Die „junge Welt”, die nach jahrelangem Widerstand 2014 auch auf das vermeintlich leichter lernbare Dass-Deutsch der Kultusminister umgestiegen ist, scheint ansonsten, wie auch Konkret und zum Teil die FAZ, nur der Heyse-s-Schreibung zu folgen, siehe oben „im allgemeinen“.![]()
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-- junge Welt (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=1242)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.05.2022 um 06.36
Im nationalen Infosender Ukraina-24 hatte der Arzt und Leiter des Projekts »Mobiles Lazarett«, Gennadij Drusenko, mitgeteilt, er habe seine nachgeordneten Militärärzte angewiesen, russische Kriegsgefangene, die ihnen auf den OP-Tisch gerieten, bei der Gelegenheit gleich zu kastrieren...
Zu den von Drusenko erst geforderten und dann abgestrittenen Kastrationen ist es vermutlich tatsächlich gekommen. Darauf deutet eine Nachricht aus dem Donbass an eine in Deutschland lebende Ukrainerin hin, die jW in Kopie vorliegt.
Autorin ist eine in Donezk tätige Ärztin – der Name ist der Redaktion bekannt, die Übermittlerin der Nachricht eine seriöse Person. Diese Ärztin schrieb Anfang dieser Woche, sie sei völlig schockiert, weil sie entsprechende Nachrichten bisher immer für Greuelpropaganda gehalten habe. Doch der Sohn ihrer Kollegin sei jetzt nach einem Gefangenenaustausch nach Donezk zurückgekehrt – nachdem ihm in der Gefangenschaft die Hoden amputiert worden seien...
jungewelt.de 12.5.2022
Anscheinend hält die „junge Welt“ ihre Ankündigung bis heute durch, von der Schreibreform (1996-2006) nur die ss-Regel anwenden zu wollen.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.09.2018 um 09.54
Die »junge Welt« hat von der „Reform“ nur die Heyse-ss übernommen und schreibt sonst herkömmlich, hier in einem Gedicht:
Firmament und FundamentLeider ist auch das für andere staatsgefälligere Zeitungen kein Ansporn, wieder traditioneller zu schreiben.
Von Wiglaf Droste
Firmament und Fundament hört man diskutieren,
räson-argumentieren,
wer von beiden bedeutsamer sei
für des Menschen Wohl und Gedeih.
*
Das Fundament sprach, die Stimme heftig,
tief und rauh, gewaltig und kräftig:
»O wie dumm schon diese Frage!
Also hört gut zu, was ich sage:
Ich, das Fundament, bin hier wichtig!
Ohne mich steht alles schief statt grad richtig
Ohne mich sackt alles erdrutschig ab
Ohne mich lägt ihr in der Grube, im Grab.«
*
Das Firmament stimmte dem lächelnd zu:
»Der Mensch braucht Festigkeit, und die gibst du.
Du lässt ihn nicht straucheln, nicht wanken
Ohne dich ginge er fix über die Planken
Auf dir ruht das Haus der Erde, der Welt.
Ich bin nur ein flüchtiges Himmelszelt
Du bist die Statik, die Stabilität
ich bin da für die Labilität,
*
für das geheimnisvoll Ungewisse
für die Fragen, die Sehnsüchte, für die Risse
Du bist fürs Dasein da, ich für das Träumen
für Phantasien, die überschäumen
Du gibst Sicherheit zum drauf stehen und gehen
mich kann nur, wer dich nicht sieht, sehen.
Auf dir beruht alles, das belegen die Zahlen
Doch vergiss nie, wie hell ferne Sterne strahlen.«
*
Aus der Disput. Fruchtloser Streit blieb vermieden
Funda- und Firmament vereint statt geschieden.
Der Mensch braucht unter den Füßen
Festes, sonst kann er den Himmel nicht küssen
Glücklich wird sein, der sie beide kennt:
Das Fundament wie das Firmament.
jungewelt.de 31.8.2018
234 Wörter: 0 dass, 2 Reform-ss; traditionell: rauh, Phantasien
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.01.2018 um 10.44
Im vorletzten Jahr hatte ich festgestellt, daß die „junge Welt“ seit ihrem „Relaunch“ vom Oktober 2014 tatsächlich nur die ss-Schreibung „angepasst“ hat. Alles übrige wird traditionell geschrieben – nachgewiesenermaßen:
plaziert, leid tut, Greuel, eingebleut, des öfteren, in bezug auf, im allgemeinen, des weiteren, als erstes, rauhe, behende, Phantasie, vor kurzem, seit langem, Känguruh, heute morgen, gestern abend, Schiffahrt, zuviel, jedesmal, sogenannteAuch die FAZ und einige andere Publikationen, die meinten, der allgemeinen Reformerpressung nachgeben zu müssen, verwenden aus Überzeugung vereinzelt herkömmliche Schreibweisen. Doch den UN-Rat für Rechtschreibung ficht das nicht an. Immerhin könnte er entscheiden, daß dies – mit Zustimmung der Kultusminister auch in den Schulen – nicht als falsch markiert werden darf. Doch die ständige Konferenz der Kultusminister faßt das heiße Eisen nicht mehr an. Gerade hat sie zu ihrem 70jährigen Bestehen gezeigt, daß sie ihre bedeutendste Groß- und Untat, die „Rechtschreibreform“, künftig überhaupt verschweigen will.
Dabei geht von der Ehrenerklärung für die meisten herkömmlichen Schreibweisen überhaupt keine Gefahr für den Bestand der „Reform“ aus. Ich habe gerade ein paar Tage zuvor den umfangreichen Text der „jungen Welt“ zur Rosa-Luxemburg-Konferenz durchgesehen und nur eine einzige Verwendung eines der obengenannten Wörter gefunden:Walter Listl rief dazu auf, am 17. Februar in München gegen die sogenannte Sicherheitskonferenz zu demonstrieren, die »Zusammenrottung von Waffenhändlern, Kriegsstrategen und ihren politischen Helfershelfern«.Man sieht: Die seit hundert Jahren völlig vergessene, nie verlangte Heyse-ss/ß-Regel ist die „Reform“, das Giftgas, das in alle Publikationen dringt und der deutschen Schreibtradition den Garaus macht, eine Bestätigung der Chaostheorie: Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann das Klima verändern – die cerebralen Verdauungsgase von 16 kultusministeriellen Sesselfurzern können die Schreibkultur von 100 Millionen vernichten.
jungewelt.de 15.1.2018
eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.08.2017 um 07.58
Viel Macht für eine Person: Medienoligarchin Friede Springer wird 75
Klaus Fischer
Friede Springer beherrscht einen der mächtigsten Medienkonzerne Deutschlands. Kommende Woche feiert die Hauptanteilseignerin der Axel Springer SE ihren 75. Geburtstag. Am Dienstag werden sich dann Spitzenkräfte aus Wirtschaft, Politik und Kultur in der Berliner Zentrale des Meinungsmacherkonzerns die Klinke in die Hand geben. Frau Springer gilt neben der Bertelsmann-Matriachin Elisabeth »Liz« Mohn als wichtigste Fördererin von Angela Merkel. Es scheint [von daher] weniger seltsam, dass die Pleiten-Pech-und-Pannen-Kanzlerin vor Wahlen immer beliebter beim Volk wird...
jungewelt.de 10.8.2017 [nur ss-reformiert!]
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.01.2017 um 10.27
Gegen die AfD-Pläne protestierte die Humanistische Union am Donnerstag in einer Presseerklärung: »Ein ›ethnisches Profiling‹, also die gezielte und anlasslose Überwachung bestimmter Ausländer- und Einwanderergruppen, wie es der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Abgeordnetenhaus Georg Pazderski gefordert hat, verurteilen wir auf das schärfste.
jungewelt.de 7.1.2017
Die Kultusminister haben angesichts der bewußt reformfreien und reformreduzierten Schreibungen vieler Publikationen kein Recht, die Reformorthographie für die einzig richtige zu erklären.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.12.2016 um 20.15
Der Journalist und Publizist Eckart Spoo ist am Donnerstag, dem 15. Dezember, in Berlin gestorben, vier Tage vor seinem 80. Geburtstag. Als Kind erlebte er Krieg und Faschismus in seiner Geburtsstadt Mönchengladbach und im Fluchtort im Harz; dies hat sein ganzes Leben geprägt. Mehr als drei Jahrzehnte schrieb er als Korrespondent der Frankfurter Rundschau Zeitungsgeschichte. Er galt als unbequemer Fragesteller in Pressekonferenzen und deckte manchen Skandal auf. Von 1970 bis 1986 war er Vorsitzender der Deutschen Journalisten-Union...
Spoo sah die Pressefreiheit vom Grundrecht für alle zum Privileg einiger weniger Pressekonzerne verkommen, deren Eigentümer ihre Aufgaben darin sehen, den Kapitalismus und die von ihm geschaffenen gesellschaftlichen Verhältnisse zu rühmen und vor Kritik zu schützen – auch durch Verschweigen von Tatsachen, Verleugnen von Wahrheiten – und aus diesem Missbrauch der Pressefreiheit möglichst viel Profit zu ziehen. Spoo hielt publizistische Monopole für verfassungswidrig.
In der Konsequenz gründete er 1997 zusammen mit weiteren Publizisten eine eigene Zeitschrift: Ossietzky ...
jungewelt.de 17.12.2016
Eckart Spoo kannte ich seit den 60ern, als er in Hannover eine öffentliche Diskussion mit DDR-Vertretern zur Auslotung einer Annäherung leitete.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.09.2016 um 05.49
Schrei nach Liebe
Die Linke will in Mecklenburg-Vorpommern mitregieren, trotz des desaströsen Wahlergebnisses. AfD zieht mit mehr als 20 Prozent in Landtag ein
Von Michael Merz
Wie unterschiedlich sich doch der Verlust von fünf Prozentpunkten auswirkt. Während sich die Säulendiagramme der Stimmenverteilung am Sonntag abend auf den Monitoren in den Parteizentralen in Schwerin und Berlin aufbauten, jubelten die SPD-Mitglieder. Bei der Linkspartei gab es statt dessen lange Gesichter. Beide Parteien haben Anhänger verloren, doch während die Sozialdemokraten (30,6 Prozent) den Sieg begossen, war bei Die Linke (13,2 Prozent) Land unter. Die einzige tatsächliche Gewinnerin der Wahl ist die AfD.
jungewelt.de 6.9.2016
Den meisten wird nicht aufgefallen sein, daß die „junge Welt“ seit ihrem „Relaunch“ im Oktober 2014 tatsächlich nur die ss-Schreibung „angepasst“ hat. Alles übrige wird traditionell geschrieben – und es scheint niemanden zu stören. Dies Vorgehen wurde übrigens auch von unserer Bürgerinitiative zur Tarnung für drangsalierte Staatsangestellte vorgeschlagen. Ich habe es jetzt nochmal kurz überprüft und bis auf ganze geringe Kontaminationen bestätigt gefunden. Welch ein Unterschied zur FAZ, die nur elf in Nachrichten kaum vorkommende Wörter als Beruhigungspille normal schreiben wollte (was auch oft nicht eingehalten wird)! Am 5.8.2015 hatte sich die jW noch einmal allgemein zur„Reform“ geäußert.
Arrivederci Italia
Junge Welt-25.08.2016
»In den Niederlanden können außerdem mehrere Arten von Anteilen plaziert werden mit Unterschieden im Stimmrecht«, erklärt Katrin ...
Der letzte Versuch
Junge Welt-18.08.2016
... zeitgeschichtlichen Museum ein Banner mit dem Putin zugeschriebenen Spruch: »Wem der Zerfall der Sowjetunion nicht leid tut, der hat kein ...
Bittere Bilanz
Junge Welt-23.08.2016
Dazu hätte sie die Erben Stepan Banderas, denen genau dies ein Greuel ist, in die Schranken weisen und nicht hätscheln müssen. Es wäre ...
Netrebkos Vokale
Junge Welt-11.08.2016
11.08.2016 - »Christian Thielemann hatte es mir eingebleut, dass es auf die Worte ankommt. Er sagte, er wolle keine musikalischen Linien von mir hören, ...
Hier wird die soziale Herrschaftsfrage gestellt
Junge Welt-28.08.2016
Des öfteren wird seitens autonomer Gruppen angemerkt, »Blockupy« sei mittlerweile zu einer Straßenunterstützertruppe für kommende ...
Vorteil Südhessen
Junge Welt-25.08.2016
Daher ist auch in diesem Jahr in bezug auf den HSV Skepsis angesagt. Die Mainzer hingegen überraschten bereits letzte Saison und zogen in ...
Anschlag im Donbass
Junge Welt-07.08.2016
Die im allgemeinen gut über Kiewer Interna informierte Webseite antifashist.com erklärte, die Tat gehe auf das Konto des ukrainischen ...
Es fehlen Ansätze, Kriege und Armut zu bekämpfen
Junge Welt-01.09.2016
Des weiteren wollen wir auf die unmenschliche Flüchtlingspolitik Europas und Deutschlands hinweisen. Unsere Forderung ist, dass dieser ...
Orbáns Abschottungspolitik
Junge Welt-28.07.2016
Als erstes wurde dazu Serbien erklärt, was in krassem Gegensatz zur Einstufung nicht nur durch die europäischen Gerichtshöfe, sondern auch ...
Hansi, dreh die Lampe aus
Junge Welt-29.07.2016
Genuschelte Lyrics, wenn möglich in irgendeinem rauhen englischen Provinz-Slang, den man höchstens mal im Refrain versteht, weil man ...
Kratz und beiß
Junge Welt-05.08.2016
... behende dahinfließenden, äußerst geschmackssicher inszenierten musikalischen Umgebung aus Cello, Klavier, Mandolinen, Posaunen, ...
Nicht drum kümmern
Junge Welt-02.08.2016
Auch die Olympischen Spiele der Neuzeit waren von Beginn an eine Phantasie von Rassisten. Allen voran der Begründer der olympischen ...
Spurlos verschwunden
Junge Welt-12.08.2016
Auf derselben Bühne sprach auch der Faschist und Mafia-Pate Sedat Peker, der vor kurzem ankündigte, im »Blut« von AKP-Gegnern »baden« ...
Nur jeder zehnte entlastet
Junge Welt- 04.09.2016
... also die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt, beherrscht die Gewerkschaften schon seit langem. Im Mittelpunkt steht dabei meist die ...
Wassde bis mittags net schaffst, schaffste den ganzen Tag net
Junge Welt-10.06.2016
Hüpft wie ein aufgezogenes Känguruh über den Rasen. Ist ein verrückter Kerl, da sind wir uns einig: Immer nur Arbeit, und Sport ist Mord.
Das Boot ist voll
Junge Welt-05.08.2016
Wie es zu den Schüssen kam, war heute morgen nicht klar. Die Behörden in Bari behaupteten, dass mindestens zwei der Verletzten im Stadion ...
Sittentest für Muslime
Junge Welt-18.08.2016
Eigentlich sollte das Treffen der Unions-Innenminister, das gestern abend in Berlin begann, der Sicherheitspolitik gewidmet sein. Tatsächlich ...
Panikmache hilft nicht
Junge Welt-15.07.2016
Aber eben auch die vielen späteren Unfälle in der Fischerei, in der Schiffahrt etwa durch Kollisionen mit Minen, beim Baggern, bei Bergungen ...
Tschechische Antithese
Junge Welt-23.08.2016
Zuviel ist irgendwann wohl doch zuviel. Murray verlor das Finale 4:6, 5:7 ausgerechnet gegen Marin Cilic, gegen den 2013 eine Dopingsperre ...
IS-Anführer auf Sinai getötet
Junge Welt-09.08.2016
... Tötung angeblicher Anführer des ägyptischen IS-Ablegers bekanntgegeben, eine Bestätigung der Organisation blieb jedoch jedesmal aus.
Vollkommen zeitgemäß: »Ben Hur«, das nächste sinnlose Remake
Junge Welt-07.09.2016
Zwar ist die Bibel inzwischen allenfalls noch ein Text, von dem sogenannte Ethiklehrer raunen mögen, dass es ihn gäbe ... dasselbe gilt für »Ben Hur«...
eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.06.2016 um 14.03
Die „junge Welt“ erinnert an den 80. Todestag von Karl Kraus. Aus dem Vorspann:
Der 1874 im Böhmischen geborene Österreicher führte als Solitär einen lebenslangen Feldzug gegen die »Pressköter« und »Tintenstrolche«. Kraus war überzeugt, dass der Schlendrian in der Sprache Ausdruck der Verwahrlosung im allgemeinen ist. Oder zugespitzt: Die Verrohung einer Gesellschaft lässt sich an der Schändung und Verschmockung der Sprache erkennen.Es folgt Karl Kraus‘ satirischer Bericht über eine Gerichtsverhandlung wegen des unterschlagenen Fundes eines Hundes, der dann auch noch gegessen worden sein soll. Einige Sätze daraus (in der bewährten Rechtschreibung). Die Fundverheimlichung
... Der Richter sprach den Angeklagten frei mit der Begründung, daß der ohne Beißkorb und Marke dem Angeklagten zugelaufene Hund als eine herrenlose, von dem früheren Eigentümer jedenfalls preisgegebene Sache anzusehen ist. Wenn dieses hier, wie es ist, aus dem Blatt, das die deutsch-österreichische Kultur vertritt, in Times, Figaro, Nowoje Wremja oder Corriere della Sera übergeht, so ist es die größte Greuellüge, die je über uns erfunden wurde. Wenn es als Bericht über eine Gerichtsverhandlung in London, Paris, Petersburg oder Rom erschiene, wär’s der unwiderleglichste Beweis für den kulturellen Zusammenbruch der dort hausenden Nationen...
jungewelt.de 11.6.2016
eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.01.2016 um 15.29
Linke: Es darf keine Angsträume in unseren Städten und Gemeinden geben
Ulla Jelpke, innenpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag, erklärte am Dienstag mit Blick auf die Silvesternacht, in der zahlreiche Frauen auf dem Domplatz vor dem Kölner Hauptbahnhof Opfer sexualisierter Männergewalt wurden:
Sollten die bisherigen Schilderungen und Erkenntnisse zutreffen und sich bis zu tausend Personen an den Übergriffen beteiligt haben, dann haben wir es in Köln nicht nur mit einer besonders perfiden Dimension von bandenmäßiger Gewaltkriminalität zu tun, sondern auch mit einem eklatanten Fall von Polizeiversagen. [...]
Dass die Täter nach Zeugenaussagen nordafrikanischen oder arabischen Aussehens waren, befeuert jetzt die rassistische Hetze gegen Flüchtlinge. Allerdings gibt es keinerlei Hinweise, wonach Flüchtlinge an den Straftaten beteiligt waren.[...]
Die Ursachen des offenkundigen Polizeiversagens in der Silvesternacht müssen aufgeklärt werden. Es ist ja nicht das erste Mal, dass sich die Polizei in Köln so überfordert zeigt. Erinnert sei an die Demonstration rechtsgerichteter Hooligans im Oktober 2014, die weitgehend ungestört Teile der Innenstadt verwüsteten, während die Polizei hilflos zusah.*
Egal, ob sich Migranten durch Neonazis und rassistische Mobs bedroht fühlen oder Frauen durch Männergewalt: Angsträume in unseren Städten und Gemeinden darf es nicht geben.
jungewelt.de 6.1.2016
[Simsalabim – aus Migrantengewalt wurde Neonazigewalt!]
Kölner Silvesternacht: Bundespolizei ermittelt 34 Tatverdächtige
FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung 8.1.16
In 21 Fällen, die von der Bundespolizei festgestellt wurden,
sind Asylbewerber die Tatverdächtigen...
... ein zunehmender „Mißbrauch“ von Wahrheit ist festzustellen:
Wie die AfD die Übergriffe von Köln instrumentalisiert
SPIEGEL ONLINE 8.1.16
"Die Angsträume werden größer in unserem Land", rief Björn Höcke.
"Gerade für blonde Frauen werden sie leider immer größer." ...
eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.08.2015 um 12.13
Die „junge Welt“ und das Monatsmagazin „Konkret“ haben 15 Jahre lang die Anpassung an die Rechtschreibreform verweigert, sie dann aber doch im letzten Jahr zeitgleich vollzogen – allerdings, wie „Konkret“ verlauten ließ, nur den vermehrten ss-Gebrauch betreffend. Das wird in der jetzigen sonst einigermaßen passablen Darstellung der „jungen Welt“ nicht angesprochen. Allerdings scheint dem Autor der Vorschlag von Ickler, Denk und Dräger unbekannt zu sein oder aber er verschweigt ihn aus unbekannten Gründen.
Rotlicht: Rechtschreibreform
Von Kai Köhler
Bild: Reform und reformierte Reform (fast wie alt)
Die Reform eine Bankrotterklärung? Alte und neue Schreibweisen
Die deutsche Rechtschreibung war vor ihrer Reform erträglich. Auch die anspruchsvolleren unter den Deutschlehrern, die den Verfasser in der Bundesrepublik in den 1970er und 80er Jahren zu unterrichten versuchten, behalfen sich mit Ratschlägen wie: Schreibt im Zweifelsfall groß, da habt ihr die besseren Chancen. Da sie dann ihre Diktate auch selbst korrigierten, ließ sich damit leben.
