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eingetragen von Norbert Lindenthal am 15.11.2023 um 08.17

FAZ 2023-11-14

Kurt Reumann : Personalien

Aktualisiert am 14.11.2023-19:12

Der langjährige F.A.Z.-Redakteur stand für Wahlforschung und Bildungspolitik

Kurt Reumann gestorben

Vor einem Vierteljahrhundert ist Kurt Reumann in den Ruhestand gegangen, aber am Zeitgeschehen und daran, wie es in seiner Zeitung verarbeitet wurde, blieb er bis zuletzt brennend interessiert. Besonders an Wahlabenden fühle er sich in die Redaktion zurückversetzt und fiebere wie in alten Zeiten mit der ersten Hochrechnung mit, schrieb er erst vor wenigen Wochen in einer E-Mail.

Reumann wusste aus eigener langjähriger Erfahrung, wie herausfordernd es sein kann, wegen eines frühen Redaktionsschlusses für die erste Ausgabe einen Kommentar zu einem Wahlausgang schreiben zu müssen, ohne schon die endgültigen Prozentzahlen zu kennen. Obwohl von lebhaftem Temperament, ließ Reumann sich dabei nicht zu Urteilen hinreißen, die er am nächsten Tag hätte revidieren müssen. Seinen glasklaren Wahlanalysen merkte man in jeder Zeile an, dass er ein feines Gespür dafür hatte, wie öffentliche Meinung entsteht und wie schnell sie sich ändern kann.

Sie wissenschaftlich zu durchleuchten, hatte er in den Sechzigerjahren am Institut für Demoskopie Allensbach gelernt. Dessen Gründerin Elisabeth Noel­le-Neumann war eine Schülerin von Reumanns Doktorvater Emil Dovifat gewesen, bei dem Reumann mit einer Arbeit über politische Karikaturen promoviert wurde. Schallend lachen konnte er sein Leben lang, auch gesungen hat er gerne.
Scharfer Kritiker der Rechtschreibreform

Am Institut für Publizistik, das Noelle-Neumann an der Mainzer Universität aufbaute und bis zu ihrer Emeritierung leitete, nahm er bis 1974 einen Lehrauftrag wahr. Da war er schon vier Jahre lang Redakteur der F.A.Z. Zu seinem zweiten journalistischen Lebensthema wurde in den kommenden Jahrzehnten die Bildungspolitik. Auf diesem Gebiet machte dem dickköpfigen Dithmarscher, wie er sich selbst nannte, niemand etwas vor, schon gar nicht jene, die sich unsinnige Neuerungen ausdachten. Es versteht sich somit von selbst, dass Reumann auch zu einem scharfen Kritiker der Rechtschreibreform wurde. Wie wichtig es ihm gewesen ist, jungen Menschen die Freude am Schreiben und Lesen zu vermitteln, bewies er als verantwortlicher Redakteur für die Seite „Jugend schreibt/Zeitung in der Schule“, die er zehn Jahre lang betreute.

Das Alter hat Reumann nur körperlich etwas anhaben können, wie mehrere im Ruhestand entstandene Bücher zu ganz verschiedenen Themen belegen, darunter auch ein Band über den „Antisemitismus und die Schwächen unserer Gesprächskultur“, den er vor zwei Jahren herausgab. In der Nacht zum Sonntag ist Kurt Reumann im Alter von 89 Jahren in Herrenberg bei Böblingen gestorben.
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.08.2022 um 06.40

Mein „Brauser“ teilt mit, ein unbekannter Sponsor habe mir ein Interview der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ mit der Gender-Germanistin Damaris Nübling „geschenkt“. Wir waren ihr hier schon des öfteren begegnet. Sie ist wohl im Zuge der Rechtschreib„reform“ und der Genderwelle der ersten rot-grünen Koalition in ihr Amt gekommen. Sie hat über so wichtige Dinge „gearbeitet“ wie die Frage, warum ein „Mohammed“ in Schweden plötzlich „Sven“ heißen darf. Nachdem inzwischen hunderte Leerstühle mit Professor:innen besetzt wurden, kann sie sich tolerant geben:

Aber die Kritiker der genderbewussten Sprache haben ja den Eindruck, ihnen werde ihre Sprechweise verboten.

Viele bringen sich in eine Opferposition, behaupten, ihnen würde eine neue Sprache vorgeschrieben. Niemand schreibt ihnen etwas vor, niemand muss seine Sprache ändern. Aber die jüngere Generation ist an inklusiverem Sprechen interessiert und praktiziert dies, auch im ÖRR. Das erzeugt bei traditionell Sprechenden einen gewissen Druck, der sie verunsichert. Doch es gibt auch im ÖRR keinen Zwang, sondern Empfehlungen. Ich selbst verwende in bestimmten Situationen einen Knacklaut in „Arbeiter:innen“ oder spreche von Studierenden, aber auch nicht in jeder Situation. Meist versuche ich, Geschlecht zu umgehen. Wir sollten uns alle in Toleranz üben, Argumente zur Kenntnis nehmen und die Bemühungen um geschlechtersensibles Sprechen nicht abwerten.
Interview Novina Göhlsdorf
Quelle: FAS

faz.net/fas 7.8.2022
Bei der Rechtschreib„reform“ mußten die Neuschreib-Ideologen noch den Augenblick abpassen, an dem der letzte Kultusminister einknickte, um dann über die Geiselnahme von Schülern und mit Hilfe der linken Presse die neue Schreibmarotte ins Volk zu pressen – wobei „natürlich“ jeder so weiterschreiben durfte, wie er wollte. Jetzt ist es ganz ähnlich, nur daß die „Aktivisten“ schon an die richtigen Stellen geschleust sind, um das Stotter- und Verdopplerwerk, „Toleranz“ fordernd, mit dreister Schamlosigkeit durchzusetzen. Und wie immer gibt es auch diesmal Wichtigeres, um das sich die „Ewiggestrigen“ kümmern sollten.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.11.2021 um 19.46

Es gibt wenige Orte, an denen man einen Supersportwagen weniger erwarten würde, als mitten in Venedig. Die italienische Stadt hat dem Siegeszug des Autos am entschlossensten widerstanden, und die Ideen des Künstlers Paco Marcial, in dessen Fotomontagenzyklus „24 hours of Venice“ die Kanäle mit Rennstrecken überbaut sind und ein Lamborghini Countach über den Markusplatz rast, halten die Meisten für einen finsteren Scherz...

faz.net 15.11.2021


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.11.2021 um 16.05

Anders als der liebenswerte Tollpatsch ist Atkinson jedoch auch als Perfektionist am Arbeitsplatz bekannt.

faz.net 28.10.2021

„Tollpatschige“ Tolpatsch-Schreibung! Die FAZ hat ihren Restwiderstand vom 2.12.2006 längst aufgegeben. Vergessen sind rauh, Tolpatsch, Stengel, schneuzen, Quentchen, plazieren, numerieren, leid tun, greulich, Greuel, einbleuen, verbleuen, behende! Die Ankündigung war offensichtlich nur eine Beruhigungspille für die traditionellen FAZ-Leser, deren baldiges Ableben man einkalkulierte.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.10.2021 um 13.28

Wikinger in Nordamerika : Tausend Jahre Einsamkeit
• Von Ulf von Rauchhaupt
• -Aktualisiert am 22.10.2021-15:51

Die Wikinger kamen bis nach Kanada. Aber wann? Jetzt ist es endlich gelungen, ihre Hinterlassenschaft dort exakt zu datieren.

Vínland bedeutet „Weinland“ auf Altnordisch. Für die Wikinger, die im späten zehnten Jahrhundert an den rauen Gestaden Grönlands siedelten, war das sicher ein verheißungsvoller Name...

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faz.net 22.10.2021

„Rauselige“ Rechtschreibung – nein danke! Die FAZ vergißt ihr Versprechen vom 2.12.2006. Es sollte in der FAZ – abweichend von der Big-Ass-Reform der Kultusminister – geschrieben werden: rauh, Tolpatsch, Stengel, schneuzen, Quentchen, plazieren, numerieren, leid tun, greulich, Greuel, einbleuen, verbleuen, behende !


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.09.2021 um 02.47

Orthographie im Lehramt :
„Wir sind mitten in einer Rechtschreibkatastrophe“


Von Wolfgang Krischke
-Aktualisiert am 08.09.2021-09:54

Die orthographischen Kenntnisse von Lehramtsstudenten haben sich dramatisch verschlechtert. Darunter leiden auch die der Schüler.

Die Rechtschreibfähigkeiten von Schülern sind in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich schlechter geworden. Das zeigen Langzeitstudien, die die Entwicklung seit den Siebzigerjahren verfolgen. Die Gründe sind vielfältig: Systematisches Üben ist als Drill verpönt, aber spielerische Unterrichtsmethoden, die stattdessen eingesetzt werden, führen oft nicht zum Erfolg. Rechtschreibung und Kommasetzung als Unterrichtsstoff werden in der Mittelstufe abgehakt, danach dominiert die Literatur den Lehrplan.
Über Orthografiefehler in den Arbeiten der Schüler wird dann häufig hinweggesehen. Hinzu kommt der mündlich geprägte Stil der Netzkommunikation, der schriftliche Korrektheit in den Augen vieler Schüler als zweitrangig erscheinen lässt. Doch das Problem hat noch eine weitere Wurzel: Auch angehende Deutschlehrer beherrschen die Rechtschreibung, die sie unterrichten sollen, nicht mehr hinreichend...

Defizite zeigten sich vor allem bei der Getrennt- und Zusammenschreibung sowie der Groß- und Kleinschreibung. „Corona Pandemie“ hielten vierzig, „klein reden“ sogar sechzig Prozent der Probanden für korrekt, fast die Hälfte wollte „am besten“ großschreiben, und immerhin noch über zehn Prozent hielten das auch bei „jeden“ und „samstags“ für korrekt. Auch andere Bereiche waren betroffen: Zwischen zehn und dreißig Prozent der Studenten scheiterten — je nach Satz — an der Unterscheidung von „dass“ und „das“, und mehr als ein Drittel von ihnen akzeptierte „Standartdeutsch“...

faz.net 8.9.2021

Die milliardenteure „Reform“, die das dreiste Politikerpack und die Presse antidemokratisch durchgesetzt haben und die angeblich 90 Prozent unserer Schreibprobleme beseitigen sollte, wird natürlich nicht erwähnt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 22.09.2019 um 09.05

Machtkampf unter Katholiken : Breit lächeln – und den Dolch in den Rücken stoßen
• Von Thomas Gutschker

[Bild] Kardinal Reinhard Marx (r.) und sein Gegenspieler, der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki

Der Vatikan legt sich mit den deutschen Bischöfen an, es geht um die Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal. Dahinter stecken zwei mächtige Männer, denen der ganze Weg nicht passt...

faz.net 22.9.2019

1593 Wörter: 7 nichtsnutzige dass, 17 sonst. Reform-ss; 0 sonst Reform-Unfug; traditionell: seit langem, sogenanntes, als erstes, Tippfehler: entspracht.

„Reform“: 1 Prozent Wortänderung durch ss, davon 30 Prozent völlig nutzlos: Gesamtschaden für die Volkswirtschaft: ca. 20 Mrd. Euro – Entfremdung von deutscher Tradition.

Es gehört nicht hierher, aber: Kardinal Woelki gehört mit Herbert Grölemeyer zu den seltenen Menschen, deren Gesicht kein Schicksal zeichnet – beim Zölibatär verständlich. Aber irgendwann holt das Alter das nach.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.08.2019 um 05.49

... für das erneute Einstellen dieses wichtigen Artikels

Inzwischen wird klarer, welche Kräfte sich aus unterschiedlichen Gründen zum nichtsnutzigen Kulturschurkenstück Rechtschreib„reform“ zusammengefunden hatten – gegen den festgestellten Willen des Volkes. Als Ersatz für die gescheiterte Kleinschreibung diente das Heyse-ss/ß-System dem sofortigen Erkennen „alten Denkens“ (Mao). Damit die Aktion überhaupt unter dem Namen „Reform“ weiterlaufen konnte, bauten die Reformingenieure möglichst viele ihrer Spezialmarotten ein – heute erst zum Teil revidiert.

Als sie mit ihrer Fehlerverminderung scheiterten, schoben sie die Begründung nach, es ginge eher um die leichtere Lernbarkeit. Das wahre Ziel und die eingeschlagene Strategie der „Reformer“ hat versehentlich der östreichische Hofrat Karl Blüml verraten:


Entmachtung des Duden (Weg frei für Staat und Bertelsmann):
1998 sagte Blüml noch in einem Interview mit dem Standard (31.1.1998):

"Das Ziel der Reform waren aber gar nicht die Neuerungen. Das Ziel war, die Rechtschreibregelung aus der Kompetenz eines deutschen Privatverlages in die staatliche Kompetenz zurückzuholen.“
Übertölpelung der Bevölkerung durch schleichenden Entzug des „ß“
2004 gestand Blüml in der ARD-Fernseh-Diskussion bei „Sabine Christiansen“ am (8.8.2004):
„Natürlich wäre es möglich gewesen, auf das ß insgesamt zu verzichten. Dies wäre aber gegen den ausdrücklichen Wunsch einer großen Bevölkerungsmehrheit gewesen, weil sie diesen Buchstaben als typisch deutsches Zeichen betrachten.“
Die ss/ß-Regel nach Heyse (um 1800) war nach dem Ausscheiden der Kleinschreibung das fehlerträchtige, aber wichtigste Instrument zur Kontrolle der Reformunterwerfung. Deshalb das scheinbare Eingehen auf den Willen des Volkes – die heute weiter ausgebaute Form der parlamentarischen „Demokratur“.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 06.08.2019 um 12.00

FAZ AKTUALISIERT AM 01.11.2009-14:54

RECHTSCHREIBREFORM :
Ausgemistet, aussortiert, exiliert
VON THEODOR ICKLER -AKTUALISIERT AM 01.11.2009-14:54
Welche Bücher sind jungen Lesern zumutbar?
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Rückblick auf ein Büchermassaker: Weil sie in der alten Rechtschreibung gedruckt waren, sind wahrscheinlich Millionen Bände aus den Schulbibliotheken vernichtet worden. Ein unnötiger Verlust, verursacht durch den Rechtschreibreformwahn.

Als im Sommer 1996 die Einzelheiten der geplanten Rechtschreibreform bekannt wurden, glaubten besonders die Jugendbuchverlage, ihre Produkte möglichst rasch auf die neuen Schreibweisen umstellen zu müssen. Neue Schulbücher wurden ohnehin nur noch in Reformorthographie genehmigt, aber auch bei privater Lektüre sollten die Kinder sich nicht mehr an herkömmlichen Schreibweisen die Augen verderben. Angeblich entsprach dies dem Wunsch der Eltern; auch herrschte weithin die Vorstellung, die Reformschreibung sei gesetzlich vorgeschrieben. Die noch lebenden Autoren stimmten mehr oder weniger zähneknirschend zu; einige klagten in privaten Äußerungen über den Zwang, dem sie sich nicht zu entziehen vermochten.

Die Umstellung geschah durchweg so schnell wie nachlässig, keine andere Literaturgattung zeigte derart viele Irrtümer und Versehen. Die korrekten Umsetzungen der Reform waren allerdings sprachlich nicht besser als die fehlerhaften: „so Leid es Lilli auch tut“ – „Ratte ist immer an allem Schuld“ – „,Morgen!‘, sagte er Hände reibend“ – „Offenbar wirkte Mamsell sehr Furcht einflößend“. Die Reparaturbedürftigkeit der neuen Regeln stand für jeden Sachkundigen schon damals fest, und so kam es auch: Durch die Revisionen 2004 und 2006 wurden von den rund zehntausend reformierten Duden-Einträgen etwa viertausend nochmals geändert. Die Lebensdauer der Rechtschreibwörterbücher sank auf 23 Monate (Duden) oder gar nur 13 (Wahrig).

Alle Bücher ausgemistet

Im Rechtschreibwortschatz der Grundschulen betraf die Reform zwar nach amtlicher Zählung nur 24 Wörter (alle wegen der ss-Schreibung). Gleichwohl wurden von Anfang an auch Schul- und Leihbibliotheken durchforstet und von Büchern in „alter“ Rechtschreibung gereinigt. Typische Vollzugsmeldung: „Alle Bücher in alter Rechtschreibung wurden ausgemistet.“ Die Dunkelziffer dürfte enorm sein; wahrscheinlich sind Millionen Bände vernichtet worden. Hier können nur einige wenige Stimmen zitiert werden.

Ein Gymnasium in Stuttgart klagte 2004 über finanzielle Schwierigkeiten, nachdem „hunderte von Büchern aufgrund der Rechtschreibreform ausgemustert und ersetzt werden mussten“. Eine Schule in Bensheim meldet: „Bücher, die nicht mehr der neuen Rechtschreibung entsprachen, wurden ausgemistet.“ Aus Hude: „Bücher aus der ehemaligen Schulbücherei sind allerdings nicht zu finden. ,Alle Bücher hier sind neu angeschafft. Das liegt an der Rechtschreibreform. Wir können den Kindern ja nicht zumuten, heute falsche Schreibweisen zu lesen‘, erläutert die Rektorin.“ Einzelnen Lehrern ging das Vernichten von Büchern gegen den Strich, sie schickten sie nach Polen oder Rumänien oder verkauften sie auf dem Flohmarkt. Gerade aus kleinen Büchereien in Landgemeinden wurden bis zu zwei Drittel aller Bücher aussortiert. Gern werden Spendengelder oder die Mittel von Fördervereinen dazu verwendet, die Folgen der Vernichtungsaktion auszugleichen: „Der Schulleiter, der vor kurzem die Literatur mit alter Rechtschreibung aussortierte, ist froh über die Idee des Fördervereins: ,Ohne ihn könnte sich das unsere kleine Schule niemals leisten‘“ (Obergrenzebach 2008). So auch an der Deutschen Schule in Madrid: „Bücher mit alter Rechtschreibung wurden aussortiert“, so hörte man hier 2009.


Fast leere Regale

Die nächste Revision steht bevor, der Rat für deutsche Rechtschreibung diskutiert bereits das Unvermeidliche. Aber aus einem Ort im Sauerland wird noch kürzlich berichtet: „Wer sich in der Bücherei der Grundschule zurzeit ein Buch ausleihen möchte, steht vor fast leeren Regalen. ,Vor zwei Wochen haben wir mit zwei Praktikantinnen des Gymnasiums unsere Bücher aussortiert, die noch die alte Rechtschreibung beinhalten‘, erklärt Schulleiter P. B. Das Ergebnis: mehr als die Hälfte der Bücher sind nicht mehr zeitgemäß. (...) Gefunden hat er unter anderem alte Schätzchen wie ,Ferien auf Saltkrokan‘ von 1964. ,Solche Bücher dürfen wir Kindern nicht mehr in die Hand geben‘, betont er.“ Das sollten jene Eltern zur Kenntnis nehmen, die sich im Internet verwundert fragen, warum in ihrer Gemeindebücherei die Werke von Lindgren und Kästner nicht mehr aufzufinden sind: Die alten Bände sind aussortiert, neue aber noch nicht angeschafft. Nicht alle Bücher jedoch werden in einer der verschiedenen Versionen der Reformschreibung nachgedruckt. Die Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft zum Beispiel teilt mit, dass die Werke ihres Namenspatrons aus Kostengründen kaum umgestellt werden dürften.

Ähnliche Meldungen gibt es aus Österreich. Dort wurden nach Auskunft der Schulleiter an jeder zweiten Volks- und Hauptschule die Buchbestände rigoros dezimiert, obwohl das Kultusministerium im Jahre 2004 ausdrücklich erklärt hatte: Ein Aussortieren von Büchern, die es nur in traditioneller Rechtschreibung gibt, „würde einen Eingriff in die literarische Vielfalt bedeuten“. Das Ministerium riet, nicht über den Rahmen der jährlichen Bestandspflege hinauszugehen. Ähnlich das hessische Kultusministerium: „Kein Buch muss ausgesondert oder vorzeitig ersetzt werden, nur weil es die alte Schreibweise enthält. Mehrbedarfsanträge dürfen daher weder direkt noch indirekt mit Anschaffungen rechtschreibreformierter Bücher begründet werden.“

Beliebte Klassikertexte

Bei den Schulen ist dieser Aufruf zur Mäßigung offensichtlich nicht angekommen. Es wird auch selten bedacht, dass die namhaften deutschen Schriftsteller, darunter alle Büchner-Preisträger, sich weiterhin der herkömmlichen Orthographie bedienen und auf ihren Wunsch auch in Schulbüchern so gedruckt werden. Immer beliebter werden darüber hinaus Klassikertexte in Originalschreibweise, wie sie etwa bei Reclam und Suhrkamp in wohlfeilen Schulausgaben herauskommen. Die Büchervernichtung wäre auch unter diesem Gesichtspunkt nicht notwendig gewesen.

Vergleichbare Verluste hat es in Friedenszeiten bisher nicht gegeben. Die Urheber der Rechtschreibreform allerdings dürften von solchen Schreckensmeldungen unbeeindruckt bleiben. Auf Warnungen vor einem Traditionsbruch antworteten sie schon 1992 mit der kulturrevolutionären These: „Das meiste, was gedruckt oder geschrieben wird, gilt dem Tagesbedarf: Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren, Korrespondenz, Schulbücher. Geht man von 1995 als einem möglichen Reformdatum aus, so brauchen die Kinder, die ab dann lesen lernen, in den seltensten Fällen etwas von dem zu lesen, was vor 1995 geschrieben und gedruckt wurde.“

Quelle: F.A.Z.
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.01.2019 um 21.23

AFD-POLITIKER IN DER KRISE:
André Poggenburg sagt es durch die blaue Kornblume
Von Reinhard Bingener
-Aktualisiert am 09.01.2019-20:05
... politik/inland/afd-vositz-andre-poggenburg-steckt-in-der-kriese-15980445...
faz.net 9.1.2019

Es war zu erwarten, daß André Poggenburg sich einen Maulkorb nicht vorbinden läßt. Das nun hinfällige Sprechverbot spiegelt vor allem die Angst der Parteiführung vor der Übermacht der linken Pressemafia wider und dem nach Maaßen bundesweit speziell gegen „rechts“ gewendeten Verfassungsschutz.

Die kommunistische Ramelow-Regierung hatte in Thüringen schon einen unterqualifizierten Kostüm-Juden*) an die Spitze ihres Dienstes gesetzt mit der Absicht, Björn Höcke den Garaus zu machen. Bis dahin kann Ramelow sein 23faches falschzüngiges Nazisraus-Gebet twittern sooft er will, es bleibt infantile Niedertracht.

Schade, Poggenburg ist ein gradliniger Charakter und durchaus im Recht, besonders anmaßende Neubürger in die Schranken zu weisen. Böhmermanns „Ziegenficker“ ist unvergleichlich viel schlimmer. Den „Kameltreiber“ hatte ich schon kommentiert. Zu „Kümmeltürke“ fällt mir nichts ein. Schlimmer ist bei der AfD-Führung wohl der Begriff „Volksgemeinschaft“ angekommen. Er soll nicht verwendet werden, weil die Nazis ihn gebraucht haben – Orwellsche Wörtervernichtung.

Dabei gibt es noch echte Volksgemeinschaften – auf dem Lande, wo man auch noch urdeutsch spricht. Diese weißen Flecken sollen im Sinne der antirassistischen Rassistin Kahane durch Ansiedlung von Afrikanern und Orientalen beseitigt werden – letztlich um Wählerstimmen zu gewinnen. Das war wohl auch der Grund für Merkels spontane Kehrtwendung in der Ein- und Unterwanderungsfrage seit 2008.


*) Auf Lesernachfrage: S.J. Kramer, nach der Halacha kein Jude, war Generalsekretär des Zentralrats, ist Mitglied der linksextremen AAS und wurde VS-Chef in Thüringen, obwohl höhere Qualifikation gefordert war. „Kostüm“ nach HaOlam und Achse.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.09.2018 um 14.59

Es folgen hier weniger dokumentierte Auszüge aus den ersten Ankündigungen des damaligen Herausgebers der FAZ, Frank Schirrmacher, als noch Hoffnung bestand, daß zusammen mit dem Springer-Konzern, Spiegel und der Süddeutschen ein Ende der Rechtschreib„reform“ herbeigeführt werden könnte. Die Zusage der Süddeutschen blieb vage, Spiegels Stefan Aust hatte den Widerstand der linken Spiegel-Mitarbeiter KG unterschätzt und Mathias Döpfner wurde nach einem Jahr erfolgreicher Umstellung von Friede Springer zurückgepfiffen. Darauf gab 2007 auch die FAZ ihren Widerstand auf.

Rechtschreibung : Die Rückkehr

Von Frank Schirrmacher
-Aktualisiert am 06.08.2004 - 17:27

Die Reform der Rechtschreibung ist gescheitert. Der Schritt von „Spiegel“ und Springer drückt aus, daß es beim besten Willen nicht mehr geht: Den Politikern sind die Grenzen ihrer Zuständigkeit gezeigt worden.

Ein Wort des großen Chesterton: "Es heißt immer, man könne die Uhren nicht zurückdrehen. Aber wenn sie falsch gehen, kann man genau das machen: sie zurückdrehen." Und das geschieht nun mit der völlig aus dem Takt gekommenen sogenannten Rechtschreibreform.

