitzt im grauen Kleid. / Das ist das Leid / das ist das Leid.«


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.05.2022 um 10.21

Mein Abschied von Deutschland
Wovon ich rede, wenn ich von Freiheit rede


Hoffmann und Campe 2022
Hardcover, 144 Seiten
16,00 €

Der linke Schriftsteller Matthias Politycki ist nach Wien umgesiedelt:

Zitat:
Eminent sieht er seine Freiheit nicht nur als Bürger, sondern als (Wort-)Künstler, der er ist, beschnitten: „Am anderen Ende des Waggons saß ein PoC… oder …saßen ein paar BIPoCs (Blacks, Indigenous and People of Color): Nein, einen solchen Satz werde ich nie schreiben können.“

Das zunehmend dem Pokérmoney verfallende Germoney wurde ihm wohl zu „woke“:

Leseprobe

Wien ist freilich nicht die Welt, die Debatten, die ich eigentlich hatte verlassen wollen, holten mich wieder ein. Wenn es nach den Broschüren gehen sollte, die von den städtischen Behörden für ihre Mitarbeiter herausgegeben werden, will man hier sogar die Schafe gendern – als »tierische MitarbeiterInnen« – offenbar um keine Hammel zu diskriminieren. Auf Nachfrage läßt der Bürgermeister jedoch über sein Büro versichern, daß ihm diese Broschüre nicht geläufig sei. Nicht etwa »nicht bekannt«! Sondern halt nicht »nicht geläufig«. Das ist Wien.

Matthias Politycki hat über den Dass-Deutsch-Kotau der unabhängigen Linkspresse von 2014 hinaus der traditionellen Rechtschreibung die Treue gehalten, wie man den Veröffentlichungen der letzten Jahre entnehmen kann.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.05.2022 um 18.18

Der Schlaf in den Uhren
Suhrkamp Verlag, Berlin.
908 Seiten, 32 Euro.

Leseproben nach Zitaten der Rezension bei deutschlandfunk.de :

[Das hier vorgestellte Land ist deutlich die Bundesrepublik, wird aber konsequent als „Treva“ bezeichnet, ist also eine phantasierte Version unseres Landes... zugleich auf den romfeindlichen, keltischen Volksstamm der Treverer verweisend.]

„In der vogtländischen Stadt Plauen hatte es eine Demonstration gegeben, Anne hatte über Megaphon zu Besonnenheit, zu Gewaltfreiheit aufgerufen. Die Berufsfeuerwehr bekam den Befehl, die Demonstranten mit Löschfahrzeugen auseinanderzutreiben, was viele unbeteiligte Menschen so erbitterte, daß sie sich dem Demonstrationszug anschlossen.“

[Später wird Anne, bekanntlich das türkische Wort für „Mutter“, tatsächlich zur Mutter, genauer zur „Mutti“ der Nation Treva. ...]

„Ich denke über den Mann und seine Geschichte nach. Wieso muß er 4000 Euro für ein Schlauchboot mit Motor bezahlen, und wozu braucht er einen Schlepper für die fünf Kilometer von Bodrum nach Kos?“

... „wenn die Uhren Schlaf und im Schlaf Aufstehen befahlen, nimm deinen Platz ein in der Mühle, zieh im Kreis und leb dahin, dem Tod entgegen, so verkreiselten Jugend, Reife, Alter, so kamen und gingen die Tage im vierzigsten Jahr der Republik, so klopften die Nächte an, kaum daß es Morgen war, so endete der Frühling und hatte keine Erinnerung.”

Die folgende Rezension steht beim „Spiegel“ hinter der Bezahlschranke:
Uwe Tellkamp kapituliert vor sich selbst
So viel Hass, Ekel, Abrechnung, Moral

Leser und Kritik lagen Uwe Tellkamp zu Füßen, dann driftete er nach rechts ab. Jetzt erscheint nach 14 Jahren die Fortsetzung von »Der Turm« – und man fragt sich: Was hat ihn nur so ruiniert?
spiegel.de 12.5.2022

Michael Klonovsky schreibt dazu: Nach der Lektüre dieser Rezension ... habe ich mich gefragt, ob sie den Roman des armen Tellkamp mit voller Absicht einem juvenilen Plattkopf überantwortet haben – der Bub versteht ja von Literatur ungefähr so viel wie ein Schimpanse von der Viola d’amore ...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.08.2021 um 16.12

Kleine Philosophie
der Mathematik

Mathematik, Bildung und Kulturen

S. Hirzel Verlag Stuttgart 2017
200 Seiten, 29,80 €

Auf ausdrücklichen Wunsch des Autors erscheint dieses Buch in unreformierter Rechtschreibung.

Vorwort
Aus der Sicht des Alltagsverstandes gilt die Mathematik als ehrfurchtgebietende, nicht leicht zu fassende, aber durchweg glasklare Disziplin. Sie flößt den Außenstehenden eine gewisse Scheu ein und eignet sich nicht als Gesprächsstoff für eine Abendunterhaltung. Jeder weiß von Ferne um die Nützlichkeit der Mathematik bei den technischen Anwendungen, häufig ist man aber auch froh, wenn sie auf Distanz bleibt. Zur Anknüpfung menschlicher Beziehungen ist die Mathematik denkbar ungeeignet. Der Benutzer elementarer Rechenoperationen bei der Besorgung der täglichen Geschäfte verwendet intuitiv die gelernten arithmetischen Operationen, er ahnt dabei kaum, daß es auch im Inneren dieser Wissenschaft begriffliche knifflige Streitigkeiten gibt, die manchmal sogar die kreativsten Schöpfer mathematischer Theorien entzweit. Auch den Anwendern von geometrischen Meßmethoden bleibt es im allgemeinen verborgen, daß die Geometrie trotz ihrer durchsichtigen Anschaulichkeit gedankliche Fragen aufwerfen kann, die zum Gebiet der Erkenntnistheorie überleiten...

Prof. Dr. Bernulf Kanitscheider (1939 - 2017) vertrat von 1974-2007 den Lehrstuhl für Philosophie der Naturwissenschaft an der Universität Gießen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.06.2021 um 15.55

Natur und Gender
Kritik eines Machbarkeitswahns


C.H.Beck
233 Seiten
ISBN 978-3-406-75729-7
22,00 €

Leseproben

Einleitung

Anscheinend ist die Natur das, was wir aus ihr machen. Wie niemand zuvor hatte Homo sapiens sie nach seinen Wünschen hergerichtet: Wälder gerodet, Sümpfe trockengelegt, Dämme, Straßen, Häuser, Fahrzeuge und Automaten gebaut; seinen Körper mit Kleidung verhüllt, geschützt und geschmückt; seine Lebensdauer und -qualität durch chirurgische Eingriffe, Medikamente, Stützen, Prothesen, Implantate und Therapien aller Art drastisch erhöht. Warum soll er diese Entwicklung stoppen, sich aufs Heilen von Krankheiten beschränken und nicht auch gesunde Organismen weiter optimieren, so weit, wie die Technik es gestattet?...

Behinderung definiert sich vom Stand der Technik aus. Mit jedem technischen Fortschritt weitet sich allerdings auch ihr Radius. Wer gelähmt ist, muß sämtliche technischen Möglichkeiten in Anspruch nehmen dürfen, die ihn beweglich machen...

Auch das Geschlecht gilt nicht mehr als Schicksal. Drastisch wächst die «Gruppe von Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, dass ihnen bei Geburt zugewiesen wurde», «die ihr Geschlecht ‹wechseln› wollen, die Hormone erhalten wollen, auch geschlechtsangleichende Operationen wünschen». «‹Transgender› ist unter Jugendlichen inzwischen sehr verbreitet. Vor 20 Jahren war es noch eine absolute Rarität, die wenigsten Kinder- und Jugendpsychotherapeuten sind mit diesem Thema jemals konfrontiert worden. Vor 10 Jahren ging es dann los, mit einer Dynamisierung in den vergangenen 5 Jahren.»[2] Laut SPIEGEL baten in Großbritannien vor neun Jahren 97 Kinder und Jugendliche den Gender Identity Development Service um Hilfe. 2017/18 waren es 2519. Im Raum München hat sich die Zahl der registrierten Hilfebedürftigen seit 2013 verfünffacht. In den USA halten sich bereits etwa 150.000 Dreizehn- bis Siebzehnjährige für transgender...

Im transidenten Klima gedeiht ein folgenreicher Fehlschluß: Weil die Natur nichts ein für allemal Feststehendes, «Gemeißeltes» ist, kann sie nur etwas durch «uns», die Menschen, Inszeniertes sein. Als ob es nichts Drittes gäbe. Zwar ist unabweisbar, daß wir die Natur nur durch die Filter unserer Wahrnehmung zu erfassen vermögen sowie durch Instrumente, mit denen wir sie bei jeder Berührung auch ein klein wenig verändern. Insofern stimmt sogar der Satz: Die Natur ist das, was wir aus ihr machen. Aber ist sie nur das – und sonst nichts? Erst diese Frage rührt an den Nerv des Problems...

Constructio – Creatio

Sich herrichten gehört zum Menschsein. Der biblische Mythos vom Garten Eden hat das mit wenigen, unübertroffenen Worten herausgearbeitet. Eva und Adam aßen vom Baum der Erkenntnis. «Da gingen den beiden die Augen auf, und sie sahen, daß sie nackt waren. Und sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.»[1] ...

Christoph Türcke, Jahrgang 1948, ist emeritierter Professor für Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und Autor zahlreicher Bücher. Er wurde ausgezeichnet mit dem Sigmund-Freud-Kulturpreis.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.02.2021 um 11.25

KRASS
Roman

Geb. Ausgabe 2021
Rowohlt
ISBN / EAN: 9783498045418
528 Seiten 25,00 €

Leseprobe:

Harry Renó verzichtete bei seinen Illusionsabenden auf viel Dekor; in seinem Smoking stand er auf der Bühne, umgeben von einem schwarzen Kasten – seine Hand sehr hell, sein Haar silbrig-farblos, die Requisiten im harten Scheinwerferlicht weiß glänzend. Der Anblick glich einem Schwarz-Weiß-Photo, vor allem wenn er aus leichter Beweglichkeit unversehens in einer leicht manierierten Haltung erstarrte und das Publikum zappeln ließ, bis wieder Leben in ihn fuhr. Eben hatte er sich eine Zigarette angezündet, vom Saal halb abgewandt, um die Flamme vor Zugluft zu schützen. Er tat, als sei er allein und habe eben gerade Lust zu rauchen. Dann richtete er sich auf, saugte genußvoll, legte den Kopf zurück, und nach einem Moment vollständiger Ruhe quoll Rauch aus dem halbgeöffneten Mund, so fest und konzis wie ein schmales Band...

Ausführliche Kritik in „Junge Freiheit“ von Matthias Matussek:

Krass heißt der Mann, und kraß ist er – ein gargantuesker Genuß-schaufelnder Nimmersatt, der mit einer kleinen Gruppe von Claqueuren oder Parasiten durch Neapel streift.

Sein Assistent, ein schmaler Akademiker, Jüngel genannt, ist der Mann mit dem Geldkoffer, aus dem die Spesen stets bar und ohne Bedarf an Quittungen bezahlt werden, all die Arrangements in Restaurants und Museen ...

Krass hat den Drang zum Höheren, allerdings nur, um es mit Hilfe seines Geldes auf sein tierhaftes Niveau herunterzuziehen – er liest Bücher mit der seltsamen Manier, jene Seiten herauszureißen, die gelesen und damit erledigt sind.

Die Kunst Mosebachs besteht darin, dieses Wildschwein mit seinem napoleonischen Erwählten-Bewußtsein sympathisch erscheinen zu lassen...

jungefreiheit.de 5.2.2021


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.12.2020 um 11.55

Den Himmel zum Sprechen bringen
Über Theopoesie


Erschienen: 26.10.2020
Gebunden, 352 Seiten
Suhrkamp 26,00 €
ISBN: 978-3-518-42933-4

Leseprobe
Vorbemerkung
Da der Titel dieses Buchs mehrdeutig klingt, soll darauf hingewiesen werden, daß im folgenden weder vom Himmel der Astrologen noch von dem der Astronomen die Rede sein wird, auch nicht von dem der Raumfahrer. Der zum Sprechen gebrachte Himmel ist kein möglicher Gegenstand visueller Wahrnehmung. ...

I
DEUS EX MACHINA, DEUS EX CATHEDRA

...und er sprach zu ihnen nicht, es sei denn in Gleichnissen
Matthäus 13,34

... Vor dem Hintergrund griechischer Theodramatik läßt sich die Frage aufwerfen, ob nicht die meisten entwickelteren »Religionen« ein Äquivalent zu dem Theaterkran bzw. zu dem Balkon für die höheren Wesen besaßen? Ich nehme mit dem unheilvollen Ausdruck »Religion« bis auf weiteres vorlieb, obwohl er von Konfusionen, Spekulationen und Unterstellungen überfrachtet ist – vor allem seit Tertullian in seinem Apologeticum (197) die Ausdrücke Aberglaube (superstitio) und religio gegen den römischen Sprachgebrauch umkehrte: Aberglauben nannte er die herkömmliche religio der Römer, indes das Christentum »die wahre Religion des wahren Gottes« heißen sollte. ...

Rezension in der Neuen Zürcher Zeitung:
Die Welt ist entzaubert, aber das religiöse Sprechen ist aktueller denn je. Das hat durchaus seinen Grund: Es bietet Dichtung vom Feinsten. Der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk spürt ihr in seinem neuen Werk nach...
Daniel Kehlmann
nzz.ch 18.12.2020


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.11.2020 um 15.53

Sämtliche Scholien
zu einem inbegriffenen Text
Scholien - Neue Scholien - Fortgesetzte Scholien - Verstreute Scholien aus Zeitschriften


Karolinger Verlag
Geb., illustriert, 920 Seiten
ISBN 978 3 85418 197 2
EUR 48,-

Der Band enthält das gesamte Scholien/-Aphorismenwerk des kolumbianischen Denkers (1913-1994) in durchgesehenen Übersetzungen, abgeglichen mit der mehrbändigen spanischen Gesamtausgabe. Die Durchnumerierung der Scholien von 1 bis 10370 wird vielen Lesern willkommen sein.

https://www.karolinger.at/detail-davila-saemtliche-scholien.html

Nach der Abschrift Michael Klonovskys scheinen die Aphorismen überwiegend in bewährter deutscher Kulturrechtschreibung gehalten zu sein. Er schreibt ansonsten:

Nun hat der Karolinger-Verlag eine Gesamtausgabe der "Escolios" herausgebracht, 10.370 Aphorismen – jeder ist in Akkordanz mit der spanischen Gesamtausgabe ("Ombras completas", Bogota 2005) durchnumeriert – auf 900 Seiten. Eine Schatz- und Wunderkammer, ein Asyl, ein geistiges Sauerstoffzelt, ein Arsenal, eine Waffenkammer. Egal, wie oft man sich durch diese Texte gelesen, wieviele Sentenzen man sich in den Vorgängerausgaben angestrichen hat, es tauchen immer wieder neue Preziosen auf:
michael-klonovsky.de 8.11.2020
Auswahl aus Klonovskys Auswahl:
Eine mysteriöse senile Bluterkrankung macht gealterte Zivilsationen dafür anfällig, an irgendeiner Kratzwunde zu sterben.
...
Die intelligente Diskussion muß sich darauf beschränken, Meinungsverschiedenheiten zu erläutern.
...
Wenn die öffentliche Meinung ihn im Stich lässt, bleibt dem Demokraten nur noch ein Wimmern.

Die Menschen sind weniger gleich, als sie sagen, und mehr, als sie denken.

Lesbaren Unsinn zu schreiben ist das Privileg der großen Intelligenzen.
...
Der Determinist verliert die Geduld mit seinen Gegnern, als ob diese zurecht sich frei nennen dürften.
...
Lassen wir es nicht zu, daß sich jene des Wortes "Empirismus" bemächtigen, die drei Viertel des auf der Hand Liegenden leugnen.
...
Die Zuerkennung von Preisen an mittelmäßige Schriftsteller ist lächerlich, an große Schriftsteller unverschämt.
....
Nur ein offenkundiges Talent bewirkt, daß man dem Reaktionär seine Ideen verzeiht, während die Ideen des Linken bewirken, daß man sein fehlendes Talent entschuldigt.
...
Der Nationalismus war die letzte Zuckung des Individuums angesichts des grauen Todes, der seiner harrt.
Weiteres siehe Klonovsky, ohne Garantie für die originale Rechtschreibung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.07.2020 um 04.10

Das Atelier
Erschienen in der Edition Buchhaus Loschwitz
112 Seiten, 17 Euro
ISBN: 978-3-9820131-8-3

Aus dem Klappentext:
Bilder mit Worten malen – man könnte meinen, dies geschehe, liest man Tellkamps Texte. »Das Atelier« gewährt faszinierende Einblicke in die Bilder und Welt der sächsischen Kunstszene, insbesondere in Dresden. Dies geschieht hier freilich nicht in der Form eines Reports oder schieren Abbilds, sondern als Dichtung und Wahrheit: auf irisierende Weise stets auch das Ganze bedenkend. Im trunken wuchernden Gespräch entsteht eine ganze Welt vor unseren Augen, in der sächsischer Wein eine wichtige Rolle spielt, eine Luftpistole in einer pittoresken Nebenrolle zu sehen ist, eine Welt voller lebendiger Leute, in der Bücher ebenso großer Bedeutung sind wie die Bilder und Skulpturen. Freilich führt uns Tellkamp erlebnisreicher Essay am Ende auch die Bedrohung der Kunst vor Augen, wenn sie unter Künstler in die Mühlen der Politik und der Ideologen geraten...

Textprobe:
Der Maschinist Rahe dient in einer ehrwürdigen, was das Vergewissern betrifft, früchtetragenden, jedoch inzwischen verdrängten und verrufenen Apparatur. Farbmüller, könnte er heißen. Lichtmüller. Tür- und Fensterweber. Die Farben sind rauch, das alte Wort für rauh, das sich in Rauchwaren erhalten hat. Rahes Farben könnten die Dinge bezeichnen, wie es sonst Umrisse tun, die Farbe gebiert die Dinge, nicht umgekehrt. Ding wird Findling in den Prozessen der Farbe. Sie verläßt ihren Stellvertreterdienst, ihre Fremdbestimmung, kommt zu sich selbst; wenn Farbe Sprache ist, spricht Rahe hier als Lyriker; dem Prosaschreiber wird Sprache zur Magd darstellerische Absichten, er muß sie in den Zweck mißbrauchen, um sie zu gebrauchen: der Maler schneidet den Klotz der bloßen Nützlichkeit ab, und siehe da, die Farbe hat eigene Abenteuer.
Auch der MDR zitiert (ss-verfälscht) aus dem Buch und wittert pflichtgemäß rechtes Gedankengut:
"Ohne Soldatentum gäbe es im übrigen auch keine der von ihr als so wichtig erachteten künstlerischen Leistungen, oder glaube sie, dass Werke wie die Recherche,* die Sixtinische Kapelle, die Bachsche und Mozartsche Musik ohne ein gewisses Soldatentum, vulgo: Disziplin, hätten geschaffen werden können?"
Der Kritiker versucht auch, die auftretenden Personen zu entschlüsseln:
Gespräche mit Neo Rauch
Uwe Tellkamp betreibt Bildbetrachtung. Das war einmal Schulstoff. Doch so verschwurbelt wie hier in seinem gut 100 Seiten schmalen Buch "Das Atelier" gab's die wohl noch nie. Als Ich-Erzähler namens Fabian besucht er Künstler wie Martin Rahe und Nina Schmücke, philosophiert mit Thomas Vogelstrom – allesamt unschwer erkennbar als Neo Rauch, dessen Frau Rosa Loy sowie Johannes Heisig – und lässt die Dresdner Romantik aufleben. Die Namen verstorbener Maler werden im Klartext genannt: Otto Dix etwa, Osmar Schindler, auch Hermann Glöckner und sowieso Caspar David Friedrich und Johann Christian Clausen Dahl. Zudem trifft Tellkamp den einen weißen Maserati fahrenden Carl Bunke, einen "Hansdampf in allen Kunstgassen", womit der Galerist Gerd Harry Lübke [richtig: Lybke], genannt Judy, gemeint sein dürfte. Der schießt per Luftdruckpistole gemeinsam mit seinem teuren Lieblingsmaler auf Zielscheiben mit den Gesichtern von dessen Lieblingsfeinden...
mdr.de 19.5.2020
Vera Lengsfeld schätzt die Wirkung des Büchleins am 28.06.2020 ein:
Sonntagslektüre: Uwe Tellkamps „Das Atelier“
Kaum ein Büchlein hat eine solche Eruption an Kritikerstimmen ausgelöst wie der schmale Band des Dresdener Schriftstellers Uwe Tellkamp. So gesehen, war es ein überaus erfolgreicher Start der Edition „Exil“ aus Susanne Dagens Buchhaus Loschwitz, laut „Freitag“ die „gute Stube des rechtsintellektuellen Pegida-Umfelds“. Die intellektuelle Strahlkraft dieses Umfelds macht die Linke offensichtlich hochnervös. Es ist amüsant zu lesen, wie die Herren Kritiker sich mit ihren schrillen Stimmen bei der Dekonstruktion des Textes gegenseitig zu übertreffen suchen. Von der „Zeit“ bis zum „Freitag“ sind alle einschlägig Verdächtigen am Start, um sich über die „antimoderne, neurechte und raunende Männerclique“ zu echauffieren. Selbst Sonntags-Krimi-Spezialisten, die lieber bei ihren Leisten geblieben wären, fühlen sich berufen, sich zum Literatur-und Kunstkritiker aufzuschwingen. Der Brei, um den alle herumreden, ist so heiß, dass sogar die notorische Amadeu Antonio Stiftung mit ihrem „Belltower“ mitmischt, die bisher weniger als Kunstkritiker denn als Gesinnungswächter aufgefallen ist. Tellkamp muss sie tief und präzise getroffen haben, wenn der Aufschrei so groß ist...
Gleicher Text auch auf der „Achse des Guten“.

* im Original: „die Recherche,“ als Druckfehler zu streichen?


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.04.2020 um 06.56

WAS NOTTUT
Plädoyer für einen aufgeklärten Konservatismus


Manuscriptum 2020
176 Seiten
Klappenbroschur 19,90 €
ISBN: 9783948075064

„Konservative unterscheiden sich von den Fortschrittsgläubigen vor allem durch das geschärfte Bewußtsein, daß alle Errungenschaften auf diesem Planeten teuer erkauft wurden, mit hohem Einsatz und Mühe der Generationen vor uns. Konservative lassen diese kulturellen und menschlichen Kosten nicht aus dem kritischen Auge. Sie rechnen mit der Verlierbarkeit aller Dinge, die unser Leben lebenswert machen.“

Egon Flaig

[Orthographie: Weitere Textzitate siehe geolitico.de 1.7.2020]

Verlagswerbung:
Die Demokratie, so entnimmt man dem kurzatmigen Krisengerede, sei eine akut gefährdete und somit besonders zu schützende Spezies. Fahrlässig ausgeblendet wird dabei die Erkenntnis, dass die westlichen Gesellschaften sich seit Jahrzehnten in einer tiefgehenden, geradezu selbstzerstörerischen Krise befinden – haben sie es doch nach den politischen Katastrophen im frühen 20. Jahrhundert versäumt, sich ihrer selbst, d.h. ihrer republikanisch-liberalen Tradition, bewusst zu werden. Die für die Lage Europas so folgenreichen Zäsuren von 1989 oder 2015 sind weitere sinnfällige Wegmarken ihres Dilemmas.

manuscriptum.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.01.2020 um 10.56

Athen:
Ein Neubeginn der Weltgeschichte


Pantheon 2012
Paperback, Klappenbroschur,
720 Seiten, € 16,99


Leseprobe:

DIE GESCHICHTE einer Stadt während vier Generationen ist das Thema dieses Buchs. Da es sich um Athen während des ausgehenden sechsten und des fünften Jahrhunderts vor Christus handelt, in jener Epoche, da dort die Weltgeschichte einen neuen Anfang nahm, mußte zugleich die Vorgeschichte ausführlicher behandelt werden. Denn in jenem Athen entfesselte und konzentrierte sich ja, was lange angelegt war; es spielte sich das entscheidende Stück eines welthistorischen Sonderwegs ab: einer Kulturbildung ohne prägende Rolle von Monarchie oder Religion, die in kleinen Städten statt in großen Reichen ihre politische Form fand und so erstmals die Möglichkeit zur Demokratie entwickelte, das heißt zu vielen und ganz neuen Weisen der Not und – der Freiheit. Zur Geschichte Athens gehört es also, daß der Frage, wie es überhaupt zu den Griechen kam, gründlicher nachgegangen wird als nur in einem einleitenden tour d’horizon.

Siehe auch Leseprobe Random hier.

Dazu der Deutschlandfunk am 1.1.2020:


Zeitfragen | Beitrag vom 01.01.2020

Althistoriker Christian Meier
Was unsere Demokratie von den alten Griechen lernen kann


Christian Meier im Gespräch mit Winfried Sträter

Die Zukunft der Demokratie ist ungewiss, sagt Christian Meier angesichts der „totalen Krise“ unserer Zeit. Doch die antiken Griechen hätten das Wunder vollbracht, aus einer tiefen Krise heraus eine Demokratie zu erfinden, die anspruchsvoller war als unsere.

Für den 1929 geborenen Historiker Christian Meier steht die Menschheit vor Fragen wie nie zuvor in der Geschichte: „Wir leben in einer totalen – vielleicht kann man sogar sagen: anthropologischen – Krise. Was sind eigentlich künftig Menschen?“, fragt Meier.

Aufgewachsen mit Zeitungen und Büchern habe man früher die Welt einigermaßen überblicken können. Heute sei das Problem: „Können wir überhaupt noch intendieren, unsere Schüler im Laufe der Schulzeit so weit aufs Leben vorzubereiten, dass sie in dem Ausmaß erwachsen sind, wie man vor 50 Jahren in diesem Alter erwachsen wurde?“ ...

deutschlandfunkkultur.de 1.1.2020

Zu Christian Meier gibt es bei uns über 30 Einträge!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.12.2019 um 16.48

Erfolgsroman

Hoffmann und Campe Verlag 2018,
602 Seiten, 26 Euro

Leseprobe

Astern, Rittersporn, Levkojen, Kornblumen, Tagetes, Chrysanthemen, Löwenmäulchen, Klatschmohn, Ringelblumen, Bechermalve, Veilchen, Kapuzinerkresse und Vergißmeinnicht: Ich schüttete alle Samenkörner zusammen, rührte sie durcheinander und verstreute sie dann auf dem Acker, den ich umgegraben hatte. Eine schöne bunte Blumenwiese sollte dort erblühen.
Auf der anderen Hälfte meines Grundstücks hatte ich Rasen ausgesät. Die Halme sprossen schon.

2948 Schortend, Stadtteil Heidmühle, Margarethenweg 121. Irgendwann würde aus einer Gedenktafel hervorgehen, daß hier der Schriftsteller Martin Schlosser Wurzeln geschlagen hatte, als Mieter einer Vierzimmerwohnung im ersten Stock. Daß ich mir diese Bleibe mit zwei tamilischen Flüchtlingen hatte teilen müssen, nachdem ich von meiner Freundin sitzengelassen worden war, brauchte auf der Tafel nicht unbedingt draufstehen. Das gehörte in den Fußnotenapparat, den meine Biographen anlegen würden....

Rezension aus „Trierer Volksfreund“:

Martin Schlosser, der Erzähler und Alter Ego des Autors Gerhard Henschel, ist im Jahr 1990 28 Jahre alt...

Für seine Reportage besucht er ein Jonglierfestival in Oldenburg, die Wiedervereinigungsfeier vor dem Berliner Reichstag oder einen Atheisten-Kongress in Fulda. Nebenbei spielt er mit seiner Großmutter in Jever Malefiz und besucht Tantra-Workshops...

Henschel beschreibt viele Details, die es heute nicht mehr gibt und nutzt für seine Pointen die sich ergebende Situationskomik. Für jüngere Leser ermöglicht er dadurch das Eintauchen in eine Zeit, die sie nicht mehr kennengelernt haben. Es fallen Namen von Personen des öffentlichen Lebens von damals, die den Jüngeren nichts mehr sagen...

Die Gefühle der Hauptperson benennt der Autor zwar oft, führt sie an vielen Stellen aber nicht tiefer aus – der Stil der Erzählung sieht das nicht vor. Denn die linear voranschreitende Chronik ist keine fiktive Handlung mit Dramaturgie, und nichts wird dazu erfunden. Der Autor beschreibt seinen Alltag stellvertretend für seine Generation. Unaufgeregt, aber mit viel Witz.

volksfreund.de 5.12.2019

Rezension und Interview: Katharina Fäßler

Was vermissen Sie aus der Zeit um 1990 am meisten?

HENSCHEL Ich vermisse zum Beispiel die schönen alten gelben Telefonzellen und Hotels mit Raucherzimmern. Und es war schön, in Poststempeln die Städtenamen lesen zu können – heute steht da ja nur noch „Briefzentrum“. Außerdem vermisse ich die klassische Rechtschreibung. Die neue halte ich für großen Quatsch. Die Martin-Schlosser-Romane erscheinen aber zum Glück in der alten Rechtschreibung beziehungsweise sogar in einer Art Privatrechtschreibung von Martin Schlosser. Es wäre ja auch unsinnig, diese Texte einer Rechtschreibung anzupassen, die dem Volk erst viel später verordnet worden ist.

volksfreund.de 4.12.2019 (fett redaktionell)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.07.2019 um 13.02

Theoderich der Große:
König der Goten, Herrscher der Römer

Eine Biographie


Erschienen am 15. März 2018,
782 Seiten, 34 €
C.H.Beck
978-3-406-71908-0

Hans-Ulrich Wiemer lehrt als Professor für Alte Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen.

Aus der Verlagswerbung:


König der Goten, Herrscher der Römer
Ravenna, 5. März 493: „Nicht ein Knochen war in diesem Schuft.“ So kommentierte der Gotenkönig Theoderich seinen Mord an Odoaker, den er gerade mit einem einzigen Schwerthieb aus dieser Welt verabschiedet hatte. Mit dem Ende seines Widersachers war eine Planstelle freigeworden: die des Herrschers über den Westteil des Imperium Romanum. Wer den blutigen Auftakt seiner Regierung miterlebt hatte, konnte schwerlich erwarten, dass es ausgerechnet dem eidbrüchigen, blutbesudelten Theoderich gelingen würde, Goten und Römern zu einer jahrzehntelangen Periode der Ruhe und Stablität zu verhelfen. Dieses Buch bietet die spannende Geschichte, wie er es verstand, seine beiden Völker in einer klugen Arbeitsteilung auseinanderzuhalten – die militärischen Aufgaben den Goten, das Zivilleben und das Entrichten der Steuern den Römern...

Leseprobe:

Als Odovakar tot zusammenbrach, habe Theoderich noch hinzugefügt: „Nicht ein Knochen war in diesem Schuft.“ Natürlich können wir nicht sicher sein, daß diese Worte tatsächlich so gesprochen wurden; unser Gewährsmann – Johannes der Antiochener – schrieb mehr als ein Jahrhundert nach den Ereignissen; woher er seine Informationen nahm, ist ungewiß. Es ist daher keineswegs auszuschließen, daß ein Geschichtsschreiber, der Johannes als Quelle diente, sie frei erfunden hat. [S.15]

Es ist bemerkenswert, daß sich Verlag oder Autor nicht getrauen, die im Buch verwendete traditionelle Rechtschreibung auch in der Verlagsankündigung zu gebrauchen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.05.2019 um 04.08

Die weiße Massai
Verlag: Knaur (2000/2018)
Taschenbuch: 462 Seiten, 10 Euro
ISBN-10: 3426614960
ISBN-13: 978-3426614969

Angezeigt wird die Taschenbuch Ausgabe (2018) von Knaur TB.

Vorwort
Als Die weiße Massai 1998 veröffentlicht wurde, hätte ich nie gedacht, dass die Geschichte um die Welt gehen würde...
Ich arbeite daran, wieder an die Liebe zu glauben. Denn nach all dem, was Sie in diesem Buch lesen werden, hatte ich, bewusst oder unbewusst, den Glauben an die ewige Liebe für drei Jahrzehnte verloren.
Es ist Zeit, diese wieder zu entdecken.
Corinne Hofmann, November 2017

Ankunft in Kenia
... Es ist heiß, wir sitzen und staunen. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, daß diese Fähre drei Tage später mein ganzes Leben verändern, ja auf den Kopf stellen wird...
»Laß das, Marco, es ist zu gefährlich«...
Endlich sind wir auch an Bord und das Unfaßbare geschieht. Marco sagt: »Corinne, schau da drübern, das ist ein Massai!«

https://www.amazon.de/Die-wei%C3%9Fe-Massai-Corinne-Hofmann/dp/3426614960#reader_3426614960

Aus Wikipedia: Corinne Hoffman „Die Weisse Massai“. ... Nebenbei nimmt sie wahr, dass ihre eigenen Vorstellungen von Partnerschaft, Sexualität und Erziehung völlig unvereinbar mit denjenigen der traditionellen Samburu-Kultur sind. Vielehe, weibliche Genitalverstümmelung, Bildungsnotstand und die unzureichenden hygienischen Verhältnisse beunruhigen sie, sie glaubt jedoch lange Zeit an eine Lösbarkeit dieser Probleme.

Erst als Lketinga aus Eifersucht die Autorin bedroht und beschimpft und am Ende die Vaterschaft für seine Tochter in Frage stellt, stellt Corinne ihren Aufenthalt in Frage, sie fühlt sich im Stamm missverstanden, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Lebenswelten empfindet sie inzwischen als zu gravierend. Sie eröffnet zusammen mit Lketinga in Mombasa noch einen Massai-Shop für Touristen, kehrt jedoch im Oktober 1990 zusammen mit ihrer Tochter in die Schweiz zurück.
wikipedia.org

PS: Meine Frau hat vor Jahren eine Lesung von Corinne Hofmann miterlebt. Das Auditorium war voll besetzt von interessierten Frauen im mittleren Alter.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.04.2019 um 12.27

Die heute üblichen Verspätungen der Deutschen Bahn ließen mir Zeit, erstmals seit Jahren wieder am Bahnhofsbuchladen den „Spiegel“ zu kaufen. Grund war ein Artikel über den letzten Stand der Kontroverse zwischen dem Schweizer Philologen Stefan Stirnemann und dem Sohn des Engel-Plagiators Ludwig Reiners.

Stirnemann, der sich als Gegner der Rechtschreib„reform“ u.a. auch hier zu Wort meldete, hatte in der „Welt“ vom 29.8.2016 die Vorwürfe gegen Reiners präzisiert. Zuvor hatte der Kulturedakteur Matthias Heine schon am 16.07.17 darüber geschrieben. Der neue Spiegel-Artikel von Martin Doerry ist nur für Registrierte zugänglich:

Plagiate
Wie Sprachkritiker Ludwig Reiners das Werk eines jüdischen Autors plünderte


Ludwig Reiners hat für seinen Bestseller "Stilkunst" Hunderte Beispiele aus dem Werk eines jüdischen Autors abgekupfert. Der Oberlehrer des deutschen Bildungsbürgertums war zudem Mitglied der NSDAP. Von Martin Doerry

Dass Söhne das Ansehen ihrer verblichenen Väter zu bewahren versuchen, dürfte üblich und nachvollziehbar sein. Doch der Zorn, mit dem Andreas Reiners auf Kritik an seinem Vater, dem Sprachkundler und Bestsellerautor Ludwig Reiners (1896 bis 1957), reagiert, ist dann doch ungewöhnlich.