1995 beschloss die Kultusministerkonferenz die mit Österreich, der Schweiz und Luxemburg abgestimmte Reform der Orthographie. Etwa 15 Jahre hatten sich Sprachwissenschaftler abgemüht, die Regeln einfacher und logischer zu gestalten. Im Ergebnis wurde eine komplizierte und widersprüchliche Rechtschreibung ersetzt durch eine komplizierte und widersprüchliche Rechtschreibung. Dabei lässt sich der Befund für einzelne Bestandteile der Reform unterschiedlich fassen. Das Haupterkennungsmerkmal – wann »ss« und wann »ß« geschrieben wird – steht für eine leicht erlernbare Klärung.[?] Deutlich vereinfacht ist die Silbentrennung.[?] An die veränderte Schreibung einzelner Wörter kann man sich gewöhnen: Irgendwann wird die Reform auch ihren Gegnern kein Greuel mehr sein, sondern ein Gräuel.
Arg demoliert wurde die Zeichensetzung. Kommas, die früher die Sätze gliederten, dürfen zwar immer noch wie zuvor gesetzt werden. Bei der Abfolge zweier Hauptsätze und beim erweiterten Infinitiv mit »zu« werden sie aber nicht mehr in der Schule unterrichtet, so daß sie an diesen Stellen aussterben dürften. Man hat da dem Schreiber die Sache in dem Maße erleichtert, wie man sie dem Leser erschwert.
Was groß zu schreiben ist und was klein, das beruhte früher auf etwa 500 Regeln, von denen sich 488 gegenseitig aufhoben. Mit den neuen Regeln steht’s nicht besser. Das gilt auch für die Getrennt- und Zusammenschreibung von Wörtern, doch geht es hier um Inhalte. Es ist eben ein Unterschied, ob etwas wohlbekannt – also vertraut – ist oder wohl bekannt (vielleicht aber auch unbekannt). Vermutlich um die Zeit der Reform entstand der Witz von dem Parteitag, zu dem tausend Genossen nicht zusammenkamen, sondern zusammen kamen.
Die Bevölkerungen lehnten die Reform mit großer Mehrheit ab.[Umfragen] Schriftsteller hatten bereits in der Vorbereitungsphase protestiert; 1996 unterzeichneten Hunderte Autoren die Frankfurter Erklärung gegen die Reform. 1998 kam es in Schleswig-Holstein zu einem Volksentscheid für die alte Rechtschreibung, der vom Landtag zurückgewiesen wurde.[annulliert!] Noch 2004 verkündeten mehrere Zeitungen und Verlage die Rückkehr zur alten Rechtschreibung, um die für 2005 angesetzte Durchsetzung der neuen Variante als in den Schulen einzig gültiger zu torpedieren.
Die Politik indessen setzte die Reform durch. 2004 und 2006 wurde zwar das Regelwerk überarbeitet, auch danach gab es punktuell Veränderungen. Doch muss seit 2005 eine Rechtschreibung unterrichtet werden, die schlechter ist als die vorige und immer noch von der Sprachgemeinschaft abgelehnt wird. Zudem ist die Einheit der Orthographie verloren: Verlage und Zeitungen arbeiten nun mit Hausregeln, und der Duden als in der Praxis maßgebliche Instanz erfindet eigene Versionen, die sich zudem von Auflage zu Auflage unterscheiden. Mit der Einheitlichkeit ist auch die wohl wichtigste Rechtschreibhilfe verloren: dass oftmals schon der optische Eindruck ein Wort richtig oder falsch aussehen ließ.
Warum also der Unsinn? Am Beginn, 1980, gehörte zu den ehrenwerteren unter den Zielen, Bildungsschranken zu beseitigen. Doch können soziale Probleme nur sozial gelöst werden, nicht durchs Herumpfuschen an Bildungsvorgaben. 1995 und gar 2005 war die Lage ganz verändert. Nun stand Reform für den Kampf gegen lästige Traditionen. So musste das Neue, egal ob effektiv und sinnvoll, gegen jeden Widerstand durchgesetzt werden. Die Geschichte der Rechtschreibreform markiert damit den Weg von wohlmeinendem Egalitarismus zu neoliberaler Barbarei.
jungewelt.de 5.8.2015
[„... von wohlmeinendem Liberalismus zu egalitärer Barbarei“ wäre aber genauso richtig: Der Duden war ja vorher nicht „amtlich“.]
eingetragen von Sigmar Salzburg am 06.07.2015 um 04.20
Die „junge Welt“ erinnert an den Feuertod des Predigers Jan Hus heute vor 600 Jahren auf einem christlichen Scheiterhaufen und verweist auf ein neues Buch:
Fremd in der Welt. Aus dem Buch von Eugen Drewermann
Das neueste Buch über Jan Hus stammt von dem Theologen Eugen Drewermann, im Gespräch mit dem Journalisten Jürgen Hoeren: »Jan Hus im Feuer Gottes. Impulse eines unbeugsamen Reformators«.
Darin wird Hus in die kirchliche und weltliche Geschichte, die im Mittelalter kaum zu trennen sind, in die philosophische und theologische Gedankenwelt, in die Machtkämpfe der damaligen Zeit gestellt: Als Hus nicht widerrief, heißt es in dem Buch, »kann auch König Sigismund aus seiner Sicht ihn nicht mehr retten. (…) Die Päpste treiben Politik, die Politiker treiben ihr Geschäft mit der Kirche. Diesen Zuständen gegenüber ist Hus wie ein Fremdling. Es ist eine Welt (…), in der er nur untergehen kann.«
Inwiefern Hus ein Vorläufer Luthers war, und wodurch Luther über Hus hinausging – auch das stellt Drewermann im einzelnen dar. Befragt nach dem gegenwärtigen Papst, geht er zunächst auf dessen Namensgeber ein, den Heiligen Franziskus. Der lebte nach der Bibel, ganz so wie Hus 200 Jahre später. Den Orden gründete Franziskus nur widerwillig auf Geheiß des Papstes.
»Es wäre einem katholischen Papst, der heute an Franziskus anknüpfen möchte, zuzumuten, dass er eines Tages, am besten am 6. Juli 2015, Prag besuchte und zu Ehren von Jan Hus ihn selbst als Vermittlung zwischen Franziskus und einer Kirche, wie sie sein sollte, bestätigte (…). Es wäre ein großer Wunsch, in diesem Jahr noch, zum Todestag von Hus käme Franziskus nach Konstanz und würde so etwas wie ein neues Konzil zur Rechtfertigung des tschechischen Reformators einberufen, zumindest eine kleine Versammlung der deutschen und tschechischen Bischöfe (…)«.
Eugen Drewermann: Jan Hus im Feuer Gottes. Impulse eines unbeugsamen Reformators. Im Gespräch mit Jürgen Hoeren. Verlag Patmos, Ostfildern 2015, 256 Seiten, 25 Euro.
Das »Lutherjahr« 2017 wird schon lange vorbereitet; und je näher es rückt, desto mehr greifen die Medien das Thema auf. Dass aber Luther weder der erste noch der einzige war, der die mächtige Institution Kirche mutig kritisierte und dass er ohne die Wegbereiter wohl kaum zu seiner großen Leistung fähig gewesen wäre, gerät bis jetzt wenig in den Blick.
Zwei der Wegbereiter waren der Engländer John Wyclif und der Tscheche Jan Hus...
jungewelt.de 4.7.2015
Seit langem wird die Heiligsprechung Hussens in der katholischen Kirche diskutiert. Er wäre der erste Heilige, den die Kirche selbst hat umbringen lassen.
Siehe auch die Schriftreform des Jan Hus.
NB: Die „junge Welt“ scheint seit Oktober 14 tatsächlich nur die „neuen“ ss der „Reform“ verwenden zu wollen:
Eisschnelläuferin Claudia Pechstein ( 2.7.2015); Schiffahrt (20.5.2015 und 2.5.2015).
eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.06.2015 um 07.53
In bestem Gender-Sprech versucht die Linksfraktion den Bundestag moralisch zu erpressen:
Nach einer Regierungserklärung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Schuldenstreit mit Athen hielten die Abgeordneten Schilder mit den Slogans »Solidarität mit Griechenland« und »Solidarität mit Flüchtenden« hoch und kassierten dafür eine Verwarnung von Bundestagspräsident Norbert Lammert.(jungewelt.de 19.6.2015)
Aber wo waren die Genossen Gysi & Co., als 28 Jahre lang deutsche Flüchtlinge an der tödlichsten Grenze, die die Welt je kannte, erschossen wurden? Zum Jubiläum 2011 bejubelte die „junge Welt“ dieses Sperrwerk – peinlich für Gysi.
Noch dreister versuchte die falsche Fuffzigerin der Linken, Ulla Jelpke, mit den umfunktionierten Worten Walter Ulbrichts die Regierung zu erpressen, jeden hergelaufenen Osteuropäer aufzunehmen:
„Friedrich hat ...»... die Absicht, eine Mauer zu errichten.« Deutscher Innenminister hetzt gegen Armutsmigranten.“ (jW 9.10.2013)
Als dann Menschenschmuggler überladene, schrottreife Schiffe aufs Mittelmeer schickten, beschuldigte die „junge Welt“ die EU des Mordes:
Die EU tötet Flüchtlinge – Fähren statt Frontex!
[Bild: ca. 20 schwarznasige junge Männer, 3% asylberechtigt]
Von einem dänischen Handelsschiff aus dem Mittelmeer gerettet – Flüchtlinge nach ihrer Ankunft in Sizilien (17. April 2015)
( jungewelt.de 20.4.2015)
Andrea di Nicola, Spezialist für das organisierte Verbrechen: "Wenn Frontex mit 90 Millionen Euro im Jahr ausgestattet an den europäischen Küsten patrouilliert, muss man wissen, dass allein ein bestimmter türkischer Händler etwa sieben Millionen Euro verdient. (deutschlandfunk.de 20.2.2015)
Jetzt versucht eine „zivilgesellschaftliche” Mitläuferorganisation der Linken mit Wasserleichen die geschmackloseste moralische Erpressung:
Am Dienstag ließ das »Zentrum für politische Schönheit« eine 34jährige Frau aus Damaskus in Berlin-Gatow neben einem leeren Kindersarg beisetzen. (jungewelt.de 19.6.2015)
Die Linke liebt, was dem Kommunismus nützt: Wahlweise Mauermord oder Flutung des Kapitalismus mit Asylanten.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.05.2015 um 17.28
Der einstige DKP-Aktivist und spätere Geschäftsführer der „jungen Welt“, Dietmar Koschmieder, giftet gegen einen früheren Kollegen, der mit anderen nach einem Putsch 1997 die Redaktion verlassen hatte. Die seit Oktober letzten Jahres erfolgte Anpassung der Zeitung an die Reformschreibung der Kultusminister gelingt ihm noch nicht so recht:
Aus: Ausgabe vom 02.05.2015, Seite 16 / Aktion
Querfront statt Klassenkampf
Wie der selbsternannte Nationalbolschewist Jürgen Elsässer und der Neurechte Publizist Götz Kubitschek das deutsche Volk retten wollen
Von Dietmar Koschmieder
Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen, schrieben Karl Marx und Friedrich Engels ... Es ist bekannt, dass es dann doch ganz anders kam. Trotzdem fehlt es nicht an Theoretikern und Politikaktivisten, die zumindest an dem Gedanken festhalten wollen, daß Klassen und Klassenkämpfe Geschichte seien ...
»Der gesamte Links-Rechts-Widerspruch hat ausgedient«, meint etwa der Politikaktivist und Chefredakteur einer rechten Postille, Jürgen Elsässer. Das sei »eine Begrifflichkeit aus der politischen Gesäßgeographie des letzten Jahrhunderts, das ist vorbei«... [die „Postille“ heißt COMPACT]
Schicksalshafte Situation? Elsässer, der vor Jahren noch heftig bestritt, daß es ein deutsches Volk überhaupt gegeben habe, geht es diesmal um nichts Geringeres, als gerade dieses zu retten. »Pegida als Volksbewegung ist vielleicht die letzte Chance, die wir haben, um dieses Volk zu retten.« Die Bedrohung ist für Elsässer aber nicht nur die Islamisierung, die Pegida bekämpfen will...
Wer aber ist nun dieses »Volk«? Und wie macht man es vom Volk an sich zum Volk für sich? Da ist sich Elsässer mit seinen Mitstreitern einig: Erstens muß beim Alltagsbewußtsein angesetzt werden.
»Wo die Leute die Abschaffung Deutschlands erleben, ist ja nicht im Euro-System, weil noch kommt der Euro über den Automaten, nicht über den Gendermainstream (…) auch die Amerikanisierung ist nicht so spürbar (…) die Massen an Flüchtlingen macht den Leuten angst.« Sie würden sehen, daß die zu zwei Dritteln aus muslimischen Ländern kommen. ...
Darin erkennt man Schlussfolgerungen aus den vergangenen zwölf Monaten, weil bisherige Ansätze, etwa mit den Montagsmahnwachen, aus diversen Gründen gescheitert sind...
Und der Mangel an Intelligenz und Gespür des Establishments führe dazu, daß die Situation so auf die Spitze getrieben werde, dass es dazu kommen könne...
Die junge Welt jedenfalls hat keinerlei Interesse daran, an einer braunen Volksbewegung mitzuwirken.
jungewelt.de 2.5.2015
eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.04.2015 um 17.33
Mit dem Motto „Sie lügen wie gedruckt, wir drucken wie sie lügen“ setzt sich die Tageszeitung „junge Welt“ wirkungsvoll von der Mainstream-Presse ab, die die Politiker-Lügen gläubig wiederkäut. Bis zum Oktober letzten Jahres hatte die „junge Welt“ sogar der Politiker-Lüge von der Reformbedürftigkeit unserer Rechtschreibung widerstanden. Allerdings beherrscht die linke Zeitung auch die Kunst des Weglassens und der Collage, die ebenso Lüge sein kann.
In der Ausgabe vom 1. April animiert Claudia Wangerin zu einer Protestveranstaltung von DGB und antifaschistischen Gruppen im niedersächsischen Dorfmark. Dort soll ein Familientreffen der unbedeutenden Glaubensgemeinschaft »Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff) e.V.« der „selbsternannten Philosophin“ Mathilde Ludendorff stattfinden. Die Gläubigen seien rassistisch, antisemitisch und sektiererisch. ( jW 1.4.2015)
Das mag sein, gilt aber genauso für orthodoxe Juden, Moslems und Jesiden, bei beiden letzteren sogar bis zum Mord – gegen die zu demonstrieren aber wiederum „rassistisch“ wäre. Die pantheistische Gottesvorstellung der Wiesbadener Pastorentochter, obwohl letztlich auch unhaltbar, enthält deutlich weniger Unfug als die monotheistischen Glaubens„systeme“ der Offenbarungsreligionen.
Claudia Wangerin läßt es sich natürlich nicht nehmen, auf das kurze Zusammengehen General Ludendorffs mit Hitler 1923 hinzuweisen. Sie verschweigt aber bewußt, daß er anschließend bis zu seinem Tode erbitterter Gegner Hitlers war. Vielmehr zitiert sie nun aus der Schreckensgeschichte einer jungen, namentlich genannten Aussteigerin aus einer Nazi-Familie, deren Urgroßvater NSDAP-Mitglied war, deren Großmutter noch Nazisse ist und deren herrschsüchtiger Vater als Holocaust- und Euthanasie-Leugner die Tochter tyrannisiert hat. Sie wird nach ihrer Bekehrung zum Antifaschismus in dieser Szene offensichtlich als Vorzeige-Konvertitin besonders gepflegt, so daß sie ganz im Stile bekannter Glaubenswechsel erstaunt ist, daß man sie trotz ihrer sündigen „Vergangenheit“ (19 Jahre alt) in der Gemeinschaft gnädig und verzeihend aufnimmt.
Frau Wangerin weiß natürlich, daß das alles mit dem Dorfmarker Gottgläubigentreffen wenig zu tun hat, daß es sich aber gut dazu eignet, die Aggressivität „selbsternannter“ Aktivisten gegen „Rechts“ anzuheizen. Und die „junge Welt“ druckt, wie sie lügt.
Bearb. 2.4.15
eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.01.2015 um 14.07
Tumult à la HME
Hans Magnus Enzensbergers neuere »Heinosities« (Abscheulichkeiten) im Lichte älterer Briefe Samuel Becketts
Von Jürgen Schneider
»Heinosity« ist das Substantiv zum Adjektiv »heinous«, das laut dem »Langenscheidt’schen Enzyklopädischen Wörterbuch der englischen und deutschen Sprache« hassenswert, verrucht, grässlich, abscheulich oder fürchterlich bedeuten kann. Gemäß dem »Urban Dictionary« wird mit »heinous« eine Person, ein Ort oder eine Sache bezeichnet, die derart ärgerlich ist, dass sie zu einer Art Monstrosität gerät. Etymologisch ist »heinous« wohl mit dem deutschen Verb »hassen« verwandt.
Auf das Wort »heinosities« stieß ich zum allerersten Mal in dem Buch »The Letters of Samuel Beckett 1957–1965« (Cambridge University Press, 2014). Am 13. August 1962 schrieb der irische Schriftsteller Beckett aus dem »Hotel Ehrenbachhoehe Kitzbuehel-Hahnenkamm-Tirol« an die BBC-Rundfunkdame Barbara Bray, er lese Hans Magnus Enzensbergers »Einzelheiten« (Suhrkamp Verlag, 1962), die ebenso gut auch »Kleinigkeiten« heißen könnten, und fuhr fort: »How a poet can bother about the heinosities of the ›Frankfurter Allgemeine‹ defeats me.« (S. 493) Ja, wie kann ein Dichter sich nur ellenlang mit den Abscheulichkeiten der Zeitung für Deutschland befassen?
...
Enzensberger, den Beckett im Februar 1961 im Hause Suhrkamp getroffen hatte, erwähnt den Iren in seinem jüngst erschienenen autobiographischen Buch »Tumult« (Suhrkamp Verlag) mit keiner Silbe. ...
»Heinosities« en gros und en detail hat HME zu bieten, wenn es um die Rote Armee Fraktion geht (S. 228 ff.). So berichtet er etwa, er sei von Mittelsmännern Ulrike Meinhofs in eine konspirative Wohnung in Hamburg gelotst worden: »... Ulrike sprach verzweifelt von der Notwendigkeit, das ›System‹ gewaltsam zu stürzen. Ich sagte ihr, dass ich von solchen Phantasien nichts hielte... Bis zu ihrem Selbstmord habe ich nie wieder von der bedauernswerten Ulrike Meinhof gehört. Den Rest haben Justiz und BKA, Medien und Verfassungsschützer besorgt.«
Und eben Intellektuelle des »Tumultes« vom Schlage eines HME, an denen sich TV-Seggel wie »Druckfrisch«-Scheck aufrichten. Wie heißt es doch in HMEs Gedicht »Andenken« aus dem Jahre 1978, mit dem sein »Tumult« endet? »Dass irgendwer ihrer mit Nachsicht gedächte, / wäre zuviel verlangt.«
jungewelt.de 3.1.2015
Schade, ich dachte „Heinosity“ hinge mit dem Sänger Heino zusammen.¹ Enttäuschender ist, daß die „junge Welt“ nach ihrem Kotau vor den neuen „ss“ auch nicht mehr originalgetreu zitieren will. Die FAZ tut es:
Das Marmorierte im Menschen
von Andreas Platthaus
... Es war Enzensberger, der als einziges deutsches Mitglied einer internationalen Schriftstellerdelegation 1963 ins Ferienquartier des sowjetischen Staatschefs Nikita Chruschtschow eingeladen wurde - der Hausherr erwies sich als schlichtes Gemüt, wie sein alles andere als schlichter Besucher in einem beispiellosen Kabinettstück der Porträtkunst festgehalten hat.
Doch all dies, so beteuert Enzensberger jedes Mal, widerfuhr ihm ohne eigenes Zutun, auch „daß ich aus reinem Zufall, um nicht zu sagen aus Versehen, bei Chruschtschow in seiner Sommerresidenz zu Gast war“...
Im Buch erfahren wir, weshalb Enzensberger - „Ich will mir gar nicht alles merken, was mich betrifft“ - seine Erinnerungen an die sechziger Jahre nun doch veröffentlicht hat: weil das Material schon da war, nur lag es vergessen im Münchner Keller... Auch die von der Fachwelt seit langem ersehnten Briefe von Ingeborg Bachmann an Enzensberger dürften sich dort finden. Im Münchner Keller liegt somit ein veritabler Schatz für uns Leser.