Sie ist ein öffentliches Unglück.
Sie hat eine verwirrte Sprach- und Schreibgemeinschaft hinterlassen, ein Land, in dem die Eltern anders schreiben als die Kinder, die Kinder anders als die Schriftsteller, deren Werke sie im Unterricht lesen, die Schriftsteller anders als die Zeitungen und Zeitschriften, in denen sie gedruckt werden, und von diesen jede anders als die nächste. Das Ziel einer Vereinheitlichung und Vereinfachung der deutschen Schriftsprache ist auf monströse Art verfehlt worden. Schon deshalb ist die Feststellung berechtigt: Die Reform der deutschen Rechtschreibung ist gescheitert.

Planwirtschaftliches Experiment

Sie war einst geplant, weil man einen Alleingang der DDR befürchtete. Als diese zerfiel, tagten die Ausschüsse und Gremien weiter, als hätte man vergessen, sie abzuberufen. Entstanden ist schließlich das letzte planwirtschaftliche Experiment auf deutschem Boden. Sprache, der lebendige Organismus, ist keine LPG und läßt sich nicht umbauen wie ein Einkaufszentrum.

"Wir haben im Augenblick wichtigere Sorgen als die Rücknahme der Rechtschreibreform", verkündete unlängst der sächsische Ministerpräsident. Er vergaß freilich hinzuzufügen, daß wir mit der Rechtschreibung gut lebten, ehe sie in die Hände der Politiker fiel. Auch damals veränderte sie sich, und kein vernünftiger Mensch hat sich dem je entgegengestellt. Aber Evolution durch Gebrauch ist etwas anderes als Reform durch Verordnung. Daß die Politiker wichtigere Probleme zu lösen haben als die, die sie ohne Not in die Welt gesetzt haben, ist eine Lektion nicht nur für die Rechtschreibreform, sondern für Reformen überhaupt. [...]

Daß jetzt der "Spiegel" und der Axel Springer Verlag zur alten Rechtschreibung zurückkehren, ist mutig und angesichts des Einflusses der beiden Verlage folgenreich. Die Verlage handeln, wie auch diese Zeitung, aus Not, nicht aus ideologischem oder wirtschaftlichem Kalkül. Darin müßten sie von der Öffentlichkeit bitter ernst genommen werden: Ihr Schritt sagt nichts anderes, als daß es beim besten Willen nicht mehr geht. [...]

Die "Süddeutsche Zeitung", die weiß, was Sprachkultur ist und keiner Belehrung durch die Kultusbürokratie bedarf, schrieb vor wenigen Wochen: "Die Kultusminister spielen auf Zeit. Sie hoffen, daß entweder die Gewöhnung an den Unsinn oder die Verwirrung einen solchen Grad erreichen, daß niemand mehr weiß, wo ihm der Kopf steht." Auch die "Süddeutsche Zeitung" hat sich jetzt zur Rückkehr zur alten Rechtschreibung entschlossen.[...]

Die Reform war ein handwerkliches Desaster, und hier wird sie in der Tat zu einem Problem für die Politiker. Ratlos steht man vor der Erkenntnis, daß es in Deutschland offenbar unmöglich ist, etwas als falsch Erkanntes zu widerrufen.

Die Bundesregierung hat jüngst erklärt, sie bestehe auf der Reform, und brüskierte damit ihre eigene Kulturstaatsministerin. Der Grund dafür ist nicht bessere Einsicht oder die literarische Expertise des Kanzlers. Der Grund ist selbst ein sprachlicher. Man hat Angst, daß das Wort "Reform" gleichsam kontaminiert wird, daß die Rechtschreibreform, für die die derzeitige Regierung übrigens keine ursächliche Verantwortung trägt, nun zum Symbol von Reformunfähigkeit wird, zum Menetekel, das die Inkompetenz der politischen Klasse in giftiges Licht taucht...

"Spiegel" und der Axel Springer Verlag sind so sachlich wie der Technische Überwachungsverein: Was nicht funktioniert, dessen Zulassung wird widerrufen. Im Jahr 2004, das Historiker später einmal unter dem Stichwort der "Reform" mustern werden, ist die Auseinandersetzung um die Rechtschreibreform ein Symbol: Sie zeigt den Politikern die Grenzen ihrer Zuständigkeit...

faz.net 6.8.2004 (fett rs.com)
… aber leider keine Grenzen ihres rechthaberischen Durchsetzungseifers und ihrer intrigantischen Fähigkeiten. Kultusministerin Annette Schavan, die hühnerhafte Reformmistkratzerin, kam 2004 auf die Idee eines „Rates für Rechtschreibung“, um mit dem Köder kosmetischer Korrekturen die abtrünnigen Zeitungsverlage wieder zu Kreuze kriechen zu lassen. Der bußfertige Ex-Kultusminister Hans Zehetmair übernahm die Leitung in der Hoffnung, hierbei einigen Schund dieses Denkmals auch seiner eigenen Unfähigkeit vertuschen zu können.

Die damalige KMK-Präsidentin und Volksentscheids-Annullierungs-Ministerin SH, Ute Erdsiek-Rave, nutzte jedoch ihre Stellung in der Hackordnung, um die Revision auf halbem Wege zu stoppen, vor allem die neue ss-Regelung, nach ihrer Vorgängerin Johanna Wanka 95 Prozent der „Reform“, beizubehalten. Sie war das scheinvernünftige Gleitmittel, um den Brechreiz gegen die anderen Neuerungen zu überlisten..


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.09.2018 um 06.29

Der FAZ-Herausgeber Berthold Kohler macht einen krampfhaften und wortreichen Versuch, Spott über Björn Höcke auszugießen, der wohl irrtümlich meinte, schon vor 15 Jahren das Abonnement der FAZ gekündigt zu haben – wegen der Umstellung auf die Rechtschreib„reform“ und der bunten Bilder erstmalig auf der Titelseite.

Kündigung, vollständig durchgeführt!
faz.net 7.9.2018
Dann behauptet Kohler, durch die siebenjährige Weigerung der FAZ, „reformiert“ zu drucken, sei die „Reform der Reform“ befördert worden. Nein, es war Springers Döpfner, der die Macht hatte, das zu bewirken, und der dann von seiner Chefin, der Merkel-Freundin Friede, zum Kotau gedrängt wurde – eine Schmach, für die er von ihr mit einem opulenten Aktienpaket entschädigt wurde. In der FAZ hatte man Angst, ausgegrenzt zu werden, nicht die edelmütige Sorge um die Einheit der deutschen Rechtschreibung:
Erst 2007 übernahmen wir, um der Einheitlichkeit willen, eine Reformschreibung, der – so unbescheiden wollen wir einmal sein – auch dank unseres Widerstandes gravierende Mängel ausgetrieben worden waren.
Die linken Blättchen „junge Welt“, „konkret“ und „Ossietzky“ haben den Reformwiderstand acht Jahre länger durchgehalten, und dann auch nur die ss-Tarnung mitgemacht. Die „Junge Freiheit“ ist standhaft bis heute. Auch im übrigen müht sich die FAZ um Anpassung. Wie anders ist es zu erklären, daß es so perfide Titel wie die eines komischen Falters geben konnte:
Wie_viel NSDAP steckt in der AfD?
19.6.2017 von Jürgen W. Falter
oder kaum weniger schlimm:
AfD Die neue völkische Bewegung
29.11.2015 von Volker Zastrow...
... aus Angst um den Zaster. Da könnte man auch fragen:

„Wieviel »Stürmer« steckt nun in der FAZ?“


eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.05.2018 um 17.27

Nachtrag zu Meedia v. 1.4.2018:

>> Man kann hier ( welt.de 9.5.2018) von den neuen „weltlichen“ »Stützen der Gesellschaft« lesen. Allerdings mußte Don Alphonso wohl seine gegen das FAZ-Deutsch gepflegte ß-lose Schweizer Rechtschreibung aufgeben und den Kotau vor dem Scheiß/Stuss-System der Kultusminister machen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.05.2018 um 04.04

... bei Sprachforschung.org ....

Kommentar von Theodor Ickler, verfaßt am 11.07.2017 um 07.15 Uhr
Adresse: http://www.sprachforschung.org/ickler/index.php?show=news&id=405#35672

Zum Tode Peter Härtlings schreibt die FAZ: Kein Zweiter wurde so verehrt.

Natürlich nicht. Der Zweite wird nie so verehrt wie der Erste.

Das ist nun durchgehend Neuschrieb auch bei der FAZ, und ich empfinde es als demütigend. Die Reformer haben behauptet, der Unterschied zwischen einem Ersten dem Range nach und einem ersten beim Abzählen sei zu subtil, um von den Deutschen nachvollzogen zu werden. Es mag Grenzfälle geben, aber die Hauptsache ist klar und einfach und wird von jedem Gebildeten ohne Nachdenken begriffen. Nicht so bei dieser Zeitung.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.02.2018 um 07.56

Der FAZ-Blogger „Don Alphonso“, alias Rainer Meyer, der inzwischen auch leibhaftig in Erscheinung tritt, schreibt in Schweizer traditioneller Rechtschreibung, diesmal über seine Lektüre:

Her mit den leicht bekleideten Romanen
10. Februar 2018 von Don Alphonso | 587 Lesermeinungen

Sie schaut her, und ich schau hin – Schwupps! – Heidi, nun bin ich drin!
Demetrius Schrutz


Ich bin – eigentlich – der ideale Kunde für Verlage. Und wenn mein wohlgesonnenes Auge auf dem stetig wachsenden Bücherstapel am Sofa ruht, verzeichnen mich die deutschen Verlage sicher auf der Seite der wirklich guten Kunden. Immer noch. Der Buchmarkt lebt, ähnlich wie Konzertveranstalter, von Menschen wie mir. Von einem kleinen Teil der Bevölkerung, der Zeit und Geld hat und wirklich gern liest. Von denen, die wirklich noch in kleine Buchgeschäfte gehen...
Wissen Sie, früher wurden Buchgeschäfte gleichermaßen von Männern und Frauen besucht, heute stelle ich oft fest, dass auf einen Kunden drei, vier Kundinnen kommen. Vielleicht bin ich nicht der einzige, der nicht schon wieder Bücher über Ekzeme und SS-Opas lesen will...
blogs.faz.net 10.2.2018
Es gibt also 587 Lesetips und Lesermeinungen, viele davon in bewährter Rechtschreibung:
Periskop sagt:
11.Februar 2018 um 10:39 Uhr
Auch ein Buchhändler
Ich habe unter anderem Buchhändler gelernt, mit Abschluß auf der Buchhändlerlehranstalt in Leipzig. Deswegen kann ich Ihnen sagen: Amado gab es in der DDR. Es gab erstaunlich viele Titel im Verlagsangebot. Die Auflagen waren nur so gering, daß die Bücher eben dann zur Bückware für privilegiertes Stammpublikum wurden...

Zuagroaster sagt:
11.Februar 2018 um 23:50 Uhr
Chandler geht immer
„Eine Blondine, für die ein Bischof ein Kirchenfenster eingetreten hätte”, oder „Augenbrauen, für die sich ein Bürstenfabrikant interessiert hätte”.
Alleine dafür rentiert sich das Lesen, abgesehen davon daß er und Hammett die Meister des Hard Boiled Detective Genres waren.

Otto Moser sagt:
11.Februar 2018 um 17:51 Uhr
Danke für Ihre Tips , Simple Reader !
Life on the Mississippi war das bisher einzige Buch, das ich komplett im Internet gelesen habe.
Und es ist faszinierend !
Twain war ein ganz Großer, und wäre der verblödete US-Bürgerkrieg nicht gewesen, hätte er vielleicht nie geschrieben, sondern wäre „pilot“, also eigentlich Steuermann oder Rudergänger, auf dem Fluß geblieben.

GanzEinSchlimmer sagt:
11.Februar 2018 um 11:07 Uhr
Reformschrieb
Seit der von Bertelsmann angezettelten Rechtschreibreform kann ich weder Literatur noch Sachbücher mehr lesen. Für derartiges auch noch Geld auszugeben bringe ich nicht übers Herz. Ein Wort wie Missstände bereitet mir Augenkrebs. Die Verlage haben den Quark allzu bereitwillig mitgemacht.
Nachtrag 1.4.2018 nach Meedia:

Kaum sind die Blogs von Rainer Meyer alias Don Alphonso für die FAZ gestoppt, erscheint sein erster Text beim neuen Auftraggeber: Springers Welt...
Von Stefan Winterbauer
Du wechselst mit Deinen Blogs von FAZ.Net zu Welt.de. Wie kam es dazu?
Die FAZ wollte die Blogs nicht mehr verbreiten, weil sie mal etwas Neues ausprobieren wollte, dem Vernehmen nach etwa Podcasts. Und die Welt hat mir fünf Minuten nach dem Bekanntwerden angeboten, die Blogs zu übernehmen...
meedia.de 1.4.2018


eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.06.2017 um 09.04

In „Perlentaucher“ stieß ich zufällig auf die anscheinend bewußt reformneutral ausgewählte Notiz:

Literatur
Im literarischen Wochenend-Essay der FAZ berichtet Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff davon, wie es ihr geglückt ist, zum ihr viele Jahre kaum zugänglichen "Doktor Faustus" von Thomas Mann doch noch ein gutes Verhältnis zu entwickeln. Nicht zuletzt der Auftritt des Teufels - den sie in jungen Jahren stets recht schmonzettig fand - hat es ihr bei der altersweisen (oder altersmilden?) Neu-Lektüre angetan: "Der eishauchumwehte Kerl verkündet alsbald, auch im Reich der Hölle (...) habe man eine besondere Beziehung zum Klang. Er versteht sich auf das Geschäft, den Komponisten zu ködern. Wert wird auf infamen Schall gelegt: Ein abgedichteter Keller, tief unter Gottes Gehör, wie es heißt, ist erfüllt von Gilfen und Girren, Heulen, Stöhnen, Brüllen, Gurgeln, Kreischen, Zetern, Griesgramen, Betteln und Folterjubel. Gleichzeitig ist von Höllengejauchz und Schandgetriller die Rede und vom ungeheuren Ächzen der Wollust. Lodernde Schmerzen und lodernde Freuden gehören zur Hölle. Zahnwehhaft zugespitzt, schmerzstechend laut ist es dort. Bisweilen sind die Stimmen ins Gurgelnde herabgedimmt."
perlentaucher.de 10.6.2017
Bei Theodor Ickler fand ich am gleichen Tage den Eintrag :
Die FAZ druckt in nichtreformierter Rechtschreibung einen längeren Beitrag von Sibylle Lewitscharoff über ihre Lektüre von Thomas Manns "Doktor Faustus". Dafür seien beide gelobt.
Lewitscharoff nennt Leverkühn zweimal "in sich verkapselt", was ja zutrifft, aber sie nennt ihn auch einen "Narzißten". Vielleicht meint sie "Autist"?
Das mußte ich sehen. Schließlich hatte ich den „Doktor Faustus“ oft durchstudiert und zuletzt meiner Frau insgesamt vorgelesen. Also fuhr ich 17 Kilometer, um zum ersten Mal seit dem FAZ-Umfall vor zehn Jahren noch eins der wenigen Zeitungsexemplare im Laden zu ergattern. Da war nun zu lesen:
Den Inhalt des Romans, den Abgrund, in den sich die Hauptfigur, der Komponist Adrian Leverkühn, begibt, muß ich einem F.A.Z.-Leser nicht erst erklären. Musik spielt darin eine große Rolle, eine damals neue, in verstörten Ohren erklingende Musik, die sich vom Erbe Monteverdis, Pergolesis, Johann Sebastian Bachs, Mozarts und vieler anderer Komponisten allmählich löste.
Da stand es also, eins der „ß“, deretwegen man es unternahm, ein 80-Millionen-Volk umzuerziehen und vor deren Anblick man es fernhalten muß.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.04.2017 um 12.23

Irgendwie ist uns eine wichtige Stimme zur Rechtschreib„reform“ entgangen, weil wir die Frankfurter Allgemeine seit ihrem Kotau vor zehn Jahren nicht mehr lesen. Deshalb sei hier der Text nachgetragen, gestohlen von Sprachforschung.org, die uns das hoffentlich nicht nachtragen:

16.06.2016

Horst Haider Munske
Katzenjammer
Die Rechtschreibreform wird 20 Jahre alt


Lohnt sich überhaupt noch eine Beschäftigung mit der Rechtschreibung und der Rechtschreibreform? Zwanzig Jahre nach ihrer amtlichen Einführung sagt mancher: „Das ist gegessen, wir haben die Regeln auf dem Laptop. Und wenn ich mal etwas kritzeln muss, dann ist mir die Schreibung egal. Hauptsache, alles wird verstanden.“ Am Ende ist nur eines geblieben: die Unterschrift. Und seinen Namen kann jeder schreiben.

Völlig verkehrt, antwortet der Freund deutscher Sprache. Geht es denn bloß ums Schreiben? Sind wir nicht in erster Linie Leser des Deutschen und außer uns noch viele Millionen in der ganzen Welt? Ihnen allen bietet das gedruckte Deutsch der Gegenwart ein lächerliches Chaos. Dies hat seinen Ursprung in den zahlreichen Entstellungen, welche die amtlich verordneten Schreibregeln der deutschen Sprache bescherten. Es war eine Überrumpelungsaktion, die einen Sturm der Entrüstung bei Autoren und Verlegern, Journalisten, Lehrern, Wissenschaftlern und bei unzähligen Lesern entfachte. Das führte nach mehrjährigen Debatten schließlich zu einigen erheblichen Korrekturen. Aber statt zu sagen: „April, April, tut uns leid, wir haben uns geirrt“, wurde von unseren Kultusministern nur eine halbe Reform der Reform auf den Weg gebracht. Die alten kritisierten Schreibungen sollten weiterhin gelten, die neuen als Varianten akzeptiert werden. „Variantensalat“, kommentierte damals die F.A.Z. So wurde – um nur ein Beispiel für über 400 Wörter zu nennen – die Schreibung schwerbehindert (längst fester Terminus der Sozialgesetzgebung) wieder zugelassen, aber die Reformschreibung (schwer behindert) trotzdem erlaubt. Dies war der zweite Sündenfall der Rechtschreibreform: die Fehler zu bemerken, aber nicht endgültig zu beseitigen.

Kurz nach der Reform wurden viele hunderttausend Schul- und Jugendbücher weggeworfen, um Neuauflagen Platz zu machen. Diese allerdings sind längst nicht mehr maßgebend für die zulässigen Schreibungen. Das Gleiche gilt auch für viele neue Wörterbücher. Innerhalb von zwei Jahrzehnten produzierten viele Verlage ihre Bücher nach wechselndem Reformstand. Die Einheit der Rechtschreibung, die fast 100 Jahre gegolten hatte, schien zerbrochen. Jetzt begannen die großen Zeitungen, sich eigene Hausorthographien zuzulegen, einige Autoren zogen die Notbremse und blieben bei den alten Duden-Regeln von 1991. Die Verlage schwanken zwischen Anpassung und Verweigerung.

Die Hauptleidtragenden aber sind die Schulen. Hier herrschen Frust und Katzenjammer. Der Kenntnisstand zur Rechtschreibung bei den meisten Schülern ist tief gefallen, die Fehlerquote gestiegen. Katastrophal ist der Umgang mit dem Komma, einst ein Markenzeichen differenzierter Schreibkultur. Richtiges Schreiben hat überhaupt seinen traditionellen Wert eingebüßt.

Das kann man tragisch nennen. Denn diese Reform hatte sich zum Ziel gesetzt, das Erlernen und Lehren der deutschen Rechtschreibung zu erleichtern. Mit sozialromantischer Energie war dies den Kultusministern der deutschsprachigen Länder vor 30 Jahren nahegelegt worden. Diesmal endlich sollte es gelingen, auf wissenschaftlicher Grundlage und mit politischem Management. Schauen wir einen Moment hinter die Kulissen dieser Reform! In den vier deutschsprachigen Ländern wurden Ende der achtziger Jahre Fachkommissionen eingesetzt, die den Auftrag erhielten, einen gemeinsamen Reformvorschlag vorzulegen. Außerdem setzten die Kultusminister der deutschen Länder aus Beamten ihrer Schulausschüsse eine eigene Kommission zusammen. Ihr kam eine zentrale Rolle in der Vorbereitung und Umsetzung der Reform zu. Ihre Macht wurde sichtbar, als sie kurzerhand die Einführung der Kleinschreibung verwarf, welche die vier Kommissionen einmütig vorgeschlagen hatten. Auch der Versuch, die Vokalschreibung zu vereinfachen, wurde abgewiesen. Diese Kommission blieb immer als das steuernde Werkzeug der Kultusministerkonferenz der Länder im Hintergrund. Sie entzog sich damit auch jeglicher öffentlicher Auseinandersetzung.

Doch warum müssen wir uns noch immer mit dieser Reformruine herumärgern? Alles begann mit der Zusammensetzung der Fachkommissionen. In ihr wurden, bei uns durch das Mannheimer Institut für deutsche Sprache, nur reformfreudige Sprachwissenschaftler und Didaktiker aufgenommen. Die Vereinfachung der Rechtschreibung war das gemeinsame Konzept. Damit wurden von vornherein reformkritische Fachkollegen ausgeschlossen. Eine Debatte über den Sinn oder Unsinn dieses Unterfangens fand nie statt, es ging nur um das Wie. Von der Vorbereitung einer Reform war damit auch die ganze schreibende Zunft, Journalisten, Autoren, Verleger, Wissenschaftler, ausgeschlossen. Selbst von den Lehrern, welche das Schreiben des Deutschen auf allen Schulstufen unterrichten, war keiner dabei. Diesen Punkt kann man mit einem Wort von Goethe kommentieren: „Wer das erste Knopfloch verfehlt, kommt mit dem Zuknöpfen nicht zurande.“

Mit dieser Vorentscheidung war auch eines vorgegeben: die einseitige Ausrichtung auf Bedürfnisse von Schülern, die das Schreiben lernen. Das ist eine Fehleinschätzung von Orthographie. Als sei sie irgendein Kleid, das man ausziehen und zur Änderung geben kann. Tatsächlich ist die Rechtschreibung auch ein Symbol der Sprache selbst. Die Auseinandersetzung um richtig oder falsch entzündet sich am geschriebenen Wort. Willkürliche Eingriffe in die Tradition des Schreibens werden als Sakrileg empfunden. Das empfinden stets jene als Erste, denen das Schreiben ein Beruf ist. Es war im Grunde eine Dreistigkeit, sie bei der Vorbereitung einer Rechtschreibreform zu ignorieren. Oder ahnte man, dass mit ihnen jede Reform schwer wird?

Die Kommission der Kultusministerkonferenz (KMK) hat versucht, dieses Manko nachträglich zu lindern: durch eine öffentliche Anhörung im Jahre 1993, durch die Einrichtung eines Beirats und später des „Rats für deutsche Rechtschreibung“, in welchen zahlreiche Verbände einen Delegierten schicken durften. Auch diese Gremien durften nur beraten, sie litten unter der Zufälligkeit ihrer Zusammensetzung sowie dem Mangel an sprachwissenschaftlichem Sachverstand. Zum Pferdefuß wurde nun, dass Empfehlungen des Rats von der KMK nur als Varianten zugelassen wurden. Der Grundfehler war nicht mehr korrigierbar. Heute sind alle klüger, selbst der Vorsitzende des Rechtschreibrates, der ehemalige bayerische Kultusminister, hat sich mehrfach von der Reform distanziert. „Das sollte nie wieder vorkommen. Die Lektion haben alle gelernt.“ (SPIEGEL online, 29. Juli 2015). Bleibt die Frage: Wie kommt man aus dem Dilemma wieder heraus? Hier die Einsicht – dort der Scherbenhaufen.

Vielleicht kann dabei eines weiterhelfen: Nie wurde über die Rechtschreibung so viel geforscht wie in Zeiten der Reform. Sowohl von ihren Befürwortern wie von ihren Gegnern. Wir wissen heute sehr viel mehr über ihre Regeln. Sie sind so kompliziert wie die Sprache selbst, die sie abbilden. Ganz holzschnittartig lässt sich Folgendes feststellen: Ein Bereich, der seit Jahrhunderten diskutiert wird, ließe sich durchaus systematisch verbessern: Die sogenannte Laut-Buchstaben-Zuordnung, insbesondere die Schreibung von Lang- und Kurzvokalen (Dehnungs-h, Doppelvokal, Doppelkonsonant). Nur: an diesem Vorhaben sind schon zahlreiche frühere Reformen gescheitert. Es führt zu einer drastischen Veränderung des Schriftbildes. Hier stößt der Reformwunsch an die Mauer des Bewusstseins, dass unsere Rechtschreibung historisch geprägt und der Dauer verpflichtet ist.

Ganz anders ist die Lage bei den beiden großen Problembereichen der jüngsten Reform: groß oder klein, getrennt oder zusammen. Sie sind das eigentliche Kernstück unserer Rechtschreibung. Die Großschreibung der Substantive hat sich als ein wirkungsvolles Instrument bewährt, das Lesen des Deutschen zu erleichtern. Das beteuern immer wieder viele Deutschlerner im Ausland. Das Besondere beider Regelbereiche ist ihre Flexibilität. Durch Substantivierung (das Wandern, das Hoch, das Für und Wider) versetzten wir Verben, Adjektive, Präpositionen in eine substantivische Rolle und schreiben sie groß. Umgekehrt können Substantive verblassen, wie dies schon die allerersten Dudenregeln beschrieben (mir ist angst, er geht pleite), und verlieren ihre Großschreibung. Die Rechtschreibung folgt hier dem Sprachgebrauch. Ähnliches gilt für die zahlreichen Zusammenschreibungen wie richtigstellen, spazierengehen, wohlverdient, halbvoll usw. Der Prozess der sogenannten Univerbierung, also der Einswerdung von zwei Wörtern, vollzieht sich wortweise, ohne Systematik. Darum kann es dafür keine systematischen Regeln geben, sie verhindern geradezu die sensible Anpassung der Schreibung an den Sprachgebrauch. Hier helfen keine Regeln, nur aktualisierte Rechtschreibwörterbücher, die den Sprachwandel wortweise dokumentieren.