Vor gut zwei Jahren bereits drohte der Münchner Rechtsanwalt dem Schweizer Gymnasiallehrer Stefan Stirnemann per Einschreiben mit juristischen Schritten, sollte der Pädagoge weiterhin den Vater mit "bösartigen Unterstellungen und Verbalinjurien" überziehen. Stirnemanns öffentliche Äußerungen, so schrieb Reiners, heute 83, seien "ehrverletzend", "töricht" und voller "sachlicher Fehler".

Insbesondere dessen wiederholt vorgetragene Behauptung, der Schriftsteller sei "nationalsozialistisch gesinnt gewesen" und habe aus dieser Gesinnung heraus das Werk eines "jüdischen Autors gestohlen", wollte der Sohn nicht länger hinnehmen. Das Hauptwerk seines Vaters, die "Deutsche Stilkunst", sei definitiv kein "Plagiat"...

spiegel.de 19.4.2019
Engels „Deutsche Stilkunst“ erschien von 1911 bis 1931. 60000 Exemplare sollen in dieser Zeit verkauft worden sein. Die „Deutsche Stilkunst“ von Reiners erschien 1944 und wurde vom Verlag C.H.Beck 140000mal verkauft, daneben eine Kurzfassung „Der sichere Weg zum guten Deutsch. Eine Stilfibel“ wohl millionenmal.

1956 brachte der „Spiegel“ über Reiners sogar eine Titelgeschichte, ohne die fast komplette Übernahme von Engels Werk und von anderen Autoren zu bemerken. Vergleichende Beispiele zeigen, daß Reiners eine meist schlichtere Nacherzählung daraus machte – unter Beibehaltung der Originaltexte der zitierten Geistesgrößen, lt. Spiegel:
Der Beschuldigte war allerdings klug genug, das Originalwerk nicht wörtlich abzuschreiben. Die Germanistin Heidi Reuschel spricht ihn in ihrer Bamberger Dissertation (»Tradition oder Plagiat?“ 2014) vom Vorwurf der direkten Kopie im Stile von Guttenberg oder Schavan zunächst frei... Reuschel bezeichnet das Reiners-Buch allerdings als »Struktur-« und »Ideenplagiat“, weil der Autor nicht nur Titel und Konzeption, sondern auch »in großer Zahl« Beispiele und Literaturzitate dem Original entnommen habe.
Freuen wir uns, daß es in der Anderen Bibliothek seit 2016 wieder das Original gibt:
Eduard Engel
Deutsche Stilkunst
Zwei Bände im Schuber, mit einem Vorwort von Stefan Stirnemann

• Seitenanzahl: 976
• Originalausgaben
• Bandnummer: 379
• 2 Bände im Schuber (Bandnummer 379/380). Originalausgabe, limitiert und nummeriert. Band 1: 528 Seiten, Band 2: 448 Seiten. Buchgestaltung: Daniel Sauthoff. Besonders raffinierte Typografie im Buch, metallic schimmerndes Bezugsmaterial, mit einem farbigen Leitsystem bedruckter Schuber, Fadenheftung, Lesebändchen
• ISBN: 9783847703792
• 78,00 EUR
https://www.die-andere-bibliothek.de/Originalausgaben/Deutsche-Stilkunst::706.html
Siehe auch:
Mathias Deinert http://www.potzdam.de/pdf/2004_oktober.pdf
Heidi Reuschel Plagiat oder Tradition 2015


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.03.2019 um 13.48

Schlankdeutsch

IFB Verlag Deutsche Sprache

Taschenbuch 13. Februar 2019
ISBN 978-3-942409-84-1
248 Seiten, 16,00 Euro

Schnellste Bestelladresse:
https://www.lehmanns.de/shop/geisteswissenschaften/46521017-9783942409841-schlankdeutsch
(Gestern bestellt – heute per Post da)

Es ist gar nicht so leicht, sich auf deutsch klar und verständlich auszudrücken. Dem Ungeschickten kann durch Aufklärung und Übung geholfen werden. Aber wie erreicht man den Angeber, den Wirrkopf, den Mystifax? Da kann nur der Hörer und Leser etwas ausrichten. Ihm muß man Mut machen, wie das Kind im Märchen auf den nackten Kaiser zu zeigen: „Er hat ja gar nichts an!“

Theodor Ickler: Ich habe mich bemüht, so verständlich wie möglich und auch unterhaltsam zu schreiben, mit Hunderten von Beispielen, die manche Leser meines Tagebuchs zum Teil schon kennen. Obwohl ich es nicht so direkt sage, halte ich Verständlichkeit und die Vermeidung von Imponiersprache eigentlich für ein moralisches Unternehmen, genau wie Eduard Engel, mein heimliches Vorbild.
sprachforschung.org 16.02.2019

Alle Texte in bewährter Rechtschreibung außer in Originalzitaten. Zufällig aufgeschlagene Seiten:

(S. 61) In einem Sonderteil der „Zeit“ über die deutsche Sprache heißt es, offenbar ohne satirische Absicht:

Der Geist des ridikülen Marketings, der in der Managersprache steckt, will Exklusivität, die elitäre Anmutung eines arkanen Wissensvorsprungs. (26.7.07)
(S. 83) Fremdwörter haben einen „Schwellwert“, wie man es genannt hat. Sie eignen sich also zum sprachlichen Imponieren:
Qeerversity ist das Einführen der Differenz des Differenten in die Diversität.
(www.genderkompetenz.info/genderkompetenz/copy_of_queerversity)
(S. 108) Während die „Kronenzeitung“ korrekt berichtet:
„Ich bin Zigeuner, ich stimme für die Zigeuner-Partei“, lautet der offizielle Slogan der MCP. Die Partei nutzt dabei den ungarischen Ausdruck „Cigány“, den Angehörige der Minderheit für sich selbst verwenden. (1.4.14)
– glaubt die taz an einen „absichtlich politisch inkorrekten“ Sprachgebrauch, weil sie sich nicht vorstellen kann, daß Zigeuner sich selbst Zigeuner nennen.

(S. 139)
Kommission für Rechtschreibfragen des Instituts für deutsche Sprache.
Das klingt so, als habe das Institut für deutsche Sprache Probleme mit der Rechtschreibung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.12.2018 um 16.36

Neue Zeilen und Tage
Notizen 2011-2013

Suhrkamp

Erschienen: 2.10.2018
Gebunden, 540 Seiten, 28,00 €
ISBN: 978-3-518-42844-3

Inhalt (Suhrkamp Werbung)

Nach längerer (Bedenk-)Zeit hat sich Peter Sloterdijk dem Unabwendbaren gebeugt. Wer Zeilen und Tage, das von Kritik wie Lesern zum Hype gemachte Vorgänger-Buch, veröffentlicht, kann sich Forderungen nach einer Fortsetzung ebenso wenig entziehen wie den Lockungen der buchlangen Transformation, Privates als Öffentliches auszuweisen und umgekehrt. »Zeilen und Tage vereint in einer grandiosen Mischung Gesellschaftsroman und Gesellschaftsanalyse für unsere Zeit.« Und, weiteres Beispiel: »Muss man das lesen? Unbedingt.«

Dabei erfährt man: »Heutzutage rückt jeder, der lesen und schreiben kann, mit seinem Befund über die kranke ›Gesellschaft der Gegenwart‹ heraus. Die ›Gesellschaft‹ wird so zu dem meist-überdiagnostizierten Patienten. Wäre ich ›die Gesellschaft‹, ich wüßte nicht, woran zu leiden ich mir aussuchen würde.« ...

Leseprobe: ab Seite 19

11. Mai, Karlsruhe [2011]
Von unvergeßlicher Kläglichkeit bleiben die Bilder, die den US-Präsidenten Barack Obama im Situation Room des Weißen Hauses zeigen, von wo aus er, umgeben von einem Stab ko-ignoranter Beobachter, die Vorgänge in Pakistan wie eine Tele-Show verfolgte. Er kauerte auf seinem Stuhl in der rechten hinteren Ecke, einem College Boy ähnlich, der gespannt auf einen Freistoß wartet. Im Vordergrund machte Joe Biden sich breit, der notorische Vize mit dem leeren Gesicht, in situ apathisch, ohne Meinung. Er stellte ein Trägheitsphänomen dar, das besser durch eine Gewichtsangabe als durch die Aufzählung seiner Überzeugungen zu charakterisieren gewesen wäre. Hillary Clinton zeigte als einzige im Raum eine humane Regung, indem sie sich mit der Hand den Mund zuhielt, als wollte sie in der Runde von einverstandenen Fern-Tötern darauf verzichten, die Empfindungsweise einer Minderheit auszudrücken.

Die in der gezielten Tötung enthaltene moralische Konfusion war – um einen Rückblick zu versuchen – vor allem durch den israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad ins Dasein gesetzt worden. Nach dem Schwarzen September in München 1972 hatte er seitens Golda Meirs, damals der ersten Frau im Staat Israel, den Auftrag erhalten, die überlebenden Attentäter mitsamt ihren Hintermännern zu liquidieren...

https://www.suhrkamp.de/download/Blickinsbuch/9783518428443.pdf

Irgendein Leser von Sloterdijks vorhergehendem Band „Notizen 2008–2011“ hatte geäußert, den nächsten mit Spannung zu erwarten. Hier ist er.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.12.2018 um 15.39

Nach Gott
Glaubens- und Unglaubensversuche


Suhrkamp/Insel 2017
Gebunden, 364 Seiten D: 28,00 €
ISBN: 978-3-518-42632-6

Verlagswerbung
Peter Sloterdijk zieht in seinem neuen Buch zum ersten Mal alle Konsequenzen aus dem Satz »Gott ist tot«. Dabei kommen die Bereiche der aktuellen Theologie und Philosophie ebenso ins Spiel wie die mörderische Politik der Gegenwart oder die unmittelbaren kulturellen und wissenschaftlich-technischen Entwicklungen.

Leseprobe S. 7
Die Tatsache, daß bei den Griechen der klassischen Zeit die Menschen als die »Sterblichen« bezeichnet wurden, ist unter den Gebildeten unserer kulturell vergeßlichen Tage noch immer halbwegs in Erinnerung. Die Menschen trugen diesen Namen, weil sie als irdischer Widerpart der Götter aufgefaßt wurden, die man die Unsterblichen nannte. Tatsächlich war allein die Unsterblichkeit das eminente Merkmal der griechischen Götter; was ihr Verhalten anging, wäre es von dem der Menschen mit ihrer Allzumenschlichkeit kaum zu unterscheiden gewesen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.11.2018 um 21.29

Marc Aurel
Der Kaiser und seine Welt

C.H. Beck Verlag, München 2018
ISBN 9783406718748
Gebunden, 592 Seiten, 32,00 EUR

Verlagswerbung

Keinen römischen Kaiser kennen wir so genau wie Marc Aurel – und nur wenige Historiker sind so vertraut mit den außergewöhnlich reichen Quellen zu seinem Leben wie Alexander Demandt. In seinem jüngsten Werk stellt er uns den berühmten Philosophenkaiser und dessen krisengeschüttelte Epoche meisterhaft vor Augen und zieht noch einmal alle Register seines Könnens. Alexander Demandt erklärt die Grundlagen des römischen Staatswesens, beschreibt die Kämpfe mit den Parthern und den Donaugermanen, den Vorboten der Völkerwanderung, sowie die Christenprozesse – trotz der Humanisierung des Rechts. Schließlich führt er uns ein in die Gedankenwelt des Kaisers, die uns nicht zuletzt dank dessen weltberühmten Selbstbetrachtungen, den „Wegen zu sich selbst“, bekannt ist. Auf diese Weise entsteht das Portrait eines Mannes, der sich wie kein anderer um Weisheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit mühte und mit stoischer Standhaftigkeit seine Herrscherpflichten erfüllte. Nicht von ungefähr war dieser Kaiser die Lieblingsgestalt des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt. [... dem das Buch gewidmet ist.]

Leseprobe

Hadrian warb im zivilisierten Spanien vergebens, und Marc Aurel mußte Aushebungen vornehmen. Es breitete sich ein Widerwillen gegen den Wehrdienst aus; schon seit Augustus mehren sich die Belege für die Abneigung in Italien, im Heer zu dienen. Seneca klagt: Die Kinder der Parther lernen, den Bogen zu spannen. Die Knaben der Germanen schleudern kleine Speere. Zur Zeit unserer Vorfahren lernte man reiten und den Feind im Nahkampf zu töten. Aber das war einmal.

Die Rekrutierungsräume verlagerten sich mit der Urbanisierung in wachsender Entfernung von Rom in die weniger entwickelten Länder am Rand des Reiches. Dieser Verschiebung entspricht die Verbreitung des Bürgerrechts, die Herkunft der Senatoren und das sich weitende Ursprungsgebiet der Kaiser. Die julisch-claudischen Herrscher von Caesar bis Nero waren stadtrömische Patrizier. Mit den Flaviern kamen Italiker senatorischen Standes an die Macht. Nerva (96 bis 98) und Antoninus Pius sodann stammten aus dem früh romanisierten Südgallien. Trajan und Hadrian wurden in Spanien geboren. Von dort kam auch Marc Aurels Familie, die gens Annia.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.11.2018 um 11.08

„Die Carus-Sachen“,
mit Skizzen Andreas Töpfer

erschienen in der Edition Eichthal,
96 Seiten (davon 36 S. Skizzen),
18 Euro, ISBN: 978-3-9817066-3-5.

Leseproben:

Die Carus-Sachen, das waren vor allem zwei Bücher aus dem Wolfgang Jess Verlag, Dresden, eine Goethe-Biographie, die Carus geschrieben hatte, und eine Schrift über Landschaftsmalerei, die Vater besonders liebte und, der Farbe des Umschlags wegen, gern »die Waldgrüne« nannte. Eindrucksvoller für mich war ein Band mit anatomischen Skizzen, die mir Vater, als er meine Neugier bemerkte, erläuterte, indem er aus dem Arbeitszimmerschrank, der ein schweres Möbelstück war und nach Medikamenten roch, ein präpariertes Flußneunauge nahm, das in einem Glaskasten mit Formalin schwamm und aus den Archiven der Tierarzneischule stammte, wie ein Eigentumsvermerk am Kastenfuß auswies. (S.28)

In der Hungerzeit nach dem Krieg seien die Fischer des Örtchens Gager mit ihren Booten hinausgefahren, um Wildschweine zu fischen, die von Rügen nach dem Vilm schwammen, um ihren Appetit auf die unter den Carus-Eichen in rauhen Mengen verstreut liegenden, überaus schmackhaften Carus-Eichen zu stillen. (S. 60)

Die Eckernförder Zeitung schrieb zu dem Büchlein:

Gammelby | Mit „Der Turm“ hat der Dresdner Arzt und Autor Uwe Tellkamp 2008 einen umjubelten 1000-Seiten Roman vorgestellt. Schon seit Jahren wartet die Literaturszene nun auf die Fortsetzung, die möglicherweise 2018 unter dem Titel „Lava“ im Suhrkamp-Verlag erscheinen könnte.

Untätig blieb der 1968 geborene und mit zahlreichen Buchpreisen bedachte Autor Tellkamp nicht. So stand er all die Jahre in Kontakt zu Uwe Jess (77), der, in Gammelby hinter dem Kleinverlag Edition Eichthal steht. Jess, der seitdem er den Beruf des Landwirts an den Nagel hängte, als Herausgeber seine Freude an Büchern und Autoren hat, hatte bereits 2010 mit Tellkamp das Büchlein „Die Uhr“ in seiner Edition Eichthal herausgegeben.

Nun gelang es Jess erneut, Tellkamp für ein Büchlein unter dem Titel „Die Carus-Sachen“, ebenfalls mit Zeichnungen und Skizzen von Andreas Töpfer, zu gewinnen...

shz.de 25.8.2017


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.11.2018 um 18.54

Eine Handvoll Anekdoten:
auch Opus incertum


Mit 122 vierfarbigen Abbildungen

Erschienen: 22.10.2018 Suhrkamp
Gebunden, 239 Seiten, 25,00 €
ISBN: 978-3-518-42821-4

Inhalt
»Das eigene Geburtsdatum ist schwer loszuwerden. Auch M. schleppt es mit sich herum.« Die ersten zwanzig Jahre sind ein Gepäck, das ein Mensch nie wieder los wird. Aber die Erinnerung ist ein fragmentarischer und unzuverlässiger Ratgeber. Deshalb nimmt sich der Autor die Freiheit der Regie und der Collage, fügt Motive, Bilder und Anekdoten zu einem Opus incertum zusammen. So nannten die alten Römer eine spezielle Art ihres Mauerbaus: ein »ungesichertes Werk«.

Leseprobe – gefälscht durch den NDR:

"M., dem die Gewöhnung an den Dienst schwerfiel, wählte die naheliegendste Lösung: Er ging nicht mehr hin. Nach wenigen Wochen wurde er vor versammelter Mannschaft zu einer Zeremonie einbestellt, die auf dem Schulhof stattfand. Mit grimmiger Miene wurde ihm mitgeteilt, dass er mit sofortiger Wirkung aus der Hitlerjugend ausgestoßen sei. M. gelang es, das Gefühl der Befriedigung, das ihn ergriff, zu verbergen."
"Eine Handvoll Anekdoten, auch Opus incertum" ist keine große Literatur, aber ein gelungenes Stück verkappter Autobiografie.

ndr.de 24.10.2018

Echte Leseprobe – Hans Magnus Enzensberger, Suhrkamp:

https://www.suhrkamp.de/download/Blickinsbuch/9783518428214.pdf


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.11.2018 um 10.33

Nie zweimal in denselben Fluß:
Björn Höcke im Gespräch mit Sebastian Hennig


306 Seiten Klappenbroschur, Fadenheftung 18,90 €
ISBN: 978-3-944872-72-8

Darstellung bei Amazon:

Die Berichterstattung zu Björn Höcke besteht überwiegend aus Meinungen über ihn. Äußerungen von ihm sind den Medien eher selten zu entnehmen. Wenn es dann doch geschieht, werden seine Worte nur ausschnittsweise mit skandalisierender Absicht wiedergegeben. Derart wie ein bedrohliches Phänomen analysiert, kommt er als eigenständiger Autor seiner Äußerungen nicht in Betracht. Er dient nur als die harte Kante, an der die gegen ihn ausgesandten Signale zur Resonanz kommen. Keinesfalls soll er als Sender eines eigenen Programms wahrgenommen werden.

Vorliegendes Buch korrigiert das Mißverhältnis, indem es Björn Höcke selbst ausführlich zu Wort kommen läßt. Seine Auffassung von den gegenwärtigen Verhältnissen ist dargelegt im Gedankenaustausch mit dem Künstler und Publizisten Sebastian Hennig...
Das Vorwort von Frank Böckelmann ist „reformiert“ gedruckt, die Zitate darin in der traditionellen, auch von Höcke bevorzugten Rechtschreibung. Ohne das Buch selbst in der Hand gehabt zu haben, gehen wir davon aus, daß es im wesentlichen in der bewährten Kulturrechtschreibung abgefaßt ist. Einige der erwähnten Höcke-Zitate:
Zugleich, erklärt Höcke, sei das Vergangene immer „auch in Heute präsent und damit real“ (S. 25). Es sei aber vergebliche Liebesmühe, „vergangene Zustände wiederholen zu wollen“ (S. 24). Daher dürfe und könne es keine „Rolle rückwärts“ geben. Höckes Standpunkt: „Es geht nicht um die Restauration alter Strukturen, um ein ‚neues Mittelalter‘, sondern darum, an die schöpferischen Stränge der Neuzeit wieder anzuknüpfen“, anders gesagt, die „sinnstiftenden Traditionsstränge“ erweitert fortzuführen. (S. 264) Doch Höcke bekundet, ihm fehle „die feste Glaubensgewißheit“. Als überzeugten Christen könne er sich nicht bezeichnen. (S. 50) Autorität und Hierarchie akzeptiere er nicht als Selbstzweck, sondern nur in einer „dienenden Funktion“. (S. 47) ...

Nationalem Hochmut begegnet Höcke mit einer anthropologischen Erkenntnis: „Über alle kulturellen und ethnischen Grenzen hinweg“ teilten die Menschen einen „tragischen Riß“, die Erfahrung der Unvereinbarkeit von himmelstürmenden Ideen und eigener Schwäche und Endlichkeit. Aus dieser Demuts-Erfahrung, so Höcke, speise sich sein „tief verankerter Humanismus“. (S. 63) Im Übrigen rate er dringend dazu, „den Unmut niemals pauschal gegen die hier lebenden Ausländer zu richten (…), sondern ausschließlich gegen die für die Misere verantwortlichen Politiker“. (S. 218)...
Nach Manuscriptum-Verlag


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.09.2018 um 15.48

Die Unterhaltung eines Philosophen
mit der Marschallin de Broglie
wider und für die Religion


Aus dem Französischen übersetzt
und mit Addenda von Hans Magnus Enzensberger
Friedenauer Presse Berlin 2018

ISBN-10: 3932109848 (TB?)
ISBN-13: 978-3932109843
96 Seiten/32 Seiten, 12 Euro

friedenauer-presse.de

Textprobe:

Eines Morgens hatte ich mit dem Marschall de Broglie allerhand zu besprechen, und deshalb begab ich mich in sein Palais. Er war nicht zu Hause, und so ließ ich mich bei der Maréchale melden. Sie ist eine charmante Frau, schön und fromm wie ein Engel. Die Sanftmut leuchtet ihr aus dem Gesicht; ihre Stimme und der natürliche Ton, den sie anschlägt, stimmen ganz mit ihrer Miene überein.

Sie war mit ihrer Toilette beschäftigt und schob mir einen Sessel hin. Ich nahm Platz, und wir fingen eine Unterhaltung an. Sie war der Meinung, daß jeder, der die Heilige Dreieinigkeit leugnet, ein Schuft sein muß, der am Galgen enden wird. Als ich etwas vorbrachte, was sie überraschte oder witzig fand, fragte sie mich:
»Sind Sie nicht der Monsieur Crudeli?«
Crudeli: Ja
Marschallin: Also der Mann, der an nichts glaubt?
Crudeli: Ja, der bin ich...

(Diderot, S. 3)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.06.2018 um 16.57

Im Dickicht des Lebens.
Ausgewählte Erzählungen


Mit einem Vorwort von Peter Henning
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015
333 Seiten, 19,99 Euro.

Heute ist Dieter Wellershoff im Alter von 92 Jahren verstorben. Eine ältere Rezension weist auf sein Werk hin:

Von Katrin Hillgruber

Dieter Wellershoffs reiches belletristisches und essayistisches Œuvre umfasst auch Hör- und Fernsehspiele und insgesamt drei Bände mit Erzählungen: "Doppelt belichtetes Seestück", "Der Körper und die Träume" von 1986 und den 2009 publizierten Band "Das normale Leben". Aus diesen Büchern hat der Kölner Autor Peter Henning zwölf Erzählungen unterschiedlichster Länge und die Novelle "Zikadengeschrei" zu einem Auswahlband zusammengestellt, der sich erfreulicherweise noch an die alte Rechtschreibung hält. So lässt sich der Erzähler Dieter Wellershoff anlässlich seines 90. Geburtstags in all seiner sachlichen Ironie und luziden Beobachtungsschärfe neu entdecken. Ein Leben ohne Religion nötige den Menschen zum Realismus, sagte der erklärte Atheist einmal. Auch der Herausgeber Henning sieht ihn in seinem Vorwort als "illusionslosen Realisten" und Existentialisten, der im Grunde nur an die Macht des Zufalls glaube...

deutschlandfunk.de 1.11.2015


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.05.2018 um 10.21

Metamorphosen oder Der goldne Esel
Aus dem Lateinischen übersetzt von August Rode, durchgesehen von Stefan Stirnemann
und von diesem mit einem Vorwort versehen

Die Andere Bibliothek 2018
420 Seiten, Bandnr: 400
Originalausgabe, nummeriert und limitiert.
Ausgestanzte, goldene Buchschlaufe, geprägter Einband,
goldenes Vorsatzpapier, mit Illustrationen, Fadenheftung, Lesebändchen.
Buchgestaltung: Manja Hellpap, Berlin.
ISBN: 9783847704003
42,00 EUR


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.04.2018 um 20.30

I Have A Stream:
Für die Abschaffung
des gebührenfinanzierten
Staatsfernsehens

Edition Tiamat 2015
Taschenbuch 16,00 €
ISBN: 9783893201990

Das öffentlich-rechtliche Fernsehen erfüllt den gesetzlichen Auftrag, die »demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen«, schon längst nicht mehr. Die Realität ist: Sendungen, Serien, Shows, die am Privatfernsehen orientiert sind. Quotenterror. Zwangsweise eingetriebene Gebührengelder.

Leseprobe Berthold Seliger „I have a Stream“:

Vladimir Zworykin, der Russe, der bereits 1923 den ersten brauchbaren elektronischen Bildabtaster, die Ikonoskop-Röhre, und 1929 die Kineskop-Röhre zur Bildwiedergabe entwickelt, also gewissermaßen das Fernsehen erfunden hat, sagte am Ende seines über neunzigjährigen Lebens: »Ich habe ein Monster erschaffen, das der Gehirnwäsche der gesamten Menschheit dient. Dieses Ungeheuer wird unseren Plan[e]ten zu einem gleichgeschalteten Denken führen. Ich hätte meinen Kindern niemals erlaubt, sich dem Fernseher auch nur zu nähern.«¹

In den 1970er Jahren wurde intensiv über die Macht des Fernsehens nachgedacht und diskutiert. Heute konzentriert sich die Diskussion hauptsächlich auf die »Wohnungspauschale« in Höhe von 17,50 Euro, die der Staat von jedem Haushalt dafür verlangt, daß er den sogenannten »öffentlich-rechtlichen Rundfunk“ zur Verfügung stellt. Es ist ein bißchen wie mit den Müllgebühren, die jeder Haushalt bezahlen muß – nur daß diese Gebühren dafür da sind, daß der Hausmüll abgeholt und entsorgt wird, während die Rundfunk-Zwangsabgabe dazu genutzt wird, den öffentlich-rechtlichen Müll in alle Haushalte einzuspeisen.
Persönliche Anmerkung: Das Buch hat mir eben mein Sohn mitgebracht, der es handsigniert in einer wohl eher linken Kieler Buchhandlung erstanden hat. Ich habe es noch nicht weiter gelesen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.04.2018 um 06.09

Die Macht des Heiligen
Eine Alternative zur Geschichte von der Entzauberung

Suhrkamp
Erschienen: 09.10.2017
Gebunden, 527 Seiten, 35,00 €
ISBN: 978-3-518-58703-4

Inhalt
»Entzauberung« ist ein Schlüsselbegriff im Selbstverständnis der Moderne. Doch worum handelt es sich dabei eigentlich? Was genau meinte Max Weber damit? Und sind seine kanonisch gewordenen Vorstellungen überhaupt haltbar beziehungsweise: Sind sie alternativlos?

Die Macht des Heiligen ist der Versuch, »Entzauberung« zu entzaubern. Dazu widmet sich Hans Joas zunächst exemplarischen Fällen der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Religion seit dem 18. Jahrhundert. In direkter Auseinandersetzung mit Weber entfaltet er sodann den Grundriss einer Theorie, die dem machtstützenden Potenzial von Religion ebenso gerecht werden kann wie dem machtkritischen. An die Stelle des Geschichtsbilds vom unaufhaltsam fortschreitenden Prozess der Entzauberung tritt die Konzeption eines Spannungsfelds zwischen Dynamiken der Sakralisierung, ihrer reflexiven Brechung und den Gefahren ihrer Aneignung in Prozessen der Machtbildung. Das beinhaltet Zumutungen – für Gläubige ebenso wie für säkulare Geister.

Vorwort
Es ist eine gute Tradition, im Vorwort eines Buches kurz Auskunft zu geben über die Institutionen und Personen, die zu seinem Gelingen beigetragen haben, und auf diesem Wege ein wenig von der angehäuften Dankesschuld abzutragen. Auch einige Angaben zur Entstehungsgeschichte sind damit leicht zu verbinden und hoffentlich nützlich für ein besseres Verständnis des Buches. Institutionell läßt sich der Ausgangspunkt für dieses Buch eindeutig identifizieren. Er liegt in den Vorlesungen, die ich im Sommer 2012 an der Universität Regensburg unter dem Titel »Sakralisierung und Säkularisierung« gehalten habe. Den Rahmen für diese Vorlesung bot die Gastprofessur der Joseph Ratzinger XVI.-Stiftung, deren ersten Inhaber ich war.
Blick ins Buch

Wikipedia:
Hans Joas (* 27. November 1948 in München) ist ein deutscher Soziologe und Sozialphilosoph. Joas ist Ernst-Troeltsch-Honorarprofessor an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin.

Hans Joas: Was ist uns noch heilig? | ZEIT ONLINE - Die Zeit
www.zeit.de › Gesellschaft
15.12.2017 - Auch Menschen, die nicht an Gott glauben, haben einen Hang zur sakralen Verehrung, sagt der Soziologe Hans Joas. Ein Gespräch über die Aura von Restaurantrechnungen, den aufgebahrten Lenin und das Heilige im Alltag.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.03.2018 um 16.15

DIE 21
Eine Reise ins Land der koptischen Martyrer
von Martin Mosebach
Rowohlt 20. Februar 2018
Gebundene Ausgabe – 20 €

Im Frühjahr 2017 reiste Martin Mosebach nach Ägypten. Er besuchte im Dorf El-Or die Familien der 21 koptischen Männer, die zwei Jahre zuvor von IS-Terroristen an einem Strand in Libyen ermordet worden waren ...

Eine Rezension gibt es in der „Jungen Freiheit“ von Matthias Matussek.

Hier eine Textprobe aus dem Buch:

Die einundzwanzig koptischen Wanderarbeiter wurden an einem libyschen Strand geköpft, nachdem der Anführer der Mörder den «barmherzigen Gott» angerufen hatte: das Video, das die Ermordung dokumentiert, bezeichnet sich als «Antwort Mohammeds» und als Botschaft an die «Nation des Kreuzes». Das ist eine deutliche Sprache – die Situation scheint keiner weiteren Erklärung zu bedürfen. Zwei Parteien stehen sich paritätisch gegenüber, auf jeden Ermordeten kommt ein Mörder. Das war den Regisseuren des Vorgangs offenbar wichtig: daß die heilige Reinigung der Welt von jedem einzelnen Reinen vollzogen werden muß. Daß es notwendig ist, sich dafür die Hände schmutzig zu machen, daß der Tod der Ungläubigen gut ist, aber daß es ebenso gut und gar noch besser ist, sie selbst und mit eigenen Händen zu töten – das ist ein Werk, das vollbracht werden muß, eine ernste Pflicht.

Die 21 Buch Art. Nr.: 93775 ISBN: 9783498045401 Autor: Martin Mosebach


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.09.2017 um 10.05

Das Tagebuch der Cornelia Goethe
Die Illusion vom Großen Paar
Band 2

Herausgegeben von S. Fischer Verlag.
Taschenbuch – Januar 1991
E-Book 19,99 Euro
29. September 2017


Vorbemerkung
Von größter Bedeutung ist, daß im 18. Jahrhundert weibliche Praxis- und Selbstverständigungszusammenhänge zerfallen, während männliche Kooperationsformen sich als Machtzentren ökonomisch und politisch organisieren, und daß die Interpretation der veränderten Lebensverhältnisse den Männern vorbehalten bleibt. In einer Kultur, die sich als Schriftkultur und verwissenschaftlichte Weltauffassung ausbildet, wird die weibliche Tradition wie selbstverständlich disqualifiziert und zum Verschwinden gebracht...

Fußnote 2
Cornelia war ebenso musikalisch wie ihre Mutter. Ihr schönes Spiel wird öfter erwähnt. Johann Schobert, von dem hier die Rede ist, war ein bedeutender Musiker... Fétis urteilte: »er war der erste, der die Begleitung der Klavierkonzerte interessant zu gestalten wußte, ohne die Haupstimme zu schädigen, dabei ausgezeichnet durch völlig neue Ideen und kühne Modulationen. Es besteht einige Ähnlichkeit zwischen seinem Genie und Mozarts, dessen unmittelbarer Vorgänger er war.« Er starb am 28. August 1767 mit Frau, Kind, Dienstmädchen und drei Freunden an giftigen Pilzen, die er mit Freunden gepflückt hatte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.08.2017 um 09.40

Literarische Musterung. Warum wir Kohlhaas, Don Quijote und andere Klassiker neu lesen müssen
Antaios 2017
368 Seiten, gebunden 22,00 €
978-3-944422-29-9
antaios.de

Klappentext zu „Literarische Musterung “
Was haben uns Klassiker der Weltliteratur - deutsche und andere - heute noch zu sagen? Was läßt sich aus der Lektüre für die heutige Gesellschaft und die Zukunft lernen? Günter Scholdt hat über 30 Klassiker nochmals gelesen und den Blick gezielt auf den Aktualitätsgehalt für unsere heutige krisengeschüttelte Zeit gerichtet. Aus dem Inhaltsverzeichnis: Don Quijote; Biedermann und die Brandstifter; Die Nashörner; Des Kaisers neue Kleider; Der Waldgang; Galileo Galilei und viele andere
weltbild.de

Top-Kundenrezensionen
5,0 von 5 Sternen
Weltliteratur gegen den Strich gebürstet
Von Albrecht Bär am 19. Juli 2017
Viele der hier präsentierten 30 klassischen Werke der Weltliteratur kennen wir noch aus dem Deutschunterricht. „Don Quijote“, „Michael Kohlhaas“ oder „Biedermann und die Brandstifter“ sind nur einige aus dem von Literaturprofessor Scholdt hier angeführten Stückekanon. Der Autor macht jedoch etwas Besonderes: Er interpretiert Literatur gegen den Zeitgeist und zeigt, daß in ihr viel aktuelles Widerstands- und Freiheitspotential zu finden ist...
amazon.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.06.2017 um 17.18

Finis Germania
Verlag Antaios
Reihe kaplaken, Band 50 (2017)
104 Seiten – 8,50 €

Leseprobe

Dazu Björn Höcke am 8.Juni 2017: ... Mit manchen Büchlein, wie etwa „Finis Germania“ von Rolf Peter Sieferle, wird man niemals fertig. Das ist verdichteter, nüchtern-resignierter und doch drängender Geist in Reinform, der uns hier in Fragmenten und Aphorismen gegenübertritt. Dieses Buch ist nicht nur das Vermächtnis eines klugen Autors, es ist vielleicht das Vermächtnis aller, die noch Hoffnung haben.

