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-- Wie sähe das reformiert aus? (http://Rechtschreibung.com/Forum/showthread.php?threadid=1182)
eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.08.2020 um 05.02
Auf dem Schlachtfeld der „Reform“ hätte man noch eine „Hand voll Artefakte“ finden können, aber das zeugt inzwischen von mangelnder Bildung:
„Wir haben nur eine Handvoll Artefakte gefunden, was angesichts des schlechten Erhaltungszustands dieses Schlachtfelds kaum verwunderlich ist“, sagt Lewis.... (Apollonia-Arsuf: Final Report of the Excavations, Kapitel 23) Quelle: Final Report, Haaretz – scinexx.de 11.8.2020Anders die nach 200 Jahren vernünftigen Gebrauchs eingeführte „reformierte“ Spaltung „so_genannt“, die seither in vielen Schreibprogrammen fest implementiert ist.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 28.08.2016 um 06.48
Eigentlich suchte ich etwas anderes, aber nun bin ich auf Seite 35 (R. P. Feynman, Vorlesungsmitschrift „Quantenelektrodynamik“ 1961, deutsch 1989 Oldenbourg) und lese:
Die Maxwellschen Gleichungen jedoch werden bei Anwendung dieser Transformation geändert, und frühe Arbeiten auf diesem Gebiet versuchten mit Hilfe dieser Eigenschaft, die Geschwindigkeit der Erde absolut zu bestimmen (Michelson-Morley-Experiment). Der Mißerfolg, irgendeinen Effekt dieser Art zu entdecken, führte schließlich zu dem Einsteinschen Postulat, daß die Maxwellschen Gleichungen in jedem Koordinatensystem die gleiche Form haben; und im besonderen, daß die Lichtgeschwindigkeit in allen Koordinatensystemen die gleiche ist. Die Transformation zwischen Koordinatensystemen, welche die Maxwell-Gleichungen invarant läßt, ist die Lorentz-Transformation: [...] , wobei tanh u = v/c. Im folgenden werden wir die Zeiteinheit so festlegen, daß die Lichtgeschwindigkeit c gleich eins wird.
Die bis 1996 in den Hinterzimmern der Kleinschreibreformer und Politiker ausgekungelten „Verbesserungen“ und „Erleichterungen“ könnten heute so aussehen:
Die maxwellschen Gleichungen jedoch werden bei Anwendung dieser Transformation geändert_ und frühe Arbeiten auf diesem Gebiet versuchten mithilfe dieser Eigenschaft_ die Geschwindigkeit der Erde absolut zu bestimmen (Michelson-Morley-Experiment). Der Misserfolg_ irgendeinen Effekt dieser Art zu entdecken_ führte schließlich zu dem einsteinschen Postulat, dass die Maxwell’schen Gleichungen in jedem Koordinatensystem die gleiche Form haben; und im Besonderen, dass die Lichtgeschwindigkeit in allen Koordinatensystemen die Gleiche ist. Die Transformation zwischen Koordinatensystemen, welche die Maxwell-Gleichungen invarant lässt, ist die Lorentz-Transformation: [...] , wobei tanh u = v/c. Im Folgenden werden wir die Zeiteinheit so festlegen, dass die Lichtgeschwindigkeit c gleich eins wird.
Man sieht, welch ungeheuren Nutzen die Hervorhebung des Unwichtigen, die Kleinschreibung der Wichtigen und der Teilersatz der „ß“ für die Wissenschaft hatte, so daß von 1996 bis 2006 mindestens 64 Ministerpräsidenten und Kultusminister sowie Heerscharen von subalternen Staatsangestellten damit befaßt werden mußten – wobei niemand von denen erkannte oder zugeben mochte, daß die ganze „Reform“ kostspieliger Humbug war und weiterhin ist.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 03.07.2013 um 17.09
Stefan Stirneman hat bei Sprachforschung.org über die Arbeit der Schweizer Orthographischen Konferenz berichtet, u.a.:
Zum Sprachbewusstsein gehört heute die Kenntnis der Rechtschreibreform und ihrer Geschichte. Man muss die Krankheit kennen, um sie zu heilen. Eine besondere Krankengeschichte hat das alte Wort fleischfressend ...
In unseren Tagen dichtete Erich Fried:
Usurpation
Eine fleischfressende Pflanze
hatte sich überfressen
an einem ganzen Schwein
sie war nicht groß genug ...
–––––
Wir erinnern uns: 1995/96 hatte die geballte Intelligenz von 16 Kultusministern sowie deren 16 Ministerpräsidenten und Vertretern weiterer europäischer Staaten beschlossen, daß nur noch „eine Fleisch fressende Pflanze“ richtig geschriebenes Deutsch sei.