Vor zehn Jahren taten sich Buch- und Zeitungsverleger, Autoren, Wissenschaftler und Lehrer in der Schweiz zusammen, „um die Einheitlichkeit und Sprachrichtigkeit der Rechtschreibung in Presse und Literatur der Schweiz wiederherzustellen“. Sie gründeten die Schweizer Orthographische Konferenz (SOK), die sich seitdem um Vermittlung im Rechtschreibstreit bemüht. Die jüngsten Empfehlungen (www.sok.ch) wollen die Variantenvielfalt zugunsten der traditionellen Schreibung beseitigen. Das ist praktizierte Demokratie, von der auch die KMK lernen kann.

Der Autor ist emeritierter Professor für Germanische, Deutsche Sprachwissenschaft und Mundartkunde in Erlangen.

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung
Link: http://www.fds-sprachforschung.de/index.php?show=news&id=750

Zum Geßlerhut der „Reform“, dem Heyse-ss-System, schweigt sich Munske aus. Er weiß natürlich, daß ohne diesen Eingriff das Machwerk zusammengebrochen wäre, aber eine Restitution an den interessierten Kreisen und an der Masse der Umerzogenen scheitern könnte. Er selbst hat sein Büchlein „Lob der Rechtschreibung“ (Beck 2005) in der bewährten Rechtschreibung erscheinen lassen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.03.2017 um 20.39

Diktatwettbewerbe dienen heute 1. der Werbung für den Duden, 2. der Vorgaukelung, der Duden sei heute notwendiger denn je (Fremdwörter), und 3. der Traditionsbruch Rechtschreib„reform“ mit seinen Skurrilitäten und „Erleichterungen“ sei Gemeingut geworden. So kommen im Frankfurter Diktat nur zweimal die markanten „ss“ vor. Die ganzen Groß- und Kleinschreibneuerungen, die oft für Verwirrung sorgen, bleiben ausgeklammert.

Der umwerfend hinhaltende „Widerstand“ der FAZ seit 2007 beschränkt sich hier im Begleittext auf eine „Erstplazierte“, wenn man die Vermeidung der viehischen „Orthografie“ nicht rechnet.

Veröffentlicht: 04.03.2017, 11:07 Uhr
Diktatwettbewerb in Frankfurt
In der Kasserolle gärt das Frikassee

Appetitlich ist die Geschichte nicht gerade. Aber für Orthographie-Gourmets bot das Frankfurter Stadtfinale des großen Diktatwettbewerbs einige Leckereien.

Bei so vielen Fehlern kann man schon mal den Föhn kriegen. Oder doch den „Fön“? Wer schon etwas länger in der deutschen Schriftsprache zu Hause ist, dem ist die Version ohne h noch vertraut. Bis zur Rechtschreibreform wurde so das strombetriebene Gerät zum Trocknen feuchter Haare bezeichnet - zur Unterscheidung vom seit jeher mit stummem h geschriebenen Föhn, der im Alpenraum weht und Kopfschmerz verursachen kann.
Vor der Rechtschreib„reform“ von 1996 schrieb man die Haartrockner nach Firmentradition ohne „h“. Die Schreibveränderer auf der krampfhaften Suche nach „Reformbedarf“ hakten ein und dekretierten den Einschub eines „h“, wenn nicht der Markenname „Fön“ gemeint war.
Womit Duden-Redakteurin Melanie Kunkel wieder zur Redewendung „’nen Föhn kriegen“ im Sinn von „sich aufregen“ kommt. Die beziehe sich auf besagten unangenehmen Wind und werde somit nach neuer wie alter Rechtschreibung mit Dehnungs-h geschrieben, erklärt sie den 150 Schülern, Eltern und Lehrern, die sich zum Diktatwettbewerb der Stiftung Polytechnische Gesellschaft in der Aula der Schillerschule eingefunden haben. Den 222 Wörter langen, mit 63 Komplikationen gespickten Text haben sie bereits geschrieben, jetzt werden die Fehler gesucht.

Die Schönheit der deutschen Sprache: Wirrwarr

Wobei die meisten nicht lange suchen müssen. Schon bei der Korrektur des ersten Absatzes, in dem sich knifflige Fälle der Groß- und Kleinschreibung sowie der Zusammen- und Getrenntschreibung ballen, geht ein ums andere Mal ein Raunen durch die Reihen. Etwa bei „lichtdurchflutet“, das zusammengehört, weil bei der Verbindung des ursprünglichen „von Licht durchflutet“ ein Wort gespart wurde. Ein offenbar besonders in der Maklersprache verbreitetes Phänomen - begegnen wir ihm ein paar Zeilen später doch abermals bei „grunderneuert“...
Man wollte wohl die Prüflinge zur ab 1999 beliebten Pseudo-Reform „Licht durchflutet“ übertölpeln.
Die Schönheit der deutschen Sprache zeigt sich an einem Wort wie Wirrwarr, das zwar nahelegt, dass etwas wirr war, aber trotzdem mit doppeltem Konsonanten endet, weil es sich bei der zweiten Silbe nicht um das Verb, sondern um eine sprachspielerische Verdoppelung mit Vokalwandel handelt.
Es genügt zu wissen, daß es nicht wie „Samowar“ ausgesprochen wird.
Inhaltlich unappetitlich, aber orthographisch delikat wird das Diktat im vorletzten Absatz. Wenn das Frikassee in der Kasserolle gart - und hoffentlich nicht gärt -, dann haben wir das unseren französischen Nachbarn zu verdanken, die hierzulande kulinarisch wie sprachlich Spuren hinterlassen haben.

So auch mit dem Resümee, das es für das Frankfurt-Finale zu ziehen gilt: Der Sieger in der Schülerkategorie, Matthias Tielmann von der Freien Christlichen Schule, landete mit acht Fehlern knapp vor der Besten unter den Lehrern, Elke Willmann von der Schillerschule. Ebenfalls vom Sachsenhäuser Gymnasium kommt die Erstplazierte in der Elternkategorie und Gesamtsiegerin Tatjana Koch, der sieben Fehler unterliefen. Am 11. Mai wird sie zusammen mit den anderen Frankfurter Siegern im überregionalen Finale des Diktatwettbewerbs auf bundesweite Konkurrenz treffen.
[Diktattext]
Eine WG zum Davonlaufen
Nach monatelangem Recherchieren hatte ich endlich eine Annonce für ein lichtdurchflutetes Zimmer in einer sympathisch daherkommenden Dreier-WG entdeckt. Als ich das grunderneuerte Apartment erreichte, sah ich einen konsterniert dreinblickenden Bewerber jäh davonstürmen. „Schnapp dir deine Siebensachen und such das Weite“, raunte er mir im Vorbeigehen zu. Alles bloß ein Missverständnis, dachte ich vertrauensselig und klingelte. „Damit eins von vornherein klar ist: Wir haben Besseres zu tun, als irgendeinem Zugezogenen hinterherzuputzen!“ Die Begrüßung durch die zwei Fünfundzwanzigjährigen war allemal skurril. Dass die No-Gos sogleich und nicht erst peu à peu aufs Tapet kamen, verhieß nichts Gutes. „Ich will nicht lang drum herumreden: Wir suchen einen x-Beliebigen, der in puncto Hausarbeit auf Zack ist. Schmutz ist hier tabu! Sonst kriege ich einen Föhn!“, blaffte die eine, etepetete wirkende Mittzwanzigerin beileibe wenig ladylike. Ich blickte ringsumher. Was für ein hanebüchener Mumpitz! Inmitten des ausgesprochen ekelerregenden Wirrwarrs aus schmutzigen Kasserollen mit gärigem Frikassee, unappetitlichen Pommes-frites-Resten und einem alten Laib Brot war gar nichts Sauberes zu finden. Darüber hinaus strömte aus dem Siphon ein widerwärtiger Mief. Hier wäre sehr viel Zeit und Muße vonnöten gewesen. In dieser WG aneinanderzugeraten war programmiert. Ich zog ein schnelles Resümee. Es war das Beste, es meinem Vorgänger gleichzutun und spornstreichs davonzulaufen.
faz.net 4.3.2017.
Man sieht, daß die meisten Schwierigkeiten von der „Reform“ gar nicht erfaßt wurden und daß dagegen der nichtsnutzige Dass-Stuss einen politisch gewollten Bruch mit der Vergangenheit erzeugt hat – eine Schande für Deutschland.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.12.2016 um 08.57

Fehler in Deutsch werden kaum noch gewertet

Der Hessische Philologenverband kritisiert eine neue Regelung bezüglich Oberstufenklausuren. Das Kultusministerium beruft sich auf einen bundesweiten Beschluss.

16.12.2016, von Matthias Trautsch, Wiesbaden

Der Hessische Philologenverband beklagt, dass eine korrekte Schriftsprache nur noch eine untergeordnete Rolle spiele - selbst bei der Notengebung im Fach Deutsch an Gymnasien. Die Kritik zielt auf eine Neuregelung, die seit Beginn dieses Schuljahres in den hessischen Oberstufen gilt. Danach können für sprachliche Fehler in Klausuren statt vier nur noch maximal zwei Punkte abgezogen werden. Somit kann eine Deutscharbeit auch dann noch mit 13 Punkten, also einer 1-, bewertet werden, wenn sie gravierende Mängel in Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik und Ausdruck aufweist.

Die diesbezügliche Novellierung der „Oberstufen- und Abiturverordnung“ könne nur „mit Unverständnis aufgenommen werden“, sagt Reinhard Schwab, Vorsitzender des Pädagogischen Ausschusses im Hessischen Philologenverband und Gymnasiallehrer in Fulda. „Die neue Regelung relativiert die Bedeutung der formalen Korrektheit.“ Damit verstärke sie den allgemeinen Trend an den Schulen. Dort sei es um die Sicherheit in der Rechtschreibung schon länger schlecht bestellt. Immer mehr Aufsätze von Schülern wiesen beträchtliche orthographische und grammatische Defizite auf. Selbst mit Hilfe der Rechtschreibprüfung am Computer seien durchschnittliche Oberstufenschüler nicht in der Lage, einen fehlerfreien Text zu verfassen...

Weiter in faz.net 16.12.2016. – Das alles hat natürlich nichts mit der Rechtschreib„reform“ zu tun.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.10.2016 um 05.51

Einst führte die FAZ die klügsten Köpfe gegen die staatliche orthographische Erpressung ins Feld. Heute läßt sie die unbedarftetsten Köpfchen darüber plappern, wie lächerlich dieser Widerstand doch war und noch sei:

Wir wollen 1901 zurück!

22. Oktober 2016 von Julia Bähr | 2 Lesermeinungen

Erinnern Sie sich noch an die Rechtschreibreform? Zwanzig Jahre ist das jetzt her, aber der pensionierte Deutschlehrer Friedrich Denk erinnert sich ausgesprochen gut, und mit ihm sieben andere Männer, die sich auf der Buchmesse so richtig darüber erbosten. Man sollte meinen, mittlerweile wären alle über die Reform hinweg oder hätten zumindest einen Weg gefunden, mit ihr umzugehen. Zum Beispiel, wenn es nun mal gar nicht anders geht, Ignoranz. Doch weit gefehlt.

Man müsse „zur bewährten Rechtschreibung von 1901 zurückkehren“, forderte Denk vehement, rückte die Reform in die Nähe einer Diktatur, ließ öffentlich abstimmen und machte so dermaßen Stimmung, dass man froh sein kann, dass er sich kein heikleres Thema auf die Fahnen geschrieben hat. „Es war eine Frechheit zu sagen: ‚Wenn du so schreibst wie Thomas Mann, kriegst du es als Fehler angestrichen!‘“, empört er sich. Ja, das ist wirklich schlimm, und da haben wir über Paul Fleming (Nirgends hin / als auff den Mund / da sinckts in deß Hertzens Grund) noch gar nicht gesprochen!

Aber Denk hat sich ja Unterstützung mitgebracht, die heiter nacheinander über die Bühne paradiert. Journalisten, Deutschlehrer und andere, die Sprache als ihr Eigentum betrachten lieben. Einer beklagt aus diesem Anlass direkt eine „immer mehr um sich greifende Nachlässigkeit in allen Lebensbereichen“. Zum Beispiel bei der erforderlichen Nennung von Beispielen.

Es folgt „Herr Weidle vom Weidle Verlag“, auf dessen Homepage steht: „ Unsere Bücher erscheinen in unreformierter Rechtschreibung, und daran wird sich nie etwas ändern.“ Nie ist ein großes Wort, aber das ist Zorn ja auch: „Natürlich hatte ich Zornesausbrüche“, bekennt Herr Weidle vom Weidle Verlag und ist damit Teil einer unverhältnismäßigen Dramatisierung, aber dazu später mehr. Momentan ärgert sich Herr Weidle vom Weidle Verlag vor allem darüber, dass seine Praktikanten nicht das Korrektorat übernehmen können, weil sie zu jung sind, um die alte Rechtschreibung zu beherrschen. Wir kennen das Gefühl. So erging es uns, als wir merkten, dass der Familienhund zu schwach ist, den Mercedes zu ziehen, damit wir Benzin sparen.

„Zusammenschreibung ist eine große Katastrophe“, wetterte später einer der Lehrer. Ja, da schauen Sie! Offenbar kann man sich heute nicht nur auf keine Rechtschreibung einigen, sondern nicht mal darauf, Begriffe wie „große Katastrophe“ für Erdbeben, Lawinen und Sturmfluten aufzuheben. Da wüten also tatsächlich acht Männer eine Stunde lang mit Katastrophen- und Zornesrhetorik über Rechtschreibung, obwohl jeder von ihnen schreiben darf, wie er will, schließlich ist daß nicht verboten. Und wer sich aufregt, es gäbe kaum noch ein ernstzunehmendes Medium, das sich konsequent an die alte Rechtschreibung hält, dem sei an dieser Stelle die „Titanic“ wärmstens empfohlen.

Letzter Auftritt: Professor Wachter, der die „Schweizer Orthographische Konferenz“ (SOK) mitgründete, mit welchem Ziel, raten Sie mal, genau. Er nennt das „die sympathischste Guerilla-Aktion der Welt“, und wer der vorangegangenen Stunde gelauscht hatte, musste sich sofort fragen, wie denn andere Guerillas so drauf sind. Auch er hat kein gutes Wort übrig für die Reform: „Das waren damals nur ein paar Germanisten, die ihre Idee durchdrücken wollten, das konnte nicht gut gehen!“ Manchmal ist es eben doch erkenntnisreich, Bildbeschreibung an einem Spiegel zu üben.

Wir schließen mit Friedrich Denks „Hinweis auf einen fulminanten Vortrag, der morgen hier stattfinden wird, der ist nämlich von mir, und er heißt, wie heißt er noch mal? […] Wenn Sie kommen wollen, sehr unterhaltsam!“ Irgendwie schon. Überlegen Sie es sich.

blogs.faz.net/buchmesse/ 22.10.2016


Lesermeinungen

Maria Teresa Grasso sagt:
22. Oktober 2016 um 21:29 Uhr

Ein bißchen Geschichts- und Rechtskenntnis
wäre schon ganz hilfreich. Man darf daran erinnern, daß viele der Vorschläge der Rechtschreibreformkommission so unsinnig waren, daß die F.A.Z. zumindest einige Jahre lang die alte Orthographie weiterhin verwendet hat und nur den Sachzwängen gehorchend (Presseagenturen und andere Medien, die „reformiert“ falsch schrieben) sich schließlich der neuen Rechtschreibung (und das auch nur teilweise) angepaßt hat.
Der Satz „obwohl jeder von ihnen schreiben darf, wie er will, schließlich ist daß [sic!]nicht verboten“ ist wahr und falsch zugleich. Er ist wahr, denn er ist sein eigener Beweis, daß das, was richtig ist, nicht einklagbar ist, genau so wie man einen Mangel an Intelligenz nicht strafrechtlich verfolgen kann. Den Unterschied zwischen „daß“ und „das“ nicht zu kennen, kann nicht bestraft werden. Falsch ist der zitierte Satz allerdings insofern, als die ex offo beschlossene Rechtschreibreform für alle im öffentlichen Dienst stehenden Arbeitnehmer – Beamte, Lehrer – verbind[lich ist.]


Alexander Nowak sagt:
22. Oktober 2016 um 21:46 Uhr

Gnade der späten Geburt
Frau Bähr, Sie waren 14 Jahre alt, als die Rechtschreibreform von 1996 durchgedrückt wurde, haben also die „alte“ Rechtschreibung nie so recht aufgenommen und finden nun die Kritik an dieser Reform irgendwie lächerlich. Aber was heißt das schon?
Wahr ist, daß es die normative Kraft des Faktischen gibt und daß sich die Reform von 1996 wohl nicht mehr wird ungeschehen machen lassen – aber war sie deswegen schon eine gute Sache und ist die Kritik an ihr blöd?
Mir bleibt unvergeßlich, wie anläßlich dieser Reform ein Schuljunge von einem Fernsehsender befragt wurde und so dem ganzen Land in den Nachrichten mitteilen durfte: „Ich finde die Rechtschreibreform gut, denn alles, was vorher falsch war, ist jetzt nicht mehr falsch.“ Das war gut gesagt.

Gustav Gessing sagt:
24. Oktober 2016 um 22:33 Uhr

Titel eingeben
Wie schlecht die Rechtschreibreform (eigentlich Reformen) ist, erkennt man auch daran, daß keiner der daran Beteiligten (Inhalt oder Durchsetzung) mehr daran erinnert werden möchte. Bildungsministerin Wanka hat sogar offen eingeräumt, daß jeder wisse, wie schlecht die Reform sei, sie aber nur aus Gründen der Staatsräson nicht kassiert werde. Natürlich hat Deutschland größere Probleme, aber die hatte es auch schon 1996. Und doch haben viele brav und beflissen mitgemacht. Wer will schon zur „rückständigen“ Minderheit gehören ? Von den Kosten dieses Experiments redet man lieber nicht.
Mein persönlicher Umgang mit diesem Unsinn ? Bücher neueren Datums kaufe ich fast nur noch gebraucht, ältere Werke grundsätzlich nur gebraucht und nicht in reformierter Neuausgabe. Beruflich schreibe ich wie immer, habe nur „ß“ zu „ss“ geändert – nur da wo es sich durch die Reform auch wirklich geändert hat !!!, den Rest behalte ich bei und schon gelte ich als vorbildlicher Bürger, der [anscheinend schneidet das Kommentar-Programm zuviel Text einfach ab.]

Die Erwiderungen des fossilen Kleinschreibers Rolf Landolt möge man im Original nachlesen.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.10.2016 um 14.31

Rights Hacks und Rechtschreibreform
Erschlagen von der Flut der Veranstaltungen?
Unser kommentiertes Veranstaltungsverzeichnis zur Buchmesse begleitet Sie durch die Hallen.

Mittwoch, 19. Oktober

15 – 16 Uhr
„Daß das ein großer Fehler war, wußten wir schon lange“ – werden wohl einige behaupten.
Hier wird sich über 20 Jahre Rechtschreibreform ausgelassen.
Raum Concorde (Halle 4.C)

faz.net 18.10.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.05.2016 um 06.10

Nachdem die FAZ-Schreiber sieben Jahre lang orthographisch gegen den politisch korrekten Strom geschwommen sind, meinen sie nun wohl, das „verlorene Vertrauen“ der Regierenden wiedererlangen zu müssen, indem sie in den perfiden Kleinkrieg gegen die AfD mit einsteigen. Dazu haben sie in einem (eig. vertraulichen) Gespräch mit Alexander Gauland den Köder „Boateng“ ausgelegt, worauf er wohl zutreffend natürliche Vorbehalte der Bevölkerung gegen fremde Gesichter erwähnt hat. Es gehört schon einiges dazu, daraus den Titel „Gauland beleidigt Boateng“ zu machen und damit ein Rassismusgeschrei bis zur Merkel-Spitze loszutreten. Selbst Matthias Matussek (ex Welt u. Spiegel) kann da nicht mehr folgen:

Matthias Matussek 29.Mai ·
Unfassbar! Die FAS-Redakteure rudern zurück, nun gibt es wohl doch keine Bandaufnahme, sondern nur noch handschriftliche Notizen der umstrittenen Gauland-Äußerungen.
Auch ich rudere zurück. Ich hatte mich über Gauland empört, wie wahrscheinlich die halbe Nation. Jetzt empöre ich mich über den versuchten Rufmord zweier übereifriger Redakteure auf der Jagd. Ich hatte bisher felsenfest auf die Seriosität der FAS gebaut. Auch diese Gewissheit ist dahin.
Die AfD-Spitzenkraft vom Bodensee erkennt klar:
Alice Weidel 30.Mai ·
Gauland vs. Boateng: Lohse gibt im ZDF zu, dass Gauland selbst "Boateng" nicht genannt hat. Und daraus wurde "Gauland beleidigt Boateng" gedreht. Ohne Worte. Ab Minute 12.00 im heute journal vom 30. Mai, 19 Uhr.
http://webapp.zdf.de/page/be0itrag?aID=2751010&cID=166
Bemerkenswert ist die ZDF-Passage. Man hört noch vom Ende eines Mordprozesses „ein Teilgeständnis abgelegt.“ Dann folgt fast ohne Pause über Gauland: „War es Kalkül oder ein klassisches Eigentor? ... die Empörung war und ist groß.“ Das folgende Gerede des FAZ-Mannes läßt das Fragwürdige seines Faktenragouts deutlich erkennen. Obwohl Gauland das Beispiel Boateng unpassend nennt, konstatiert die ZDF-Sprecherin „an seinem Standpunkt hält er unbeirrt fest“ – er bleibt also auch für den Zwangsgebührensender Rassist.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.01.2016 um 09.56

Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung gibt die Zeitschrift „Die politische Meinung“heraus.
Ihr Chefredakteur Löhmann bestellte mit Blick auf die Flüchtlings„krise“ beim Berliner Althistoriker Alexander Demandt einen Text zum Ende des römischen Reiches und verweigerte dann den Abdruck. Er schrieb:


„Aus meiner Perspektive besteht die Gefahr, dass isolierte Textstellen missbräuchlich herangezogen werden könnten, um allzu einfache Parallelitäten zur aktuellen Lage zu konstruieren ...“

Der lesenswerte, ungekürzte Text Demandts wurde nun von der FAZ veröffentlicht (anders als in seinen Büchern, mit sechs ss „angepasst“), Auszug:

Die regionale Ausdehnung des Römerreiches brachte es mit sich, dass die Römer keine ethnische Nation, sondern eine Rechtsgemeinschaft waren, verbunden durch Kaiser, Heer und Verwaltung, durch die Sprache und eine hochentwickelte Zivilisation...

Die bärtigen Germanen in ihren langen Hosen und Pelzen wurden das Odium des Barbarentums nicht los, ihr Aussehen grenzte sie als Fremde aus und ihr arianisches Bekenntnis galt als Ketzerei. Gesetze gegen Mischehen, fremde Tracht und falschen Glauben zeigen die Stimmung. Fremdenfeindliche Literatur, Massaker und Mordaktionen richteten sich gegen die Germanen, die man aber nicht mehr loswurde und auf die man auch nicht verzichten konnte, denn sie stellten die besten Kontingente. Die Regierung verlor die Kontrolle über die Provinzen, das staatliche Waffenmonopol war nicht aufrecht zu erhalten. Eine Unzahl an Verordnungen erging, aber sie wurden nicht mehr ausgeführt, die Exekutive versagte, die überkomplizierte Bürokratie brach zusammen.

faz.net 22.1.2016


eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.01.2015 um 12.06

Arme Sprache

In immer mehr Grundschulen wird Druckschrift nicht nur als erste, sondern als einzige Schrift gelehrt. Für die Schüler soll alles einfacher werden. Tatsächlich werden sie dadurch dümmer.

17.01.2015, von Heike Schmoll

Jeder kennt die traumatischen Szenen des Schreibenlernens: ein m mit zwei Bögen, von denen der letzte mit schöner Regelmäßigkeit entgleitet. Generationen von Grundschülern haben ihre Erfahrungen mit Bögen und Häkchen gemacht. Davon hat sich nicht nur Hamburg verabschiedet. In immer mehr Grundschulen wird die Druckschrift nicht nur als erste, sondern als einzige Schrift gelernt, obwohl die Kultusministerkonferenz daran festhält, dass am Ende der vierten Klasse eine flüssige, lesbare Handschrift geschrieben werden soll.

Propagiert wurde die Neuerung vom einflussreichen Grundschulverband, der weniger eine Interessenvertretung ist als eine Lobbygruppe mit kommerziellen Absichten. Nicht zufällig vertreibt der Verband, der für das von ihm selbst beklagte Schreibchaos in Deutschlands sechzehn Ländern erst gesorgt hat, das zugehörige Lernmaterial. Der Arbeitskreis Grundschule, aus dem der Grundschulverband hervorging, hat der Lateinischen Ausgangsschrift, die 1941 von den Nationalsozialisten im Westen eingeführt worden war, in den siebziger Jahren eine vereinfachte Ausgangsschrift hinzugefügt. Der erwartete Durchbruch blieb aus, weil sie etabliert worden war, ohne vorher auf ihre Lerneffekte zu achten.