Dass in „Tumult“ nun die ersten Pretiosen daraus zugänglich werden, lässt auf mehr hoffen. Allerdings schließt der sich als zögerlich gerierende Enzensberger das Buch programmatisch mit dem Gedicht „Andenken“ von 1978 ab, das mit folgenden beiden Zeilen beginnt: „Also was die siebziger Jahre betrifft, / kann ich mich kurz fassen.“ Und mit diesen beiden endet: „Daß irgendwer ihrer mit Nachsicht gedächte, / wäre zuviel verlangt.“
faz.net 07.12.2014
Zu „Tumult“ siehe auch „Ordentlich gedruckte Bücher“
¹) „heinous“ stammt vom altfranzösischen „haïnous“ (zu „haïne“ Haß) ab und ist nur entfernt indogerm. mit dem deutschen „Haß“ verwandt.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.12.2014 um 08.29
Als sich vor einem Jahr, am 15. Dezember 2013, die Mächtigen der Welt bei der Beerdigung von Nelson Mandela trafen und salbungsvolle Reden hielten, lenkte ein unbekannter Dolmetscher für Gebärdensprache fast die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Allerdings erst im nachhinein.
Er stand hinter Barack Obama, einem der am meisten beschützten Politiker der Welt, und machte wirre Handbewegungen. Es waren frei erfundene Gesten ohne jede Bedeutung ...
jungewelt.de 7.12.2014
Die „junge Welt” scheint dem Magazin „Konkret” zu folgen und nur die Heyse-ss der „Reform“ übernehmen zu wollen.
Gebärdensprache ist faszinierend: Ich kam einmal in eine Autobahnraststätte, in der auch eine ganze Busladung Gehörloser abgestiegen war. Mir fiel sofort die Stille im Raum auf, dabei waren alle lustig und guter Dinge. Aber während sonst nach wenigen Metern kein Wort mehr verständlich gewesen wäre, unterhielten sich Leute auch quer von einer Raumecke zur anderen.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.12.2014 um 07.49
Bodo Ramelow wurde zum Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt, nachdem er die Deutsche Demokratische Republik als Unrechtsstaat bezeichnet hatte... nach der Maxime des evangelischen Königs Heinrich von Navarra (1553–1610) ... der nur unter der Bedingung König von ganz Frankreich werden konnte (als Heinrich IV.), dass er katholisch wurde. Er tat es und wird seitdem mit dem Satz zitiert, Paris sei eine Messe wert...
Bodo Ramelow allerdings wäre Heinrichs Doppelzüngigkeit fremd. Dass die DDR ein Unrechtsstaat war, glaubt er wirklich. Als bekennender Christenmensch hält er noch ganz andere Sachen für wahr...
jungewelt.de 5.12.2014
eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.11.2014 um 07.15
Spießbürger machen mobil
Homogegner, aber auch rechte Schwule greifen Ziel der Gleichstellung an.
... Kürzlich warnte etwa der Sozialwissenschaftler Manfred Spieker laut einem Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) vor dem angeblich wachsenden Einfluß einer »Lobby der Homosexuellen« in Deutschland. Initiativen wie das »Schlau«-Netzwerk (»Schwul-Lesbisch-Bi-Trans*-Aufklärung«) würden Kinder zwingen, »Homosexualität gut zu finden«, soll Spieker der NOZ zufolge bei einem Vortrag im niedersächsischen Städtchen Georgsmarienhütte gesagt haben. Die Junge Freiheit griff die Äußerungen genüsslich auf und nutzte die Wortmeldung des emeritierten Professors, um ebenfalls gegen das Netzwerk mobil zu machen.
jW 13.11.2014
Ansonsten fällt einem zum Text der „jungen Welt“ Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ ein: Kinder werden zu sexuellen Spielen angehalten. Einen weinenden Jungen, der sich weigert, mit einem Mädchen im Gebüsch zu spielen, bringt man zur psychologischen Aufsicht, damit sein abnormes Verhalten korrigiert werden kann. – Heute wird das in linksgrünem Glaubenseifer auf alle denkbaren sexuellen Orientierungen ausgedehnt.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.11.2014 um 07.18
Mehrere tausend Menschen haben heute in Hannover gegen einen Aufmarsch von Neofaschisten und Hooligans demonstriert... Im Laufe des Tages finden vier weitere Protestaktionen gegen die rechte Provokation statt. Ursprünglich waren sogar 18 Kundgebungen angemeldet, die meisten wurden jedoch abgesagt, nachdem klar war, dass die Hooligans und Neonazis nicht durch Hannover marschieren dürfen. jungewelt.de 15.11.2014
Das Einpferchen der Hooligans durch die Polizei hat also die Linken um ihren Bürgerkriegsspaß gebracht. Aber den läßt man sich nicht so einfach nehmen:
19.06 Uhr: Ein Polizeisprecher bestätigt FOCUSOnline, dass Linksautonome einen Streifenwagen angegriffen haben - die Beamten seien daraufhin aus dem Gefährt geflüchtet. focus.de
eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.11.2014 um 16.12
Neue Einflusssphären
Der Bund der Vertriebenen will sich umbenennen und zum Hüter des »Deutschtums« in Ost- und Südosteuropa werden
Jörg Kronauer
[...]
jungewelt.de 10.11.2014
Auf die „Hassergüsse“ des Autors verzichten wir nun gerne.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.10.2014 um 07.07
»Es ist ein sinnliches Vergnügen, junge Welt zu lesen« ... Über den Neustart ... (3.10.14)
»Kruso« spielt im Jahr 1988, in dem Seiler auf der Insel Hiddensee als Tellerwäscher jobbte, genau wie sein Romanheld. Man muß vielleicht wissen, dass der Dichter seinen Hölderlin nicht mit der Muttermilch verabreicht bekam. (7.10.14)
Aber als er seine Zeitung aus dem Briefkasten nahm, »verschwand diese Skepsis. (…) Modern, übersichtlich und es macht wirklich Spass, die Seiten zu lesen.« (10.10.14)
Indien bekommt eine Profi-Fußball-Liga - Verglichen damit war Fussball bislang nur eine Randsportart. (8.10.14)
Der Fraktionschef der Linkspartei im saarländischen Landtag, Oskar Lafontaine, veröffentlichte am Freitag ... einen Gastbeitrag auf tagesspiegel.de. Darin heisst es ... (10.10.14)
Der berühmteste Roman von Lenz heißt »Deutschstunde« (1968)... Kampf und Zerstörung, das sind die deutschen Tugenden, die im Fussball bis heute groß geschrieben werden – hier werden sie als Vater-Sohn-Konflikt verhandelt. (10.10.14)
Wiglaf Droste - Das Gegen- und Gehegeteil von gut bestückt und beglückt heisst begauckt. (15.10.14)
Wie konnten Funk und Presse uns diese sensationellen Nachrichten so lange vorenthalten? Beantworten läßt sich das mit dem oft gegebenen Hinweis, dass die unselige Stasi-Jagd reine Willkür war, ist und bleibt.(15.10.14)
Die letzte Berliner Ausfahrt Richtung Rock’n’Roll, Rasanz und Raketenantrieb heisst Chuckamuck. (17.10.14)
Diesmal ging es nicht um Fussball, sondern um politische Randale: Hooligans „gegen Salafisten“ – das meint nichts anderes als: Gegen Ausländer... (27.10.14)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.10.2014 um 11.13
Relaunch
Sputnik erfolgreich gestartet
Die Tageszeitung junge Welt mit neuem Layout und neuer Homepage
Mit der heutigen Ausgabe der Tageszeitung junge Welt beginnt eine neue jW-Zeitrechnung. Bei der Printausgabe haben wir Grafik und Struktur der Zeitung weiterentwickelt. Radikaler sind die Veränderungen in der Onlineausgabe ...
In den nächsten Tagen und Wochen geht es darum, möglichst viele Menschen darauf hinzuweisen, dass die junge Welt zur Zeit verstärkt am Kiosk angeboten wird. Denn unterstützt wird die Aktion durch den Einzelhandel – mit über 17.000 Exemplaren täglich erreicht dort die junge Welt eine Präsenz am Kiosk wie noch nie in den letzten 25 Jahren. Die junge Welt setzt damit als einzige überregionale Zeitung auf eine gleichzeitige Optimierung von Print- wie Onlineausgabe...
http://212.91.225.169/aktion/sputnik-erfolgreich-gestartet
http://www.jungewelt.de/
Siehe auch hier.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.08.2014 um 05.45
Aus der „jungen Welt“, die ich wegen der anständigen traditionellen Rechtschreibung, entweder online oder von meinen Kindern ausgeliehen, gerne lese, hatte ich unter diesem Titel die Sätze vom 6.2.14 in Erinnerung:
„Politik und öffentliche Meinung betrachten Migranten unter dem Gesichtspunkt ihrer ökonomischen Verwertbarkeit. Rassismus ist zur Spaltung der Beschäftigten noch immer ein probates Mittel.“
Nun fand am letzten Dienstag in Eckernförde auf dem Rathausmarkt eine bunte Veranstaltung des Roten Kreuzes statt. Am Rande sammelte ein junger Mann südosteuropäischen Aussehens Unterschriften für ein „Internationales Taubstummen-Zentrum“. Gestikulierend hielt er mir sein Klemmbrett hin. Man will ja nun kein Rassist sein, und ich unterschrieb. Darauf zog er seine Hand vom rechten Rand weg und deutete auf die letzte Spalte. Dort waren Spenden eingetragen, obenan 20, dann immer 10 Euro. Ich fühlte mich übertölpelt, so ähnlich wie beim GEZ-Beitrag. Weil ich in Eile war, gab ich ihm 5 Euro. Da wurde er energisch, zeigte auf die Zahl 10 und konnte plötzlich „Mindestbeitrag“ stammeln. Als ich sagte, daß ich damit aber nicht einverstanden sei, trug er dennoch eine 10 ein und verschwand in der Menge. Ich drehte eine weitere Runde, um wie verabredet meine Frau zu treffen. Plötzlich hielt mir wieder ein ganz ähnlicher „Taubstummer“ gestikulierend sein Klemmbrett unter die Nase. Dort waren wieder oben 20 Euro und darunter mindestens zehnmal 10 Euro eingetragen. Nun fühlte mich doch stark „ökonomisch verwertet“, und fühlte es auch gleich mit den anderen arglosen Spendern mit...
eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.08.2014 um 06.03
Die „junge Welt“ rezensiert (in unreformierter Rechtschreibung) ein Buch über die gleichzeitig mit der Schreibreform laufende Bahnreform. Der Ablauf und die Ergebnisse sind durchaus vergleichbar:
Bahn des Profits
Wie 20 Jahre »Reform« ein öffentliches Verkehrsmittel ruiniert haben
Von Jim Knopf
»Die Bahnreform ist gescheitert.« Als Erich Preuß, prominentester Eisenbahnjournalist der DDR, im Jahr 2001 seine Leser mit dieser, heute nur noch von politischen Schönrednern und vom Bahnmanagement bestrittenen Feststellung verblüffte, wurde er von einigen Rezensenten seines Buches »Die zerrissene Bahn« verhöhnt. Schließlich war Preuß für die Zeitung der Deutschen Reichsbahn Fahrt frei tätig – und das reicht im Land der Zipfelmützen. Nun legt der Schmetterling Verlag ein höchst empfehlenswertes Buch von Bernhard Knierim und Winfried Wolf vor, das Preuß nicht nur bestätigt, was auch in anderen Publikationen geschieht, sondern in zweiundzwanzig Kapiteln vom Jahr 1993, dem Zeitpunkt der Fusion der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn zur Deutschen Bahn AG, bis heute detailliert den Weg der Bahn des Profits nachzeichnet. Denn um Profit geht es bei der Bahnreform, die sich damit als Gegenreform erweist. Eine Bahn des Volkes oder eine »bahnfreundliche BRD« waren nie das Ziel...
Die Autoren legen eine Studie vor, die einem Ermittlungsbericht gleicht. Mit kriminalistischer Akribie werden jene kapitalistischen Machenschaften und verbrecherischen Seilschaften (mit Namen und Hausnummer) aufgedeckt, die den Kurs in Richtung Privatisierung drängen. Als engagierte Eisenbahnfreunde ermitteln sie in alle Richtungen. Die Reform wird an ihrem eigenen offiziell verkündeten Anspruch gemessen...
Ihre Recherche belegt: Mit der Bahnreform ist es zur formellen Privatisierung von Daseinsvorsorge gekommen. Diese mündete in den Versuch einer materiellen Privatisierung – dem Börsengang. Es muß als ein großer Fehler angesehen werden, darin die persönliche Marotte eines »irgendwie schrägen Bahnchefs« zu sehen. Es waren die rot-grüne Koalition unter Gerhard Schröder und Joschka Fischer und die große Koalition unter Angela Merkel und Peer Steinbrück, die gemeinsam mit dem Bahn-Chef den Börsengang betrieben. Die Vorstände des Unternehmens, ohne fachliche Eignung für die Eisenbahn, aber mit ausgeprägten kapitalistischen Interessen, erscheinen in ihrer zeitlichen Abfolge als bewußte Vollstrecker einer zerstörerischen Bahnpolitik, getragen von Parlament und Regierung, auf genau bestimmter Stufe der Bahnreform...
Bernhard Knierim/Winfried Wolf: Bitte umsteigen - 20 Jahre Bahnreform. Schmetterling Verlag, Stuttgart 2014, 256 Seiten, 22,80 Euro
jungewelt.de 4.8.2014
eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.07.2014 um 15.04
Die „junge Welt“ veröffentlichte (in bewährter Rechtschreibung) einen Aufsatz von Thomas Metscher:
Wanderer am Weltenrand
Philosophie. Mit dem Begriff des Gesamtzusammenhangs wird wie von der alten Metaphysik nach dem Grund allen Seins gefragt. Allerdings unter materialistischen Vorzeichen
Mit großem Nachdruck hat (der Philosoph und Kommunist Hans Heinz; jW) Holz die ontologische Bedeutung des Begriffs des Gesamtzusammenhangs herausgearbeitet. Ja, er hat diesen explizit als ontologische Kategorie exponiert. Der Marxismus als Philosophie hat Holz zufolge den Anspruch, eine Auffassung der Welt als ganzer in ihrer Entwicklung zu geben. Soll der Marxismus als Weltanschauung verteidigt oder begründet werden, so läßt sich hinter diesen Anspruch nicht zurückfallen. Der Marxismus, als Denken des Gesamtzusammenhangs, schließt sowohl Natur wie auch das Verhältnis von menschlicher Welt und Natur in sich ein – der Begriff des Gesamtzusammenhangs umfaßt die Einheit von Natur und menschlicher Gesellschaft; die menschliche Gesellschaft verstanden als Teil des umfassenden Naturganzen...
jungewelt.de 30.7.2014
Der Gedanke eines „Gesamtzusammenhangs” der Natur ist nicht neu, aber dem Marxismus eher fremd, da dieser zu einer Zeit entstand, als man gerade begann, die Atome als unabhängige Materiekügelchen zu sehen. Er reichte aus, materiell-wirtschaftliche Ströme zu verstehen, aber ohne den Einfluß irrationaler Ideologien ausreichend berücksichtigen zu können. In den tieferen Schichten des materiellen Seins versagt nun jedoch das schlichte Werkzeug der Dialektik völlig, wenn auch ein „Gesamtzusammenhang“ richtig erahnt wurde. Hier hilft nur die Naturbeobachtung. Niemals hätte sonst die reichlich absurde Quantenwelt gedacht und geprüft werden können (Bild der Wissenschaft):
Quanten-Grinsen ohne Katze
Die Cheshire-Katze aus "Alice im Wunderland" verschwindet und lässt ihr Grinsen zurück...
Um diesen Effekt experimentell nachzuweisen, nutzen die Forscher die Neutronen-Interferometrie. Bei dieser wird ein Neutronenstrahl an einem Siliziumkristall in zwei kohärente Teilstrahlen getrennt. Diese laufen unterschiedliche Wege entlang und treffen dann wieder aufeinander. Treten dabei in einem der Strahlen Störungen auf, lässt sich dies am Interferenzmuster des zusammengeführten Strahls ablesen. Der Theorie nach müsste der Effekt einer Quanten-Cheshire-Katze auftreten, wenn die Strahlen durch bestimmte äußere Einflüsse vorher und nachher manipuliert werden. Dann trennen sich die Neutronen kurzzeitig von ihrem magnetischen Moment. Das Neutron wäre dann die Katze, das magnetische Moment ihr auf getrenntem Weg reisendes Grinsen, wie die Physiker erklären. Daher dürfte man dann in einem der beiden Teilstrahlen nur die Neutronen, im anderen aber nur das magnetsche Moment registrieren.
Tatsächlich zeigte sich im Experiment der erhoffte Effekt: Angelegte zusätzliche Magnetfelder zeigten nur in einem der beiden Strahlengänge Wirkung. Demnach war nur in diesem Teilstrahl ein magnetisches Moment präsent. Umgekehrt ließen sich nur im anderen Strahl Neutronen nachweisen, wie die Forscher berichten...
wissenschaft.de 29.7.2014
Die Erzählungen des Schriftstellers und Mathematikers Lewis Carroll, "Alice im Wunderland", sind so voller Absurditäten, wie sie scheinbar auch in den tieferen Schichten der Natur aufzufinden sind, daß viele Naturwissenschaftler sie zur Illustration verwenden. Glücklich ein Land, das solche Geschichten für seine Kinder hat. Wir hatten ja nur den Struwwelpeter, jetzt zwar auch anderes, aber das zusätzlich noch im Dienste der Indoktrination zu ss-Reform und political Correctness.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.07.2014 um 06.12
[Peter Gauweiler hat der „jungen Welt“ ein Interview gegeben, das jetzt online (in bewährter Rechtschreibung) veröffentlicht wurde:]
»Bundeswehr ist allein zur Verteidigung da«
Gespräch mit Peter Gauweiler. Über verfassungswidrige Einsätze der deutschen Streitkräfte, Kampfdrohnen und das politische Erbe von Franz Josef Strauß
Interview: Thomas Wagner
...
[Wird jetzt Gauweiler auch, wie die „junge Welt” selbst, vom Verfassungsschutz beobachtet? Der Inhalt des Interviews überschreitet den hier im Forum vorgesehenen Rahmen, aber interessant ist auch noch der Schluß des Gesprächs:]
...
Ich habe noch eine letzte Frage. Die Bundestagsfraktion der Partei die Linke hat in der vergangenen Woche einen Antrag in die parlamentarische Debatte eingebracht, den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten und späteren Mitbegründer der KPD, Karl Liebknecht, zu ehren, weil er sich als erster und zunächst einziger deutscher Parlamentarier der Finanzierung des Ersten Weltkriegs widersetzt hat. Welche Position haben Sie dazu?
Ich habe neulich in einem Vortrag gesagt, daß es in der Rückschau schade ist, daß sich bürgerliche Abgeordnete in dieser Frage im Reichstag nicht gerührt haben, obwohl auch damals schon viele gedacht haben, das kann doch nicht gutgehen. Das Verdienst der frühen öffentlich geäußerten Einsicht hat Karl Liebknecht. Das ist ja gar nicht zu bestreiten. Aber vielleicht können wir mal in einem weiteren Wochenendgespräch klären, warum man einen Gründer der KPD nicht wirklich ehren kann. Das ist eine herzliche Einladung.
jungewelt.de 12.7.2014
eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.06.2014 um 09.55
Die „junge Welt“ bringt (in traditioneller Kulturrechtschreibung) von Stefan Siegert eine Rezension neuer Aufnahmen solistischer Musik Schostakowitschs. Wie zu erwarten, nimmt die Nichtnennung der Lebensumstände des Komponisten in stalinistischer Zeit einen breiten Raum ein:
Unerfaßte Gebilde
Die Fuge in der Mitte des 20. Jahrhunderts: Überlegungen zu Dmitri Schostakowitsch aus Anlaß einer neuen CD
Es gehört zu den vielen Gesslerhut-Ritualen des bürgerlichen Kulturbetriebs, beim Auftauchen des Namens Schostakowitsch erst einmal die Stirn in Falten zu legen und düsteren Blicks über die Stalin-Zeit zu lamentieren.
[...]
Die Musik war nämlich bislang kaum weniger schwer zu enträtseln und gar zu »verstehen«, als die Ära Stalins mit ihren historischen Leistungen und zugleich offenbar bis heute nicht zu erfassenden Schrecken und Opfern. Schostakowitsch hätte um ein Haar dazu gezählt, er machte, nicht nur während des faschistischen Vernichtungskriegs gegen die Sowjetunion, Schlimmes durch.
[...]
Schostakowitsch war das Beispiel eines Künstlers in einer noch nie erprobten Art von Gesellschaft, die sich keine Minute ihrer Existenz in Ruhe und Frieden entwickeln konnte. Ihre Führer und deren Gefolgsleute haben dabei unter anderen auch viele Musiker in einer Weise behandelt, die wir heute, nach unseren Kriterien, als beschämend empfinden.
Absurd aber, wenn sich Leute als Richter aufspielen, die in ihrer Geschichte Legionen von Künstlern verhungern ließen, nicht zu reden von den vielen, deren Talent nie eine Chance hatte, weil sie in der für künstlerische Begabungen falschen Ecke der kapitalistischen Gesellschaft geboren wurden.