Die gleiche Regel hätte auch für einen Buchtitel gelten sollen, den ich in einer kürzlichen Rezension von Siegfried R. Krebs fand:
Denis Diderot
Ein funkensprühender Kopf
Mit der „Reform“ hätte man den Titel gefälliger auf drei Zeilen verteilen können:
Denis Diderot
Ein Funken
sprühender Kopf
Trotz aller Reparaturreformen besiedeln die genveränderten Fleisch fressenden Pflanzen weiterhin verarmte Nährböden, unter anderem beim Bayerischen Rundfunk:
La Digue mit seinen Kokos-Farmen birgt ebenso seine Eigenheiten wie Mahé mit seinen gewaltigen Baumriesen, den Fleisch fressenden Pflanzen und seinen Flughunden ...
br.de 26.6.2013
eingetragen von Sigmar Salzburg am 15.05.2013 um 13.03
1995/96 beschloß die versammelte Inkompetenz von 16 Kultusministern und 16 Ministerpräsidenten der Länder die Zwangseinführung der „Rechtschreibreform“. Glanzstück waren die neuen sss-Greuel und die oft volli-diotische Getrenntschreibung. 10 Jahre lang verweigerten die Politiker und ihre Nachfolger eine Rückkehr zur Vernunft. Erst als der Springer-Konzern zeitweilig ausstieg, gab es einen Minimalrückzug.
Heute schreibt kaum noch jemand „Fleisch fressend“, auch Wissenschaft.de nicht:
Nur hier haben wir es zur Erinnerung noch einmal eingefügt:
Kleinstes Genom der Pflanzenwelt
Fleisch fressende Pflanze widerlegt bisherige Annahmen zur Unverzichtbarkeit der Junk-DNA
… das harmlose Aussehen täuscht: der Zwerg-Wasserschlauch ist Fleisch fressend. Einige seiner Unterwasser-Blättchen sind zu aktiven Fangblasen umgebildet, mit denen er kleine Krebse und Wasserinsekten fängt. Dafür pumpt er das Wasser aus den Bläschen heraus und erzeugt so in ihnen einen Unterdruck, der seine Beute in die Falle saugt. Doch die Fleisch fressende Pflanze besitzt noch eine Besonderheit, wie ein internationales Forscherteam jetzt festgestellt hat: Ihr Erbgut ist das kleinste aller höheren Pflanzen - und es besitzt erstaunlicherweise so gut wie keine "Junk-DNA".
… Die Fleisch fressende Pflanze hat ihr Erbgut offenbar bis auf das Allernötigste reduziert - übrig blieben fast nur die proteinkodierenden Gene und ein paar kleine, für die Genregulation zuständigen Zwischenabschnitte. Die normalerweise den größten Anteil ausmachende Junk-DNA ist dagegen bis auf drei Prozent des Gesamt-Erbguts zusammengeschrumpft.
wissenschaft.de 12.5.2013
eingetragen von Sigmar Salzburg am 11.03.2013 um 15.56
Im Jahr 1919 erhielt Einstein die Nachricht, die in Westafrika beobachtete Sonnenfinsternis habe seine Vorhersage bestätigt, dass sich Sternenlicht wegen der Gravitation auf gekrümmten Wegen ausbreite. Hätte sich etwas anderes gezeigt, bemerkte er ziemlich selbstsicher, "hätte mir das leid getan für den lieben Gott – denn die Theorie ist korrekt".
newscientist.de
Von 1996 bis 2006 hatten die „Bildungs“-Minister dekretiert:
Hätte sich etwas anderes gezeigt, … "hätte mir das Leid getan für den lieben Gott …".
Heute müßte es „leidgetan“ heißen, was aber viele nicht ernstnehmen.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.02.2013 um 13.19
Am Ende siegt natürlich das Gute, die böse kinderfressende Hexe wird von Hänsel überlistet und landet im Ofen.
n-tv.de 26.2.2013
Die ursprünglich von den Kultusministern erpreßte „Reform“ verdrehte den Sinn fast genau ins Gegenteil:
Am Ende siegt natürlich das Gute, die böse Kinder fressende Hexe wird von Hänsel überlistet und landet im Ofen.
eingetragen von Sigmar Salzburg am 29.10.2012 um 07.44
Hakeburg Kleinmachnow
Abgeschirmt von der Öffentlichkeit feierte hier die braune Elite so manches rauschende Fest…
Zu Hochzeiten im Winter 1943/44 waren aber immerhin rund 900 der insgesamt rund 1200 RPF-Forscher in Kleinmachnow im Einsatz.
spiegel.de 26.10.2012
Mehr Systematik bitte, entweder
Hochzeiten gegen Hohchzeiten/Hoochzeiten
oder
Hochchzeiten/Hocchzeiten gegen Hochzeiten!