Hier eine kleine Kostprobe:

„Topik der Zivilisationskritik
Es galt in der guten Gesellschaft nie als fein, vom Geld zu reden; diese redet von nichts anderem, je reicher sie wird.
Keine Gesellschaft wußte je so viel; keine war je so antiintellektuell.
Keine Gesellschaft war je so wohlhabend; keine war je so besessen vom Reichtum.
Keine Gesellschaft war je so differenziert; keine war je so eindimensional.
Keine Gesellschaft glaubte je so an die Politik; keine verachtete die Politiker so gründlich.
Keine Gesellschaft war je so zahlreich; keine schätzte das Individuum höher.
Keine Gesellschaft war zivilisierter; keine war vulgärer.
Keine Gesellschaft war satter; keine war gieriger.
Keine Gesellschaft lebte sicherer; keine war ängstlicher.
Keine Gesellschaft war pazifistischer; keine war besser gerüstet.“

... und Gustav Seibt in der Süddeutschen: Sieferle starb am 17. September 2016 (SZ vom 9. Oktober). Nun erfährt man aus dem neuen Heft des Tumult, das in dieser Woche erscheint, dass es sich um einen selbstgewählten Tod handelte. Die Zeitschrift bringt eine Auswahl von Äußerungen aus den letzten Lebensmonaten Sieferles, überwiegend aus E-Mails zusammengestellt, die einen Verzweifelten zeigen. Verzweifelt war er offenbar auch, weil er die Ereignisse des letzten Jahres mit dem Zustrom von - nach heutigem Stand der Statistik - etwa 800 000 Flüchtlingen nach Deutschland auf "Millionen Analphabeten" hochrechnete ...
sueddeutsche.de 8.12.2016

Siehe auch Michael Klonovsky.

Nachtrag: Trotz Seibt (s.o.) ein Zwergenaufstand in der Alpen-Prawda (11.6.17): Auf Platz neun der Liste mit Sachbuch-Empfehlungen von NDR und SZ steht das Buch eines rechtsradikalen Verlags, das Pamphlet "Finis Germania" des 2016 verstorbenen Historikers Rolf Peter Sieferle... In "Finis Germania" fordert er "das indigene Volk" der Deutschen auf, sich gegen die Bedrohung durch die aktuellen Migrationsbewegungen zu behaupten und seine "spezifische Identität" zu verteidigen.

Nachtrag 2: Scholl [DFL-Kultur]: Jetzt hat es dieses Buch, Herr Safranski, durch die Diskussion von der Empfehlungsliste auf die Beststeller-Verkaufslisten geschafft. Wenn Sie "Finis Germania" jetzt jemand schenken würden, mit welchen Worten würden Sie das machen?
Safranski: … Erst einmal würde ich es nicht verschenken, sondern ich würde dann von Sieferle das sehr, sehr gute Buch über das Migrationsproblem schenken...[ dlf 25.6.17]


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.05.2017 um 07.53

mein haßgeliebtes bruneck:
Ein Stadtporträt in Texten und Bildern

Herausgegeben von Joachim Gatterer.
Haymon-Verlag, Innsbruck 2017.
216 S. 18,60 Euro

Vorwort von Klaus Gasperi („reformiert“)
Originaltexte mit viel Kleinschreibung,
verfaßt auf einer umlautlosen Olivetti,
jedoch mit kultiviertem ß-Gebrauch.

Privater Brief an die Mutter:


liebe mamma Du weißt wie ich Dich & vater gern habe & Ihr moegt mich auch: ich will nicht mehr zurueck seit ich aus der familie geflogen bin & sehe daß es besser ist wenn ich nur ab & zu zu Euch komme wenn wir uns so gut leiden koennen wie bisher ohne uns vorwuerfe zu machen wie frueher...

Leseprobe

Die Süddeutsche schrieb u.a.:

Lyrik aus Südtirol "Vox populi - Vox rindvieh"

Hass und Liebe in Bruneck: Eine Anthologie erinnert an den Dichter Norbert C. Kaser, der 1978 starb...
Zu Lebzeiten konnte der früh, mit nur 31 Jahren verstorbene Dichter kein Buch veröffentlichen. Gleichwohl hat er mit einem einzigen Donnerschlag der Literatur im dreisprachigen Südtirol auf die Sprünge verholfen. Seine "Brixner Rede" von 1969 brach mit allem, was nationalistischen Trachtlern und Sprachkriegern heilig war. Den "Tiroler Adler" nahm er dabei nicht aus. Er empfahl, ihn "wie einen Gigger zu rupfen und ihn schön langsam über dem Feuer zu drehen". Brunecks Spießbürger bedachten ihn dafür mit Hass und Rauswürfen. Dagegen berief sich Kaser in betont minimalistischer Orthografie auf "meine freiheitsliebe, meine oft spleenigen vorstellungen & eine seltsame form von unbeugsamkeit". Um keine saftige Sprachvolte verlegen, reimte er: "Vox populi - Vox rindvieh."

Kasers Gedichte unterminierten die Demarkationslinie zwischen den Sprachen Südtirols, dem Deutschen und Italienischen: "alto adige / alto fragile / reiseland / durchgangsland / niemandsland / (...) ha-ha-hai / heimatland." Mal weinselig vergnügt, mal traurig betrübt, mal erotisch und bukolisch, mal elegisch, aber niemals heroisch reiben sich die Laute aneinander, mit präzisem, rebellischen Biss: "... mein spott / schmerzt mich selbst mehr als die / andern". Seine Gedichte tippte dieser Solitär mit bis zu acht Durchschlägen in seine Olivetti und verteilte sie als selbstgefertigte, eigenhändig gebundene und illustrierte Konvolute unter Freunden.

sueddeutsche.de 14.5.2017


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.04.2017 um 16.36

Das erzählerische Werk
von Heimito von Doderer


9 Leinenbände in Kassette
C.H. BECK 2016.
ISBN 978-3-406-69900-9
Erschienen: 19.09.2016
190,00 € inkl. MwSt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.01.2017 um 07.19

Atlas eines ängstlichen Mannes
Fischer Verlag 2012 Hardcover
Preis € 24,99
ISBN: 978-3-10-062951-7

Verlagstext:

Ein großer erzählter Weltatlas. Der ›Atlas eines ängstlichen Mannes‹ ist eine einzigartige, in siebzig Episoden durch Kontinente, Zeiten und Seelenlandschaften führende Erzählung. »Ich sah…«, so beginnt der Erzähler nach kurzen Atempausen immer wieder und führt sein Publikum an die fernsten und nächsten Orte dieser Erde: In den Schatten der Vulkane Javas, ins hocharktische Packeis, an die Stromschnellen von Mekong und Donau und über die Paßhöhen des Himalaya bis zu den entzauberten Inseln der Südsee. Wie Landkarten fügen sich dabei Episode um Episode zu einem Weltbuch, das in atemberaubenden Bildern Leben und Sterben, Glück und Schicksal der Menschen kartographiert.

Leseprobe:

ICH SAH EINE FERNE GESTALT
vor einem verfallenen Wachturm jenes fast neuntausend Kilometer langen Verteidigungswalls, der im Land seiner Erbauer Wànli Cháng Chéng – Unvorstellbar lange Mauer, vom Rest der Welt aber Chinesische Mauer genannt wird... Hätte der frühe Schnee nicht alles Dunkle, Mauerwerk, Ruinen, Felsen, noch schärfer hervortreten lassen, wäre mir die Gestalt auf diese Entfernung wohl kaum aufgefallen... Die Gestalt rührte sich nicht von der Stelle, während ich in einem schattigen Abstieg und Wiederaufstieg im Naßschnee eine Senke durchquerte, und so befürchtete ich schon, am Wachturm einem Soldaten oder einem Aufseher zu begegnen, der mir die Fortsetzung meiner Wanderung wegen der Brüchigkeit des Mauerwerks verbieten würde.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.01.2017 um 18.32

Cox
oder Der Lauf der Zeit

Roman
Hardcover Preis € 22,00
ISBN: 978-3-10-082951-1

Der mächtigste Mann der Welt, Qiánlóng, Kaiser von China, lädt den englischen Automatenbauer und Uhrmacher Alister Cox an seinen Hof. Der Meister aus London soll in der Verbotenen Stadt Uhren bauen, an denen die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Zeiten des Glücks, der Kindheit, der Liebe, auch von Krankheit und Sterben abzulesen sind.

Leseprobe:

Háng zhōu
die Ankunft

Cox erreichte das chinesische Festland unter schlaffen Segeln am Morgen jenes Oktobertages, an dem Qiánlóng, der mächtigste Mann der Welt und Kaiser von China, siebenundzwanzig Steuerbeamten und Wertpapierhändlern die Nase abschneiden ließ.

Nebelbänke zogen an diesem milden Herbsttag über das glatte Wasser des Qiántáng, dessen sandiges, in Nebenarmen zerfließendes Bett von mehr als zweihunderttausend Zwangsarbeitern mit Schaufeln und Körben vertieft worden war, damit gemäß den Wünschen des Kaisers ein Fehler der Natur korrigiert werde und dieser Fluß, schiffbar gemacht, das Meer und die Bucht von Háng zhōu mit der Stadt verbinde.

http://www.fischerverlage.de/buch/cox/9783100829511

„... brillant erfunden.“ faz.net 14.8.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.09.2016 um 06.34

Sozusagen Paris

Der neue Roman von Navid Kermani, dem Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels 2015.

Hanser Verlag
288 Seiten 22 Euro
ISBN 978-3-446-25276-9

Erscheinungsdatum: 26.09.2016

Leseprobe:
Sicher fürchtete ich ihren Zorn, da ich sie ungefragt zu einer Romanfigur gemacht hatte,
und war darauf gefaßt, daß sie mir meine Erinnerungen als bloße Einbildungen um die Ohren schlägt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.08.2016 um 12.17

Schulische Rechtschreibleistungen
vor und nach der Rechtschreibreform

Verlag Frank & Timme, Berlin,
250 S.; 36 Euro

„Im wesentlichen“ schreibt der Germanist Uwe Grund in seinem Buch klein und nicht groß. Und „Neuntklässler“ sind für ihn noch immer „Neuntkläßler.“ So wie es eben vor 1996 geschrieben wurde. Vor der Rechtschreibreform. Denn die ist dem Germanisten und Buchautor ein Dorn im Auge. Nicht erst seit heute, aber jetzt hat Uwe Grund erstmals mit einer Studie den wissenschaftlich fundierten Beweis geliefert, dass die Rechtschreibreform nicht nur Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung und einiges mehr veränderte, sondern die deutsche Sprache in vielen deutschen Schulheften ins Chaos stürzte.
Wirtschaftswoche 8.8.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.06.2016 um 11.00

GRAPHIT
Gedichte

Suhrkamp 2014

Das Rheinland stirbt zuletzt
... nördlich der Alpen.
Da gibt der Boden nach.
Ohne Geländekarte
muß ich ins fremde Land?
...
Georg-Büchner-Preis 2016 für Marcel Beyer
28.06.2016 [Verlagsmitteilung]

Marcel Beyer erhält den Georg-Büchner-Preis 2016. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ehrt damit einen Autor, »der das epische Panorama ebenso beherrscht wie die poetische Mikroskopie«. In der Begründung der Jury heißt es weiter: »Ob Gedicht oder Roman, zeitdiagnostischer Essay oder Opernlibretto, für Marcel Beyer ist Sprache immer auch Erkundung. Er widmet sich der Vergegenwärtigung deutscher Vergangenheit mit derselben präzisen Hingabe, mit der er die Welten der Tiere und Pflanzen erforscht. Er hat den Sound der Straße im Ohr, er kennt die Testgelände der ästhetischen Avantgarden, er ist vertraut mit der tückischen Magie der Medien. Seine Texte sind kühn und zart, erkenntnisreich und unbestechlich. So ist während dreier Jahrzehnte ein unverwechselbares Werk entstanden, das die Welt zugleich wundersam bekannt und irisierend neu erscheinen lässt.«


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.04.2016 um 09.20

Hofheim-Marxheim 1930 – 1945

Das Buch erscheint in der Buchreihe des Stadtmuseums Hofheim am Taunus „Beiträge zur Kultur- und Stadtgeschichte, Band 20“ als Sonderdruck.


Das Buch ist für 10 Euro im Stadtmuseum Hofheim, Burgstraße 11, erhältlich.

(22.04.16) Hofheim - Der Heimatforscher Josef Noll hat auf Wunsch des Ortsbeirates und im Auftrag des Magistrats der Stadt Hofheim die Entwicklung Marxheims von 1930 bis 1945 aufgearbeitet. Texte, Fotos, Pläne und andere Unterlagen dokumentieren diese Jahre in Marxheim, über die es bisher nichts Vergleichbares gab.

Die Arbeit von Josef Noll umfasst zahlreiche Dokumente aus dem Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden, aus dem Stadtarchiv Hofheim und vor allem aus seiner privaten, lokalhistorischen Sammlung. Bereits vor Jahrzehnten begann er, Schriftstücke, Fotografien und andere Dokumente zusammenzutragen, mit dem Ziel dieses Buch zu schreiben...

Dass vor zwei Jahren der Magistrat der Stadt Hofheim eine Anfrage an ihn zu diesem Thema stellte, die der Ortsbeirat Marxheim initiiert hatte, bewog ihn, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Unterstützung fand er in Jürgen Herzau, der Layout und Umsetzung in eine Druckdatei übernahm.

Nach zwei arbeitsreichen Jahren war das Werk fertig. Ganz bewusst hat sich Josef Noll dabei für die Orthografie vor der Rechtschreibreform 1996 und gegen die nachfolgenden entschieden...

Gemeinsam mit Josef Noll und seinem Mitstreiter Jürgen Herzau hat Stadtarchivarin Roswitha Schlecker den neuen Band aus der Reihe „Beiträge zur Kultur- und Stadtgeschichte“ am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt.

frankfurt-live.com 22.4.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.04.2016 um 08.22

Was in die Streichholzschachtel paßte.
Feinarbeiten.

Klöpfer & Meyer Verlag, Tübingen. 127 S., 18 Euro



In Suedkurier.de:
„Feinarbeiten“ nennt Walle Sayer, Gast der diesjährigen „Erzählzeit ohne Grenzen“, die Gattung seiner Texte, die nur wenige Zeilen lang sind und selten mehr als eine Druckseite. Sie erzählen nicht Handlungen und sind dennoch geschichtenträchtig...

Und immer wieder Reaktionen auf Literatur, zum Beispiel in „Leserausweis“, wo beschrieben wird, wie man im Lesen „zwischen Buchdeckeln die Wüsten durchqueren“ kann, „fernhin, wo die Eyach in den Missisippi fließt“. Einmal verrät sich der Erzähler: „Daß ich halt Sinneseindrücke sammle“ – übrigens steht das so im Text. Sayer schreibt noch so wie vor der Rechtschreibreform, das „paßt“ der „Stoffetzen“, und bei „Einbleuen“ stutzt man als [umerzogener] Leser schon. Im Text „Der Übersetzer fragt nach“ kommen lauter alte, ungebräuchlich gewordene Wendungen vor: „zerdätscht“ und „verlickern“, „Finanzheini“ und „Fasnetsversehrte“, und was ist mit „verseckeln“ gemeint?...

Der Rezensent kann kaum aufhören zu zitieren. Das schmale Buch passt gut in die Tasche und taugt für immer neue Lektüren, man wird stets lächeln und klüger werden, welche Seite auch immer man aufschlägt. Auch wenn es zwischen alle Genres fällt: sehr empfehlenswert!

suedkurier.de 30.3.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.03.2016 um 09.44

Durchbruch bei Stalingrad

Galiani-Berlin
ISBN: 978-3-86971-121-8
Erschienen am: 10.03.2016
704 Seiten, gebunden 34,00 €

Die 1949 vom russischen Geheimdienst konfiszierte und nun in russischen Archiven wiederaufgespürte Urfassung des großen Antikriegsromans. Gefunden, herausgegeben und mit einem dokumentarischen Anhang versehen von Carsten Gansel ...

kiwi-verlag.de

Leseprobe von Seite 43:

»Sehnse«, meinte Endrigkeit bedächtig, »ich will ja nischt gegen den Krieg sagen. Krieg hat es immer gegeben und wird es immer geben...« Mit leichtem Unbehagen wurde er sich dessen bewußt, daß er vor langen Jahren einmal anders philosophiert hatte. Damals, 1918, als er nach Hause kam, das Trommelfeuer von St. Mihiel noch in den Knochen, hatte es für ihn wie für fast alle nur eine Meinung gegeben: Das nie wieder! Nie wieder Krieg! – Und nun war man unversehens doch wieder hineingeschliddert. Regelrecht hineingeschliddert trotz aller guten Vorsätze. Ganz langsam, harmlos und gemütlich hatte es angefangen. Revision von Versailles? Das schien gerecht und friedfertig. Die anderen waren entgegenkommend, Österreich, Sudetenland, Memelgebiet fielen wie reife Äpfel vom Baum. Den Polen eins auf den Deckel? Genehmigt! ...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.03.2016 um 11.12

Geliehene Landschaften
Lehrgedichte und Elegien

Suhrkamp
Erschienen: 07.03.2016
Gebunden, 118 Seiten, 19,95 €
ISBN: 978-3-518-42522-0

Blickinsbuch

Bernsteinpark Kaliningrad

Knochen

Pop-up-Park: es waren Blumenrabatten,
bepflanzt mit Metallkombinaten, bepflanzt mit
Petunienlenin, mit Stalin aus Stiefmütterchen,
Chrysanthemenchruschtschow – blüht noch einmal
auf im Bewußtsein, sprecht Blumen- und Blutsprachen,
Sprachen der Macht…

Rede, Park, rede nur, daß ich dich sehe.
Besprich die Relikte, Reliquien, rede von deinen Raketen-
reisen ins Jenseits, von Kriegerdenkmälern, die sich mit roten
Tulpen umgeben, mit Siegen und Seufzern und einer
brunnendurchflossenen Gegenwart. Hier wandeln jene,
die tot sein werden...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.02.2016 um 10.57

Volkes Stimmen
"Ehrlich, aber deutlich" - Privatbriefe an die DDR-Regierung.

Deutscher Taschenbuch Verlag; 576 Seiten; 26,90 Euro.

Ausnahmsweise nicht gefälscht bei Spiegel Online/ EinesTages:

Was DDR-Bürger der Regierung schrieben "Und das nennt ihr Sozialismus"

Ärgert sich der Deutsche, schreibt er Briefe. Die meisten Protestschreiben in und aus der DDR landeten bei der Stasi - ein Mosaik des Alltagsfrustes. Der Politologe Siegfried Suckut sucht die Absender. Von Solveig Grothe

Die DDR-Bürgerin machte sich große Sorgen. Sie sah die Gesundheit der Bevölkerung in Gefahr: wegen dieses miesen Kaffees. Im September 1977 wandte sie sich mit einem Brief an den Moderator des DDR-Wirtschaftsmagazins "Prisma":

"Sehr geehrter Dr. K.-H. Gerstner! ... Ich bin Verkäuferin und höre mir jeden Tag die Klagen von den Kunden an. Ich bin selbst der Meinung, daß¹ der Kaffee Mix zu 6,-M nicht zu genießen ist. Er ist das reinste Rattengift. Ich bitte Sie, daß der Betrieb in aller Öffentlichkeit Stellung hier nimmt... Mit sozial. Gruß ..."
Der Politologe Siegfried Suckut, langjähriger Mitarbeiter der Stasiunterlagenbehörde, hat sie gelesen: 200 Akten, etwa 45.000 Blatt Papier. Einen Teil davon macht er nun der Öffentlichkeit zugänglich und hat knapp 250 Briefe in seinem neuen Buch "Volkes Stimmen" versammelt. Die faszinierende, bisweilen kuriose Lektüre gibt Einblick in den Alltag deutscher Briefeschreiber - und in die Sammelwut der staatlichen Überwacher...
Die Staatssicherheit, das zeigen die Akten, scheute keine Mühen, um anhand von Schrift und Speichelresten anonyme Absender ausfindig zu machen...

spiegel.de/einestages 17.2.2016

¹) Hier wurde doch ein wenig gefälscht und das „das“ zu „daß“, lt Faksimile.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.11.2015 um 07.57

Pegida.
Spaziergänge über den Horizont. Eine Chronik.

Mit einem Vorwort von Michael Beleites und Karikaturen von Peter Willweber. 2015.
191 S., 28 Zeichn. 320 gr. ISBN 3-944064-39-9. Gb. 15,– €

ARNSHAUGK VERLAG
Weltwitzer Weg 8 · 07806 Neustadt an der Orla


Eine Kritik steht hier. Ihr wurde auch der Hinweis entnommen, daß das Buch in anständiger Rechtschreibung erschienen ist:

Neben den Etablierten scheint ihm [Sebastian Hennig] auch die Deutsche Rechtschreibreform suspekt, denn er ignoriert sie geflissentlich.

„[m]it Pegida […] eine integrative Kraft entstanden, die keine Energie auf Festlegung konkreter Nahziele verschwendet hat. Tausende kommen überein darin, daß [sic] ihnen die gesamte Richtung nicht paßt [sic].“

„Es handelt sich vielmehr um einen Querschnitt der Gesellschaft, der tatsächlich am treffendsten als Volk beschrieben ist. Statt zur Revolution aufzurufen, stemmt er sich gegen einen durch die politische Kaste verordneten Umsturz. Das Volk ist störrisch geworden. Der belastete Esel wittert, daß [sic] die Brücke längst verfault ist, über die er getrieben werden soll.“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.11.2015 um 15.39

Die große Verschwulung
Wenn aus Männern Frauen werden
und aus Frauen keine Männer


Edition Sonderwege, 21.Oktober 2015
272 Seiten, Preis: 17,80 €
Manuscriptum.de

Zitat aus dem Buch (S. 260):

Der deutsche Mann wird sich ständig kontrollieren müssen, um zu verhindern, daß ihm in einem Anfall von Frustration und Wut etwas Unanständiges über die Zustände in seinem Land herausrutscht. Es könnten hohe Geldstrafen, die Vernichtung seiner Existenz, sogar Gefängnis drohen.

Eine ausgiebige Besprechung hat, ebenfalls in bewährter Kulturrechtschreibung, Gudrun Eussner in ihrem Blogspot v. 17.11.2015 verfaßt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.10.2015 um 11.40

Das Heerlager der Heiligen

Verlag Antaios 2015
426 S., geb. 22 Euro
ISBN 9783944422121

Immer mehr Menschen aus der Dritten Welt drängen nach Europa. Jean Raspail hat in seinem visionären Roman bereits 1973 die Überwältigung eines von Selbsthaß zerfressenen Kontinents durch Masseneinwanderung beschrieben. Neue, erstmals vollständige Übersetzung von Martin Lichtmesz!

Rezension im „Tagesspiegel“:
Jean Raspail "Das Heerlager der Heiligen"
Das Kultbuch der Neuen Rechten - eine Lesewarnung

tagesspiegel.de 27.10.2015

Rezension der Rezension:
Raspails Buch wirkt!
jungefreiheit.de 29.10.2015



eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.10.2015 um 13.47

Notizen 1957–1972
Herausgegeben von Simone Boué

Aus dem Französischen von Peter Weiß, Verene von der Heyden-Rynsch und Konrad Weiß
1024 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Mit Abbildungen und einem umfangreichen Personenregister
Karolinger
ISBN 978 3 85418 143 9
EUR 44,90/CHF 63,–

Über dreißig Notizhefte fanden sich im Nachlaß von E. M. Cioran (1911–1995), des bedeutenden rumänisch-französischen Aphoristikers, Essayisten und Philosophen, wohlgeordnet, aber mit dem Vermerk „Zu vernichten“ versehen. Simone Boué, die Gefährtin des Autors, gab sie bei Gallimard in Paris heraus, 2001 erschien eine deutsche Auswahl, die allerdings nur ein Fünftel der Textmasse umfaßte. Wir legen hier die seit langem gewünschte vollständige Ausgabe vor.

Aus Michael Klonovskys Notizen:
16. Oktober 2015
Speziell empfehlen will ich, was Neuerscheinungen betrifft, die "Cahiers von Cioran" (Klappentext), die erste vollständige Publikation der mehr als dreißig Notizhefte des franko-rumänischen Dichterphilosophen und Spitzennihilisten, und das geschieht wohl am besten, indem ich sozusagen als Appetitmacher einige Notate aus diesem 1000-Seiten-Opus zitiere ...

„Jeden Menschen, der will, daß man von ihm spricht, sollte man als möglichen Feind betrachten.

Dieses Licht, dieser intime Glanz bei Vermeer, der dich alles vergessen läßt, was es hienieden an Infernalem gibt.

Die Entstehung des Doktor Faustus von Thomas Mann gelesen. Hier ist alles beliebig, außer drei, vier Seiten über Gerhart Hauptmann. Es ist seltsam, einen Mann am Ende seiner Laufbahn zu sehen, der sich mit Eitelkeit füllt. Wozu soll man Komplimente seiner Freunde wiedergeben? Wenn man weiß, daß eigentlich kein Lob aufrichtig ist, ist es am besten, ihm niemals Bedeutung zu geben.

Ich habe bemerkt, daß ich nach Mitternacht dazu neige, mich selbst zu bemitleiden. Ich sollte mich daran gewöhnen, früher zu Bett zu gehen.

Goldberg-Variationen.
Danach muß man die Zugbrücke hochziehen.“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.09.2015 um 21.26

Fremdschläfer
Roman

Meridiane 115
2007. 224 Seiten. Gebunden
ISBN 9783250601159
Ammann Verlag & Co.

Leseprobe

Madame, Monsieur, für Einwandernde und Auswandernde hat der Begriff Fremdschläfer unterschiedliche Bedeutungen. Damit kann sowohl in der Fremde schlafen gemeint sein, als auch mit einer Fremden schlafen, wobei es sich für eine Einwandernde in einem fremden Land so verhält, daß die Einheimische, die sie in ihr Bett einlädt, für sie ebenfalls eine Fremde ist, das heißt, daß zwei Fremde miteinander schlafen. Am Anfang sind alle Einheimischen Fremde.

lyrikwelt.de

Kürzlich fand ich ihr erstes Werk „Häutungen” (1975) in den Beständen meiner Frau – verfaßt in ß-loser Kleinschreibung.
Diese Modetorheit ist hier erfreulicherweise überwunden, ohne der gegenwärtigen Reformtorheit zu folgen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.09.2015 um 11.30

Zwischen Koran und Kafka
West-östliche Erkundungen

C.H.Beck
Gebundene Ausgabe – 7. September 2015
365 Seiten, 24,85 Euro

Leseprobe

In eigener Sache

Nach der Rede im Bundestag, die im Anhang dieses Buches abgedruckt ist, mailte mir eine Freundin, ich hätte eine poetische Political correctness mit dem Pathos der sozialistischen Propheten verbunden, in einem Ton, den heute nur ich könne und den im 19. Jahrhundert eben die jüdischen Kosmopoliten gehabt hätten, die von Lessing, Heine und der sozialen Idee der Propheten sprachen. «Sicherlich können die heute nicht mehr reden (auch wenn sie könnten, dürften sie ja nicht)», fügte die Freundin an und schloß ihrerseits geradezu pathetisch, daß die jüdischen Kosmopoliten des 19. Jahrhunderts in mir – ja, ich zitiere das jetzt wieder wörtlich, so eitel das in meiner eigenen Vorrede auch wirken mag – in mir «ihren wunderbarsten Stellvertreter» hätten. «Das ist nun eine gewaltige Reihe, in die Du mich stellst», mailte ich der Freundin zurück: «Aber wenn man beim Wort der Stellvertreterschaft bleibt, ist wahrscheinlich sogar etwas dran, es geht ja darum, so gut es eben geht, mit unseren beschränkten Mitteln, Erfahrungen und Worten den Platz zu füllen, der im 20. Jahrhundert so leer wurde in Deutschland.»

Die kurze Korrespondenz spukt seitdem in meinem Kopf herum. Nicht daß ich mir den Enthusiasmus oder gar den Superlativ zu eigen machen würde, mit denen die Freundin mich bedachte – sie ist nicht nur eine gute, sie ist auch ihrem ganzen Wesen nach eine selten euphorische, in ihrem Wohlwollen stets überschwengliche, in ihrem Lob zuverlässig übertreibende Freundin...

Notiz zur Rede im Bundestag hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.08.2015 um 12.11

Monkiss

[50 affictierte Meisterwerke der Porträtmalerei,
mit Zweizeilern von Harry Rowohlt und Rudi Hurzlmeier
]

Haffmanns Verlag bei Zweitausendeins, Leipzig,
64 S. 9,95 Euro
ISBN 978-3-86150-966-0

Simone Guski schreibt im „Humoristischen“ Pressedienst:

BERLIN. (hpd) Nun ist Rudi Hurzlmeiers und Harry Rowohlts humoristische Co-Produktion ungewollt zu einem Vermächtnis geworden. Als der Literat todkrank wurde, musste der Cartoonist den letzten humoristischen Bildband der beiden teilweise auch lyrisch mitbestücken. "Monkiss" konfrontiert den Leser und Betrachter nicht nur mit unseren äffischen Gewohnheiten...

Hurzelmeier greift auf die Ikonen der Hochkunst zurück und scheut auch die Kitschkultur des Trivialen nicht in seiner Auswahl der Bildvorlagen, in die er Affengesichter hineincollagiert. Seine Elaborate aus Photoshop plus Pinselmalerei alter Schule werden meist begleitet oder wurden angeregt – wer weiß es – von Versen des unlängst verstorbenen Harry Rowohlt, die den Kalauer nicht scheuen und immer munter tiefstapeln...

Je länger man Hurzelmeiers Cartoons anschaut, umso unheimlicher werden sie...

hpd.de 14.8.2015

Harry Rowohlts Tod ist es wohl geschuldet, daß zweimal reformiert „geküsst“ wird.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.08.2015 um 08.06

Wille und Passion

Der Liebesbegriff bei Heidegger und Arendt


Suhrkamp 2013
suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2077,
Broschur, 364 Seiten, 18,00 €
ISBN: 978-3-518-29677-6

Leseprobe

Vorwort
Es mag überraschen, wenn der Liebesbegriff in den Werken zweier Denker untersucht wird, von denen man im allgemeinen annimmt, daß sie kaum oder gar nicht über Liebe geschrieben haben. Obwohl Hannah Arendt und Martin Heidegger zu den berühmten Liebespaaren des 20. Jahrhunderts gehören, ist der philosophische Liebesbegriff beider nahezu unbekannt – und das zu Unrecht. Die – verständliche – Neugier des Feuilletons wie der akademischen Welt an der Affäre von zwei so bedeutenden Denkern hat die philosophische Bedeutung der Liebesbegriffe lange verdrängt. Ich möchte mit diesem Buch zeigen, daß die Reflexion der Liebe nicht einfach ein Reflex persönlicher Erlebnisse ist: Sie ist philosophisch von höchster Bedeutung, insofern am Liebesbegriff verhandelt wird, auf welche Weise wir überhaupt mit anderen sind, ja, zu einem gewissen Grad sogar, wer wir sind...

Ich stieß auf das Buch durch ein Gespräch, das Alexander Kluge mit der Autorin geführt hat:
dctp.tv


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.07.2015 um 09.56

Der Bausatz des Dritten Reiches:
Die deutsche Kulturrevolution 1890 bis 1933


[Kindle Edition] EUR 9,99 Inkl. MwSt. und kostenloser drahtloser Lieferung
(Das Buch ist nur als Elektronik-Ausgabe erhältlich)

Vera Lengsfeld hat auf der Achse des Guten aus dem Buch zitiert:

Die Wurzeln der Unmenschlichkeit waren schon tief im Zeitgeist des Spätkaiserreichs und der sogenannten Goldenen Zwanziger Jahre verankert. Der Bausatz der NS-Ideologie aus ökologischen und ökonomischen Irrlehren wurde vollständig vor dem Ersten Weltkrieg entwickelt…
Adolf Hitler zimmerte aus dem nietzscheanischen Elitarismus, dem vermeintlichen Produktionsstreik der Natur, aus paranoider Aversionen gegen den Zins und die Banken, aus Antisemitismus und Verstaatlichungsphantasien, aus Volksbildung und Volksgesundheit, aus Ariosophie, Mutterschutz und Sportpflicht, aus Tierschutz, Vegetarismus und Katastrophenglauben, aus Angst vor großen Kaufhäusern und dem Freihandel, aus Rassenlehre und Euthanasie seine 25 Punkte als Parteiprogramm und seine spätere Regierungspraxis.

Die Leseprobe bei Amazon fährt fort:

Das Ergebnis dieser Politik war 1945 für die Deutschen so ernüchternd, daß der Neue Mensch und die Jugendbewegung mehr als ein Jahrzehnt Sendepause hatten.

Wolfgang Prabel veröffentlicht also in der bewährten Rechtschreibung, wie wir auch hier schon feststellen konnten. (Einzelne Reform-Einsprengsel sind anscheinend heute unvermeidlich.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.07.2015 um 14.06

Hieroglyphen mit Geheimnis
Neue Erkenntnisse zur Entstehung unseres Alphabets

Verlag Philipp von Zabern WBG, Darmstadt 2015,
176 Seiten, gebunden, 19,95 Euro

Die „Sprachwelt“ Sommer 2015 schreibt:
Unsere Buchstaben lassen sich in ihrer Form von den Hieroglyphen herleiten. Dieser Überzeugung ist der Ägyptologe Karl-Theodor Zauzich und widerspricht damit der gängigen Lehrmeinung. Zauzich ist einer der führenden Hieroglyphen-Experten. Bis 2004 lehrte er Ägyptologie an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. Nach 40 Jahren Forschung glaubt Zauzich, für seine Theorie den Nachweis führen zu können... „Wir alle schreiben und lesen Zeichen, die ursprünglich Hieroglyphen waren!“ Die Namen der Buchstaben seien die ägyptischen Erklärungen dieser Hieroglyphen, teils in semitischer Übersetzung. Das Buch geht den Weg vom Bild zum Buchstaben und enthüllt das Geheimnis, aus welchen Hieroglyphen unsere Buchstaben entstanden sind. Es ist in leichtverständlicher Sprache und angenehmer traditioneller Rechtschreibung geschrieben....

Vom gleichen Autor im gleichen Verlag:
„Hieroglyphen ohne Geheimnis“
Darmstadt 1980, 12. Auflage 2012,
130 Seiten, 19,99 Euro.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.05.2015 um 12.59

Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden

Vollständig aus dem Schwedischen übersetzt von Thomas Steinfeld und von ihm mit einem umfänglichen Essay versehen. Bereichert mit den Abbildungen von Bertil Lybeck aus der schwedischen Ausgabe von 1931
(Die Andere Bibliothek, Band 359)
Gebundene Ausgabe – 7. November 2014
Kindle Edition EUR 14,99
Gebundene Ausgabe ab EUR 114,00

Leseprobe

Der Wichtel

Sonntag, der 20. März

Es war einmal ein Junge. Er war vielleicht 14 Jahre alt, lang und schlaksig und flachshaarig. Viel taugte er nicht: Am liebsten schlief oder aß er, und am zweitliebsten trieb er Unfug.