[Man wüßte nur zu gerne, welche Leute das waren, die „Legionen von Künstlern verhungern ließen“, aber zugleich dreist Stalins weise Führung beanstandeten.]
In der Violinsonate op. 134 vergißt man, hier ähnelt Schostakowitsch seinem Freund und Genossen Hanns Eisler, im lakonischen Trauertanz des ersten, in der synkopisch aufgeladenen Rythmik des zweiten und in der zärtlichen Kontrapunktik und dann eruptiven Entschlossenheit des dritten Satzes, daß die Musik durchgehend in Zwölftontechnik gearbeitet ist.
So wie die Geigerin Isabelle Faust und Melnikow sie spielen, bekommt die oft als ästhetische Rechenaufgabe mißverstandene Kompositionsmethode Arnold Schönbergs hier, um ein Wort Mozarts zu nutzen, »einen Arsch, einen Kopf hat sie izt«.
Schostakowitsch: Klavierkonzert Nr. 2 op. 102, Sonate für Geige und Klavier op. 134, Konzert für Klavier, Trompete und Streicher op. 35/Preludien und Fugen – Melnikow/Faust/Berwaerts/Currentzis/Mahler Chamber Orchestra und 24 Preludien und Fugen op. 87 – Melnikow (beide Ha[r]monia Mundi F[r]ance)
jungewelt.de 25.6.2014
Die Worte entstammen einem Brief des 22jährigen Mozart, in dem er ablehnt, nach Salzburg zurückzukehren, bevor dort die Möglichkeit u.a. von Opernaufführungen gesichert ist. Bislang habe man eigentlich nur einen Kastraten, der dann Liebhaber und Liebhaberin zugleich spielen müßte, ein Kunststück, das zu organisieren er einem Kopf wie dem in Wien lebenden Textdichter Metastasio zutraut. Man sei letztlich aber doch auf jeden „Arsch“ angewiesen, um daraus ein Ensemble als Fundament zu bilden.
Stefan Siegert hat das Zitat sicher nur wegen seiner originellen, zeitüblichen Deftigkeit gebracht. Schostakowitschs Musik ist trotz allem tonal und meidet die ideologiemäßige Anhäufung beliebiger Dissonanzen. Insofern wird den Künstlern nichts Übermenschliches zugemutet, wenn sie den Zuhörern das Werk vertraut machen sollen.
(Beispiel:http://www.youtube.com/watch?v=qTP0sBYg0bc)
Leichter hätten es die verhungernden Künstler in der kapitalistischen Gesellschaft allerdings, wenn sie einem talentlosen Würstchen nacheifern würden, das gerade als bärtige Diva Furore macht. Da ist die Kunst tatsächlich am Arsch.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.06.2014 um 18.04
„Junge Welt“ (in traditioneller Rechtschreibung):
Rossiya Segodnya soll westlichen Nachrichtenagenturen Konkurrenz machen. Ein Gespräch mit Dmitri Tultschinski
... In den Leserforen zu Berichten in Spiegel online, Stern online etc. gibt es jede Menge kritischer Kommentare zur Berichterstattung dieser Medien. Die Redaktionen haben sich jetzt mit dem Argument gewehrt, das seien zumeist Einträge russischer Studenten, die von Moskau bezahlt werden … Ist etwas dran an diesem Vorwurf?
Ich bin zwar schon seit vielen Jahren im Geschäft, aber von solchen Methoden habe ich noch nie gehört. Erstens wäre damit ein riesiger Aufwand verbunden und zweitens: Ich habe bei zahlreichen Diskussionen in Deutschland erlebt, daß viele Bürgerinnen und Bürger die Berichterstattung der Mainstream-Medien sehr kritisch sehen – die schreiben selber ihre Kommentare, da braucht es keine Säle voller Germanistikstudenten aus Moskau...
jungewelt.de 19.6.2014
Es sollte eigentlich jeden deutschen Normalbürger herausfordern, wenn z.B. ein Spiegelautor wünscht, die Bundesrepublik solle mittun beim Tyrannensturz und „leise jubeln“, wenn dieser durch trickreiche Völkerrechtsverletzungen dann gelungen ist. Die Ergebnisse solcher Politik kann man jetzt in Libyen, Afghanistan, Iraq usw. bewundern.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.04.2014 um 07.40
Der Präsident des Verwaltungsgerichts Wiesbaden stellt klar: Die junge Welt darf im Unterricht verwendet werden – auch wenn er sie als »extrem« betrachtet
Kaum zu glauben, welche Aufregung heutzutage das Verteilen eines Zeitungsartikels an einer Schule hervorrufen kann, wenn dies ein verbeamteter Lehrer tut und der Text aus der jungen Welt stammt. Gundolf Hambrock, Studienrat an den Beruflichen Schulen Gelnhausen, hatte dies schon 2011 erfahren müssen. Schulleiter Günter Rau hatte ihm deshalb eine »Mißbilligung« erteilt. Sein Vorwurf: Durch das Austeilen des jW-Artikels »Der Papst gehört nicht in den Deutschen Bundestag, sondern vor ein internationales Gericht« an die Schüler habe Hambrock die »Neutralitätspflicht verletzt«.
Hambrock hatte Widerspruch gegen diese Maßregelung eingelegt, die zwei Jahre in der Akte verbleibt und bei Beförderungen hinderlich sein kann. Weil das Staatliche Schulamt für den Main-Kinzig-Kreis den Widerspruch abgelehnt hatte, klagte der engagierte Studienrat vor dem Verwaltungsgericht Wiesbaden. Mit Erfolg: Am Donnerstag hat dessen Präsident Egon Christ als Vorsitzender der zuständigen Kammer für Disziplinarrecht die Mißbilligung des Schulleiters wieder aufgehoben, ebenso wie die Ablehnung des Widerspruchs durch das Staatliche Schulamt.
Gundolf Hambrock wird jetzt wieder – wie schon in den Jahren zuvor – den Schülern empfehlen können, regelmäßig Tageszeitungen zu lesen: »Am besten eine Mainstreamzeitung wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Gelnhäuser Neue Zeitung, das Gelnhäuser Tageblatt und eine systemkritische Zeitung (z. B. junge Welt)«. Letztere werde er weiterhin zusätzlich zu anderen Materialien im Unterricht verwenden, sagte er zufrieden gegenüber dieser Zeitung...
jungewelt.de 5.4.2014
Systemkritische Zeitungen zeichnen sich nicht zuletzt durch die Verwendung der unangepaßten traditionellen Rechtschreibung aus, wie neben der „jungen Welt“ auch die „Junge Freiheit“. Ob Herr Hambrock auch die letztere empfehlen würde, obwohl sie verfassungsrechtlich inzwischen besser dasteht als die linke Konkurrenz? Wer vergleichend liest, stellt immer wieder fest, daß von den „Mainstreammedien“ manches unterschlagen wird. Ein Blick auf die Ränder schärft daher die Sicht.
Das Verwaltungsgericht Wiesbaden war hier und da schon früher positiv aufgefallen.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.03.2014 um 08.00
Otto Köhler ist Mitherausgeber der Zweiwochenschrift „Ossietzky“, die in traditioneller Rechtschreibung erscheint, und schreibt bisweilen auch für die ebenso ausgerichtete „junge Welt“. Dort rezensiert er gewohnt bissig, kenntnisreich und links die neue Hitler-Biographie von Volker Ullrich. Wir greifen hier nur den unwichtigsten Teil um ein orthographisch markantes Signalwort heraus:
Küssen konnte er nicht
Rezension. Volker Ullrich hat die ultimative Hitler-Biographie geschrieben. Sie erzählt, was wir schon immer wissen wollten
... Ullrich: Seine mütterliche Mäzenatin Helene Bechstein war »von Hitler so eingenommen, daß sie ihn am liebsten als Mann ihrer einzigen Tochter Lotte gesehen hätte. ›Er konnte nicht küssen!‹, antwortete die fünfzehn Jahre jüngere Bechstein-Erbin später auf die Frage, warum eine Liaison mit Hitler nicht zustande gekommen ist.«
Bedächtig stellt Ullrich vier Seiten später ein gegenläufiges Zeugnis über eine Kußwilligkeit Hitlers zur Diskussion. Der 37jährige Hitler zu Maria Reiter, die damals 16 war: »Wollen Sie mir keinen Kuß zum Abschied geben?« Ullrich: Sie habe abwehrend reagiert – »Ich habe noch nie einen Mann geküßt: Und ich kann Sie nicht küssen (…)!« Da sei augenblicklich eine Veränderung in Hitlers Verhalten eingetreten: »Sein Mund wurde plötzlich schmal. Sein Blick verlor an Wärme, die gerade darin lag.«
Volker Ullrich: Adolf Hitler - Die Jahre des Aufstiegs 1889–1939, Biografie. S Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013, 1088 Seiten, 28 Euro
jungewelt.de 12.3.2014
Das reformiert gedruckte Buch selbst zitiert unreformiert.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.02.2014 um 21.08
Zitat des Tages
Ich wünsche mir sehr, daß er nicht jetzt den Versuch macht, wieder in die Politik zurückzukehren, es gibt anständige Berufe, zum Beispiel den des Rechtsanwaltes.
SPD-Politiker Wolfgang Thierse am Freitag im Deutschlandfunk zum Freispruch Christian Wulffs
jungeWelt.de 1./2.3.14
Tatsächlich? Um 1977 hörte ich in Nienburg den Vortrag eines Archäologieprofessors. Er war dort vorher Rechtsanwalt gewesen und hatte daneben noch Frühgeschichte studiert. Er wandte sich nach der Begrüßung und Vorstellung an seine früheren Berufskollegen, die nun alle in der ersten Reihe saßen:
„Wie Sie sehen, ist es nie zu spät, einen anständigen Beruf zu ergreifen!“
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.02.2014 um 06.53
Schon wieder diese Cleverneß
An den letzten Tagen der Winterspiele bleiben den Deutschen die Nebenrollen.
Von Christian Stache
»Letztendlich hat wieder die Cleverneß gewonnen«, sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch...
Einen französischen Dreifachtriumph gab es in der neuen Disziplin Skicross...
In der Eisschnellauf-Arena werden am Samstag mit der Teamverfolgung niederländische Festspiele zu Ende gehen...
Den Ahornblättern hatte Lettland am Mittwoch abend einen großen Kampf geliefert (2:1)...
jungewelt.de 21.2.2014
„Cleverneß“ ist eingedeutscht, muß aber nicht; „Skicroß“ wäre zweifellos befremdlich.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.01.2014 um 20.47
Wach bleiben und »Die Filme« von Wenzel Storch schauen und lesen!
Der durch die Amerikaner geprägte elektronische Fortschritt und die Gleichschaltung durch Internet werden von alliierten Regierungen geduldet. Dadurch hat man die Bürger leichter im Griff. Jeder findet im Internet was für sich und auch noch billig: Heimarbeit, gebrauchte Klamotten und Geräte, Freunde, sogar Sperma und DNA-Proben. Währenddessen konzentrieren sich die Staatsregierungen auf politische Kampagnen, Rüstungsdebatten, Rechtschreibreformen, Standarisierungen nach PISA, Bachelor und Master. Sie wissen, daß sie bald mit den Google-Suchmaschinen jede Rebellion, Abweichung und Andersartigkeit zurecht_biegen können.
Die junge Welt v. 29.1.2014 in unreformierter Rechtschreibung.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.01.2014 um 06.12
– in der richtigen Recht- bzw. Arno-Schmidt-Schreibung:
Schreckensmann. Arno Schmidt (1914–1979) hat sich mit einigem polemischen Geschick bei den Adenauer-Wählern, Militaristen und Uniformträgern unbeliebt gemacht und die rotbackigen Nierentischdeutschen nicht in Ruhe verdrängen lassen. Am offensichtlichsten – und nicht unsympathischsten – ist sein Beißreflex gegen Religion und Kirche: Die Bibel »iss für mich n unordentliches Buch mit 50000 Textvarianten. Alt und buntscheckig genug, Liebeslyrik, Anekdoten (…); und natürlich ewig merkwürdig durch den Einfluß, den es dank geschickter skrupelloser Propaganda und vor allem durch gemeinsten äußerlichen Zwang, compelle intrare, gehabt hat. Der ›Herr‹, ohne dessen Willen kein Sperling vom Dach fällt oder 10 Millionen im KZ vergast werden: das müßte schon ne merkwürdige Type sein – wenn’s ihn jetzt gäbe!« ...
Unberechenbar. Peter Rühmkorf¹, auch schon tot, hat seinem literarischen Vorbild attestiert, daß er »der Sprache vergönnte, was ihr gebührte, nämlich unverwechselbaren Ausdruck und entschiedenes Eigenprofil, und (…) sich dennoch nicht zu fein war, dem Restauratorium zur Carmagnole aufzuspielen«. Das beschreibt ganz gut Schmidts dialektische, zwischen Aufklärung und Kunstautonomie vital-dynamisch pendelnde frühe Poetik...
jungewelt.de 18.1.2014
Siehe auch dies.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.10.2013 um 05.31
Unsere Medien vermitteln in der überwiegenden Mehrzahl ein einseitiges Bild des Syrienkonflikts. Woran liegt das eigentlich?
Ein Großteil der Zeitungen hat keine Auslandsredaktionen mehr. Der Leiter der Auslandsredaktion muß teilweise zehn verschiedene Länder betreuen. Die sind im syrischen Fall dann auf Informationen angewiesen, die sie zum Beispiel von der Menschenrechtsbeobachtungsstelle in London vermittelt bekommen. Die besteht aus einem einzigen Mann, der mit ein oder zwei Teilzeithilfskräften zusammenarbeitet. Dieser Rami Abdul Rahman, der in Wirklichkeit Osama Ali Suleiman heißt und von Spöttern »Osama im Laden« genannt wird, weil er sein »Observatorium« nur wenige Meter vom Bekleidungsladen seiner Frau entfernt betreibt, versorgt die ganze Welt mit Nachrichten, die besonders in den ersten zwei Jahren zu einem großen Teil aus Märchen bestanden...
Die NATO muß ein reines Verteidigungsbündnis werden, sonst verrät sie ihre Werte. Alle Angriffskriege waren Lügenkriege. Der Westen ist aufgerufen, das Völkerrecht zu achten, aber auch die Grundsätze der Rechtsstaatlichkeit, gegen die permanent verstoßen wird.
junge Welt.de 5./6.2013 (in der richtigen Rechtschreibung).
Zu Todenhöfer siehe auch hier
eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.10.2013 um 06.51
Unter diesem Titel bringt die „junge Welt“ (in traditioneller Rechtschreibung) eine Darstellung der Ereignisse in der ehemaligen Sowjetunion vor zwanzig Jahren, die auch heute, wenigstens mir, immer noch undurchschaubar erscheinen:
Am 20. September 1993 erklärte der russische Präsident Boris Jelzin mit dem Ukas (präsidialer Erlaß) Nummer 1400 den Obersten Sowjet und den Kongreß der Volksdeputierten für aufgelöst. Er behielt sich vor, ein neues System von Körperschaften der legislativen Macht herzustellen und den entsprechenden Wahlmodus festzulegen. Das Verfassungsgericht wurde angewiesen, sich jeder Äußerung zum Präsidentenerlaß zu entsagen...
Er sei nicht irgendeinem Parlament verantwortlich, sondern allein dem russischen Volk, brachte Jelzin in der Schicksalsnacht vom 3. auf den 4. Oktober 1993 seine bonapartistisches »Demokratieverständnis« deutlich zum Ausdruck. In Wahrheit aber wurde er von den Oligarchen in die Verantwortung genommen. Die russische Privatisierung war sicher der gewaltigste Korruptionsfall in der Menschheitsgeschichte. Zur Sicherung seiner politischen Macht ließ Jelzin die wichtigsten Rohstoffbetriebe des Landes zu Spottpreisen verscherbeln. Die Käufer – Michail Chodorkowski, Roman Abramowitsch und Konsorten – bedankten sich, indem sie riesige Summen in Jelzins Wahlkampagne investierten ...
Die im Moskauer Herbst gewaltsam beantwortete soziale Frage aber wird sich im postkommunistischen Rußland immer wieder aufs Neue stellen.
jungewelt.de 1.10.2013
Leute wie Abramowitsch sollen ja sicherheitshalber schon die Staatsbürgerschaft des Landes besitzen, dessen Sicherheit zur Staatsräson unserer Bundeskanzlerin gehört. Die Sicherheit in der herkömmlichung Rechtschreibung hat dagegen auch bei der „jungen Welt“ nachgelassen – oder sollte tatsächlich etwas „Neues“ gemeint gewesen sein?
eingetragen von Sigmar Salzburg am 18.09.2013 um 09.56
Die „junge Welt“ fördert die Störung und Zerstörung von Wahlwerbung zugelassener Parteien, indem sie (in traditioneller Rechtschreibung) animierend darüber berichtet und die entsprechenden Links aufzählt. Gegen „Rechts“ scheint auch Gesetzwidriges erlaubt zu sein – und von unseren Spitzenpolitikern wohlwollend geduldet:
NPD-Plakate »völlig leise« entfernen
Antifagruppen bundesweit aktiv gegen Wahlpropaganda von NPD & Co.
... Antifagruppen rufen dazu auf, Wahlwerbung von NPD, »Republikanern« und anderen aus dem Straßenbild zu entfernen. In Göttingen heißt die Initiative »Alles muß man selber machen«. Rechte Plakate und Flyer sollen dort, wo sie auftauchen oder verteilt werden, »wieder eingesammelt« werden. Im Internet werden Anleitungen zum Entfernen oder Zerstören von derlei Material verbreitet...
Unklar bleibt, wie viele der Wähler insbesondere von »Republikanern« und der »Pro-Bewegung« ihr Kreuz bei der »Alternative für Deutschland« (AfD) machen werden. In Umfragen liegt die Euro-kritische Partei weiterhin unter der Fünfprozenthürde.
Informationen zu den Kampagnen:
– selbermachen.noblogs.org
– keine-stimme-den-nazis.org
– keinestimmedennazis.¬blogsport.de
– unmoeglichmachen.blogsport.eu
jungewelt.de 18.9.2013
Die AfD wird geschickt in einem Atemzug mitgenannt. Die genannte Initiative heißt natürlich:
„Alles muss man selber machen“
Am Montag den 16.09. veranstaltet die Antifaschistische Linke International gemeinsam mit der Grünen Jugend Göttingen eine Infoveranstaltung zur rechtspopulistischen Partei “Alternative für Deutschland” und rassistischer stimmung in der Wirtschaftskise. Die Veranstaltung findet unter dem Titel “Rechte Euro Rebellen und rassistische krisenerzählung” statt.
Sonst lieben die Linken doch Krisenerzählungen! Warum allerdings die AfD, die nur die Unentwegten der einstigen deutschen Euro-Gegner-Mehrheit um sich sammeln will, fast noch heftiger als die NPD bekämpft wird, bleibt ein Rätsel.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.08.2013 um 06.25
... sogar wo „in Bezug auf“ für eine der wenigen brauchbaren Neuerungen der „Reform“ angesehen werden könnte.
In bezug auf den Ausschluß einheimischer Palästinenser aus der Siedlerökonomie vor 1948 und die Planung und Umsetzung ihres Transfers waren die »linken« oder »Labour«-Zionisten besonders emsig...
Das palästinensische Mandat umfaßte ursprünglich auch ein großes, überwiegend trockenes Gebiet östlich des Jordans, aber Großbritannien durfte die Umsetzung der Bestimmungen zur Förderung der zionistischen Kolonisierung in bezug auf dieses Ostgebiet »aufschieben oder zurückhalten«.
Moshe Machover: Israelis und Palästinenser – Konflikt und Lösung. Laika-Verlag, Hamburg 2013, 480 Seiten, 29 Euro * auch im jW-Shop erhältlich
jungewelt.de 9.8.2013
Auch wegen der tabulosen Behandlung heikler Themen ist die jW lesenswert.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 20.07.2013 um 20.23
Wer Zeitungen in anständiger traditioneller Rechtschreibung lesen will, kann das fast nur noch in der Tageszeitung „junge Welt“ und der Wochenzeitung „Junge Freiheit“. Erstere gibt es an Zeitungskiosken, letztere wird meist boykottiert. Interessant ist nun, was ein linker „Sprachforscher“ der „jungen Welt“ über die rechte Konkurrenz im „Wochenendgespräch“ zu sagen hat:
20.07.2013 / Wochenendbeilage / Seite 1 (Beilage)
»Sie wollen den autoritären Staat«
Gespräch mit Helmut Kellershohn. Über die rechte Wochenzeitung Junge Freiheit, den »faschistischen Stil« und die Chancen des Jungkonservatismus in der Wirtschaftskrise
Helmut Kellershohn (geb. 1949) arbeitete als Lehrer an einem Gymnasium in Moers. Er ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS) und publizierte zahlreiche Aufsätze zur extremen Rechten, zum Neokonservatismus und zum völkischen Nationalismus ...