Vier unterschiedliche Schriften

So ist es auch mit der jetzt vom Grundschulverband propagierten Grundschrift, einer Druckschrift mit wenigen Verbindungen zwischen den einzelnen Buchstaben. Es gibt bisher keine oder nur unzureichende Erkenntnisse darüber, mit welcher Schrift Kinder besser Schreiben und Lesen lernen. Überzeugt hat der Verband Lehrer und Eltern sowie Politik und viele zeitgeistanfällige Erziehungswissenschaftler mit demselben fadenscheinigen Argument, mit dem auch die Rechtschreibreform aufgezwungen wurde: Für die Schüler sollte alles einfacher werden.

Grundschüler in Deutschland lernen vier unterschiedliche Schriften. Denn in den ostdeutschen Ländern wird häufig weiter die Schrift gelehrt, die 1968 von der DDR eingeführt wurde. Im Westen beginnen viele Grundschulen mit Druckschrift, um dann in der zweiten und dritten Klasse mit der Schreibschrift fortzufahren. Doch es gibt nicht einmal ländereinheitliche Regelungen, jede Schule, jede Schulkonferenz, ja, jeder Grundschullehrer entscheidet ganz nach Gusto.

Aufsehen erregt jetzt der Beschluss Finnlands, nur noch Druckbuchstaben zu lernen - und das Tippen auf Tastaturen. Wer Schreibschrift unterrichten will, kann das weiter tun, aber wichtiger ist es den Finnen, Virtuosität auf iPad und Computer zu entwickeln. Selbst die Schweiz verabschiedet gerade die Schnürlischrift, wie dort die Schreibschrift genannt wird. Die Begründungen lauten überall ähnlich: Das sei eine Erleichterung.

Die Kultusminister drücken sich

Spätestens seit den siebziger Jahren hätte es die Gelegenheit gegeben, zu untersuchen, ob das wirklich stimmt und welche Schriftart sich wie auf das Lernen auswirkt. Aber darauf wurde verzichtet.
[...]
Es wäre Sache der Kultusminister, das deutsche Erkenntnisdefizit zu beheben und eine einheitliche Ausgangsschrift zu beschließen. Sonst werden weiterhin einflussreiche Lobbyisten ihre Propaganda in die Schulen tragen.

Artikel vollständig in faz.net 17.1.2015


eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.10.2013 um 14.38

FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung-von Jörg Bremer-vor 35 Minuten
Es geht in Rom nicht nur um Tebartz-van Elst und den Strafantrag, der gegen ihn wegen Falschaussage an Eides statt erging. Und auch nicht nur um die Schwindel erregenden Kosten für seine Residenz beim Limburger Georgsdom, die von drei auf 30, wenn nicht gar auf 40 Millionen Euro anschwollen...
faz.net 23.10.2013

„Statt“ ist eindeutig Substantiv, wie auch der 19. Duden angibt. Die reformierte Großschreibung bei Verdacht auf Substantiv ist hier seltsamerweise außer Kraft gesetzt worden, wegen an...statt? Die Spaltung von „schwindelerregend“ wirkt nur noch dilettantisch.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.03.2013 um 20.34

Die Orthografie am Schlafittchen gepackt
01.03.2013 • Beim Wettbewerb „Frankfurt schreibt“ sind Fehler keine Schande, sondern Ansporn, es beim nächsten Mal besser zu machen. Oder beherrschen Sie die Rechtschreibung aus dem Effeff?
Von Julia Kern, Frankfurt

Dass beim stadtweiten Finale des Diktatwettbewerbs „Frankfurt schreibt“ niemand mit null Fehlern glänzen würde, war schon am belustigten Raunen zu erahnen, das während der Auflösung bei jedem Satz aufs Neue durch die Aula der Musterschule ging…

Koryphäen am Schlafittchen gepackt
Mit neun Fehlern ging der Gesamtsieg wie im vergangenen Jahr auch diesmal an eine Vertreterin der Eltern: Antje Freyberg trat für die Europäische Schule Frankfurt an und wird beim großen Hessen-Finale am 17. April als Favoritin ins Rennen gehen. Mit zehn Fehlern holte Anneke Thaler von der Max-Beckmann-Schule den Sieg in der Lehrer-Kategorie. Bei den Schülern errang Tilman Jacob von der Musterschule mit 19 Fehlern den Sieg für die Gastgeber des Stadt-Finales. Bei einem Durchschnitt von 33,23 Fehlern kann er sich nun zu Recht als Rechtschreib-Koryphäe bezeichnen…

faz.net 1.3.2013

Welch ein kümmerliches Ergebnis nach der alleserleichternden „Reform”!

„Schlafittchen“ hätte übrigens nach dem Augstschen Tollpatsch-Volksetümologiesystem auch als „Schlaffittchen“, „Schlafffittchen“ oder „Schlafffitchen“ vorgeschrieben werden können.


Siehe auch Th. Ickler 2.3.13


eingetragen von Norbert Lindenthal am 10.02.2013 um 11.00

Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ Archiv 06.03.2004, Nr. 56, S. 1
kostenpflichtiger Artikel (auf der Titelseite)

Politik

Kultusminister zweifeln an der Rechtschreibreform
Schavan: Gesellschaftliche Akzeptanz berücksichtigen / "Nuancenreichtum der Sprache erhalten"
Von unserem Redaktionsmitglied Heike Schmoll

BERLIN, 5. März. Die Konferenz der Kultusminister (KMK) hat in Berlin den vierten Bericht der Zwischenstaatlichen Kommission zur Rechtschreibreform nicht verabschiedet. Diesen Schritt hatte ursprünglich eine Arbeitsgrundlage der Amtschefkommission vorgesehen. Statt dessen haben die baden-württembergische Kultusministerin Schavan (CDU) und der brandenburgische Kultusminister Reiche (SPD) ein Gespräch mit Vertretern der Zwischenstaatlichen Kommission und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung geführt, das in "konstruktiver Atmosphäre" verlaufen sei. Es habe sich gezeigt, daß der Bericht der Kommission auch einige Reformvorschläge der Deutschen ...
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Norbert Lindenthal am 03.02.2013 um 17.06

Frankfurter Allgemeine Zeitung 3.2.2013

Plagiatsvorwurf
Schavan wird wohl den Titel verlieren
03.02.2013 · Kurz vor der entscheidenden Sitzung des Fakultätsrates zum Doktortitel von Bildungsministerin Schavan (CDU) ist ein Heft mit Zitierregeln ihres Instituts aus dem Jahr 1978 aufgetaucht. Es soll offenbar beweisen, dass ein Gutachten über ihre Arbeit nicht mehr nötig sei.
Von HEIKE SCHMOLL, BERLIN

[Bild]
© DPA
Bundesbildungsministerin Annette Schavan Ende Januar vor einer Kabinettssitzung in Berlin

Kurz vor der entscheidenden Sitzung des Düsseldorfer Fakultätsrats zum Doktortitel von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) am kommenden Dienstag ist ein Heft mit Zitierregeln des Instituts für Pädagogik aus dem Jahr 1978 aufgetaucht. Der Verstoß gegen die Grundprinzipien der Zitierpflicht habe „schon manchen Wissenschaftler um Ehre und Karriere und manchen Prüfungskandidaten um den Erfolg seiner Bemühungen gebracht. Und das ist gut so“, zitierte die „Süddeutsche Zeitung“ am Samstag aus dem Heft. Geistiger Diebstahl sei kein Kavaliersdelikt. Deshalb wird in dem Heft schon für Thesenpapiere verlangt, alle wörtlichen und sinngemäßen Entlehnungen aus fremden Texten kenntlich zu machen. Auch wenn längere Ausführungen eines Autors zusammenfassend wiedergegeben werden sollten, komme an Stelle eines wörtlichen nur ein sinngemäßes Zitat in Frage, das man in eigene Worte fassen müsse, so steht es in dem 32 Seiten umfassenden Heft.

Verfasst wurden die „Hinweise zur Anfertigung von Seminararbeiten“ von dem 1983 verstorbenen Düsseldorfer Schulpädagogen Wolfgang Kramp, herausgegeben hat es unter anderen der Doktorvater von Bildungsministerin Annette Schavan (CDU), Gerhard Wehle, der 1974 von der Pädagogischen Hochschule in Neuss an die Universität Düsseldorf berufen worden war. Frau Schavan war zwei Semester auch studentische Hilfskraft Wehles. Der heute 87 Jahre alte Wehle hatte im vergangenen Jahr gesagt: „Die Arbeit entsprach damals absolut dem wissenschaftlichen Standard.“

Wie gelangte das Heft in die Redaktion?
Es stand nie zur Debatte, dass auch 1980, in dem Jahr also, in dem Frau Schavan ihre Doktorarbeit veröffentlichte, klar war, wie zitiert werden muss. Aufschlussreich ist jedoch, dass nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ nur ein Exemplar des Heftchens greifbar ist. Das Heft befindet sich in der Nachlassbibliothek der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Wehle selbst besitzt nach eigenen Angaben keines mehr. Wie gelangte es wenige Tage vor der entscheidenden Sitzung des Fakultätsrats plötzlich an eine Redaktion? Verbirgt sich dahinter eine Strategie?

Durch eine Indiskretion war das Gutachten des Vorsitzenden des Promotionsausschusses Stefan Rohrbacher an die Öffentlichkeit gelangt, woraufhin sich die Universität beklagte, sie sei bestohlen worden. Nach dem Bekanntwerden des Gutachtens, das der damaligen Doktorandin eine „plagiierende Arbeitsweise“ und eine „leitende Täuschungsabsicht“ vorwarf, kam die Empfehlung des Promotionsausschusses an den Fakultätsrat nicht mehr überraschend, er möge das Verfahren zum Entzug des Doktorgrades eröffnen.

Vorbereitungen für den Entzug des Doktorgrades?
Auf die danach entbrannte Diskussion über das Verfahren (kein Fachgutachten, keine Anhörung des Doktorvaters) reagierte die Universität wiederum wenige Tage vor der ersten Sitzung des Fakultätsrats mit der Veröffentlichung eines einschlägigen Rechtsgutachtens, das ihr die Korrektheit ihres Vorgehens aus verwaltungsverfahrensrechtlicher Perspektive bestätigte. So konnte auch die Entscheidung des Fakultätsrats, das Verfahren zum Entzug zu eröffnen, in den Augen der Öffentlichkeit nur noch logisch erscheinen.

Nun tauchen wenige Tage vor der zweiten Fakultätsratssitzung die Zitierregeln aus den Erziehungswissenschaften in Düsseldorf auf, die ganz offenkundig als Beweis dafür dienen sollen, dass ein Fachgutachten gar nicht mehr nötig ist. In der Logik der bisherigen Strategie wird die Öffentlichkeit jetzt darauf vorbereitet, dass der Fakultätsrat am Dienstag den Doktorgrad entziehen wird.
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.01.2013 um 08.01

„Frankfurt schreibt!“ Frankfurt sucht mehr als 200 Rechtschreib-Experten

24.01.2013 • Wie im vergangenen Jahr lädt die Stiftung Polytechnische Gesellschaft Schüler, Eltern und Lehrer zum großen Diktatwettbewerb ein. Das Hessen-Finale findet im April statt.

Sonnyboy, Quarkkäulchen oder Damwild - Rechtschreibung ist manchmal verzwickt. Mehr als 200 Schüler, Eltern, Lehrer und Prominente stellen sich auf Initiative der Stiftung Polytechnische Gesellschaft den Herausforderungen der deutschen Sprache…

Bei dem Wettbewerb solle vor allem die Freude an der Vielfalt der Sprache im Vordergrund stehen, sagte gestern Roland Kaehlbrandt, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung. … Laut Kaehlbrandt haben 13 Millionen Deutsche große Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung.

„Wer die Schriftsprache nicht beherrscht, schadet sich selbst“, sagte Werner D’Inka, einer der Herausgeber dieser Zeitung, die außer dem Hessischen Rundfunk, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, dem Duden-Verlag, dem Frankfurter Schulamt, der Dr.-Marschner-Stiftung und der UBS-Stiftung einer der Kooperationspartner des Wettbewerbs ist. Bewerber mit Rechtschreibfehlern in den Unterlagen seien chancenlos. Zudem seien fehlerfreie Briefe und E-Mails Ausdruck des Respekts gegenüber Anderen, sagte D’Inka. „Ein fehlerfreier Brief bedeutet, dass sich jemand Mühe gegeben hat.“

faz.net 24.1.2013

Warum die Quäntchen-Reformer nicht auch Sunnyboy, Dammwild und Quarkeulchen gefordert oder zumindest zugelassen haben, bleibt ein Rätsel. FAZ-Herausgeber D’Inka macht den Kotau seiner Zeitung vor der Unfugsreform noch besonders deutlich, indem er ohne Not von den „Anderen“ schreiben läßt.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.11.2012 um 10.54

Wahlfreiheit bei Abitur trägt Unruhe in Gymnasien

15.11.2012 • Ministerpräsident Bouffier will das schulpolitische Streitthema G8 abräumen. Doch die versprochene Wahlfreiheit verlagert den Streit in die Schulen. G8-Gegner hoffen auf einen späten Sieg.
faz.net 15.11.2012

Dazu eine Lesermeinung:

alois schneider (formal) - 15.11.2012 18:24 Uhr

solange unsere Bildungssozialisten unser Bildungssystem als private Dauerspielwiese und unsere Kinder als Laborratten betrachten, an denen man ein Experiment nach dem anderen verbrechen kann, G8 ist nur eines davon, erweitert sich das Chaos in großen Schritten.

Ob ein Land wie Baden-Württemberg das erfolgreichste Bildungsland der Welt ist, spielt keine Rolle.

Es muß zerstört werden und etwas neues "modernes" muß her (Bildung als Modeartikel),
auch wenn sich das "moderne" bei genauerem Hinsehen wie z.B nun in NRW, als das alte DDR Schulsystem entpuppt.

Auf "Rechtschreibreform" und Bacheloritis will ich erst gar nicht eingehen.
Das staatliche Schulsystem geht den Bach runter.

Diejenigen, die es zerstört haben, empören sich dann darüber, daß die Kinder von Reichen besser abschneiden, weil sie sich dieser Zerstörung entziehen können, indem sie Privatschulen besuchen können.

Der Sozialismus in seinem Lauf produziert Ochs und Esel zu Hauf!


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.09.2012 um 05.48

G8 Vorwärts immer, rückwärts nimmer

05.09.2012 • Vier Fünftel der Eltern wollen zurück zur neunjährigen Gymnasialzeit. Für die Bildungspolitiker aber wäre das ein Eingeständnis des Scheiterns.

Von Berthold Kohler

Es soll tatsächlich immer noch Bildungspolitiker geben, die die Verkürzung der Gymnasialzeit auf acht Jahre für einen noch größeren Erfolg halten als die Abschaffung der einheitlichen Rechtschreibung. Schüler, Eltern und Lehrer, die die Folgen dieser in aller Regel miserabel vorbereiteten und ausgeführten Reform zu tragen hatten, kamen dagegen schnell zu einem anderen Urteil. Das Ergebnis einer Meinungsumfrage, wonach vier Fünftel der Eltern für eine Rückkehr zum G9 sind, kann daher nur in seiner Höhe überraschen.

Sollte diese Einmütigkeit daran liegen, dass die Babyboomer mehr Mitleid mit ihren (verweichlichten?) Kindern haben als die Elterngenerationen vor ihnen? Oder vielleicht doch eher daran, dass bei der Verwirklichung der (Lehr-)Pläne vom eigenen Reformeifer berauschte Kultusbürokratien versagt haben? Weil die Probleme unbestreitbar sind, aber auch Bildungspolitiker kein Zurück zum Status quo ante kennen (was ein Eingeständnis wäre), soll jetzt mancherorts ein zusätzliches „Flexibilisierungsjahr“ helfen. Vorwärts zu G8½! Offenbar gibt es immer noch zu viel Einheitlichkeit im deutschen Schulwesen.

faz.net 5.9.2012


eingetragen von Norbert Lindenthal am 01.04.2012 um 10.55

Zitat:
… Die Deutsche Gesellschaft für Sprache im Technischen Zeitalter (DGSTZ) …

Dieser gerade noch rechtzeitig in Angriff genommenen Reform der deutschen Sprache im Kontext internationaler Entwicklungen ist schneller und guter Erfolg zu wünschen. Schnell, weil es sonst passieren könnte, daß eine Volksinitiative über die beiden weiteren Stufen zu einem Nerven zehrenden Politikum heranreifen könnte. Man muß bei dem geänderten Zeitgeist mit allem rechnen. Schauen Sie sich an, wie Piraten alles mögliche entern. Telefongespräche sind nicht mehr so teuer wie 1996 bis 1998. Für Massenfaxe stehen genügend Rechner und aus dem Nichts geschulte Bediener bereit. Deshalb also schneller Erfolg!

Guter Erfolg: Es muß im zweiten Schritt sofort die sogenannte Chinesische Reform vorbereitet werden. Falls die nicht schnell genug alternativlos durchgesetzt werden würde, könnten sich traditionelle Deutsche darauf besinnen, wie einfach die Bedienung per scharf-s gewesen war. Da wäre es dann schwer kalkulierbar, ob die chinesische Zeichenvermehrung zu großen Widerstand erfahren würde.

Ich hoffe, in zwei Tagen mehr Einzelheiten in der FAZ lesen zu können.
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.04.2012 um 09.30

Internationale Anforderungen
Deutsche Rechtschreibung wird abermals reformiert


01.04.2012 • Die Deutsche Gesellschaft für Sprache im Technischen Zeitalter (DGSTZ) plant in Berlin zusammen mit den knapp zwanzig Kultusministerien eine Reform. Dabei wird das Deutsche an globale Gegebenheiten angepasst.

Von Fritz Jörn

Wir Deutschen aber fangen an mit QWERTZ und brauchen rechterhand um das P herum noch unsere Umlaute und das ß.
Nicht erst auf der Computermesse Cebit war es wieder einmal zu sehen [...]

Zwanzig Kultusministerien planen die Reform

Die Deutsche Gesellschaft für Sprache im Technischen Zeitalter (DGSTZ) plant in Berlin zusammen mit den knapp zwanzig Kultusministerien die Reform. Sie stützt sich dabei in erster Linie auf Erfahrungen bei der letzten Rechtschreibreform. Vor allen Dingen ist von Anfang an die rege Beteiligung der Schreibenden vorgesehen. Die Anpassung des Deutschen an globale Gegebenheiten soll mit dem Verzicht auf das „scharfe S“ beginnen, danach sollen aber auch zügig die Umlaute Ä, Ö, und Ü entfallen. Dass sie auch den internationalen Austausch behindern, etwa bei E-Mail-Adressen, ist offensichtlich. [...]

Weitere Vorschlege betreffen den im Deutschen allerumstendlichsten Laut, das sch. In keiner Sprache werden dafyr drei Zeichen verwandt, fyr den Laut tsch sogar ganze vier. Da Akzente wie der Hatschek in den sydslawischen Spraschen vermieden werden myssen, ist zunechst wie im Englischen eine Kyrzung des sch zu sh vorgesehen, also Shule statt Schule. Shuttle shreibt man ja shon heute so. Tsch wird man wahlweise Tsh oder Tch shreiben dyrfen, wie bereits bei Tchibo. Speter soll tch weiter gekyrzt werden, etwa zu einem blossen C, das heute im Shriftsatz bei original deutschen Wohrtern nur im Zusammenhang von ch vorkommt, reine Ressoursenvershwendung. Doch bis wir effizient Cule und Caclik schreiben werden, mag es noch manches Jehrchen dauern. Caun wir mal.

faz.net 1.4.2012

Anmerkung: Wie doch manche Ideen wiederkehren!

Bei FDS: Kommentar von R. M., 01.04.2012 sprachforschung.org:
Kommt hinzu, daß der Autor der öden Glosse, Fritz Jörn, sogar ein Freund des reformierten Schreibens ist.

NB. Text leicht gekürzt.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 19.10.2011 um 08.07

FAZ 19.11.2011

Staatstrojaner
Außer Kontrolle
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich ist in Gefahr, sich in Sachen Staatstrojaner um Kopf und Kragen zu reden. Auf eine Fundamentalfrage persönlicher Freiheit hat er zudem noch keine richtige Antwort gefunden. Heute wird die Regierung im Bundestag befragt.
Von FRANK SCHIRRMACHER 18.10.2011

[Bild]
© LÜDECKE, MATTHIAS
Geht ein hohes Risiko ein: Innenminister Hans-Peter Friedrich

Warum redet sich Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich ohne Not um Kopf und Kragen? Die Hacker des Chaos Computer Club haben unwiderleglich gezeigt, dass der Staat die Kontrolle über einen mehrfach eingesetzten Staatstrojaner verloren hat. Hätte er es nicht, wäre das, was in Bayern in einen Laptop eingebaut wurde, ein bewusster Verstoß gegen das Grundgesetz. Das wollte eigentlich niemand glauben. Aber seitdem der CSU-Politiker redet, wie er redet, wachsen die Zweifel.

Der Innenminister behauptet, die Software sei maßgeschneidert und entspreche den gesetzlichen Anforderungen. Die Hacker haben gezeigt, dass der bayerische Trojaner über illegale Funktionen verfügt und von jedem Kriminellen hätte gekapert werden können.

Friedrich bestreitet diese illegale Funktion, die er selbst erst bedenklich fand, mittlerweile nicht mehr. Er hält sie aber für notwendig. Während ausgerechnet das Bundeskriminalamt (BKA) vor dieser Art Nachladefunktion warnte und sie deshalb nach eigenem Bekunden auch nicht einsetzte, stellt der Minister das Urteil des ihm unterstellen BKA und die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts in Frage. Die Meinung einer Regierung, so sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, sei halt manchmal anders als die Meinung eines Gerichts. Weiß er noch, was er sagt?

Man erlebt hier politischen Kontrollverlust angesichts komplexer technologischer Systeme in Echtzeit. Es ist ein Lehrstück. Friedrich kann nicht zugeben, dass die Komplexität digitaler Systeme den Staat ebenso kalt erwischt, wie sie schon vorher die Finanzmärkte erwischt hat. „Wir vertrauten Computern“, hatte Alan Greenspan während seiner denkwürdigen Anhörung vor dem amerikanischen Senat nach der Lehman-Pleite gesagt.

Angriffskrieg aus dem vergangenen Jahrhundert
Das tut auch Friedrich. Offenbar setzt er auf die Überforderung der Öffentlichkeit. Anders ist sein Satz nicht zu erklären, dass er nicht wisse, was für ein Trojaner dem Chaos Computer Club zugespielt wurde. Die Wahrheit ist, dass der Code des Spionageprogramms seit dem vorvergangenen Samstag im Netz steht und die Sicherheitsbehörden wenig später wussten, worum es sich handelt. Schon diese Behauptung allein zeigt, dass der Innenminister entweder nicht weiß, wovon er redet, oder dass er ein hohes Risiko eingeht.

Auf dem Gebiet der Überwachungssoftware führt Friedrich einen Angriffskrieg aus dem vergangenen Jahrhundert. Dabei ist sein Vorwurf an den Chaos Computer Club, dieser habe mit seiner Enthüllung, dass der Staatstrojaner gesetzwidrig programmiert sei, nichts als „Chaos“ verbreitet, alles andere als witzig. Denn Hacker haben gezeigt, dass zumindest bei Landesbehörden die Produktion amtlicher Spionageprogramme außer Kontrolle geraten ist. Es ist skandalös genug, dass eine Firma, deren Vorläuferin wegen Bestechung von Zollbeamten verurteilt wurde, immer noch für viele Millionen Euro die Instrumente für die heikelste aller Überwachungsaufgaben herstellen darf.

Nicht weniger skandalös ist das Niveau der Software, wie mittlerweile alle Fachleute bestätigen. Bis heute ist es ein Rätsel, ob sich die Firma selbst eine Hintertür in den Code offenhielt. Völlig unklar ist auch, ob die Beamten überhaupt wussten, was man ihnen an die Hand gab - alles Aufgaben für einen Innenminister, der nicht nur das Recht, sondern auch die Freiheit zu schützen hat.

Anstatt die neue Abhängigkeit des Rechts vom Code zu thematisieren, bekräftigt der CSU-Politiker Sachverhalte, die bisher niemand in Frage gestellt hat: Dass Terrorismus und schwerste Verbrechen auch digital überwacht werden müssen und dass Polizei und Justiz gesetzestreu sind. Es wäre zu wünschen, dass die Sicherheitsbehörden erkennen, dass sie gerade von ihrem Dienstherren angesichts der Herausforderungen der vernetzten Welt im Regen stehen gelassen werden.

Kontrollverlust wird die Regel sein
Der Innenminister redet sich ein, er habe noch die Kontrolle über die Systeme - und es ist diese Illusion, die am erschreckendsten ist. Politiker des digitalen Zeitalters müssen endlich erkennen, dass der Verlust der Kontrolle die Regel kommunikativen und politischen Handelns sein wird, so lange das Verständnis der Software quasi-magisch bleibt und die Institutionen im zwanzigsten Jahrhundert steckenbleiben. Die Grundtugend in einer Gesellschaft, in der Computer alles wissen, ist Skepsis.