Jetzt war es Sonntagmorgen, und die Eltern des Jungen waren dabei, sich zurechtzumachen, um zur Kirche zu gehen. Der Junge aber saß im Hemd auf der Tischkante und dachte, wie gut es sei, daß Vater und Mutter beide fortgingen. So könne er ein paar Stunden machen, was er wollte. »Dann kann ich Vaters Gewehr herunterholen und ein bißchen schießen, und es redet mir keiner hinein«, sagte er zu sich selbst.
Doch beinahe war es, als ob Vater die Gedanken des Jungen erraten hätte. Denn gerade als er auf der Schwelle stand, zum Gehen bereit, hielt er inne und wandte sich ihm zu. »Da du nicht mit Mutter und mir in die Kirche gehen willst«, sagte er, »finde ich, daß du zu Hause wenigstens die Predigt lesen kannst. Verspricht du, daß du das tust?« »Ja«, sagte der Junge, »das kann ich wohl tun.« Aber er hatte natürlich nicht vor, mehr zu lesen, als wozu er Lust hatte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.04.2015 um 08.35

Kaiser Augustus
Neugestalter Roms

Reclam 2014
280 S. 2 Ktn.
Geb. mit Schutzumschlag. Format 12,2 x 19,5 cm
ISBN: 978-3-15-010988-5
19,95 Euro

Leseprobe

Der Mann mit den vielen Namen

Eine Gebrauchsanleitung zu diesem Buch

Wer sich mit Kaiser Augustus befassen möchte, findet sich gleich zu Beginn seiner Arbeit mit einem ungewöhnlichen Problem konfrontiert. Tatsächlich liegt bei dieser Person nämlich der mehr als seltene Fall vor, daß ein Mensch keinen einzigen (!) seiner Namensbestandteile über sein ganzes Leben hin geführt hat. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, daß in Rom bis zu drei Namensbestandteile von Geburt an zur Verfügung standen… Damit ist bereits einer der Schwerpunkte der folgenden Darstellung angedeutet. Im wesentlichen verfolgt sie drei Ziele: Zum einen soll eine Annäherung an den Menschen Augustus versucht, sollen einige seiner Charakterzüge herausgearbeitet, die Merkmale seiner Persönlichkeit bestimmt werden. Bei einer Gestalt der Geschichte versteht es sich von selbst, daß sie hierbei auch als Kind ihrer Zeit zu betrachten ist. Dies soll zweitens mit einer Orientierung über Arbeitsmethoden der Forschungsdisziplin der Alten Geschichte einhergehen, die es auch der Leserschaft außerhalb der Fachwissenschaft ermöglicht, den Weg nachzuvollziehen, auf dem wir heute Erkenntnisse über den vor 2000 Jahren verstorbenen Kaiser gewinnen können...

Prof. Dr. Angela Pabst (* 1957 ) ist Althistorikerin an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.03.2015 um 19.27

Der Historiker und der Zeitgenosse
Eine Zwischenbilanz


Siedler Verlag, München 2014
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag,
224 Seiten, 12,0 x 20,0 cm
ISBN: 978-3-8275-0048-9
€ 16,99

Leseprobe

Abschiedsvorlesung
19. Juli 2012,
Ludwig-Maximilians-Universität München

Génoito d’an pan en toi makroi chronoi, alles kann passieren (oder auch entstehen) im Laufe einer langen Zeit. So liest man es bei Herodot, dem Vater der Historie (5, 9,3).
Alles treibt die lange, unzählbare Zeit (ho makros kanarithmetos chronos) hervor aus dem Verborgenen, und das ins Licht Getretene verbirgt sie wieder. Nichts, was man nicht zu erwarten hätte. So heißt es bei Sophokles im Aias (646ff.), etwa eine halbe Generation zuvor.
Und etwa 200 Jahre davor hatte Archilochos (74 D.) gedichtet; nichts sei aëlpton, also unerwartbar, unmöglich, seit Zeus die Mittagszeit in Nacht verwandelt und der hellen Sonne Licht sich verbergen ließ. Kalte Angst beschlich da die Menschen.
Alle drei Aussagen laufen auf das gleiche hinaus: Man muß, zumindest im Laufe der Zeit, mit allem rechnen. Die Anlässe, die die Autoren zu dieser Art Feststellung bringen, sind unterschiedlich. Archilochos hatte gerade eine Sonnenfinsternis erlebt…


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.03.2015 um 10.24

Der Baum
Eine Kulturgeschichte


2., überarbeitete und erweiterte Aufl. 2014, 470 S.
50 s/w- und 45 farb. Abb.
Preis: € 29.90
978-3-412-22217-8

Die Bedeutung des Baumes ist so vielschichtig wie die Anzahl der Jahresringe. Als Naturdenkmal prägt er Landschaften, ist wichtiger Rohstoff und gilt als Symbol für das Leben. In Mythen, heiligen Schriften, Märchen, in der Musik, der Literatur, der Bildenden Kunst, der Philosophie, in allen Kulturen und Zeiten kommt dem Baum eine überragende Bedeutung zu. Darüber hinaus ist er mit zahlreichen Bräuchen verbunden: der Baum, der zur Geburt eines Kindes gepflanzt wird, der Maibaum, der Weihnachtsbaum.

Der Historiker Alexander Demandt behandelt Baum, Wald und Holz in den Religionen, im Brauchtum und Schriftgut, im Denken und Reden und auf allen Gebieten der Literatur und der Kunst von der Antike bis zur Gegenwart. Das materialreiche Buch ist die lange erwartete, erweiterte und vertiefte Neubearbeitung seines Standardwerks „Über allen Wipfeln. Der Baum in der Kulturgeschichte“ (2002).

http://www.boehlau-verlag.com/978-3-412-22217-8.html

Leseprobe.pdf


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.03.2015 um 09.25

Der Briefwechsel 1957–2003
herausgegeben von Kai Köhler und Johannes Oehme
,
Eulenspiegel-Verlag, Berlin 2015,
ca. 1120 Seiten, ca. 49,99 Euro,
erscheint voraussichtlich Ende März.

An Müller 10.6.2000
Liebster André, wie das Wetter hier ist, weißt Du; denn jedes Wetter erreicht uns mit eintägiger Verzögerung aus der Eifel [...] Ich habe über den Briefwechsel nachgedacht. Das Herausgabeprinzip kann nur sein: keine Silbe fälschen, keinen Buchstaben verrücken. Weglassungen von Beleidigungen dieser oder jener unserer Freundinnen sind als Weglassungen zu kennzeichnen. Ein Problem bleibt die Rechtschreibung, und ich schlage vor, in dem Punkt für Dich und mich getrennte Verfahren anzuwenden und auszuweisen. Ich, der ich den Anspruch erhebe, deutsch zu schreiben, bleibe in Rechtschreibung und Zeichensetzung unverändert, einbegriffen meine Fehler. Du, dem das alles völlig wurst ist, sollst durchgehend ins Deutsche übersetzt sein, aber – so schlage ich vor – als Zeichen Deiner souveränen Willkür mögest Du dulden, daß sämtliche Eigennamen so dastehn, wie Du sie schreibst, und die richtige Schreibweise in Klammern dahinter.[...]
[Peter]

jungewelt.de 7.3.2015 (sonst leider seit Okt. 14 in der häßlichen ss-Reformschreibung)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.03.2015 um 20.02

»Die nennen das Schrei« - Gesammelte Gedichte
Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Martina Hanf und Kristin Schulz


Erschienen: 9.2.2015 Suhrkamp
Klappenbroschur,
1029 Seiten 28,00 €
ISBN: 978-3-518-42453-7

Inhalt
Thomas Brasch, Dichter, Dramatiker, Filmschaffender und Übersetzer, ist eine der markantesten Figuren der jüngeren deutschen Literatur. Vom Widmungs- und Gelegenheitsgedicht über Ballade und Lied bis hin zu Stückcollagen und Fototext – die Gesammelten Gedichte ermöglichen es zum ersten Mal, sich ein umfassendes Bild seines im Verlauf von 40 Jahren entstandenen lyrischen Werks zu machen...
Leseprobe

Lt. Wikipedia wurde nach Braschs Tod bekannt, daß er 1976 durch Anetta Kahane (damals IM der DDR-Staatssicherheit, jetzt Vorstand Amadeu Antonio Stiftung) denunziert wurde: „Zu den Feinden der DDR gehören in erster Linie Klaus Brasch und Thomas Brasch.“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.01.2015 um 15.59

Am Fluß
Matthes & Seitz Berlin 2014
Gebundene Ausgabe EUR 22,90

1

König


In der Zeit vor meiner Abreise aus London begegnete ich dem König. Ich sah ihn abends, im türkisen Dämmer. Er stand am Eingang des Parks und schaute nach Osten, dorthin, wo bereits ein tiefes dunstiges Blau aufstieg, während in seinem Rücken der Himmel leuchtete. Aus dem Schatten der Büsche am Tor kam er mit kleinen lautlosen Schritten an den Rand der Rasenfläche, über der um diese Tageszeit die vielen Raben des Parks aufgeregt kreisten.

Der König streckt die Hände aus, und die Raben sammelten sich um ihn. Manche ließen sich kurz flügelschlagend auf seinen Armen, seinen Schultern und Händen nieder, stiegen wieder auf, entfernten sich ein Stück, kamen zurück. Vielleicht wollte oder mußte jeder einzelne Vogel ihn einmal berühren. So, von den vielen Vögeln umgeben, begann er die ausgestreckten Arme in leichte Schwing- und Kreisbewegungen zu versetzen, als wohnte in ihnen eine Erinnerung an Flügel...

Rezension in der FAZ:

Esther Kinskys Roman „Am Fluß“ Räbinnenschnäbel und andere famose Worte
Mit diesem Buch steht sie auf der Longlist des Deutschen Buchpreises: Esther Kinskys Roman „Am Fluß“ etabliert mit einem Schlag nicht nur eine neue Sprache, sondern auch ein altes Genre.
Katharina Teutsch faz.de 30.08.2014

Frau Teutsch zitiert nur den Titel in richtiger Rechtschreibung.
Das Titelblatt selbst verwendet je nach Ausgabe die Schreibweise „Am Fluß“ oder „Am Fluss“.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.11.2014 um 15.02

Aphorismen
und Ähnliches

Karolinger Verlag
Wien u. Leipzig 2014
125 Seiten, gebunden
ISBN 978 3 85418 159 0
EUR 18,90/CHF 27,50

karolinger.at

Vorbemerkung
Eckard Henscheid begründete seine Vorhalte gegenüber der Gattung Aphorismus einmal damit, es sei ihm suspekt, daß der Sentenzenmacher nach jedem seiner Sätze gewissermaßen stolz und beifallheischend in die Runde schaue. Aus diesem Dilemma führt auch über die vorliegende Sammlung kein Weg, nur soll eine Einschränkung von vornherein angemerkt werden: Der Autor nimmt keinerlei Originalität für sich in Anspruch. Seine Aphorismen reagieren entweder auf alltägliche Belästigungen durch die Plagegeister der egalitaristischen Welttendenz oder verlängern altbekannte Gemeinplätze auf dem Umweg einer Neuformulierung in die Gegenwart...


Damit die Trottel dieses Planeten ihre Trivialitäten endlich in Echtzeit austauschen können, mußte der technische Genius des Menschen einen erstaunlichen Höhenflug absolvieren.

Wenn die Schimpansen sprechen könnten, würden sie wohl als erstes ihre Gleichstellung fordern.

Täglich bringt der Kampf gegen die Syntax neue Helden hervor.

„Burn out“, das paßt allenfalls auf Dresden im Februar 1945.

Verbrechen, lehrt der bundesrepublikanische Katechismus, haben soziale Ursachen, sofern sich bei den Tätern keine rechte Gesinnung auftreiben läßt.

Die Reformierung einer ehrwürdigen Institution hat in der Regel zur Folge, daß sie schneller veraltet.

Siehe auch hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.11.2014 um 07.21

Der letzte Sommer der Indianer
Edition Schwarzdruck,
260 Seiten, 23 Euro

Wie Kulturbündler über DDR-Grenzen ritten
Gransee (MZV) 333 nummerierte Exemplare, die ersten verkauft, im Anschluss signiert. Bernd Schirmers "Der letzte Sommer der Indianer" erlebt eine Neuauflage - 20 Jahre nach der Ersterscheinung im Eulenspiegel-Verlag.

"Dank meines Freundes Marc Berger", sagt Schirmer. Bergers Verlag in Gransee gibt die Edition Schwarzdruck heraus, eine Reihe mit bekannter und weniger bekannter Literatur, seit 25 Jahren. Schirmer nennt sich und seinen Freund Berger konventionell. Der eine druckt noch mit Blei, der andere schreibt, wie er es gelernt hat.

Und Schirmer - ein Mann mit besonderem Humor - meint es durchaus ernst, wenn er von den unglaublichen Fehlern spricht, die bei der Rechtschreibreform gemacht worden sind. Er bleibt also weitgehend bei der alten. "Um die Verlage nicht zusätzlich zu verwirren, lasse ich im Anschluss ein Rechtschreibprogramm durchlaufen." Und dennoch: In der Neuauflage des "letzten Sommers der Indianer" findet man es noch, das "daß"...

"Der letzte Sommer der Indianer" ist die Geschichte einer Gruppe junger Leute, die im DDR-Kulturbund organisiert als Rothäute die Wochenenden verbrachten. Tomahawkwerfend und im Tipi kampierend erlebten sie ihre Jugend. Es ist die Geschichte einer Dreierbeziehung zwischen Grüner Pfeil, Einsamer Wolf und Schwellender Knospe. Zwei von ihnen später verheiratet und mit zwei Kindern gesegnet, die in Schirmers Roman ebenfalls einiges zu sagen haben. Der unterlegene Indianer ging in den Westen und kehrte als erfolgreicher Bierbrauer und Cowboy zurück.
Als überaus unterhaltsam empfand auch das Publikum der Eremitage am Mittwoch die Textpassagen, die Schirmer vortrug...
Märkische Online Zeitung14.11.2014


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.11.2014 um 12.10

Eine Naturgeschichte des menschlichen Denkens
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Schröder
Erschienen: 06.10.2014 Suhrkamp
Gebunden, 252 Seiten, 32 Euro

Im Original erschienen unter dem Titel A Natural History of Human Thinking (Harvard University Press).

Vorwort

Dieses Buch ist eine Fortsetzung von – oder besser ein Prequel zu – Die kulturelle Entwicklung des menschlichen Denkens, das 2002 in deutscher Übersetzung erschien. Es hat aber auch einen etwas anderen Fokus...

Der Fokus liegt jetzt also weniger auf der Kultur als einem Prozeß der Weitergabe, sondern mehr auf der Kultur als einem Prozeß sozialer Koordination – und tatsächlich argumentieren wir hier dafür, daß moderne menschliche Kulturen durch einen früheren Evolutionsschritt ermöglicht wurden, bei dem Menschen ihr Auskommen fanden, indem sie sich mit anderen in relativ einfachen Akten gemeinschaftlicher Nahrungssuche koordinierten. Die spezifische Fokussierung auf das Denken bedeutet, daß dieses Buch nicht einfach nur dokumentiert, daß Menschen auf eine solche Weise an geteilter Intentionalität teilhaben, wie es ihre nächsten Primatenverwandten nicht tun. Das wurde an anderer Stelle geleistet. Vielmehr untersucht es darüber hinaus die zugrundeliegenden Denkprozesse, die daran beteiligt sind...

Der Zwangsgebührensender Deutschlandfunk täuscht die Leser darüber hinweg, daß das Buch in der traditionellen Rechtschreibung erschienen ist: "Der rangniedere Schimpanse versteht nicht nur, was der andere Affe sehen oder nicht sehen kann. Er begreift auch, was der ranghöhere Affe weiß oder nicht weiß: Das dominante Tier kann die Bananen zwar aktuell nicht sehen, weiß aber, dass sie da sind."

Auch die kurze Rezension bei Spektrum retuschiert das verräterische „daß“: Bis vor zirka 200 Jahren herrschte die Auffassung vor, dass Menschen sich von Tieren durch auf Sprache gestütztes Denken unterscheiden. Laut dem amerikanischen Anthropologen Michael Tomasello rührt das daher, "dass es in den ersten paar tausend Jahren der abendländischen Zivilisation keine nichtmenschlichen Primaten in Europa gab..."


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.11.2014 um 06.49

Die Invasion der Barbaren
Warum ist Kultur eigentlich immer bedroht?


zu Klampen • ESSAY

Herausgeber: Anne Hamilton;
Hardcover, 208 Seiten
Format: 11.5 x 18.5 cm
Erscheinungstermin: September 2014
ISBN 9783866744066 – 18,00 €

Man lasse sich nicht durch den Verlags-Neuschreib und die erste dass-Kontamination im Vorwort abschrecken:

Vorwort

Im Dezember 1772 wandte sich der Maler Sir Joshua Reynolds, Präsident der Royal Academy in London, mit einer feierlichen Ansprache an die versammelten Studenten, die der alljährlichen Verleihung der Akademiepreise entgegenfieberten. Die Botschaft des hochangesehenen Porträtisten an den aufstrebenden Nachwuchs fiel nicht sehr ermunternd aus. Mit der Malerei, murrte Reynolds verdrießlich, gehe es bekanntlich schon seit langem nur noch bergab. So wie er die Lage beurteile, sei es eher unwahrscheinlich, dass sie jemals wieder das hohe Niveau eines Raffael oder Michelangelo erreichen werde. Dennoch könne es die Akademie auch künftig keinem jungen Künstler ersparen, diese unerreichbaren Vorbilder hingebungsvoll zu studieren und zu kopieren, um ihnen auf diese Weise wenigstens so nahe wie möglich zu kommen. Man kann sich die betretenen Mienen der Anwesenden vorstellen.

Heutige Kunststudenten würden sich derartige Thesen vermutlich überhaupt nicht erst anhören. Schon seit mehr als 100 Jahren gilt die Vorstellung, daß man als Künstler irgend etwas durch die mühselige Nachahmung tradierter Formen oder das Befolgen akademischer Regeln zu gewinnen habe, geradezu als abwegig. Zwar existieren Kunstakademien nominell noch immer, doch deren Präsidenten legen in der Regel großen Wert auf die Feststellung, daß Studenten dort nicht mit der Aufarbeitung der Vergangenheit gequält, sondern in völliger Freiheit zu »assoziativem, surrealem, alogisch vernetztem Denken« angeleitet würden. Das ist nur konsequent, hat die Moderne doch dereinst mit aller Tradition gebrochen, und zwar ein für allemal. So jedenfalls steht es heute in den Schulbüchern: Romantiker, Realisten, Impressionisten, Kubisten, Dadaisten, Surrealisten etc., deren Werke heute den Stolz der Museen der westlichen Welt ausmachen, hätten in keiner Akademie ihrer Zeit reüssiert, während die Produktion, die dort geschätzt wurde, heute bestenfalls in den Depots verschimmelt. Die künstlerischen Leitwerte Innovation, Individualität, Originalität haben sich also offensichtlich bewährt. Wer es als Künstler zu etwas bringen will, muß folglich in erster Linie »authentisch sein«, wie es im Branchenjargon so schön heißt, und »eine eigene Position entwickeln«.

Anmerkung: Nichts übrigens gegen die alten Akademien. Wie wir selbst um 1975 im Kunstbetrieb sehen konnten, standen die abstrakt und tachistisch ausgebildeten Künstler dumm da, als wieder Gegenständlichkeit gefragt war.

Siehe auch SPON.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.10.2014 um 12.28

Tumult

Suhrkamp Verlag, Berlin 2014
287 Seiten, 21,95 Euro

Auch die Einführung auf der Verlagsseite ist in tradioneller Rechtschreibung verfaßt:

Autobiographischer Rückblick auf ein Jahrzehnt des Tumults
Der russische Roman: die Beziehung zu Maria Makarowa


Wie konnte in tausend Tagen so viel passieren?

Wer sich nach einem halben Jahrhundert wiederbegegnet, muß auf Überraschungen gefaßt sein. Hans Magnus Enzensberger hat sich auf dieses Abenteuer eingelassen: Ein zufälliger Kellerfund gab den Anlaß für eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.

1963 führt den Autor eine erste Reise nach Rußland, und unverhofft wird er zum Gast auf Chruschtschows Datscha in Gagra. Das Ergebnis ist ein genaues Porträt des Mannes und der sowjetischen »Tauwetter«-Politik dieser Zeit. Drei Jahre später durchreist Enzensberger die UdSSR vom äußersten Süden bis nach Sibirien. Auf diesem Parforce-Ritt nehmen die Verwicklungen des »russische Romans«, der konfliktreichen Beziehung zu seiner zweiten, russischen Frau, ihren Anfang. 1968/1969 gerät der Dichter dann in eine Phase des politischen und privaten Tumults. Mitten im Vietnam-Krieg folgt er einer Einladung an die Wesleyan University, aber schon nach wenigen Monaten lockt das Cuba der Revolution. Doch sind die Fraktionskämpfe der außerparlamentarischen Opposition in Berlin nicht so weit entfernt, als daß der Dichter nicht auch auf diesem Schauplatz zum Akteur würde…

Wie aber sieht mit dem zeitlichen Abstand von 50 Jahren der alte Enzensberger den jungen? Die Antwort auf diese Frage gibt ein lebhaftes Streitgespräch, in dem beide sich ihrer Haut zu wehren wissen. Ein letztes Kapitel unter dem lapidaren Titel Danach gilt dem Abschied von den »politischen und privaten Obsessionen der 60er Jahre«. Hier gedenkt Enzensberger auch der Verlierer und derer, die ihm nahestanden. Gewidmet ist das Buch »Den Verschwundenen«.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.10.2014 um 17.55

Der Fluch der bösen Tat
Das Scheitern des Westens im Orient


Propyläen Verlag (12. September 2014)
368 Seiten 24,99 Euro

S. 17
Ich bin mir bewußt, daß ich mich mit dieser Einführung dem Vorwurf des Antiamerikanismus aussetze. Aber wir erliegen spätestens seit dem zweiten Irak-Feldzug einer umfassenden Desinformation, die in den USA, Großbritannien und Israel durch perfekt organisierte Institutionen betrieben wird und im Grunde ebenso ernst zu nehmen ist wie die allgegenwärtige Überwachung durch die NSA. Wieder einmal erweist sich Helmut Schmidt, der angesehenste Staatsmann Deutschlands, als einsamer Rufer in der Wüste, wenn er sich in der Bild-Zeitung darüber wundert, daß »manche der westlichen Politiker und viele Medien zur Zeit ganz anders schreiben, als die Deutschen denken. Die Deutschen«, so stellt der Alt-Bundeskanzler fest, »sind bei weitem friedfertiger als die Leitartikler in der ›Welt‹, der ›FAZ‹, der ›Bild‹ und auch meiner eigenen Zeitung, der ›Zeit‹.«


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.10.2014 um 06.09

Ethik
Ursprung und Entwicklung der Sitten.

Mit einem Vorwort von Michael Schmidt-Salomon.
336 S. kart. Alibri-Verlag. Aschaffenburg 2013.
18,- Euro. ISBN 978-3-86569-160-6

Aus der Rezension bei fgw: Fürst Pjotr Kropotkin (1842 – 1921) ist den Nachgeborenen eigentlich nur noch als einer der geistigen Köpfe des politischen Anarchismus bekannt. Daß der an Darwin geschulte Geograph auch Evolutionstheoretiker war, dürfte nur noch wenigen bewußt sein. Völlig unbekannt aber ist wohl heute und hierzulande, daß sich Kropotkin aufgrund seiner wissenschaftlichen Forschungen immer stärker ethischen Fragen zugewandt hatte.

In seinem - Todes bedingt - unvollendet gebliebenen Spätwerk „Ethik" zeigt Kropotkin auf, wie eine evolutionäre, humanistische Ethik zu begründen ist... Es wurden bereits in den frühen Stammesgesellschaften weltweit verbindliche, ungeschriebene, Gesetze formuliert. Als oberstes das des Verbotes des Brudermordes, d.h. des Mordes in der eigenen Sippe. Kropotkin benennt weitere weltweite Lebensregeln und resümiert:


„Dabei ist es natürlich, daß der Mensch, dank der Sprache, die die Entwicklung des Gedächtnisses unterstützte und die Überlieferung schuf, viel verwickeltere Lebensregeln, als die Tiere sie haben, ausarbeitete. Mit dem Erscheinen der Religion, wenn auch in der rohesten Form, trat in die menschliche Ethik ein noch neues Element, das ihr eine gewisse Festigkeit verlieh und nachher zum Träger der Vergeistigung und eines gewissen Idealismus wurde." (S. 85)

Auf Anfrage:„... wir haben die Rechtschreibung der Originalübersetzung nicht auf Reform umgestellt, nur heute nicht mehr geläufige Wörter ausgetauscht.“ Gunnar Schedel (Alibri Verlag)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.09.2014 um 13.43

Pfaueninsel
Roman

Erschienen am: 21.08.2014
Kiepenheuer & Witsch
352 Seiten, gebunden

Die junge Königin stand einen Moment lang einfach da und wartete, daß ihre Augen sich an das Halbdunkel des Waldes gewöhnten. Gerade eben noch hatte sie auf der sonnigen Wiese Ball gespielt, jenes englische Spiel mit den hölzernen Hämmerchen, das dem König so sehr gefiel. Auch die Tapeten für ihr Schloß in Paretz stammten von einem Engländer, er hatte seine Manufaktur im Scheunenviertel, und das Billard in Paretz war direkt aus London geliefert worden.

Thomas Hettche, 1964 am Rand des Vogelsbergs geboren, lebt in Berlin. Sein Romandebüt »Ludwig muß sterben« wurde 1989 als Geniestreich gefeiert. Danach erschien unter anderem »Der Fall Arbogast« (2001), ein Bestseller, der in zwölf Sprachen übersetzt worden ist. »Woraus wir gemacht sind«, 2006 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen, stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Zuletzt veröffentlichte Hettche den hochgelobten Roman »Die Liebe der Väter« (2010) und den autobiographischen Essayband »Totenberg« (2012).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.08.2014 um 13.11

Der Käse und die Würmer
Die Welt eines Müllers um 1600
Aus dem Italienischen von Karl F. Hauber.
Wagenbach Taschenbuch 2011, 7. Auflage
208 Seiten, 11,90 €



Verlagswerbung:
Carlo Ginzburg rückt hier erstmals die Mentalität und das Weltbild eines Individuums ins Zentrum. Ein zentrales Buch der neueren Geschichtsschreibung.
Das Buch erzählt die Geschichte des Müllers Menocchio, der 1584 vor der Inquisition bekennt: »Ich habe gesagt, dass, was meine Gedanken und meinen Glauben anlanget, alles ein Chaos war, nämlich Erd’, Luft, Wasser und Feuer durcheinander. Und jener Wirbel wurde eine Masse, gerade wie man den Käse in der Milch macht, und darinnen wurden Würm’, und das waren die Engel.«
Ginzburg nimmt die Erzählungen des Müllers nicht nur ernst, sondern er rekonstruiert mit ihnen eine ganze Vorstellungswelt: die der vermeintlich illiteraten Unterschicht...


Keine Angst! Das Buch ist 1990 als Wagenbach-Taschenbuch erschienen und wurde auch noch in der 7. Auflage unverändert in der ästhetischen Kulturrechtschreibung gedruckt. Lediglich auf S.139 ist zu lesen:

Sieben oder acht Jahre vorher ... hatte Menocchio ausgerufen: »Wenn Christus Gott gewesen wäre, wäre er einer gewesen ..., der sich ans Kreuz hätte schlagen lassen.« »Er äußerte sich nicht darüber, was Christus gewesen ist«, fügte der Wirt hinzu, »aber ich verstand, daß er sagen wollte, Christus sei ein Tollpatsch gewesen, um dies häßliche Wort zu sagen...«

(Man sieht, wie notwendig eine Reform der herkömmlichen Tolpatsch-Schreibung war!)

Domenico Scandella, genannt Menocchio, geboren etwa 1530, Müller in Montereale in Friaul, konnte lesen, reden und seine eigenen Gedanken zur Religion nicht für sich behalten. Diese sind in den gut erhaltenen Prozeßakten des Inquisitionstribunals dokumentiert, das ihn 1584 zu lebenslänglich Kerker verurteilte. 1586 wurde er unter Auflagen begnadigt, aber 1598 wieder von der Inquisition ergriffen:

Das Oberhaupt der katholischen Welt, der Papst Clemens [der Milde] VIII. in Person, wandte sich zu Menocchio hinab, der ein krankes Glied am Leibe Christi geworden war, um seinen Tod zu fordern. In den gleichen Monaten ging in Rom der Prozeß gegen den ehemaligen Mönch Giordano Bruno zu Ende...

Widerstand gegen so starke Pressionen zu leisten war unmöglich: Und kurz danach wurde Menocchio getötet. Wir wissen es mit Sicherheit aus der Aussage eines gewissen Donato Serotino, der am 6. Juli 1601 dem Kommissar des Inquisitors von Friaul sagte, er habe sich in Pordenone befunden, kurz nachdem »durch das Inquisitionsgericht ... Scandella hingerichtet worden« war...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.06.2014 um 07.41

Die schrecklichen Kinder der Neuzeit
Ein Schwarzbuch über die Zukunft

Was treibt die Menschheit voran? Entwickelt sie sich von Niederem zu Höherem? Orientiert sich Fortschritt an Lehren aus der Geschichte? Ist Geschichte als Progression der und in der Freiheit zu begreifen?

Suhrkamp (erscheint: 16.06.2014)
Gebunden, 489 Seiten, 26,95 €


Vorbemerkung
Von Erbe, Sünde und Moderne
Der Mensch ist das Tier, dem man die Lage erklären muß. Hebt es den Kopf und blickt es über den Rand des Offensichtlichen, wird es vom Unbehagen am Offenen bedrängt. Unbehagen ist die angemessene Antwort auf den Überschuß des Unerklärlichen vor dem Erschlossenen...

suhrkamp.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.04.2014 um 06.57

Killmousky
Roman

Suhrkamp 2014 – 19,95 €
[Ein Katzenkrimi]

Er lag im Bett. Bis vor kurzem katte Killmousky neben ihm geschlafen. Es war eine ganze Weile her, genauer gesagt, es hatte sich in einer Sonntagnacht im Mai 2011 zugetragen: der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, wie es am Schluß von Casablanca heißt...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.03.2014 um 09.34

Deutschland von Sinnen
Der irre Kult um Frauen, Homosexuelle und Zuwanderer

Manufactum 2014
Lichtschlag in der Edition Sonderwege
Klappenbroschur, ca. 278 Seiten, 17,80 €
ISBN 978-3-944872-04-9

1969 sind meine Eltern mit uns Kindern und einem Pappkoffer in der Hand in dieses Land gekommen. Die Türkei bot uns nichts, keine Chance, keine erste und keine zweite, einfach gar nichts. Wir waren so arm, daß wir uns am Ende nicht einmal mehr Holz oder Kohle zum Heizen für den Winter leisten konnten. Wir empfanden es als unfaßbares Geschenk, daß Deutschland uns aufnahm. Hätte man uns gebeten, wir hätten ihm auf den Knien gedankt. Aber das tat man nicht. Man gab uns nur zu verstehen: Arbeitet, geht zur Schule, macht etwas aus eurem Leben, ihr seid uns nichts schuldig, außer vielleicht, daß ihr ein produktiver, kreativer und bereichernder Teil dieses Landes werdet...

In der Süddeutschen ist am 22.3. schon ein wohlwollender Bericht erschienen, der sicher nicht so ausgefallen wäre, wenn der Autor Sarrazin geheißen hätte. Das obige Zitat wurde dort in die „leichter erlernbare“ neue Rechtschreibung übersetzt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.03.2014 um 07.05

Das politische Denken Arnold Brechts
Eine transatlantische Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts

Duncker & Humblot, Berlin 2013
ISBN-13: 978-3428139989, EUR 98,90

Arnold Brecht (1884–1977) ist in der heutigen sozialwissenschaftlichen und historischen Forschung weitgehend in Vergessenheit geraten. Als überzeugter Demokrat und Beamter in der höheren Verwaltung der Weimarer Republik mußte er 1933 nach New York emigrieren, wo er eine Professur für Politikwissenschaft wahrnahm. Die Autorin fragt nach den Grundzügen und Leitmotiven im politischen und wissenschaftlichen Denken Brechts und verfolgt dabei das Ziel, sein Werk systematisch zu erschließen und es wissenschaftsgeschichtlich, biographisch und historisch-politisch zu kontextualisieren. Dabei werden Fragen des Beamtenrechts und der Verwaltungsgeschichte ebenso erörtert wie die Debatte über die Wertfreiheit in den Sozialwissenschaften; auch rechtstheoretische Themen, der Prozeß »Preußen contra Reich« im Jahr 1932, Brechts Haltung zur Schuldfrage nach 1945 und sein Wirken im Kontext der Emigrationsforschung werden ausführlich untersucht.

Hannah Bethke, geb. 1980, studierte Politikwissenschaft und Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg. 2012 wurde sie an der Universität Leipzig mit einer Arbeit über Arnold Brecht promoviert. Seit dem Wintersemester 2010/11 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Greifswald.

Siehe auch ihren Beitrag zum Verfall der Schreibfertigkeiten der Studenten in FAZ.net 27.3.2014, gekürzt hier bei Elternverein.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.03.2014 um 08.16

Alle Galgenlieder
illustriert von Hans Ticha

edition Büchergilde, 368 Seiten, 28 €

So wie von Ticha illustriert, hätte Morgenstern sich vielleicht seine Figurenwelt vorgestellt. Kongenial, wie Ticha den Nachtwindhund das Neumondweib jagen, das Vierviertelschwein tanzen und das Perlhuhn seine Perlen zählen läßt. Und endlich sehen Sie, wie Palmström von einem Kraftfahrzeug überfahren wird – was aber nur ein Traum sein darf, denn Sie kennen ja sicherlich die zum geflügelten Wort emanzipierten Schlußzeilen des Gedichts: »Weil, so schließt er messerscharf,/ nicht sein kann, was nicht sein darf.«

Klaus Nilius in Ossietzky 6/14, ebenfalls in der richtigen Rechtschreibung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.03.2014 um 06.57

Die Welt aus den Fugen
Betrachtungen zu den Wirren der Gegenwart
Propyläen 2012
400 Seiten

Vielleicht muß man am Rande der Wüste Gobi vor den Ruinen der Paläste des Karakorum stehen, wo die Großkhane der Mongolen einst ihre Allmacht zelebrierten, um sich des unvermeidlichen Erschöpfungsprozesses, der fatalen Folgen der überdimensionalen Ausdehnung bewußt zu werden, der zunächst die ermatteten europäischen Kolonisatoren, dann die vergreiste Führungsmacht der Sowjetunion erlagen, während manche Auguren der USA im Hinblick auf den eigenen Niedergang von bangen Ahnungen heimgesucht werden.

Peter Scholl-Latour wurde am Sonntag 90 Jahre alt .


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.02.2014 um 17.46

Das Blutbuchenfest
Roman
Carl Hanser Verlag 2014
448 Seiten; 24,90 Euro.