[Das private linke Institut (seit 1987) forscht „nach eigenen Angaben insbesondere nach den Ursachen von Rechtsextremismus, Rassismus, völkisch-nationalen Tendenzen, Antisemitismus und sozialer Ausgrenzung“ und arbeitet an Sprachregelungen mit:
So plante der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) 2006 die Erstellung einer Sprachfibel der diskriminierenden und rassistischen Wörter, die vom DISS wissenschaftlich begleitet werden sollte. Dieses Projekt wurde zwar nie realisiert, führte aber schon im Vorhinein, ohne dass Ergebnisse vorlagen, zu heftigen Reaktionen: Es wurde im Anti-„Pc“-Jargon von „Sprachreinigung“ gesprochen und kritisiert, dass der Begriff Rassismus vom DISS zu weit gefasst und ideologisch gefärbt sei. (Wikipedia)
Seine Kritik an der „Jungen Freiheit“ formuliert Kellershohn in der „jungen Welt“ nun unerwartet zurückhaltend:]
Von der 1994 vorhandenen Redaktion ist heute nur noch Stein übrig. Ein wichtiger Schritt für die Konsolidierung der Zeitung ist die Gründung der Freunde der Jungen Freiheit gewesen. Man hat in gewisser Weise das Modell der taz abgekupfert. Es dürfte etwa 4000 bis 5000 Förderer geben. Welche Großspender die Zeitung hatte, ist nicht bekannt. Um 2005 gelang es ihr nach einer zehnjährigen juristischen Auseinandersetzung zu erreichen, nicht mehr in den Verfassungsschutzbericht von Nordrhein-Westfalen aufgenommen zu werden. Das ist insofern ein wichtiges Datum, als nun prominente bürgerliche Autoren wie ein Hans-Olaf Henkel der Zeitung als Interviewpartner und Autoren zur Verfügung standen. Dafür hat die Junge Freiheit die extrem rechte Ideologie nur noch dosiert und häppchenweise wiedergegeben...
[ ... alles Tarnung sozusagen. Linke marschieren mit offenem Visier durch die Institute.]
In der Jungen Freiheit gibt es, was die EU betrifft, eine Kritik an der Ausschaltung demokratischer Institutionen von Brüssel her. Ist das nicht auch aus einer linken Perspektive schlüssig?
Die Autoren der Jungen Freiheit argumentieren zweistufig. Auf der ersten Stufe kritisieren sie die Entleerung demokratischer Institutionen. Sie wenden sich gegen Mechanismen, die dazu führen, daß von oben durchregiert wird. Auf dieser Ebene gibt es Übereinstimmungen mit der Linken. Das ändert sich auf der nächsten Stufe. Wenn es darum geht, wie man der Entleerung demokratischer Institutionen begegnen soll, greifen sie nämlich auf die rechten Antworten der zwanziger Jahre zurück: Zurückdrängung der Parteienmacht, Veränderung des Wahlrechts, etwa in Richtung einer höheren Gewichtung der Persönlichkeitswahl, und ein plebiszitäres Präsidialsystem.
Ich könnte mir vorstellen, daß viele Leser diese zweistufige Argumentation nicht durchschauen. Sie lesen in der Jungen Freiheit einen gut recherchierten Artikel über den Demokratieabbau in der EU und überlegen dann, bei der Bundestagswahl der Alternative für Deutschland (AfD) ihre Stimme zu geben, um das zu stoppen. Wie bewerten Sie die Erfolgsaussichten dieser Partei und die des Jungkonservatismus?
Die Forderung der AfD nach mehr direkter Demokratie klingt so, als ob man sie auch als Linker unterschreiben könnte. Doch der Kontext ist ein anderer. Die Partei ist wirtschaftsliberal orientiert. Würde die AfD langfristig Erfolg haben, was nicht ausgeschlossen ist, könnte sich daraus ein politischer Resonanzboden für den heutigen Jungkonservatismus entwickeln...
[Bemerkenswert ist aber auch folgende Passage:]
In diesem Zusammenhang spielt Armin Mohlers schon Anfang der siebziger Jahre geschriebene Aufsatz »Der faschistische Stil« eine wichtige Rolle, in dem dieser zeitweilige Berater von Franz-Josef Strauß seine Vorstellung von Faschismus erläutert. Er orientiert sich darin sehr stark an einem existentialistischen Modell. Faschist ist diesem Verständnis nach derjenige, der sich auch dann opfert, wenn es vergebens ist.
jungewelt.de 20/21.7.2013
Ist darum der vereinzelte linke Widerstand gegen die „Rechtschreibreform“ so unscheinbar und lautlos?
eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.05.2013 um 11.16
Muttitag bei der Truppe
Kurzbesuch in Afghanistan: Bundeskanzlerin Merkel sagt deutschen Soldaten danke. Das mitreisende Pressekorps sorgt für mitfühlende Front-PR
… Dazu paßt: Unter dem Stichwort »Fallen Hero« (Gefallener Held) rufen Bild und der Schauspieler Til Schweiger zu Spenden für die Angehörigen des getöteten KSK-Soldaten auf.
junge Welt 11.5.2013 (in Kulturrechtschreibung)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.05.2013 um 23.13
… traditionell geschrieben:
Luxemburgs Premier mußte dem Geheimdienstausschuß seines Parlaments Rede und Antwort stehen …
Juncker verwahrte sich im Ausschuß gegen den Vorwurf, Kenntnis von der Affäre gehabt zu haben...
2006 sei er vom Geheimdienst unterrichtet worden, daß sich zur Zeit der Bombenanschläge der italienische CIA-Mitarbeiter und mutmaßlicher Strippenzieher bei »Stay Behind«-Aktionen, Licio Gelli, in Luxemburg aufgehalten habe...
Das Attentat auf das Münchener Oktoberfest am 26. September 1980 mit 13 Toten soll ebenfalls auf das Konto der NATO gehen.
In bundesdeutschen Medien haben weder die Erkenntnisse über »Stay Behind« vom Anfang der 90er Jahre noch die jüngsten Enthüllungen großen Niederschlag gefunden. Als einzige deutsche Zeitung berichtete anfangs lediglich die jW, diverse andere Blätter stiegen nach und nach in das Thema ein. In 3Sat-»Kulturzeit« wurde am Dienstag abend ein erster TV-Beitrag dazu ausgestrahlt – recht wenig für einen Skandal fast vom Kaliber des Münchner NSU-Prozesses.
jungewelt.de 8.5.2013
eingetragen von Sigmar Salzburg am 17.04.2013 um 06.35
(in der in Behörden und Schulen verbotenen Rechtschreibung)
Zweifel an der amtlichen Version
Auffällig viele fragwürdige Spuren
jungewelt.de 17.4.13
eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.04.2013 um 04.33
[damals noch in der besten deutschen Rechtschreibung]
Eine Gratulation
Joseph Fischer wird 65
Von Wiglaf Droste
[Alles umwerfend direkt – wie dieses:]
... Und doch ist Fischers berühmt gewordener Satz »Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch« nicht vor allem Ausdruck einer antiautoritären Haltung, sondern vielmehr projektierte Selbstbezichtigung. Fischer wollte genau dahin, wo die von ihm als solche identifizierten »Arschlöcher« saßen, er wußte, daß man, um dieses Ziel zu erreichen, seinen Feinden ähnlich werden muß, und er war entschlossen, dort anzukommen, um buchstäblich jeden Preis.
Alleine konnte er das nicht schaffen, und so griff er sich die Grünen, eine Truppe aus gescheiterten Sektenfritzen und gutgläubigen Strickliesen jederlei Geschlechts, die ihre Eigenbematschtheit als ein Indiz dafür nahmen, die besseren Menschen zu sein; daran halten die Grünen bis zum von ihnen erträumten Endsieg des GutundBlöden fest. Fischer, der größte Egozentriker des Bioladens, unterwarf sich den schwammigen Haufen relativ zügig …
jungewelt.de 12.4.2013
Siehe auch: Löchertheorie, Frühanglizismus, Ditfurth, Die Partei, die Partei ...
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.03.2013 um 10.03
Dieter Hildebrandt im Interview mit der „jungen Welt” (in der richtigen Rechtschreibung):
Wie erklären Sie sich, daß ein ehemaliger Komiker ein Viertel der Stimmen auf sich ziehen kann?
In Italien hat die Politik offensichtlich einen satirischen Charakter bekommen. Es sieht so aus, als ob die Leute ihre Politiker nicht mehr ernst nehmen.
Haben die Italiener das jemals getan?
Mir scheint, daß sie zwischendurch mal darüber nachgedacht haben, daß ihr Land Mitglied einer Völkergemeinschaft ist. Als sie dann merkten, daß ihnen das nicht vergolten wird, wollten viele von ihnen mal zeigen, wo der Hammer hängt, und haben aus reinem Trotz Grillo gewählt – einen Mann, der von Anfang an gesagt hat, er wolle gar nicht regieren und werde auch sonst nichts mitmachen. Daß jeder Vierte eine solche Persönlichkeit wählt, heißt doch nichts anderes, als daß ein großer Teil der Bevölkerung von den herkömmlichen Politikern nichts mehr wissen will.
jungewelt.de 2./3.03.13
eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.02.2013 um 00.00
Dietrich Kittner ist gestorben
Die „junge Welt“ schreibt (in traditioneller Rechtschreibung):
Der Kabarettist Dietrich Kittner ist tot. Er starb am Freitag im Alter von 77 Jahren in Bad Radkersburg in der Steiermark, wo er seit längerem lebte…
Er kam vom anderen Stern, dem roten. Den trug er auch offen am Revers. 1971 aus der SPD geflogen, hatte er seit 1974 praktisch Auftrittsverbot im Fernsehen…
Wenn man ihm nachsagte, er sei politisch vorhersehbar, dann war genau das auch seine beste Qualität, denn er hatte keine Lust auf »dein Staat – das bekannte Unwesen«. Seine Scherze richten sich gegen das Kapital als gesellschaftliches Verhältnis, die Programme und Platten hießen entsprechend »Schöne Wirtschaft«, »Hai-Society« oder »Wollt ihr den totalen Mief?«. Er kam aus einem Studentenkabarett in Göttingen, das er mit seiner Frau Christel gegründet hatte. Ab 1966 trat er als »Kittners kritisches Kabarett« solo auf, später auch in seinem eigenen Theater in Hannover, das auf Wunsch des CDU-Ministerpräsidenten Ernst Albrecht als einziges Privattheater Niedersachsens nicht subventioniert werden durfte…
jungewelt.de 16.2.2013
Damals in Hannover hatte ich seine Vorstellungen des öfteren besucht. Der Titel „Dein Staat – das bekannte Unwesen“ war eine Parodie auf Oswald Kolles Aufklärungfilm „Deine Frau, das unbekannte Wesen“.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.02.2013 um 08.02
Die „junge Welt“ schreibt über den Ball in der Wiener Hofburg (in traditioneller Rechtschreibung):
Tausende protestieren in Wien gegen rechten »Akademikerball«
… Im vergangenen Jahr hatte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache (Mitglied der deutschnationalen »Wiener pennale Burschenschaft Vandalia«) während des Balls die antifaschistischen Demonstrationen mit der Reichskristallnacht verglichen und bezogen auf die Ballgäste geäußert: »Wir sind die neuen Juden«…
FPÖ-Chef Strache blieb diesmal der Veranstaltung fern. Nicht so hingegen der weit rechts stehende freiheitliche EU-Abgeordnete Andreas Mölzer. Er wurde laut FPÖ-Erklärung von einem Wurfgeschoß eines der über 3000 Gegendemonstranten »schwer verletzt«. Laut Polizei handelte es sich bei dieser schweren Verletzung um den Treffer durch einen Farbbeutel, nach welchem Mölzer seinen Weg fortsetzte…
Auch dieses Mal gab es jedoch Zwischenfälle. Laut einer Aktivistin der »Grünen und Alternativen StudentInnen« attackierte etwa eine Ballbesucherin friedliche Demonstranten mit Pfefferspray.
jungewelt.de 4.2.2013
Die auf Video dokumentierte Szene, bei der ein Ehepaar von den „friedlichen Demonstranten“ bedrängt und bespuckt wurde, erinnert mich tatsächlich sehr an 1938, als mein Großonkel, damals Geschäftsführer im Kaufhaus Luplow in Pforzheim, als „Jude“ von einer Nazihorde bedrängt, bespuckt und schließlich auf einem Handkarren durch die Stadt geschleift wurde.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.01.2013 um 10.56
Über Thomas Rietzschel
Von Reinhard Jellen
»An die Stelle des naiven ist der anmaßende Dilettant getreten, der moderne Mensch par excellence, ein Bürger, der sich selbst vormacht, was die anderen von ihm halten sollen. Er ist, was er zu sein verlangt, nicht was er kann, gleich, ob er nun als deutscher Außenminister durch die Welt gockelt, diamantbesetzte Totenschädel als Kunst verkauft, eine Rechtschreibreform vom Zaun bricht oder als Banker verzockt, was ihm nicht gehört. In welcher Verkleidung immer wir ihm begegnet sind, stets hat der beruflich agierende Dilettant erfolgreich versagt.« (Thomas Rietzschel)
Mit »Stunde der Dilettanten. Wie wir uns verschaukeln lassen« hat der Autor und ehemalige Kulturkorrespondent der FAZ, Thomas Rietzschel, eine kluge und scharfzüngige Kritik an den gegenwärtigen politischen und kulturellen Zuständen verfaßt. Auch der Leser, welcher den Tenor seiner Ausführungen in der Gesamtheit nicht teilt, kann das bereits im letzten Jahr erschienene Buch erstens mit Vergnügen lesen, weil es über weite Strecken brillant und amüsant geschrieben ist. Zweitens läßt es sich auch dort, wo man mit dem Autor nicht übereinstimmt, mit Erkenntnisgewinn studieren, weil die Thesen so klar formuliert sind, daß einem geradewegs die nötigen Gegenargumente dazu einfallen. Und drittens wird man erneut feststellen, daß einem – trotz konträrer politischer Positionen – der kluge, sich auf die Aufklärung berufende Konservatismus näher steht als die politisch korrekt servierte, postmodern-grünsozialdemokratische Milchgraupensuppe, die sonst als alternatives Sparmenü zum schwarzgelben Feinschmeckereintopf geboten wird…
jungewelt.de 19.1.2013
Thomas Rietzschel wurde vor einem Jahr schon hier und dort zitiert.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.01.2013 um 20.29
Gegen den Strich bürsten
Die Kunst, die Bevölkerung mit Hilfe der Medien an der Nase herumzuführen: »spin doctoring«
Von Peter Wolter
Wer Politik für Banken, Versicherungen und Unternehmer macht, aber auf die Stimmen der Wähler angewiesen ist, muß sich etwas einfallen lassen: Die einen bekommen ihren Willen, und die anderen dürfen es nicht merken. Jedenfalls nicht sofort.
Diesen Spagat haben Politiker, Behördensprecher und angeschlossene Journalisten schon immer zu meistern versucht, mittlerweile nähern sie sich der Perfektion. Schon vor vielen Jahren wurde aus den USA der aus der Werbebranche stammende Begriff »spin doctor« übernommen – gemeint ist damit, einem Thema einen »spin« zu geben, einen »Dreh«, der etwas Unangenehmes so appetitlich verpackt, daß die Adressaten möglichst freudig zustimmen. In so ziemlich allen deutschen Ministerien sind heute »spin doctores« im Einsatz – Begriffsverdreher im Wortsinne.
Schon in George Orwells Roman »1984«, der vor dem alles kontrollierenden Staat warnt, war »Neusprech« eines der wichtigsten Werkzeuge zur Steuerung der Menschen. Die Sprache wurde vereinfacht, überflüssige Worte und Doppelbedeutungen ausgemerzt, Begriffe wie Freiheit, Demokratie oder Moral abgeschafft. Arbeitslager wurden zu »Lustlagern«, das Kriegsministerium zum »Friedensministerium«. Klingt bekannt – oder hat das Bundesverteidigungsministerium jemals etwas verteidigt anstatt Krieg zu führen?
Wer die Sprache der Politik gegen den Strich bürstet, sieht die Schuppen herausregnen: Falschwörter, Verdrehungen, Lügen, Beschönigungen, Diffamierung von Armen und Arbeitslosen, Verharmlosung von Krieg. Sprachkritik wird somit zu politischer Kritik.
Haben Sie eigene Beispiele? Dann bitte per E-Mail an: pw@jungewelt.de – wir werden diese Liste bei Gelegenheit ergänzen.
jungewelt.de 27.12.2012
Ein erstes Beispiel beschäftigt uns hier seit langem: Die Rechtschreib-„Reform“.
Diese „Reform“ ist der „Missstand“ geworden, den zu beseitigen sie vorgab, und der Rechtschreibrat das zugehörige Spinn-Doktoren-Gremium, das durch kalkulierte Untätigkeit wirkt – repräsentiert vom geschwätzigen Vorsitzenden.
Das jüngste Beispiel ist die euphemistische Umwandlung der „Gebühren-Einzugs-Zentrale“ in einen „ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice“. Bankräuber könnten so auch ihre Tätigkeit als „Bedürftigen-Unterstützungs-Service“ bezeichnen.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.01.2013 um 16.03
Das Simon-Wiesenthal-Center hat den Spiegel-Kolumnisten Jakob Augstein, angeblich natürlicher Sohn Martin Walsers, unter die Topten¹ der schlimmsten Antisemiten eingereiht. Die „junge Welt“ bringt gekürzt den Entlastungskommentar der FAZ v. 2.1.13 unter „Abgeschrieben / Seite 8“ in der klassischen Rechtschreibung, in der er erschienen wäre, wenn die FAZ-Herausgeber nicht 2007 vor der ss-Reform zu Kreuze gekrochen wären:
Augstein kritisiert die Regierung von Benjamin Netanjahu, die nukleare Bewaffnung Israels, er prangert die Rolle der jüdischen Interessenverbände in den Vereinigten Staaten an, und findet, daß Israel in Gaza seine künftigen Feinde ausbrütet. Man muß diese Kritik und die Analyse, die ihr voraus_geht, im einzelnen nicht teilen, aber sie hat nichts mit Antisemitismus zu tun, denn sie benennt präzise, welche Politiker und welcher Kurs kritisiert werden. Auch seine Erwähnung einer gewaltbereiten israelischen Minderheit entstammt keinem vagen Ressentiment, sondern entspricht der Wahrheit. Es war ja kein Palästinenser, der Rabin ermordet hat.
Zum echten Heuler wird diese Plazierung durch ihre Begründung. Sie stammt ausgerechnet von Henryk M. Broder, den das Center als respektierten Kolumnisten und Experten in dieser Frage vorstellt.
jungewelt.de 3.1.2013
Die reformiert falsche „Plazierung“ steht so schon in der FAZ, ebenso das reformiert großzuschreibende „im einzelnen”, getreu der alten Pauschalregel „im Zweifelsfalle klein“. Die ist auf jeden Fall klüger, als Augsteins zweideutiges Motto „Im Zweifel links“. Augstein ist natürlich kein Antisemit, noch nicht einmal ein Antizionist, wie viele orthodoxe und linke Juden.
¹) Urreform für „Top ten“
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.01.2013 um 07.55
„Unser Vorsatz für 2013: Steinbrück vor der Armut bewahren. Angela Merkel wieder zur Bundeskanzlerin wählen!“
CDU-Generalsekretär Herrmann Gröhe via Twitter zur Forderung von SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück nach einem höheren Kanzlergehalt
junge Welt 2.1.2013 (weiterhin in richtiger Rechtschreibung schreibend)
Erinnert sich noch jemand an die Forderung der Jusos, niemand solle mehr als 5000 DM (!) monatlich verdienen? Die wurden zurechtgestutzt, irgendwann kam die Meldung „das 5000-Mark-Ding ist vom Tisch“ und Willy Brandt durfte seine ca. 10000 DM behalten. Wie bescheiden war man doch damals!
Allerdings bezog bereits damals der Pleite-Chef der gewerkschaftseigenen Neuen Heimat, Albert Vietor, ein zehnfaches Monatsgehalt.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.12.2012 um 05.19
In der „jungen Welt“ erinnert Kai Köhler an den Schriftsteller, Zeichner und Maler (in der von ihm bevorzugten klassischen Rechtschreibung) unter dem Titel:
„Spöttischer Retter“
… Ab 1956 studierte Gernhardt Malerei in Stuttgart und Berlin, in Berlin auch Germanistik. Im Rückblick, nämlich im 1988 erschienenen Essay »Engel, Löwe, Lichtfleck«, stellte er die Studienzeit weniger als eine Phase angeleiteten Lernens dar denn als nützlichen Freiraum, andere Studierende kennenzulernen und mit ihnen gemeinsam Ideen zu entwickeln. Es ist dies ganz allgemein die Lernweise der begabten und interessierten Studierenden, die selbst denken und nicht darauf angewiesen sind, daß man ihnen sagt, was sie für eine Prüfung brauchen; die totreformierte Universität heute bietet das kaum mehr…
Er arbeitete als Texter, Zeichner und zeitweise als Redakteur bei der in Frankfurt am Main erscheinenden Satirezeitschrift pardon. Zusammen mit den Weggefährten F. W. Bernstein und F. K. Waechter gestaltete er insbesondere die Beilage »Welt im Spiegel«, die einen starken Anteil an Nonsense aufwies.