Von einem Innenminister ist deshalb zu erwarten, dass er sich nicht zum flammenden Verteidiger einer Software macht, die auch er nicht versteht, sondern dass er transparente, nachvollziehbare Wege zeigt, wie in seinem Verantwortungsbereich die Integrität des Codes durch Fachleute und überprüfbare und logische Verfahren garantiert werden könnte. Das ist gar nicht so schwer: Eines dieser Verfahren ist die Umkehrung der Beweislast beim Richtervorbehalt. Bisher ist es für einen Richter einfacher, einer Überwachungsmaßnahme zuzustimmen, als sie abzulehnen.

Wir leben in einer Zeit, in der Politiker die Unwahrheit sagen müssen, weil sie die Erwartungen von Finanzmärkten nicht beeinflussen wollen, die aber selbst nur wieder Abbilder von Algorithmen hochkomplexer Computersoftware sind. Jetzt erleben wir einen vergleichbaren Fall bei der Fundamentalfrage persönlicher Freiheit.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 27.08.2011 um 18.58

FAZ 26.8.2004

Rechtschreibung
Loriot: Reform gefährdet Verständigung
Der Humorist Vicco von Bülow alias Loriot, Ehrenmitglied im Rat für deutsche Rechtschreibung, sieht durch die Reform die Grundlagen der Gesellschaft gefährdet: Man dürfe die Sprache nicht zu sehr vereinfachen.

[Bild]
Sprachliebhaber: Loriot

26. August 2004
Die Rechtschreibreform gefährdet nach Ansicht des Humoristen Vicco von Bülow alias Loriot die Grundlagen der Gesellschaft. „Wir sind auf dem Wege, unser wichtigstes Kommunikationsmittel so zu vereinfachen, daß es in einigen Generationen genügen wird, sich grunzend zu verständigen“, schrieb Loriot in einem Beitrag für die „Bild“-Zeitung (Donnerstag).

Keine Regierung dürfe es sich erlauben, „eine Kulturnation zu einer Klasse von Schülern zu degradieren, denen nicht die geringste Anstrengung zumutbar ist“. Die Behauptung, es gebe wichtigere Probleme als die Schreibregeln, nannte er „empörend“: „Das hat man vor einigen Jahren auch gesagt, als es um den Umweltschutz ging. Heute wissen wir, daß unsere Welt nur zu retten ist, wenn wir die Grundlagen unserer menschlichen Existenz nicht fahrlässig aufs Spiel setzen. Dazu gehört in erster Linie die Verständigung unter den Menschen durch Schrift und Sprache, die uns seit Jahrhunderten begleitet.“

Loriot ist Ehrenmitglied eines kürzlich in München gegründeten „Rates für deutsche Rechtschreibung“, in dem sich Gegner der neuen Schreibweisen um den als „Rechtschreib-Rebell“ bekannt gewordenen Deutschlehrer Friedrich Denk zusammengeschlossen haben. Weitere Ehrenmitglieder sind Günter Grass, Siegfried Lenz, Hans Magnus Enzensberger und Marcel Reich-Ranicki.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.08.2011 um 08.02

F.A.Z., 10.08.2011

Die optimale Sprache dem Kint mit Leffeln eintrichtern

Vor hundert Jahren starb Konrad Duden, dessen Ansichten zur Rechtschreibung nicht viel mit dem zu tun haben, wofür der Name heute steht. Die Geschichte seines Reformwerks steckt voller Merkwürdigkeiten.

For hundert jaren starb Konrad Duden, ferert als fater der orthografie. Der Mann, dessen Name zum Synonym für buchstäbliche Korrektheit geworden ist, hätte diese Schreibweise nicht als Affront empfunden. Duden war ein Anhänger der „phonetischen Schule“, er träumte von einer Schreibung, in der jedem Laut nur ein Buchstabe entspricht und umgekehrt. „Schreib, wie du sprichst“ war das Prinzip dieser orthographischen Utopie, die freilich voraussetzt, dass alle Menschen ein standardisiertes Hochdeutsch sprechen.

Dass zu seiner Zeit noch die Dialekte den Alltag bestimmten, hielt Duden für ein bald überwundenes Hindernis. Seinem Ideal am nächsten kam die ziemlich lautgetreue italienische Orthographie, die er als Hauslehrer in Genua kennengelernt hatte. Als abschreckendes Gegenbeispiel dienten ihm die Unregelmäßigkeiten der englischen Rechtschreibung; das deutsche Schriftsystem verortete er zwischen diesen Polen. Es zu einer volksnahen, „demokratischen“ Rechtschreibung weiterzuentwickeln, die bildungsferne Schichten von den Mühen komplizierter Regeln erlöst, war sein Ziel.

Unter Arbeitern und Bauern wüte die herrschende Orthographie wie die Pest - das hat nicht Duden gesagt, sondern, in einem „Spiegel“-Artikel von 2005, der Kopf der jüngsten Orthographie-Reform, Gerhard Augst. Die soziale Begründung mit ihrer Gleichsetzung von Demokratie und Simplizität ist bis heute der Evergreen der Reformer. Außerhalb der Buchstabenwelt stand Duden selbst aber linken Neigungen durchaus fern. Als Student hatte er sich zwar für die Ziele der versuchten Revolution von 1848 begeistert, doch nach ihrem Scheitern setzte er, wie viele Nationalliberale, auf das autoritäre Preußen als Motor der politischen Vereinigung Deutschlands. Der Schuldirektor Duden war loyaler Monarchist, der seinen Liberalismus auf das Private beschränkte. Sozial engagiert, lehnte er die Sozialdemokratie zutiefst ab.

Zu Beginn der siebziger Jahre, als Duden zum Reformaktivisten wurde, stritten Germanisten und Lehrer schon seit Jahrzehnten über die Orthographie. Eigentlich waren diese Kontroversen überflüssig, denn es gab - ganz ohne amtliche Regelungen - eine leidlich funktionierende Schreibung, die trotz mancher Varianten schon weitgehend vereinheitlicht war. Sie hatte sich im Laufe der Jahrhunderte aus der Praxis der Schreiber, Drucker und Korrektoren entwickelt. Der Grammatiker Johann Christoph Adelung goss sie Ende des achtzehnten Jahrhunderts in Regeln. Sein Wörterbuch, „der Adelung“, war eine Art Duden vor dem Duden.

Dass die Orthographie trotzdem zum Zankapfel wurde, lag vor allem am „Vater der Germanistik“, Jacob Grimm. Er fand die Orthographie seiner Zeit „unrichtig, barbarisch und schimpflich“: Durchdrungen von den Ideen der Romantik, war Grimm überzeugt davon, dass die deutsche Sprache im Mittelhochdeutschen ihren Zenit erreicht hatte und sich seitdem auf dem Abstieg befand. Um ihn aufzuhalten und aus dem Geist der restaurierten Sprache die ersehnte deutsche Einheit erstehen zu lassen, entwarf er eine Orthographie, die nicht nur die Substantive klein machte, sondern die Wörter wieder klingen und aussehen ließ wie in den Zeiten Walthers von der Vogelweide: Mond, Licht oder Ereignis sollten künftig wieder mand, liecht und eräugnis heißen. Die Forderung, Löffel durch leffel zu ersetzen, trug Grimms Anhängern den Spottnamen „Leffel-Partei“ ein.

Diese „historische Orthographie“ fand viele Verfechter unter den Germanisten. Deutschlehrer experimentierten mit ihr, sie sorgte für Konfusion in den Klassenzimmern und behinderte über viele Jahre die Rechtschreibentwicklung, die eigentlich auf gutem Wege gewesen war. Erst durch die Irritationen, die von der „Leffel-Partei“ in der Lehrerschaft gestiftet wurde, geriet die Schule überhaupt in den Fokus der Orthographie-Diskussionen.

Von nun an wurde die leichte Erlernbarkeit und nicht die Leistungsfähigkeit des Schriftsystems zum Maßstab. Gegen Grimms „aristokratische Geheimwissenschaft“ formierte sich die phonetische Richtung, deren Ziel eine möglichst lautgetreue und zugleich gegenwartsorientierte Schreibweise war. Der Konflikt zwischen den Fraktionen bestimmte auf Jahrzehnte hinaus die Rechtschreib-Szene. Um die Schwankungsfälle, die es gab - wie allmählich und allmählig, deshalb und deßhalb oder Fluth und Flut -, zu bereinigen, hätte es eines solchen Grundsatzstreits nicht bedurft. Ebender aber unterminierte jetzt die bereits gewonnene Ordnung, ließ überwundene Unsicherheiten neu entstehen und schuf somit erst die Notwendigkeit einer amtlichen Regulierung.

Nach und nach gewannen die Phonetiker über die „Grimmschen“ die Oberhand. Ihre Ideen entsprachen dem wissenschaftlichen Zeitgeist. Phonetik und Lautphysiologie nahmen in diesen Jahren großen Aufschwung. Sprache bedeutete nun vor allem gesprochene Sprache, während der Eigencharakter des Schriftsystems aus dem Blick geriet. Zum Vordenker einer so inspirierten Orthographiereform wurde der Erlanger Germanistik-Professor Rudolf von Raumer, der bei Jacob Grimm studiert hatte. Für ihn wie für alle Kombattanten im Schriftstreit war die Regelung der Orthographie nicht nur eine schulische Angelegenheit, sondern auch ein Baustein der nationalen Einheit. Noch wichtiger als eine reformierte war Raumer deshalb eine einheitliche Rechtschreibung, die von der Bevölkerung im gesamten Sprachgebiet akzeptiert wurde. Dafür war er bereit, seine phonetischen Ideale zurückzustellen und an die tradierte Schreibweise anzuknüpfen.

Gibt es öffentlichen Verstand?

Diese ausgleichende Haltung, die darauf abzielte, zunächst nur variierende Schreibungen zu regulieren und den Einfluss der historischen Schule zurückzudrängen, verschaffte ihm die Sympathien der Kultusbehörden und vieler Lehrer, die nach einem Ausweg aus der festgefahrenen Orthographie-Debatte suchten. Bald nach der Gründung des Deutschen Reiches bekam Raumer den Auftrag, eine einheitliche Schulorthographie für ganz Deutschland zu entwerfen. Hier und dort verfassten Lehrer schon einmal auf eigene Faust Regeln, unter ihnen Konrad Duden, Gymnasialdirektor im thüringischen Schleiz, dessen Arbeiten die größte öffentliche Beachtung fanden. All diese Orthographien im Eigenbau gründeten auf Raumers Konzepten.

Duden schloss sich, obwohl er die herkömmliche Rechtschreibung als schlimmsten Hemmschuh unserer Volksbildung verdammte, auch Raumers Realpolitik der kleinen Schritte an. So verzichtete er auf die Substantiv-Kleinschreibung und war bereit, das Stammprinzip - man schreibt Kind, obwohl man Kint sagt - als Lesehilfe zu tolerieren, bis irgendwann das phonetische Prinzip sich endgültig durchgesetzt haben würde. Für den Karrierepädagogen war das Klassenzimmer der Transmissionsriemen der Reform, „weil wir niemals durch die Literatur, sondern nur durch die Schule zu einer einfacheren Rechtschreibung gelangen werden“.

Als 1876 auf Initiative des preußischen Kultusministers Adalbert Falk eine Konferenz in Berlin zusammentrat, um einheitliche Schreibregeln für ganz Deutschland aufzustellen, war Duden bereits prominent genug, um neben Raumer zum Kreis der vierzehn Teilnehmer zu gehören, der sich aus Germanisten, Lehrern, Kultusbeamten und Vertretern der Druckerei- und Buchhändlerbranche zusammensetzte. Alle Eingeladenen akzeptierten Raumers gemäßigte Linie wenigstens als Diskussionsgrundlage. Grimm-Anhänger blieben ebenso ausgeschlossen wie allzu radikale Fonetiker. Nur zwei Konferenzteilnehmer gehörten nicht zu Raumers Parteigängern: der Germanist Wilhelm Scherer und der Privatgelehrte Daniel Sanders aus dem mecklenburgischen Neustrelitz, ein erfolgreicher Lexikograph, dessen Name heute noch im englisch-deutschen Wörterbuch „Muret-Sanders“ fortlebt. Diese beiden Traditionalisten wollten die überlieferte Rechtschreibung im Wesentlichen unangetastet lassen, standen aber einer vorsichtigen Standardisierung wohlwollend gegenüber.

Zunächst beschränkten sich die Konferenzteilnehmer auch programmgemäß darauf, variierende Schreibweisen zu vereinheitlichen. Statt Thau sollte es künftig Tau heißen, gibt statt giebt, Klasse statt Classe oder tot statt todt. Derartige Vorschläge waren unspektakulär, eine schnelle Einigung lag in greifbarer Nähe. Zum Eklat kam es, als die phonetisch orientierte Reformer-Mehrheit unerwartet die Abschaffung der Dehnungszeichen auf die Tagesordnung setzte, um Schreibungen wie Har, Son, Hun, faren oder wülen einzuführen. Nur bei gleichlautenden Wörtern (mahlen/malen) sollten Dehnungskennzeichnungen bleiben, ebenso bei i und e (Lehrer, ihn). Duden gingen die Vorschläge nicht weit genug. Er plädierte auch für Mel, nemen oder stilt. Sanders und Scherer spotteten über die orthographischen Jakobiner, die die „Guillotine niederfahren“ und „die Dehnungszeichen in den Staub rollen“ ließen.

Die Konferenz endete im Fiasko, ihre Vorschläge, auch die maßvollen, fielen durch. Auf der Website des Duden-Verlages kann man heute lesen, Bismarcks Veto sei der Grund des Scheiterns gewesen, doch das ist bestenfalls die halbe Wahrheit. Zwar war der Reichskanzler ein grimmiger Feind aller orthographischen Veränderungen, aber es waren der preußische Kultusminister und seine Kollegen aus den anderen deutschen Bundesstaaten, die, verschreckt von Schreibweisen wie Lon und Sal, das Regelwerk in Bausch und Bogen ablehnten. Sie fürchteten eine Abspaltung der Schulorthographie von der Schreibweise der Verlage und der Mehrheit der Bevölkerung.

Auch die Presse reagierte mit Empörung, die von Scherer und Sanders durch gezielt gestreute Informationen und eigene Beiträge noch zusätzlich angestachelt wurde. Für die Reformer, die sich damals wie heute als Fackelträger der Vernunft sahen, steckte dahinter nichts als Demagogie und dumpfer Konservatismus. Doch für Sanders gehörte die Beteiligung der Medien und der Öffentlichkeit - der Duden das Urteilsvermögen absprach - zum Prinzip einer wirklich demokratischen Rechtschreibung.

Das Ende der Optimierung

Dudens lautgetreue Regeln fand Sanders täppisch und roh. Demokratisch war für ihn die gewachsene Schreibung als Spiegel des allgemeinen Sprachbewusstseins mit all seinen Nuancen. Er betrachtete die Schriftsteller und Journalisten, die Profis der Schriftsprache, als wichtige Stimmen in der Orthographie-Debatte. Dass sie nicht zur Konferenz eingeladen wurden, dass überhaupt keine öffentliche Diskussion stattfand und stattdessen Schulmeister die neue Orthographie hinter verschlossenen Türen diktieren wollten, kritisierte er scharf. Das Etikett des Rechtsaußen, das Duden und andere Reformer ihm nach der gescheiterten Konferenz anhefteten, widersprach dem Selbstverständnis des Revolutionärs von 1848, der seine Stelle als Direktor einer jüdischen Schule wegen demokratischer Umtriebe verloren hatte.

Zwar war die Reform havariert, doch Raumers moderate Prinzipien, die auf der Konferenz ursprünglich zur Diskussion gestanden hatten, setzten sich während der folgenden Jahre in den einzelnen deutschen Bundesstaaten trotzdem durch. Raumer selbst starb bald nach der Konferenz. Die Rolle des Cheftheoretikers übernahm jetzt der Germanist Wilhelm Wilmanns, dem sein Freund Konrad Duden, inzwischen Schuldirektor im preußischen Hersfeld, als tatkräftiger Praktiker zur Seite stand. Duden verzichtete auf weitere „Optimierungsversuche“ im phonetischen Geist und konzentrierte sich stattdessen auf sein zweites großes Ziel, die Vereinheitlichung der Rechtschreibung. Aufbauend auf seiner Schulorthographie, brachte er 1880 das „Vollständige Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache“ mit 187 Seiten und rund 28 000 Stichwörtern heraus. Dieser Urduden, der von Auflage zu Auflage erweitert wurde, erwies sich als Erfolgsmodell. Schon 1887 waren 220 000 Exemplare verkauft.

Im Juni 1901, ein Vierteljahrhundert nach dem ersten, gescheiterten Versuch, fand in Berlin auf Einladung des Reichskanzlers Fürst Bernhard von Bülow wieder eine Konferenz mit dem Ziel einer gesamtdeutschen Orthographie statt. Man wollte keine fachlichen Diskussionen mehr, sondern schnelle Beschlüsse. Vorbereitet von Duden und Wilmanns, schrieb die Konferenz im Großen und Ganzen nur noch die Regeln fest, die in den Schulorthographien der Bundesstaaten, der Schweiz und Österreichs faktisch schon galten. Was hier beschlossen wurde, war die Grundlage der bis 1996 gültigen Rechtschreibung. Die Vereinheitlichung war gelungen, aber die von den Reformern gewünschte Vereinfachung blieb weitgehend auf der Strecke. Duden fand, „daß die so entstandene ,deutsche Rechtschreibung' weit davon entfernt ist, ein Meisterwerk zu sein“. Ein solches zu schaffen, versuchten während des folgenden Jahrhunderts immer neue Reformergenerationen vergeblich.

Was Duden und andere Reformer bewusst herunterspielten, war, dass die Schrift sich gegenüber dem gesprochenen Wort schon längst emanzipiert hatte. Seit dem Mittelalter - als Texte grundsätzlich laut gelesen wurden - hatte sie sich vom reinen Laut-Code für das Ohr zu einem differenzierten System für das Auge entwickelt, das dem Leser durch grammatische und semantische Zusatzinformationen die Sinnzusammenhänge verdeutlicht. Viele scheinbar unlogische Regeln erleichtern die visuelle Verarbeitung, weil sie das Schriftbild stabil und ausgewogen halten und die silbische Gliederung der Wörter verdeutlichen. Da die meisten Menschen bedeutend mehr lesen als schreiben, hat sich diese Leselastigkeit der Orthographie immer mehr verstärkt. Der Preis dafür besteht in den Mühen des Schreibenlernens.

Wolfgang Krischke

F.A.Z., 10.08.2011, Nr. 184 / Seite N4,


eingetragen von Norbert Lindenthal am 15.01.2011 um 09.20

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.1.2011

Wikipedia wird zehn

Das demokratisierte Lexikon

Beim Start im Januar 2001 klang das Konzept abenteuerlich. An diesem Samstag aber wird Wikipedia zehn Jahre alt und ist eine der populärsten Internetseiten der Welt. Die Anfälligkeit für Fehler hat den Aufstieg nicht aufgehalten.
Von Roland Lindner und Thiemo Heeg

14. Januar 2011
 
In der Internetbranche herrscht in diesen Tagen wieder einmal Goldgräberstimmung: Das soziale Netzwerk Facebook ist in einer von Goldman Sachs geführten Finanzierungsrunde mit 50 Milliarden Dollar bewertet worden, die Schnäppchenplattform Groupon hat 950 Millionen Dollar von Investoren bekommen. Daneben nehmen sich die Summen, um die es beim Online-Lexikon Wikipedia geht, bescheiden aus.
Wikipedia hat gerade 16 Millionen Dollar von Spendern eingesammelt, um seinen Betrieb in diesem Jahr finanzieren zu können. Das ist das Ergebnis des jährlichen Spendenaufrufs, mit dem sich Wikipedia-Gründer Jimmy Wales in einer Anzeige auf der Seite an seine Nutzergemeinde wendet. Das Geld kommt vor allem durch kleine Beträge von Privatpersonen zusammen, also nicht von professionellen Investoren. Diese überschaubaren Dimensionen spiegeln freilich nicht die gewaltige Bedeutung von Wikipedia wider.

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Wikipedia gehört zu den zehn meistbesuchten Internetseiten der Welt - und feiert nun Geburtstag 

Das Online-Lexikon gehört zu den zehn meistbesuchten Internetseiten der Welt. Es hat die Art und Weise revolutioniert, wie Menschen sich Wissen beschaffen und für andere verfügbar machen – und damit klassische Enzyklopädieanbieter wie Brockhaus in eine Existenzkrise gestürzt.

Wikipedia: 270 Sprachen, 17 Millionen Artikel

An diesem Samstag wird Wikipedia zehn Jahre alt. Beim Start im Januar 2001 klang das Konzept zunächst abenteuerlich: Ein Gratis-Lexikon im Internet, das von den Nutzern selbst geschrieben wird. Jimmy Wales hatte sich vorher an einem traditionelleren Lexikonprojekt namens Nupedia versucht, das ebenfalls kostenlos im Internet angeboten wurde, dabei aber auf ausgewiesene Experten zurückgriff. Als er damit nur langsam vorankam, verfolgte er die viel radikalere Idee, den Entstehungsprozess für die Inhalte des Lexikons zu demokratisieren. Jeder, der sich berufen und kompetent fühlt, kann Einträge verfassen und verändern. Ohne jede Entlohnung.

Recht schnell fand sich eine Armee von Freiwilligen, die Wikipedia bestücken – sei es, weil sie das als Dienst an der Gesellschaft verstehen, sei es aus purem Vergnügen oder aus einem Geltungsbedürfnis heraus. Die Zahl der Autoren geht inzwischen in die Millionen, und mit ihr ist Wikipedia rasant gewachsen und hat sich auf der ganzen Welt verbreitet. Heute gibt es Wikipedia in mehr als 270 Sprachen, auf den Seiten finden sich insgesamt 17 Millionen Artikel. Allein in der englischen Version sind es 3,5 Millionen, in der deutschen Fassung 1,2 Millionen.
Der Haken an dem Mitmachprinzip ist freilich, dass Wikipedia dadurch anfällig für Fehler ist. Autoren können aus Unkenntnis, Jux oder auch aus bösem Willen falsche Informationen auf den Seiten plazieren – oder politische und religiöse Ansichten unterbringen. Kontrolliert werden sie nur von anderen Autoren und den Nutzern. Wikipedia hat über die Jahre hinweg immer mehr Mechanismen eingeführt, um dies so gut wie möglich zu verhindern.

Zu jedem Zeitpunkt ist Unfug auf den Seiten zu finden

So wachen etablierte Wikipedia-Nutzer als sogenannte Administratoren über die Inhalte, bei Einträgen zu besonders sensiblen Themen können Änderungen nicht von jedem Nutzer vorgenommen werden. Trotzdem ist es immer wieder zu öffentlichkeitswirksamen Patzern gekommen. Noch in schlechter Erinnerung ist der Fall Karl-Theodor zu Guttenbergs, der nach der Ernennung zum Wirtschaftsminister im Februar 2009 zu seinen zehn richtigen Vornamen noch einen falschen – Wilhelm – angedichtet bekam.
Wikipedia gibt selbst zu, dass man zu jedem Zeitpunkt Unfug auf den Seiten finden kann. Zumindest werden die Zweifel nicht unter den Tisch gekehrt und sogar so öffentlich ausgebreitet, wie es sich kaum ein kommerzieller Anbieter erlauben würde. Ein sehr umfangreicher Artikel des Internet-Lexikons heißt „Kritik an Wikipedia“. In mehr als zwei Dutzend Kapiteln und Unterkapiteln thematisieren die Autoren Probleme wie „zweifelhafte Quellen“, „anonymes Schreiben“ und die „Verzerrung von Inhalten“. Selbst die „männliche Dominanz“ der Verfasser bleibt keineswegs außen vor.

„Wikipedia ist eine der fünf beliebtesten Webseiten“

Fakt ist: Die Verlässlichkeit der virtuellen Enzyklopädie hat sich im Laufe der Jahre immer weiter verbessert. Es gibt Studien, wonach die Seite in der Qualität ihrer Einträge kaum schlechter abschneidet als die von bezahlten Fachautoren verfassten klassischen Nachschlagewerke wie Brockhaus und Encyclopedia Britannica. Entsprechend hat Wikipedia die Anbieter dieser traditionellen Lexika zunehmend in Bedrängnis gebracht. Der herausgebende Verlag des Brockhaus kapitulierte vor zwei Jahren und verkaufte die Marke an eine Sparte des Medienkonzerns Bertelsmann.
Inzwischen ist das Online-Lexikon 93 Prozent der deutschen Internet-Nutzer ein Begriff. Zahlreiche Einträge führen die Listen von Internet-Suchmaschinen an: Wer beispielsweise „Merkel“ oder „Paris“ eingibt, bekommt als erstes die Wikipedia-Seite angezeigt. Die Verantwortlichen sind sich des zunehmendes Einflusses bewusst. Der Geschäftsführer des deutschen Fördervereins der Wikipedia (Wikimedia Deutschland), Pavel Richter, mag zwar kein „Triumphgeheul“ anstimmen: „Mit dem enormen Erfolg kommt natürlich auch enorme Verantwortung.“ Andererseits ist ein gewisser Stolz unüberhörbar, wenn Richter feststellt: „Wikipedia ist eine der fünf beliebtesten Webseiten der Welt; anders als die ersten vier, hinter denen Milliarden-Konzerne stehen, wird Wikipedia durch Spenden finanziert.“

Deutsche Nutzer öffnen bereitwillig ihre Geldbörse

Die Spenden braucht Wikipedia, weil das Online-Lexikon kein gewinnorientiertes Projekt ist und anders als viele andere Internetunternehmen keine Werbung auf seinen Seiten schaltet. Wikipedia gehört der gemeinnützigen Wikimedia-Stiftung, ebenso wie einige andere Seiten, etwa die Zitatesammlung Wikiquotes oder das Online-Wörterbuch Wiktionary.
Wenn Gründer Wales Jahr für Jahr zu Spenden aufruft, öffnen auch die deutschen Nutzer bereitwillig ihre Geldbörse. Innerhalb von zwei Monaten kamen zuletzt mehr als zwei Millionen Euro zusammen. Rund 68.700 Einzelspender (weltweit waren es 500.000) gaben im Schnitt jeweils rund 30 Euro für die „Förderung freien Wissens“, wie die Wikipedianer gerne formulieren. Damit hat sich sowohl die Zahl der Spender wie auch das Spendenergebnis im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Die Hälfte des Geldes geht direkt an die Wikipedia-Betreiberin Wikimedia Foundation. Der Rest fließt in Informations-, Bildungs- und Softwareprojekte hierzulande.