Neuntes Kapitel
Die Würde im Dunkeln bewahren
Markus gar hielt es für angemessen, daß Herr Breegen ihren Freund Sascha Wereschnikow so respektierte, wie sie selbst das tat, und nicht auf ihn herabsah, bloß weil Sascha nicht wußte, daß sie auch Breegens Geliebte war. Männer hatten das manchmal an sich: jemanden zu verachten, weil man mit dessen Frau schlief. Im übrigen hatte er noch nicht ein einziges Mal mit ihr im buchstäblichen Sinne geschlafen, weil er sie meist am Nachmittag besuchte und höchstens einmal fünfzehn Minuten einnickte, wenn er sich nach dem anstrengenden Liebesgeschäft entspannte...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.01.2014 um 08.04

Deutschland, Deutschland, unter alles
(Auszug aus Akif Pirinçcis im März 2014 erscheinenden Buch “Deutschland, Deutschland, unter alles”) ...

Es ist Punkt sechs Uhr morgens am fünfzehnten November im Jahre 2030 in einer mitteleuropäischen Großstadt. Natürlich besitzt das Land einen Namen, und zwar Deutschland, und auch der Name der Stadt ist bekannt. Doch die ursprünglichen Namen sind nicht nur aus dem allgemeinen Bewußtsein getilgt, sondern es ist bei Androhung von Peitschenhieben verboten, sie in der Öffentlichkeit auszusprechen, weil sie nicht muslimisch klingen und zwangsläufig eine Beleidigung des Propheten darstellen. Seltsamerweise keine Folge durch die Einführung der Scharia, sondern der Ausweitung der Antidiskriminierungsgesetze aus dem Jahre 2023 durch die EU. Es ist eines der frostigsten November, den man in Eurabia erlebt hat. Die Temperatur schwankt zwischen zwei Grad Celsius am Tag und Minus sechs in der Nacht.

wordpress.com pdf

Nicht immer konnte der Autor seine gewohnte Rechtschreibung, wie man sie von seinen persönlichen Veröffentlichungen kennt, auch bei den Verlagen durchzusetzen. Ob es diesmal gelingt, bleibt abzuwarten.

Nachtrag am 29.3.14: Das Buch ist inzwischen erschienen, aber unter dem Titel „Deutschland von Sinnen“. Die zitierte Passage steht auf S. 68.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.12.2013 um 14.34

Goethe
Kunstwerk des Lebens

Biographie
Carl Hanser Verlag 2013

Aus der Vorbemerkung
Goethe ist ein Ereignis in der Geschichte des deutschen Geistes – Nietzsche meinte, ein folgenloses. Doch Goethe war nicht folgenlos. Zwar hat die deutsche Geschichte seinetwegen keinen günstigeren Verlauf genommen, aber in anderer Hinsicht ist er überaus folgenreich, und zwar als Beispiel für ein gelungenes Leben, das geistigen Reichtum, schöpferische Kraft und Lebensklugheit in sich vereint. Ein spannungsreiches Leben, dem einiges in die Wiege gelegt war, das aber auch um sich kämpfen mußte, bedroht von inneren und äußeren Gefahren und Anfechtungen. Was immer wieder fasziniert, ist die individuelle Gestalt dieses Lebens. Das ist keine Selbstverständlichkeit.

Heute sind die Zeiten nicht günstig für die Entstehung von Individualität. Die Vernetzung aller mit allen ist die große Stunde des Konformismus. Goethe war mit dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben seiner Zeit aufs innigste verbunden, aber er verstand es, ein Einzelner zu bleiben...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.11.2013 um 12.20

Verbrannte Erde.
Stalins Herrschaft der Gewalt

München 2012 (C. H. Beck-Verlag), 606 S., 29,95 €

Stalins Terror verwandelte Millionen Menschen in seelische Krüppel, weil er sie zwang, sich in einer Ordnung des Mißtrauens und der Furcht einzurichten... Im Juli 1937 verschickte der Diktator Telegramme an die Parteiführer in den Provinzen, in denen er genaue Anweisungen gab, wer zu erschießen und wer zu deportieren sei. ... Allein 40.000 Menschen wurden auf diese Weise, im »Albumverfahren«, getötet. Nirgendwo wagten es die subalternen Beamten, Todesurteile ohne Zustimmung des Diktators zu vollstrecken. Sie mußten um Erlaubnis fragen, wenn sie die Zahl der Opfer erhöhen wollten... Der Exzeß war die Lebensform des Diktators. Jede Tötungsaktion wurde in dem Wissen vollbracht, daß der Despot im Kreml Gefallen an ihr fand... Nichts ... deutet darauf hin, daß Stalin ein Täter war, der ideologischen Zwängen gehorchte ... Stalin war vielmehr ein Mörder, dem es Freude bereitete, zu zerstören und zu verletzen ...

Siehe auch die Rezension bei hpd.de.

Leseprobe pdf


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.10.2013 um 17.39

Warum ich kein Christ bin
Bericht und Argumentation.

C.H. Beck Verlag, München 2013. 280 S., geb., 19,95 €

Es liegt nicht an mir, daß das Christentum alt aussieht. Seine Anfänge liegen 2000 Jahre zurück. Natürlich hat es nicht schon deswegen unrecht, weil es antik ist. Die Geometrie ist noch älter. Die griechische Philosophie ebenso. Auch sie hat ihre Traditionslast. Auch von dieser muß hier die Rede sein, denn Philosophie und Geschichtsforschung haben meine Kinderzweifel am christlichen Glauben großgezogen...

Hans Maier, ehemaliger Kultusminister, auch Auftraggeber für die Reform „des Längeren“, zeigt in dem von der Traditionsschreibung abgefallenen Kirchenblatt FAZ kein Verständnis für seinen ehemaligen Glaubensbruder, der noch im hohem Alter den Absprung gewagt hat:

25.08.2013 • Bis zum Atheisten will er es nicht mehr bringen: Der Mainzer Philosophiehistoriker Kurt Flasch erklärt, warum er vom Christentum abgefallen ist. Von Theologen lässt er sich dabei leider nicht helfen...
Es ist ja verhältnismäßig leicht - und wird schon des Längeren geübt -, aus den biblischen Texten Einzelnes herauszugreifen, was auf heutige Gemüter verstörend und abschreckend wirkt, und die kritische Aufmerksamkeit darauf zu richten...

faz.net 25.8.2013
Siehe auch die Rezension bei hpd.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.10.2013 um 13.15

Lichter des Toren
Der Idiot und seine Zeit

Diederichs Verlag, München 2013 [Random]

MIT SEINEM BRUDER, EINEM KRETIN, ging der Junge die Landstraße hinaus. Wie steif und verordnet er schritt! Nicht mal hätte man sagen können, wer von beiden der Ältere war, der Begleiter oder das rundköpfige, tapsige Wesen, das er ausführte, eines von seinem eigenen Fleisch und Blut. Der Idiot hielt seinen Kopf gesenkt, und es lächerte ihn grundlos, im wesentlichen und schlechthin. Der Imbezille ist jemand ohne Stab (bacillum). Der gerade Bruder war ihm einer, er ging bei ihm eingehängt. Manchmal zuckte der Gerade mit dem Arm, so wie eine steife Gattin ihren betrunkenen Mann vom Torkeln abhält und an sich zieht. Ja, er riß sogar an ihm und zerrte ihn in einen festeren Schritt...


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.08.2013 um 10.07

Siegfried Lenz
Die Nacht im Hotel
Illustrationen von Joelle Tourlonias
cadeau 2013
(Die Kurzgeschichte selbst erschien schon vor über 60 Jahren)

Hans Küng
Was bleibt
Kerngedanken
Piper 2013

Wolfgang Prinz
Selbst im Spiegel
Die soziale Konstruktion von Subjektivität
Suhrkamp 2013

Jan-Werner Müller
Das demokratische Zeitalter
Eine politische Ideengeschichte Europas im 20. Jahrhundert
Suhrkamp 2013

Philippe Van Parijs
Sprachengerechtigkeit
für Europa und die Welt
Suhrkamp 2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.06.2013 um 16.52

Blumenberg
Suhrkamp 2011

„… Blumenberg wußte sofort, daß hier viel falsch zu machen war und nur eines richtig: abwarten und Fassung behalten. Er wußte auch, daß in Gestalt des Löwen eine außerordentliche Ehre ihm widerfuhr …“

Büchner-Preis für Sibylle Lewitscharoff
SPIEGEL ONLINE - 04.06.2013
Ehrung für eine phantasievolle, intelligente Erzählerin: Sibylle Lewitscharoff wird mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
Zuletzt veröffentlichte die Schriftstellerin "Blumenberg", einen tollkühnen Roman über den Philosophen Hans Blumenberg …


eingetragen von Moritz Schmitz am 03.05.2013 um 11.01

Ich war so frei und habe markiert was ich schon gelesen habe

Dies sind die Bücher der Süddeutschen Bibliothek:

gelesen: 1. Milan Kundera: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
gelesen:2. Umberto Eco: Der Name der Rose
gelesen:3. Günter Grass: Katz und Maus
gelesen:4. Francis Scott Fitzgerald: Der große Gatsby
gelesen:5. Thomas Bernhard: Der Untergeher
6. Paul Auster: Stadt aus Glas
7. Elias Canetti: Die Stimmen von Marrakesch
8. Edward M. Forster: Wiedersehen in Howards End
9. Martin Walser: Ehen in Philippsburg
10. John Irving: Das Hotel New Hampshire
11. Juan Carlos Onetti: Das kurze Leben
gelesen:12. Arthur Schnitzler: Traumnovelle
13. Peter Handke: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter
14. James Joyce: Ein Porträt des Künstlers als junger Mann
15. Marguerite Yourcenar: Der Fangschuss

gelesen:16. Patricia Highsmith: Der talentierte Mr Ripley
17. Jorge Semprún: Was für ein schöner Sonntag!
18. Uwe Johnson: Mutmaßungen über Jakob
19. Harry Mulisch: Das Attentat
20. Joseph Conrad: Herz der Finsternis
21. Julio Cortázar: Der Verfolger
22. Claude Simon: Die Akazie
23. Michael Ondaatje: Der englische Patient
24. Georges Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah
25. William Faulkner: Die Freistatt
26. Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
27. Wolfgang Koeppen: Das Treibhaus
28. Siegfried Lenz: Deutschstunde
29. Graham Greene: Der dritte Mann
30. Eduard von Keyserling: Wellen
31. Ian McEwan: Der Zementgarten
32. Max Frisch: Mein Name sei Gantenbein
33. Cees Nooteboom: Allerseelen
34. William Somerset Maugham: Der Magier
35. Carson McCullers: Das Herz ist ein einsamer Jäger
36. Franz Kafka: Amerika
37. Bruce Chatwin: Traumpfade
gelesen:38. Botho Strauß: Paare, Passanten
39. Marcel Proust: Eine Liebe Swanns
40. John Steinbeck: Tortilla Flat
41. Andrzej Szczypiorski: Die schöne Frau Seidenman
42. Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker
43. Julian Green: Leviathan
gelesen:44. Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray
45. Jurek Becker: Bronsteins Kinder
gelesen:46. Hermann Hesse: Unterm Rad
47. Peter Høeg: Fräulein Smillas Gespür für Schnee
48. Primi Levi: Das periodische System
49. Marguerite Duras: Der Liebhaber
50. Italo Calvino: Wenn ein Reisender in einer Winternacht

Meiner Meinung nach, waren die aber nicht alle gut.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.04.2013 um 06.50

Die Schreie der Verwundeten
Versuch über die Grausamkeit

C.H.Beck 2013
EUR 19,95

Bei dem Ball lernt er Graf Altamira kennen, der sich in Italien an einer Verschwörung beteiligt hatte und deswegen jederzeit ausgeliefert und zum Tode verurteilt werden kann. Mit ihm spricht Julien über die Ungeheuer der Revolution und über die Grausamkeit, die unerläßlich sein kann, um eine einflußreiche Stellung zu erobern.

Rezension: spiegel.de 18.4.2013


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.04.2013 um 08.09

Wer liest, kommt weiter
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 287 Seiten, 12,5 x 20,0 cm
Mit einem Nachwort von Martin Walser
Gütersloher Verlagshaus 2013
ISBN: 978-3-579-06654-7, € 19,99

Antonio und Francesco und allen jungen und jung gebliebenen Leserinnen und Lesern herzlich zugeeignet

Aus S. 9
Was muß man immer auch tun, wenn man zuhört, spricht, liest oder schreibt? Beim Zuhören, Lesen Sprechen und Schreiben muß man immer auch denken! Wenn man es nicht tut, hört man zwar, aber hört nicht zu, redet oder schreibt wirres Zeug, hört mit dem Lesen auf oder schläft ein.

Alle fünf Fähigkeiten aber sind für den Menschen zentral. Warum? Die Schüler hatten schon einmal gehört, wie der griechische Philosoph Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) den Menschen definiert hat: als zoon politikòn, als staatenbildendes Wesen, als Gemeinschaftswesen …


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.04.2013 um 07.28

Alexanders Erben: Alexander 3
Wilhelm Heyne Verlag (Random House) 2013
Gebundene Ausgabe EUR 19,99

Dymas legte den Halm beiseite und überflog, was er für Aristoteles geschrieben hatte… Seine geheimen Berichte hatte er früher so aufgezeichnet, und er nahm an, daß die Empfänger sie gelesen hatten, als ob sie ihm und ihnen glauben und zugleich mißtrauen sollten. Wie, außer durch Zweifel, kann Gewißheit entstehen? Was, außer dem Zweifel, ist schon gewiß?
amazon.de

(Dank an „Glasreiniger” für diesen Hinweis)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.03.2013 um 13.23

Prekäres Wissen
Eine andere Ideengeschichte der Frühen Neuzeit
Suhrkamp, Berlin 2012
556 Seiten, 39,95 Euro

Besprechung dradio.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.03.2013 um 13.23

Das antike Christentum
Frömmigkeit, Lebensformen, Institutionen
C.H.BECK 2., durchgesehene und erweiterte Auflage 2012.
348 S.: mit 10 Abbildungen und 1 Karte. Paperback 14,95 €


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.03.2013 um 10.54

Riß durchs Festland
Roman
Boyens Verlag 2011

Es ist die Momentaufnahme einer Idylle – und gleichzeitig der letzte Akt eines Dramas, das von Nationalismus und Feindschaft, von kleinen und großen Kriegen, von Ressentiments, Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit gezeichnet ist. Nur ein einziges Foto hat sich erhalten. Es zeigt drei Paare der weit verzweigten Pastorenfamilie Prahl beim Aufbruch zur Nicolaikirche in Eckernförde…
buchverlag.boyens-medien.de

Von Uwe Pörksen, emeritiertem Germanistikprofessor aus Freiburg im Breisgau und gebürtigem Breklumer, ist soeben der Roman „Riß durchs Festland“ erschienen ... shz

Leseprobe: https://www.amazon.de/Ri%C3%9F-durchs-Festland-Uwe-P%C3%B6rksen/dp/3804213448#reader_B00GX0XE0E


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.03.2013 um 10.34

Der Augenblick
Reisen durch den unbekannten Alltag

Verlag Antje Kunstmann 2012

Nach Hinweis von Peter Küsel bei FDS


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.03.2013 um 09.26

Kriminalgeschichte des Christentums.
Band 10

Rowohlt 2013, € 22,95

Es muß ein eigentümliches Vergnügen sein
Leseprobe aus dem 10. Band

Bekanntlich hat das christliche Rom einst auch die Sklaverei von der Antike übernommen und fortgesetzt, haben Paulus, Augustinus, Thomas von Aquin, die größten Leuchten dieser Religion, auf das Beredteste durch alle Zeiten auch die Sklaverei propagiert, hat die Catholica von Generation zu Generation stets neue Unfreiheit verhängt und unter allen europäischen Großstädten das päpstliche Rom auch am längsten an der Sklaverei festgehalten. Doch räumt man ein, so schrieb ich schon vor langem und möchte es jetzt wiederholen, nicht nur weil es mir einen (wegen Geringfügigkeit eingestellten) Prozeß eintrug ..., doch räumt man ein, daß die Ideale des Evangeliums sehr hochgesteckt sind, daß man Christentum und Kirchen nicht schon deshalb verdammen darf, weil sie diese Ideale nicht ganz, nicht halb oder, wenn Sie wollen, noch weniger realisieren.

rowohlt.de pdf


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.02.2013 um 09.27

Tanzen auf Beton
Weiterer Bericht von der unendlichen Analyse
Literaturverlag Droschl 2012, 168 S., 19 €

„An der Eingangstür stand »Danke, daß sie hier nicht rauchen«, und ich war erstaunt, daß Ikea sich der Rechtschreibreform verweigert, aber L gab zu bedenken, daß es diese Ikea-Filiale schon viel länger gebe als die Rechtschreibreform ….“

Der Freitag:
Klug durch Psychoanalyse
Iris Hanika Sie macht aus ihrer Erfahrung auf der Couch große Literatur. Nun ist ihr neues Buch „Tanzen auf Beton“ erschienen. (Katharina Schmitz)
freitag.de 3.9.12

Märkische Allgemeine:
Es ist die unbedingte Klugheit und die Selbstverachtung der Erzählerin, die eine fabelhafte Spannung aufbauen in diesem Buch, das sich nicht liest wie ein Roman, sondern durchgehend wie ein Tagebuch... Aufbau und Stil erinnern an die Tagebücher von Max Frisch ... (Lars Grote)

maerkischeallgemeine.de 23.2.13

Zu Iris Hanika siehe auch nuernbergwiki.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.02.2013 um 22.30

Mit Gott und den Faschisten
Der Vatikan im Bunde mit Mussolini, Franco, Hitler und Pavelic.
Ahriman-Verlag, Freiburg 2012, 227 Seiten, 19,80 Euro

Karlheinz Deschners Buch über Vatikan und Faschismus ist neu erschienen
Dem Berliner Kirchenkritiker und Publizisten Peter Gorenflos ist es zu verdanken, daß Karlheinz Deschners fundamentales Werk »Mit Gott und den Faschisten« nach 47 Jahren wieder in einer unveränderten Ausgabe erschienen ist…
jungewelt.de 11.2.2013

Merkwürdig ist bei Deschner.info des Autors ...

Hinweis aus aktuellem Anlass:

„Die Neuauflage dieses Werks im Ahriman-Verlag Ende 2012 erfolgte gegen meinen (dem Verlag wie dem Herausgeber bekannten) Willen und schließlich ohne mein Wissen."

Karlheinz Deschner, 16. Januar 2013

deschner.info


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.01.2013 um 13.35

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Lotte Pohl
Ist es also nicht so, dass die meisten der neu aufgelegten Bücher in der neuen deutschen Rechtschreibung gedruckt werden, außer die Rechtschreibung wird vom Autor als Stilmittel verwendet?

Liebe Lotte,
die Verwendung der „alten“ Schreibweise ist kein Stilmittel (etwa zur Erzeugung des Kolorits einer vergangenen Epoche), sondern lebendig fortgeführte Tradition. Sie wird nur durch die Macht der Kultusminister über die Schulen und den zwangsmissionierenden Unterwerfungseifer der Medien abgewürgt.

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Lotte Pohl am 29.01.2013 um 08.26

Ist es also nicht so, dass die meisten der neu aufgelegten Bücher in der neuen deutschen Rechtschreibung gedruckt werden, außer die Rechtschreibung wird vom Autor als Stilmittel verwendet?
__________________
Liebe Grüsse


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.01.2013 um 18.40

MISSRATEN
Ein Leben ohne Ideologie
Biographie, 339 Seiten
KLECKS VERLAG, 16,80 €
ISBN 978-3-942884-25-9

Verlagsbeschreibung
Hartmut Grebe wehrt sich frühzeitig gegen die “Schwarze Pädagogik” seiner Eltern mit einem inneren Panzer, durch den auch keine üblichen Werte und Moralvorstellungen dringen.

Er bewegt sich durch die Welt wie ein interessierter Anthropologe hinter einer Maske. Aus der Sicht eines Außenseiters beschreibt er seine abenteuerliche Odyssee durch Länder, Berufsbereiche und gesellschaftliche Umfelder mit witzigen, ideologiekritischen und oft provokanten Kommentaren.

Auch im Internet-Auftritt von Jürgen Elsässers „Compact“-Magazin darf der Autor, Ingenieur und Lebensberater Dr. Hartmut Grebe seine herkömmliche Rechtschreibung beibehalten. Er ist wohl in seinen 20 Jahren USA dem hiesigen Reform- und Anpassungswahn entgangen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.01.2013 um 10.20

Allein unter Deutschen
Eine Entdeckungsreise
Suhrkamp Taschenbuch 2012
(Übersetzer: Michael Adrian)

„Ich komme, unter uns gesagt, aus einer Familie von Holocaust-Überlebenden… Ich frage mich, was meine Eltern sagen würden, wenn sie wüßten, daß ich mich als Deutscher ausgebe.“

Die deutschen Rezensionen sind kritisch: spiegel.de 4.12.2013, hpd 8.1.13

Beide fälschen allerdings die Textzitate. Es soll keiner wissen, daß noch ordentlich gedruckte Bücher erscheinen:
Wer "Allein unter Deutschen" aufschlägt, dürfte sich wundern: Das Buch mag keine empirische Studie sein - ebenso wenig aber ist es eine Hetzschrift… Tenenbom beginnt seine Reise in Hamburg… Auf seine Frage, ob es in Hamburg auch Rechtsradikale gebe, "brüsten sich die stolzen Hamburger: 'Wir haben in Norddeutschland keine Nazis'", "'du musst in den Osten' sagen sie mir. ..." – Über bierseelige Autonome heißt es etwa: „Die Studis aber haben ihren Spaß. Nur dass sie sich nicht als ‚Spaßvögel’ bezeichnen. Wie die Bumm-Rapper an der Sternschanze bezeichnen sich auch diese Studenten als Anarchisten“ (S. 32f.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.12.2012 um 16.01

Petri-Patri-Paradies
Wirklich gewesene Utopie
Wachholtz Verlag 2004
jetzt:
Hede Haddeby Verlag, 48 S., 12 Fotos, broschiert,
ISBN 978-3-939781-04-2.




Die Autorin schreibt dazu:

„Ich denke nicht, wir hätten verharren sollen an unseren alten Orten.
Aber der Maßstab für die Verwirklichung von besserem Neuem
hätte immer orientiert bleiben müssen an dem, was wirklich ist:

Wir leben auf diesem Stern, von dem wir nicht weg können
und wohin uns niemand von woanders was bringt!“


„Mein“ „PETRI-PATRI-PARADIES“, der Holm vor Schleswig,
jene Insel, von der aus meine Vorfahren über Jahrhunderte Fischfang betrieben,
ist Ausgangspunkt für meine Vertiefungen.
Dieser alte Ort steht als Beispiel für weltweit untergegangene Lebenskultur,
denn er liegt - wie kaum ein anderer - in seinem alten Gefüge noch nachahnbar da ...

Daneben habe ich mich mit der plattdeutschen Sprache auseinandergesetzt - zum Beispiel Gedichte von Erich Fried und eine Erzählung von Franz Kafka ins Plattdeutsche übertragen und hochdeutsch und plattdeutsch nebeneinander veröffentlicht…“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.12.2012 um 08.27

... Fernweh: „Wenngleich nicht von dem Wahn berauscht, daß in den andern Welttheilen Alles besser sei, als in dem unsrigen, so fühlte ich doch, gleich jedem andern jungen Manne, je näher das Ende meiner kaufmännischen Lehrzeit rückte, je mehr den Drang, Einige der fernen Laender zu besuchen.“ ...

Und so beginnt das „Südsee-Tagebuch eines Bremer Kaufmanns“, geschrieben in den Jahren 1845 bis 1848 und gedacht für die Familie. Jetzt, mehr als 160 Jahre später, liegt das Tagebuch des Kaufmannssohns Eugen Carl Wilhelm Traub (1823 bis 1894), in gedruckter Fassung vor. „Ich war im höchsten Grade Europa-müde und gab die Zeit, die ich hier noch zubringen mußte, für verloren.“

Der Originalton bleibt erhalten, die Rechtschreibung des 19. Jahrhunderts auch – Fußnoten allerdings kommen hinzu in diesem Band, den das Deutsche Schiffahrtsmuseum (DSM) herausgibt und der jetzt im Oceanum-Verlag (Wiefelstede) erschienen ist (204 Seiten, Preis: 17,90 Euro)…

Ursula Feldkamp vom Deutschen Schiffahrtsmuseum entdeckte eine Kopie der handschriftlichen Aufzeichnungen Traubs im Bremer Staatsarchiv.

Schnell sei deutlich geworden, dass das Tagebuch „nicht nur aus schifffahrtshistorischer, sondern auch aus ethnologischer Sicht interessante Aspekte enthält“, schreibt sie im Vorwort der gedruckten Fassung. Die basiert auf dem Original des Tagebuchs, zur Verfügung gestellt von den Nachfahren des Autors – Lilli und Richard Traub aus Bremen…

Im vergangenen Jahr veröffentlichte der Hauschild-Verlag die zweibändige Arbeit „Mit Kurs auf Charleston, S. C.: Kapitän Heinrich Wieting und die deutsche Auswanderung nach South Carolina im 19. Jahrhundert – herausgebracht als Band 13 und 14 der Reihe „Deutsche Maritime Studien“ des Deutschen Schiffahrtsmuseums.

kreiszeitung.de 21.12.2012

Zu „Schiffahrtsmuseum“ siehe hier, in Flensburg auch hier.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.12.2012 um 05.32

Politische Korrektheit
Das Schlachtfeld der Tugendwächter

Manuskriptum 2009


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.12.2012 um 18.03

(gefunden in Ossietzky 25/2012)

Mensch und Tier

Im Ton des von Enkeln umringten Großvaters reimt Hans Krieger auf jedes Tier, das ihm begegnet, ein Gedicht, mal belehrend, mal auch moralisierend, meist vergnüglich, gelegentlich gern ein bißchen albern, aber immer sowohl tier- als auch menschenfreundlich, allerdings oft erschrocken über Menschen, die sich so wenig menschlich verhalten, daß es die Tiere graust. Das liest sich zum Beispiel so: »Ein Wolf, ganz gegen die Natur, / studierte mal Literatur. / Er las in Märchen, Fabeln, Sagen, / wie grausam Wölfe Menschen plagen. / Er las in Philosophentexten, / daß meist der Mensch an seinem Nächsten / so mörderisch und wölfisch handle, / als ob er sich zum Wolf verwandle. / Der Wolf springt auf und ruft entsetzt: / »Wie schlimm wird gegen uns gehetzt! / So böse sind wir Wölfe nicht, / es ist der Mensch der Bösewicht! ...« Die Ansprache des Wolfes endet mit dem Zeilenpaar: »... und wenn man Menschen Wölfe nennt, / ist’s für den Mensch ein Kompliment.«

Unter der Überschrift »Meise« bekennt der Autor: »Hab‘ ich immer noch kein Handy, / halt‘ mich still auf meine Weise, / ist es klar: Ich bin nicht trendy, / also hab‘ ich eine Meise. // Wenn ich mich des Fleischs enthalte, / lieber vegetarisch speise, / hör‘ ich sagen: »Schau, der Alte, / gell, der spinnt, der hat ‘ne Meise.« // Wenn ich noch auf Sozialismus / hoffe und den Markt nicht preise, / fehlt es mir an Realismus, / und es heißt: Der hat ‘ne Meise.« Kurz: Der Autor erweist sich als Menschenkenner und Vernunftmensch.
E. S.

Hans Krieger: »Das Asphalt-Zebra – Animalphabetische Verse«, Zeichnungen von Christine Rieck-Sonntag, Oreos-Verlag, 135 Seiten, 16,80 €


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.12.2012 um 21.50

Ralph Dohrmann hat in seinem Debüt "Kronhardt" einen passiven Helden geschaffen – und einen Roman, der auf 900 Seiten die Entwicklung Deutschlands nach 1945 aufblättert.

Erleben wir eine Renaissance der großen Romane des vorigen Jahrhunderts? Oder sind diese umfangreichen Werke der Versuch, der Schnelllebigkeit unserer Zeit etwas entgegegenzusetzen? Wollen sie die Leser zur Langsamkeit verführen?

Im Fall von „Kronhardt“ ist jedenfalls der Bezug zu einem großen Roman augenfällig. Wie in Thomas Manns „Buddenbrooks“ geht es auch in „Kronhardt“ um eine wohlhabende hanseatische Familie. Hier wie dort werden die Beziehungsgeflechte der Familienmitglieder analysiert. Aber nicht nur das Thema, auch die Art des Schreibens stellt Bezüge her. „Kronhardt“ ist in drei Teile gegliedert, wobei schon die Anlage des ersten Teils – eine durchgehend chronologische Darstellung ohne zeitliche Brüche – retro wirkt. Zudem ist das Buch in alter Rechtschreibung verfasst…

Dohrmann hat für diesen Roman ein Schreibstipendium erhalten. Im Nebenerwerb wäre diese Arbeit wohl kaum zu bewältigen gewesen und zwar nicht nur wegen des Umfangs. Der Autor hat an seinem Text gefeilt und geschmiedet, bis er zu dem wurde, was er ist. Jedes Bild, jede Naturstimmung wird in neue, ungewohnte, aber durchwegs treffende Worte gekleidet. Alles in allem ein wunderbares Buch, das einen ob der schieren Sprachmacht des Autors einsaugt und erst auf der letzten Seite wieder ausspuckt. Ein Buch für Menschen, die sich Zeit nehmen.

Ralph Dohrmann
Kronhardt
Ullstein Verlag
928 Seiten
24,99 Euro

Die Presse 8.12.2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.09.2012 um 19.12

Peter Sloterdijk
Zeilen und Tage
Notizen 2008 – 2011
Suhrkamp 2012

Walter Kempowski
Wenn das man gut geht!
Aufzeichnungen 1956 – 1970
Knaus 2012

Ernst Augustin
Robinsons blaues Haus
Roman
C.H.Beck 2012

Adolf Muschg
Löwenstern
Roman
C.H.Beck 2012

Gerhard Henschel
Abenteuerroman
Hoffman und Campe 2012

Cees Noteboom
Briefe an Poseidon
Suhrkamp 2012

Frank Schulz
Onno Viets und der Irre von Kiez
Galiani Berlin 2012

Anna Katharina Hahn
Am Schwarzen Berg
Suhrkamp 2012

Günter Grass
Vatertag
Steidl 2012

Seneca
Von der Gelassenheit
Neu übersetzt von Bernhard Zimmermann
dtv/C.H.Beck 2010/2012
„Nicht ist so bitter, daß ein gefaßtes Herz
keinen Trost fände.“


Ronald Dworkin
Gerechtigkeit für Igel
Aus dem Amerikanischen
von Robert Celicates und Eva Engels
Suhrkamp 2012
„Das tiefgründigste rechtsphilosophische Buch
der Saison“ (The Times)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.09.2012 um 20.49

Helmut Kohl. Eine politische Biografie

DVA, München.
900 S., 34,99 €

Die Reformierung … war mit ihm nicht zu haben: Der Zeithistoriker Hans-Peter Schwarz (Jg. 1934) ist Emeritus der Universität Bonn und hat Standardwerke über die Geschichte der Bundesrepublik vorgelegt.

Alles in allem aber stellt das Buch, das in einer Prosa von gezügelter Eleganz und in alter Rechtschreibung verfasst ist, eine höchst gelungene Gesamtwürdigung dar, die ohne immensen Fleiß nicht zustande gekommen wäre. "Wahrhaftigkeit, Empathie und zugleich kritische Distanz", schreibt Schwarz im Nachwort, seien die Grundsätze, denen er sich verpflichtet sehe; und nicht ohne Ironie – die als leiser Unterton das ganze Buch durchzieht – nennt er sich, der lange in Bonn lebte und Kohl aus der Nähe erlebt hat, in Analogie zum Hauptstadtjournalisten einen "Hauptstadtprofessor".

Welt.de 3.9.2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.09.2012 um 12.55

Die Reisetagebücher,
hg. von Gotthard Erler und Christine Hehle,
958 S., geb., 48 €.

Ellernklipp,
hg. von Christine Hehle und Christina Salmen,
232 S., geb., 22 €.
Beide Bände in der Großen Brandenburger Ausgabe
des Aufbau Verlages.

… Einige dieser Notizbücher sind, wenngleich unzulänglich ediert, schon früher in unterschiedlichen Publikationen gedruckt worden, fünf lagen bislang unveröffentlicht im Archiv und kommen erst jetzt in einem umfangreichen Band ans Licht, der sämtliche Reisetagebücher Fontanes bündelt. Die respektable Sammlung komplettiert die Tagebuchabteilung in der Großen Brandenburger Ausgabe, die 1994 mit den Journalen der Jahre 1852 bis 1858 und 1866 bis 1898 eröffnet wurde…

Hier ist wieder ein Band, den man in früheren Editionen nicht findet. Die Vorzüge der Großen Brandenburger Ausgabe offenbaren sich ein weiteres Mal: der Text konsequent und buchstabengenau nach den Handschriften gedruckt (was in heutigen, der modernen Rechtschreibung angepassten Leseausgaben längst keine Selbstverständlichkeit mehr ist), dazu ein Kommentar, der über das Übliche weit hinausgeht und in den »Reisetagebüchern« die Hälfte des Umfangs (in der soeben ausgelieferten Mordgeschichte »Ellernklipp« fast die Hälfte) beansprucht…

neues-deutschland.de 11.9.2012


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.09.2012 um 19.29

Aufkommender Atem
Gedichte


Suhrkamp 2011
Gebunden, 99 Seiten
ISBN: 978-3-518-42273-1

»Das Blasse mein ich, das im Licht verschwindet,
in Wachschlaf fällt, und eingehüllt, vergessen
am Grund liegt, wartet, weil ein Fisch sich windet,
weil Krebse wachsen und sich stumm zerfressen,
weil langsam eine warme Sandform bricht,
das Wartende aus Tod und Leben, weich
und sprachlos, wie es von dem Anfang spricht
und daß ein Atemzug für immer reicht.«


Siehe auch tageswoche.ch 10.9.2012

«Vorfrühling», das erste Gedicht im Band «Aufkommender Atem» (erschienen 2011) ist, wie die andern Gedichte des Bandes, nach traditioneller Art gereimt. Auch der Umgang mit Syntax und Orthografie entspricht den herkömmlichen Regeln …


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.08.2012 um 18.58

Koloß im Nebel - Gedichte
Suhrkamp, Berlin. 227 S., 25 Euro
ISBN 978-3518423165)

Leseprobe:

Regression mit Buffalo Bill

Laub muß schon liegen, gehärtet zu Blech und gerollt
In Tausenden Ausschußformen, verworfene Produktion,
Auf die dann der Regen fällt eines Oktobermorgens…

In der Welt erschien ein Verriß von Fritz J. Raddatz, der selbst einmal Goethe zum Bahnhof gebracht hat: „Durs Grünbein – die dichtende Luftnummer. Die Deutschen halten Helmut Schmidt für einen großen Kanzler und Durs Grünbein für einen großen Dichter.“ „Plauderpoeme – mal schnoddrig, mal pseudotiefsinnig, mal bildungstouristisch.“ In der Welt werden natürlich nur Stellen ohne Traditions-ß vorgeführt, und selbst der Titel des Gedichtbandes wird reformiert.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.08.2012 um 08.06

Der Mythenschmied
Paulus und die Erfindung des Christentums

Hrsg. u. Übers. von Fritz Erik Hoevels.
270 S. brosch. 2. erw. Aufl. Ahriman-Verlag.
Freiburg. 19,80 Euro. ISBN 978-3-89484-605-3

Das Buch wurde am 6.8.12 besprochen bei Freigeist-Weimar.de

Der kenntnisreiche Autor (1924-2004) klärt etliche Verworrenheiten des Paulus-Krimis auf. Angenehm überrascht die herkömmliche Rechtschreibung.