Man könnte »Nonsense« mit Unsinn übersetzen, träfe aber knapp daneben… Jedenfalls ist Nonsense der seltene Fall eines Anarchismus durch Konsequenz…
… die Satire kann sich gegen Idiotismen von rechts und von links wenden. Die Angehörigen der Neuen Frankfurter Schule sparten keine Seite aus, eine Tradition, die das Nachfolgeblatt von pardon, die Titanic, fortführt … Viele von Gernhardts Gedichten sind Stilparodien. Es sind Gedichte über Gedichte, und den ganzen Genuß hat nur, wer mindestens den Ton der Vorlage im Gedächtnis hat, besser noch: die Vorlagen selbst kennt…
»Sonntagmorgenandacht«: »›Bis hierher hat uns / Gott gebracht in / seiner großen / Güte‹ – vielleicht sollte / mal jemand dem Chor / im Haus-Sender stecken, / daß er vor Krankenhausinsassen singt.« Ernst grundiert ist dies freilich dadurch, daß am Ende eines sicher ist, der Tod. Das Schlußgedicht trägt den Titel: »Vorläufiges Fazit« und lautet: »Das Leben hat mir / die Instrumente gezeigt. / Ich habe genickt, / zum Zeichen, daß ich begriffen habe. / Seither sinne ich, / wie ich das Leben austricksen kann. / Beifällig nickt dazu Gevatter Tod.«
… Im späteren Essay »Der letzte Zeichner«, der seiner Sammlung von kunstkritischen Essays von 1999 den Titel gab, sah er den Verlust jeglicher Maßstäbe von Qualität und damit, daß, wie nach jeder Revolution, »die Borniertesten, die Robespierres und die Stalins«, das Feld beherrschten.
… wer gut parodieren will, muß genauer hinschauen als der Bewunderer. Der Begriff des Geschichtlichen als Fortschritt ist so freilich nicht zu haben.
jungewelt.de 6.12.2012
Robert Gernhardt wurde in Rechtschreibung.com bereits mehrfach erwähnt, u.a. hier: 1, 2, 3, und kritisch: 4.
Übrigens: Anfangs trat Gernhardt in „Pardon“ noch unter dem Pseudonym „Lützel Jeman“ auf.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.11.2012 um 09.23
… in bewährter Kulturrechtschreibung
Literatur.
Kunst der Deduktion
Vor 125 Jahren betreten Sherlock Holmes und Dr. Watson erstmals die literarische Bühne
Von Michael Zander
[auch entlegenere Regeln der herkömmlichen Rechtschreibung werden beachtet:]
›Woher um alles in der Welt wissen Sie das denn?‹ ›Unwichtig‹, sagte er, wobei er in sich hineinkicherte. ›Jetzt geht es um das Hämoglobin.‹« So lautet der erste Wortwechsel zwischen dem Ich-Erzähler, dem jungen, außer Dienst gestellten Militärarzt John H. Watson, und Sherlock Holmes, dessen Beruf zunächst im dunkeln bleibt.
»... Und die Schlußfolgerungen werden im nachhinein, von der Katastrophe aus, gezogen.«
Watson signalisiert, wenn auch recht gönnerhaft, Toleranz in bezug auf Ehen zwischen Schwarzen und Weißen (»Das gelbe Gesicht«).
jungewelt.de 24.11.2012
eingetragen von Sigmar Salzburg am 19.11.2012 um 08.19
… gute Kulturbeiträge:
Das Weltauge
Bildende Kunst. Anläßlich des 225. Geburtstages von Louis Daguerre, Miterfinder der Fotografie
Heinrich Heine faszinierten diese neuen Bilderwelten… Zugleich wendete er sich spitzfindig, so in seinen nachgelassenen Aphorismen und Fragmenten, gegen eine zählebige, von Zeitgenossen wie Carl Friedrich von Rumohr vertretene Vorstellung: »Daguerrotype [sic!] – Zeugnis gegen die irrige Ansicht, daß die Kunst eine Nachahmung der Natur«. Heine wußte natürlich, daß in der jungen Fotografie stets ein vermittelndes Subjekt präsent ist: mit seiner Wahl des Zeitpunkts, des Blickwinkels, des Ausschnitts, der Bildkomposition, des Aufzeichnungsmaterials. Und daß sie mit ihren Bildern die visuellen Vorstellungen einer Zeit und einer Gesellschaft mitprägt und vermittelt.
jungewelt.de 17.11.2012
… und immer in anständiger Kulturrechtschreibung.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.09.2012 um 21.24
…in der Sicht der „jungen Welt“
Der einstige 68er-Rebell, Frankfurter Sponti und Veteran der grünen Bewegung, Daniel Cohn-Bendit (geb. 1945), hat eine bemerkenswerte Wandlung vollzogen. Erst verordnete er seinen Genossen eine »Gewaltkur gegen die Alterskrankheit des Kommunismus«, dann machte er aus den ehemals pazifistischen Grünen gemeinsam mit Joschka Fischer und anderen eine bellizistische Partei. Nun plädiert er zusammen mit dem ehemaligen belgischen Premierminister und Europapolitiker Guy Verhofstadt (geb. 1953) ganz offen für den europäischen Griff nach der Weltherrschaft…
Daß es sich beim Kapitalismus um ein Herrschaftssystem handelt, welches es wegzufegen sich lohnen würde, um der Demokratie den nötigen Entfaltungsraum zu verschaffen, kommt dem grünen Politikstrategen Cohn-Bendit heute nicht mehr in den Sinn…
Statt dessen verfahren die Autoren erklärtermaßen nach der Devise: »Demokratie heißt, der öffentlichen Meinung voraus zu sein.« Im Klartex heißt das, die Politiker sollen sich von den Wünschen und Interessen ihres Wahlvolks nicht weiter irritieren lassen und nach eigenem Gutdünken die Führung übernehmen…
jungewelt.de 1.10.2012
… wie es schon bei der „Rechtschreibreform“ von allen Parteien erprobt worden ist.
(Dieser Text ist in der „alten“ Rechtschreibung verfaßt. Haben Sie es bemerkt?)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.09.2012 um 18.15
Vom Typ eher ängstlich
Päpste und Probleme: Die Ausstellung »Graphische Delikte« von F.W. Bernstein und Christiane Steltner in Berlin
…
F. W. Bernstein ist der Altmeister der Karikatur und gleichzeitig deren großer Außenseiter…
Man könnte noch viel mehr über den Künstler Bernstein sagen und berichten, zumindest aber muß man noch daran erinnern, daß er zum Gründungsensemble der »Neuen Frankfurter Schule« gehörte, daß er bereits in den frühen Sechzigern das damals tonangebende Satiremagazin »Pardon« tonangebend mitgestaltete, daß er beteiligt war an dem legendären Büchlein »Die Wahrheit über Arnold Hau« und zusammen mit Robert Gernhardt und Friedrich Karl Waechter »WimS – Welt im Spiegel« machte…
Aber dann gucke ich mir die Zeichnungen von Christiane Steltner an und denke: So kann mans natürlich auch machen. Die einzelnen Päpste auf das Wesentliche reduziert, präzise ihren Charakter herausarbeitend mit wenigen, unaufwendigen, aber genau sitzenden Strichen und mit einem Kommentar versehen, der von einem tiefen Humorverständnis zeugt. Was Christiane Steltner da für den Humor geleistet hat, ist, um das mal in einem Kalauer auszudrücken, gar nicht wieder gutzumachen.
Zum Beispiel die Nr. 52: Ormisda, da steht: »Schisma hin und her – und wieder zurück, hat sich neun Jahre im Sattel gehalten, und also ist er Schutzheiliger der Stallburschen und Reitknechte geworden« …
Von der Nummer 56, Johann I., erfahren wir, daß er eine »Lese-Rechtschreibschwäche« hatte, von der Nr. 40, Innozenz I, daß er »nah am Wasser gebaut« hatte, und von der Nr. 72. Johann IV, daß er es zum »Patron der Möbelschreiner und Daunendeckler« gebracht hat …
Und am Schluß noch ein schöner Witz, der gut zu dieser Ausstellung paßt und von Wiglaf Droste sein könnte, und wer weiß, vielleicht ist er sogar von ihm:
Der Papst stirbt und kommt an die Himmelstür. Petrus begrüßt ihn und fragt nach seinem Namen.
»Ich bin der Papst!«
»Papst ... Papst«, murmelt Petrus. »Tut mir leid, ich habe niemanden mit diesem Namen in meinem Buch.« […]
Jesus kommt angerannt.
»Ja, Vater, was gibt’s?«
Gott und Petrus erklären ihm die Situation.
»Moment«, sagt Jesus, »ich guck mir den mal an. Bin gleich wieder zurück.«
Zehn Minuten später ist er wieder da, Tränen lachend.
»Ich faß es nicht«, jappst er. »Erinnerst du dich an den kleinen Fischerverein, den ich vor 2000 Jahren gegründet habe? Den gibt’s immer noch!«
Bis zum 20.10., Dorotheenstädtische Buchhandlung, Turmstraße 5, Berlin
jungewelt.de 22.9.2012
eingetragen von Sigmar Salzburg am 07.09.2012 um 08.08
Zitat des Tages
„… wir sind alle durch ein Multinationales Schulsystem gepresst worden und es ist daher gar nicht möglich bei einer so großen Menge von Nicht Deutschen noch vernünftig Deutsch zu lernen.“
Die neofaschistische Gruppe »Freies Netz Recklinghausen« zum Vorwurf eklatanter orthographischer Schwächen in einem in dem neonazistischen Internetportal »Altermedia« veröffentlichten Beitrag.
jungewelt.de 7.9.2012
Die jW überträgt Zitate aus reformierten Medien meistens in die bewährte Rechtschreibung. Zu Recht wird aber hier den Rechten die anständige Rechtschreibung verweigert!
eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.09.2012 um 06.49
Mehr als jeder vierte
Im »Thüringer Heimatschutz«, aus dem die NSU-Terrorzelle hervorging, sollen rund 40 Geheimdienstspitzel aktiv gewesen sein. Er hatte rund 140 Mitglieder
… Aus einem Geheimpapier des BfV, das der Frankfurter Rundschau zugespielt wurde, konnte damals geschlossen werden, daß etwa jeder Zehnte im THS für einen Nachrichtendienst tätig war. Dies mußten die Ausschüsse nach Auswertung weiterer Akten nach oben korrigieren.
Daß der THS mit Tino Brandt von einem V-Mann des Verfassungsschutzes angeleitet wurde, war bereits vor dem Auffliegen der Terrorzelle bekannt…
junge Welt 5.9.2012 (in normaldeutscher Rechtschreibung)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 02.09.2012 um 19.01
Die „junge Welt“ prangert an (in bewährter Rechtschreibung):
Gegen Krieger und Heuchler
Frieden braucht Aufklärung. Beim Kampf gegen die herrschende Kriegsapologetik liefert die junge Welt ständig Fakten und Argumente
Für Expfarrer Gauck sind es bekanntlich all die Glücksüchtigen, die es nur schwer ertragen können, daß es wieder deutsche Gefallene gibt (siehe junge Welt vom 13.6.2012) …
Und eine »Sozialistische Tageszeitung« schließlich berichtete am vergangenen Mittwoch ausnehmend wertfrei und an prominenter Stelle unter dem Titel »Der Tag nach Assad« darüber, wie »syrische Exilpolitiker ihre Pläne für einen Rechtsstaat« im Hause der Bundespressekonferenz vorstellten.
jungewelt.de 1.9.2012
Gemeint ist natürlich das „Neue Deutschland” (in „angepasster“ Rechtschreibung):
Von Roland Etzel
Der Tag nach Assad
In Berlin stellten syrische Exilpolitiker ihre Pläne für einen Rechtsstaat vor
Direkt gesponsert von der Schweiz und den USA sowie tatkräftig unterstützt vom Auswärtigen Amt …
neues-deutschland.de 29.08.2012
eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.08.2012 um 06.38
Die „junge Welt“ bringt ein Gespräch mit Hannes Wader, dem deutsch singenden Liedermacher – in undeformierter deutscher Rechtschreibung:
»Immer was zum Knutschen«
Sie sind jetzt 70. Fällt das Liederschreiben mit den Jahren leichter?
Das Schreiben ist mir eigentlich noch nie leicht gefallen. Aber vielleicht ist meine neue Platte ja eine Ausnahme. Meine Plattenfirma meinte, ich sollte anläßlich meines 70. Geburtstages ein paar neue Lieder schreiben. Jetzt bin ich froh, daß ich es gemacht habe…
Auf Ihrem neuen Album singen Sie überraschend ein »Lied vom Tod«.
Bei diesem Text konnte ich kaum aufhören zu schreiben. Ich habe sogar noch weitere Verse, teilweise ganz schön ätzend. Die kommen in den Giftschrank. Vielleicht wird es ja mal eine Fortsetzung geben…
Ich weiß noch nicht einmal, wo und ob ich überhaupt beerdigt werden will. Mit 60 sollte das ein Mensch eigentlich geregelt haben. Aber der Hannes schreibt lieber ein Lied darüber! (lacht)
Sie besingen augenzwinkernd die Möglichkeit, als einer von diesen »rechtsradikalen Schweinehunden« zu sterben und nicht als aufrechter Demokrat.
Dieser Witz kursierte in abgewandelter Form, als ich noch Kommunist war: Ein alter Kommunist liegt im Sterben und ruft nach dem Pastor. Alle Genossen sind außer sich ob des Wunsches nach der letzten Ölung. Der Sterbende sagt: »Es ist doch besser, wenn so ein verdammter Christ den Löffel abgibt als ein aufrechter atheistischer Kommunist.«
Ernstgemeint ist Ihre Hommage an den jüdischen Widerstandskämpfer Peter Gingold… Peter Gingold hatte trotz allem sein Vertrauen in die Menschheit nicht verloren. Und Sie?
… Ich glaube nicht, daß die Faschisten jemals wieder an die Macht kommen, aber ich habe den Eindruck eines zunehmenden Erstarkens dieser Richtung. Es bleibt ein tiefes Unbehagen und auch eine Furcht vor diesen Entwicklungen…
Meine Vorbilder waren Pete Seeger, Bob Dylan und vor allem Georges Brassens.
Im selbstironischen Titelsong der neuen Platte »Nah dran« singen Sie von meist vergeblichen Bemühungen, das weibliche Geschlecht zu beeindrucken. Gibt es in der Liedermacherszene Groupies wie in der Welt des Rock ’n’ Roll?
Die gibt es natürlich auch, aber nicht in den Extremen (lacht). Ich bin jetzt 70, da kann ich mich aus dem sexuellen Wettbewerb ein bißchen raushalten. Sobald jemand auf der Bühne steht, hat er die Aufmerksamkeit eben auch der Mädels. Ich muß gestehen, deswegen habe ich überhaupt angefangen zu singen: Ich wollte was zu knutschen haben und nicht die Welt verändern.
Trotzdem galten Sie in den 1970er Jahren als Politrebell. Haben Sie damals auch das Klischee des Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll gehabt?
Das läuft in der Welt der Folkies ein bißchen moderater ab, aber das gibt es auch. In der wilden Zeit Ende der 1960er habe ich mal LSD versucht, um mich mit dem Weltgeist kurzzuschließen, aber ich bin kläglich gescheitert. Es kam dabei nur dummes Zeug heraus, und so habe ich es beleidigt gelassen. Und wenn man besoffen ist, hat man keine klare Birne, um Lieder schreiben zu können. Meine Kreativdroge ist heute Kaffee.
Gespräch vollständig in jungeWelt.de 25.8.2012
Hannes Wader hörte ich zum erstenmal ’69 im “Moby Dick“, einer Musikkneipe in Hannover. Es war die bekannte Revoluzzer-Zeit. In einer Ecke saß still ein kleiner wildbärtiger Student und blätterte auffällig andächtig in der roten Mao-Bibel. Am Tresen konnte man Bier und eine schleimige Pizza vom Blech bestellen. Auf der Bühne krächzte ein haariger Hippie zum Schrumpen seiner Gitarre „I need no doctor“. Neben mir am Tresen unterhielten sich zwei: „Wie fändest du es, du kommst in ein anderes Land, und alle singen deutsch?“ „Dufte fände ich das!“ Dann trat Hannes Wader auf und sang in klarem Deutsch Lieder mit ironisch-witzigem Text, angenehmer Melodie und behender Gitarrebegleitung. Etliche Kneipengäste waren aber ans Zuhören nicht gewöhnt und quasselten ohne Unterbrechung weiter. Offenbar hatten sie nicht begriffen, was ihnen da entging. Wader brach seinen Vortrag ab und betrat erst nach einer Stunde wieder die Bühne.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.08.2012 um 15.28
21.08.2012 / Feuilleton / Seite 13
Kringeln wir uns nicht mehr?
Schreibschrift in Seenot
Von Hagen Bonn
Unsere deutsche Sprache hat es auch nicht leicht! Wir wissen mittlerweile alle, daß im Hundekuchen kein Hund drin ist und daß ein Zitronenfalter kein Küchengerät ist. Und dann steckt uns allen noch die letzte Rechtschreibreform tief in den Knochen, da man seither ohne Wörterbuch nicht mehr sicher schreiben kann. Vom Coffee-Shop, der Lounge und anderen Highlights zur After-Hour wollen wir internationalistisch aufgeschlossen gerne schweigen. Haben Sie eigentlich schon mal »Gratisgeschenk« gegoogelt? Macht 42 Millionen Einträge. Erst kürzlich berichtete das Hamburger Abendblatt von »runden Kugeln«.
Und unsere Kinder? Angeblich schrumpft der von ihnen beherrschte Wortschatz. In den westlichen Bundesländern soll er sich seit den 1970er Jahren sogar halbiert haben. Dazu passen Pläne des Grundschulverbandes, die uns bekannte Schreibschrift (Schul-Ausgangsschrift beziehungsweise vereinfachte Ausgangsschrift) gegen eine Druckschrift (»Grundschrift«) zu ersetzen. Man meint, das Schreibenlernen würde den Kindern damit viel leichter fallen. Besonders Kinder aus dem sogenannten bildungsfernen Milieu bekämen so bessere Startmöglichkeiten im Land der begrenzten Bildungsmöglichkeiten. Kritiker verweisen darauf, daß die persönliche Handschrift dann der Vergangenheit angehöre und der nächste logische Schritt nur der sein kann, die Buchstaben gleich in die Tastatur einzugeben.
In Hamburg ist die »Grundschrift« schon möglich. In Bayern wird bald darüber entschieden. In vielen Bundesländern werden bislang erst die Druckbuchstaben gelernt und dann erst die Schreibschrift. Sind wir bald alle schnörkellos? Kringeln wir uns nicht mehr? Der einzeln gestellte Druckbuchstabe, ist das nicht Isolation, Entfremdung und Stanzwerk?