„Wer will, kann sofort Neues schreiben“

Auch wenn Wikipedia mittlerweile zu einer gigantischen Online-Enzyklopädie gewachsen ist, finden sich noch immer Lücken. Jimmy Wales gibt selbst zu, dass Wikipedia nicht in allen Themenbereichen gleich stark ist. Freilich sind das Klagen auf hohem Niveau, betrachtet man die dürren Anfänge des Jahres 2001. Einer der Wikipedianer der ersten Stunde, Kurt Jansson, hat auf seine Homepage eine Kopie der Wikipedia-Homepage vom August des Gründungsjahres gestellt.
Es ist eine graphisch sehr simple und textlastige Internet-Seite, die einem kleinen Katalog mit Kategorien wie „Kultur“, „Politik“, „Wirtschaft“ und „Wissenschaft“ enthält und die mit dem Aufruf startet: „Wer will, kann sofort zu diesen und anderen Themen Neues schreiben.“ Es ist fast ein kleines Wunder, wie viele sich seitdem dazu berufen gefühlt haben.

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Jährlich startet Gründer Jimmy Wales einen Spendenaufruf, um Wikipedia zu finanzieren 

Text: F.A.Z.
Bildmaterial: dpa


eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.01.2011 um 09.22

Unvermeidlich stolpert man in Buchläden und Rezensionen über Erzeugnisse des „Vielosofen“ Richard D. Precht, angefangen mit „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ Hier eine ältere Besprechung in der FAZ:

"An diesem Punkt lohnt es sich einzuhaken, um nach einem ,Warum?' zu fragen, auf das es bei Luhmann keine Antwort gibt." Der Vorwurf ist ein klein wenig ungerecht, weil Luhmann genau nur diese eine Frage, die Frage nach der Unwahrscheinlichkeit der Liebe, behandelt. Und da die referierten Gedanken alle sich ganz zum Anfang des Buches - eher als das Selbstverständliche, von dem Luhmann ausgeht, finden - mag man sich fragen, ob Precht überhaupt weit darin gelesen hat, ein Verdacht, der sich bestätigt, wenn Precht bizarrerweise gegen Luhmann einwendet, dass Bedürfnis nach Sex für viele kein Bedürfnis nach Ganzheitserfahrung ist. Aber schließlich soll es nicht um exakte Widergabe gehen.

faz.net 7.3.2008


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.07.2010 um 05.59

Bildungsdampfgeplauder langweilt mich. Zufällig aber stolperte ich in die „FAZ-Community-Bloggs“ und über die Schreibkünste von klugen Lesern einer Zeitung, die bis vor dreieinhalb Jahren noch eine vorbildliche traditionelle Rechtschreibung gepflegt hat. Danach sind anscheinend viele Schreiber der orthographischen Haltlosigkeit verfallen.

Als erstes fällt die verbreitete Unsicherheit beim ss/ß-Gebrauch auf: Die „Reform“ hat Heerscharen von gebildeten Schreibstümpern erzeugt. Der schon erwähnte Nicht-Schweizer „Blog-Führer“ Don Alphonso verweigert dagegen bewußt das „ß“ – ein geschmäcklerischer ß-Hasser?:


krusty20
05. Juli 2010, 10:20
Zitat: "artikuklationsschwacher Figuren", "ahnt der Besuch, dass es sich hier doch eher um eine Hochzeit muss", "Stzofarrangements"
Lieber Don,
ich schätze Ihren Blog sehr, aber das Lesen dieses Beitrages habe ich nach dem ersten Absatz abgebrochen. Wer soll denn das lesen (können)?
Und was haben Sie eigentlich gegen das schöne "ß" ("ausserdem", "Äusserungen" etc. pp.)?
Dennoch herzliche Grüße

Don Alphonso
05. Juli 2010, 10:31
Oh Gott, da habe ich versehentlich die nich nicht korrigierte Version hineinkopiert - das ist mir alles sehr peinlich. Danke für den Hinweis. ß jedoch ist, das muss ich gestehen, nicht mein Ding.

Ansonsten schreibt er „neu“

Unfähigkeit, in dieser Moderne ohne sozialen Druck ein ganzes Leben lang mit einem Anderen auszuhalten - oder zumindest so lange, bis angesichts schwindender Alternativen das Zusammenbleiben auch eine feine Sache ist.
Veröffentlicht 04. Juli 2010, 21:06 von Don Alphonso

Allerdings ähneln seine Brillanten den „Brillis“ der Halb- und Unterwelt:

Don Alphonso
04. Juli 2010, 23:23
gheluveld, Ice Cubes sind übergrosse Brillianten, meist als Ring getragen.

Seine Gesprächspartner tappen mitunter in die Heyse-ss-Betonungsfalle:

Der Gärtner
04. Juli 2010, 21:35
Lieber Don, vielleicht sind Sie einfach nur schon tot, bei all dem Ekel und Elend dass Sie ertragen und kommentieren müssen, die billigen Kleider, die billigen Lieder, alles so schrecklich und Sie so unglücklich schlau.


Die meisten der Gesprächspartner haben früher wohl einmal richtig schreiben gelernt:

Holly01
05. Juli 2010, 08:13
Guten morgen !
… Ich bin seit 19 Jahren verheiratet. Ich mag keinen Tag davon missen und freu mich auf morgen. Tschuldigung, aber das st so.
Ich lebe selbst gerne und empfinde meine Partnerin, als Bereicherung meines Lebens.

Aber als mich meine Frau darüber informiert hat, daß ich sie heiraten möchte, da wusste ich ziemlich sicher, wie der Hase läuft. Den/die richtige gibt es garnicht und wenn doch dann verändert man sich ja. Aussehen ist recht vergänglich und was man möchte weiss man vielleicht noch, aber was man bekommt?... Wir haben nur am Anfang festgelegt, daß wir uns nicht herumquälen werden. Wenn es nicht mehr klappt, dann ab dafür. … @ milan : Kleid? Ich habe im Text von Da nur 4 Fotos von der Umgebung. Wahrscheinlich die Stelle wo das Porzelan sterben sollte (die grünen Scherben zeigen aber billiges Glas an) und 3 Strassenaufnahmen.

Auch die übertriebene Großschreibung findet Anhänger; „von außen“, „von vornherein“ falsch großgeschrieben sind geläufig, aber was mag das „Vornherein“ sein?

Kopfgeburt
05. Juli 2010, 08:38
Meine Liebste und ich, wir entschieden uns damals gegen eine Hochzeitsfeier jeglicher Art, als wir heirateten. Uns war der Gedanke zuwider, dass man etwas feiert, das noch gar nicht begonnen hat - sich also schon zum Vornherein belohnt.

Die nächste Schreiberin ist wieder Heyse-Opfer:

escalera_de_caracol
05. Juli 2010, 10:03
Fall Nr. 1: Eine Jugendfreundin saß nächtens in meiner Küche und schluchzte: "Ich weiß nicht ob ich morgen heiraten soll - aber es ist doch alles schon vorbereitet!" . Meinen Vorschlag, daß sie auch vor dem Standesbeamten noch umdrehen dürfe und es sich wirklich noch einmal überlegen solle, hat sie (leider) ignoriert. Kurz nach der Geburt des gemeinsamen Kindes wünschte ihr Mann die Scheidung mit der Begründung, dass sie seinen geistigen Anforderungen nicht genüge.
Fall Nr. 2: Morgens im Büro grosse Aufregung. Chef-Töchterleins Bräutigam ist nicht zur Hochzeit erschienen - welche Riesenblamage …

Als gnadenlose Kleinschreiberin stellt sich eine „donna laura“ vor:

donna laura
05. Juli 2010, 10:09
lieber Don Alphonso,
das unbehagen angesichts des panoptikums zeitgenössisch-peinlicher geschmacksverirrungen (fussballerfrisuren vorm. vokuhila sowie halbmillimeterschmale augenbrauen, braungegrillt, riesige plastikabsätze, katalogmuster; andererseits ist es authentisch, denn 'die' laufen immer so oder ähnlich herum) kann ich gut nachfühlen.
da frage ich mich schon, ob wir alle der gleichen gattung angehören.

Anonym Geadelte brauchen es heute beim Schreiben ohnehin nicht so genau zu nehmen:

MarkusvonBentheim-Burg
05. Juli 2010, 14:13
Werter Don,
Männer Ihres Alters haben es nie gelernt, was es heisst, Verantwortung zu tragen und sich mit anderen Dingen zu beschäftigen als sich selbst. …
Beste Grüße aus dem Eheparadies
MvB-B

Anpassung ist die Devise:

MarkusvonBentheim-Burg
05. Juli 2010, 16:13
Werter Don,
es geht im wesentlichen doch immer nur um das Eine: etws zu schaffen. Heute liesst man immer nur, wie man etwas konsumiert, wie andere etwas konsumieren. Zeit, Geld, Immobilien, Autos, Flugzeuge und anderes. … Das muss mit Drogengeldern oder Schwarzgeld gemacht worden sein. Auch eine Ehe über 70 Jahre zu führen ist etwas, an dem sich viele die Zähne ausbeissen würden. Die Anwesenden inbegriffen. Eine Ehe immer wieder neu zu erfinden, um sie frisch zu halten, Kinder in die Welt zu setzen, ein Haus oder wie in meinem Fall mehrere und ein Unternehmen groß und stark zu machen, wie in meinem Fall, die alten Traditionen in die Moderne zu führen und den aktuellen Gegebenheiten anzupassen, das sind WIRKLICHE Werte. …

Ausnahme: Jemand, der fast noch so schreibt, wie es einmal selbstverständlich war:

specialmarke
05. Juli 2010, 16:15
Also, ich war dreimal verheiratet, jeweils in gehörigen Abständen. Die Hochzeit beschränkte sich jeweils auf den standesamtlichen Akt. Das erste Mal war 1967, damals konnte man als unverheiratetes Paar überhaupt keine Wohnung bekommen (Kuppeleiparagraf). … Die dritte Ehe war den Kindern und dem Lebensumfeld (Bayern) geschuldet. Sie hielt, bis aus den Kindern Jugendliche geworden waren. Diese Scheidung war nicht ganz billig. Ich mußte das abbezahlte Haus praktisch noch einmal bezahlen...


Manchem Skeptiker hat die „Reform“ gar nichts gebracht:

Trias
05. Juli 2010, 17:30
Wenn ich meinen Namen in der Forbes Top-fifty wiederfinden würde,
hätte ich bestimmt keine Zeit diesen Blog zu lesen während ich meine Schlößer renoviere. MfG.

Da ist Tolle-ranz gefragt:

Holly01
05. Juli 2010, 17:49
@ Trias : Sein Sekretär hat ihn informiert, daß Sie hier bloggen. Das wollte er nicht verpassen .... ^^.
Nun lasst ihn doch erst einmal landen hier im Blog. Wo ist denn die gute alte Gastfreundschaft?
Ob real oder nicht, davon werden die Texte nicht schlechter und eure Konten nicht besser .... also take it easy.

Am sichersten schreibt man Dialekt – ohne staatlich verfügte „Erleichterungen“:

Plindos
05. Juli 2010, 20:13
Werter Herr Don Alphonso@:
Schaugns Herr Don,
1.)
mei bezaubernde Gattin und I kenna uns schon seit unsam 17. Lebensjahrr, mir san glei oit, biologisch hots dann mit Oanazwanzg in unsa zwoara Schtudium neigschnakelt, wias de guade Durchlaucht Gloria v. T. & T. vo Regenschbuarg so treffend launig umschriebn hot, mir ham ghoarat und jetza feiern mia des 50. Jahrzehnt ...


faz-community.faz.net 5.7.2010

N.B. Kommafehler habe ich gelassen; Markierungen machten alles noch unübersichtlicher.

P.S. Angela Merkels Schreibe ist übrigens ähnlich konfus.


eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.06.2010 um 10.54

Während man nach dem Kotau der FAZ vor der „Reform“ dort auch, bis auf den bekannten bescheidenen Widerstand bei wenigen Wörtern, oft genug die Skurrilitäten der neuen Rechtschreibung bewundern kann, sind die Autoren in den „Blogs“ anscheinend freier. Die Autorin Andrea Diener, die hier schon erwähnt wurde, ist immer noch eine „Bastion der alten Rechtschreibung“. Ihr zur Seite steht der Althistoriker Prof. Uwe Walter, mit naturgemäß entwickelterem Sinn für Tradition. Ansonsten zeigen sich die „Blogger“ angepaßt – mit einer Ausnahme, dem Anonymus „Don Alphonso“, der seiner Darstellung nach in Bayern zu Hause ist, aber die schweizerische Schreibweise verwendet, der Leseprobe nach in reformierter Version:

Moderne und Absolutismus 1: Die Staatsmätresse
… Heutigentags - heutigentags sind sintemalen der eigenen, dieser Region entstammenden Führungsschicht mit Berliner Nebenfrauen und Bischöfen dieser Region, über die man Schlimmes liest, auch im erzkatholischen Bayern die guten Tage des bösen Skandals der Anderen gezählt. Noch nicht mal über die privaten Verhältnisse und gescheiterten Ehen der Bundespräsidentenkandidaten kann man sich allzu laut äussern, schliesslich ist Scheidung heute auch hier nicht mehr selten...

faz-community.faz.net 21.6.2010


eingetragen von Norbert Lindenthal am 03.12.2009 um 20.44

Frankfurter Allgemeine Zeitung 3. Dezember 2009

Volksbegehren erfolgreich
Weiß-blaue Rauchzeichen

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In Bayern wird der Nichtraucherschutz abermals zum strittigen Thema
03. Dezember 2009 Knapp 1,3 Millionen Bürger - knapp 13,9 Prozent der Wahlberechtigten in Bayern - haben es mit ihrer Unterschrift der schwarz-gelben Staatsregierung ins Stammbuch geschrieben: „Die Lockerung des Rauchverbots gefährdet Ihre Gesundheit.“ Nach dem erfolgreichen Volksbegehren, dass sich für eine Gesetzesänderung ausspricht, mit der der Nichtraucherschutz verbessert werden soll, müssen CSU und FDP sich nun im nächsten Jahr auf einen erbitterten Wahl- und Kulturkampf einstellen.
Noch nie seit 1967 hat ein Volksbegehren in Bayern eine so hohe Zustimmung erreicht. Es zielt darauf ab, in allen gastronomischen Betrieben und vielen öffentlichen Gebäuden das Rauchen zu verbieten. Im Gegensatz zu derzeit gültigen Rauchverboten soll es keine Ausnahmen mehr für kleine Lokale und abgetrennte Raucherbereiche geben. Auch in Bierzelten am Münchner Oktoberfest dürfte nach Annahme des Gesetzes im Jahr 2010 nicht mehr geraucht werden.

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Ein Plakat der Nichtraucher-Kampagne der ÖDP in der Nähe des Münchner Siegestor
Sofern die Koalition nicht doch noch nachgibt, ist 2010 die gesamte Bevölkerung des Freistaats aufgerufen, in einem Volksentscheid über das Rauchverbot abzustimmen. Das bestehende Rauchverbotsgesetz war vom Landtag erst im August diesen Jahres aufgeweicht worden. Diese Änderung gilt als Anlass für das Volksbegehren. Der Entwurf der Gesetzesinitiative übernahm das ursprüngliche, strengere bayrische (sic) Landesgesetz aus dem Jahr 2007, strich jedoch eine Ausnahme heraus, die die Umwidmung von Lokalen zu „Raucherclubs“ erlaubte.
„Eine Ohrfeige für Gesundheitsminister Söder“
Die Initiative für das Volksbegehren ging von der nicht im Landtag vertretenen Kleinpartei ÖDP („Ökologisch-Demokratische Partei“), einer bürgerlichen Splittergruppe der Grünen, und Nichtrauchergruppen aus. Sie wurde von der SPD und den Grünen unterstützt.

Mit dem Erreichen der nötigen Stimmenanzahl wird der Gesetzesvorschlag nun an den Landtag weitergereicht. Der bayrische (sic) Innenminister Herrmann (CSU) sagte am Donnerstag, er erwarte, dass sich die Fraktionen der Regierungsparteien dagegen aussprechen werden. Die Regierung wolle zwar am gegenwärtigen Gesetz festhalten, das Volk müsse nun jedoch selbst entscheiden, wie rigoros das Rauchverbot sein soll. Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, Kathrin Sonnenholzner, nannte die Annahme des Volksbegehrens einen „Schlag für die wankelmütige CSU und eine Ohrfeige für Gesundheitsminister Söder“.
Das Volksbegehren muss vom Bayrischen (sic) Landtag spätestens bis Mitte April 2010 behandelt werden. Lehnt der Landtag das Gesetz ab, muss es bis Mitte Juli selben Jahres zu einem Volksentscheid kommen. Bei der Abstimmung reicht eine einfache Mehrheit aus, um das Gesetz zu beschließen. Der Landtag hat die Möglichkeit, bei dem Volksentscheid einen eigenen Vorschlag als Alternative zum Entwurf des Nichtraucher-Volksbegehrens vorzulegen.
Leidiges Thema für die CSU
Kaum ein Thema ist so geeignet, die Bevölkerung in zwei Lager zu spalten. Insbesondere die CSU leidet nach mittlerweile mehr als dreijährigem Hin und Her an einer „chronischen Rauchvergiftung“: Die Partei wird das Thema nicht mehr los - und hat immer einen beträchtlichen Teil der bayerischen Bevölkerung gegen sich, ob sie sich nun für oder gegen ein strenges Rauchverbot entscheidet.

Sebastian Frankenberger, der Hauptorganisator des erfolgreichen Volksbegehrens
Das erfolgreiche Volksbegehren ist auch nach Einschätzung von CSU-Abweichlern die Quittung für den Zickzack-Kurs der vergangenen Jahre. „Glaubwürdigkeit und Kontinuität waren nicht mehr gegeben“, sagt der Nürnberger CSU-Landtagsabgeordnete Hermann Imhof, der offen gegen die Lockerung des Rauchverbots im vergangenen Sommer rebelliert hatte.
Denn bei der CSU machten viele das Rauchverbot für den traumatischen Verlust der absoluten Mehrheit 2008 mitverantwortlich. Nun hoffen vor allem SPD und Grüne, der Staatsregierung auch beim Volksentscheid eine Niederlage zufügen zu können
„Der CSU-Glimmstengel ist abgebrannt, in der Räucherkammer des ehemaligen Bundesgesundheitsministers Horst Seehofer“, sagt der Vorsitzende der SPD-Fraktion im bayerischen Landtag, Markus Rinderspacher. Seehofer hat zwar gar keine Räucherkammer, denn er ist Nichtraucher. Doch hatte der CSU-Chef im Oktober 2008 höchstpersönlich die Lockerung des Rauchverbots angekündigt - eine Niederlage beim Volksentscheid wäre daher auch seine Niederlage.
Ob die CSU das Rauchverbot auch heute noch lockern würde, ist fraglich. In der Partei herrscht mittlerweile die Einsicht, dass die Niederlagen der vergangenen Jahre tiefere Ursachen hatten als die Frage, ob in Bayerns Wirtshäusern der freie Griff zur Zigarette erlaubt ist oder nicht.
Denn zwischenzeitlich hat die CSU auch bei der Bundestagswahl einen weiteren Tiefschlag einstecken müssen, bei der das Rauchen keine Rolle spielte.
SPD-Fraktionschef Rinderspacher jedenfalls sieht in einer qualmenden Vision die CSU/FDP-Abgeordneten bereits als „Räucherstäbchen“ herumlaufen - „mit der Duftmarke schlechte Laune“.
Auch für die FDP wäre ein erfolgreicher Volksentscheid ein schwerer Rückschlag. Erste Rauchwolken des kommenden Wahlkampfs stiegen bereits am Donnerstag auf. Die Koalition will nicht nachgeben, die CSU nach mehreren Kurswechseln nicht schon wieder umschwenken.
Der FDP-Abgeordnete Andreas Fischer warnte „vor einer gesellschaftlichen Spaltung, die ein totales Rauchverbot in der Gastronomie mit sich bringen würde“. Die erfolgreichen Organisatoren des Volksbegehrens bei der ÖDP dagegen jubelten bereits: „Jetzt kommt das bayerische Reinheitsgebot für Wirtshaus- und Festzeltluft.“ Das letzte Wort haben die Bürger.
Text: FAZ.NET mit dpa
Bildmaterial: dpa
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Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.10.2009 um 13.44

08. Oktober 2009 …
Herta Müller gilt als „Chronistin des Alltagslebens in der Diktatur“, die ihre Kindheit in Rumänien als Schule der Angst durchlebt hat und davon in ihren Werken beredet und bedrückend Zeugnis ablegt. Seit Anfang der 90er Jahre und der Übersetzung ihrer Werke in mehr als 20 Sprachen gehört Müller mit Büchern wie „Der Fuchs war damals schon ein Jäger“, „Herztier“ und „Heute wäre ich mir lieber nicht begegnet“ zu den wichtigen Autoren im internationalen Literaturbetrieb. Das Lebenswerk der heute 56 Jahre alten deutsch-rumänischen Autorin zeugt von schmerzhaften Erinnerungen an eine düstere Vergangenheit unter dem Ceausescu-Regime, dem sie erst 1987 entkommen konnte, ……

Herta Müller wurde am 17. August 1953 in Nitzkydorf im Kreis Temeschwar im lange Zeit deutschsprachigen Banat in Rumänien geboren. Nach den Eingriffen der Zensur in ihr erstes Buch und wiederholten Verhören und Hausdurchsuchungen verließ Müller 1987 schließlich ihre Heimat und siedelte in das damalige West-Berlin über. Schon 1984 war im Westen ihr Erzählband „Niederungen“ erschienen.
Der später folgende Prosaband „Reisende auf einem Bein“ entstand 1989 bereits in West-Berlin und spiegelt das Fremdsein in der neuen Heimat wider. Der Alltag in einem totalitären System ist Thema ihres Romans „Der Fuchs war damals schon der Jäger“ (1992). „Herztier“ (1994) beschreibt das Leben der Oppositionellen in Rumänien. …

faz.net 8.10.09


Auch Herta Müller hatte 1997 den Aufruf der Autoren gegen die „Rechtschreibreform“ unterzeichnet und weiterhin Distanz gezeigt:

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 27.7.00
F.A.Z. FRANKFURT, 27. Juli.[2000] Der Beschluss der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, am 1. August zur alten Rechtschreibung zurückzukehren, hat zur Wiedereröffnung der Debatte über die Rechtschreibreform geführt. Bei den Lesern dieser Zeitung stieß die Entscheidung, die eine beispiellose Flut von schriftlichen und telefonischen Reaktionen zur Folge hatte, auf nahezu einmütige Zustimmung. …
Alle Verlautbarungen der Kulturbürokratie hätten ohnehin das Fehlen jeglichen Sprachgefühls bewiesen, selbst die "Autoren von Trivialromanen" seien solcher "Dummheit" im Umgang mit der Muttersprache "weit überlegen". Wie Herta Müller sieht auch Günter Kunert in dem Entschluss einen Sieg der Sprache über die Kulturbürokratie. Der "Anschlag von Beamten", meinte Kunert, sei damit noch einmal vereitelt worden; dies sei für ihn "tröstlich".

Spiegel, KN u.a.:
Das Lebenswerk der heute 56-Jährigen deutsch-rumänischen Autorin zeugt von schmerzhaften Erinnerungen an eine düstere Vergangenheit unter dem Ceausescu-Regime, …
spiegel.de 8.10.09
kn-online.de 8.10.09



eingetragen von glasreiniger am 16.07.2009 um 12.34

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Norbert Lindenthal
FAZ, 16.7.2009

CDU kündigt Bündnis auf
Große Koalition in Schleswig-Holstein geplatzt



Bei SpOn heute:

... Neuwahlen, nach der das Land lächzt.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 16.07.2009 um 04.27

FAZ, 16.7.2009

CDU kündigt Bündnis auf
Große Koalition in Schleswig-Holstein geplatzt


Auslöser der jüngsten Krise waren Konflikte um die staatliche HSH Nordbank.


[Anmerkung:
Die Regierung bürgt für die HSH Nordbank, womit jeder Schleswig-Holsteiner mit paar Tausend Euro verschuldet ist]
__________________
Norbert Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.05.2009 um 06.57

Die Sprache gehört niemandem

Es ist Peter Eisenbergs großes Verdienst, den Streit um die Rechtschreibung, den er für beendet erklärt, neu eröffnet zu haben („Lehrer, euch gehört die Sprache nicht!", F.A.Z. vom 17. April). Denn die Folgeschäden der Reform sind täglich zu beobachten. Der gegenwärtige Schreibusus ist geprägt von allgemeiner Desorientierung, und selbst der partielle Rückbau der Reform, vor allem in der Getrennt- oder Zusammenschreibung, scheint mehr von Zufall und Beliebigkeit bestimmt zu sein als von einer Wiedergewinnung des Sprachverständnisses.