P.S. Anders als die deutsche Wikipedia gibt die englische ausführlichen Bericht zum Autor:
Hyam Maccoby (1924–2004) was a British Jewish scholar and dramatist specializing in the study of the Jewish and Christian religious tradition. His grandfather and namesake was Rabbi Hyam (or "Chaim") Maccoby (1858–1916), better known as the "Kamenitzer Maggid," a passionate religious Zionist and advocate of vegetarianism and animal welfare...



eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.07.2012 um 16.13

Das Buch ist als Abschlußarbeit im Fach Kommunikationsdesign an der Hochschule Mannheim (Fakultät für Gestaltung) zum Sommersemesterende des Jahres 2011, im 100. Todesjahr von Konrad Duden, entstanden. Bei Interesse kann das Buch als bibliophiles Exemplar oder als PDF-Datei angefordert werden.

Bestellbar via E-Mail an alexander.walter@rechtschreibsiegel.

rechtschreibsiegel.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.07.2012 um 08.37

101 Asservate –
Alter Worte Welt

Connewitzer Verlagsbuchhandlung Peter Hinke
Leipzig 2012, gebunden, 136 Seiten, 18 Euro

Rominte van Thiel schreibt in der „Deutschen Sprachwelt“ (48/2012):

Es ist ein wahrer Wortschatz. Der Leipziger Dichter Thomas Böhme hat 101 Wörter, die manchem alt oder veraltet vorkommen mögen, für sich und seine Leser aufbewahrt, weswegen er sie „101 Asservate“ nennt… So taucht der Leser in die im Buch zwar alphabetisch geordnete, aber poetische Welt von Aberwitz, Anfechtung, Chaiselongue über Stelldichein und Unterpfand bis Zipperlein ein…

Das Buch ist schön gebunden, typographisch ansprechend, mit Anspielungen an das „Alte“, überdies in traditioneller Rechtschreibung: ein Lesevergnügen für den, der gern Wörtern nachspürt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.04.2012 um 16.46

Beim Blättern in den Buchhandlungen läßt sich nicht leugnen: Der orthographische ss-Staat und die Diktatur der Mediokratie bauen ihre erdrückende Macht aus, so daß auch viele ernstzunehmende Autoren sich der „Macht des Faktischen“ beugen. Dennoch findet man immer wieder neuere Werke, die in anständiger traditioneller Rechtschreibung veröffentlich sind:

Uwe Tellkamp
Die Uhr
Edition Eichthal 2010

Siegfried Lenz
Die Maske
Hoffmann und Campe 2011

Walter Boehlich
(1921-2006)
Die Antwort ist das Unglück der Frage
Ausgewählte Schriften (704 Seiten)
S. Fischer 2011

Hans-Jürgen Hinrichs
Peter Sloterdijk
Die Kunst des Philosophierens
Hanser 2011

Ilija Trojanow
EisTau
Hanser 2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.02.2012 um 10.10

Die Urknallhypothese, ein Hindernis für die kosmologische Forschung.
Der Irrglaube vom Anfang und vom Ende des Universums.

Remscheid: Re-Di-Roma-Verlag, 2011, 177 S.,
ISBN 978-3-86870-353-5 - rediroma-verlag.de

(In bewährter klassischer Qualitätsorthographie.)

NB. Zweifel an der scheinbar erfolgreichen Urknallhypothese muten heute exotisch an. In der Wissenschaft gibt es jedoch kein Evangelium. Entscheidend für den Nutzen einer Theorie ist ausschließlich die widerspruchsfreie Erklärungsstärke.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.02.2012 um 08.05

Weltgeschichte der Sprachen
Verlag C. H. Beck, München 2006
(in bewährter Rechtschreibung)

Nach Hinweis von Manfred Riemer bei Sprachforschung.org

Die vorhergehenden Bücher, wie „Kleines Lexikon der Sprachen“ (Beck 2001) und „Universalgeschichte der Schrift“ (Campus 1990) sind, wie ich sehe, auch reformfrei veröffentlicht.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.12.2011 um 12.47

Gedichte
Fischer Taschenbuch Verlag 2010
395 Seiten in traditioneller Rechtschreibung

Und als der Frühling weit und breit
Von neuem schien und schwärmte,
Da tat dem Knab ’s Vöglein leid,
Daß es kein Strahl erwärmte.

(Im Anhang 10 Seiten Biographisches nach Kindlers Literatur Lexikon 2009 – in Reformistdeutsch.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.12.2011 um 11.56

Bildung
geht nur mit Anstrengung

Wie wir wieder eine Bildungsnation werden können
Classicus-Verlag 2011
9,90 EUR
Rezension hier.
Lieferbar über libri.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.11.2011 um 20.30

Arabiens Stunde der Wahrheit
Aufruhr an der Schwelle Europas

Propyläen 2011
EUR 24,99

Auftakt
Tourettes-sur-Loup, September 2011-11-21

Im alten Rom galt der Spruch, daß auch die Bücher ihr Schicksal besäßen. »Habent sua fata libelli«. Diese Aussage läßt sich auf die vorliegende Veröffentlichung übertragen, denn als ich die ersten Zeilen schrieb …

Leseprobe

Scholl-Latour meidet bewußt die Schreibweisen des kultusministeriellen Ass-Excellence-Clusters.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.10.2011 um 14.57

Alexander Glück kündigt bei FDS traditionell verfaßte Bücher an:

... bei der Gelegenheit möchte ich gerne auf zwei neue Bücher von mir hinweisen, die im Frühling 2012 in klassischer Rechtschreibung erscheinen werden:

1) Wiener Unterwelten

2) Mozarts letzte Ruhe. Der Biedermeierfriedhof von Sankt Marx


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.10.2011 um 05.41

Geschichte der Häßlichkeit
Hanser 2007

Im Krebsgang voran
Hanser 2007

(Nach Hinweis von Oliver Höher bei FDS.
Der neueste Roman ist leider in Reformschrieb.
)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.09.2011 um 07.35

Auch fünfzehn Jahre nach Beginn der Zwangsmissionierung der jungen Generation und fünf Jahre nach dem erneuten Kotau der großen Zeitungen vor Kultusminister-ss und Medienmafia erscheinen Bücher in traditioneller Kulturrechtschreibung:

Fritz J. Raddatz
Die Tagebücher in Bildern
Rowohlt 2011
(Ergänzung zu den Tagebüchern)

Barbara Töpper, Christiane Stukenbrock
1000 Meisterwerke der Malerei
Ullman/Tandem 2011

Sven Regener
Meine Jahre mit Hamburg-Heiner
Logbücher
Galiani Berlin 2011
(Teile auch in ss-Schreibung, System unbekannt)

Wolf Wondratschek
Das Geschenk
Hanser 2011

Navid Kermani
Dein Name
Hanser 2011

Ingeborg Bachmann
Die Radiofamilie
Suhrkamp 2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.09.2011 um 14.15

Im Schaufenster der Kieler Buchhandlung Cordes sah ich heute ein großes Plakat mit dem Gedicht des argentinischen Schriftstellers und Psychiaters Jorge Bucay:

Ich will
Quiero

Ich will, daß du mir zuhörst, ohne über mich zu urteilen
Quiero que me oigas sin juzgarme

Ich will, daß du deine Meinung sagst, ohne mir Ratschläge zu erteilen
Quiero que opines sin aconsejarme

Ich will, daß du mir vertraust, ohne etwas zu erwarten
Quiero que confíes en mí sin exigirme

Ich will, daß du mir hilfst, ohne für mich zu entscheiden
Quiero que me ayudes sin intentar decidir por mí

Ich will, daß du für mich sorgst, ohne mich zu erdrücken
Quiero que me cuides sin anularme

Ich will, daß du mich siehst, ohne dich in mir zu sehen
Quiero que me mires sin proyectar tus cosas en mí

Ich will, daß du mich umarmst, ohne mir den Atem zu rauben
Quiero que me abraces sin asfixiarme

Ich will, daß du mir Mut machst, ohne mich zu bedrängen
Quiero que me animes sin empujarme

Ich will, daß du mich hältst, ohne mich festzuhalten
Quiero que me sostengas sin hacerte cargo de mí

Ich will, daß du mich beschützt, aufrichtig
Quiero que me protejas sin mentiras

Ich will, daß du dich näherst, doch nicht als Eindringling
Quiero que te acerques sin invadirme

Ich will, daß du all das kennst, was dir an mir mißfällt
Quiero que conozcas las cosas mías que más te disgusten

Daß du es akzeptierst, versuch es nicht zu ändern
Que las aceptes y no pretendas cambiarlas

Ich will, daß du weißt... daß du heute auf mich zählen kannst...
Quiero que sepas... que hoy puedes contar conmigo...

Bedingungslos.
Sin condiciones.


Jorge Bucay
members.aon.at/sulzberger sulzberger



P.S.: Viele pflichteifrige Untertanengeister, bei denen das Gedicht sogar an der Wand hängt, wetteifern heutzutage, die ss einzusetzen, da der Text ja sonst „befremdend“ oder„schwer lesbar“ wirken könnte.
„Ich will, dass du weißt … daß du heute auf mich zählen kannst … Bedingungslos.“
persoenlichkeits-blog.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.09.2011 um 07.26

Die Grande Beune – Roman
Aus dem Französischen von Katja Massury
Mit einem Nachwort von Jürg Laederach
Erschienen: 18.04.2011
Bibliothek Suhrkamp 1463, Gebunden, 103 Seiten
ISBN: 978-3-518-22463-2

Inhalt
Der Erzähler dieser packenden, knappen Geschichten erinnert sich an die erste Stelle als Lehrer, die er 1961 an dem Fluß der Grande Beune, in einem Dorf in Frankreichs Südwesten antrat. Er begegnet zwei Frauen, der älteren Hélène und der jungen Yvonne. Von Yvonne träumt er Tag und Nacht, ihr stellt er nach. Pierre Michon, einer der Meister der französischen Gegenwartsliteratur, hat Die Grande Beune in einer unerhört sinnlichen und kunstvollen Sprache geschrieben. Bereits das Motto Andrej Platonovs schlägt den Ton an: »Die Erde schlief nackt und gepeinigt wie eine Mutter, der die Decke herabgeglitten war.«

Suhrkamp

Man lasse sich nicht durch die orthographische Fälschung der Zitate bei der FAZ abschrecken:

„Ich glaube nicht an langsam sich enthüllende Schönheiten, wenn man sie unbedingt erfinden muss, mich packen nur Erscheinungen. Diese hier jagte mir sofort ganz unanständige Gedanken ins Blut. Sie war gelinde gesagt ein Prachtweib...“
faz.net 3.6.2011

Die Leseprobe zeigt den Text in traditioneller Kulturrechtschreibung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.09.2011 um 07.04

Theologische Anthropologie
Herder Verlag, Freiburg
erster Teilband 656 Seiten, 40 Euro,
zweiter Teilband 878 Seiten, 54 Euro

Die WELT (dpa) schreibt dazu:

Ein katholischer Theologe entsorgt die Erbsünde

Nicht über die Erbsünde, sondern über die Freiheit führt der Weg der Menschen zu Gott. Damit löst der Theologe Thomas Pröpper einen jahrhundertealten Streit…

Die Freiheit ist sich selbst Gesetz
Verabschiedet wird auch die Ansicht, die Moral gründe in den Geboten Gottes, die der Mensch zu befolgen habe. Stattdessen wirbt Pröpper für eine autonome Ethik, die den Verbindlichkeitsgrund des Sollens in der Unbedingtheit der Freiheit sieht: Die Freiheit ist sich selbst Gesetz, denn nur in der Anerkennung anderer Freiheit wird sie erfüllt.
All dies begründet Pröpper sehr ausführlich – auf 1534 Seiten! Manche Sätze und Kapitel könnten kürzer sein, manche Wiederholungen wegfallen, auch die alte Rechtschreibung befremdet. Aber wer sich wissenschaftlich mit „Gott und Mensch“ beschäftigen will, kommt um dieses Werk kaum herum.

Thomas Pröpper: Theologische Anthropologie (Herder Verlag, Freiburg, erster Teilband 656 Seiten, 40 Euro, zweiter Teilband 878 Seiten, 54 Euro)

dpa/bas

welt.de 7.9.2011

Wikipedia-Eintrag: Thomas Pröpper (* 6. Oktober 1941 in Balve, Westfalen) ist ein katholischer Dogmatiker und Fundamentaltheologe und Sohn des Kirchenmusikdirektors Theodor Pröpper.

Pröpper hatte bis zu seiner krankheitsbedingten vorzeitigen Pensionierung 2003 den Lehrstuhl für Dogmatik und theologische Hermeneutik an der WWU Münster inne.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.08.2011 um 07.24

Die Geschichte des Dragoljub Milanović

05.08.2011 | 15:30 | Von Peter Handke (Die Presse)

Der vergessene Gefangene oder: Der Fall des Serben Dragoljub Milanović, der nach einem absurden Gerichtsurteil seit bald zehn Jahren in einem Gefängnis nahe Belgrad sitzt.

Es ist hier eine Geschichte zu erzählen. Nur weiß ich nicht, wem. Mir scheint, es gebe keinen Adressaten für diese Geschichte, jedenfalls nicht in der Mehrzahl, und nicht einmal in der Einzahl. Mir ist auch, es sei zu spät, sie zu erzählen; der Zeitpunkt verpaßt. Und trotzdem ist es eine dringende Geschichte. Der Meister Eckhart spricht einmal von seinem Bedürfnis zu predigen, das so stark sei, daß er, fände er für seine Predigt kein Gegenüber, seine Predigt – wenn ich mich recht erinnere – notfalls auch an einen „Opferstock“ richten würde. Hier handelt es sich um keine Predigt, sondern, wie gesagt, um eine Geschichte. Aber auch die wäre notfalls einem Holzstoß oder einem leeren Schneckenhaus zu erzählen oder gar, wie im übrigen nicht zum ersten Male, mir hier ganz allein.

Es ist die Geschichte des Dragoljub Milanović, des ehemaligen Direktors von RTS (Radio-Televizija Srbije), dem serbischen Radio und Fernsehen. Seit neun Jahren ist er Häftling in einem Gefängnis seines eigenen Landes, wegen des nächtlichen Bombenbeschusses der Nato auf die TV-Anstalt am 23. April 1999, etwa vier Wochen nach Beginn des Krieges gegen den Staat, welcher damals noch „Bundesrepublik Jugoslawien“ hieß: 16 tote Angestellte des Senders, und ebensoviele Verletzte.

Dragoljub Milanović ist bis heute die einzige Person, die für die Ereignisse des Krieges der „Nordatlantischen Verteidigungsorganisation“ gegen Jugoslawien – eines Krieges, der bei den unvermeidlichen Siegern, und inzwischen nicht nur bei diesen, sondern auch in der Terminologie der offiziellen westlichen Geschichtsschreibung, den Namen „Intervention im Kosovo“ trägt –, Dragoljub Milanović ist bis heute die einzige Person, die als Folge jener Intervention im Kosovo angeklagt, verurteilt (beides von der Staatsanwaltschaft und von einem Gericht seines eigenen, von den Westmächten besiegten Landes) und für fast zehn Jahre eingesperrt worden ist…

[weitergehende umfangreiche Texprobe]

[Peter Handke] Geboren 1942 in Griffen, Kärnten. Lebt in Chaville bei Paris. Büchner-Preis, Kafka-Preis, Großer Österreichischer Staatspreis etc. „Die Geschichte des Dragoljub Milanović“ – auf Wunsch des Autors in alter Rechtschreibung – erscheint in erweiterter Form Ende nächster Woche bei Jung und Jung, Salzburg.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2011)

Die Presse 6.8.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.08.2011 um 02.28

Ludendorff
Diktator im Ersten Weltkrieg


Reinhard Markner von Sprachforschung.org gibt den Hinweis:

Bei Siedler, einem Verlag, der einst brachial die Reformschreibung durchsetzen wollte, ist jetzt Manfred Nebelins Ludendorff-Biographie in tadelloser Orthographie erschienen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.06.2011 um 14.48

Die verborgene Existenz des William Shakespeare
287 Seiten
Herder 2001
ISBN-10: 3451274175

Die Autorin weist nach, daß Shakespeare, wie sein Vater, den Kniefall vor der damaligen staatlich-religiösen Zwangsmissionierung verweigerte, sich insgeheim zum Katholizismus bekannte und ihn förderte. Er hat vermutlich eine hervorragende jesuitische Ausbildung auf dem Kontinent erhalten und war mehrfach in Italien, so daß Zweifel an der Urheberschaft seiner Werke, genährt durch unzureichende Kenntnisse – „small Latin and less Greek“ – ins Reich der Phantasie gehören.

Die Arbeit sollte meinen Einblick in die elisabethanische Kulturszene ergänzen, da der fast gleichaltrige geniale Komponist John Dowland gleichfalls katholisch war und deshalb nicht die ersehnte Stellung als Hoflautenist der Königin Elizabeth I. erlangen konnte. Auch er war in Frankreich und Italien und hat über die dortigen Exil-Katholiken berichtet.

Ich hatte das Buch blind bestellt, gestern erhalten und mit Freude festgestellt, daß der Herder Verlag darin noch nicht den Kniefall vor der staatlich-orthographischen Zwangsmissionierung vollzogen hatte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.05.2011 um 17.32

Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande

Hrsg. von Ludger Lütkehaus
4 Bände im Pappschuber, zusammen ca. 2.000 Seiten, gebunden, Euro 179.-
Alibri Verlag
ISBN 978-3-86569-113-7

Zum Autor
Fritz Mauthner, geboren 1849 in Böhmen, verfasste zahlreiche Erzählungen, Feuilletons und wurde insbesondere bekannt mit Parodien zeitgenössischer Schriftsteller. Sein Lehrer Ernst Mach inspirierte ihn zu erkenntnistheoretischen, speziell sprachkritischen Arbeiten… Die letzen Jahre seines Lebens war Mauthner mit dem Verfassen seiner Geschichte des Atheismus befasst. Mauthner starb 1923 in Meersburg.

Textauszüge

VIII. Sophisten (aus Band I)

Wie die Griechen keinen kodifizierten Glauben besaßen und darum auch keine Theologie, so hatten sie auch, eben weil sie keine Kirche hatten, kein kodifiziertes Kirchenrecht. Man wende nicht ein, daß selbst unter den christlichen Kirchen nur die römische ein System des Kirchenrechts besitzt und daß dieses eigentlich erst zu Pfingsten 1918 kodifiziert worden ist. Auch ein römisches Recht gab es lange vor den Pandekten. Beinahe könnte man diesen jüngsten Versuch, das Recht der katholischen Kirche in Paragraphen zu bringen, für ein Zeichen dafür ansehen, daß man sich der Neuheit und Schwäche dieses Rechts bewußt geworden ist.

http://www.mauthner-atheismus.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.05.2011 um 09.36

Hartland
Rowohlt Berlin,
304 Seiten, 19,95 Euro

Die „Welt“ schreibt und zitiert:

Wolfgang Büscher, früher "Welt"-Redakteur, lief schon zu Fuß von Berlin nach Moskau – und jetzt drei Monate durch die USA ...

"Nationbuilding" mit Hammer und Amboß
Ein neuerlicher Trompetenstoß riß mich aus meinen Gedanken, wieder rollte ein Güterzug durch die Stadt und über den Fluß, eine der schier endlosen eisernen Karawanen, die durch Amerika zogen, wohin ich auch kam, in einem Tempo, das es nicht ungefährlich, aber auch nicht unmöglich erscheinen ließ, auf so einen Kornwaggon aufzuspringen oder auf einen Tankwagen, wie die Hobos der Depressionszeit es getan haben.

Der Text stammt, verfasst in alter Rechtschreibung, aus dem neuen Buch "Hartland“ von Wolfgang Büscher, Rowohlt Berlin, 304 Seiten, 19,95 Euro

welt.de 10.5.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.05.2011 um 09.32

Bewußtsein. Der Abgrund zwischen Mensch und Tier
Streitschrift zum Menschenbild der jüngeren Hirnforschung
355 S., 26 Euro
Pahl-Rugenstein 2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.04.2011 um 13.14

Sanftes Monster Brüssel
oder Die Entmündigung Europas

Edition Suhrkamp 2011, 74 S., 7 Euro

Besprechung im Deutschlandfunk,
leider mit Zitaten in verstümmelndem Reformmix:

Deutschlandfunk 10.04.2011
Siehe auch Nachrichtenbrett


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.04.2011 um 11.36

Die Kunst des
Bücherliebens


Hanser 2009
dtv 2011

KLAPPENTEXT
Aus dem Italienischen von Burkhart Kroeber. Für Umberto Eco ist Büchersammeln ein Akt ökologischer Fürsorge: "Wir haben nicht nur die Wale, die Mönchsrobben und die Bären in den Abruzzen zu retten, sondern auch die Bücher." Wirkliche Leser möchten ihre Lieblingsbücher deshalb nicht nur lesen, sondern auch besitzen und zu Hause ins Regal stellen. Für sie hat Eco "Die Kunst des Bücherliebens" geschrieben….

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.03.2009
Andreas Platthaus rühmt zunächst den deutschen Übersetzer Umberto Ecos, Burkhard Kroeber, dem auch mit dem vorliegenden Buch ein "kleines Meisterstück" gelungen ist, wie er findet. Insbesondere den "rhapsodischen Ton" der überwiegend als Vorträge entstandenen Texte sieht er großartig ins Deutsche übertragen, ….


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.04.2011 um 08.57

Wolf Wondratschek - dtv/Hanser
Lied von der Liebe

Ich nahm eine Handvoll Erde.
Da hast du gesagt: das da
in deiner Hand, so will ich,
daß ich werde.

Wolf Wondratschek. NEU (erscheint am 7.3.2011) ...

http://www.wolf-wondratschek.de/ -


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.03.2011 um 08.14

Neuerscheinung

Bezirksheimatpfleger Günter Dippold ist Herausgeber des druckfrischen Bandes 1 der Weismainer Stadtgeschichte. Das 432 Seiten starke Werk wird am Wochenende der Öffentlichkeit präsentiert.

Bezirksheimatpfleger Günter Dippold atmet auf: Nach sage und schreibe 15 Jahren folgt nun Band 1 der Stadtgeschichte "Weismain - Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura" auf den 1996 erschienenen Band 2...

Die Vorbereitungszeit habe sich gelohnt, denn entstanden sei ein Werk, das Maßstäbe setzt: "So ein Buch wird wahrscheinlich nie mehr einer über Weismain machen", sagt Günter Dippold. "In dieser Dichte haben selbst die Oberzentren Bamberg, Coburg und Bayreuth nichts Vergleichbares", fährt er fort. Denn an dem 432 Seiten starken, reich bebilderten Werk schrieben Wissenschaftler etlicher Disziplinen mit: Geologen, Literaturwissenschaftler, Biologen, Anthropologen, Historiker, Archäologen, Theologen, Volkskundler und Sprachwissenschaftler…

Wie epochal die beiden Bände für die Stadt Weismain sind, umriss Günter Dippold so: "So ein Buch wird wahrscheinlich nie mehr einer über Weismain machen." Während Band 1 in Arbeit war, ging eine Rechtschreibreform über die Republik hinweg. Um die Einheitlichkeit des doppelbändigen Werks zu gewährleisten, entschlossen sich Herausgeber und Mäzen, die alte Rechtschreibung beizubehalten

infranken.de 22.3.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.03.2011 um 09.43

Professor Farny war langjährig Inhaber des Lehrstuhls für Versicherungswissenschaft an der Universität zu Köln...

Zwei Dinge haben sich allerdings in den letzten fünf Jahren nicht geändert: Zum einen legt der Autor ausdrücklich Wert auf die Beibehaltung der alten deutschen Rechtschreibung. Zum anderen gibt es weiterhin kein Farnys Werk in dieser umfassenden Darstellung vergleichbares, anderes Lehrbuch.

Dieter Farny: Versicherungsbetriebslehre, 5. Auflage 2011, XXXI und 992 Seiten, gebunden, 16x24 cm, ISBN 978-3-89952-608-0, 72 Euro, Verlag Versicherungswirtschaft.

VersicherungsJournal Deutschland - ‎09.03.2011


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.01.2011 um 19.10

Der literarische Salon [Focus]
Alles, was weiß ist
von Hans Magnus Enzensberger

Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger meditiert darüber, wie aus Essig, Blei und Pferdemist das Strahlendschönste wird, das Menschen erzeugen können

Es kann sein, daß uns die Welt zu bunt geworden ist. Die besten Photographen und Filmregisseure, wenn sie ehrlich sind, geben zu, daß sie lieber Schwarzweißfilme benützen würden…

Auf den Physiker, der uns ins Wort fällt, sind wir gefaßt; er wird uns darüber belehren, daß Weiß gar keine Farbe ist. Wir werden uns hüten, ihm zu widersprechen. Lieber geben wir ihm recht, wenn er fortfährt und uns zu bedenken gibt, daß es gar kein reines Weiß gibt… Der einfache Schluß aus diesen Erwägungen lautet: Ganz ohne Dreck geht es nicht…

Anita Albus hat in ihrem gelehrten Buch DIE KUNST DER KÜNSTE harte Worte für die Häßlichkeit der neuen Laborfarben gefunden und behauptet: „Als Bausteine für Tiefenlicht und Dichte in öligem Medium sind sie in ihrer heutigen Handelsform mehr oder weniger unbrauchbar . . . Wer dem hohen visuellen Gewicht der frühen niederländischen Malerei nacheifern wollte, müßte sich seine Farben nicht nur anreiben, sondern nach alten Rezepten selbst herstellen.“ …

»GANZ OHNE DRECK GEHT ES NICHT. DAS WEIßE IST DAS UNERREICHBARE«
Aus:
Hans Magnus Enzensberger:
Album
Gebunden, 336 Seiten, Suhrkamp Verlag, 2010

focus.de 6.12.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.12.2010 um 08.31

Heinrich von Kleist
Sämtliche Werke und Briefe Bd. 1-3
Münchner Ausgabe
herausgegeben von Roland Reuß, Peter Staengle
Erscheinungsdatum: 16.08.2010
Fester Einband, Seiten
Mit Abbildungen in Band II
Lesebändchen
Preis: 128.00 € (D) / 179.00 sFR (CH) / 131.60 € (A)
ISBN 978-3-446-23600-4
Hanser Verlag


Aus dem Interview mit Roland Reuß [bei kultiversum.de]

2011 jährt sich Heinrich von Kleists Selbsmord zum 200. Mal. Ein Gespräch mit Roland Reuß, Mitherausgeber der «Münchner Ausgabe» des Kleistschen Gesamtwerks, die im Herbst 2010 im Carl Hanser-Verlag erschienen ist.

Herr Reuß, warum eine neue Kleist-Ausgabe?

Die Leseausgaben, die vorher auf dem Markt waren, waren zwar auch für ein breiteres Publikum erschwinglich, hatten aber ein wesentliches Handicap. Sie enthielten nämlich nicht den Text wie er von Kleist selber zum Druck befördert worden oder in Handschriften niedergelegt worden war. Stattdessen haben die Herausgeber immer wieder versucht, dem Text aufzuhelfen, indem sie ihn eingerichtet haben – jeweils nach der neuen Rechtschreibung und nach den Vorstellungen, die man von Kleist hatte.

Auf der anderen Seite gab es unsere historisch-kritische «Brandenburger Ausgabe», ein 20bändiges Werk, an dem wir seit Ende der 80er Jahre gearbeitet haben. Die «Brandenburger Ausgabe» enthält tatsächlich jede Kleinigkeit, die Kleist je geschrieben hat. Als wissenschaftliche Edition, die auch die gesamten Quellen komplett dokumentiert und insgesamt fast 9000 Seiten hat, ist sie für das breite Lesepublikum allerdings nicht geeignet.

Die «Münchner Ausgabe» versucht jetzt, beide Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Wir haben keine unausgewiesenen Eingriffe in die Texte, wir haben auch die Kleistsche Orthografie beibehalten. Wir haben nichts geglättet, wir haben alles, was handschriftlich überliefert ist, nicht als Häppchen dargeboten, sondern vollständig. Gegenüber den vorhergehenden Leseausgaben haben Sie also wirklich alles, was Kleist geschrieben hat, bis ins letzte Komma dokumentiert in dieser Ausgabe.

[…]

Was offenbart Ihre Edition denn Neues über den Dramatiker Kleist?

Der Dramatiker Kleist hat sehr häufig unvollständige Verse gedichtet. Da fehlt zum Beispiel ein Jambus, manchmal hat ein Vers nur ein Wort. Das verstört den «klassizistischen Leser», der auf Regularität programmiert ist. Um dieser Verstörung vorzugreifen, hat zum Beispiel Helmut Sembdner, der die alte «Münchner Ausgabe» beim Hanser Verlag ediert hat, den Versen eben immer wieder, wie man damals sagte, ‹aufgeholfen›. Das heißt, er hat dazugedichtet, meistens Füllsel-Wörter wie «Ei» oder «Ha» oder «Potz».

Allein im «Zerbrochnen Krug» sind das etwa 400 Verse, die so behandelt worden sind. Dadurch entsteht eine Mischung aus Originaltext, Editorfantasie und klassizistischer Vorstellung von dem, was die «Verssprache bei Kleist» sei.

[...]

Können Sie Ihre Klassizitäts-Erfahrung an einem Kleist-Text beschreiben?

In der zehnten Klasse haben wir den «Kohlhaas» gelesen, und uns wurde gesagt: das handelt davon, dass alles, was Auflehnung, Widerstand gegen die Staatsgewalt bedeutet, zwar etwas Verständliches ist, aber am Ende zu etwas ganz Schlechtem führt. Ich habe mich damals gefragt, warum Kleist sich am Ende das Leben genommen hat, wenn das eigentlich alles so gut aufgegangen ist.

Nach fünf, sechs Jahren habe ich den Text wieder gelesen und habe auf einmal ganz andere Sachen wahrgenommen. Etwa die Zigeunerin, …

Viele Texte lesen wir nicht ein zweites Mal, weil sie dann nichts mehr zu sagen haben. Ein Klassiker muss einem bei jedem Lesen etwas Neues sagen, und insofern ist Kleist meiner Meinung nach ein Klassiker par excellence

kultiversum.de 17.12.2010

NB: Zum Reformbetrug mit „Kohlhaas“ siehe auch hier


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.12.2010 um 15.20

Hans Magnus Enzensberger
Meine Lieblingsflops, gefolgt von einem Ideen-Magazin
241 Seiten, 19,90 Euro, Suhrkamp

Inhalt
»Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende.« (Hans Magnus Enzensberger)

In diesem Schwarzbuch nimmt Enzensberger ein Thema ins Visier, das viele Künstlerkollegen scheuen, den Mißerfolg: »Wenigen Erfahrungen verdanke ich so viel; ich behaupte sogar, daß mir meine Flops im Lauf der Zeit geradezu ans Herz gewachsen sind. Sie gewähren Einblick in die Produktionsbedingungen, Manieren und Usancen des Kulturbetriebs und helfen dem Ahnungslosen, die Fallstricke, Minenfelder und Selbstschußanlagen einzuschätzen, mit denen er auf diesem Terrain zu rechnen hat.«

suhrkamp.de – Enzensberger

Die Wiedergabe im „Focus“ ist also wohl eine orthographische Fälschung:

„Triumphe halten keine Lehren bereit“, so schreibt er, „Misserfolge dagegen befördern die Erkenntnis auf mannigfaltige Art. Sie gewähren Einblick in die Produktionsbedingungen, Manieren und Usancen der relevanten Industrien und helfen dem Ahnungslosen, die Fallstricke, Minenfelder und Selbstschussanlagen einzuschätzen, mit denen er auf diesem Terrain zu rechnen hat...“
focus.de 14.12.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.11.2010 um 13.56

Naimark, Norman M.
Stalin und der Genozid
Aus dem Amerikanischen von Kurt Baudisch
Suhrkamp Verlag

Leseprobe:

… oder war es der schädliche Einfluß Trotzkis und seiner »Vierten Internationale« auf die sowjetische Elite? In der neueren Literatur über Stalins Verbrechen werden häufig Wjatscheslaw Molotows Erinnerungen zitiert, um die Säuberungsaktionen und Morde zu erklären. Dessen Gespräche mit dem Schriftsteller Felix Tschujew wurden etwa 35 Jahre nach den Ereignissen aufgezeichnet: … Wir waren 1937 gezwungen, dafür zu sorgen, daß wir im Kriege keine fünfte Kolonne hatten. [...] Natürlich ist das sehr bedauerlich, und solche Leute [die unschuldig waren] tun einem leid, aber ich glaube, daß der Terror, der gegen Ende der dreißiger Jahre ausgeübt wurde, notwendig war. [...] Stalin verfolgte meiner Meinung nach eine sehr richtige Politik: Besser es rollten ein paar Köpfe mehr, als daß es während des Krieges und nach dem Krieg Schwanken gab.Molotow hatte selbst erlebt, daß seine Frau Polina Schemtschuschina auf Grund frei erfundener Anklagepunkte nach Sachalin verbannt wurde. Trotzdem blieb er sogar im hohen Alter noch dabei, daß die Säuberungen nicht nur notwendig, … Für die großen Ziele des sowjetischen Sozialismus mußten Menschenleben geopfert werden. …

Suhrkamp, Lesepobe:

Nach hpd.de:
Die bislang publizierten Forschungsergebnisse bewiesen eindeutig, „dass Stalin für die Massenmorde in der damaligen Zeit voll verantwortlich und bis ins einzelne über alle wichtigen Aktionen informiert war“ (S. 37).


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.11.2010 um 08.25

Rüdiger Safranski
Nietzsche
Biographie seines Denkens
Hanser 2000

… gelesen diesmal in der „ungekürzten Lizensausgabe des SPIEGEL-Verlags“
für die SPIEGEL-Edition 2006/2007

Der Text ist anscheinend unverändert in der gewählten Rechtschreibung Safranskis abgedruckt. Allerdings wollten die Spiegelleute das Werk durch ihre reformierten Duftmarken einrahmen: Im Titel des Buches steht jetzt „Biografie seines Denkens“. Das kurze Nachwort von Elke Schmitter demonstriert „
tü-ckisch“ u.a. „Biograf“, aber „Philosoph“.