Das Einüben der Schreibschrift ist eine Kulturfertigkeit, die gleichzeitig Inhalt und Ergebnis einer hochverdichteten Koordinations- und Konzentrationsleistung ist. Andererseits zeigt die Geschichte der »deutschen Schreibschrift« (Sütterlin, Kurrent), daß Schreibschriften tatsächlich einmal aufgeschüttete Bildungsbarrieren einer aristokratischen Oberschicht waren und bürgerlichen und besonders proletarischen Schichten den Bildungserwerb künstlich erschwerten. Hieße das zukünftig, Bremens Grundschüler drucken und die in Hamburg schreiben in ihre Hefte? In diesem Sinne: »Schakkeline, Schastin, Käwinn – tu die Omma aus Meck-Pomm ma winken!«
jungeWelt.de 21.8.2012
Also: Margot-Honecker-Ausgangsschrift für alle?
eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.08.2012 um 09.26
Ein interessanter Artikel in der „jungen Welt“ (in Kulturrechtschreibung) – daraus einige Splitter:
Vor 35 Jahren starb der sowjetische Psychologe Alexander R. Lurija
... 1936 folgte ein Parteibeschluß gegen die »pädologischen Perversionen«, wobei Pädologie eine interdisziplinäre Bezeichnung für die Wissenschaft vom Kind war. Die Russische Psychoanalytische Vereinigung, deren Sekretär Lurija gewesen war, hatte man bereits einige Jahre zuvor aufgelöst. Die Schriften Wygotskis, der 1934 an den Folgen einer Tuberkulose gestorben war, kamen auf den Index, unter anderem, weil er einen in Ungnade gefallenen Bolschewiki wie Trotzki zitiert hatte. Dabei scheinen die willkürlichen staatlichen Eingriffe an der »psychologischen Front« noch relativ glimpflich abgelaufen zu sein, verglichen mit der Biologie, wo die auf Irrtümern und Fälschungen beruhenden neolamarckistischen Doktrinen Tofim Lyssenkos¹ zur verbindlichen Lehrmeinung erhoben und einige Genetiker nicht nur entlassen, sondern inhaftiert oder sogar umgebracht wurden. Lurija jedenfalls gab seine Tätigkeit als Psychologe weitgehend auf…
Besondere Verdienste erwarb sich Lurija in der Weiterentwicklung der Theorie der »funktionellen Systeme«: Im Gegensatz zur älteren »Lokalisationslehre« konnte nachgewiesen werden, daß komplexe psychische Leistungen nicht einen bestimmten »Sitz« im Gehirn haben; vielmehr ist das Organ plastisch und kann bei der Beschädigung von Gewebe in bestimmten Grenzen umorganisiert werden, um so Leistungen auf anderem Wege zu erbringen. Dies wiederum eröffnete der Rehabilitation neue Möglichkeiten…
Noch 1950 enthob man Lurija seines Postens am Moskauer Institut für Neurochirurgie und wiederholte dabei unter anderem die alten Vorwürfe des »Anti-Pawlowismus«…
Im Westen wurde Lurija vor allem durch seinen US-amerikanischen Schüler Oliver Sacks bekannt, der später populäre Aufsätze im Stile des »neurologischen Romans« veröffentlichte…
jungewelt.de 14.8.2012
¹) Zu Fälschungen siehe hier
eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.08.2012 um 12.01
Die „junge Welt“ meidet diesmal Satire zum Mauerbau und bringt eine Würdigung Fidel Castros von Enrique Ubieta Gómez – lesenswert in traditioneller Rechtschreibung:
Der Bau der Berliner Mauer vor 51 Jahren wird heute wieder Medienthema – wir gratulieren lieber Fidel Castro zum 86. Geburtstag
… Eine Revolution, die den Antikolonialismus des 19. Jahrhunderts in den Antiimperialismus des 20. Jahrhunderts überführte, mußte notwendigerweise antikapitalistisch sein …
jungewelt.de 13.8.2012
Man erinnert sich noch an den hiesigen Zwergenaufstand, als „die Linke“ zum 85. gratulierte, z.B. in BILD:
Bizarrer Brief zum 85. Geburtstag:
So schleimt sich die Linke bei Fidel Castro ein ...
Ausgerechnet am 50. Jahrestag des Mauerbaus (13. August) schicken die Linkspartei-Chefs Klaus Ernst und Gesine Lötzsch Kubas kommunistischem Diktator Fidel Castro Glückwünsche zum 85. Geburtstag …
Volker Beck (Grüne): „... Wer die angeblich so beispiellosen Errungenschaften des sozialistischen Kuba so überschwänglich lobt, aber kein Wort über die Menschenrechtsverletzungen verliert, hat aus den Umbrüchen vor mehr als zwanzig Jahren nichts gelernt."
bild.de 19.8.2012
(Was kann Fidel dafür, daß Ulbricht gerade diesen Tag ausgesucht hat?)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.08.2012 um 17.14
Der an der Universität Urbino lehrende Philosoph Domenico Losurdo hat eine Stalin-Monographie vorgelegt, die zuerst 2008 im Verlag Carocci in Rom herausgekommen ist. Das Buch hat in Italien einiges Aufsehen erregt und eine breite geschichtsbezogene Debatte in Gang gesetzt.
[Längerer Auszug in der jW, vermutlich in die traditionelle Rechtschreibung zurückübersetzt:]
Imposante Trauerkundgebungen begleiteten den Tod Stalins: Während seiner Agonie »drängten sich Millionen Menschen im Zentrum Moskaus, um dem sterbenden Führer die letzte Ehre zu erweisen«; am 5. März 1953 »weinten Millionen Bürger über den Verlust, so als handelte es sich um eine persönliche Trauer«… Tausende Kilometer vom sozialistischen Lager entfernt, waren auch in Israel Trauerbekundungen weit verbreitet … Diese Gefühle wurden eine Zeitlang von hochrangigen Exponenten des Staats- und Militärapparats geteilt …
Domenico Losurdo: Stalin - Geschichte und Kritik einer schwarzen Legende. PapyRossa Verlag, Köln 2012, 451 Seiten, 22,90 Euro * Mit einem Nachwort von Luciano Canfora. Aus dem Italienischen von Erdmute Brielmayer
junge Welt 11.8.2012
Ich wohnte damals im Schatten des Leuchtturms Dahmeshöved, blickte von meinem Fenster zur mecklenburgischen Küste hinüber und hörte den Sender von drüben mit ergreifenden Berichten von Schülertrauerfeiern bei Kerzenlicht. (Sonst hörte ich mitunter die Reihe „Wissenschaftliche Weltanschauung“, deren Wissenschaft mich aber weniger beeindruckte.)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.07.2012 um 04.23
... auch ohne Reformkleidung:
»Ich bin ein Mann mit Muskeln«
Nie war der Sport so beliebt wie in der Weimarer Republik – sogar unter Schriftstellern
… Der Skandalautor Arthur Schnitzler spielt leidenschaftlich Tennis, Vicki Baum paddelt, Bert Brecht boxt, Alfred Polgar steht an der Tischtennisplatte.
Aber nicht alle Literaten machen diese Mode mit. Rainer Maria Rilke etwa haßte Sport. Obwohl er längere Zeit an der Adria wohnte, ging er nie baden. Auch Lion Feuchtwanger saß lieber am Schreibtisch, wenn seine Frau Martha den Handstand probte. Ebenso Thomas Mann, der nur verhalten mitfieberte, als seine motorsportbegeisterte Tochter Erika 1931 an der 10000-km-Rallye nach Berlin teilnahm.
Daß Sport auch Mord sein kann, wußte schon Brecht: »Der große Sport fängt da an, wo er längst aufgehört hat, gesund zu sein.« Der Augsburger mußte es wissen, immerhin fuhr er, wie Erika Mann autobegeistert, aber im Gegensatz zu ihr nicht sonderlich fahrtauglich, kurz hintereinander zwei Autos zu Schrott. … Den größten Gewinn aus dem Sport dürfte allerdings Egon Erwin Kisch gezogen haben: Als der Torwart seiner Mannschaft zum sonntäglichen Spiel einmal nicht auftauchte, besuchte ihn der leidenschaftliche Fußballspieler Kisch und erfuhr dort, daß der Freund Polizisten die Wohnung des Oberst Redl aufbrechen helfen mußte. Kisch forschte nach und deckte den wohl größten Spionageskandal der Kaiserzeit auf – wodurch er über Nacht zu einem der bekanntesten Reporter überhaupt wurde.
Mehr in jungeWelt.de v. 23.7.2012
eingetragen von Sigmar Salzburg am 04.07.2012 um 08.35
Greifswald (OZ) - Die Abbestellung der im eigenen Selbstverständnis linken Tageszeitung „Junge Welt“ durch die Stadtbibliothek verärgert die Bürgerschaftsfraktion Die Linke in Greifswald. Bibliotheksleiterin Angelika Spiecker begründet den Schritt mit der Position des Blattes, das eine extremistische Position vertrete und wohlwollend über Terrororganisationen berichte. Rudi Duschek, langjähriges Linke-Fraktionsmitglied und Leser der Jungen Welt spricht dagegen von Pressezensur übelster Sorte…
Ostsee-Zeitung 2.7.2012
Die „junge Welt” schreibt dazu:
Hoffen wir, daß Frau Spiecker konsequent bleibt. Als erstes wird sie jetzt wohl alle Springer-Zeitungen aus der Bücherei entfernen, bei denen die Aktzeptanz von Gewalt zur Umsetzung politischer Ziele schon in den Arbeitsverträgen der Redakteure festgeschrieben ist. Sie müssen nämlich positiv über die USA und Israel berichten …
jW 4.7.2012
Ein weiterer Grund dürfte nicht genannt worden sein: Die Bürger sollen nicht sehen, daß die „junge Welt“ noch in der bewährten Kulturrechtschreibung druckt, ebenso wie die „Junge Freiheit“. So müssen längst vergessene Beiträge an den Haaren als Begründung herbeigezogen werden, wie die Satire zum 13. August vor fast einem Jahr.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 13.06.2012 um 07.33
Die „junge Welt“ berichtet – in traditioneller Kulturrechtschreibung – über Studien der GEW:
Kultur im Schwund
Musische und künstlerische Bildung spielt an Schulen eine immer geringere Rolle…
Kulturelle Bildung gerät an deutschen Schulen zunehmend ins Hintertreffen. Nach einer Umfrage der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sind entsprechende Angebote im Klassenzimmer und außerhalb desselben in den zurückliegenden Jahren vielfach zurückgefahren worden. Den stärksten Schwund verzeichnen demnach Hauptschulen und Gesamtschulen. … Eine zentrale Aussage der Studie lautet, daß die soziale Kluft zwischen den Heranwachsenden weiter zunimmt.
… Knapp 40 Prozent machten eine rückläufige Tendenz aus, an den Hauptschulen waren es 48 Prozent, an Gesamtschulen 46 Prozent. Grundschulen mit 35 Prozent, Gymnasien mit 33 Prozent und Gemeinschaftsschulen mit 30 Prozent schnitten zwar besser ab, sind aber ebenfalls vom Abwärtstrend erfaßt. An allen Schulformen zeigt sich, daß bei strukturellem Lehrermangel oder akuten personellen Engpässen zuerst bei der musischen und künstlerischen Bildung gekürzt wird…
Das Ende Mai zum zweiten Mal vorgelegte »Jugend-KulturBarometer« untersucht, in welchem Maße Jugendliche ihre Freizeit mit kulturellen und künstlerisch-kreativen Aktivitäten ausfüllen. Dabei zeigt sich, daß für immer mehr Kinder der einzige Kontakt zur Kultur über die Schule hergestellt wird. »Viele junge benachteiligte Bevölkerungsgruppen kommen ohne Schule überhaupt nicht in den Genuß kultureller Darbietungen und Bildungsangebote«, zitiert die dpa die Direktorin des Zentrums für Kulturforschung, Susanne Keuchel. Die Untersuchung belegt eine starke Abhängigkeit der kulturellen Erziehung junger Menschen vom Bildungsgrad ihrer Eltern. Deshalb sei die Schule »unverzichtbar« …
»Zudem ist es seit 2004 noch nicht gelungen, die Chancengleichheit im Primarbereich zu verbessern«, moniert Keuchel. Das könnte folgenschwer sein. Denn je früher ein Kind zum ersten Mal ein Theater, ein Museum oder ein Musikkonzert besucht, desto eher hält es der Kultur auch später die Stange...
Laut GEW-Umfrage liegt derweil auch an den Schulen noch vieles im argen… Ingesamt hält die Bildungsgewerkschaft die äußeren Bedingungen für die kulturell und musisch-ästhetische Bildung an vielen Schulen für »völlig unbefriedigend«.
junge Welt 13.6.2012
Das deckt sich auch mit den eigenen Erfahrungen. Dabei muß man aber darauf hinweisen, daß die GEW nicht nur in dieser Zeit mit fanatisch-missionarischem Eifer bei der Durchsetzung der nichtsnutzigen Rechtschreibreform mitgewirkt hat – eine Energie- und Mittelvergeudung, die auch zur Entfremdung gegenüber der traditionellen Kultur und zu deren Mißachtung beigetragen hat. Allein die Vernichtung des überlieferten Jugendbuchbestandes zeigt das Ausmaß der von der GEW mitzuverantwortenden Kulturzerstörung. Auch der Austrocknung der „elitären“ klassischen Musikkultur standen viele Genossen wohlwollend gegenüber.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 12.05.2012 um 06.24
In der „jungen Welt“, die weiterhin in bewährter Rechtschreibung erscheint, erinnert Helmut Donat an Hans Paasche und seine »Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland«, dessen fiktiver Reisebericht vor hundert Jahren in Briefform erschien:
Alles, was die Deutschen damals als besonders wertvoll und selbstverständlich ansahen, stellt Lukanga in Frage. Der Hurrapatriotismus, die Heuchelei und Großmannssucht, der Korpsgeist und die Vergötzung der Macht, der Pflicht- und Ehrbegriff, das Erbrecht und die soziale Ungerechtigkeit, die Organisation des Arbeitslebens, der Volkswirtschaft, des Verkehrs und Geldwesens, die Eß- und Trinkgewohnheiten, das »Rauchstinken«, die sinnlose Geschäftigkeit und Bierseligkeit, die »Unsitte des Bekleidens«, die Reklame und Buchstabengläubigkeit, die Schmutz- und Schundliteratur, die alltäglichen Lebenslügen und Verrücktheiten der Weißen: All das und mehr wird von Lukanga Mukara staunend betrachtet und anschaulich und geistreich, spöttisch und verabscheuend, aber auch mitfühlend für das Leid der Betroffenen geschildert...
In Ostafrika war er [Hans Paasche] 1905 an der Niederwerfung von Aufständen beteiligt und wandelte sich vom Marine- und Kolonialoffizier zum Ankläger des Militärwesens und »Freund Afrikas«. Er trat für Frieden und soziale Gerechtigkeit, für Umwelt-, Tier und Naturschutz ein, bekämpfte den Militarismus und Nationalismus, die Todesstrafe und den Alkoholismus, wirkte für Vegetarismus, Bodenreform, Frauenstimmrecht und »natürliche Lebensweise«. Wegen seiner Kriegsgegnerschaft wurde Paasche im Oktober 1917 inhaftiert und in ein Berliner Nervensanatorium gesteckt. Rosa Luxemburg, Carl von Ossietzky, Kurt Tucholsky und Friedrich Wilhelm Foerster bewunderten ihn... Im Mai 1920 erschossen ihn rechtsradikal gesinnte Reichswehrsoldaten auf seinem Gut »Waldfrieden« in der Neumark. Hans Paasche hat den Erfolg seines »Lukanga Mukara« nicht mehr erlebt.
jungewelt.de 12.05.2012
Ich besaß während meiner Schulzeit den „Papalagi“ von Erich Scheurmann und war erstaunt, als ich erfuhr, daß dieser nur ein wenig später erschienenes Ideenplagiat von Paasches Brieftexten war. Als der „Papalagi“, neu aufgelegt, im Zuge der Alternativwelle 1977 zu einem ungeahnten Erfolg wurde, kam es zu einem bemerkenswerten Rechtsstreit mit bundestypischem Ausgang – siehe ZEIT v. 24.11.1989, noch in „unverzimmerter“ Rechtschreibung.
Paasche wäre ein würdiger Namengeber für Straßen u.ä. Anscheinend hat das aber noch niemand erfolgreich vorschlagen können.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 10.05.2012 um 05.21
Umfragen zufolge liegt die Linkspartei in der Wählergunst derzeit bei rund vier Prozent. Damit verpaßte sie zwar den Wiedereinzug in den Landtag, jedoch sind noch knapp 40 Prozent der Stimmberechtigten unentschlossen, welcher Partei sie ihre Stimme geben wollen. … Verschiedene Zeitungen verzichten mittlerweile komplett darauf, die Linkspartei zu erwähnen. Einige retuschierten Spitzenkandidatin Schwabedissen weg aus Fotos, die zur sogenannten Elefantenrunde der Spitzenkandidaten beim Westdeutschen Rundfunk gemacht wurden.
junge Welt.de 10.5.12 (in Traditionsschreibung)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 23.04.2012 um 08.13
[Kai Degenhardt im Interview in der „jungen Welt“ (nicht angepaßt):]
[Kai Degenhardt] Der gleiche Schreiber, der das engagierte Lied rückblickend als naiv bezeichnet, will ja nicht als jemand dastehen, der sich politisch angepaßt hat und einfach nur mitmacht.
Auf Ihrer neuen Platte »Näher als sie scheinen« tauchen Figuren auf, die ebenfalls Elemente solcher Biographien mitbringen. Sie zeichnen Charaktere, die sich vom politischen Rebellen zum angepaßten Erneuerer im Rahmen neoliberaler Arbeitswelten entwickeln. Warum interessieren Sie sich für diese kleinbürgerlichen Auf- und Abstiegskarrieren?
[Kai Degenhardt] Das hat sicher damit zu tun, daß ich diesem Milieu sehr nahe bin. Ich komme aus diesen Jahrgängen und den Milieus, wo so etwas stattfand. Der Mainstream in meiner Altersstufe wurde linksradikal sozialisiert, sogar in den Schulen. Ich war auf einer Gesamtschule, von der ich den Eindruck hatte, daß die Hälfte des Kollegiums in K-Gruppen organisiert gewesen war…
junge Welt 21.4.2012
»Wenn du wegrutschst jetzt an dem hellichtgrünen Tag / Auf dem schwarzen Boulevard und dich der Ekel packt / vor allen Gegenständen und der Ratte Zeit, die frißt und nagt«.
junge Welt 23.4.2012
eingetragen von Sigmar Salzburg am 25.03.2012 um 07.43
Der Riß
Rauhes Klima auf der Sonneninsel Hiddensee: Ernst Busch im Abseits, Bürgermeister im Zwiespalt …
junge Welt 24.3.2011
eingetragen von Sigmar Salzburg am 31.01.2012 um 12.29
In der aktuellen „jungen Welt“ steht ein aufschlußreicher Artikel zu einem bekannten Staatsorgan (in bewährter Rechtschreibung) – daraus nur ein Zitat:
Meine Akte
50 Jahre vom Geheimdienst überwacht: Das Amt führt Kalten Krieg gegen das Grundgesetz
Von Wolfgang Gehrcke
… Auf meine Argumentation, daß Staatsakten in der Regel für 30 Jahre gesperrt sind und dann öffentlich werden und zumindest für meine Akte das auch gelten müsse, ich also bis 1980 die Akte einsehen können sollte, antwortete der Richter: »Sie sind Abgeordneter, ändern Sie doch die Gesetze.«
jungewelt.de 31.1.2012
So etwas ähnliches haben wir als Mitstreiter der Bürgerinitiative gegen die Rechtschreibreform auch des öfteren von Amtsträgern hören müssen. Nun – wir haben die Gesetze durch die Volksabstimmung geändert. Doch nach wenigen Monaten wurde das vom Volke Beschlossene wieder annulliert – durch den bekannten Parteienklüngel, ohne vom Volk dazu ermächtigt worden zu sein: Real existierende „Demokratie“.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.11.2011 um 12.47
Die „junge Welt“ schreibt (in traditioneller Rechtschreibung) u.a.:
... Seine recht eigenartige Kindheit verbrachte Ungerer als das jüngste von vier Geschwistern im elsässischen Logelbach, nahe Colmar, wohin sich seine Mutter zurückgezogen hatte, nachdem ihr Mann, der ein Künstler, Historiker und Büchersammler war und sogar die Astronomische Uhr des Strasbourger Münsters gewartet hatte, verstorben war. Ungerer kam erst einmal nicht mit Gleichaltrigen zusammen, da seine Mutter überfürsorglich agierte und in der Familie auch nur Französisch sprechen ließ. Elsässisch galt als Sprache des einfachen Volkes. Wie auch das Deutsche lernte er es erst in der Schule, was er regelrecht als befreiend empfand. Das Abitur verfehlte er, der in seinem Abschlußzeugnis sogar als »pervers« und »subversiv« bezeichnet wurde…
8.12. 2011 – 18.3.2012 Ausstellung: Tomi Ungerer: Satiricon – Das satirisch-komische Werk, caricatura-Museum Frankfurt/Main
jungewelt.de 28.11.2011
Aber warum diese politische Korrektheit? „Straßburg“ ist der seit Jahrhunderten anerkannte deutsche Name der Stadt.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.11.2011 um 20.57
Die „junge Welt“ brachte heute zu Heinrich von Kleists 200. Todestag eine Würdigung von Kai Köhler, z.Zt. Professor für Germanistik in Seoul (in richtiger deutscher Rechtschreibung):
Diese Werke zeigen bereits alle Charakteristika von Kleists Dramen: eine Vorliebe für aufs äußerste gesteigerte Paradoxien; eine Behandlung, die den Vers an die Grenzen seiner Möglichkeiten treibt und doch das metrische Grundmuster stets erkennen läßt; eine Sprachbetonung, die gleichsam gestisch die Haltungen der Figuren zueinander vorschreibt …
jungewelt.de 21.11.2011
Siehe auch die neue Kleist-Gesamtausgabe
und Anmerkungen von Norbert Schäbler.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 21.10.2011 um 22.06
Daß die Aufständischen mit ihrem Gefangenen »kurzen Prozeß« machten, dürfte seinen Grund darin haben, daß sie sich dem Risiko eines ordentlichen Gerichtsverfahrens, in dem auch ihre Greueltaten und die ihrer massakererprobten ausländischen Helfer zur Sprache hätten kommen können, nicht aussetzen wollten.
junge Welt 22.10.2011
eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.05.2011 um 09.27
»Er weiß, daß er über sich nachdenkt«
Über neoliberale Hirnforscher im allgemeinen und das Hirn Gerhard Roths im besonderen. Ein Gespräch mit Alexander Braidt
Interview: E-Mail-Interview: Reinhard Jellen
Alexander Braidt, Privatgelehrter aus München, hat im Oktober bei Pahl-Rugenstein eine »Streitschrift zum Menschenbild der jüngeren Hirnforschung« mit dem Titel »Bewußtsein. Der Abgrund zwischen Mensch und Tier« veröffentlicht (355 S., 26 Euro)
Sie schreiben in Ihrem aktuellen Buch, daß Geistes- und Naturwissenschaften in bezug auf das Bewußtsein konträre Positionen vertreten. Welche sind das?