Sonst hatten die Reformer doch Mut zum Blödsinn:
... die Zwölf- bis 13-Jährigen ...
eingetragen von Sigmar Salzburg am 16.04.2009 um 03.08
Protestierern gegen die ZEIT-Umstellung 1999 mußte Helmut Schmidt als Herausgeber schreiben (auch mir): „ … Im übrigen beeinträchtigt dies das Lesevergnügen nach meiner Erfahrung nicht. …“ – Das erfahre ich ganz anders. Schon beim Lesen ordentlich geschriebener Texte wird man an die Dummheiten der „Reform“ erinnert, z.B. heute morgen beim Blättern in Petronius’ „Satyricon“, dem genialen antiken Romanfragment, in der zweisprachigen Ausgabe des Akademie Verlages 1992 (Otto Schönberger), S. 61 ff.:
„Schon hatte eine Dirne für ihre Zelle ein As kassiert, schon hatte er Hand an mich gelegt, und wäre ich nicht stärker gewesen, hätte ich dran glauben müssen. … So sehr, schien mir, hatten alle allenthalben Stendelwurz [satyrion] getrunken. … Mit vereinten Kräften entkamen wir dem lästigen Kerl.“
„As“ ist der Singular (eig. masc.) des römischen Geldstücks, das später über die französischen Spielkarten zu unserem gebräuchlichen „As“ wurde. Hätte es Schönberger heute als nie dagewesenes „Ass“ schreiben müssen? – Und damit auch dem Dümmsten der „Ständer“ kommt, haben die Kultusminister in Erinnerung an das alte Potenzmittel die reformaffengeile Schreibung „Ständelwurz“ ermöglicht, die es ebenso nie gegeben hat.
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 01.08.2008 um 17.07
Spiegel online:
"Die Leute denken natürlich nach ein paar Monaten, die Frau hat einen Spleen, weil sie immer Handschuhe trägt." Im Familien- und Bekanntenkreis wunderte man sich unterdessen, dass sie, die doch immer gern gekocht und gegessen hatte, nun Brötchenteller und selbstgebackene Kuchen unangetastet ließ.
Die reformierte Schreibweise, „…dass sie nun Brötchenteller und selbst gebackene Kuchen unangetastet ließ“, verändert den Sinn völlig, ist aber seit 2006 besonders empfohlene Dudenschreibung. Bis 2004 war sie allein zulässig.
Spiegel online 28.7.2008
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,568508,00.html
eingetragen von Sigmar Salzburg am 24.11.2005 um 08.28
DIE WELT schreibt seit einem Jahr wieder traditionell, zum Beispiel heute die Überschrift:
Wieviel Homosexualität sein darf: Eine neue Richtlinie des Vatikans zu einem alten Problem
In „Reformschreibung“ würde daraus eine Anleitung zum möglichst weitgehenden Ausleben gleichgeschlechtlicher Neigungen:
Wie viel Homosexualität sein darf: Eine neue Richtlinie des Vatikans zu einem alten Problem
Der Grammatiker Peter Eisenberg sagte einmal, das Schlimmste wäre eine Rechtschreibung, die einen etwas zu schreiben nötigt, was man doch gar nicht sagen wollte.
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 05.10.2004 um 18.22
BILD am SONNTAG, 3.10.04
in vernünftiger Rechtschreibung:
Udo Lindenberg erinnert daran, daß er oft „breit“ – alkoholisiert – war:
„Ich habe den Breitengrad des öfteren überschritten.“
Die neue Rechtschreibung suggeriert die Existenz eines geheimnisvollen „Öfteren“:
„Ich habe den Breitengrad des Öfteren überschritten.“
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 26.09.2004 um 05.31
Elberfelder Übersetzung (1982), „behutsam" reformiert:
1.Mose 1,29 Und Gott sprach: Siehe, ich habe euch alles Samen tragende Kraut gegeben, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an dem Samen tragende Baumfrucht ist: es soll euch zur Nahrung dienen;…
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.08.2004 um 11.16
„Deutschlandbericht“ von Carl Zuckmayer, 9. Folge, über die deutschen Verhältnisse kurz vor und nach dem Kriege:
Als Schriftsteller finde ich es schwer, so erschütternde Geschichten wie die von dem heroischen Kampf Frau Althoffs, der Eigentümerin und Direktorin eines Wanderzirkus in Westdeutschland, um die Erhaltung und das Überleben ihrer dressierten Tiere auszulassen. Oder die Geschichte von dem „einzigen seiltanzenden Schwein der Welt", das von einer Gruppe deportierter Polen geschlachtet und gegessen wurde, …(FAZ 28.8.04)
„Reformiert“: …die Geschichte von dem „einzigen Seil tanzenden Schwein …"
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Sigmar Salzburg
eingetragen von Sigmar Salzburg am 30.08.2004 um 11.14
„Sogar Zeiten, die als klassizistisch-geschmackssicher gelten, kannten da keine Bedenken. Fürst Franz-Dessau ließ in seinem von Goethe hochgerühmten Landschaftspark Wörlitz einen künstlichen Vesuv errichten, der bei festlichen Gelegenheiten in Aktion trat und greuliche Rauchwolken ausstieß."
(FAZ v. 27.8.02)
neu: „gräulich“ – Farbe oder Empfindungsurteil?
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Sigmar Salzburg
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