Nietzsches Schreibweisen werden von Safranski teilweise nach italienischen Ausgaben zitiert, vermutlich mit zuviel „ss“, die ansonsten seiner vorsintflutlichen Schreibmaschine geschuldet sind. Seine Großschreibung könnte den Verdacht aufkommen lassen, die Reformer hundert Jahre später seien vorwiegend Nietzscheaner. Dagegen spricht, daß sie heimtückisch „Jenseits von Gut und Böse“ klein schreiben wollten.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.11.2010 um 07.42

Peter-André Alt
Ästhetik des Bösen
C.H. Beck 2010

Niklas Holzberg
Aristophanes
Sex und Spott und Politik
C.H Beck 2010

Michel Foucault
Mut zur Wahrheit
Suhrkamp 2010
Übers. Jürgen Schröder

Frank Kolb
Tatort Troia
Ferdinand Schöningh 2010

Ralf-Peter Märtin
Die Varusschlacht
Fischer 2008/2010


eingetragen von PL am 24.10.2010 um 16.21

Ein e solch e Scheiß e …


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.10.2010 um 13.13

Büchner-Preis an Reinhard Jirgl überreicht

Der Berliner Schriftsteller Reinhard Jirgl ist am Samstag mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet worden. Der in der DDR aufgewachsene Jirgl habe in „einem Romanwerk von epischer Fülle und sinnlicher Anschaulichkeit ein eindringliches, oft verstörend suggestives Panorama der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert entfaltet“, …

Der bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Jirgl ist vor allem für seine anspruchsvolle, experimentelle Sprache bekannt. So nutzt er Ziffern und Zeichen – schreibt etwa „1zige“, „&“ oder setzt Ausrufungszeichen vor Wörtern und Bindestriche – nach einem ausgeklügelten System und oft lautmalerische Rechtschreibung, die an den Schriftsteller Arno Schmidt erinnert. So finden sich in seinem jüngsten Werk „Die Stille“ Sätze wie: „?Hättest du=Anihrerstelle? nicht weinen müssen. Denn son Hochzeit´s Tag gilt doch für 1 Frau als Der-Schönste-Tag=im-Le -“. Das Familienepos war für den Deutschen Buchpreis 2009 nominiert.

In seinen Romanen führe Jirgl vor, wie wichtig für ihn der Prozess des Schreibens selbst sei, sagte Laudator Böttiger. So werde klar, welche Funktion seine besondere Schreibweise und Zeichensetzung hätten. Der alphanumerische Code verschaffe seinen Texten eine zusätzliche Informationsebene. …

focus.de 24.10.2010


Reinhard Jirgl
Die Stille
Hanser 2009

Trotz aller graphischen Besonderheiten und Kürzel liegt den Schreibweisen Jirgls die traditionelle Rechtschreibung zugrunde:

Seite 420: … ihrem fleisch lichen Sinn Diese gewissen Nächte ohne Schlaf bescherte und der ihr wenns dann endlich Soweit ist mit dem 1 Kuß ihr das leibdurchströmende Gefühl gibt in einem warmen Fluß zu liegen …

Seite 424: Bulldozer ver schwunden Zäune Beete das Gewächshaus niedergewalzt der Vater hat den Herzanfall nicht überlebt – – Schaumkronen Haß Neid Mißgunst spritzend im schroff angedrehten Sturm des Volk's …

Seite 441: … still kreisende Alarmlicht rammte blaue Lichtpfähle ins Spiegelbild auf der Straße während feiner Regen in dichten Schleiern niedersank Eine Schütte rauhen Sands floß in träggelber Schwemme …


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.10.2010 um 06.26

Man ist ja immer dankbar für Hinweise auf traditionell gedruckte Literatur.
Unter sprachforschung.org gibt es einen solchen:


Ich bin nur hin und wieder in Deutschland, stöbere dann in den Buchhandlungen herum und stelle erleichtert fest, daß viele Bücher in klassischer Rechtschreibung gehalten sind – immer solche, denen ein gewisser Anspruch eignet, scheint mir.

Um auch einige Beispiele zu nennen:
Orhan Pamuk, Istanbul, Fischer 2010 (Lizenz Hanser 2006)
Stefan Weidner, Mohammedanische Versuchungen, Suhrkamp 2008 (Lizenz Ammann 2004)
Hans-Martin Gauger, Was wir sagen, wenn wir reden, dtv 2007 (Lizenz Hanser 2004)
Peter Sloterdijk, Philosophische Temperamente, Diederichs 2010

Ferner: Lettre International und die Zeitschrift für Ideengeschichte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.10.2010 um 17.05

Asfa-Wossen Asserate:
"Draußen nur Kännchen".
Meine deutschen Fundstücke.
Scherz Verlag, 2010.

laut Zeit:…eine Liebeserklärung mit Migrationshintergrund!

… In entlegene Ecken des Landes dringt der Hobby-Ethnologe vor, gern mit dem »Bummelzug«, dessen Umbenennung in »Regional-Expreß« er hintertreibt, indem er ihn auf ß enden lässt, wie er überhaupt an der von deutschen Rechtschreibreformern abgeschafften Orthografie lustvoll festhält. [… dazu ein überflüssiger Biß:] Asserate ist ein tiefschwarzer Konservativer, keine Frage.

zeit.de 15.10.2010

… und in der FAZ v. 26.8.2010:

… Er erinnert seine Leser an den alltagskulturellen Reichtum ihrer Heimat und beklagt das negative Verhältnis vieler Deutscher zu ihrer Nation und deren Symbolen. Es zeige sich etwa im lieblosen Umgang mit der Landessprache bei der Rechtschreibreform …

… in der Süddeutschen v. 5.10.2010 (n. buecher.de) dazu nur ein falscher „Kratzfuß“:

Gleich im Titel schlägt Asserate jenen semi-ironischen Tonfall an, den wir schon aus „Manieren“ kennen. „Draußen nur Kännchen“ lautet er, ein Satz, der im Latte-Macchiato-Zeitalter ähnlich verschroben wirkt wie ein Kratzfuss.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.09.2010 um 11.25

Gegen staatliche Indoktrination und Einkreisungspolitik der Medienmafia leisten einige Autoren weiterhin tapferen Widerstand und veröffentlichen in traditioneller Kulturrechtschreibung:

Sven Regener
Der kleine Bruder
Goldmann 2010 (Eichborn 2007)

Uwe Tellkamp
Der Turm
Suhrkamp 2010

Anne Weber
Luft und Liebe
S. Fischer 2010

Siegfried Lenz
Wasserwelten
Hoffman und Campe 2010

Siegfried Lenz
Landesbühne
Hoffman und Campe 2009

Rüdiger Safranski
Goethe & Schiller
Geschichte einer Freundschaft
Hanser 2009

[Anthologie]
Schleswig-Holstein
Ein literarisches Porträt

Hg. G. Gumpert, E. Tucsin
Wachholtz 2010
(Texte bis Th. Mann u. F. Zaimoglu)

Tiziano Terziani
Asien, mein Leben
Die großen Reportagen
(Hg. Angela Terziani, Dieter Wild)
Spiegel Buchverlag
DVA 2008
Goldmann 2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.09.2010 um 15.45

Tausendundeine Nacht
Nach der ältesten arabischen Handschrift
in der Ausgabe von Muhsin Mahdi
erstmals ins Deutsche übertragen
von Claudia Ott

C.H.Beck 2004

Obwohl ich diesen Band schon länger besitze, fiel mir erst jetzt ein, daß er es verdient, hier erwähnt zu werden. Durch die Übersetzung wurde mir auch klar, warum ich an der arabischen Ausgabe von Mahdi, die ich gleich bei ihrem Erscheinen 1984 erworben hatte, mitunter scheitern mußte. Claudia Ott schreibt im Nachwort:

„Und mit Nabila Ibrahim, einer … Professorin an der Kairiner Universität, saß ich viele Stunden lang … zusammen, und wir rätselten gemeinsam über die kniffligen Stellen. Insbesondere die schlüpfrigen Passagen in der „Geschichte vom Träger und den drei Damen“ wären ohne ihre geduldigen Ausführungen und Erklärungen, während derer sich ihre Gesichtsfarbe mal rot, mal weiß verfärbte, unübersetzbar gewesen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.09.2010 um 14.53

Fritz J. Raddatz
„Tagebücher 1982-2001“
.
Rowohlt, 900 Seiten, 34,95 Euro

Kampen, den 6. September 2001
Der alte Rezensent rezensiert also seinen Geburtstag, über den vergnügt zu sein dann doch nicht ganz ohne Bitterkeit gelang. Bitter, weil das Ende so nahe, …

Arabella Sheraton Grand Hotel, Frankfurt, den 14. Oktober 2001
Die (hoffentlich: meine letzte) Buchmesse tanzt nach dem Motto: „Wer war die alte Dame, mit der ich Sie gestern fotografiert habe?“ Die alte Dame war Inge Feltrinelli; auch wer ich bin, wußte der Fotograf nicht - Hauptsache knipsen, egal, egal.
... Vorgestellt - auch bei der Lesereise, über deren klägliche Strapazen ich hier nicht ein abermaliges Mal jeremiaden will - werde ich neuerdings: „Anläßlich Ihres Geburtstags stand ja über Sie zu lesen . . .“

faz.net 5.9.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.09.2010 um 13.54

Die Autorität des Textes

Er ist einer der größten deutschen Dramatiker, ein wunderbarer Erzähler und unermüdlicher Briefeschreiber: Heinrich von Kleist. Im kommenden Jahr jährt sich sein Freitod zum 200. Mal. Zum Jubiläum versammelt eine neue Ausgabe Kleists sämtliche Werke.

… Die Münchner Ausgabe druckt die letzte Handschrift; wenn sie, wie oft, fehlt, den ersten Buchdruck. Auf die üblichen Eingriffe zur Modernisierung und Angleichung wird verzichtet: Apostrophe gibt es nun zuhauf, Abkürzungen wie "u." bleiben ebenso stehen wie "Schaar", "Comtoir" und "trit näher", werden aber gegebenenfalls erläutert. Spätestens seit der Rechtschreibreform [?] dürften solche Varianten als Bereicherung empfunden werden. Im Zweifel entschieden sich Reuß und Staengle für Verständlichkeit: "Tuschen" in "Die Herrmannsschlacht" wird zu "Thuschen", damit die gemeinte Thusnelda assoziiert werden kann …

Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke und Briefe. Münchner Ausgabe. Bd. 1 – 3
Auf der Grundlage der Brandenburger Ausgabe herausgegeben von Roland Reuß und Peter Staengle
Carl Hanser Verlag, München 2010.
838, 1008 und 884 Seiten, 128 Euro

Deutschlandradio.de 2.9.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.08.2010 um 13.11

Rüdiger Safranski
Schopenhauer
und Die wilden Jahre der Philosophie

Hanser 1987/2010

(Anscheinend zum 100. Todesjahr des Philosophen neu aufgelegt)

Vorwort … Schopenhauer: Er kommt aus den ›wilden Jahren der Philosophie‹ und ist doch aufs erbittertste mit ihnen verfeindet.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.08.2010 um 20.34

Grimm und Grass

Von Michael Bengel, 17.08.10, 21:28h

Der Nobelpreisträger Günter Grass widmet sich nach „Beim Häuten der Zwiebel“ und „Die Box“ in seinem neuen Werk erneut seinem eigenen Leben - und verknüpft es mit dem Geschick der Brüder Grimm und ihrem Wörterbuch.

... In neun Kapiteln, die zumindest dem Prinzip nach lexikalisch arrangiert sind, von „Asyl“ bis „Ziel“, verknüpft er die Erzählung der Entstehungsgeschichte unseres noch immer größten Buchs der Wörter mit der kritischen Betrachtung ihres Resultats. Verknüpft er weiter die Geschichte eines unfertigen Vorentwurfs von Deutschland mit dem Scheitern seiner Wiederherstellung, die „Göttinger Sieben“ von leichter Hand mit einem Göttinger Verleger, „die reformation unsrer orthographie“ von einst mit der Rechtschreibreform im Zeitalter ihrer bürokratischen Durchsetzbarkeit.

… Er sei, sagt Grass, wie jene Grimms „vernarrt“ in „Sinn und Widersinn der deutschen Sprache“, und führt es ein ums andre Mal begeistert vor.
Mit vollen Händen greift er nach dem füllhorngleichen Reichtum aus der Wörterwelt. …

Mit Nachdruck und vielen Belegen stellt Grass in oft geübter Weise seine Rolle in der Zeit heraus, die er mit seinem frühen Ruhm als wirksamem „Begrüßgustav“ gelebt hat: Den Streit mit Heinar Kipphardt um „Hetze, die zum Mord führen kann“, Jahre vor den ersten Toten der RAF. Oder wie es Grass, der Redenschreiber, war, der Willy Brandt gelehrt hat, „Ich“ zu sagen.

Dass er selber damit kein Problem hat, ist von Grass bekannt: „Ich aber“, betont auch dieses Buch und gibt damit vor, dem biedermeierlichen Bild der Grimms, „so augenfällig anheimelnd und angepaßt dem allgemeinen Geschmack“ (aus dem ersten Kapitel mit „A“!), ein völlig anderes entgegenzusetzen. …

Günter Grass: „Grimms Wörter: Eine Liebeserklärung“, Steidl, 29,80 Euro.

Kölner Stadt-Anzeiger 17.8.2010

– geändert durch Sigmar Salzburg am 18.08.2010, 09.34 –


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.07.2010 um 19.04

Iris Hanika
Das Eigentliche.
Roman. Droschl. 176 S., ca. 33 Fr.

Vor zwei Jahren veröffentlichte Iris Hanika im kleinen Grazer Droschl-Verlag den Roman «Treffen sich zwei», eine Liebesgeschichte auf dem Reflexions- und Ironieniveau unserer Zeit. Er schaffte es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. Jetzt ist, wieder bei Droschl, ihr neuer Roman erschienen, mit dem posaunenstarken Titel «Das Eigentliche». Und um auch in die Kritikerposaune zu blasen: Dieses Buch musste einmal, musste endlich geschrieben werden. Es ist die literarische Auseinandersetzung mit der deutschen «Vergangenheitsbewirtschaftung», wie es im Roman provozierend heisst. …

tagesanzeiger.ch 2.7.2010

Wie üblich, werden Hinweise auf traditionelle Rechtschreibungen gemieden, auch in der FAZ – wenn man nicht folgenden Satz als solchen verstehen will:

… wenn die Autorin Iris Hanika heißt, die in allen ihren Texten … bewiesen hat, dass ihr typographische und satztechnische Gestaltung von Erzähltem kaum weniger wichtig ist als der Inhalt selbst …

faz.net 27.1.2010

Leseprobe:
buecher.de


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.06.2010 um 09.10

Christian Meier,
Das Gebot zu vergessen und die Unabweisbarkeit des Erinnerns.
Vom öffentlichen Umgang mit schlimmer Vergangenheit,
München 2010 (Siedler-Verlag),
159 S., 14,95 €

Christian Meier wurde kürzlich eingeladen, einen Beitrag im SPIEGEL veröffentlichen, aber das Magazin weigerte sich, die vom Verfasser gewünschte Rechtschreibung zu verwenden; daraufhin verzichtete Meier. Es wird nun bald so sein, daß kein Medium mehr einen kritischen Beitrag über die Rechtschreibreform veröffentlicht (es ist schon jetzt weitgehend so). Noch nie gab es eine so strikte Tabuisierung irgendeines Gegenstandes in der deutschen Presse. (Th. Ickler FDS 6.12.06)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.06.2010 um 05.51

„Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud“ ist der erste Roman Christa Wolfs seit vierzehn Jahren, seit 1996 „Medea: Stimmen“ erschien.

… „Daß der Gedankenstrahl die Zeitschichten rückblickend und vorausblickend durchdringen kann, erscheint mir als ein Wunder, und das Erzählen hat an diesem Wunder teil, weil wir anders, ohne die wohltätige Gabe des Erzählens, nicht überlebt hätten und nicht überleben könnten“, heißt es schon auf den ersten Seiten des Romans.

… „Mir ist klargeworden, dass [?] ich mich als Exempel nehme, also von mir absehe, indem ich mich ganz auf mich zu konzentrieren scheine. Eine merkwürdige gegenläufige Bewegung“, schreibt Christa Wolf in ihrem Roman über die Figur, die von Christa Wolf schwer zu unterscheiden ist.

… Ein bisschen scheint die Raumschiffmannschaft die Rolle einer idealen DDR-Besatzung zu spielen, wenn sie schreibt: „Wobei die Picard-Mannschaft vorführte, daß unbedingte Disziplin sehr wohl zusammengehen konnte mit einer durch männliches Understatement veredelten reifen Menschlichkeit.“ …

Sie hat nicht aufgehört, nach ihrer Variante der Wahrheit zu suchen. Dieses Buch ist das kalifornische Monument dieser Suche.

Christa Wolf: „Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud“. Suhrkamp 2010, 414 Seiten, 24,80 Euro. Der Roman erscheint in der nächsten Woche

faz.net 14.6.2010

Wir sind gespannt!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.06.2010 um 05.34

Kant und die Komik
11.06.2010 | 18:36 |  Von Thomas Rothschild (Die Presse)
Ein Sekretär Immanuel Kants antwortet einer von Liebeskummer geplagten adeligen Dame: Alois Brandstetters Roman „Cant läßt grüßen“ bezieht seinen Reiz aus seinen gelehrten Abschweifungen.
...
Dass die Literaturkritik in Österreich von der Linken beherrscht werde, ist eine Legende, die keiner Überprüfung standhält. Dennoch ist nicht zu leugnen, dass es ein konservativer Schriftsteller wie Alois Brandstetter bei der Kritik nicht immer leicht hatte. Und dass er konservativ ist, nicht etwa nur seinen fiktiven Figuren konservative Ansichten in den Mund legt, darf man bei Kenntnis seiner zahlreichen Bücher behaupten, ohne ihm Unrecht zu tun. (Dass Brandstetter auf der alten Rechtschreibung beharrt, versteht sich von selbst.) ...
Diesmal versetzt sich Brandstetter in einen „Amanuensis“, einen Sekretär Immanuel Kants, der stellvertretend in einem langen Brief auf zwei Schreiben der von Liebenskummer geplagten Klagenfurterin Maria von Herbert an den Königsberger Philosophen antwortet. Hier darf Brandstetter weit hinter die Ersetzung des scharfen ß durch Doppel-s zurückgehen, und er hat offenbaren Spaß an der Simulation einer veralteten und deshalb ästhetisch aufgewerteten Sprachverwendung und Schreibweise. Wie frühere Romane von Brandstetter und auch von Thomas Bernhard bezieht „Cant läßt grüßen“ einen Großteil seines Reizes aus der Abschweifung – aus „Paraphrase und Circumloquium (Herumreden)“, wie es im Roman selbst heißt. ...

Dass dem Fräulein von Herbert in ihrer Not mit dem Brief von Kants Eckermann
geholfen würde, ist zu bezweifeln. Vom Selbstmord rät er jedenfalls dringend ab. „Fügt Euch ins Leben! Lebet wohl! Cant lässt grüßen!“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2010)

diepresse.com/ 12.6.2010


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.04.2010 um 09.52

Inmitten der gleichgeschaltet übersetzten Literatur gibt es immer auch Übersetzungen in klassischer Rechtschreibung:
(+ unreformiert)

Marcel Möring
+ Der nächtige Ort
Luchterhand 2009

Ioann Karystiani
+ Die Augen des Meeres
Suhrkamp 2009

Konrad Hansen
+ Die Männer vom Meer
(hist. Roman)
Hoffmann und Campe 2010

Konrad Hansen
+ Simons Bericht
(hist. Roman)
Hoffmann und Campe 2010

Manfred Mai
- "Was macht den Mensch zum Menschen?":
Friedrich Schiller - Eine Biografie
dtv – Reihe Hanser 2009

Das Buch dient sich der indoktrinierten Jugend und dem Schulgebrauch an: „In neuer Rechtschreibung“. Der Hinweis scheint nötig zu sein, denn die vielen Zitate, vor allem Schillers, sind in anständiger ß-Schreibung gedruckt.

Erich Schmitt
+ Als ich ein Kunstwerk war
Amman Verlag 2009

Das „Erste lebende Kunstwerk“ war mein Studienkollege Timm Ulrichs. Er brach sein Studium ab und stellte sich im Samtanzug mit Personalausweis in einem Glaskasten aus. Darauf ernannte ihn der Kultusminister (NRW?) bald zum Professor. Das obige Buch hat damit sicher nichts zu tun.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.03.2010 um 20.07

… Der Autor Michel Matveev, Pseudonym des 1892 in Jaffa geborenen, als Tierbildhauer zu überschaubarem Ruhm gekommenen Joseph Constant, schildert diese Schicksale in seinem autobiografisch gefärbten Buch. Das Werk erschien 1933, geriet dann in Vergessenheit, so wie der 1969 gestorbene Bildhauer und Autor auch. Der Bonner Verleger Stefan Weidle hat "Die Gehetzten", besser: "Les traqués", wie die 1933 bei Gallimard in Paris erschienene Originalausgabe heißt, wiederentdeckt, von Rudolf von Bitter übersetzen lassen und neu herausgebracht (leider in alter Rechtschreibung, man spekuliert wohl nicht auf junge Leser).
Es ist ein sehr verstörendes Buch, …

Michel Matveev: Die Gehetzten. Weidle Verlag, 229 S., 23 Euro

general-anzeiger-bonn.de 17.03.2010

(Die „Reform“ wirkt eben doch als beabsichtigter Generations- und Kulturbruch … )


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.01.2010 um 18.08

Alois Brandstetter:
Cant läßt grüßen“.
Roman.
Residenz Verlag, Salzburg 2009.
235 S., geb., 19,90 €.

… drei Originaldokumente bilden das Ferment für Alois Brandstetters kunstvoll vertracktes Romantraktat. Nicht Kant persönlich schreibt hier einen elendslangen Brief an die arme Seele in Kärnten, sondern sein Amanuensis, also eigentlich Handlanger, den Brandstetter zu diesem Zweck zu erfinden genötigt war. Dieses extrem mitteilsame Sekretärs-Ich, das sich einer streng historischen Orthographie befleißigt, hat die Gewohnheit, sämtliche Fachbegriffe und Fremdwörter in beigefügten deutschen Klammerausdrücken zu erklären, ein eleganter Kniff, der es dem Autor erlaubt, den Bildungsgrad seiner Leserschaft nicht allzu hoch einzuschätzen, ohne diese zu beleidigen.
Alois Brandstetter verpackt hier hübsch und sicher so manch gefährdetes Bildungsgut, …

faz.net 11.1.2010


eingetragen von Hans Flachs am 10.01.2010 um 04.47

Friedrich Dieckmann: Deutsche Daten oder Der lange Weg zum Frieden. 1945 - 1949 - 1953 - 1961 - 1989.
Wallstein Verlag, Göttingen 2009.
188 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-13: 9783835305724

… Abschließend geht der Autor in einem wiederum historisch ausgreifenden Essay der Frage „Was ist deutsch?“ nach, Aussagen Immanuel Kants, Gottfried Wilhelm Leibniz’, Georg Wilhelm Friedrich Hegels und Friedrich Schillers einbeziehend. Betont wird das „staatsfromme Phlegma der Deutschen“, und in diesem Kontext thematisiert der Autor auch seine Kritik an der amtlichen Rechtschreibreform („Hier zu Lande“). Er bleibt bei der traditionellen, grammatik- und sprachrichtigeren Variante (der Rezensent stimmt ihm hier vollkommen bei). ….

http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=13808


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.12.2009 um 12.16

Peter Sloterdijk
Du mußt dein Leben ändern


- Über Anthropotechnik

Erschienen:Suhrkamp 24.03.2009
Gebunden, 723 Seiten
ISBN: 978-3-518-41995-3
D: 24,80 €, CH: 42,50 sFr

»Du mußt dein Leben ändern« – diesen titelgebenden Satz etwa entnimmt Sloterdijk dem Schlussvers von Rilkes Gedicht Archaïscher Torso Apollos, das er interpretiert, und diese Passage allein wäre es wert, sie als kleines Buch zu veröffentlichen. Ausgerechnet ein kopf- und gliederloser Körper glüht einen Betrachter in Rilkes Gedicht vollkommen verlebendigt an, dieser »Stein«, der »entstellt und kurz« ist, bricht »aus allen seinen Rändern / aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle, / die dich nicht sieht. Du mußt dein Leben ändern.« (ZEIT)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.11.2009 um 06.33

Wilfried Rott
Die Insel
Eine Geschichte West-Berlins 1948-1990.
Verlag C. H. Beck, München 2009.
478 Seiten, 24,90 EUR.
ISBN-13: 9783406591334

... C. H. Beck zählt zu jenen Verlagen, die den professionellen Ehrgeiz aufbringen, ihren Hervorbringungen – was „Die Insel“ betrifft, durchaus erfolgreich – ein würdiges Äußeres zu verleihen: Setzfehler und orthografische Flüchtigkeiten – es wird die alte Rechtschreibung verwendet – begegnen einem überaus selten. Typografie, Layout und die Auswahl der Fotografien können als vorbildlich gelten.

Dies ist ein wichtiges Buch: als Vergegenwärtigung einer seit kurzem vergangenen, aber schon vorgestrig scheinenden Epoche. Vor allem führt es den Nachweis, dass West-Berlin trotz allen hoch subventionierten Provinzialismus’ weit mehr war als „Rothenburg ob der Mauer“. Wilfried Rott ist ein sprachlich meisterlicher Großessay gelungen, der viel Freude bereitet. Der Rezensent darf gestehen, dass ihn seit langem keine Neuerscheinung nach Inhalt und Form so enthusiasmiert hat. Niemand, dem deutsche Gegenwart und deren Herkunft am Herzen liegt, sollte auf diese Lektüre verzichten.

Daniel Krause in:

literaturkritik.de 25.11.09


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.09.2009 um 06.13

Angela Krauß: Ich muß mein Herz üben. Gedichte. Zeichnungen von Hanns Schimansky. Insel-Bücherei. 85 S., geb., 12,80 €.

Wenn man es rational erklären will, was Angela Krauß macht – indes rational ist es gerade nicht –, kann man es Spiel nennen, Spiel der Fantasie, die hier nicht als etwas Blödsinniges angesehen werden möge, auch wenn sie nach der neuen Rechtschreibung mit »F« geschrieben werden muss.

neues-deutschland.de 24.9.09

„Phantasie“ ist immer noch zulässig – und phantasievoller als „Fantasie“. Die war bisher nur als musikalische Fachbezeichnung (aus dem Italienischen) für motettische oder freie Instrumentalformen üblich.

Hoffentlich folgt die Schreibweise im Buch auch der im Titel!

– geändert durch Sigmar Salzburg am 25.09.2009, 12.09 –


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.02.2009 um 09.28

Christian Meier
+ Kultur, um der Freiheit willen. Griechische Anfänge – Anfang Europas.
Siedler Verlag, München 2009. 368 Seiten, 22, 95 €.

nach Tagesspiegel:

Tauchen in den Tiefen der Antike
Denken zwischen Auschwitz und Athen: Der Historiker Christian Meier feiert seinen 80. Geburtstag

An diesem Montag ereignet sich im Berliner Wissenschaftskolleg eine Koinzidenz, die ihren eigenen Charme hat. Die Vorstellung eines neuen Buches fällt auf den achtzigsten Geburtstags des Autors, des Historikers Christian Meier. …

Als Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung“ (von 1996 bis 2002) focht er heftig gegen die Rechtschreibreform (auch für das neue Buch hat er auf der alten Rechtschreibung bestanden). …

http://www.tagesspiegel.de/kultur/art772,2730807
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 15.02.2009)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.02.2009 um 07.52

Kerstin Höcker
+ Schalom Schwesterherz
Piper 2007/2009

Roberto Saviano
+ Gomorrha
[über die Camorra]

Karlheinz Deschner
+ Kriminalgeschichte
des Christentums Bd.9
Rowohlt 2008
[Bemerkenswert, da sonst die freidenkende Riege das fromme Lager
in paulinischer Unterwürfigkeit unter die schreibreformierende Obrigkeit
oft übertrifft.
]


(+ unreformiert)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.01.2009 um 10.28

Imre Kertesz
+ Dossier K.
eine Ermittlung
(Orig.: K. dosszié), übersetzt von Kristin Schwamm,
Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 2006
rororo 2008

+ = veröffentlicht in traditioneller Kulturrechtschreibung


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.01.2009 um 13.18

Daniel Kehlmann
+ Ruhm
Rowohlt, Januar 2009

Bei Rowohlt und FAZ.net waren vor einer Woche schamlos Zitate in Dass-Deutsch konvertiert worden:

„… die absurde Hoffnung, dass dereinst jemand dasselbe für mich tun wird. Denn wie Rosalie kann auch ich mir nicht vorstellen, dass ich nichts bin ohne die Aufmerksamkeit eines anderen, ja, dass meine bloß halbwahre Existenz endet, wenn dieser nur den Blick von mir nimmt.“

Kehlmann in faz.net

Zum Glück war die Sorge grundlos, Kehlmann habe sich, der FAZ folgend, zum Kotau vor der Kultusministerschreibe drängen lassen. Es ist alles in bester traditioneller Rechtschreibung gedruckt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.01.2009 um 13.49

Er war der Meister des Trivialen
Im Alter von 84 Jahren ist am Neujahrstag Bestsellerautor Johannes Mario Simmel im schweizerischen Zug gestorben. Die Gesamtauflage seiner Bücher liegt bei weit über 75 Millionen Exemplaren. Seine Literatur war Unterhaltung und zugleich das humane Engagement für eine bessere Welt. …

rp-online 3.1.09

In allen Nachrufen heute wird aber dies und ähnliches verschwiegen:

Juni 1997
Eine "Interessengemeinschaft österreichischer Autoren" kämpft dagegen, daß literarische Texte in Schulbüchern entsprechend der Rechtschreibreform verändert werden. Elfriede Jelinek, Johannes Mario Simmel, Ernst Jandl, Ilse Aichinger und andere unterschreiben eine öffentliche Untersagungserklärung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.11.2008 um 11.57

"Konfus und hymnisch und schwer zu begreifen"
In Erich Wolfgang Skwaras "Entwurf einer Wüste" wird viel geredet, aber nur wenig gesagt
Von Jens Zwernemann


[…] Apropos "Sprache sprechen" oder eher "schreiben": All jene, die sich mit den diversen Versionen der mittlerweile schon inflationär 'nachgebesserten' Orthografiereform nie recht anfreunden konnten und die sich anlässlich der jüngsten Gedanken Herrn Zehetmaiers zur (horribile dictu!) "Eindeutschung" von Fremdwörtern fragen mögen, in wessen Hände eigentlich das orthografische Schicksal einer Sprache gelegt wurde, die doch wenigsten ehedem die von Dichtern und Denkern war, werden sich darüber freuen, dass Skwara ein Anhänger der präreformatorischen Rechtschreibung ist - die Qualität seiner langatmigen, befremdlich artifiziellen und letztlich völlig anämischen Erzählung vermag dies allerdings leider auch nicht zu steigern. […]

Erich Wolfgang Skwara: Entwurf einer Wüste.
Mitterverlag, Wels 2008.
84 Seiten, 15,40 EUR.
ISBN-13: 9783950227727


eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.09.2008 um 11.38

(Rechtschreibung: + klassisch, ® „reformiert“)

Helmut Schmidt
+ Außer Dienst
Eine Bilanz
Siedler 2008

Heinrich Steinfurt
+ Mariaschwarz
Krimi Piper 2008

Stefan Aust
+ Der Baader Meinhof Komplex
Goldmann 2008 (1997)

Ruth Klüger
+ unterwegs verloren
Zsolnay 2008

Ulrich Tukur
+ Seerose im Speisesaal
Venezianische Geschichten
List 2008-09-20

Andrea de Carlo
+ Wenn der Wind dreht
Roman
Diogenes 2008-09-20

Eckhard Henscheid
+ Gott trifft Hüttler in Vaduz
Eine kleine Kulturgeschichte
Antje Kunstmann 2008

Cees Noteboom
+ Ich hatte tausend Leben und nahm nur eines
Suhrkamp 2008


eingetragen von Sigmar Salzburg am 27.08.2008 um 06.15

„Die Box“

Von Volker Hage ist bei Spiegel Online eine Rezension des neuesten Buches von Günter Grass zu lesen, in dem er aus der Perspektive seiner Kinder Autobiographisches erzählt.
Hier soll zunächst ohne Kritik an der Kritik nur anhand der Zitate, die der Spiegel offensichtlich nicht „reformieren“ wagte, festgestellt werden, daß das Buch wieder in der traditionellen Rechtschreibung erschienen ist:

Niemand verlangt von einem Schriftsteller, dass er dem Publikum Auskunft über sein Privatleben gibt. Aber wenn es ihn denn drängt, muss er einen Ton, eine Perspektive, eine Form dafür finden. Von der Eleganz, mit der etwa Max Frisch 1975 in der Erzählung "Montauk" über sein "Leben als Mann" Auskunft gegeben hat, ist die Halbherzigkeit der "Box" meilenweit entfernt.

Auch vom Krieg und den Nachwirkungen ist die Rede. Der Vater habe "davon noch lange geträumt, sogar gestöhnt im Schlaf", wissen die Kinder. Und im flotten Jugendjargon: "Konnte doch jeder von uns mitkriegen, wie er alles, was er erlebt hat, später voll abarbeiten mußte. Die ganze Nazi-Scheiße raufrunter. Was er vom Krieg gewußt und wovor er Schiß gehabt und weshalb er überlebt hat."


Günter Grass
+ „Die Box“
Steidl Verlag, Göttingen; 224 Seiten; 18 Euro.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,574199,00.html


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.06.2008 um 19.33

Das Lochamer Liederbuch
in neuer Übertragung und mit ausführlichem Kommentar
von Marc Lewon
Verlag der Spielleute 2007/2008

Spielpraktische Übertragung der Handschrift von ca. 1460,
teilweise mit Faksimile-Beispielen,
1. Teil 40 Seiten, 2. Teil 48 Seiten.
Erkennbar ist die 600jährige deutsche Tradition des Schluß-ß, die auch in den sachkundigen, herkömmlich geschriebenen Kommentaren beibehalten wird (was heute bei manchen Freunden der alten Kunst leider auch nicht mehr durchweg selbstverständlich ist.)


http://www.lewon.de/inhalt/vita/index.php?navbat=01&lg=


eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.05.2008 um 17.47

Der Jongleur
...
"Die Tat muß tun. Das ist ihr Gesetz. Einmal in Gang gekommen, muß sie ihr Ende erreichen.“

Margriet de Moor nennt ihren neuen Roman „Der Jongleur“ ein Divertimento. Ein heiteres Zwischenspiel, eine geistreiche Ablenkung. …
„Findest du nicht auch, Liebe sollte immer auf Gegenseitigkeit beruhen? Gott allein weiß, warum wir, die Menschen, es in diesem Punkt so schwer haben. Ich finde, wenn einer sich in den anderen verliebt, dann muß sich auch der andere in den einen verlieben. Was kann, vom Plan der Schöpfung her betrachtet, bloß dagegen gesprochen haben?“, meint die bald desillusionierte Daisy. …

Margriet de Moor: "Der Jongleur"
Aus dem Niederländischen übersetzt von Helga van Beuningen, die die neue Rechtschreibung meidet, erschienen im Carl Hanser Verlag.