Die Philosophie hat seit Kant und Hegel keine überzeugenden Aussagen über die Welt mehr hervorgebracht, während die Naturwissenschaft mit immer neuen, aufregenden Teilergebnissen glänzen kann. …
… Es läßt sich kein spezieller Ort für das Ich im Gehirn finden, aber die Allerweltsvorstellung vom Ich suggeriert einen zentralen Steuermann im Kopf. Daraus schließen sie, daß es ein Ich nicht gibt.
… spätestens seit dem Cro-Magnon-Menschen denkt, spricht und handelt der Mensch radikal anders als das intelligenteste Tier; seitdem vergrößert sich der Abgrund immer mehr, obwohl sich das Gehirn des Menschen nicht relevant verändert hat. Als entscheidendes Ingrediens, als Zusatzqualität, hat das Gehirn des werdenden Homo sapiens das Bewußtsein gewonnen.
... Der Mensch denkt nicht nur »über sich selbst« nach, sondern er tut dies auf exquisite Weise: Nämlich vor seinem »inneren Auge«, er weiß, daß er über sich nachdenkt. …
Am Ende eine Frage, die schon Kant umgetrieben hat: Wie frei ist der freie Wille?
Das eigentlich Skandalöse an der Debatte über den sogenannten freien Willen war, daß endlos schwadroniert wurde, ohne den Freiheitsbegriff zu klären. Die Deterministen in der Hirnforschung – vorneweg Gerhard Roth und Wolf Singer – polemisierten gegen die weltfremde Vorstellung einer absoluten Freiheit. Nur: Was kann überhaupt absolut frei sein? Außer einem eingebildeten Gott, der genau aus diesem Grund nicht real existieren kann, fällt mir partout nichts ein. …
junge Welt 5.5.2011
eingetragen von Sigmar Salzburg am 08.04.2011 um 07.43
Verhandeln statt bomben
Offener Brief an Uri Avnery: Krieg wird die Welt niemals besser machen
junge Welt dokumentiert einen offenen Brief Wolfgang Gehrckes, außenpolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke im Bundestag, an den israelischen Publizisten und Friedensaktivisten Uri Avnery...
Lieber Uri,
da wir in den vergangenen Jahren in der wirklich schwierigen, unglaublich vertrackten Nahost-Problematik gut und auch mit Sympathie zusammengearbeitet haben, bin ich mir sicher, daß Widerspruch Dich nicht verletzt, ...
jungewelt.de 8.4.2011
Wolfgang Gehrke (Linke) schreibt an Urs Avnery in Reformschreibung, die „junge Welt“ veröffentlicht in deutscher Kulturrechtschreibung. In der Eile wurde einiges übersehen.. Die traditionellen „ß“ schafft der Automat, vereinzelte unhöfliche „du“, „dir „ und „deine“ blieben, das hypertrphe „aufs Neue“ wurde gefunden und durch traditionelle Kleinschreibung ersetzt, das falsch reformierte „Recht“ blieb, „vielleicht hast du Recht“ „ich gebe dir hundertmal Recht“, nur die Anrede wurde traditioneller Höflichkeit angepaßt. „Gaddafi“ erhielt die bessere Umschrift „Ghaddafi“; allerdings herrscht da im Deutschen Chaos. Richtiger schreiben die anglophonen Agenturen „Qaddafi“, obwohl das Qaf in Nordafrika nicht klassisch klingt.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.02.2011 um 12.14
Mein Kind kann Mandarin
Brauchen wir das Gymnasium für Babys? Einwurf zum Förderwahnsinn
Von Colin Goldner
Eine der fatalsten Folgeerscheinungen von Neoliberalismus und PISA-Studie ist der Wahn vieler Eltern, ihren Kindern mit ausgetüftelten Frühförderprogrammen einen »Vorsprung« vor allen anderen verschaffen zu müssen. Und zwar schon ab dem dritten Lebensjahr. In besonderen Kursen malen sie ägyptische Hieroglyphen und chinesische Schriftzeichen, ….
Die Eltern aber glauben, was ihnen von selbsternannten Frühförderpädagogen und Neurodidaktikern eingeredet wird, daß nämlich die schwierigen Begriffe sich »irgendwo« in der Großhirnrinde des Kindes verankern würden … Private Frühfördereinrichtungen, in die finanziell bessergestellte Eltern ihren Nachwuchs parallel zum meist ebenfalls privaten Kindergarten schicken, haben Hochkonjunktur: »Enrichment Education for Tomorrow’s Leaders!« Die Kosten für einen 24-Monate-Kurs bei einem Berliner Anbieter – zwei Stunden pro Woche – liegen bei 2 880 Euro.
Knapp 25000 Kinder besuchen derzeit eines der Helen-Doron-Zentren, in denen sogenanntes »Early English« bereits für drei Monate alte Babys angeboten wird. Die Zahl der Anmeldungen verdopple sich jährlich, so der Deutschland-Koordinator des US-Franchiseunternehmens. Säuglingen werden in den Kursen englische Lieder vorgesungen, Kleinkindern werden Bildkärtchen mit englischen Begriffen gezeigt, die sie oft noch nicht einmal auf deutsch kennen. Die Kinder werden mit englischen Begriffen regelrecht überflutet, in der Annahme, irgend etwas werden schon im Neokortex hängenbleiben und die Investition bezahlt machen.
Derlei Programme sind, wie Lern- und Gedächtnisforscher kritisieren, absurd: Es gibt keinerlei Anhaltspunkt, daß Babys oder Kleinkinder irgendeinen Vorteil daraus bezögen, außerhalb ihres gewohnten Lebenszusammenhanges englischen – wahlweise auch russischen, chinesischen oder japanischen – Lauten ausgesetzt zu werden. Ganz im Gegenteil: Kinder, denen von ehrgeizigen Eltern und Lerntrainern eingetrichtert wurde, daß sie anderen immer zumindest eine Nasenspitze voraus seien und sein müßten, können massive Probleme bekommen, wenn sie erkennen – sprich: im wirklichen Leben erkennen müssen –, daß sie einfach nur durchschnittlich und ganz normal sind.
jungewelt.de 24.2.2011
Das andere Extrem bildet die Erleichterungspädagogik, die mit viel „Stuss“ und „ss“ angeblich Lernvorteile erzielt. Das wird in dieser Zeitung vorteilhaft vermieden.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.12.2010 um 07.33
Ja zur Mappus-Show
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Nach Geißlers Schlichterspruch schallen laute Proteste durch das Stuttgarter Rathaus: »Oben bleiben« und »Mappus muß weg«
Mehr Bürgerbeteiligung, mehr Transparenz, für den Tiefbahnhof – auf diesen kurzen Nenner läßt sich der Schlichterspruch im Streit um das Projekt »Stuttgart 21« bringen. »Ich halte die Fortführung des Baus von ›Stuttgart 21‹ für richtig«, sagte der als Vermittler zwischen Befürwortern und Gegnern eingesetzte CDU-Politiker Heiner Geißler ...
Die Aufgabe des milliardenschweren Prestigeprojekts oder auch nur ein Baustopp werden von den »S21«-Protagonisten aber weiterhin kategorisch ausgeschlossen.
Statt dessen planen sie nach Informationen der »Parkschützer«, bereits am Freitag weitere Bäume am Nordausgang des Stuttgarter Hauptbahnhofs zu fällen. Die Organisation ruft zu Blockaden dagegen auf. Am 30. September hatte die brutale Räumung des Schloßgartens zur Durchsetzung der ersten Baumfällarbeiten zu heftigen Kontroversen und der Einrichtung eines Untersuchungsausschusses im baden-württembergischen Landtag geführt. Neben den Blockaden ist für kommenden Samstag (14 Uhr, Hauptbahnhof) eine weitere Großkundgebung geplant. Am 11. Dezember findet in der Landeshauptstadt eine Demonstration statt, zu der bundesweit mobilisiert wird...
jungewelt.de 1.12.2010
eingetragen von Sigmar Salzburg am 14.07.2010 um 06.08
Nachdem 1998 in Schleswig-Holstein die Rechtschreibreform durch die Bürger abgewählt worden war, trat kurze Zeit später überraschend ein bis dahin unbekanntes Aktionsbündnis ans Licht der Öffentlichkeit: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kündigte an, 10000 von der Bertelsmann AG gestiftete Lexika in Reformschreibung an die Schulen zu verteilen – unausgesprochen natürlich, um die demokratische Entscheidung des Volkes zu unterminieren.
Daß der Bertelsmann-Konzern seine Macht auch durch die „Rechtschreibreform“ zu erweitern trachtete, war allgemein bekannt. Daß aber schon eine enge Kumpanei zwischen Konzern, Regierungsparteien und Gewerkschaften bestand, war für die meisten doch überraschend. Einen umfangreichen Artikel hierzu, ohne allerdings auf den Nebenkriegsschauplatz „Rechtschreibreform“ einzugehen, bringt heute, in „richtiger“ Rechtschreibung, die „junge Welt“. Hier können nur Stichworte gebracht werden. Der Verfasser, selbst GEW-Mitglied, schreibt am Schluß:
Der Bildungsbegriff à la Bertelsmann ist funktionalistisch und auf die Bedürfnisse der modernen Industrie ausgerichtet. Daß ausgerechnet die GEW Handreichungen zum »kooperativen Lernen« herausgibt, ist dabei eine Pointe, über die zu lächeln ich mich weigere.
Der Titel der Untersuchung in der jW lautet:
Das heimliche Ministerium
Hintergrund. Die Bertelsmann Stiftung setzt ihre neoliberalen Bildungskonzepte für Universitäten und Schulen über die Politik durch. Der Bertelsmann AG wird so ein Milliardenmarkt geschaffen
Von Steffen Roski
Die Bertelsmann AG, eine der größten Medien- und Dienstleistungskonzerne weltweit, ist an keiner Börse notiert. Aktionäre sind die Bertelsmann Stiftung (76,9 Prozent) und die Familie Mohn (23,1 Prozent). Die Stiftung wirtschaftet – folgt man Studien des Soziologen Frank Adloff, der sich auf Stiftungen spezialisiert hat – de facto mit öffentlichem Geld, weil durch die Übertragung von drei Vierteln des Aktienkapitals auf die Stiftung gut zwei Milliarden Erbschafts- und Schenkungssteuer gespart werden konnten. …
…. Der Hamburger Pädagoge Horst Bethge hat präzise herausgearbeitet, wie die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit NRW-Landesregierung, Schulbehörden, aber auch der DGB-Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft das Projekt »Selbständige Schule« vorangetrieben hat. …
Deutlich wird an diesen beiden prominenten Beispielen der NRW-Bildungspolitik, daß die Bertelsmann Stiftung sowie das von ihr finanzierte CHE (Jahresetat etwa zwei Millionen Euro) in einer wohldosierten Mischung aus Druck und Konsensstrategien in der Lage gewesen ist, Politik – und zwar sowohl CDU/FDP als auch Sozialdemokratie und Bündnisgrüne –, staatliche Bürokratie, quasistaatliche Standesgruppen wie die Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Unternehmen, aber auch Gewerkschaften sowie andere zivilgesellschaftliche Akteure und Stiftungen als »Partner« zu gewinnen. Wie konnte es dazu kommen? …
…
»Die Kassen sind leer«, lautet das Lamento. Ein Medien- und Dienstleistungskonzern wie Bertelsmann wittert hier seine Chance. Ruinierte öffentliche Haushalte bieten einen Ansatzpunkt für »schöpferische Zerstörung«, erkannte bereits der Volkswirtschaftler Joseph Schumpeter. Jede ökonomische Entwicklung baut darauf auf, daß alte Strukturen zerstört werden, um die Produktionsfaktoren immer wieder neu zu ordnen…
Die Druck- und Drohkulisse chronisch unterfinanzierter öffentlicher Haushalte macht es zudem möglich, im Bildungsbereich den Mechanismus der marktlichen Konkurrenz gezielt einzusetzen, um Prozesse im Sinne von Bertelsmann zu steuern…
Für den Schulbereich hat die Bertelsmann Stiftung mit dem Instrument »Selbstevaluation in Schulen« (SEIS) ein analoges wettbewerbliches Steuerungsinstrument entwickelt. Die SEIS-Schulen werden in Rankings untereinander vergleichbar, Bildungsqualität wird reduziert auf Fragebogen gestützte Erhebungen.
Bei der Bertelsmann Stiftung liest sich das so: »Durch den Qualitätsvergleich gründet sich Schulentwicklung nicht länger ausschließlich auf Intuition, Tradition oder pragmatische Entscheidungen, sondern auf Daten. …
Halten wir bis hierhin fest: Einer der weltweit mächtigsten Medien- und Dienstleistungskonzerne »instrumentalisiert« eine eigene Stiftung, die als »heimliches Bildungsministerium« erscheint. …
Der Milliardenmarkt Bildung
… Ein gigantischer Milliardenmarkt harrt der Eroberung! Die Gütersloher Strategen in Konzern und Stiftung erheben bereits die entsprechenden Forderungen, um den Fuß in die Tür des Bildungsmarktes zu bekommen …
Der Erziehungswissenschaftler Reinhold Hedtke berichtet beispielsweise, daß die Bertelsmann Stiftung eine Unterrichtsreihe ausgerechnet zum Thema Urheberrecht finanziert hat. Hier arbeitet sie direkt der Bertelsmann AG zu, die mit dem Rechtehandel viel Geld verdient.
Weit bedrohlicher erscheint mir allerdings die Tatsache, daß es der Bertelsmann Stiftung gelungen ist, über die Promotion von Unterrichtstechniken »mit Methode« in den Schulunterricht vorzudringen. …
»Auch im Lande NRW hat man hin und wieder den Eindruck, daß die Verbindung der Bertelsmann Stiftung mit dem Schulministerium (…) gegen kritische Bemerkungen inquisitorisch verteidigt werden und daß die Schulaufsicht hin und wieder renitenten Lehrkräften mit Konsequenzen droht, wenn sie sich nicht an den betreffenden Programmen beteiligen.« …
jungewelt.de 14.7.2010
eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.07.2010 um 17.09
Seltsame Freunde
Peter Hacks und der »falsche Anhang«
Von Heidi Urbahn de Jauregui
[…] Beim erneuten Lesen in den von Hacks geleiteten Gesprächsprotokollen, die von Thomas Keck und Jens Mehrle mit kluger Sorgfalt und umfassender Kenntnis herausgegeben wurden, stieß ich gestern in einem Gespräch des ersten der fünf Bände, wo es um die Hochachtung der Klassik geht, auf folgende Äußerung des Dichters aus dem Jahre 1975:
» (...)vom Standpunkt der westdeutschen kommunistischen Politik ist es nötig, so zu verfahren, wie der Arbeitskreis Bertolt Brecht verfährt, mit Gewalt für die Erhaltung und die Hochachtung der Klassik zu kämpfen unter wohlbewußter Ausnützung der Tatsache, daß da ganz konservative, ganz tradierte, ganz unverarbeitete bürgerliche Erinnerungen uns zu Hilfe kommen. Und das zur Frage des falschen Anhangs. Es tut mir leid, wenn man über Kunst vernünftig redet, kriegt man auch manchmal Beifall von den Nazis. Wenn ich mich rumschlage mit unseren Dummköpfen von Sprachwissenschaftlern, welche die deutsche Rechtschreibung abschaffen wollen, werde ich vielleicht deswegen nicht verlieren, weil inzwischen die SPD nicht mehr so stark ist, die nämlich die deutsche Sprache auch abschaffen will, sondern weil Franz Josef Strauß im Kommen ist, der mir in dieser Sache hilft. Ich meine, das ist nun mal eine Dialektik, man wird sich abzusondern wissen von seltsamen Freunden, aber man wird nicht verhindern können, daß man in allen Fragen, die die indirekte Apologetik betreffen, unter Umständen Beifall von rechts kriegen kann. Das ist so und damit muß man leben, und solange man ihn brauchen kann, ohne daß er einen gefährdet, muß man ihn sich sogar gefallen lassen.«
[…]
http://www.jungewelt.de/2010/07-01/043.php 1.7.2010
Alles in ordentlicher Rechtschreibung. Das übrige Bemerkenswerte bitte im Original nachlesen.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 09.05.2010 um 05.36
Sexobjekt des Tages: Neandertaler
Wie geil ist das denn? Sie haben es also doch getan. Nicht jede neue Erkenntnis wird so sensationell gehandelt wie diese: Der moderne Mensch hatte höchst intimen Umgang mit dem berühmt-berüchtigten Neandertaler. Daß das zum Steinzeitporno mutiert, ist einsehbar: Sex-Schlagzeilen ziehen beim »Homo sapiens« stets den längeren. Daß es sich bei den vor 30000 Jahren ausgestorbenen Mitbewohnern in Europa und Westasien um engste Verwandte von biestiger Erscheinung handelt, gibt der Sache noch einen animalischen Tick. …
Es ist nur urmenschlich, daß die wulstigen Muskelprotze um das einwandernde Sapiens-Frischfleisch nicht so lange einen Bogen machten. Und auch die dem Neandertaler nachgesagte geringere Intelligenz muß nicht zwingend abtörnent gewirkt haben, wie ein Blick auf heutige Sexidole zeigt. …
Ein bis vier Prozent unseres Genoms stammt vom Neandertaler, wurde ermittelt. Diese Einheiraterei dürfte seinem Prestige zwar gut tun. Dennoch könnte es beim Gentest bald heißen: »Mit Ihrem Neandertaleranteil würde ich es mal in der Türsteherszene probieren. Oder gehen Sie doch gleich zur Polizei!« Ein Hinweis an alle Rassisten: Nicht »kontaminiert« sind nur die Afrikaner. (pst)
jungewelt.de 8.5.2010
eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.04.2010 um 07.15
29.04.2010 / Abgeschrieben / Seite 8
Ohne mich!
Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Gehrcke (Die Linke) lehnt die Einladung des Verteidigungsministers Guttenberg, als Beobachter am Bundeswehrmanöver »Extricate Owl 2010« teilzunehmen, ab. In einem offenen Brief erklärt er ihm, warum:
Sehr geehrter Herr Minister, verehrter Herr Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg,
… Kein Manöver, was auch immer im einzelnen geübt werden mag, kommt um die Tatsache herum, daß die Bundeswehr von einem Instrument der Landesverteidigung zu einer Armee im Krieg gemacht worden ist. …Ich gehöre einer Generation an, für die es selbstverständlich war, daß von deutschem Boden nie wieder Krieg ausgeht. Das gab mir für meine Tochter und meine Enkelin die Hoffnung, daß Deutschland zum Frieden und nur zum Frieden beiträgt. Ich wollte, daß wir nie mehr Helden brauchen und stolz nur auf den Mut des Alltags sind. …
http://www.jungewelt.de/2010/04-29/034.php
eingetragen von Norbert Lindenthal am 10.10.2004 um 18.08
11.10.2004
Gestern ist morgen
jW dokumentiert Rede von Friedrich Wolff zum 55. Jahrestag der Gründung der DDR
…
Die BRD haben wir überschätzt
Der Rückblick auf unsere 14 Jahre in der BRD enthält – jedenfalls für mich – manches Überraschende. Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit, Drogenmißbrauch und Kriminalität, schöne Autos und Konsumfreuden hatte ich erwartet. Doch daß die Bundesbahn nicht pünktlich ist, daß große Manager in großen Unternehmen großen Mist machen, daß Politiker käuflich sind, daß die Politik mit Problemen wie Hundehaltung, Ladenschlußzeiten, Rechtschreibreform und erst recht mit Steuer-, Gesundheits-, Rentenreform nicht fertig wird, daß Gesetze dilettantisch gemacht sind, das alles hatte ich nicht erwartet. Ich hatte geglaubt, die Bundespolitiker, die Bundesbeamten und natürlich die Wirtschaftskapitäne seien besser, als unsere Funktionäre es waren. Ich hatte sie überschätzt. Auch die Juristen habe ich überschätzt. Sie haben zwar mehr und dickere Bücher und Zeitschriften, haben ein längeres Studium absolviert, können besser Englisch, aber die Urteile sind nicht besser und die Gesetze auch nicht. Ein Reformgesetz jagt das andere, ihnen folgt die Nachbesserung, der Nachbesserung folgt das Bundesverfassungsgericht. Ich kann es nicht beweisen, aber ich habe den Eindruck, dieses Land, dieses System ist krank und wird sich nicht mehr erholen. Nicht wenige Menschen fühlen sich an die letzten Tage der DDR erinnert.
…
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