Das Problem hat Eisenberg mit wünschenswerter Schärfe formuliert: „Die Orthographie ist weder dazu gemacht, dass man mit ihr erfolgreich Wörterbuchverlage betreibt, noch dazu, in den Schulen gelehrt zu werden. Sie ist, wie sie ist... Jede noch so gutwillige, gutgemeinte Manipulation am Gegenstand hat zu unterbleiben." Aus ebendiesem Grund wäre der Rat für deutsche Rechtschreibung auch dann zum Scheitern verurteilt gewesen, wenn es all die Behinderungen seiner Arbeit, die Eisenberg aufzählt, nicht gegeben hätte. Er scheiterte nicht nur daran, dass er die Folgeschäden einer groben „Manipulation am Gegenstand" nicht konsequent beheben, sondern nur mit Willkürspielräumen camouflieren durfte. Auch seine länger-fristige Aufgabe der „ständigen Beobachtung der Schreibentwicklung" und der Erarbeitung von Vorschlägen zur „Anpassung des Regelwerks an den allgemeinen Wandel der Sprache" krankt an einem unlösbaren Selbstwiderspruch. Denn nach der „Manipulation am Gegenstand" gibt es keinen ungestörten „Wandel der Sprache" mehr, an dem die Schreibentwicklung sich orientieren könnte. Aus den Chaosfrüchten der Deregulierung lassen sich Hinweise für ein angepasstes Regelwerk so wenig gewinnen, wie die marode Finanzwirtschaft aus ihrem unsoliden Derivatenhandel das Heilmittel der Gesundung schöpfen kann.

Auch ein neuer, schlankerer, vom Druck der Geschäftsinteressen weitgehend befreiter Rat für deutsche Rechtschreibung wird da wenig ausrichten können, wenn die Aufgabe nicht klar definiert ist. Mit der „Erhebung und Auswertung von Sprachdaten" ist es nicht getan, denn erfasst würde ein künstlich gestörter Schreibgebrauch. Erst wenn ein konsistentes Regelwerk den Usus neu konsolidiert hat, kann das „Übliche" wieder zum Kriterium des „Richtigen" werden. Ausgangspunkt für die Wiedergewinnung vernünftiger Rechtschreibregeln kann also nicht die Reformschreibung sein, deren logische Dürftigkeit an den hilflosen Selbstkorrekturen von Duden-Auflage zu Duden-Auflage abzulesen ist (mit der besonderen Pikanterie, dass die jüngste Duden-Auflage die vom Rat für deutsche Rechtschreibung erarbeitete „Reform der Reform" gezielt sabotiert). Leider kann auch der Kompromissvorschlag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung nicht Richtschnur sein, weil er zu viele grammatikwidrige Schreibungen akzeptiert. Wir müssen dort wieder anknüpfen, wo wir noch verlässliche, durchschaubare und sprachadäquate Regeln hatten. Das ist die Rechtschreibung, die zuletzt der Duden von 1991 dokumentiert hat.

Die neue ss/ß-Schreibung wird man inzwischen als etablierte Üblichkeit akzeptieren müssen, auch wenn sie das Lesen erschwert und nachweislich die Verwechslung von „das" und „daß" erleichtert. Wahrscheinlich auch die unsinnigen Dreifachkonsonanten. Alles Übrige, vor allem die heiklen Fragen der Groß- und Kleinschreibung und der Getrennt- oder Zusammenschreibung, war in der vor 1996 üblichen Schreibung so überzeugend geregelt, wie man es von einem Traditionsgebilde wie der Orthographie realistischerweise erwarten kann. Auf dieser Grundlage ein angepasstes Regelwerk zu erarbeiten ist eine überschaubare Aufgabe, die nicht „mittelfristig", sondern ziemlich rasch zu bewältigen ist, wenn der Wille da ist.

Eisenberg spricht von der Verantwortung des Staates. Mit dem Eingriff in die Sprachentwicklung hat der Staat sich eine Kompetenz angemaßt, die ihm nicht zukommt; er ist nun verantwortlich für die Behebung des Schadens, den er damit angerichtet hat. Die Sprache gehört nicht den Lehrern, gewiss. Sie gehört niemandem. Am ehesten noch gehört sie jenen, die den diszipliniertesten und verantwortungsvollsten Gebrauch von ihr machen.

HANS KRIEGER, MÜNCHEN

FAZ 4.5.2009 S.8

Scannerfehler vorbehalten. (Leider hat er nicht „Übelkeit“ statt „Üblichkeit“ gelesen.)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.04.2009 um 07.28

Da ich die FAZ nicht mehr kaufe, entgeht mir natürlich der folgende, sehr treffende Leserbrief von Wolfgang Steinbrecht, Studiendirektor a.D. aus Bad Nenndorf.
Deshalb hier ein Hinweis auf die Seite der FDS:

F.A.Z., 30.04.2009, Nr. 100 / Seite 35

http://www.sprachforschung.org/index.php?show=news&id=615#7635

__________________
Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.04.2009 um 15.32

[Hinweis: Dieser Text dient ausschließlich der internen Information in der Bürgerinitiative]

Rechtschreibreform

Lehrer, euch gehört die Sprache nicht!

Das Problem der Rechtschreibreform war die bürokratische Verfassung ihrer Gremien

17. April 2009 Vor gut fünf Jahren hat die Ständige Konferenz der Kultusminister den Rat für deutsche Rechtschreibung ins Leben gerufen. Zu seinen Aufgaben gehören laut Statut „die ständige Beobachtung der Schreibentwicklung“ und „die Erarbeitung und wissenschaftliche Begründung von Vorschlägen zur Anpassung des Regelwerks an den allgemeinen Wandel der Sprache“. Der Rat hat nächstes Jahr mit Ende seiner ersten Amtszeit einen Tätigkeitsbericht vorzulegen. Und es zeichnet sich ab, dass auch personelle Veränderungen zu erwarten sind.

Trotz aller Rechtschreibfrustration verliert die Frage, wer die orthographische Norm künftig wie bearbeitet und entwickelt, nichts von ihrer Tragweite. Einheitlichkeit der Schreibung bleibt das stärkste Band im vielfältig gegliederten deutschen Sprachgebiet. Auch nimmt seine Bedeutung eher zu als ab. Alle vergleichenden Leistungstests der vergangenen Jahre setzen ja im Kern bei Schreib- und Lesekompetenzen an. Mit der Orthographiereform von 1996 hat der Staat die Verantwortung für den Normierungsprozess an sich gezogen. Der öffentliche Diskurs ist gegenwärtig einer mit dem Staat, in Deutschland an erster Stelle mit der KMK.

Weg zur Entscheidung

Die Einrichtung eines neuen Gremiums war unvermeidlich geworden, weil die alte zwischenstaatliche Rechtschreibkommission den Anforderungen nicht gerecht wurde. Man hat sie regelrecht gefeuert. Ihr war entgangen, dass die Kultusminister nach Jahren quälender Debatten, juristischer Auseinandersetzungen und politischer Querelen von der Neuregelung herunterwollten. Aber als dann im Herbst 2004 die zwölfköpfige Kommission durch einen sechsunddreißigköpfigen Rat ersetzt wurde, war die erste Reaktion ein allgemeines Rätselraten über die Motive der Politiker. Ein Gremium dieser Größe kann nicht effektiv arbeiten, aber andererseits musste etwas passieren. Der Rat sollte die Kastanien aus dem Feuer holen - und wider alle Erwartung tat er das. Innerhalb weniger Monate legte er ein in wichtigen Teilen überarbeitetes Regelwerk vor, das im Sommer 2006 politisch abgesegnet wurde und, abgesehen von kleineren Nachhutscharmützeln, die öffentliche Rechtschreibdebatte beendete. Drei Hauptgründe ermöglichten den Erfolg.

Der erste ist in der Person des Ratsvorsitzenden Hans Zehetmair zu sehen. Der ehemalige bayerische Staatsminister hat mit Geduld, Geschick und klaren Zielvorgaben dem heterogenen Gremium zu konstruktiven, inhaltlich verantwortbaren Entscheidungen verholfen. Der zweite Grund liegt bei den Arbeitsformen des Rates. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hatte ihre Mitwirkung an die Bedingung effektiver Arbeitsformen geknüpft. Es wurden Arbeitsgruppen zu Einzelthemen eingerichtet, deren wichtigste eine Neuformulierung der Regeln zur Getrennt- und Zusammenschreibung vorlegte. Drittens musste der Rat inhaltlich nicht bei null beginnen. Er stützte sich auf den Kompromissvorschlag der Akademie, der seit 2003 als kommentierte Wörterliste gedruckt vorlag und später auch einen Formulierungsvorschlag für Teile des Regelwerks umfasste. Alles zusammen war eine glückliche Fügung, aber eine, deren Bestandteile vielleicht der künftigen Lösung Pate stehen können.

Gremium ohne Erfolgsdruck
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Seit dem Sommer 2006 arbeitet der Rat, aber substantielle Vorschläge zu Entwicklung oder Rückbau der Orthographie hat er nicht mehr gemacht. Das war politisch so gewollt, sachlich gerechtfertigt war es nicht. Die geltende Regelung enthält noch immer zahlreiche Ungereimtheiten und Fehlschreibungen. Vieles wurde von der Deutschen Akademie unternommen, um den Rückbauprozess in Gang zu halten, im Ganzen ohne Erfolg. Ausschlaggebend war letztlich, dass die „zuständigen politischen Stellen“ keine Bewegung mehr wollten und sich darin mit starken Kräften innerhalb des Rates einig wussten. Immerhin trat unübersehbar zutage, was ein solches Gremium tut, wenn es nicht unter Erfolgsdruck steht, wie es sich spreizt und zu entfalten beginnt. Man kann versuchen, daraus etwas zu lernen.

Die deutschen Vertreter im Rat werden von Institutionen benannt. Zu ihnen gehören unter anderen das Institut für Deutsche Sprache, die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die Union der Akademien, die großen Wörterbuchverlage, Verleger-, Didaktiker- und Journalistenverbände, Beamten- und Gewerkschaftsbund. Eine solche Zusammensetzung führt zwangsläufig zu Versuchen, die jeweils eigene Perspektive zur Geltung zu bringen, sei es als materielles Interesse wie bei den Verlagsvertretern oder sei es als Verbands- und Berufsinteresse.

Letzteres betrifft vor allem die Fraktion der Schulvertreter. Beispielsweise finden manche von ihnen nichts dabei, bestimmte Rechtschreibregeln zu favorisieren, weil sie sich einfach formulieren lassen. Das kann bis zu dem Punkt gehen, an dem die Einfachheit der Regel über die Angemessenheit der Schreibung triumphiert. Von Didaktikerseite kommt auch das Ansinnen, der Rat möge eine Umstellung literarischer Texte auf neue Orthographie empfehlen, soweit diese im Schulunterricht verwendet werden.

Ein Rat ohne Spesenabrechnung

Mehrfach hatte sich der Rat unter Mühen auf seine eigentliche Aufgabe zu besinnen. Die orthographische Norm entsprechend dem allgemeinen Schreibgebrauch zu erfassen und zu entwickeln ist etwas anderes, als sie den Bedürfnissen bestimmter Institutionen anzupassen. Um es ganz einfach zu sagen: Die Orthographie ist weder dazu gemacht, dass man mit ihr erfolgreich Wörterbuchverlage betreibt, noch dazu, in der Schule gelehrt zu werden. Sie ist, wie sie ist. Erst daraus gewinnt sie ihre Würde als allgemein verfügbares kommunikatives Werkzeug, als Gegenstand des öffentlichen Sprachdiskurses, der Dokumentation in Wörterbüchern, der Fachwissenschaft und erst recht der Fachdidaktik Deutsch. Jede noch so gutwillige, gutgemeinte Manipulation am Gegenstand hat zu unterbleiben. Der Rat soll ihm so zur Sichtbarkeit verhelfen, dass ein vernünftiger Umgang mit ihm möglich wird. Das ist ziemlich aufwendig, aber eine wichtige und lohnende Aufgabe.

Um die Aufgabe zu erfüllen, braucht der Rat eine materielle Grundausstattung. Datenerhebung und -auswertung zum allgemeinen Schreibgebrauch kosten Geld. Bisher behilft man sich und bittet Ratsmitglieder, die über elektronische Sprachkorpora verfügen, um Recherchen. Dieser Weg aber ist aus vielen Gründen auf Dauer versperrt. Und noch einmal sei an die Peinlichkeit erinnert, dass den deutschen Ratsmitgliedern im Gegensatz zu allen anderen nicht einmal Reisekosten erstattet werden. Man braucht keine sich aufblähende Organisation, um das Notwendige zu tun. Freundliche und aufmunternde Worte, wie wir sie von der KMK gelegentlich hören, reichen nicht. Der Staat hat eine Verantwortung übernommen.

Orthographische Ausweichmanöver

Ein weiteres, durchaus demotivierendes Manko ist eine gewisse Ziellosigkeit der Ratsarbeit. Es gibt keinen geregelten Weg, auf dem Vorschläge umgesetzt oder abgelehnt werden. Dies war von Beginn an so etwas wie die politische Achillesferse der Neuregelung. Wir stehen als Bittsteller da, müssen mit schlichter Nichtbefassung rechnen und haben nicht einmal ein verbrieftes Vortragsrecht, ganz zu schweigen von einem Anspruch auf internationale Abstimmung.
Schließlich liegt das geltende amtliche Regelwerk wie ein Felsbrocken in der Tür zu einer sich verstetigenden Arbeit. Der Text ist, was die Textsorte betrifft, unentschieden, er ist unverständlich, voller Widersprüche, viel zu kompliziert, wissenschaftlich nicht auf dem Stand der Technik, er erfasst zu wenig elementare Regularitäten, regelt aber zu viele Details. Die Deutsche Akademie wird deshalb für die nächste Ratssitzung am 24. April einen Textvorschlag zum kritischen Bereich Substantivgroßschreibung vorbereiten, der einige unhaltbare Fehlschreibungen ausschließt und hoffentlich zeigt, wie einfach das Regelwerk sein könnte.

Vorschlag für die Zukunft

Die Rechtschreibdiskussion ist in Deutschland verstummt, gewichtige Folgeschäden der Neuregelung sind geblieben. Das Vertrauen der Sprachgemeinschaft in die Tragfähigkeit der geltenden Regelung ist erst teilweise hergestellt, das gilt ausdrücklich auch für die Schule. Man umschifft den Orthographieunterricht eher als vor 1996 und tut den Kindern damit keinen Gefallen. Die Rechtschreibfähigkeiten werden so keinesfalls besser, nicht einmal dort, wo die Neuregelung nichts geändert hat.

Riskieren wir deshalb einen konkreten Vorschlag, mit dem sich zahllose Diskussionen unter Fachleuten bündeln lassen. Ein Rat für Rechtschreibung, dem mittelfristig die Regelung der Orthographie des Deutschen obliegt, hat eine ungerade Zahl von weniger als zehn Mitgliedern. Sie sind Fachleute für Erhebung und Auswertung von Sprachdaten, für deren systematische Beschreibung wie für die Umsetzung der Beschreibungen in ein transparentes, einer größeren Öffentlichkeit zugängliches Regelwerk. Der Rat verfügt über Mittel zur Erfüllung seiner Aufgaben. Ihm steht ein Weg offen, den er zum Inkraftsetzen seiner Vorschläge beschreiten kann.

Peter Eisenberg lehrt Linguistik in Potsdam und gehörte zu den engagiertesten Kritikern der Rechtschreibreform. Seit 2005 ist er Mitglied im Rat für deutsche Rechtschreibung.

Text: F.A.Z.
Bildmaterial: picture-alliance/ dpa/dpaweb
faz.net 17.4.09


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.03.2009 um 05.02

Causa Tauss
Im stinkenden Schweinestall
Tauss wollte demnach die Szene erforschen, in der Kinderpornographie gehandelt wird. … Tauss wiederum soll H. nach Medienberichten mindestens ein kinderpornografisches Bild aufs Handy geschickt haben. … der Austausch pornographischen Materials … Kinderpornographie … Kinderpornographie … Pornographie … Kinderpornographie … Kinderpornographie … Kinderpornografie
Text: F.A.Z.
FAZ.net 20.3.09


eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.04.2008 um 11.27

... Über eine hilfreiche Fibel zum besseren Verständnis der neuen Regeln der Rechtschreibung berichtet die „FAZ“. Nach der Rechtschreibreform sei die Rechtschreibung weiterhin voller Unstimmigkeiten, aber der Autor Karl-Heinz Göttert – Rhetorikspezialist an der Universität Köln – wolle nicht klagen, schreibt die „FAZ“. „Denkbar unterhaltsam“ gelinge es ihm, die Hintergründe der Regeln zu erläutern. Er verteidigt und kritisiert, wo er es für angemessen hält. Der „kurvige Weg des jüngsten orthographischen Projekts“ werde so nachvollziehbar...

Berliner Literaturkritik 21.04.08

http://www.berlinerliteraturkritik.de/index.cfm?id=17822


eingetragen von Norbert Lindenthal am 09.04.2008 um 06.17

FAZ.NET 9. April 2008

Wulf Segebrecht
Es lebe die Trikolore



Reiner Kunze:
Die sprache hat den mund zu halten, / wenn die hohen staatsgewalten / sich für ihren vormund halten / und barbaren sie verwalten.


eingetragen von Detlef Lindenthal am 24.01.2008 um 10.53

Zitat:
Ursprünglich eingetragen von Sigmar Salzburg
... Schweiß gebadet aufgewacht ... faz.net ...

(Bei Provinzblättern wie den Kieler Nachrichten kommt so etwas kaum noch vor!)
Wie meinen Sie das – was kommt bei den KN kaum noch vor?

Bei der Gelegenheit habe ich mir mal wieder faz.net angeschaut: Flachdummer Fernsehtratsch, Leserveralberung, Uri-Geller-Schwachsinn, Lüge: Wenn F.A.Z. das Flaggschiff deutscher Geistigkeit ist, läßt sich ermessen, wie Deutschland und Europa drauf sind.
__________________
Detlef Lindenthal


eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.01.2008 um 07.37

Protokoll einer Zerrüttung
Schönen Dank auch, Uri Geller!

[…]
2.46 Uhr Kalter Wind zieht durchs Schlafzimmerfenster. Die Katzen sind irgendwie unruhiger als sonst. Die drei Uhren laufen synchron. Die Uhr im Bad hinkt drei Minuten hinterher, aber das tut sie immer. Ich schließe die Fenster. Hat meine Frau im Schlaf gezuckt?
3.51 Uhr Schweiß gebadet aufgewacht, von meiner Schwiegermutter geträumt. Blicke reflexartig auf alle zur Verfügung stehenden Ziffernblätter, die alte Uhr läuft immer noch. …

faz.net ...

(Bei Provinzblättern wie den Kieler Nachrichten kommt so etwas kaum noch vor!)


eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.10.2007 um 07.27

08. August 2004 Bei Intellektuellen und Autoren stößt das Wiederaufflammen des Streits um die Rechtschreibreform auf ein geteiltes Echo. Unverständnis äußerte der Philosoph Peter Sloterdijk in der „Financial Times Deutschland“ (Montagausgabe) über die Ankündigung von einigen Medienkonzernen, wieder die frühere Ortografie einzuführen: „Die Verlage sind genauso wenig befugt eine Rechtschreibreform durchzuführen wie die Kommission, die das seinerzeit beschlossen hat. Das war bei der Reform, wie auch jetzt, die Gremien-Erotik von Männern in gehobener Stellung.“ Tatsächlich könnten dies nur die Schreibenden selbst entscheiden - „die Schriftsteller und das alphabetisierte Volk“.

Uneingeschränkt zufrieden äußerte sich der Schriftsteller Walter Kempowski in der Zeitung: „Daß in dieser Hitze eine so gute Nachricht ins Haus flattert, ist wunderbar. Ich habe mich sehr gefreut über die Initiative der genannten Verlage und hoffe, daß ihnen andere folgen werden.“


- - - - -

P.S., dem Meisterdenker, entgleitet die Logik: Eine Abkehr von der „Reform“ ist doch keine Reform.


eingetragen von Norbert Lindenthal am 16.07.2007 um 19.55

FAZ vom 6.7.2007

Wissenschaftssprache
Dümmer auf Englisch

Von Stefan Klein

Vor kurzem tagte in Berlin eine Konferenz mit dem schönen Titel "Gedankenforscher". Es ging um die Frage, ob und wie man mit neuen Verfahren der Neurowissenschaften Gedanken und Gefühle künftig direkt aus dem Gehirn herauslesen kann. Im Auditorium saßen Wissenschaftler, Vertreter von Stiftungen und des Nationalen Ethikrats, auch das Bundeskriminalamt hatte eine Abordnung entsandt. Alle Referenten - sechs Deutsche, drei aus den Vereinigten Staaten, ein Brite - waren hervorragend. Und alle sprachen Englisch oder, im Fall der deutschen Redner, mitunter auch so etwas Ähnliches. Seltsam gewählte Worte und verschlungene Sätze ließen so manchen Vortrag weniger brillant wirken, als er inhaltlich war.

Wer aber sprach im Publikum Englisch? Niemand. Und auch die vier ausländischen Redner hätten einen deutschen Vortrag ohne Mühe verstanden, denn überall lagen Kopfhörer für die Simultanübersetzung bereit. Selbstverständlich habe man es sich gewünscht, dass die einheimischen Redner Deutsch sprächen, erklärte mir die finanzierende Stiftung. So wäre die Resonanz in der Öffentlichkeit stärker gewesen. Aber die Professoren wollten es anders. Ihr Argument: Nur eine Veranstaltung mit Konferenzsprache Englisch nehme man ernst. Nun könnte man grübeln über das Selbstbewusstsein von Forschern, die meinen, ihre Glaubwürdigkeit hänge an einer Fremdsprache. Oder sich ärgern über die Missachtung des Publikums, wenn für die Organisatoren nur das Ansehen bei ihresgleichen zählt. Immerhin hatten die "Gedankenforscher" Geld für eine öffentliche, nicht für eine Fachtagung bekommen.

Es geht um die Demokratie

Vor fünfhundert Jahren verabschiedete sich Luca Pacioli, ein Pionier der modernen Mathematik und des Rechnungswesens, einhundert Jahre später auch Galileo Galilei von der damaligen Wissenschaftssprache Latein. Sie schrieben auf Italienisch, und ein wesentlicher Teil ihrer Arbeit bestand darin, in der Volkssprache erst einmal Begriffe für die neuen Konzepte zu schaffen. Der Zugang zum Wissen sollte jedem offenstehen.

Heute sind die Wissenschaftler dabei, Paciolis Revolution rückgängig zu machen. Aber wie wollen sie Verständnis in einer Gesellschaft finden, mit der sie nicht einmal mehr die Sprache verbindet? Und werden wir bald auf Deutsch überhaupt nicht mehr über neue Forschungsergebnisse sprechen können, weil uns die Worte fehlen? Die Gesellschaft droht sich zu spalten zwischen den Nutzern einer Elitesprache und all den anderen, an denen die aktuellen Entwicklungen vorübergehen. Ob Deutsch eine Wissenschaftssprache bleibt oder nicht, ist darum keine Frage des Nationalstolzes. Es geht um viel mehr: um die Demokratie.

Wer Wissenschaft nur in einer Fremdsprache begegnet, bezahlt selbst dann mit Verlusten, wenn er dieses Idiom hervorragend beherrscht. "We are dumber in English", zu diesem Schluss kamen Untersuchungen in Schweden und den Niederlanden, wo Kinder von ihrem ersten Schultag an mit dem Englischen vertraut gemacht werden. Vorlesungen auf Englisch sind dort Teil jedes Studiums, doch die Prüfungsergebnisse fallen im Schnitt zehn Prozent schlechter aus als bei Lehrveranstaltungen in der Muttersprache. In englischen Seminaren stellen und beantworten die Studenten weniger Fragen, sie wirken insgesamt hilfloser. Weder Studenten noch Lehrern ist das Problem gewöhnlich bewusst, weil alle ihre Gewandtheit im Englischen überschätzen.

Die griffigen Namen der Algebra

An deutschen Universitäten ist Englisch inzwischen in 250 von insgesamt 1976 weiterführenden Studiengängen (,Master") alleinige Unterrichtssprache. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, wird sie für das Deutsche als Wissenschaftssprache den sicheren Tod bedeuten. An der renommiertesten Universität Schwedens in Uppsala hingegen erwägt man bereits, wieder mehr Veranstaltungen auf Schwedisch anzubieten oder im Grundstudium ganz zur Landessprache zurückzukehren.

Nicht nur Verständigungsschwierigkeiten machen Studenten und Hochschullehrern zu schaffen. Sprache vermittelt auch eine emotionale Bindung an einen Gegenstand. Und umso abstrakter eine Disziplin ist, desto mehr lebt sie von dieser Beziehung. Ich erinnere mich gut an meine Begeisterung, als ich in Mathematikvorlesungen zum ersten Mal die wunderbar griffigen Namen der Algebra hörte. Da gibt es Kerne (Mengen, die auf die Null abgebildet werden) und Ringe (Mengen von Zahlen mit bestimmten Verknüpfungen). Sofort hatte ich für diese Konzepte ein Bild.