Opinio (RP) 26.05.2008
opinio


eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.05.2008 um 13.33

Zu Besuch bei Siegfried Lenz
So spricht die Liebe, wenn sie kommt

Von Volker Weidermann
[…]
Ob es ihm leichtgefallen ist, das Buch zu schreiben? Siegfried Lenz sagt lange nichts. „Nein“, sagt er dann. „Nein, ganz und gar nicht. Ich hatte zwanzig, dreißig Seiten geschrieben, da starb meine Frau. Meine geliebte Frau.“ 56 Jahre waren sie verheiratet. Am 5. Februar 2006 ist sie gestorben. „Der Text blieb lange liegen. Der Versuch, zurückzukehren an die Arbeit, misslang, misslang immer wieder. Ich musste glauben, dass meine Einbildungskraft mir untreu geworden war, plötzlich“, sagt er und blickt nach oben.
[…]
In der Novelle heißt es gegen Ende: „Vielleicht muß ja im Schweigen ruhen und bewahrt werden, was uns glücklich macht.“
[…]
Deine Haut lächelt
In dem neuen Buch ist die Liebe so gegenwärtig wie lange nicht in einem Buch von Siegfried Lenz. Stella und Christian werden ein Liebespaar, die Lehrerin und ihr Schüler, ein verbotenes, ein heimliches Liebespaar. „Deine Haut lächelt, Christian“, sagt Stella. Sie liegen am Strand, zu zweit, „ich streifte ihren Badeanzug ab, und sie ließ es geschehen, sie half mir dabei, und wir liebten uns dort in der Mulde bei den Kiefern.“ Und weiter heißt es: „Wie erzählbereit sie war, als müßten wir nun etwas sagen, was noch nicht gesagt worden war.“ „Erzählbereit“ - was für ein schönes Wort! „Lachbereit“ ist ein anderes, mit dem Stella in der Novelle umschrieben wird.
[…]
Auf Steine ist Verlaß
[…] Am Anfang, als er sich zusammen mit seiner Frau vor fünfzig Jahren in Dänemark ein Häuschen kaufte, haben sie autark gelebt. Gemüse aus dem Garten, Fisch aus dem Meer. Mehr als genug. Was zu viel war, hat er getauscht. Christians Vater in der Novelle ist ein Steinfischer. „Steine bleiben an ihrem Platz, auf Steine ist Verlaß“, heißt es über seinen Beruf. Die Steine werden zum Bau von Molen und Wellenbrechern verwendet. Lenz schildert das so präzise, dass man sie nachbauen könnte: „Das steht Ihnen natürlich frei“, sagt er. Und erklärt: „Ich habe dreißig Sommer in der Nachbarschaft eines Hafens gelebt.“ „Dreißig Sommer lang“, so zählt Siegfried Lenz die Zeit.
[…]
Siegfried Lenz: „Schweigeminute“. Hoffmann und Campe 2008. 128 S., 15,95 Euro

Text: F.A.S. 7.5.2008
F.A.S.

Der Text zeigt wieder die schizophrenen Folgen der „Rechtschreibreform”: Der Berichterstatter schreibt reformiert, zitiert aus Lenz’ Werken in klassischer Rechtschreibung (immerhin), sogar ungekennzeichnet als Überschrift, aber läßt ihn in Reformschreibung sprechen.

Nachtrag: Die WELT online meidet in ihrer Rezension wörtliche Zitate und fälscht nur bei der Erwähnung eines anderen kürzlichen Werkes:
»Gleichwohl erscheint „Schweigeminute“ nicht als historische Novelle über die 50-er oder 60-er Jahre, sondern als Erzählung, die außerhalb unserer Zeit abläuft. Schon die Abwrackwerft in „Arnes Nachlass“ und das Fundbüro, in dem ein Harry Neff seine Karriere verbummelt, waren solche zeitenthobenen Orte.«

WELT v. 12.5.2008
– geändert durch Sigmar Salzburg am 12.05.2008, 15.52 –


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.04.2008 um 08.10

(Rechtschreibung: + klassisch, ® reformiert)

Bärbel Reetz
+ Lenins Schwestern
Roman
Insel 2008-04-14

Warlam Schalamow
+ Durch den Schnee
Erzählungen aus Kolyma
Matthes & Seitz 2007

+ Das Beste von
Eugen Roth
Sanssouci (Hanser) 2008

Martin Walser
+ Das geschundene Tier
Zeichnungen von Alyssa Walser
Rowohlt 2007

Über Walsers Rechtschreibung seit seinem Wechsel zu Rowohlt s. hier und
hier .
– geändert durch Sigmar Salzburg am 14.04.2008, 13.45 –
__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.04.2008 um 07.43

Peter Rühmkorf
+ Paradiesvogelschiß
Gedichte
Rowohlt 2008

Nach der Verwirrung mit der Schreibweise des Titels
in den Zeitungen können wir beruhigt sein.
Peter Rühmkorf schreibt seine Texte in der nötigen Freiheit,
aber immer noch traditionell:
Stilleben, Stengel, Zeitlang, As, wieviel, tun mir leid …

Wie würde es sich auch lesen:
Auch Brecht hat den Staat überdauert, den er eine *Zeit lang besang.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.04.2008 um 15.00

Tagebucheinträge von Walter Kempowski in traditioneller Rechtschreibung:

TV: Beisetzung Friedrichs des Zweiten, ein bißchen durcheinander, auch die Kommentare. Stefan Heym war der Meinung, heute wäre F. II. ein Linker. ….

Walser vor der Sixtinischen Madonna in Dresden. Wie gut, daß sich durch das bloße Angucken keine Farbpartikel lösen, denn wenn das so wäre, gäb's das Bild bestimmt nicht mehr….

"Diese Heidekartoffeln machen der Heide keine Ehre", sagt Hildegard. "Sie sind wäßrig!" Sie ist voll auf Ökologiekurs. Sie hat die gebrauchten Servietten eingesteckt für die Küche, den Fettrand von der Abwaschschüssel abzuwischen.


Walter Kempowski:
+ "Somnia - Tagebuch 1991",
Knaus Verlag, 560 Seiten, 24,95 Euro.


Welt.de 4.4.2008
http://www.welt.de/kultur/article1855107/.html#reqNL


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.03.2008 um 15.01

Eric-Emmanuel Schmitt
+ Adolf H.
Zwei Leben
(Roman)
Amman 2007
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.03.2008 um 11.26

(Rechtschreibung: + klassisch, ® reformiert)

Ljudmila Ulitzkaja
+ Maschas Glück
Hanser 2007

Mercè Rodoreda
+ Auf der Plaça del Diamant
Suhrkamp 1979

Peter Scholl-Latour
+ Zwischen den Fronten
Propyläen 2007

Viola Roggenkamp
+ Erika Mann
Fischer TB 2008
Arche 2005

Margaret Forster
+ Miranda
Arche 2007

Richard Yates
+ Verliebte Lügner
DVA 2007

Richard Yates
+ Elf Arten der Einsamkeit
DVA 2008

Uzodimma Iweala
+ Du sollst Bestie sein
Ammon 2008

Ferindun Zaimoglu
+ Liebesbrand
Kiepenheuer & Witsch 2008

Hans Magnus Enzensberger
+ Hammerstein oder der Eigensinn
Suhrkamp 2008

Peter Handke
+ Die morawische Nacht
Suhrkamp 2008

Stendhal
+ Die Kartause von Parma
Neu übersetzt von Elisabeth Edl
Hanser 2007

Warlam Schalamow
+ Durch den Schnee
Erzählungen
Matthes & Seitz 2007

Andrej Bitow
+ Das Puschkin Haus
Suhrkamp 2007

Ulf Erdmann
+ Hamburger Hochbahn
Wallstein 2007

Ilija Trojanow
+ Der entfesselte Globus
Reportagen
Hanser 2008

A. L. Kennedy
+ DAY
Wagenbach 2007

Wolfram Fleischhauer
+ Schule der Lügen
Piper 2006, TB 2008

Imre Kertész
+ Dossier K.
Eine Ermittlung
Rowohlt 2006, TB 2008-03-18

Adam Soboczynski
+ Polski Tango
Eine Reise durch Deutschland und Polen
Aufbau 2008-03-18

Sybille Bedford
+ Treibsand
Schirmer 2006

Nuruddin Farah
+ Links (Roman)
Suhrkamp 2008

Dezsü Kosztolayi
+ Lerche
Manesse 2007

Siegrid Damm
+ Goethes letzte Reise
Insel 2007

Jörg Friedrich
+ Yalu
Propyläen 2007

Fritz Stern
+ Fünf Deutschland und ein Leben
Erinnerungen
C. H. Beck 2007


__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.02.2008 um 16.13

Dieter Hildebrandt
mit Bernd Schroeder +
Ich mußte immer lachen
KiWi 2006

Jetzt:
Erstmals im Taschenbuch:

Dieter Hildebrandt
mit Bernd Schroeder +
Ich musste immer lachen
Heyne< (Random)
Taschenbuchausgabe 3/2008

Man lasse sich durch den Titel nicht abschrecken:
Das Buch ist wie die KiWi-Ausgabe unverändert
in ordentlicher deutscher Rechtschreibung gedruckt!
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.02.2008 um 11.20

Kressmann Taylor
Adressat unbekannt
+
rororo 23093 13. Aufl. 2007
(in traditioneller Rechtschreibung)

Nach dem amerik. Briefroman v. 1938, 62 S.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.02.2008 um 11.13

Sarah Kirsch
Regenkatze
®

Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.11.2007:
Wulf Segebrecht ist völlig hingerissen von Sarah Kirschs Tagebuch der Jahre 2003/04, …

Ob Sarah Kirsch wohl ihr Tagebuch im Dasssystemdeutsch führt?
Oder ist die DVA übermächtig?

(Anfang 2006 hatte mich Günter Kunert noch im Dunkeln zu ihr in die Walachei geschickt, weil er schwor, sie würde eine Resolution gegen die „Rechtschreibreform“ auf jeden Fall unterschreiben. Leider war sie krank und konnte niemanden empfangen.)

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eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.11.2007 um 05.56

(Rechtschreibung: + klassisch, ® reformiert)

Rüdiger Safranski
Romantik +
Eine deutsche Affäre
Carl Hanser Verlag, München 2007

Peter Scholl-Latour
Zwischen den Fronten +
Erlebte Weltgeschichte
Propyläen Verlag,München/Berlin 2007

Orthographisch weniger empfehlenswert:

Richard Dawkins
Der Gotteswahn ®
Ullstein 2007

(Letzter Neuschrieb – viel ss und:
„Gott will, dass es euch wehtut“;
sich eine Zeit lang Gedanken machen;
… auf die Schwindel erregenden Höhen der Komplexität;
ziemlich Mitleid erregende Fallstudie;
Als Erster untersuchte Darwins Cousin …;
herauszufinden, wo der Fehler im Einzelnen liegt …
;
aber:
… Weinberg … hat recht
und anscheinend –ck-Abtrennungen umgangen.)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.11.2007 um 12.06

Feridun Zaimoglu
Rom intensiv +
Mein Jahr in der ewigen Stadt
KiWi Paperback 2007

Diese Texte entstanden in Italien und erschienen größtenteils erstmals als wöchentliche Kolumne in den »Kieler Nachrichten«.

Was bei den KN durch die ss-Mühle gedreht wurde, kann man hier in guter traditioneller Rechtschreibung lesen. Man darf sich nicht von dem rückwärtigen Klappentext abschrecken lassen: „…Feridun Zaimoglu erzählt mit Humor und genauer Beobachtungsgabe von seinem Rom und lässt dabei die eine Frage offen: Hat es sich wirklich so zugetragen?“ In den Berichten ist der „Kuß“ nicht abgeschafft und „schneuzen“ tut man sich auch – ohne amtliche Erinnerung an feuchte Hundeschnauzen.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.11.2007 um 06.38

Heute 10.11.07, 0:14 Uhr: Interview beim Bayrischen Rundfunk. Abschließend wird Dieter Hildebrandt gebeten, sich in das Gästebuch einzutragen. Er schreibt deutlich erkennbar:

Mensch, bedenke, daß die Bakterien Dich von der anderen Seite des Mikroskops aus betrachten.
Dieter Hildebrandt


(Die „neue“ Rechtschreibung in seinen Büchern ist also nicht von ihm.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.09.2007 um 16.28

In der Buchhandlung gesehen:

Erich Maletzke, Heide Simonis
Ausgeteilt, eingesteckt
Leben mit und ohne Politik. Erich Maletzke im Gespräch mit Heide Simonis
zu Klampen Verlag, Springe 2007


In der Reformschreibung, die die Regierung Simonis in Schleswig-Holstein gegen den Volksentscheid von 1998 in die Schulen und Behörden des Landes preßte. Dieses finstere Kapitel antidemokratischer Kulturpolitik wird im Buch anscheinend nicht angesprochen.

Beim ersten Blättern schon stolpert man über Formen der älteren Reformsteinzeit:

S.13: Meine Mutter kam aus so genannten kleinen Verhältnissen.

S. 19 [Abbildung] Viel versprechnendes Zeugnis aus der Grundschule.

Nicht empfehlenswert!

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.05.2007 um 08.29

(Rechtschreibung: + traditionell; ® reformiert)

Reinhard Mey
+ Was ich noch zu sagen hätte
(Mit Bernd Schroeder)
Bastei Lübbe 2007
Kiepenheuer und Witsch 2005

Lesebuch
+ Die Familie Mann
Fischer 2007

Anne Siemens
+ Für die RAF war er das System, für mich der Vater
Piper 2007

Wolf Jobst Siedler
+Auf der Pfaueninsel
Spaziergänge in Preußens Arkadien
Siedler 2007

Uwe Timm
+ Der Freund und der Fremde
dtv 2007
(K & W 2005)

Haruki Murakami
+ Naokos Lächeln
btb 2003
(Dumont 2001)

(Die übrigen Bücher Murkamis leider in KuMist-Schreibe)

Maxim Biller
+ Liebe heute
Kiepenheuer & Witsch 2007

Jette Kaersbøl
+ Das Versprechen der Ehe
Piper 2005/2007

Herman Bang
+ Exzentrische Existenzen
Erzählungen und Reportagen
Insel 2007-05-08

+ »Da: Das Meer!«
Das maritime Œvre der Neuen Frankfurter Schule
marebuch Fischer

+ Hell und schnell
Hg. Gernhardt / Zehrer
Fischer 2004/2006

Dieter Kühn
+ Geheimagent Marlowe
S. Fischer 2007
(Bemerkenswert, denn Kühn hat seine Texte auch schon in die KuMist-Schreibe übertragen lassen.)

Eliot Pattison
+ Der Berg der toten Tibeter
Rütten & Loening 2007

Isabel Allende
+ Zorro
Suhrkamp 2007

Nicht empfehlenswert:

Roman Herzog
® Jahre der Politik
Siedler (Random) 2007

Als Bundespräsident hatte Herzog die Rechtschreibreform „überflüssig wie ein Kropf“ genannt – im fernen China. Als ehemaliger Verfassungsrichter läßt er nun reformiert auf Seite 123 schreiben:
Das Vertrauen des Volkes besitzt man aber nicht ein für alle Mal, sondern es muss immer wieder aufs Neue bewährt und erworben werden.
Das ist durch die parteiische Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zugunsten der „Rechtschreibreform“ gründlich verspielt worden.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.04.2007 um 08.03

Schöpfung und Evolution
Eine Tagung mit Papst Benedikt XVI. in Castel Gandolfo. Herausgegeben von Stephan Otto Horn / Siegfried Wiedehofer


Papst Benedikt XVI. :
… Ich möchte noch kurz auf Ihr Argument eingehen, Herr Wiedenhofer. Auf die Erklärungsfähigkeit des Glaubens allein für das Ganze würde ich nicht setzen. Ich glaube, daß beides zusammengehört: Auf der einen Seite gibt es die Rationalität der Materie, die ein Fenster auf den Creator Spiritus öffnet. Dies sollten wir nicht fallenlassen. Es ist der biblische Schöpfungsglaube, der uns den Weg zu einer Zivilisation der Vernunft gezeigt hat, in deren Möglichkeiten es natürlich auch steht, sich selbst wieder zu vernichten. Das ist die eine Dimension, die bleiben muß, die ich auch eine Berührungsdimension zwischen dem Griechischen und dem Biblischen nenne, die beide mit einem inneren Recht und einer inneren Notwendigkeit verschmelzen mußten …


(Aus der Textprobe des Sankt-Ulrich Verlags)

http://www.sankt-ulrich-verlag.de/index.php/shop/buecher/titel_von_a_bis_z/s/schoepfung_und_evolution/(darstellung)/inhaltsverzeichnis

Der Papst durfte hier in seiner eigenen Rechtschreibung zu Wort kommen. Bei seinem neuen Jesusbuch (Herder-Verlag) hat man das anscheinend nicht zugelassen: Schüler könnten Schaden an ihrem Neuschreibglauben nehmen.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.03.2007 um 14.04

Buchhandlung Dawartz, Kiel

(Rechtschreibung: + klassisch, ® reformiert)

• Dieter Hildebrandt
mit Bernd Schroeder +
Ich mußte immer lachen
KiWi 2006

• Bernd Schroeder
Hau +
Hanser 2006

• Walter Kempowski
Hamit +
Knaus 2006

• Peter Glotz
Von Heimat zu Heimat +
List 2006

• Asfa-Wossen Asserate
Ein Prinz aus dem Hause David +
Scherz 2006

• Christoph Ransmayr
Der Fliegende Berg +
S. Fischer 2006

• Morten Ramsland
Hundsköpfe +
Schöffling & Co. 2006

• Henning Mankell
Die flüsternden Seelen +
Zsolnay 2007

• Henning Mankell
Tiefe +
Zsolnay/dtv 2005/2007

• Hugo Egon Balder
mit Bernd Philipp
Ich habe mich gewarnt +
Rütten und Loenig 2004

•Santo Cilauro, Tom Gleisner, Rob Sitch
Molwanien +
Heyne/Random House 2005/2007
(Das komischste Buch des Jahres, absolut brillant)

Sachbücher

• Alexander Kluge
Geschichten vom Kino +
Suhrkamp 2007

• Ernst Pöppel
Der Rahmen
Ein Blick des Gehirns auf unser Ich +
Hanser 2006

Bücher in „reformierter“ Schreibung (= ®):

• Carola Stern
Auf den Wassern des Lebens ®
rororo 2007
KiWi 2005

(Beim ersten Aufschlagen fiel mein Blick auf ein „aufwändig“.
Wie konnte man nur einer alten Dame dieses lächerliche Reform-Ei
unterschieben – selbst wenn sie die neue Schreibe zuließ,
um nicht als alterssenil abgestempelt zu werden.)

• Michael Munowitz
Physik ohne Formeln ®
Rowohlt 2006

(Stolpern schon beim ersten Aufschlagen:
Man kennt Wellen im Atlantik, Wellen im Plasma, im Raum, im anisotropen Medium, im Vakuum, im Äther, im Konfigurationsraum.

Jetzt mußte ich Wellen in einem bisher unbekannten Medium kennenlernen:
Wellen im Allgemeinen und“ (in einem weiteren) „elektromagnetische Wellen im Besonderen“.)



– geändert durch Sigmar Salzburg am 01.04.2007, 07.20 –
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.02.2007 um 17.42

in der Buchhandlung Dawartz, Kiel

Rechtschreibung
+ klassisch,
® reformiert,

Michael Degen, + „Nicht alle waren Mörder“, List 14. Aufl. 2006,

Bärbel Schäfer, Monika Schuck, + „Ich wollte mein Leben zurück“, Menschen erzählen von ihren Erfahrungen mit Krebs, Vorwort Dagmar Schipanski, Rütten & Loening 2006,

Wibke Bruhns, + „Meines Vaters Land“, Ullstein 2005,

Alfred Edmund Brehm, + „Die schönsten Tiergeschichten, aus Brehms Tierleben“, ausgewählt von Roger Willemsen, S. Fischer 2006, (Ältere Traditionsschreibung: Faulthier),

Joachim Fest, + „Ich nicht“, Rowohlt 2006,

Joachim Fest, + „Der Untergang“, rororo sachbuch 2005,

Peter Esterhazy, + „Einführung in die schöne Literatur“, Berlin Verlag 2006, (aus dem Ungarischen),

Eleonora Hummel, + „Die Fische von Berlin“, Steidl 2005,

Kristian Ditlef Jensen, + „Leibspeise“, Hoffmann & Campe 2006, (aus dem Dänischen),

Michael Borgolte, + „Christen, Juden, …“, Siedler 2006 (Random),

Paul Verhaeghen, + „Omega Minor“, Eichborn 2006, (aus dem Flämischen),

Jonas Hassan Kherimi, + „Das Kamel ohne Höcker“, Piper 2006, (aus dem Schwedischen)

Martin Gülich, + „Später Schnee“, Schöffling & Co 2006,

Heinrich Böll, + „Erzählungen“, Kiepenheuer & Witsch 2006,

Sigrid Damm, + „Das Leben des Friedrich Schiller“, insel taschenbuch 2006,

J.R. Tolkien, + „Der Herr der Ringe“, Klett Cotta,

Peter Høeg, + „Das stille Mädchen“, Hanser 2006, (aus dem Dänischen),

Katharina Hacker, + „Die Habenichtse“, Suhrkamp 2006, (Deutscher Buchpreis 2006),

Wolfgang Baentsch, + „Der Doppelmord an Uwe Barschel“, Herbig 2006,

> Orthographisch weniger empfehlenswert:

Wolfgang Herles, ® „Wir sind kein Volk“, Piper 2005,

Barbara Goldstein, ® „Maler der Liebe“ (Hist. Roman), Bastei Lübbe,
(S. 133: In einer Ecke nahm eine Hand voll Musiker Platz.)

Martin Semmerogge, ® „Das Leben ist eine Achterbahn“, LangenMüller 2006,
(S. 53 „Es tut mir fast Leid“)

Erwähnenswert ist auch:

Alfred Biolek, „Kartographie des Boulevards“, Prominenten-Karteikarten von Biolek handschriftlich,
Vorwort ®, Corus Verlag 2003

Er schreibt also heimlich alt („Einfluß“, „wüßten“ …), während in seinen übrigen textlichen Auftritten der Öffentlichkeit potemkinsch wieder die allgemeine Akzeptanz der neuen Stussschreibung vorgegaukelt wird.

.
– geändert durch Sigmar Salzburg am 14.02.2007, 09.18 –
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.03.2006 um 20.42

[Aus http://www.berlinerliteraturkritik.de/index.cfm?id=11953 ]

Rettet dem Dativ
Hansgeorg Stengel über Wortwechselbäder und davonschwimmende Fälle
© Die Berliner Literaturkritik, 21.03.06

BERLIN (BLK) -- Kunden, die diesen Artikel kauften, haben auch „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ von Bastian Sick gekauft – so oder ähnlich könnte es auf der Website einer der großen Internet-Buchhandlungen heißen.

Zweifellos schwimmt der Eulenspiegel Verlag auf der Welle der populären Sprachkritik mit (die jüngst auf dem Literaturfestival lit.Cologne die Kölnarena zur „größten Deutschstunde der Welt“ füllte), wenn er die besten sprachkritischen Texte Hansgeorg Stengels jetzt als Buch veröffentlicht. Aber der im Jahr 2003 verstorbene Kabarettist, Journalist und Satiriker Stengel unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt vom „Zwiebelfisch“-Kolumnisten Sick – er legt keinerlei Wert auf political correctness. Die Sprachverfehlungen, widersinnigen Formulierungen, Stilblüten und grammatischen Verirrungen, die er zeit seines Lebens gesammelt hat, kritisiert er gnadenlos und mit Verve. Auch aus seiner Abneigung gegen die Rechtschreibreform macht er keinen Hehl. Im Kapitel „Gegenreform“ zum Beispiel heißt es unerbittlich: „Das Känguruh ist zum Känguru verkümmert. Die Alb, früher rauh, reduziert sich auf rau. Schön und gut. Aber wo bleibt die Konsequenz? Sollten wir uns nicht auch an Milchku und Handschu gewöhnen? Und warum H-Tilgung nicht auch bei Borstenvie, Hirschgewei, Kostümverlei, Haferstro, Wasserflo und schadenfro?“ Das Buch für alle, die sich in vergleichbarer Weise über Sprache ereifern können, ist auch als Hörbuch erhältlich, gesprochen von Klaus Feldmann.

Hansgeorg Stengel (1922-2003) war am Ende seines Lebens der dienstälteste deutsche Kabarettist. Sein Markenzeichen war sein scharfer Wortwitz, mit dem er gegen Stilblüten und Sprachschludereien zu Felde zog (nic/nin)

Literaturangaben:
STENGEL, HANSGEORG: Rettet dem Dativ. Eulenspiegel Verlag, Berlin 2006, 192 S., 12,90 €.


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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.11.2005 um 06.58

Am 9.11.05 las in Kiel im Literaturhaus am Schwanenweg Daniel Kehlmann (30) aus seinem neuen Roman „Die Vermessung der Welt“ (rowohlt). Seine Erzählweise ist etwas gewöhnungsbedürftig in der freien und ironisierenden Verwendung der Hauptpersonen Gauß und Humboldt. Im Publikum gab es reichlich Heiterkeit. Der Roman ist, wie die vorigen, in der Rechtschreibung verfaßt, in der auch die Werke von Thomas Mann, Siegfried Lenz und Günter Grass veröffentlicht sind. Aus dem Mann kann also noch etwas werden.
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.10.2004 um 09.25

Auszunehmen sind auf jeden Fall Kundera und Eco. Dazu meine Einträge unter „Beispielsammlung ..." „Süddeutsche ..."
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Sigmar Salzburg


eingetragen von Gabriele Ahrens am 12.10.2004 um 07.25

Die Süddeutsche Zeitung hat eine "Bibliothek" mit 50 Romanen der Weltliteratur herausgegeben. Ich habe etwa zehn davon in die Hand genommen und nachgesehen, in welcher Schreibweise sie gedruckt sind, und stellte fest, daß sie - oh Wunder! - in bewährter Rechtschreibung erscheinen. Man kann wohl davon ausgehen, daß die anderen 40 ebenfalls nicht im Neuschrieb gedruckt sind. Jedes der gebundenen Bücher, egal, ob dick oder dünn, kostet 4,90 €.

Dies sind die Bücher der Süddeutschen Bibliothek:

1. Milan Kundera: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
2. Umberto Eco: Der Name der Rose
3. Günter Grass: Katz und Maus
4. Francis Scott Fitzgerald: Der große Gatsby
5. Thomas Bernhard: Der Untergeher
6. Paul Auster: Stadt aus Glas
7. Elias Canetti: Die Stimmen von Marrakesch
8. Edward M. Forster: Wiedersehen in Howards End
9. Martin Walser: Ehen in Philippsburg
10. John Irving: Das Hotel New Hampshire
11. Juan Carlos Onetti: Das kurze Leben
12. Arthur Schnitzler: Traumnovelle
13. Peter Handke: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter
14. James Joyce: Ein Porträt des Künstlers als junger Mann
15. Marguerite Yourcenar: Der Fangschuss

16. Patricia Highsmith: Der talentierte Mr Ripley
17. Jorge Semprún: Was für ein schöner Sonntag!
18. Uwe Johnson: Mutmaßungen über Jakob
19. Harry Mulisch: Das Attentat
20. Joseph Conrad: Herz der Finsternis
21. Julio Cortázar: Der Verfolger
22. Claude Simon: Die Akazie
23. Michael Ondaatje: Der englische Patient
24. Georges Simenon: Der Mann, der den Zügen nachsah
25. William Faulkner: Die Freistatt
26. Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
27. Wolfgang Koeppen: Das Treibhaus
28. Siegfried Lenz: Deutschstunde
29. Graham Greene: Der dritte Mann
30. Eduard von Keyserling: Wellen
31. Ian McEwan: Der Zementgarten
32. Max Frisch: Mein Name sei Gantenbein
33. Cees Nooteboom: Allerseelen
34. William Somerset Maugham: Der Magier
35. Carson McCullers: Das Herz ist ein einsamer Jäger
36. Franz Kafka: Amerika
37. Bruce Chatwin: Traumpfade
38. Botho Strauß: Paare, Passanten
39. Marcel Proust: Eine Liebe Swanns
40. John Steinbeck: Tortilla Flat
41. Andrzej Szczypiorski: Die schöne Frau Seidenman
42. Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker
43. Julian Green: Leviathan
44. Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray
45. Jurek Becker: Bronsteins Kinder
46. Hermann Hesse: Unterm Rad
47. Peter Høeg: Fräulein Smillas Gespür für Schnee
48. Primi Levi: Das periodische System
49. Marguerite Duras: Der Liebhaber
50. Italo Calvino: Wenn ein Reisender in einer Winternacht

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Gabriele Ahrens


eingetragen von Karsten Bolz am 23.09.2004 um 11.59

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Bernhard Schühly
Kann man eigentlich erkennen, ob ein Buch in der bewährten oder der neuen Rechtschreibung gedruckt ist? Läßt sich das bei neueren Büchern aus der ISBN- Nummer oder anderswie herausfinden? Das wäre besonders hilfreich bei Buchbestellungen im Internet o.ä.

Kann man leider nicht.
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Karsten Bolz


eingetragen von Bernhard Schühly am 18.09.2004 um 10.24

Kann man eigentlich erkennen, ob ein Buch in der bewährten oder der neuen Rechtschreibung gedruckt ist? Läßt sich das bei neueren Büchern aus der ISBN- Nummer oder anderswie herausfinden? Das wäre besonders hilfreich bei Buchbestellungen im Internet o.ä.
Ich habe mich damit die letzten Jahre sehr zurückgehalten, da ich Märchenfan und -sammler bin, und zu diesen schönen, traditionellen Texten paßt die Reformschreibung natürlich wie die Faust aufs Auge.
Könnte man auf diesen Seiten vielleicht eine Art Positiv- oder Negativliste der Verlage hereinstellen? Ganz nach dem Motto: Gespritzes Obst muß auch extra gekennzeichnet sein und der Käufer soll, damit er frei entscheiden kann, genau wissen, was aus ökologischem Anbau stammt...

Das würde mich freuen, da ich jetzt schon immer mehr von den renommierten Buchhandlungen auf die Antiquariate verwiesen werde. Märchen gehören konvetionellerweise zur Kinderliteratur, und da ist besondere Vorsicht geboten. Abgesehen von der Rechtschreibung sind die neuen Auflagen meist sehr kitschig illustriert und wenig bibliophil aufgemacht, weil man selbst nicht richtg an ein dauerhaftes Bestehen dieser Ausgaben glaubt.

Bernhard Schühly

Übrigens
Stichwort Antiquariate: Schauen Sie mal nach unter http://www.zvab.de (Zentrales Verzeichnis antiquarischer Bibliothekare)! Dort findet man z.B. unter "Duden" noch Ausgaben von 1956 oder älter!


eingetragen von Reinhard Markner am 15.09.2004 um 11.57

Walser hat den Verlag gewechselt und seinen Lektor hinter sich gelassen. Daß man bei Rowohlt bedenkenlos Mischmasch druckt, konnte ich bei der Lektüre von Karl Corinos Musil-Biographie beobachten, in der statt "ßt" sehr häufig "sst" steht.


eingetragen von Gabriele Ahrens am 15.09.2004 um 09.13

Martin Walsers "Augenblick der Liebe" gibt vor, in der bewährten Rechtschreibung verfaßt zu sein, doch man stolpert ständig über Begriffe wie "mit einander", "für einander", und in einem einzigen Satz schreibt er gleichzeitig "jedesmal" und "jedes Mal". Ist das nun schlampig, gedankenlos oder Absicht? Sozusagen die künstlerische Freiheit? Oder hat das jemand sabotiert? Ich ärgere mich über diese Art von Rechtschreibung fast mehr als über die Bücher, die vorgeben, nach neuen Regeln gedruckt zu sein, in denen man dann aber allenfalls "dass" vorfindet.
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Gabriele Ahrens


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.06.2003 um 16.36

In Buchhandlungen gesehen:
+
Dr. Guido Guido Braem
Fleischfressende Pflanzen
Arten und Kultur
Augustus Verlag München 2. Aufl. 2002
Vorwort von Loki Schmidt
+
Helmut Schmidt
Die Selbstbehauptung
Europress
+
Hand aufs Herz
Helmut Schmidt im Gespräch mit Sandra Maischberger
(Geführt Dez. 2001)
Econ 2002
+
Feridun Zaimoglu
German Amok
K&W 2002
+
Joachim Fest
Der Untergang
Alex. Fest 2002, 4. Aufl.
+
Victor Klemperer
Das Tagebuch 1933 - 1945
Eine Auswahl für junge Leser
„19. April 1942: Es tat mir dieser Tage um die Schönheit Lübecks sehr leid."
+
Umberto Eco
Baudolino
Hanser 2000
+
Jürgen Trimborn
Riefenstahl
Aufbau
+
Arnulf Baring, Gregor Schölgen
Kanzler, Krisen, Koalitionen
Siedler
+
Markus Wolf
Freunde sterben nicht
Das neue Berlin 2002
+
Peter Merseburger
Willy Brandt
DVA 2002
+
Wolfgang Engler
Die Ostdeutschen als Avantgarde
Aufbau 2002
+
Herbert Rosendorfer
Deutsche Geschichte ein Versuch
Nymphenburger 2002
+
Matthias Geis, Bernd Ulrich
Der Unvollendete
Das Leben des Joschka Fischer
Alexander Fest Verlag 2002
+
Norbert F. Potzl?
Erich Honecker
DVA 2002
+
Christian Graf von Krockow
Erinnerungen
dtv Januar 2002
+
Christian Graf von Krockow
Einspruch gegen den Zeitgeist
Hoffmann + Campe 1. Aufl. 2002
(+)
Wilhelm Bode
Goethes Sohn
Aufbau Verlag
+
Gisbert Haefs
Der 1. Tod des Marc Aurel
Roman
Diana Verlag 2001
+
Offene Wunde Nahost. Israel, die Palästinenser und die US-Politik
Von Noam Chomsky
Seit der Erstveröffentlichung 1983 gilt es als Klassiker und wurde 1999 vom Autor aktualisiert. Europa-Verlag.
+
Michael Rißmann
Hitlers Gott
Pendo Verlag, Zürich 2001
+
Birgit Vanderbeke
Abgehängt
Erzählung
S. Fischer Verlag, Frankfurt 2001
+
Péter Esterázy
Fancsikó und Pinta
Geschichten
1976, deutsch Berlin Verlag (Random H.) 2002
+
Joseph von Westphalen
Der Liebessalat
Roman
Wilhelm Goldmann Verlag (Random H.) 2002
+
Gisela Mahler
Gezähmte Angst
Über menschliches Grenzverhalten
Klett-Cotta 2000

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Reinhard Markner am 28.01.2003 um 10.58

Bei diesem Verlag ist das überraschend und muß wohl auf den ausdrücklichen Wunsch des Autors zurückgehen.


eingetragen von Ruth Salber-Buchmüller am 28.01.2003 um 10.38

Drei neue Bücher habe ich vorliegen,
die in bewährter Rechtschreibung geschrieben
sind:
DER BRAND von Jörg Friedrich (Propyläen-Verlag)
SOLANGE DU DA BIST von Marc Levy (AtV)
DER GESCHICHTENVERKÄUFER von Jostein Gaarder
(Verlag Karl Hanser)

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Ruth Salber-Buchmueller


eingetragen von Theodor Ickler am 05.01.2003 um 05.58

http://www.detlef-heinsohn.de/index.htm

(Bemerkenswerte Adresse für gute alte Kinder- und Jugendbücher!)
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Th. Ickler


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