In der wahrlich unanschaulichen Quantenphysik prägte Erwin Schrödinger den Begriff der "Verschränkung" für Teilchen, die, obwohl weit voneinander entfernt, stets denselben Zustand einnehmen. Anders als beim englischen "entanglement" ahnt man sofort, was gemeint ist. Einstein hat die daraus entstehende Irritation auf den Punkt gebracht: Es müsse sich um eine "spukhafte Fernwirkung" handeln - ein Rätsel, das die Physiker bis heute beschäftigt. Solche Anschaulichkeit ginge für immer verloren, trügen die Konzepte der Wissenschaft nur noch englische Namen.

Ein Haufen Puzzleteile

Was also ist zu tun? Deutsch sollte die Sprache der Seminare und Vorlesungen bleiben. Die Entwicklung hingegen, dass Natur- und zunehmend auch Geisteswissenschaftler im internationalen Kontakt nur noch auf Englisch kommunizieren, lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Es geht den Forschern um Einfluss, und der ist am größten, wenn alle eine Lingua franca verwenden.

Es muss für die deutsche Wissenschaftssprache auch kein Schaden sein, wenn Veröffentlichungen im täglichen Forschungsbetrieb auf Englisch erscheinen. Solche Artikel behandeln fast immer winzige Erkenntnisfortschritte - die Frage etwa, ob Gen X nun unter Wirkung von Protein Y exprimiert wird oder nicht. Sie richten sich an ein kleines Publikum, prägen selten wissenschaftliche Konzepte und sind, selbst wenn sie von Muttersprachlern verfasst wurden, sprachlich in der Regel so herausragend wie die Gebrauchsanweisung eines DVD-Players.

Aber ein Haufen Puzzleteile ist noch keine Wissenschaft. Jede Disziplin braucht auch Veröffentlichungen, die Zusammenhänge aufzeigen, aufregende Ideen vermitteln und neue Konzepte umreißen. Diese Arbeiten sind an die Kollegen jenseits der engsten Grenzen der eigenen Fachwelt gerichtet, aber auch an weitere Kreise der Öffentlichkeit. Sie leben vom sprachlichen Ausdruck, weil der Autor das Publikum durch ein weites, fremdes Terrain führen und es dafür begeistern möchte. Um das Deutsche als Wissenschaftssprache zu erhalten, sollten wir uns um diese Art von Veröffentlichungen bemühen.

Anreize bieten

Nötig ist etwas Initiative. Denn mit Prestige und mittelbar Geld belohnt werden Forscher derzeit vor allem für eine Publikation in einem möglichst angesehenen internationalen Journal oder für einen Auftritt auf einer internationalen Fachkonferenz. Nicht aber für einen elegant formulierten Essay über die geistigen Konzepte, die ihrer Arbeit zugrunde liegen, nicht für ein Buch, das die eigene Forschung in ihren Zusammenhängen darstellt, erst recht nicht für einen Vortrag in einer Ringvorlesung. Dabei bereiten solche Arbeiten mehr Mühe als eine eilig zusammengeschriebene Veröffentlichung in einem Fachjournal. Und wie man diese Aufgabe am besten bewältigt, lehrt an unseren Universitäten niemand.

Doch Wissenschaftler leben von ihrer Lernfähigkeit und sind wie alle Menschen für Belohnung empfänglich. Man muss ihnen also Anreize bieten, sich ihres sprachlichen Verstands zu bedienen - und sich in die Gesellschaft einzumischen.

Zwei sofort umsetzbare Maßnahmen könnten einen Stimmungsumschwung einleiten: Erstens sollten Abschlussarbeiten an allen Fakultäten künftig eine mehrseitige allgemeinverständliche Zusammenfassung in deutscher Sprache enthalten, die in die Examensnote eingeht. Auch Anträgen auf öffentliche Mittel muss eine ausführliche Inhaltsangabe beigefügt werden, die jeder interessierte Laie versteht. Diese Mühe schuldet jeder Forscher der Demokratie.

Wissenschaft erzählen

Zweitens sollte künftig ein hochdotierter Preis die besten Wissenschaftler zum Schreiben anregen. Prämieren könnte man deutschsprachige Arbeiten aus verschiedenen Kategorien: das beste wissenschaftsliterarische Gesamtwerk; den besten Essay; den besten Forschungsbericht; das beste Lehrbuch, dazu je ein natur- und ein geisteswissenschaftliches Sachbuch des Jahres. Der Sigmund-Freud-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung kann das Erforderliche nicht leisten. Aus den Lesefrüchten der Jury ließe sich ein Jahrbuch der besten deutschen Wissenschaftsprosa zusammenstellen - Entsprechendes gibt es in den Vereinigten Staaten längst.

Ob und wie wir die Sprache in der Wissenschaft pflegen, hängt letztlich davon ab, wie wir das Unternehmen Wissenschaft insgesamt begreifen. Zu oft gerät in Vergessenheit, dass Forschung viel mehr ist als das Aufstellen von Hypothesen, das Sammeln von Daten und das Falsifizieren von Theorien. Das ist die tägliche Arbeit. Doch aus dieser kollektiven Anstrengung ergibt sich ein viel größeres Bild: Wissenschaft ist auch eine Erzählung von Menschen, die auszogen, die Welt zu begreifen und zu verbessern. Deshalb sind die Werke von Darwin, Galileo und Einstein bis heute so faszinierend. Nur wenn wir wieder lernen, Wissenschaft zu erzählen, hat Deutsch als Sprache der Wissenschaft eine Zukunft.

Der Autor ist Biophysiker und Wissenschaftsjournalist. Sein Sachbuch "Die Glücksformel" wurde in vierundzwanzig Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien von ihm "Zeit. Der Stoff, aus dem das Leben ist" im S. Fischer Verlag.

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-- Mit freundlichen Grüßen Eva-Maria Kieselbach Vorstandsmitglied im Verein Deutsche Sprache e.V. Carlo-Mierendorff-Straße 15a, 34132 Kassel Tel./Fax 0561 / 405323


eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.03.2007 um 07.49

[oll] Im Dezember 2002 hatte der baden-württembergische Verwaltungsgerichtshof entschieden, dass die von der Landesregierung beabsichtigte verbindliche Einführung des Grundschulfranzösischs rechtens sei… Unklar ist, … ob die Einschränkung der Sprachenwahl schon im Jahr 2001 beabsichtigt war, aber geheim gehalten wurde.
F.A.Z., 15.03.2007, Nr. 63 / Seite 4

Der Schock über das „geheim gehalten“, das Frau Schmoll oder der sie „korrigierende“ Automat in die F.A.Z. v. 15.03.07 gesetzt hat, weicht schnell dem Befremden, daß lt. Duden 06 hier die Zusammenschreibung immer noch nicht wieder zugelassen sein soll, obwohl dies sogar in abseitigen Fällen neuerdings gefordert wird.

Die komischste Wirkung hatte diese Spaltschreibung im Titel einer Fernsehsendung: „Mitterands geheim gehaltene Tochter“. Irgendwie erinnert das an das verbotene geheime Halten „individueller“ Schweine in einer Ausprägung des realen Sozialismus.

(„Rechtens“ adverbial aufzufassen ist als Möglichkeit akzeptabel, nicht aber als Verpflichtung – schon gar nicht in der Rechtssprache.)

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.01.2007 um 10.17

...ein kulturpolitischer Gesinnungslump und demokratischer Gauner im Interview mit den neuesten Anpassern:

[FAZ] Das ist das letzte Interview mit Ihnen, das in der bewährten Rechtschreibung veröffentlicht wird. Wäre es nach den übereifrigen Reformern gegangen, die Sie letztlich unterstützt haben, wären Sie nur noch ein „viel versprechender“ Ministerpräsident, aber kein „vielversprechender“.

Ich bedanke mich bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, daß es Schülern in Hessen wieder leichter gemacht wird zu verantworten, daß sie die F.A.Z. lesen.


[FAZ] Eine wohlbedachte oder eine wohl bedachte Antwort?

Eine Antwort, die ich mir gut überlegt habe.

Die Fragen stellten Werner D'Inka und Günter Mick.

Text: F.A.Z.


Quelle: FAZ.net, 30. Dezember 2006

* * *

Saarbrücken (AP) – Gegen die geplante Rechtschreibreform formiert sich weiter Widerstand aus den Ländern. Die CDU- Fraktionsvorsitzenden Ole von Beust (Hamburg), Christoph Böhr (Rheinland- Pfalz), Roland Koch (Hessen), Peter Müller (Saarland), Günther Oettinger (Baden- Württemberg) und Christian Wulff (Niedersachsen) appellierten schriftlich an Bundesinnenminister Manfred Kanther und die Kultusminister der Länder, auf die Verabschiedung zu verzichten. (SZ 14.9.1995)

Zudem bröckelt die Anti-Reform-Allianz: Der Hesse Roland Koch, früher an der Seite von Wulff, hat sich aus dem Bündnis verabschiedet. „Der Zug ist abgefahren“, sagt Kochs Sprecher und weist darauf hin, dass bereits mehrere Schuljahrgänge nach den neuen Regeln unterrichtet und zigtausende von Lehrbüchern umgestellt worden seien. Saarlands Regierungschef Peter Müller dagegen fordert weiterhin eine Rücknahme: „Diese Rechtschreibreform ist eine Missgeburt und wird von den meisten Menschen nicht angenommen … (Merkur online 30.6.2004)

Bei Einführung der stümperhaften „Reform“ 1998 waren bereits 96 Schuljahrgänge in der klassischen deutschen Einheitsschreibung unterrichtet worden. Alle Großen des 20. Jahrhunderts hatten ihre Werke in dieser Schreibweise veröffentlicht. Die Politiker hatten dennoch keine abgefahrenen Züge erkennen wollen.

Das Bundesverfassungsgericht hatte noch kurz vor der parlamentarischen Annullierung des Volksentscheids am 20.7.1999 die Klage eines Vaters auf Zwangseinführung der „neuen“ Rechtschreibung in Schleswig-Holstein abgewiesen: „Es ist nicht erkennbar, daß die beantragte Entscheidung zur Abwehr schwerer Nachteile oder aus einem anderen wichtigen Grund geboten sein könnte.

Wir erinnern uns an Kochs Unterschriftensammlung (für den Papierkorb) 1999 gegen die doppelte Staatsbürgerschaft: Volksaufwiegelung ohne wirkliche Mitbestimmung der Bürger. Roland Koch hatte damit die Propagandaschlacht der Hessen-Wahl für sich entschieden. Als er aber seinen früheren Verlautbarungen zur „Rechtschreibreform“ Taten folgen lassen sollte, war der Wille des Volkes wieder völlig unmaßgeblich – eben ein „viel versprechender“ Politiker.

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Sigmar Salzburg


eingetragen von Norbert Lindenthal am 17.12.2006 um 11.08

Bei mir kam das Bild zu dem Leserbrief gestern ohne genauere Quellenangabe versandt von Dr. Ansgar Matthes an. Habe selbst nicht weiter recherchiert. Aber der Leserbrief müßte aus der FAZ von gestern sein. Herrn Denk anrufen?

Das steht in der Faz-Suche:
Wirtschaft, 16.12.2006

Kein Schlußstrich
Bald wird also auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung „daß“ mit vier Buchstaben schreiben. Sie hat sechs Jahre lang - das ist nicht wenig in ...

499 Wörter; 0.85 EUR
Zeitungsseite; 0.85 EUR

Verweise auf zwei Quellen (html, pdf)

Bei mehr Interesse lade ich das SW-Bild auch noch hier hoch.


eingetragen von Christoph Kukulies am 17.12.2006 um 10.55

Lieber Herr Lindenthal,

könnten Sie bitte einen Quellenhinweis zu dem Leserbrief von Herrn Denk mitliefern? Wann und wo ist er gedruckt worden?
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Christoph Kukulies


eingetragen von Norbert Lindenthal am 16.12.2006 um 10.11

zugesandt als Bild, davon maschinegelesen:

Kein Schlußstrich

Bald wird also auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung „daß“ mit vier Buchstaben schreiben. Sie hat sechs Jahre lang das ist nicht wenig in unserer schnellebigen Zeit - gegen diese zu Unrecht so genannte Rechtschreibreform gekämpft. Man versteht durchaus, daß sie sich nicht länger als einzige deutschsprachige Tageszeitung außer der „jungen welt“ gegen die’ von den Mächtigen hierzulande verordneten Schreibveränderungen wehren mag. Was aber bedeutet das für die Reformkritiker? War die am 19. Oktober 1996 in dieser Zeitung veröffentlichte „Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform“ mit 400 Unterzeichnern und 50 000 Unterstützungsunterschriften umsonst? Waren die Gründung der Initiative „WIR gegen die Rechtschreibreform“ und der Aufruf zum Volksbegehren in Bayern im November 1996 ein Schlag ins Wasser? Hat sich Matthias Dräger mit dem Volksentscheid in Schleswig-Holstein vom September 1998, dem ersten erfolgreichen echten, weil parteiunabhängigen Volksentscheid in Deutschland, umsonst abgemüht? Haben Gabriele und Carsten Ahrens in Niedersachsen umsonst 580 000 Unterschriften gesammelt? Haben sich 550 Professoren für Sprach- und Literaturwissenschaft im Mai 1998 umsonst an das Bundesverfassungsgericht gewandt? Hat Hans Krieger umsonst Dutzende von Artikeln geschrieben und Theodor Ickler umsonst sechs Bücher verfaßt und zehn Jahre Freizeit geopfert? Haben Tausende von Bürgerinnen und Bürgern (ich nenne stellvertretend nur Erwin Dötsch, Hans-Jürgen Grosser, Karin Peiffer-Stolz, Günter Löw, Claudia Ludwig, Stephanus Peil, Manfred Riebe, Maria Theresia Rolland, Norbert Schäbler und Stefan Stirnemann) umsonst Zehntausende von Protestbriefen an Politiker und Zeitungen geschrieben und Hunderttausende bei Unterschriftenaktionen und Umfragen umsonst ihre Ablehnung der Rechtschreibreform bekundet? Waren die ganzseitigen Anzeigen mit der Frage „Soll die Rechtschreibreform zurückgenommen werden?“ in sechs Zeitungen am 19. August 2000 (98,5 Prozent der fast 100000 teilnehmenden Zeitungsleser antworteten schriftlich mit Ja und nur 1,3 Prozent mit Nein) vergeudetes Geld? Und was hat der auf der Buchmesse 2004 an die Politiker gerichtete „Frankfurter Appell zur Rechtschreibreform“ von 250 Autoren, Verlegern, Professoren und Künstlern bewirkt?

So recht (Reformschreibung: „So Recht“) die Kritiker auch hatten mit ihren Argumenten (die Rechtschreibreform war und ist in der Tat überflüssig, milliardenteuer, mißlungen, unpädagogisch, undemokratisch) - sie haben diese „Reform“ nicht verhindern können. Die Kritiker haben also umsonst gekämpft im Sinn von „vergeblich“, freilich nicht umsonst im Sinn von „kostenlos“ und erst recht nicht umsonst im Sinn von „grundlos“. Deshalb würden sich die meisten von ihnen in einer ähnlichen Situation hoffentlich wieder für das Bessere einsetzen. Und die meisten – auch ich – nehmen die Kultusminister und die Verfassungsrichter beim Wort, die mehrfach nicht ohne Zynismus betont haben, daß alle außerhalb der Schulen und Behörden schreiben dürfen, wie sie es für richtig halten. Wir werden also auf dem Computer nicht die „neue deutsche Rechtschreibung“ einstellen, die, wie wir wissen, aus dem 19. Jahrhundert ist, und weiter so schreiben wie unsere bedeutendsten Autoren, deren Bücher wir auch weiter in klassischer Rechtschreibung lesen wollen. Im übrigen wissen wir, daß die neuesten Korrekturen an der Schulschreibung (mit ihren etwa 3000 Varianten) keinen Schlußstrich unter dem wohlbekannten Thema Rechtschreibreform bedeuten …

Friedrich Denk, Weilheim i. OB


eingetragen von Detlef Lindenthal am 19.09.2006 um 17.34

>>FAZ will Heysesche s-Schreibung einführen

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die sich bislang gegen die Rechtschreibreform gewehrt hat, will die reformierte Doppel-s-Regelung einführen. Das geht aus einem Gespräch des FAZ-Herausgebers Werner D’Inka mit der Tagesschau hervor, das am 11. September dieses Jahres veröffentlicht wurde. Die reformierte Doppel-s-Regelung, die auch unter dem Namen Heysesche s-Schreibung bekannt ist, gilt unter Fachleuten als besonders fehlerträchtig. In Österreich scheiterte im 19. Jahrhundert der Versuch, diese Regelung durchzusetzen. So kann die Faustregel „nach kurzem Vokal steht ss“ gerade bei Schreibanfängern zu Fehlschreibungen wie „Zeugniss“ oder „Bisstum“ führen. Wer nicht mehr weiß, wo nach den Regeln der bewährten Rechtschreibung ein ß zu setzen war, muß für die Heyse-Schreibung schwierige Ausnahmeregeln lernen. D’Inka meint jedoch: „Das ß ist kein Dogma.“
geschrieben von dsw am 19.09.2006<<
Deutsche Sprachwelt
http://www.deutsche-sprachwelt.de/nachrichten/neues_detail.php?id=401

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Die ss-Diktatur ist der Ge„ss“lerhut, dem jedes Mitglied unserer gleichgeschalteten Medienlandschaft (junge Welt und Junge Freiheit ausgenommen) sich zu beugen hat. Die F.A.Z. hat weder 1996 noch 1998 noch 1999 einen Durchblick gehabt und hat ihre Leser genauso veralbert, wie es die anderen Medien taten; seien es die Rechtschreibung, der Irak-Krieg oder 11. September.
Ob die Sprachwelt-Meldung nun zutrifft oder nicht, mit der Rechtschreibung der F.A.Z. läßt sich das Abendland genausowenig retten, wie das Verbiegen eines Kirchturmuhrzeigers die Zeit verstellen könnte. Aber die F.A.Z.-Schreibung zeigt, wie spät es in unserem Kulturkreis schon ist.

(Neue Medien braucht das Land.)
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Detlef Lindenthal am 31.03.2006 um 05.18

>>«FAZ» erwägt* «Hausrechtschreibung»
30. Mär 18:42

Angesichts der Reform der Rechtschreibreform will sich auch die «FAZ» den neuen Regeln nicht gänzlich verweigern . Er selbst werde aber nie nach der neuen Rechtschreibung schreiben, sagte Herausgeber Nonnenmacher der Netzeitung.

Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ) erwägt die Einführung einer «Hausrechtschreibung». Das sagte FAZ-Herausgeber Günther Nonnenmacher am Donnerstag der Netzeitung. Die Ministerpräsidenten der Länder haben am Donnerstag erwartungsgemäß einer Reform der umstrittenen Rechtschreibreform von 1996 zugestimmt, die ab dem 1. August für Schulen und Verwaltungen gelten soll. Die Länder folgten dabei den Korrekturempfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung. Inwieweit nun die Zeitung, die anders als die meisten anderen deutschen Tageszeitungen im Jahr 2000 zur alten Schreibweise zurückgekehrt war, die Änderungen übernimmt, wollen die Herausgeber in den kommenden Wochen entscheiden.

Ausschlaggebend für die «FAZ» sei, «was die Wörterbücher im Detail daraus machen», sagte Nonnenmacher. An seiner Haltung zur Reform habe sich nichts geändert, so der Herausgeber. «Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff hat etwas ganz Richtiges gesagt: Das Ganze ' ist ein einiges [einziges?] Fiasko'. Nur die Konsequenz, das abzustellen, hat er leider nicht gezogen

Nonnenmacher stört sich insbesondere an der so genannten etymologischen Rechtschreibung und daraus resultierenden Schreibweisen «wie gräulich mit ä. Das ist gräulich. Das werden wir nicht übernehmen.» Wahrscheinlich sei, dass für die Arbeit im Hause eine Wortliste mit Abweichungen von der reformierten Schreibung erstellt würde. «Wir werden eine Hausrechtschreibung einführen», kündigte er an.

Herausgeber und Literaturredakteure der «FAZ» würden die neuen Wörterbücher prüfen und beraten, in welchem Umfang die Zeitung der Rechtschreibreform folgt. Für ihn selbst stehe fest: «Ich werde in meinem Leben nicht mehr nach der neuen Rechtschreibung schreiben. Da bin ich mir ganz sicher», so Nonnenmacher.

Neben der «FAZ» war 2004 auch der Springer-Verlag («Bild», «Welt», «Hörzu») zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt. Dieser hatte Anfang März angekündigt, bis zum 1. August eine «reformkonforme Rechtschreibung» einzuführen.<<

Quelle: http://www.netzeitung.de/medien/389887.html

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Jetzt könnte den noch verbliebenen Rechtschreibschützern erneut ein Licht aufgehen: Die bisherigen Medien sind nach wie vor ausnahmenarm in der Hand der Gegner. Neue Medien braucht das Land.

* In der ersten Meldung hieß es: plant
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Detlef Lindenthal am 17.02.2006 um 10.14

„Die Welt“ schreibt jeden Mist ab; würde sie die Zeitungsdienste lesen (z.B. FAZ.net) oder, wie es für seriösen Journalismus als Mindestanforderung gilt, sich eine zweite Quelle besorgen (zum Beipiel die F.A.Z. anrufen und dort fragen), hätte eine solche Falschmeldung unterbleiben können.
Kein Wunder, daß bei derartigem Journalistenpfusch auch ein solches Kukucksei wie die Rechtschreib„reform“ ausgebrütet werden konnte – und das seinerzeit auch im Hause Springer!
Neue Medien braucht das Land.


>>"FAZ" verabschiedet sich von alter Rechtschreibung

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) hat die vom "Rat für deutsche Rechtschreibung" vorgelegten Kompromiß-Regeln begrüßt und will sich von der alten Rechtschreibung verabschieden. Die Kommission habe "eine großartige Leistung vollbracht", sagte Mitherausgeber Frank Schirrmacher dem "Rheinischen Merkur". Die "FAZ" werde sich diesen Vorschlägen anschließen können. Das Verlagshaus Axel Springer (WELT, "Bild") will über die Rechtschreib-Frage erst nach Beschlüssen der Kultusminister-Konferenz im März entscheiden. kna

Artikel erschienen am Do, 16. Februar 2006<<

http://www.welt.de/data/2006/02/16/846370.html
(und bis heute nicht berichtigt.)
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Detlef Lindenthal am 15.02.2006 um 19.16

>>Dementi
Kein „Schwenk” der F.A.Z. in Sachen Rechtschreibung

15. Februar 2006 Einige Vorschläge, die der vom früheren bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair (CSU) geleitete Rechtschreibrat unterbreitet hat, stellen die alte Rechtschreibung wieder her, zu der die Frankfurter Allgemeine Zeitung schon im Jahr 2000 zurückgekehrt war.

Nur dafür wurde Hans Zehetmair von F.A.Z.- Mitherausgeber Frank Schirrmacher in einem Gespräch mit der Wochenzeitung „Rheinischer Merkur” gelobt. Die F.A.Z. wird auch die weiteren Vorschläge des Rats für Rechtschreibung sorgfältig prüfen. Medienberichte, die nach dem Interview einen „Schwenk” der F.A.Z. in Sachen Rechtschreibung unterstellen, entsprechen nicht den Tatsachen.

Text: FAZ.NET<<

http://www.faz.net/s/Rub8A25A66CA95...
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Aha.
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Detlef Lindenthal


eingetragen von Detlef Lindenthal am 15.02.2006 um 19.08

Bollwerk bricht
"FAZ" verabschiedet sich von alter Rechtschreibung
veröffentlicht: 15.02.06 - 11:22, akt.: 15.02.06 - 11:31

Berlin (rpo). Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte sich im Jahr 2000 als erste in Deutschland entschieden, zur alten Rechtschreibung zurückzukehren. Seitdem galt sie als eine Art Bollwerk des Widerstands gegen die neuen Regeln. Jetzt soll damit Schluss sein, man will die Empfehlungen des Rechtschreibrates unter Leitung von Hans Zehetmair übernehmen.

"Zehetmair hat eine großartige Leistung vollbracht, indem er wiederherstellte, was wirklich untragbar war. Die 'FAZ' wird sich diesen Vorschlägen anschließen können", sagte Mitherausgeber Frank Schirrmacher der Wochenzeitung "Rheinischer Merkur". Er halte die Vorschläge des Rates "in großen Teilen für vernünftig".

Die "FAZ" galt bislang als Bollwerk des Widerstands gegen die neue Rechtschreibung. Im August 2000 war sie als erste Tageszeitung zur alten Rechtschreibung zurückgekehrt.

Der Rechtschreibrat hat in den vergangenen Monaten mehrere Empfehlungen beschlossen, welche die neuen Rechtschreibregeln nach und nach wieder zurückdrehen würden.

Die Vorschläge des Rates müssen von der Kultusministerkonferenz (KMK) abgesegnet werden. Diese muss auf ihrer Sitzung am 2. und 3. März entscheiden, ob die Empfehlungen zum neuen Schuljahr ab 1. August 2006 umgesetzt werden.
http://www.rp-online.de/public/article/nachrichten/medien/print/238636

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(Ob die F.A.Z. sowas wohl überleben würde?) Man sollte die Chefredaktion fragen, wie sie das dann mit den Wörterverboten halten will (kennenlernen usw.).

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Detlef Lindenthal


Alle angegebenen Zeiten sind MEZ   

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